gewinnen,
V., unr. abl.;
vgl. generell: f. – Hoch komplexes und dicht vernetztes Bedeutungsfeld; 1-17 eher mit Obj. d. S., 18-24 eher mit Obj. d. P.; innerhalb 1-17 ist 1 sehr generisch, 2-5 beziehen sich auf die Art des Gewinnens (militärisch, im Spiel, rechtlich, wenig aufwendig); 6 als resultativ zu 1 auffaßbar, 7 mit Betonung der Komponente ,herausholen‘; 8-17 im Vergleich zu 1-6 mit eher abstrakter Größe als Obj. d. S.: Haltungen, Handlungen, Vorgänge u. ä., dabei unterschiedliche Rolle des eigenen Zutuns bzw. des natürlich oder durch Umstände bedingten Geschehens; 14 und 15 mit Tendenz zum Funktionsverbgefüge; 16 und 17 als Metonymie an 2 bzw. 4 anschließbar; 18ff. auf verschiedene Arten des
gewinnens
e. P. bezogen.
1.
›etw. gewinnen, erwerben, in seinen Besitz bringen / nehmen, sich etw. aneignen; etw. verdienen, durch wirtschaftliche Tätigkeit erwerben; Gewinn machen, den Gewinn davontragen; die Oberhand gewinnen, siegen (dann ohne Obj.)‹; bezogen auf sehr verschiedene Möglichkeiten des Erwerbs; vgl. dazu die Liste bedeutungsverwandter und sachbereichszugehöriger Verben im Beleg
Schöpper; im Akk.obj. stehen eher konkrete Bezugsgrößen als abstrakte (dies im Unterschied zu 8-16
). – Speziell:
a) vereinzelt rechtsformelhaft:
js. huld gewinnen
›js. verstehende Nachsicht, die rechtsrelevante Erklärung des Verzeihens gewinnen, erhalten‹.
b) ›etw. erbeuten‹.
Phraseme
ein gewinnender
(im Gegensatz zu:
beschwerender
)
titel
;
nie guten tag gewinnen
o. ä.;
das botenbrot an jm. gewinnen
;
nie eine handvol kornes gewinnen
›zu nichts kommen‹;
ein antlit am rücken gewinnen
›das Nachsehen haben‹.
Gegensätze:
(vielfach).
Syntagmen
vereinzelt ohne Obj.; mit Akk.obj. d. S.:
etw
. (z. B.
ein gut, die habe / hube, ein gericht, sein brot, die narung, irdische dinge, die ganze welt, das himmelreich, einen zins
)
g., ein recht (wieder) g., mit arbeit, mit der kunst, mit dem schwert etw. g., am liegen etw. g., an einem fuder, an dem wechsel etw
. [einen Betrag]
g., etw. wieder got g., got seiner handgetat etw. (frieden) g.
, mit Akk.obj. d. P.
j. jn. (ein weib) gewinnen
(s. dazu das sachbereichszugehörige Verb
erheiraten
).
Wortbildungen:
gewinnegeld
,
gewinhaus
›Haus, aus dem man seinen Vorteil zieht‹ (a. 1531/48),
gewinnet
1 ›gewonnenes Gut‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Assequi. Erlangen vberkom͂en bekom͂en kriegen erwerben gewinnen erreichen erschleichen errennen erjagen ersteigen erwischen erwuͤnschen erlauffen erhaschen erschoͤpffen auß bringen erscheumen erfolgen ernaschen eroͤbern erfischen erschnappen erdappen ergreiffen erkobern.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1409
):
3 m. den schiffkindern gewynnegelt.
Luther, WA (
1523
):
So hilfft dich denn dein glaub nichts, so hat der teuffel gewunnen.
Ebd. (
1530
):
Sie sollenn sich selber bescheyssen und was sie dran gewinnen, do schmeren sie die schue myt.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
her mach och mit vntat also tuͦn, daz her eyn bose recht gewinnet.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Dat hey alle syn leven lanck | Nye vroelichen dach gewant.
Köbler, Ref. Wormbs
90, 8
(
Worms
1499
):
damit die zyt vnsers gedings gehandelt vnd souil. N. erobert vnd gewonnen.
Ebd.
220, 8
:
Was aber zwey elich gemechde durch ir beider geschicklicheit flysse vnd arbeit miteinander erobert vnd gewonnen hetten.
Ders., Ref. Franckenfort
46, 7
(
Mainz
1509
):
wo man vnd weib in der ehe ligende gütter / [...] / vß einem tittel Lucratiuo oder oneroso / das ist durch einen gewinnenden / oder beschwerenden tittel vß aller hantiru͂g [...] vberkommen / setzen vnd ordenen wir dz solchs beyder elüten gemein sein sol.
Dubizmay, kurß zu Teutze
66, 14
(
hess.
,
1463
):
Der es [graß auff dem täche] sneydet vnd zu garben bindet der gewint nymmer ein hant vol kornes.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn man in czorne syn elich wip irsluge, ab der selbe syn recht wedir gewynnen moge, wenne [...].
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ist ouch, daz ein burger diz lantgerichte gewinnet oder wer iz gewinnet, der muz schozzen.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1515
):
als ir fraw [...] eine tochter gepracht het, gewan sie das pettenprot an mir.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
219
(
Nürnb.
1517
):
Was nutzt es dem menschen, so er die ganzen welt gewünne und sich selbst verleurt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
143, 4
(
Nürnb.
1548
):
hende die da arbeyten / vnd die narung gewinnen sollen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Folgends habe ich auch jene mit dem Schwerd gewonnen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Warumb sint antwerck erdaht ? das jederman sich domit neren sol und sin brot gewinnen.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
15. Jh.
):
der da schenkt und win koft, der sol an ainem fuͦder gewinnen in dem summer 30 ℔ ₰.
Goldammer, Paracelsus
6, 186, 20
(
1530
):
das ist ir
[der
hand
]
verantwurten, daß sie gewunnen hat, nit daß sie gestolen, beschissen rc hat.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Eigen gewu͂nen guͦt wie das moͤg verschafft werden.
Anderson u. a., Flugschrr.
30, 7, 13
([
Straßb.
1522
]):
jch hoͤr wull wan ein kauffman etwas kaufft vnd gewindt etwas dar an / eß müst wucher sein.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 365, 24/29
(
Hagenau
1534
):
Wagen gewinnt / wagen verlewrt. [...] darumb ist es nicht unser thuͦn / handeln und wandeln / gewinnen unnd verlieren / sonder Gottes.
Roloff, Brant. Tsp. Widmung
33
(
Straßb.
1554
):
also das die gerechtigkeit erblindt / die fürsichtigkeit ein antlit am rucken gewint.
Ders., Brant. Tsp.
626
:
[Ich] hatt das schonst holtzseligst weib | Das ye gewan kheins mannes leib.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mit seiner kunst vil gewünnen.
Gwünnen / mit arbeit erlangen. [...] Was wurde ich am liegen Gwünnen ?
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
153, 2
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
etwenne so enist ez [daz geminte] niht gegenwertig aber ist wol in der müglichi, ez zegewinnen, unde denne so ensuochet ez sin ouch niht. Aber etwenne so ist ez im müglich zegewinnen, aber ez ist erhaben über die müglichi dez gewinnenden.
Sappler, H. Kaufringer
12, 69
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
gebt mir die ler, | wie ich das himelreich gewinn.
Ebd.
26, 159
(Hs.
1472
):
wann gott selber hat gelitten | [...] | ettwie vil mer dann dreissig jar, | das er gewann nie guoten tag.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer nicht auenturt / gewint nichts.
Als baldt ein mann gewinnt groß Gut / Verkehrt sich an jhm sinn vnd muth. [...]. An Sünden gewinnt man nichts. Arbeit gewint Fewer auß Steinen. [...]. Ein Geitziger gewinnt sein Gut anderen
[im Folgenden eine reichhaltige Liste weiterer Sprichwörter].
Vbel gewunnen / kompt selten an den dritten Erben
(ebd. ff. weitere Sprichwörter).
[...]. Ein Pfennig erspart / ist auch gewunnen. [...]. Es ist nicht alles gewunnen / was man gewunnen acht. [...].
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
So edels noch so gŭtes, | [...] | So gesellichleichz so gemaines | Hertzen nie gewan ein leib.
Bastian, Runtingerb.
2, 268, 34
(
oobd.
,
1393
):
4½ dn. gewunnen an dem weschel.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
all ihr hueben die sie nun haben und hinfür gewinnen
[formelhaft, mehrfach].
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Köbler, Ref. Franckenfort
48, 4
;
Leman, Kulm. Recht ;
Feudel, Evangelistar
145, 28
;
Küther, UB Frauensee
152, 9
;
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
319, 42
;
Sappler, a. a. O.
1, 384
;
Bastian u. a., Regensb. UB
351, 22
;
Mollay, Ofner Stadtr.
311, 7
;
Tpma
4, 479
.
Vgl. ferner s. v. , ,  1.
Zur Spezialisierung a):
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
welher wirt datz im spilen laet, [...], der sol ein jar ungeschenckt sein, er gewinn dann der purger hulde.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
1641
):
wer das ubergieng, der soll unser hult gewienen und dem armen mann sein schaden ablegen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
ob ainer ain ungwöndlichen weg oder steig zu schaden ainem andern machet, ging, [...], der ist zu wandl v ℔ ₰ und des andern huld zu gewinnen.
– Zur Spezialisierung b): Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 36
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Mit kriege, mit raube gewinnen sie es, wann je mer gehabt, je mer geraubt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
da wardt nicht angesehen storung noch achtung kristenleichs gelawben, sunder guet zu gewingen.
2.
›etw. (ein Land, eine Feste o. ä.) einnehmen, militärisch bezwingen, erobern‹.
Gewisse Beleghäufung in berichtenden Texten.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2,  1, (V., unr. abl.; mehrmals).
Syntagmen:
etw.
(z. B.
den turn / berg, die burg / feste / schanze / stat, das haus / heilige grab / land / schlos, das keisertum Guiana, Cartago / Jerusalem / Rom / Troia
)
g., jm
. (z. B.
den Römern
)
viel landes g
.
Wortbildungen:
gewin
3,
gewinlich
3a) ›einnehmbar, leicht zu erobern‹ (a. 1497f.), 3b) ›siegessicher, siegesgewiß‹,
gewinnung
2.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Subigere. Vnder sich bringen bezwingen / eroͤbern gewinnen einnemen.
Luther, WA (
1523
):
das er eyn mal bey dreytausent man an eyne stadt richtet, das sie sye gewynnen solten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
511, 124
(
Magdeb.
1608
):
Als ob der Feind jhr Schloß vnd Stedte / | Erstiegen vnd gewonnen hette.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Auch gewan he Munkeler, ein figentlich huis. [...]. Auch half he gewinnen Honselbach.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 1
(
Frankf./M.
1626
):
So nahmen doch alle Mittziehende einhelliglich das Geluͤbde auff sich / das gelobte Landt vnnd Jerusalem zu gewinnen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Die gewinnung des pfaltzgrafen. An dornstag [...] ist Bockßberg, sloße und stettelein der von Rosenberg, ane gewonnen.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 10, 3
(Hs. ˹
alem.
,
1. H. 14. Jh.
˺):
Ich bin erkennig, nennig, kurc, | des höchsten küneges sedelburg. | min türne nieman kan gewinnen.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
bi des ziten waz ein merfart und wart daz heilige grab gewunnen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sô müez man si [slange] mit armbrüsten twingen [...], reht als der ain vest gewinnen well.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
205, 17
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das chain purkch oder vest – das ein yeczleicher frummer mensch [...] von dem pösen geist – werd gewunnen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Diser Pompeius gewan den Römern vil lands.
Die Cristen schickten sich so wol und gewinlich in den streit, daz sy von allen haiden hoch gepreist wurden.
Piirainen, Stadtr. Sillein
40a, 9
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Wy herczog goͤdfrid daz lant gewan czu ierusalem.
Wyss, a. a. O. ; ;
Ralegh. America ;
Thür. Chron.
4v, 2
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
50, 2
;
Gille u. a., M. Beheim
22, 91
;
Adrian, Saelden Hort
6564
;
Primisser, Suchenwirt ;
Klein, Oswald
26, 12
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Vgl. ferner s. v.  2,  11,  1.
3.
›im Spiel etw. gewinnen; bei Festlichkeiten, in Turnieren (z. B. bei einem
abenteuer
16) den Preis gewinnen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  32.
Wortbildungen:
gewin
4,
gewinner
2.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
5703
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ich hebe uns myt den wirffel ann, | ab ich den rock gewynnen kan !
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 283, 31
(
Hagenau
1534
):
Ich gewinn das auff setzen. Wer nicht gewinnen kan auff dem spiel / und muß gleich wol ymmer auff setzen.
Ebd.
285, 5
:
Ir werde(t) michs wol wissen lassen / wenn ich gewinnen soll. So spotten sich selbs so nichts gewinnen.
Sappler, H. Kaufringer
19, 105
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
dannocht weret es vil lang | mit des künigs und ritters gang: | die haltent auf des spils gewin, | ob die vent sind gezucket hin.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 42, 31
(
schwäb.
,
1574
):
Dieweyl das spüllen in der herrschaft gar überhand nehmen will, so soll es nit allein [...] verpleiben, sonder der gewiner auch den gewin neben solcher straff heraußzuegeben schuldig sein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Mannicher ist so verschmitzt / wann er das Gelt verspilt hat / so spricht er / er hab nicht einen Pfenning gewunnen.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
ein Abendtheür / [...]. Da gewahn Veit Varenschu den bessern Ochsen / ein Schmidknecht den andern.
Bastian u. a., Regensb. UB
466, 7
(
oobd.
,
1378
):
wann mein herren alles spil, domit man gelt gewinnen oder verliesen mag, [...], verpietent ernstlich bei 1 lb d.
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2395
;
Winter, Nöst. Weist. .
4.
›etw. (einen rechtlich strittigen Gegenstand) erstreiten, sich etw. in einem Rechtsverfahren sichern‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  1,  8, (V.) 11.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den schaden / zins, das geld / gewette / gut, die sache / schuld / lehenschaft
)
g
., jeweils als Obj. d. S.für den Streitgegenstand; mit Inhaltssatz:
g., das [...]
.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Engildet her ym denne by virtzen nachten nicht. so hot der richter syn gewette gewunnen.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 195
(
rhfrk.
,
1359
):
[j.] hat gewonnen an mins herren gerichte daz.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
so mus her antworten, ab der cleger das mit orteil gewynnet unde irwirbet.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Gestet he also, so hat he daz cinsgelt gewunnen.
Ders., Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
dyselben lenscheffte werden alle damyte gewunnen mit rechte.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Wo aber der cleger auf den beclagten die schult vor gericht mit notrecht gewinnet.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
200, 482
(
schles. inseldt.
,
1472
):
ap sÿ ÿm bekenten XI fertones, das durch racht ist gewonnen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Deß frewd muß baldt ein endschafft han / Der wider recht sein sach gewan.
Piirainen, Stadtr. Sillein
43a, 25
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dy schult dy gewunnet wirt mit clage Von der schult dy mit not recht gewunnen wirt.
Cirullies, a. a. O.
195
;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Piirainen, Igl. Bergr.
26, 34r
;
5.
generell: ›sich schnell, ohne viel Aufwand etw. besorgen, verschaffen‹; je nach Bezugsgröße zu spezifizieren; z. B.: ›etw. ernten (z. B.
schlehen
)‹; ›etw. (z. B. ein
obes
) pflücken‹; ›sich etw. (z. B.
geld
) leihen‹; ›(Zeit) gewinnen‹; ›jm. (Geleit) verschaffen‹.

Belegblock:

Chron. Köln
2032
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Also scheir als it dagen began, | der richter in ein schijff gewan.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1385
):
ob einer gelt gewunnen het vor einem jar und het ein rechnung [...] tün in disem jar, die selb rechnung [...] solt ab sein und solt man rechen von dem tag als daz gelt gewunnen wer.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
213v, 2
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wer welli machen guͦten essich, der nem slehen / vnd gewinne die in dem ersten herbst manot.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
du mynest durch dein geschwätz also Zeit zu gewinnen, den Armen Menschen desto länger zu plagen.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
sein wille in daz lerte | daz er cehant schîffuͤng gewan, | unt schift sich vrôliche an.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
verschraib er seiner mueter, das sy im verkündte, war mit er des kaisers huld verloren hett, auch das sy im gelait für den kaiser gewunn.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1542
, Hs.
17. Jh.
):
So [...] etwer von irentwegen ain obiß vom paumb herab gewungen.
6.
›(ein Gut, ein Grundstück) bewirtschaften, bebauen; (einen Acker) bearbeiten‹; auch: ›(wo) wirtschaften, sich wirtschaftlich (wo) einrichten‹.
Bedeutungsverwandte:
 8,  4,  10, ; vgl.
2
,
2
,  1,  3.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 34, 10
(
Wittenb.
1545
):
wonet bey vns / das Land sol euch offen sein / wonet vnd werbet vnd gewinnet
[
Eck
1537:
besetzents
;
Dietenberger
1534:
arbeittet
;
Froschauer
1530:
werdent eynlendig
]
darin.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1344
):
mit den eckern wingarten und wisen, [...], die er selben tet buwen und gewinnen mit siner koste.
Ebd. (
1342
):
lenlude, die dieselben huben und guͦt buͦwent gewinnent und biz an diese zit von uns besessen hant, alle jar gebent und geldent.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
54, 3
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Alsbalt der acker zur gersten trucken genug, soll man denselben brechen und gewinnen lassen.
7.
verallgemeinert: ›etw. (vereinzelt auch: jn.) aus etw. herausbefördern, herausholen‹; im einzelnen von sehr unterschiedlichen Bezugsgrößen gesagt, z. B.: ›(Erz) fördern, zu Tage bringen‹, teils aber auch mit der Komponente: ›zur Weiterbearbeitung zubereiten‹; ›(das Schwert) zücken‹; ›jn. wo heraus (z. B. aus dem Kloster) vertreiben‹; ›(einen Pfeil) aus der Wunde ziehen‹.
Syntagmen
etw
. (häufig:
erz
)
g., das schwert g
. ›zücken‹ (mehrfach),
etw. mit dem eisen / schlägel g., zwitter aus der grube, steine aus dem grunde, pfeile aus der wunde, wasser aus dem borne g., jn
. [woraus, z. B.
aus dem kloster
]
g
.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
1314
(
ohess.
,
1501ff.
):
heyßt mich das wasser gewynnen | mit mym gefeß uß dissen borne !
Wunderlich, Fierrabr.
120, 32
(
Simmern
1533
):
Reichardt vnd Reynier [...] gewonnen jre Schwerdter / vnd schlugen all vff Galloffroy.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Sie haben [...] sich geschickt, das closter mit gewalt zu sturmen und uns daraus zu gewinnen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
64, 8
(
omd.
,
1514
/
8
):
Man bestellet alle halbe jar dy gewunen tzwitter [...] auß der gruben und werden geteylt.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1509
):
darauf bricht viel erzt, sein fest oder hart, die muss man den mehrentheils mit feuer und groben gezeug gewinnen.
Ebd. (
1538
):
die Freydentalischen ertz, die mit zimblicher costumb pey genuegsamen holz und wasser zu gewingen sein.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
so mügen sie es
[
gemach
›Abort‹]
recht saubern und gewinnen
[mit Ellipse von ›Unrat‹].
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
also wolt man noch mer stain gewinnen auß dem grund, dann man fand gar große und guet stain im grund.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô gewinnt man pfeil auz den wunden.
Qu. Brassó
4, 241, 5
(
siebenb.
,
1656
):
Denselbigen Tages salvieren sich etzliche Szymeren in ein Kloster, [...], aber ganz imsonst, sein daraus gewonnen und zu Stücken gehauen.
Wutke, a. a. O. ; ;
Veith, Bwb. .
8.
›etw. aufgrund der dem Menschen gegebenen Möglichkeiten gewinnen, durch eigene Anstrengung erreichen und dadurch eine höhere Qualität der Existenz, der Haltung u. ä. erwerben‹; von 10 und 13 vor allem dann schwer zu trennen, wenn sich der Gedanke der Werkgerechtigkeit mit dem Gedanken der Gnade verbindet.
Älteres und mittleres Frnhd.; nahezu ausschließlich Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
j. etw
. (z. B.
antlas / gnade / heil / kunst / minne / weisheit / zuversicht / einunge
›unio mystica‹,
ein augenmas
)
g., j. etw. mit prüfnis g
.
Wortbildungen:
gewinner
3.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Aber die selben, sô sie her nâch mêr minne gewinnent, sô enhânt sie lîhte niht als vil vüelennes und enpfindennes.
Alle, die grôze zuoversiht ze im [gote] ie gewunnen, die erliez er nie.
Ders., Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diu grœste einunge, die Kristus besezzen hât mit dem vater, diu ist mir mügelich ze gewinnenne.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
361, 4
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
Got soltu inneclîchen minnen | [...] | dâ zuo den ebenkristen dîn, | wilt dû hie heil gewinnen.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
8rb, 20
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
wie man aber zv der minne kv͂ vnd wi man si gewinne daz lert man vns selten.
Ebd.
15rb, 25
:
Daz fron opfer gots leichnam ist gvt den levte͂ di auf erden sein gnade zv gewinnen verlorn gnade wider zv gewinnen gewunen genade zv behalden antlaz gewinnen vnderr svͤnde svne vnd hulde vns gewinnen gegen got.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
die speler vnd die gewynner
[Var. 1475
2
–1518:
erforscher
]
der weisheit vnd der vernúft: wann sy westen nit den weg der weisheit.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
78, 5
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
ob in Christo were ein kunst, die mit brüefnüssen gewunnen wirde.
Ebd.
227, 5
:
da ist daz guot der gewunnener tugenden, aber niht daz guot daz obwendig der naturen fürtriffet, daz da ist ein guot der ingegozzener tugenden.
Helm, a. a. O. ;
Quint, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v. .
9.
›sich etw. (Belastendes, Schmerzendes o. ä.) zuziehen, einhandeln, aufladen‹; im Unterschied zu 8 von negativ bewerteten Bezugsgrößen.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
(herzen)leid / not / pein / sorge / ungelimpf / ungemach / unheil / wehtum g., gegeneinander etw. g
., jeweils mit Obj. d. S.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
umme gedane dat inirvolget sie nit keinen lon, wan sie gewinnet pine der murmelungen, abe sie mit ruwen nit inbuszet.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
114, 14
(
Frankf.
1535
):
die da vil Bleiweiß nützenn / die gewinnen gern zeen wethum / vnd einen übelriechenden mund.
Roloff, Brant. Tsp.
872
(
Straßb.
1554
):
So weiß ich wol zuͦ diser zeit | Das ich des offne schand würd gewünnen.
Adrian, Saelden Hort
9604
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
von srekenn si gewunent not | und lagent, als si warint tot.
Sappler, H. Kaufringer
20, 90
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
er gedacht: „wie füeg ich das, | das mir der vorsprech werd zetail, | oder ich gewinn groß unhail?“
Klein, Oswald
30, 47
(
oobd.
,
1422
/
3
):
Das ir in hengt den willen nach, | da von offt ains die leng gewinnt vil ungemach.
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Sappler, a. a. O.
5, 266
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
16, 6
;
Klein, a. a. O.
123, 10
;
Bäumker, Geistl. Liederb. .
10.
mit Subst. für Haltungen, Überzeugungen (in der Regel des Menschen; vereinzelt werden solche auch Tieren zugeschrieben): ›zu der Haltung o. ä. finden, kommen, die Haltung entwickeln, sich zu der Haltung durchringen, die das Subst. angibt‹; teils mit inchoativer Komponente; die Übersetzung ins Nhd. (s. die Vorschläge in den Belegen) hat stark zu variieren; bei Betonung eines gewissen Zutuns des Menschen offen zu 8 und 9, dann in Richtung auf ›gezielt erwerben‹.
Vielfach Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j. einen graus / argen laun / bösen sitten, andacht / beichte / busse / freude / friede / furcht / hofnung / hulde / jamer / pein / reue / rast / ruhe
(mehrfach)
/ trost / trostung / tugend / vertrauen / zorn / zuversicht, einen has / mut (wieder jn.) g., ein herz g
. ›Mut fassen‹,
ein mitleidiges herz g
. ›Mitleid fassen‹,
das herz g., zu [...], die spinne neid g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
[wir] suln blasen unser horn, | Daz wir geturstigen zorn | Gewinnen kegen Sathanase.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Do der tewfel das vornam, [...], do gewan her weder on hass
[›überkam ihn der Haß‹].
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
13b, 3
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
alle di reht rewe gewinne[n]
[›empfinden‹]
umb ir svͤnde.
Gille u. a., M. Beheim
79, 88
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ee es [chind] gewinnet sein vernunft
[›vernünftig wird‹] |
nach seines freien willen gunft.
Ebd.
277, 48
:
,in kainer nat wil ich vergessen dein. | mag ich, ich wil dich reten.‘ | der arm ain trastung do gewan
[›fühlte sich getröstet‹].
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
94
(
Nürnb.
1517
):
Derhalb müsen wir zuvorderst wissen haben von der gotheit Christi, auf das wir in im frid gewinnen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
von dem gejegede wurt der hirtz billichen zuͦ Gotte gejaget und ein turst gewinnen
[›sich mutig durchringen‹]
zuͦ dem do aller fride [...] ist.
daz wir niemer enkein raste gewinnent die wile wir dise boͤse schedeliche besitzunge in uns vindent.
Anderson u. a., Flugschrr.
18, 5, 20
([
Straßb.
]
1523
):
so er yetz der warheit erkãtnüß gewiñt.
Sappler, H. Kaufringer
2, 266
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der paubst gros lieb zuo im gewan
[›faßte‹].
Ebd.
7, 34
:
des gewan
[›empfand‹]
si jamers pein | nach dem knaben fruo und spat.
Ebd.
16, 328
:
das er [Peter] unrecht vorcht gewan
[›bekam, ihn überkam Furcht‹],
| da er Cristus verlaugnot sider.
Ebd.
27, 116
:
wenn sie dann umb ir werke leicht | gewinnen rew und ware peicht | und darzuo puoss volkomenleich.
Bauer, Geiler. Pred.
76, 26
(
Augsb.
1508
):
lig vor seinen fuͤssen [...] / als lang untz das er dich begnadet / daz du rechte goͤtliche forcht gewinnest.
Ebd.
92, 22
:
wirtt einem mennschen sein hertz troffen mit aim graußen, den er ab im selber gewint.
Ebd.
94, 23
:
Zuͦ dem zwelften wirt ainem menschen sein hertz bewegt. allso das er ain starckes hertzliches vertrawen gewint / zuͦ got.
Ebd.
316, 23
:
sy mag kayn ruͦ gewinnen die weil der boͤß gaist auf ir sitzt.
Dies., Haller. Hieronymus-Br.
41, 22
(
tir.
,
1464
):
Er sei eüch v̈berflüssikleichen geben von dem thau des heiligen geistes, das ir gewinnet das hercz in zu loben.
Dies., Imitatio Haller
44, 2
(
tir.
,
1466
):
hast du Kchristum, so pist du reich vnd gewinnest ain wenuegen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
140a, 35
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
daz der selbe man der veynt genade vnd dez gerichtez hulde nicht gewynnen chan.
Helm, a. a. O. ;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1102
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
141, 2
;
Karnein, Salm. u. Morolf
148, 2
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
571
;
1471
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
239
;
Sappler, a. a. O.
5, 474
;
16, 254
;
Bauer, Geiler. Pred.
81, 18
;
Drescher, Hartlieb. Caes. .
Vgl. ferner s. v. , (Adj.).
11.
›etw. ohne eigenes Zutun, aus natürlichen Gründen oder aufgrund von Umständen bekommen, erhalten, kriegen‹; hier anschließbar (?):
sich gewinnen
›entstehen, sich entwickeln‹ (s. u.
Piirainen
).
Phraseme:
es wil keine nase gewinnen
›es will kein Gesicht erhalten‹.
Syntagmen:
j. schwären / stacheln / wassersucht, dunkle / trübe augen, eine gute gestalt, guten wind g., der flachs knoten, der baum laub, das korn blätter, das gewächs rütlein g., der adelar / vogel federn, der wurm flügel g., das bild eine form, der berwer löcher, der rok keine naht, das land einen fürsten g., etw
. (z. B.
den geruch von campfer
)
g
. ›annehmen‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
und haben viel sich dran [Edict] geerbeit, Noch hat es nirgent wollen eine nasen gewinnen, die jhm wol stuͤnde.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
1542
):
da gewunnen die Vogel feddern vnd flohen hinweg.
das thet jm [Philippus] so bitterlich wehe / das er dauon stacheln am leibe gewan.
J. W. von Cube. Hortus
119, 18
(
Mainz
1485
):
wan dan darvnder gemischet wirt campher so gewynnet eß auch den geroch darvon.
Sermon Thauleri
12rb, 12
(
Leipzig
1498
):
das doch nit anders kan gesein. sal anders das bilde ein meisterliche form gewı͂nen.
Dreckmann, H. Mair. Troja
11, 7
(
oschwäb.
,
1393
):
zo hand gewunnend si guten wind.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der Flachs hat Knoten gewonnen.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
ein dranschelechts dickes gewaͤchß / welches vil dünner rüetlein gewinnet.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz daz mêrer tail der siechen läut, [...], swern gewunnen under den üehsen.
daz der wurm [...] wandel sein gestalt, [...], wan er gewinnet flügel.
wenn die paum des êrsten probsent, ê si läuber gewinnent.
Piirainen, Stadtr. Sillein
59b, 26
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
so hat sich aigenschaft gewunen von getwange vnd von venchnuͤzze.
Feudel, Evangelistar
14, 14
;
Karnein, Salm. u. Morolf
347, 5
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 10
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  17,  3, .
12.
›eine bestimmte Qualität annehmen‹.

Belegblock:

Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
235v, 13
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
ab wol sy [aderen] gewinen ein leichtikeit / vnd ein eüßerlich varbe [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein rote farb Gwünnen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
ye hitzigern grad der wein gehabt, destkeltern grad gewingt der essig.
13.
›etw. (weniger durch eigene Anstrengung als durch
gnade
, durch besondere Umstände o. ä.) bekommen, erhalten, e. S. (als eines Geschenkes) teilhaftig werden; jm. zuteil werden‹; oft von positiv bewerteten Bezugsgegebenheiten (als Obj. d. S.) gesagt.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8, (V.) 4, (V., unr. abl.) 3,  11,  5.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
antlas / freude / gnade / kraft / liebe / liecht / leben / lust / saft / süne, einen glanz / glauben / preis, seinen namen, die vormundschaft
)
g., die sele glut g
.
Wortbildungen:
gewinst
3 ›geistlicher Gewinn‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Nit das unser glaub oder werck das kindt helffen soll, sonder das das kindt einen eygnen glauben gewinn.
Ebd. (
1523
):
das wir den heyligen geyst uberkommen, da durch wir lieb und lust gewinnen zuthuen was Got haben wil.
Ebd. (
1524
):
das ir Geistlicher weise ein ding werdet und einerley gedancken [...] habet, auch einerley willen, weisheit, klugheit, sterke und gewinst, das man ein neuer Mensch werde.
Ebd. (
1529
):
Man hat predigens kein gluͤck oder gewinst.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz Got vride gewunnen hat | Aller siner hantgetat.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
113
(
schles. inseldt.
,
1456
):
so wedirruff wir das vnd har auch dÿ vormündschaft nÿ mit rechte gewonnen hot.
Henschel u. a., Heidin
415
(
nobd.
,
um 1300
):
Daz min vrowe mich gewert | Des min h’ze an ir gert | So gewinne ich den hosten pris.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
so snit dirre selben biren eine vf vnd is ir, so bevindest dv daz dv an stette kraft gewinnest.
Schmidt, Rud. v. Biberach
4, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Petrus in dem schos des vatters, Paulus in „dem dritten himel“ gewunnen die selben gnade.
Maaler (
Zürich
1561
):
Den gunst [...] der menschen Gewünnen / oder der waͤlt lieb vnd angenaͤm seyn / durch fründtlich vnd willig verhoͤren. [...]. Den preyß Gewünnen / [...] / das haͤlmle erlãgen. Palmã ferre.
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
do gewan sý [frŏwe] ainen globen mit groser begird.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 41
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
schaff, säldenreicher gart, | das all dürr seel gewinnen saft | von des heiligen gaistes kraft.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1160
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
die sprechen, wenn ein pyld sechczig iar hab von dem tag als es gemacht ist so gewinne es erst chraft die im belaib.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Davon gewan das sloss den namen, das man es noch haist Ritterswerd.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
das si [chind] nie hieten gewunnen leben.
Helm, a. a. O. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
448
f.;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
52, 17
;
Strauch, Par. anime int.
65, 36
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
842
;
Roloff, Brant. Tsp.
719
;
Klein, Oswald
122, 4
.
Vgl. ferner s. v.  2.
14.
mit Verbalsubstantiv im Akk.obj., meist einer Vorgangsbezeichnung (z. B.
ausgang, ausflus
), seltener einer Handlungsbezeichnung o. ä. (z. B.
begerung, kundschaft
): ›denjenigen Verlauf nehmen, diejenige Handlung vollziehen, die mit dem jeweiligen Subst. bezeichnet ist‹; jeweils aktivisch aufzufassen; damit Nähe zum Funktionsverbgefüge, teils inchoative Komponente annehmbar. Die Übersetzung ins Nhd. ist auf unterschiedliche Weise möglich, z. B. mittels Verben (
ausbruch g
. ›ausbrechen‹;
begerung g
. ›begehren‹), mit kollokativen Verbindungen (
kein ende g
. ›kein Ende finden‹), mit Phrasemen unterschiedlichen Demotivierungsgrades (
kundschaft g
. ›Wind bekommen‹). In den Belegen wird auf mögliche Übersetzungen hingewiesen.
Phraseme:
zu schaffen gewinnen
›zu tun haben‹;
wort gewinnen
›über etw. zu sprechen beginnen, Worte finden‹; (hierher?)
viel mit etw
. (z. B.
mit dem gewissen
)
zu schaffen gewinnen
.
Syntagmen
(teils ansatzweise phrasematisiert oder syntaktisch in Richtung auf Funktionsverbgefüge grammatikalisiert):
etw. seinen anfang, seinen ausgang / gang, kein ende g., etw. stat g., etw
. (z. B. Eiter)
durchbruch g., etw
. (z. B.
der born
)
einen ausflus g., etw
. (z. B.
das haus
)
einen ris g., etw
. (z. B.
die plage
)
einen verzug g., etw
. (z. B.
das blut
)
einen ausbruch g., etw
. (z. B.
die kraft
)
abtrit g., etw. wesen / leben g., j. abgang / begerung, einen wank
›Zweifel‹,
kundschaft, verdries e. S. g
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
531, 766
(
Magdeb.
1608
):
wenn gleich alls gereth zum besten / | Gewints doch den außganck
[›läuft darauf hinaus‹]
zum letzten / | Das welcher den andern vermag / | Steckt vnd verkeufft jhn bald in sack.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
alles das wesen vnd leben ie gewan.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Gar min craft hat abetrit | Gewunnen
[›ist geschwunden‹].
Müller, Faustb.
931, 18
(
Frankf.
1587
):
verrahte ich sie / so wirdt es einen boͤsen Außgang gewinnen
[›nehmen‹).
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
eyn schoner grosser born, der gewan vier ussflosse
[›ergoß sich‹]
an vier enden der werlde.
Gille u. a., M. Beheim
99, 89
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ich wil nit han, das sy | kuntschafft sollen gewinnen
[›Wind bekommen‹]
hie | oder mein lant erkennen.
Ebd.
113, 28
:
Wann frum frawen und weibe | gar offt da von gewinnen wort, | wann man sol gon an solche ort
[nicht verhandene
haimliche gemecher
].
Reichmann, Dietrich. Schrr.
175, 27
(
Nürnb.
1548
):
er werde mit dem gewissen so vil zu schaffen gewinnen / das er an solche predigt vn̄ trost / nit werd doͤrffen dencken.
Rohland, Schäden S. 
417
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
wa nuͦn die platern nit helffen wellen, das es
(⸗ der Eiter)
nit genuͦg ein durch bruch gewinne
[›durchbreche‹].
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Donoch fuͦte es sich, daz der künig zuͦ schaffende gewan.
Maaler (
Zürich
1561
):
Cederbaum Gewünt kein spalt. Rimam non capit cedrus.
Plant u. a., Main. Naturl.
297rb, 15
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Sw’ aber erbeitet rehter zit biz dc er begerunge gewinnet
[›zu begehren anfängt‹]
zessenne der sol alzestunt essen.
Klein, Oswald
11, 73
(
oobd.
,
1423
):
mein aigen kind gewunn vordriess
[›würde übellaunig werden‹],
| wesst es die leng von mir nicht seinen geniess.
Ebd.
12, 31
(
1416
):
Zwar ich gewunn sein kain verdriess,
[›es würde mich nicht stören‹]
| möcht ich irs aberkosen, | das si mich in iern garten liess.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1132
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Wie aber der ewig ainige got gedreyet sey in den personen daz wirdet hin nach stat gewinnen
[›sich ergeben, sich einstellen‹]
dauon czu reden.
Gille u. a., a. a. O.
2, 9
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Dietz, Wb. Luther f.
Vgl. ferner s. v. (
die
1, (Adj.) 5,  5,  1.
15.
mit Verbalsubstativ im Akk.obj., im Unterschied zu 14 aber passivisch aufzufassen: ›so vollzogen werden (z. B.
ausgetragen, angefochten
usw.
werden
), wie es das Subst. (z. B.
austracht, anfechtung
usw.) angibt‹; in der Übersetzung kann ›widerfahren (z. B. von
anfechtung
)‹ gebraucht werden.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1547
):
daerselbst sulche appellationsachen ire geburliche uisdracht [...] gewonen haben.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
gewan Lotharius ain zait vil anfechtung von den fürsten von Sachsen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Dadurch gewung die schrift souil auslegung vnd bedeyttung, alsuil aigner koepff seinn.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 62, 15
(
m/soobd.
,
1462
):
das der vorgenannten vier landman ainer oder mer, die das geld einemen, icht unpillich ansiechung gewungen.
16.
›(eine Auseinandersetzung, meist: eine Schlacht, oder etwas als Auseinandersetzung Gedachtes, z. B. ein Spiel, einen Wettlauf) gewinnen‹; mit Verschiebung des Objekts vom Ablauf auf dessen Resultat: ›(den Sieg o. ä.) erringen, davontragen‹; ohne Obj.: ›die Oberhand gewinnen‹ (in diesem Fall Belege auch zu 1 stellbar).
Phraseme:
gewonnen schreien
;
die oberhand gewinnen
;
das bessere gewinnen
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12, (V.) 13, (V.) 7,  1,  2.
Syntagmen
auch absolut; mit Akk.obj.:
die schlacht
(mehrfach),
den streit / sturm / wetlauf, das nachreiten / spiel g
.; verschoben:
den sieg / unsieg g
.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
das die welt widder sie [Christen] trotzet und gewonnen schreiet.
Ebd. (
1534
):
Gott wird ein schmeisengel schicken, qui non sol feyren, sed steche, haue, gewinne.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
527, 658
(
Magdeb.
1608
):
Wenn das angeht / so ists gemacht / | Wir haben gewonnen die Schlacht.
Karnein, Salm. u. Morolf
79, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Also der kunig Salmon | den sieg an Foren da gewann.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 11
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Wir sahen geren, das du den wetlauf gewanst an dem hasen.
Thür. Chron.
7v, 5
(
Mühlh.
1599
):
Aber der Roͤmer gluͤck war entschlaffen / vnnd die Affricaner namen den Streit an / [...] / vnnd gewonnen den Streit.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es soll einer den Harnisch nicht ablegen / ehe er gewunnen hat. [...]. Das Spil ist vnser / wir habens gewunnen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
auf welchew seiten | Das nachreiten wirt gewunn.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
und schueff die vorstatt gegen Wyenn ze sturmen. Daran verloss er zwen sturm, den dritten gewanng er.
– Verschoben: Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
so verhengt got allzeit, das er an in [haiden] die oberhandt gewan.
so gewunnen die Spaniolen allweg das pesser an manigem scharmützel.
der künig von Franckreich gewan wunder grossen unsig, so das er vil nach gantz vertriben wardt.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dietz, Wb. Luther .
17.
›eine rechtliche Auseinandersetzung, einen Rechtsstreit, Prozeß gewinnen‹.
Syntagmen:
den rechtshandel / krieg, das recht / tageding, die klage g., unrecht g
., jeweils mit Obj. d. S.für die Auseinandersetzung.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
326, 22
(
Worms
1499
):
Es soͤllen auch Parthyen [...] oder Anwelde machen ingeen noch vffne͂men gedinge. pact. oder vertrege vmb teil in der sach oder des darümb der krieg ist mit zugewinnen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
dise, di di erste klage haben gewunnen.
Gille u. a., M. Beheim
57a, 24
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das recht gewan | ein uber man, | ein walf, ich wene.
Fastnachtsp. (
Ingolst.
o. J.):
Mit witzen und synnen | Thue ich vil recht gebynnen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
vmb die, so in dem rat vnrecht gewinnent.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein raͤchtshandel Gewünnen / sein sach behaupten.
18.
›js. habhaft werden, jn. fangen, in Haft nehmen, jn. mit List (seltener) oder mit militärischen Mitteln überwältigen, überwinden‹; auch: ›jn. zähmen‹; für das gesamte Spektrum der Nötigung e. P. vom individuellen Zwang bis hin zur militärischen Anwendung von Macht gebraucht; vereinzelt mit Akk.obj. d. S., dann: ›etw. (Konkretes) bewältigen, zerschlagen, zerstören‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  3,  9,  2,  1, ,  3,  8.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
3452
(
ohess.
,
1501ff.
):
bo sollen mer nu gezeuge nemmen, | die uns zu dissen sachen zemen, | das mer mit rechte gewynnen en [Jesus] ?
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
mich dunckt, er habe vyl mer volcks dann wir; darumm er uns wol gwŭnnen mag.
Sappler, H. Kaufringer
10, 102
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
seit von natur den weisen man | Aristotilem gewan | ain weib listig und gemait, | das si in gesporet rait.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
hett hertzog Ludwig ain wagenpurg, darinn er sich vergraben und verhegget hett so stark, daß in niemant gewinnen mocht.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der Schrampf besorgt, gewun man in, es wurd im ergen nach seinem verdienen, und tracht haymlich pey der nacht davon.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1542
):
dy 3 herlen und 2 fraüelen wurden zu Wolffnpütll im schloß gewunnen rc.
V. Anshelm. Berner Chron. ; .
Mit Obj. d. S.:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
171, 3837
(
Magdeb.
1608
):
Wir habn ein harten fels antroffen. | Den koͤnnen wir nicht bald gewinnen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
der [turn] was so stark und so hört, daß in die maurer mit großer not, müe und arbait mochten gewinnen.
19.
›jn. für überwunden halten oder als Sieger erklären (und jeweils umgekehrt hinsichtlich des anderen); sich selber den Sieg zusprechen‹; der Bezug auf die siegreiche bzw. geschlagene Person ist aus den isolierten Belegen nur teilweise erkennbar, vor allem dann, wenn das Dativobjekt elidiert ist; weiterer Kontext für die Interpretation entscheidend.
Phraseme:
etw. gilt gewonnen
;
gewonnen sprechen
;
jm
. (auch:
sich
)
gewonnen geben
›jm. den Sieg einräumen, zugestehen‹, wohl auch: ›jm. in keiner Weise nachstehen wollen‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
653, 4606
(
Magdeb.
1608
):
Marcon der Held / | Vermahnt / weil es gewonnen Geldt / | Das jederman fellet die Spieß
[zum Angriff]
/ | Vnd den Feind nicht einbrechen ließ.
Ebd.
687, 5662
:
Mein Hoͤrner sollen die Bahn brechen / | Das jeder mag gewonnen sprechen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Fuͤrwar so geb ich gar gewonnen, | Vnd wuͤrd so duͤrr, das ich fuͤrbaß | Kein Korn koͤnt geben.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Seyt er das het auß abenteur begunnen, | So geb er im gewunnen.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
25, 15
(
Zürich
1521
):
Da by merck man ouch / das ein jetlicher im selbs gewunnen gibt / vermeint er hab ein rechte eerliche ansprach.
Bauer, Geiler. Pred.
467, 17
(
Augsb.
1508
):
So aines dem anderen smaychlet / und im gewunnen gibt under augen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eim in keinen dingen Gewunnengeben / Nit minder woͤllen geacht seyn dañ ein anderer.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Einem gewunnen geben, victoriam alicui deferre [...], concedere.
Vgl. ferner s. v. ,  3.
20.
›sich gegenüber e. P. / S. (z. B. der
sele
, dem
gemüt
) so verhalten, daß man die P. / S.für sich positiv (so meist) oder negativ (vereinzelt) einnimmt, beeinflußt‹; im einzelnen z. B.: ›(die Seele) auf etw. einstimmen‹; ›jn. für sich einnehmen‹; ›jn. zu etw. (z. B. zum
freunde
) gewinnen‹; ›jn. zu etw. bewegen‹.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den richter, Christum
)
g., jn. zu feind / freund / gast g., js. gemüt g., die sele g., jn. g., zu [...]
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ez liutert und bereitet und gewinnet die sêle, daz si blôz enpfâhen mac des engels lieht und daz götlîche lieht.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
der durch seine Freygebigkeit / vnd annehmliche Manieren der Leute Gemuͤther zu gewinnen wuste.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Donoch gewan der keyser vil fürsten zuͦ vigende.
Schmidt, Rud. v. Biberach
104, 8
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Ellvͥ ding wig ich als ein mist, daz ich Cristum gewinnen mvͥge.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die richter Gewünnen vnnd an sich ziehen. [...]. Einen Gewünnen vnd zuͦ einem fründ machen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ich habs der ursach gethon, euch hiemit zu gewennen, mir keine schwein mehr hüeten zu lassen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Einen Widersacher gewinnt man selten mit boͤsen worten.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
38, 98
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
das wir zu gast gewinnen | der gar almächtig ist.
21.
mit präd. Attr.:
jn. lieb gewinnen
›jn. lieb gewinnen, lieb haben‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Die wîle dû einen einigen menschen minner liep hâst dan dich selben, dû gewünne dich selben nie liep in der wârheit.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
145, 16
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Jch gewan nye keyn mensch also liep / als ich dich han liebe.
Opitz. Poeterey
42, 5
(
Breslau
1624
):
So wuͤndtsch‘ ich das mein feind dich moͤge lieb gewinnen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  1.
22.
›jn. zu etw. anwerben, gewinnen‹; im einzelnen z. B. ›(Soldaten) anwerben‹; dazu kollektiv: ›(ein Heer) aufstellen‹; ›(Dienstleute) anstellen‹; auch: ›um jn. werben, jn. heiraten‹; ›jn. überreden, für einen Plan gewinnen‹ (hiermit offen zu 20); ›(einen Papst) wählen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  4,  4,  13,  10,  6,  7,  10,  3.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
einen babst / boten / diener / flurschützen / koch / man, eine amme / erenfrau, werkleute, ein her
)
g., jm. jn
. (z. B.
einen vorsprecher
)
g
.;
dem reich ein her g.
;
jn. zu einem bergman g., jn. an js. stat g., jn. in / an die arbeit g
.;
jn. g
. [+ Infinitivsatz mit
zu
],
jn. mit falschheit / kauf / schande / wuchern / zauber
[usw.]
g
.

Belegblock:

Lemmer, Schernb. Frau Jutte
610
(
Eisleben
1565
):
Ir Herrn nun gebet rat / | [...] | Wie wir einen andern Bapst gewinnen.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Claes, en macht myr geyn sugen niet. | Sejt yr eyn kynt, gewint eyn amme.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1393
):
Were auch sache, daz wir, unser ametman unde unsere dẏnere, dẏ wir itzunt han oder gewẏnnen, der vurgenanten unser stede unde burgere vigenden nemen kuhe, schaiffe oder phẏhe.
Köbler, Ref. Franckenfort
85, 22
(
Mainz
1509
):
die parthy vber den soldt oder lone / Nemlich von einem jglichen der sein begeren oder ine mit gericht sein wort zu sprechen gewynne͂ / nit mehr zu heischen dañ zwoͤlff alt heller.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1389
):
zwen pawren sol man gewinnen zuͤ kuntschaft.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
49, 10
(
Nürnb.
,
1446
):
sie [jüncfrawen] mayn, es sey alles slecht, wenn sie manne gewünnen, aber sie wissen niht, das also grosse pitterkait dor noch volget.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz himelrich ist gelich einem menschen, einem huswurte der uz gieng daz er gewúnne werglúte.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
15. Jh.
):
weler aber in der stat nit moͤchte sin, der sol einen an sin stat gewinnen, der wache.
Lauater. Gespaͤnste
21v, 30
(
Zürich
1578
):
Als nun die kupplerin erfuͦr / daß die guͦt eerenfrouw mit keinem guͦt noch gaͤlt zuͦ gwünnen.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 89, 152
(
Luzern
1616
):
Wann ich das thuͦ, Heer Lucifer, | gwünn ich dim rych ein grosses Hör.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als aber der edel fürst Karolus Marcellus das vernam, gewan er aber ain her.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
der ainem vorsprecher gewint ohne des richters erlaubnuß, der ist umb lxxij ₰ wandlfellig.
Karnein, Salm. u. Morolf
40, 2
;
92, 5
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 195
;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
91, 34
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  9.
23.
›jn. strafrechtlich überführen, jn. zivilrechtlich erfolgreich belangen; einen Rechtsstreit, eine Klage gegen jn. gewinnen‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte des Omd. und östl. Inseldt.
Syntagmen:
j. jn
. (Obj. d. P.)
g., j. jn. mit dem eide, mit dem urteil g., j. auf das erbe gewonnen werden, j. in der klage / schuld gewonnen sein
;
j. etw.
(z. B.
die lehenschaft
)
g
.; mit Subjektverschiebung (von den streitenden Personen auf die Sache):
das lehen ein anderes lehen, der berg einen anderen berg
(
mit dem rechten
)
g
.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
unde czuyt her das anirstorben erbe usz der clage nicht, unde wirt uff das erbe gewunnen, man claget ym das erbe abe.
das sy den fredebrechir selbsebinde sulden gewynnen.
also mag eyner eynen vorfesten man gewynnen.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
so ist der burge in der clage gewunnen. also daz her das gelt ytages betzalen sal.
wer do eyde gelobit tzu sweren vf eynen tag. vnd leystet her ir nicht tzu rechtir tzyt. her ist in der schulde gewunnen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Gewinnet he in also mit dem eide, so sal he im leisten in deme dinge oder he mac phenden davor.
Ders., Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
Also gewynnet eyn gemessen berg den andern, eyn koniges lehen eyn burgerlehen.
Wo eyn berg adir stolle adir lehen eyn andir gewynnen myt dem rechten unde habyn lenheuwer lenscheffte da ynne, dyselbyn lenscheffte werden alle damyte gewunnen myt rechte.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
35
(
schles. inseldt.
,
1453
):
wÿ das Stenczel Belfner hot geladin mit des richters holfe Martinnsen vm eyn bekentnis vnd hot en mit ortel dorczu gewonnen.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
und woltent sü nüt verteilen an den dot, sü mohtent sü danne mit rehtem ürteil gewinnen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ich [...] dacht in meinem synn: | Ach got, das sich gelück besynn, | Das mich die stätt fraw gewynn
[hier als Zug eines Würfelspiels gedacht: ›j. gewinnt gegen jn.‹; auch zu 16 oder 17 stellbar].
Piirainen, Igl. Bergr.
25, 17r
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
also gewinet ain gemainer p(er)g den andern.
Ebd.
39, 34r
:
wo zway lechen zu krieg lig(en), gegeneinannder, vnd gwint ains das annder [...].
24.
›(ein Kind) bekommen‹ (von Mann und Frau gesagt); speziell: ›(ein Kind) zeugen‹ (vom Mann gesagt) bzw. ›(ein Kind) gebären‹ (von der Frau gesagt).
Bedeutungsverwandte:
 1,  8; vgl.
1
 2,  3,  1, .
Syntagmen:
j
. (ein Mann, eine Frau, beide)
ein kind, eine tochter, einen son g., der wurm
[wo]
gewonnen sein
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
umme daz | Daz ir Got hulfe deste baz | Daz sie die kind gewunne | Von menschlichem kunne | Der Got gevrowet were, | Wen sie die im gebere.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Nymt des Riches dienstman eynes geistlichen vorsten dienest wip, gewinnen se kint, [...], de kint haben daz selbe recht.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2251
(
rib.
,
1444
):
Da bynnen durch syne groisse unvlait | Eyn wurm syn voetsel gemacht hait, | De da bynnen gewonnen ind geboren is.
Ebd.
5994
:
du hais van eme den licham dyn, | Dynen vyant as du hais gehoirt, | Den hait he
[eine menschliche Person]
gewonnen ind is komen vort | Na der naturen seden.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
dornoch sso gewonnen sie kynder unde brachten der als zwei ader drey uff eyn mal zu der werlde [Adam und Eva].
Küther, UB Frauensee
257, 34
(
thür.
,
1488
):
alle ire kynder, dy sy iczt haben ader furth miteynander gewynnenn mochten.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Constantinus [...] gewan mit der [Helene] Constantinum den großen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
49, 11
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
do sie Benyanin gewan, do starb sie [Rachel].
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Hertzog Leopold, [...], der gewang vier sun.
Piirainen, Stadtr. Sillein
54b, 26
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
daz recht daz der dynstman pei freien weibern chein tochter vrei moͤcht gewinnen.
Altmann, Wind. Denkw. ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
173, 9
;
Wunderlich, Fierrabr.
5, 2
;
J. W. von Cube. Hortus
108, 15
;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
13, 1
;
v. Liliencron, a. a. O. ;
Feudel, Evangelistar
4, 25
;
5, 1
;
Vgl. ferner s. v. .