V., unr. abl.;
vgl. die Hinweise zur Etymologie, zur Morphologie, zur Semantik und zur Gliederung s. v.
abheben
.
1.
›jn. / etw. in seiner Existenz oder in einem positiv gesehenen, aber gefährdeten Zustand halten, erhalten; jn. in einer Haltung unterstützen; etw. aufrechterhalten; jm. helfen, jn. (auch: Vieh) retten‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.)
1.
Syntagmen:
jn. b., jn. gesund b., jn. bei seinen eren, bei gut b., den nuz, die ere / gesundheit / habe / müline / rechtigkeit, das gut / magetliche wesen b., bösen willen b., etw. in guter gewarsame b., wasser seinen schmak b
.
Wortbildungen:
1 (a. 1466).
Belegblock:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Das ir mir nit dan dis male wollent vergeben | Gutteclich und keinen bosen willen beheben.
Wer dis / alles durch das jar behaltet, der behept sin / naturlich gesunthait.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
227
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Nun behüb sÿ
[Maria]
doch ir maͤgtlich wesen.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 626
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
e er gůt gewinne wider sin ere, so laut er das gůt, das in gelustet vnd behebet sin ere.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 157, 11
(
halem.
,
1508
/
16
):
und fůrt in gen Basel, zů denen der von Wart allen trost hat, si wurdent in beheben.
Jaeschke, Anna v. Diesb. Arzneib.
1978, 44, 21
(
halem.
,
1658
):
es [balsam waßer] behept den menschen lang gesund.
also daß sie ainander helfen solten zu dem rechten wider meniglich, was iederman glimpf und recht hett, darbei solt man in beheben.
das behůb uns hie bei grossem gůt.
Wedler, W. Burley. Liber
73v
(
moobd.
,
v. 1452
):
Also behueb er die maister bey iren eren.
2.
›etw. in seinem Besitz Befindliches (unterschiedliche Bezugsgrößen) behalten, nicht hergeben, gegen drohenden Verlust halten; etw. übrig behalten‹.
Phraseme:
nicht einen faden beheben
;
kaum seinen stab beheben
jeweils: ›nichts / kaum etw. übrig behalten‹.
Syntagmen:
den namen / napf / nuz / zan, die abschrift / fraue / gnade / pfründe, das bistum / buch / fürstentum / gelt / gut / leben / pfand, nichts b
.;
jn. mit dem zan b
.
Wortbildungen
2 (a. 1425; dazu ggs.:
).
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
78, 250
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so hilff uns, das wir solch genad | ewig müssen peheben.
mit dem so wurden wir enpaintzig verderbt, daz wir nichts behuben.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
28, 10
(
els.
,
1362
):
Der napf geviel imme so wol das er in imme selber behůb.
Barack, Teufels Netz
(
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ze jungst behept er nit ain faden | Und treit ain zwilche juppen an.
Merk, Stadtr. Neuenb.
(
nalem.
,
1462
):
so mag der cleger als denne dieselben pfand hintriben und damit gefaren als mit dem sinem, die selbs ze beheben umb sinen pfandschilling oder andern lúten ze verkoufen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
33, 65
(
Basel
1494
):
Menelaus hett syn frow behan | Hett er Paris do vsßhin gelan.
du bist alleinn und nacket; darzuo magstu din stab kumm beheben nach găn.
Sappler, H. Kaufringer
8, 275
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
bis er wol tausent guldein | verzert aus der täschen sein, | das er ain claines gelt behuob.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Hie mit behueb er paid namen ye seid alle zeit seins lebens, das man in nannte Karolum Marcellum.
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 20
.
3.
›etw. (oft: militärisch) verteidigen, halten, behaupten‹; auch: ›etw. (die Warenprüfung) bestehen‹.
Wobd. / oobd.; gehäuft Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
(V.)
9.
Syntagmen:
den acker / gewalt, das bistum / fürstentum / keisertum / land / wal, die stat / wagenburg b., sich bei jm. b
.
Belegblock:
doch behůbent die keyser disen gewalt hienoch vil hundert jor.
und sůhtent vil abewege und sachen, wie sü sich und ire fründe möhtent bi der herschaft beheben.
Dierauer, Chron. Zürich
(
halem.
,
1415
/
20
):
wurdent die vient dannan ziechen mit flucht, und behůbent die únsern den acker.
da wurden sie des gewar […] und behůben die stat.
Primisser, Suchenwirt
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der muetez frech mit wernder hant | Behub dem chŭnig zwir daz lant.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der ain behueb das kaysertumb, der annder ward aus seynem lanndt ausgetryben.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Do setzt der selb kaiser Hainrich Berchtolden, von Isterreich an das fürstentumb zu Bayren; aber er behueb es unlang.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
;
5.
›etw. behaupten; etw. rechtsförmlich beweisen; etw. durch rechtsförmlich erbrachten Beweis behaupten; den Behaltenseid leisten‹.
Bedeutungsverwandte:
2;
7,
1
1,
3;
4; vgl.
(V.)
11.
Syntagmen:
den ban / schaden / zwing, das recht, die ansprache / ehafte / schuld / name
(›Raub‹)
b., b., das […], etw. bei (seinem) eide b., etw. mit seinem eide, mit seiner (einigen) hand, mit gerichte, mit dem recht(en) b., etw. zu den heiligen b
.
Wortbildungen:
(wie
behabbrief
; a. 1378),
2 ›Prozeßsieger‹ (a. 1599),
3 ›Beweiserhebung; Durchsetzung der Klage‹ (a. 1599).
Belegblock:
es behub ouch der vorgenant Fricz Zenner zu den heiligen, […] daz er noch sein obgenant wirtin über daz obgeschriben aygen weder falbrief noch fallewt heten.
Geier, Stadtr. Überl.
(
nalem.
,
2. H. 13.
/
14. Jh.
):
der bihebt ez oͧch mit siner ainger hant, und sol mam geloͧben.
so mugen die, den schad beschehen ist, daz mit ir ainigen hand beheben.
Leisi, Thurg. UB 7,
841, 4
(
halem.
,
1307
):
do behůb ich mit dem reht twinge und benne und alle ehafti.
Wer ouch dem anderen sin erb oder aigen anspräch unnd das mit dem rechten nit behůb.
Bernoulli, Basler Chron. 4,
38, 27
(
alem.
,
1425
):
soltent wir sy […] gan lassen mit ir habe, die si behuͤbent ir sin.
Müller, Stadtr. Ravensb.
136, 4
(
oschwäb.
,
um 1413
):
ir schuld, die si mit irer hand beheben mugen.
Mollwo, Rotes Buch Ulm
(
schwäb.
,
1413
):
was denne ain ieglicher unser burger […] mit sinem geschwornem aide bewaren und beheben mag.
Müller, Nördl. Stadtr.
(
schwäb.
,
1436
):
so sol ich sie und die nome helfen hie beheben und darzu tun nach allem meinem vermugen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
(
schwäb.
,
1471
):
So behüb ich wol by aide, | Ich satzt ir oben daran | Mein synn vnd můt.
Merz, Urk. Wildegg
53, 11
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
237, 26
;
9.
›jn. körperlich festhalten, jn. zum Bleiben bewegen, wo halten, jn. in Gewahrsam halten; jn. psychisch an etw. / jn. binden, jn. geistig beschäftigen, jn. in bestimmter Weise erziehen; (ein Pferd) anhalten; (ein Insekt) festhalten, auffangen‹.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
(V.)
17,
1,
1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die tochter, das weib
)
b., das pferd b., die mücke b., jn. gefangen b., jn. bei sich b., jn. mit recht b., jn. mit dem hare b., jn. im seil b., jn. mit etw
. (z. B.
süsse
)
b., gedanken
(Subj.)
jn. b
.
Belegblock:
Palm, Veter Buoch
(
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
do quamen im gedanken von maniger hande sache vnd behuben in abir.
Langen, Myst. Leben
193, 3
(
nobd.
,
1463
):
so behebt er soliche menschen / mit etwas susses, daz sie leicht nicht alzw mal von jm lauffen.
so ist got da mit zitlichem ungeluk diser welt und behebt sú mit dem hare, daz sú im nit mugen endrúnnen.
Merk, Stadtr. Neuenb.
(
nalem.
,
1462
):
den mag man zů Núwenburg mit recht wol beheben, bezalunge von im ze bekomen.
des behebens und behemens halb, als die von Nuwenburg die us der herschaft, so si in die stat komend, umb ir schulden und ansprach behebend.
Lemmer, Brant. Narrensch.
83, 24
(
Basel
1494
):
Eyn braͤm nit jn dem spynnwep klaͤbt | Die kleynen mücklin es behebt.
Adrian, Saelden Hort
4960
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
so son wir uns dú kint beheben | da haim und saleclichen ziehen.
Bernoulli, Basler Chron. 5,
127, 8
(
alem.
,
A. 15. Jh.
):
den vorgenanten graͧven von Ivers, den behůbe er lebende gefangen.
Leisi, Thurg. UB 8,
614, 26
(
halem.
,
1388
):
Den behůben darnach die von Búrglon vor dem bund ze Bůchorn.
Lauffende pferd Beheben / Hinderlich halten.
Ukena, Luz. Sp.
1274
(
halem.
,
1575
):
ich han sy bhan im seil.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
(
Ulm
1486
):
Doch wolt Cremes gern heruß sein. Den behůb sie kaum mit gůten wortten bei ir.
der edlman […] stieß den wirt […] auß dem schloß und behueb sein weib und sein tochter […] bei im in dem schloß.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
(
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
do Adrianus der pabst starb, wůrden von den cardinêlen drei zu pêbsten erchoren. Den ersten behub dapei chaiser Fridreich.