ausbringen,
V.,
unr.; in 1 Beleg (s. u.unter Position 3 den Beleg bei
Helm, H. v. Hesler. Apok.
) als eigenständige Wortbildung (
jan
-Bildung) interpretierbares
ausbrengen
.
1.
›etw. / (selten:) jn. aus etw. anderem (Raumgebilden aller Art) herausbringen‹; mit sehr unterschiedlichen Bezugsgegebenheiten, darunter: ›(Eiter) ausdrücken‹; ›(Schafe aus dem Stall) führen, hinaustreiben‹; ›jn. aus der Wohnung herausbringen‹; ›(Eier) ausbrüten‹; ›(Gegenstände aus einer Festung) herausschaffen‹; ›abgebaute Mineralmassen (aus dem Schacht) hochtransportieren‹; ›jm. (ein bestimmtes Quantum) vortrinken‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße z. B.:
den graben a.
›den Graben reinigen‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  3.
Syntagmen:
meist Auslassung der präp. Angabe für das Raumgebilde, aus dem etw. herausgebracht wird.

Belegblock:

Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
238r, 8
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
wen du es hast aüfgetan vnd / dy materie dar aus gepracht.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
also er die eigenen [schaffe] uzbringet.
Lemmer, Brant. Narrensch.
108, 116
(
Basel
1494
):
Der [Vlysses] me brocht nacket mit jm vß | Dann er verlor / vnd hatt zuͦ huß.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb legt er [strauz] seineu air in der warmen zeit, daz im daz warm fridsam weter daz arbait und auch auzpring.
Mollay, H. Kottanerin
13, 36
(
moobd.
,
1439
/
40
):
berieten sich, wie man ainen sin mocht vinden, daz man die Heilig Kran von der Plintenpurg mocht aus bringen.
Preuss. Wb. (Z)
1, 288
;
Wolf, Bergmannsspr.
1958, 99
.
2.
›etw. aus etw. anderem (Flächenhaftem) herausbringen; jn. zum Ausreiten bringen, bewegen‹, oft nicht sicher von 1 trennbar; mit mannigfachen (schwach belegten) Spezialisierungen und Übertragungen, darunter: ›jn. aus einer Gemeinschaft abwerben und zum Weggehen überreden‹; ›Wasser ableiten‹; ›etw. verkaufen‹; ›etw. entfremden‹; ›etw. vermachen‹; ›jn. ins Feld stellen, führen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
43, 17
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
der herre got, der do gegeben hat einen weg in deme mere [...], der do uzbrachte den wayn und daz phert.
Sappler, H. Kaufringer
5, 193
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ritterschaft hat mich außpracht.
Ebd.
764
:
der zuo im fraintschaft het erdacht | und in des ersten auspracht.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
wan ainem ain wasser entsprung auf seinen grunten [...], so solt ers über sein grunt außpringen wo er mach.
wen ain frembder herkemb und wolt die hiegesessen leut auspringen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
; Hs.
2. H. 17. Jh.
):
ob ainer [...] holz schlecht und nit arbait oder außbringt.
Rwb ff.;
Preuss. Wb. (Z)
1, 288/9
;
Öst. Wb.
3, 968
.
3.
›etw. (z. B. einen Textsinn) zum Ausdruck bringen, formulieren; etw. (z. B. eine Irrlehre) aufbringen; etw. hervorbringen, etw. bewirken‹;
zu  15.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1;
1
, angehen 7.
Wortbildungen
ausbringung
1 (zur letztgenannten Variante; dazu bdv.: ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swa der sin waz so gelegen | Daz ich nicht mochte uz brengen | Ich enmuste den riem lengen.
Nycolaus der waz ein man | Der ketzerie irdachte, | Den irretum uz brachte.
Jostes, Eckhart
19, 8
(
14. Jh.
):
alzo ist der vater geoffenbart an seinen sun, wan es uzbracht hat an der ewigen gebuͤrt di naturen und daz selb wesen, daz der vater ist.
Voc. Teut.-Lat.
c iijr
(
Nürnb.
1482
):
Außpringung. productio.
Höver, Bonaventura. Itin. B
395
(
moobd.
,
1450
/
60
):
es waͤr jn dem allerhochsten gut ewigkleich ain jnbeleibent ewig ausbrengung oder furpringung wurckleich.
4.
›etw. ausfindig machen, herausfinden‹.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1596
):
wiewol publiceirt wart, wer es heimlich vsspracht, solt 300 ggl. vor ein verehrung haben.
5.
›den Wahrheitsbeweis für etw. erbringen, etw. rechtsgültig beweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
2
 4; vgl.  2,  2.
Wortbildungen:
ausbringung
2.

Belegblock:

UB Zug
2124, 20
(
halem.
,
1518
):
das unnser gnaͤdiger heͣrr von Cappel von siner gnaden gotzhuß usbraͤcht inn jars frist, das die mattenn nit laͤg inn der ab dem Berg stúr und brúch und gmeint.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
ob sie wellen [...] mit unparthigigen lüten oder briefen und sigel usbringen, [...], das sie den clein zechenden nit schuldig syen.
angsehen das si ir beschwärd mit andern gotzhuslüten anzogen habend und getruwten, inen söllt witer zil geben werden zuͦ der usbringung.
6.
›jn./etw. rechtsförmlich anzeigen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
 1; vgl. (V.) 2.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1499
):
Birdt auf etwen im taiding auspracht und geruegt der nicht in der herrschaft siczt.
Rwb (
ab 1394
).
7.
›etw. bekannt machen, ausplaudern, in die Öffentlichkeit bringen‹;
ein buch a.
›ein Buch publizieren‹;
zu  12.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz ich den rat engen, | Den die sin irdachte, | Din junger uz brachte.
Schwartzenbach
C iiijr
(
Frankf.
1564
):
Außruffen. Außkuͤnden, Außbringen. Offenbaren.
Ebd.
C iiijv
:
Außschwatzen. Ein heimligkeit außbringen.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 22, 14
(
Wittenb.
1545
):
WEnn jemand ein Weib nimpt [...] vnd bringet ein böse geschrey vber sie aus / vnd spricht / Das weib hab ich genomen / vnd da ich mich zu jr thet / fand ich sie nicht Jungfraw.
Serranus (
Nürnb.
1552
):
Vbel außbringen / jn alle welt außbringen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein geschrey außspreyten oder Außbringẽ. Famam uulgare.
Alberus
ii ijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 288
;
Wolf, Bergmannsspr.
1958, 147
;
Simonsen, Nd. u. hd. in Chron.
1911, 50
.
8.
›etw. erwirken, erreichen, zustandebringen; etw. bewerkstelligen‹.
Syntagmen:
den ablas / abschied / brief / consens / tag, die absolution / beatifikation / belenung / bestätigung / bulle / freiheit / ladung / pension / verwilligung / volmacht / zalung, das lehen / mandat / urteil a., etw. von
(meist)
/ an / bei jm. a.
;
a., das
[+ Obj.satz];
ausgebrachter consens.
Wortbildungen:
ausbringung
3.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Assequi gewinnen erreichen erschleichen errennen erjagen ersteigen erwischen erwuͤnschen erlauffen erhaschen erschoͤpffen auß bringen.
Efficere. Verschaffen außbringen zu weg bringen erhalten.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1562
):
die pension, wilche d. Conrat sich obligeirt hat uff ein cloister zu verschriben und bei dem pabst uiszubrengen binnen 5 manat.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
112, 21
(
Frankf.
1535
):
wer jn hat der gefellt allen menschen wol / vnnd bringt alle ding auß nach seinem willen.
Schmitz, Schiltb.
313, 2
(
Frankf.
1597
):
Außzug des Freyheit Brieffes, Welchen die Schiltbuͤrger bey dem Keyser außgebracht haben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
149, 2
(
omd.
,
1554
/
1633
):
daß es wieder die weisung [...] andern befehlig außbringe.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1424
):
pleib auch in aller der moß da pey dem prieff als in mein vater het aus proht und als der stat prieff noch ynnen helt.
Ebd. (
2. H. 15. Jh.
):
als Jobs Tetzel von außbringung etlicher freyheit bey unserem herrn keiser 100 und 14 tag aussen was.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
hat der cardinal [...] zuͤ dem papst gen Rom geschickt und bei dem papst erlangt und ausgebracht, das [...].
Ebd. (
1541
):
Fuchs zoch hinein, wolf kam heraus, | Vom bapst bracht er ein bullen auß.
Ebd. (
1544
/
5
):
daß sich die [...] rät [...] guter, herlicher freihaiten von den römischen kaisern [...] erlangt und ausgepracht haben.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
[Er] hat von dem pabst auz pracht den tag der heiligen waffen unsers herren in seinem bischtuͦmb ze veiren.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1530
):
der [...] stellet nach der haubtmanschafft, [...] brachz bei kayserlicher majestät auß.
9.
›eine bestimmte Menge von etw. (z. B. Pferden) aufbringen, zusammenbringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  15.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
v. 1407
):
wanne man volks bedorft, daz man bey tawsent pferden aus procht.
10.
›jn. (auch: Tiere) durchbringen, ernähren, erhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,  2, ; vgl.  1,  7.
Syntagmen
das gesinde / kind, die schafe a., sich an etw.
(z. B.:
zinsen
),
mit etw.
(z. B.:
kunst
),
mit jm.
(z. B.:
tischgängern
)
a.
Wortbildungen:
ausbringung
4.

Belegblock:

Spanier, Murner. Narrenb.
95, 30
(
Straßb.
1512
):
was ich nym, das muͦß ich holen | Vnd selber tragen in myn huß, | Das ich myn kindt müg bringen uß.
Vogel, Pract. Alg. Ratisb.
62, 2
(
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
ayner hat ein knecht vnd czwo | dyrnn vnd pring sy ain Iar auß mit 10 | fl, wann das kornn gilt ½ lb.
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
11.
›für jn. bezahlen und ihn dadurch aus der Ferne heimholen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›jm. etw. (z. B.: Geld) verschaffen, jm. zu etw. verhelfen‹.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Einer stat Bern nuzlicher rat was, dass von ersten die knecht und die pension ussgebracht, und demnach vom pund gehandlet wurde.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1431
):
Es sollen auch die bürger [...] deheinem irem mitburger nuͤ furbasmer dehein gelt usbringen.
12.
›etw. zu Ende führen, vollbringen‹; je nach Obj. mit unterschiedlichen semantischen Nuancen; z. B.:
einen stos a.
›einen Streit schlichten‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,  10,  7, ; vgl.  1, .
Wortbildungen:
ausbringung
5.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sich aber, du bist riche | Nach kumftigen dingen, | Wiltu iz wol uz bringen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1386
):
bis man der sache uf ein ende kumt und nach dem besten usbringt und volfuͤret.
13.
›etw. (z. B. ein Schloß) zerstören‹; ütr.: ›etw. (z. B. eine Sprache) ausrotten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  30.

Belegblock:

Dietz, Wb. Luther ;
Schweiz. Id. (a.
1535
).
14.
›etw. verpachten‹.
Syntagmen:
den morgen a.

Belegblock:

Dief./Wü. (a.
1650
).