erlaufen,
V., unr. abl.
1.
›jn. / etw. (einen Ort) laufend, zu Fuß erreichen‹; ›jn. / etw. (oft: ein Tier) einholen, physisch erreichen‹; von Tieren auch: ›fangen, erlegen‹; ütr.: ›etw. erreichen, erlangen‹; vereinzelt: ›etw. im Sturm einnehmen, erobern‹;
vgl.  15, (V.) 15.
Bedeutungsverwandte:
 9, ,  26, ,  12,  2, ,  24,  12,  4.
Gegensätze:
 2.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Die Luͤgen ist schnell / aber die warheit erlaufft sie wol.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[vîrhundîrt Littouwîten] wolden iz [Cristmemil] des morgens vrû | irloufin
[›überrannt, erstürmt‹]
und gewunnen hân.
Luther, WA (
1526
):
Christum [...] alleyne das rechte ziel war und ist, an wilchem wyr durch rechten glauben solche gnade und leben erlauffen und erlangen [...] sollten.
Jahr, H. v. Mügeln
775
(
omd.
, Hs.
1463
):
min sin zu enge schreit, | das er die wisheit nie erlif.
Sachs (
Nürnb.
1560
):
der alten wächter hauffen | Kundten mich jungen nit erlauffen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
fluhst du nu also muͤde, so hat er [morder] dich bald erlofen und toͤdet dich.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
525, 24
(
els.
,
1362
):
do bleip Maria wonende [...] vnder dem berge Syon durch das sú alle tage moͤhte erloffen alle die stette do ir sun Cristus sin liden het enphangen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
118, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
sie [lút die hond fuͤß als die pfaͤrde] erlouffent die wilden tier und essent sie.
Mieder, a. a. O. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Wild.
236, 229
;
2.
›sich zutragen, ereignen, begeben‹; ›ablaufen, verlaufen‹ (unpersönlich); vereinzelt von Fristen, Terminen: ›zu Ende gehen, verstreichen‹;
vgl.  14, zu (V.) 4.
Bedeutungsverwandte:
 24,  3, , .

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
o. J.):
Höret und sehet fleissig zu, | Wie sich das als erlauffen thu!
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Aber ze jungst neiswen, do es sich alles hat erlúfen [...], do kom dú [...] gnade her wider.
Leisi, Thurg. UB
7, 208, 15
(
halem.
,
1380
):
Waͤrint wir aber dekainest daran súmig, daz sich ain ganzer manot nach dem jarzit erluff, so [...].
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
Der friden wurden dri nach ainander gemacht, je uf genempte zil, die doch aͤlli erlúffen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
etleich chrieg und irrsal sich [...] hie gehandelt hat und erlauffen habent umb varndew hab.
Qu. Brassó
5, 486, 29
(
siebenb.
,
1614
):
1614 und was sich darinnen erlaufen und zuegetragen.
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Wyss, Limb. Chron. U ;
Lauater. Gespaͤnste
31r, 19
;
3.
›sich auf etw. (z. B. auf einen Wert) belaufen; etw. (z. B. eine Höhe) erreichen‹; im Halem. speziell von ausstehenden Zinszahlungen: ›auflaufen‹;
zu  8, (V.) 12.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14,  6, (V.) 10, (V.) 15.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
/
30
):
dis nachfolgen der werck
[nach js. Tod]
hat werlich viel tausendt Drachmas erlauffen und eriagt, Es heissen aber des verstorbenen werck daruͤmb, das er sie bestellet und gestifft hat
(in Anlehnung an 1).
Leisi, Thurg. UB
8, 290, 1
(
halem.
,
1396
):
Waͤr ouch, das ain zins den andern erlúff ungewert, so súllen [...] die guͤter [...] recht zinsvellig sin.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so verr sich dañ die klag vnd anvordru͂g vff zwentzig Rinisch guldin vñ darunder an schuld oder werde erloffet vnd betrifft / so [...].
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
daß die gantz aines ersamen kleinen rats herren zal [...] in alles 55 erlauffe.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 204, 34
;
635, 15
;