erarnen,
V.;
bei Luther gelegentlich
erarnten
.
1.
›etw. mühsam, (auf redliche Weise) mit Anstrengung erlangen, erwerben, verdienen, erkaufen‹ (bezogen sowohl auf materielle als auch auf immaterielle Güter); auf Personen als Handelnde bezogen auch durativ: ›sich (für jn. / sich, z. B. zur Erreichung eines höheren Zustandes) abmühen, anstrengen‹;
zu  5,  2.
Vielfach Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
jn. e., etw
. (z. B.
den botenlon / heller, einen grus, ere / kunst / liebe / ritterschaft, das brot / eigen / fundament, die schätze
)
e., etw
. [wie] (z. B.
hart / sauer / teuer, mit dem tod, mit der arbeit, dem leiden, mit seinem blut
)
e
.;
(das) e
. (subst., Subj.)
etw. heissen, an etw. liegen, j. sich mit e. reinen
;
das erarnte gut / handbrot
.
Wortbildungen:
erarnung
›Verdienst‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Christus hette es [predig ampt] wol mugen behalten und nicht so theur durffen erarnten.
Ebd. (
1534
/
5
):
wer so geschickt ist, als du bist, der kan leichtlich auff sich alle ehre bringen, die ander redliche leute theuer erarnt haben.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diz eigen suln wir dâ mite erarnen, daz wir hie sîn âne eigenschaft unser selbes.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Es thut vns diese Fabel warnen, | Das wir vns gute Kunst erarnen, | Die vns in noͤten moͤgen nuͤtzen.
Strauch, Par. anime int.
93, 24
(
thür.
,
14. Jh.
):
unse irarnen lit an wirkine.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2341
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
[aber her sal] nicht [...] | [...] | [...] siner erarnunge zu schribe | das her kusche [...] blibe.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Hab [ich] herter tridt viel eingenummen | In irem dienst. Wo ist die zart, | Die ich erarnet hab so hart.
Ebd. (
1556
):
Meint ir, ich [Eulenspiegel] solt erst botschafft lauffen, | Müde bein machen, schwitzn und schnauffen? | Hart erarnet ist botenlon.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
vil lande [...] | in den du ritterschafft er arn | kuͤndest und auch der wibe gruz.
wurd er ir lieb her arnen. | den dodt must er sit garnen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 546, 12
(
Hagenau
1534
):
Es ist erarnet guͦt. Diß worts [...] ist also vil / als thewer erkaufft guͦt [...] sonst heysset erarnen / thewer kauffen.
Menge, Laufenb. Reg.
3100
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
So soltu dich reinen | [...] | Mit huͦsten vnd mit harnen | Mit üben vnd erarnen.
Glatz, Chron. Bickenkl. (
önalem.
,
um 1640
):
dankte sie gar herzlich allen ihren kindern, die sie so saur erärnet hett, umb alle guettatten.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
ouch taͤglich den undertanen vil untraͤglicher schazgelt ufgelegt, dardurch den armen ir sur erarnet hantbrot uss den haͤlsen gezogen.
Sappler, H. Kaufringer
14, 690
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er [küng] truckt die [frawen] lieplich an sich. | „du hast gar hart erarnet mich“, | sprach er.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
151rb, 26
(
moobd.
,
n. 1434
):
selb paradis mit deinem heiligen pluet | gar trewlichen erarnt vnd gekaufft hast.
Mathesius, Passionale ;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
138, 15
;
Strauch, a. a. O.
94, 6
;
Thiele, Minner. II,
12, 39
;
Goedeke, Fischart Bündnus / Erlustigung
224
;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Rieder, Gottesfr. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 280
.
2.
›jn. (seltener: etw., z. B. js. Leben) retten‹; in den Belegen überwiegend auf Christus als Handelnden bezogen: ›jn. (durch außerordentliche Anstrengung, um einen hohen Preis) erretten, erlösen‹; als Spezialisierung anschließbar an 1;
zu  5, vgl.  4.
Überwiegend Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 3,  12,  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
das yhr damit spielen mugt, wie es euch gelustet, die doch Gottes son, so theǔr, durch sein eigen blut erarn̂t hat?
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie túre er
[Christus]
úch gekouft het, wie sure er ûch erarnet het, wie friliche er úch erloͤset het.
Schmitt, Fachprosa
92, 16
(
Augsb.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann wir allain got, der vns beschaffen hatt vnd mit seiner marter erarnet hat, opfern süllen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Du hast uns, herr, mit deinem tot | Gar pitterlich erarnet.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
33, 6
(
moobd.
,
1393
):
Er [herr] hat vmb dÿ wonung der selen geuochten, das er sy erarnet hat.
3.
›(für) etw. bezahlen, büßen; etw. entgelten‹; mit unterschiedlicher Nuancierung im Einzelnen auch: ›jn. / etw. rächen‹; ›etw. wiedergutmachen‹; ›etw. erdulden, erleiden‹;
vgl.  7,  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  3,  4.

Belegblock:

Wunderlich, Fierrabr.
88, 5
(
Simmern
1533
):
sein tode soll theur erarnet werden.
Enders, Eberlin ([
Eilenb.
]
1524
):
Wie moͤcht dann gelt im landt vnd im bundt sein. [...]. Den letzsten zug wider die Frenckischen Edelleuth gethon, hat yr seckel auch wol erarnet.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
sünden muessen wir hart erarnen.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1390
/
1402
):
so muͤstent es doch die [...] frúnde gottes, gar sure erarnen und sich dem himelschen vatter vúr uns zuͦ buͦße vnd zuͦ beßerunge in gefengniße geben.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Solche mängel alle hat das edel land biss anher vil jar laider wol erarnen müssen.
Klein, Oswald
9, 15
(
oobd.
,
1421
?):
die engel in dem himelrich | man ich, das si mir helfen vast | mein laid zu güt erarnen.
v. Groote, a. a. O. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
546, 3
;
Vgl. ferner s. v.  1.