aufheben,
vereinzelt
aufgeheben
, vorw. wobd./oobd. auch
2
aufhaben,
V.;
regelmäßige und unregelmäßige Flexion in folgender Weise verteilt: Prät. zu im Gesamtfrnhd. in der überwiegenden Mehrzahl aller diesbezüglich interpretierbaren Fälle unregelmäßig (
aufhub
); Part. Prät. in etwas mehr als der Hälfte der Fälle (vor allem wobd./oobd.) regelmäßig (
aufgehebt
), zum anderen Teil unregelmäßig (
aufgehaben
, vereinzelt
aufgehoben
). Der Infinitiv
aufhaben
führt wobd. und oobd. vereinzelt zu Präsens-, Präterital- und Partizipialformen mit
-a-
; diese können von den Formen von
1
beeinflußt sein (
aufhat
usw.); vgl. auch:
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 346-351
. – Äußerst umfängliches und komplexes Bedeutungsfeld, Vorschläge zur Gliederung auch im ; . Hier Gliederung nach folgenden Kriterien: 1-5 zusammengehörig auf Grund der Vorstellung des Anhebens, Sich-Erhebens von etw./jm.; daran mit unterschiedlichen Assoziationen anschließbar: 6-12; von 11 an Merkmal des systematischen Einsammelns (11-14) und An-sich-Nehmens (15-20), teils unter Anwendung von Machtmitteln (17-20); 21-27 Vorstellung der Behinderung von jm./etw. und der negativen Affizierung von Personen (für 22 unsichere Interpretation); 28-31 Aufhebung, Beendigung, Vernichtung von etw., 32-33 isoliert.
1.
›etw. an-, emporheben, in die Höhe heben‹; dazu die Spezialisierungen: ›(den Langspieß) aufrichten, aufpflanzen‹; ›„die Rechenpfennige beim Rechnen auf dem Brett“ aufheben‹ (
Trübner, Dt. Wb.
1, 146
); ›(im Anschluß an die Konsekration) die konsekrierte Hostie und den Kelch emporheben und ihn der versammelten Gemeinde zeigen‹ (auch subst. belegt; zur Sache:
LThK
3, 802
(
Elevation
); (
Abendmahlsfeier
);
Ringel, Der Wortsch. der Liturgie.
1987, 148-154
); ›etw. anziehen, emporziehen‹; speziell von den Händen: ›(die Hände) nach oben werfen; (die Hand zur Abstimmung) heben‹; ˹zu dieser Variante phrasematisch:
mit jm. aufheben
›für jn. stimmen‹ ();
die hand gegen jn. aufheben
›die Hand gegen jn. heben, handgreiflich, tätlich werden‹ (; a. 1553)˺; von den Fingern / der Hand: ›(die Finger / die Hand zum Schwur) heben, nach oben strecken‹; ˹dazu mit Verschiebung der Bezugsgröße:
einen eid aufheben
˺; ›die Hände zum Gebet erheben‹; von Vögeln: ›sich erheben, in die Lüfte schwingen‹; von Augen (oft), Ohren, Herz als Sitz der Sinnes- und Gemütskräfte, teils als pars pro toto: ›(die Augen) öffnen, aufheben, nach oben richten, (die Ohren) nach oben richten, spitzen, (das Herz, auch: sich) nach oben richten‹; von Personen: ›jn. auf das Pferd heben; jn. emporheben, jn. (z. B. einen Knienden) aufrichten‹ (dies auch ütr., dann offen zu 2); speziell von Christus: ›(Christus) emporgerichtet ans Kreuz schlagen‹.
Wortbildungen
aufhebung
4, auch zu einer der Spezialisierungen: ›Präsentation der konsekrierten Hostie und des Kelches, Elevation‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 7, 20
(
Wittenb.
1545
):
Mose vnd Aaron thaten wie jnen der HERR geboten hatte / vnd hub den stab auff / vnd schlug ins Wasser / das im strom war.
˹In Sprichwörtern: Ders., WA (
um 1535
):
Leffel auffheben schussel zübrechen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
24, 2
(
Basel
1494
):
Der ist eyn narr / der tragen will | Das jm vffheben ist zuͦ vil
˺.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
524
(
mrhein.
,
um 1335
):
Grifent an, hebent vf den stein zuͦ stunt.
Keil, Peter v. Ulm
132
(
nobd.
,
1453
/
4
):
greiff im mit dem finger gen der ader an den kinpacken vnd heb sie auff.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
allen den, die nider [...] knient, so man das heilig sacrament in der kirchen aufhebt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
69, 17
(
Nürnb.
1548
):
So wil ich nun / das die menner betten / an allen orten / Vnd auffheben heylige hende.
Andreae. Ber. Nachtmal
30r, 19
(
Augsb.
1557
):
ob der Priester nach seiner vermainten Consecration [...] den natürlichen leyb Christi [...] welchen er den vmbstehenden zaiget / vñ anzubaͤthen auffhebet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
solt rehte din bette tragen, also waz dich hie vormoles truͦg, daz soltu nu ufheben.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1858
(
Basel
1519
):
Die schand ir wyber hattendt btracht | Vnd huͦbendt sich vff
[›hoben die Kleider an, entblößten sich‹]
vor der stat | Vnd zeigten, was got geben hat.
Warnock, Pred. Paulis
23, 228
(
önalem.
,
1490
/
4
):
wenn der priester in der mess die hosty uffhept.
Buijssen, Dur. Rat.
166, 22
(
moobd.
,
1384
):
nach der enphahung dez leichnams und pluecz Christi und aufhebung dez chelichs von dem alter.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Karolus [...] hueb das swert auf.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
92, 14
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so man sie dohinden angriff, so kernn sie sich vmb, vnd die hindern spis nydergelossenn, vnd die vordern spis wider vffgehabenn.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein îsen, des natur̂e ist, daz ez nidervellet, daz hebet sich ûf wider sîne natûre und henket sich an den agestein.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dâ von derhebt der schein den irdischen dunst und wirmt in, daz er daz wazzer mit im aufhebt gegen der praiten des mers.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
51, 4
(
noobd.
,
1347
/
50
):
davon hebt die sunne mer duͤnst auf, danne sie verzern muͤg.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 121, 1
(
Wittenb.
1545
):
JCh hebe meine augen auff zu den Bergen / Von welchen mir Hülffe kompt.
Ebd.
1. Mose 14, 22
:
Abram sprach zu dem könige von Sodom / Jch hebe meine hende auff zu dem HERRN.
Ebd.
Ezech. 47, 14
:
jr solts gleich austeilen / einem wie dem andern / Denn ich hab mein Hand auffgehaben / das Land ewern Vetern vnd euch zum Erbteil zugeben.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
, Hs.
1359
):
do stet ein anders bi in einem bleichen kleide mit uf gehaben henden.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
A. 17. Jh.
):
Ein jeder [...] muß [...] einen aid leiblich zue gott und seinen heiligen mit ufgehabten fingern [...] schweren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
hat man die finger aufgehebt und geschworen.
Ebd. (zu
1563
):
hat si vonstundan ire hend gen himel aufgehaben.
Ebd. Anm. 2 (
1478
):
wie ain andrer rautgeb auf seinen geschwornen aid und pflicht mitsampt andern rautgeben auffgehebt und über sollich aid, pflichten und auffheben außgetretten und gen Fridberg gegangen ist.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
weßwegen Ursach alle haben ihre Haͤnde aufzuheben / und der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit danken.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ain lerche. die ensinget niemer uff dem ertrich, si hebet sich ûf von der erde.
Feudel, Evangelistar
34, 18
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
hebit uf uwir ougen unde set ubir alle dy lant.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 99
(
Nürnb.
1517
):
heb auf deine ougen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
du solt [...] niemer dine ougen noch dine oren ufgeheben zuͦ keinre itelkeit.
Pyritz, Minneburg
3280
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die mynne mir daz hertz uff huͤb, | Daz ez von senender luͤste | Fur schockent in der bruste | Und wagend sam ein aspe.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sin hoͮpt, ogen, hercz und munt | Huͦb er
[Jesus]
uf genn im [zuͦ sinem vatter] alle stunt | Ufrecht inschoͤner wise.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so man die metti an vahet und der mentsch sin hertz uf hebet zuͦ Gotte.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
hat sich ein wenig uf, aber daz beschach mit grosser müe.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
128, 21
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Abrye hebe die konnigynne balde vff wan der konnig hat her nach geschickt viel boßwichte.
Adrian, Saelden Hort
1571
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
du heb es [kind] uf und leg es nider, | dur kúss im aͤllú sinú glider!
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
want daz diu barmunge dein | mich ouf gehabt hat.
Gierach, Märterb.
1537
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
nicht mer mag ich mich aufgehaben, | ich müez mich mit wazzer laben.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
pot er sich für den hertzogen auf die knie. Des schambte sich der hertzog, hueb in pald auf.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Das chindt wardt aufgehebt
[›aufgebahrt‹]
und gewaydet und zw Tryennt inn Sannd Petterskirchen getragen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Do [...] | Schlug man jhn an das Creutze hinan, | Er war auffghebt mit harten stos.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 78
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
da schrai der juden falscher sin: | ‘heb auf, heb auf und chreuzig in’.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
1494
(
tir.
,
v. 1496
):
Dw solt Jhesum in den luft auf haben | Und an ain hoches krewtz schlachen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 2619
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
68, 13
;
86, 3
;
95, 30
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Langmantel, Schiltb. Reiseb. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
1390
;
Feudel, Evangelistar
35, 18
;
Hübner, Buch Daniel ;
Vetter, a. a. O. ;
Heidegger. Mythoscopia
44, 24
;
Rieder, a. a. O. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
463, 3
;
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
4386
;
Rot
307
;
Dietz, Wb. Luther ;
Goertz, Liturgie.
1977, 137
;
302
;
Trübner, Dt. Wb.
1, 145/46
.
2.
›jn. (auch: sich) über etw. erheben, erhöhen, religiös aufrichten; (religiöse Kräfte) auf Gott ausrichten‹.
Religiöse Texte des älteren und mittleren Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  2.
Wortbildungen
aufhebung
5 (dazu bdv.:  6).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sol sich diu sêle ûfheben über sich selben ze der götlîchen ordenunge.
Bihlmeyer, Seuse (
mfrk.
,
15. Jh.
):
Lucifer yn dem hyemel der hup sich uff und wolde syn.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
574
(
pfälz.
,
1436
):
das die dry crefft der selen nach dem gewiecht ordenlicher liebe offgehebet würde gnediglichen zu got.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
, Hs.
1359
):
der himelsche vatter [...] hebt sie [sele] uf úber alle ir krankheit in dem goͤtlichen umbevang.
Ruh, Bonaventura
346, 26
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Hie ist das anschowen der waurhait, vnd den wirt der mensch uf gehoͤpt in die tunckelhait des gemietz vnnd wirt höcher erhoͤpt vnnd gaͮt tuͤffer in inn.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
71, 516
(
tir.
,
1466
):
got der herr [...] wolt da trosten den traurigen menschen [...] vnd auf heben den verwarffen menschen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dietz, Wb. Luther .
3.
›aufschwellen; sich nach oben wölben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Wurde eyn man myt steben geslagen [...] vnd ouch dy slege brun oder bla weren vnd vfgehaben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
31, 21
(
thür.
,
1474
):
gehoret zcu gerade alle schaeff unde genße, kasten met uffgehabin leden unde andere kysten.
4.
die stimme aufheben
›seine Stimme erheben, sprechen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 27, 38
(
Wittenb.
1545
):
Esau sprach [...] Segene mich auch / mein vater / Vnd hub auff seine stimme / vnd weinet.
Ebd.
Richt. 2, 4
:
da der Engel [...] geredt hatte zu allen kindern Jsrael / Hub das volck seine stimme auff / vnd weineten.
Ebd.
Apg. 2, 14
:
DA trat Petrus auff [...] / hub auff seine stimme / vnd redte zu jnen.
5.
›aufstehen, sich erheben‹; als Synekdoche: ›sich aufmachen, aufbrechen‹, teils mit der Nuance: ›sich aufraffen‹.
Bedeutungsverwandte:
 6, ; vgl.
1
 12.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
7, 392
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
uffhuben wir unns dannen | unnd gingen beid sonderbar | da manig euglin clar | gar lieplich uff blickt.
Warnock, Pred. Paulis
22, 83
(
önalem.
,
1490
/
4
):
huͦb er sich uff und fuͦr in die statt.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
huben wir uns auff noch mitternacht und ritten hin zu ainem pirg.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do hueben sich dy frumen kristenlichen hawbtlewdt auff und erschluegn die Turckhen.
Sappler, H. Kaufringer
1, 20
;
Wackernell, Adt. Passionssp. H. II,
948
;
Mollay, H. Kottanerin
16, 14
;
Giustiniani, Adam v. Rottw.
1987, 242
.
6.
›etw. (z. B. einen Graben) reinigen, freischaufeln, offen halten; etw. (z. B. ein Tor) geöffnet halten‹.
Bedeutungsverwandte:
 6; vgl. ,  3.
Syntagmen:
den graben, die strasse a.
;
das haus / tor, den sak / säckel a.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 1 (
mosfrk.
,
1474
):
sol die gemeind die graben ufheben und aufwirfen zu allen dreien jaren.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
soll den grabm albeg in dem dritten jar grabm und aufheben.
7.
›(Wasser) ableiten; (das Wasser-, Erz-, Steinmehlgemisch auf der Schlämmanlage eines Grubenbetriebes) ableiten‹.
Zur Sache:
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1985, 132
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  1,  4.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1724
):
ob aber ainer wäre der daß wasser so durch daß dorf rinnet wolte aufheben, der hebe es auf waß billig ist.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 131
:
sol ayn yder waltperger seym Schaffter verpiett(e)n, Do myth er kayn Trueb wasser czeuch, ... außgenom(m)en(n) woß ym gern(n) pleybt, vnd auff den flöczherd(e)n, vnd vor dem Schlemmer, doß sol er an wiss(e)n seynes herr(e)n nyth auffheb(e)n.
8.
›etw. aufnehmen, auffangen; (ein) Kind empfangen; austragen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 10 (zur 2. Variante); vgl.  8,  24 (zur 1. Variante);  3 (zur 2. Var.).
Syntagmen:
ein kind, eine misburt a.
;
mit schmerzen a.
; subst.:
schmerz des aufhebens.

Belegblock:

Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Hat ain frow ain eman, | Mit dem mag si mæslich ze schaffen han | Bis das si ain kind tuot uffhaben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Diu stimm ist ain behender luft, geslagen oder geprochen zwischen zwain herten leibhaftigen dingen, der ainz sleht und daz ander den slak aufhebt.
9.
›etw. ertragen, aushalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12.

Belegblock:

Gierach, Märterb.
4114
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
wart mïr an der stet | so we daz dy wetagenn | mein hercz nicht moch auf gehaben.
10.
›etw. errichten, bauen; (Grubenbaue) gewältigen, in Betrieb nehmen‹.
Zur Sache:
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1985, 132
.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,  15,  1,  12,  1.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1536
):
haben wir [...] angefangen, alte und auch neue stollen und schechte aufgehaben.
Bell, G. Hager
493, 3, 13
(
nobd.
,
1602
):
wie denn ain altes sprich wort sagen thut, | mit nachbaren sol man auf heben stedel.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 132
(a.
1550
):
Dieselben halden sol vnser Pergrichter wer die aufczuheben vnd czuarbaitn begert [...] vorleihen.
11.
›(eine finanzielle Auflage, eine Steuer o. ä.) einführen; (eine solche Auflage) einziehen, erheben; etw. einnehmen, ein bestimmtes Einkommen haben‹; subst.: ›Einkommen‹; antosem mit 1 Beleg auch: ›dingpflichtig sein‹ (; a. 1439).
Bedeutungsverwandte:
 24,  1,
1
 2; zur Substantivierung: (
das
); vgl. ,  3, (V.) 9, ,
1
 3,  15,  12,  12;  8 (zur Subst.).
Syntagmen:
das einkommen / gefälle / geld, den zins / zol / zehenten / wein /
[einen bestimmten Betrag, z. B.:]
1000 gulden, die gerechtigkeit / schatzung / steuer a., etw. von jm.
(z. B.
den bürgern
) / einer Bemessungsinstanz (z. B.
einem haus
)
a.
; zur Substantivierung:
das a. reichen
;
fiel aufhebens haben, lützels a. haben
;
a. des bischofs / klosters.
Wortbildungen:
aufhebung
6.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
93, 5
(
preuß.
,
1397
):
so hatte der alde kellirmeister ufgehaben von der gersten.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1412
):
dat man nuͦ zo s. Remeys missen sulgen wechgelt [...] upheiven sall, davan man den weichteren zo desem virdeljairs ir gelt geven sal.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1553
):
hat mir ein erpar rait befollen, ich sulte das botgelt uffheben van den burgeren.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 2 (
mosfrk.
,
1682
):
sollen die scheffen das zinszbuch, damit sie wissen den wein ufzuheben, hinder ihnen behalten.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
man sal daz [schaczunge] zu zwein geziten in dem jare ufheben.
Wyss, UB Deutschord. Hessen (
hess.
,
1362
):
daz ich [...] verkaufft han [...] alles myn deil des zehenden zu Dudenhoben zuͦ uffhebene, zuͦ innemene, zuͦ besiczene unde zu habene zuͦ allem rechte.
Feudel, Evangelistar
19, 26
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
sy han uf gehaben ir lon.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wann der selbige meyster klingis ore [...] hatte alle jar wol dry tusent ungersche gulden vom konige zu ungern uff zu heben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
212, 12
(
thür.
,
1474
):
daz [...] alle ore erben sollicher zcinsße gebrauchen unde auffheben sollen ane geverde.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
114, 14
(
1. H. 15. Jh.
):
soll man im und seinem weib lonen, das sie den hewzehent aufheben.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1499
):
sonder si [...] den zoll vorbestimpter massen aufzuheben, einzunemen, gebrauchen und zu geniessen gestatten.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1525
):
die [klöster] haben so vil aufhebens, daß man von des wenigsten closters aufheben die armen dürftigen in der selben stat davon enthielt.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
das die vier baͤttel oͤrden in teütscher nation jaͤrlich vffheben meer dann zehen hundert tauset guldin.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1483
):
raiscosten [...], so aim herren [...] zuͦ ziten nach gestalt der sachen [...] anzuͦlegen und ufzuͦheben gepürent.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
under im hat das bistumb fast abgenomen, und hat kaum 100 pfund pfening auffzuͦheben gehept.
Ebd. (
1523
/
7
):
er hett [...] vil stett und schlos und rent und gült versetzt und verpfent, daß er wenig auffzuͦheben hett.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Ganz wenig haben ain auskommen von iren gülden und zinsen und jerlichem einkommen oder aufheben.
Dise lesten muesten bestimbten sold järlich den knechten geben, ir zins und steuer, ander ränt und fänt und aufheben in der knecht- oder raiskammer raichen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
152, 28
;
471, 19
;
Ders., a. a. O.
5, 39
;
Wyss, Limb. Chron. U ;
Loersch, Weist. Boppard ;
Leman, Kulm. Recht ;
Opel, Spittendorf ;
Meisen u. a., J. Eck
6, 9
;
7, 13
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
43, 13, 3
;
105, 10
;
128, 17, 12
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 274, 30
;
Bernoulli, Basler Chron. ; ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. Anm. 2;
Dietz, Wb. Luther ;
Trübner, Dt. Wb.
1, 146
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 235
;
12.
›etw. systematisch sammeln (z. B. Holz); (Heu, Getreide o. ä.) ernten‹; ˹mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›(eine Wiese o. ä.) abernten‹˺; ›(Speisen) abtragen‹; ütr.: ›(Hohn o. ä.) ernten‹.
Wortbildungen:
aufhebung
7.

Belegblock:

Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 263, 34
(
schwäb.
,
1453
/
54
):
Bentz Ruffen dem keller zu lon, alz er zu den treschern täglich gieng, alz sy daz korn uffhuben.
˹Ütr.: Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
was hon und spot bei rö. kön. mt. und andern fürsten dermassen aufgehebt worden.
˺
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1521
):
schol kainer dem andern schaden thuen mit gras aufhem.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
das im die leut die wisen meent und aufhebent.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
wan man das hey aufhebt oder grämadt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
Die abschniz hievon oder anders zu raifen nit gbrauchsam holz sol man gschnidtner aufhöben.
Müller, a. a. O.
2, 276, 12
;
13.
›(Soldaten) ausheben, anwerben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  6.
Syntagmen:
knechte a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1523
).
14.
›(einen Zeugen) vernehmen; (Beweiserhebungen) vornehmen, etw. beweisen, darlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2.
Syntagmen:
kundschaft a.
;
mit einem zeugen a.
Wortbildungen:
aufhebung
8.

Belegblock:

Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Swer mit den zeugen aufhabt, und nicht ertailt ist, der sol daz püezzen.
15.
›etw. (Konkretes) aufbewahren, aufheben‹; ütr.: ›etw. (z. B. Gottes Wort, Rechtsverhältnisse) bewahren‹; von Personen: ›jn. als Gast aufnehmen; jn. in Schutzhaft, Gewahrsam halten‹; ›einen eines unnatürlichen Todes Verstorbenen verwahren und das Verfahren einleiten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
wo Gottes wort auffgehaben ist, da ist auch keine sunde mehr.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
das Gehirn hat gewisse Kammern / darin die Bilder der Dinge aufgehoben und verschlossen werden.
Skála, Egerer Urgichtenb.
40, 10
(
nwböhm.
,
1562
):
50 f. hab der Sohn gehabt vnd gesagt, sie sols vf heben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
als er weg kam, ward Luther ain zeyt uffgehebt, haimlich enthalten und verwaret.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 165, 31
(
schwäb.
,
1456
):
sollent ir die richter schweren, [...] das gericht schirmen und uffheben als es herkumen ist.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Ain gast habt den andern wol auf auf ain recht, da sew paid gest sind.
Trübner, Dt. Wb.
1, 146
;
16.
›etw. (das einem zusteht) mitnehmen, an sich nehmen, in Besitz nehmen‹;
die holdung aufheben
›die Huldigung entgegennehmen‹;
einen schwarm / ein bien aufheben
›einen Bienenschwarm einfangen, einholen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8, , ,  1; zur letzten Variante: vgl.  1.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Duͦ salt se [garbe] wetewen lathen vf heben.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 26, 10
(
preuß.
,
1459
):
darvon sie die holdunge uffheben und genisz haben.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, o. J.):
das derselbe buͦwer [...] ercz irvolget [...] unde brenget das czu lichte unde hebit das uff dry teylunge ane ansprache gewislich.
Ebd. (
14.
/
15. Jh.
):
unde [er] daz ercz uffhebit zcwer noch dem ersten ane rechte ansprache.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1491
):
Von erst so got der herr en gehielft, das sie uff die solle komen und das golt treffen, so sie nach golt erbeiten und das uffheben.
17.
›(einen Tageslohn o. ä.) einbehalten‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›(einen Arbeitstag) nicht berechnen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  5,  23.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
64, 4
(
omd.
,
1514
/
18
):
So tzwene feiertag in die wochn fallen, wirdet dem meister, knechte und jungen der ein am lon aufgehoben.
Ebd.
68, 6
(
1544
):
das der steiger derselben zceche [...] ein schichtlhon aufheben wolde nach [...] herkommen und nicht die gancze woche lassen außfeiern.
Ebd.
72, 17
;
109, 11
;
18.
›jm. etw. mit Gewalt nehmen, jm. etw. entziehen, sich etw. widerrechtlich aneignen; etw. (eine Last) von jm. nehmen; etw. wegnehmen, stehlen, entwenden, rauben; jm. jn. vorenthalten; jn. entführen‹; von Tieren: ›(junge Hasen) wegnehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11,  7,  15.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sant Augustînus sprichet: hebe ûf diz und daz guot, sô blîbet lûter güete in ir selber swebende in sîner blôzen wîte.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Nit wirt auffgehaben der man von deim geschlecht der do nit fúrst sey in israhel.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
do warent den Eidgenossen alle iro soͤimer und spis gevangen und ufgehaben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1396
):
darnach stuͦnd ez nit lang, er huͦb den von Auspurg ir guͦt uff.
Ebd. (zu
1560
):
hat ain arme dienerin dem maister Marxen N., [...], sein kind, [...], auf der gaßen aufgehept und hat es gen Oberhausen zuͤ den Juden tragen.
Ebd. (zu
1562
):
hat man ainen [...], der etliche barchatduech uff der Blaich aufgehept, mit ruͤten ausgestrichen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
156, 32
(
moobd.
,
1493
):
damit nit noth werde, die sachen von ew aufzuheben und andern commissarien zu bevelhen.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
herzog Cristof und Bolfgang [...] zugen mit rauben und aufheben und plündern in vil dorfer.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 16. Jh.
):
Ob ainer ain phant aufhieb vor dem richter ôn urlab.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
18. Jh.
):
soll man auch die junge haasen im kornschnidt und haabermadt nit aufheben, des federwilds junge und air nit außnemben.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
60, 29
(
tir.
,
1464
):
hat im auserwelt den aller pesten tail, der von im nimmer würt auf gehëbt ewikleichen.
Wackernell, Adt. Passionssp. H. I,
676
(
tir.
,
1514
):
Alba vater, himlischer got, | [...] | Heb auf den khelch von mir.
19.
›(ein Gebiet o. ä.) einnehmen, erobern; jm. (ein Hoheitsgebiet) entreißen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  12,  1,  2,  6,  1.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
entsagt Hainrich, Wolf Pauchuͦtzen bruͦder, dem stift [...], und huͦben in auf zwai dörfer und triben das vich alles hinweg.
da zuͦgen die von Rotweil [...] in sein land und huͦben im ain groß tal auf mit leib und guͦt.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
prach er [cönig] auff und zoch in Ungerlandt [...] und hub ein gantz landt auff.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
252-255
, Var. M (
tir.
,
1530
/
50
):
Das nit die römer kemen | [...], | Auch unnser stat auff heben.
20.
›etw. beschlagnahmen, in Beschlag nehmen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›jn. dingfest machen, in Haft nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14,  9,  2; zur 2. Var.: vgl.  7,  1, .
Wortbildungen:
aufhebung
9.

Belegblock:

Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1404
):
múgen wir [...] der personen und ungeteͣter libe oder guͦt uff haben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1490
/
1500
):
der huͦb darnach die von Nürnberg auf mit leib und mit guͦt, die muͦsten im das bezalen.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
daz selb [schuochwerch] süllen sie aufheben und bringen für ainen rat.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
54, 43
(
moobd.
,
1396
):
daz ir daz [salcz] danne auf der stat aufhabet und verpietet und es ze Stain niderleget.
Ebd.
212, 35
(
1533
):
Wo aber das prot daruber betreten und erfunden wirdt, so wolle man dasselb nemen und aufheben lassen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 16. Jh.
):
so [...] mag der richter [...] den leinwatern und chramern öllen und gewicht aufhöben.
21.
›jn. aufhalten, zurückhalten, anhalten, an der Ausübung eines Vorhabens hindern; jn. von einem Amt ausschließen; etw. verzögern, hinausschieben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, ,  20,  2.
Wortbildungen:
aufhebung
10;
milchaufhebend
›die Milch im Euter zurückhaltend‹ (ein Wirtschaftsmangel; so ; a. 1654).

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
sein auch unser kauflute in allen landen [...] gestreut, die denn an allen ennden aufgehaben wurden.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Wir súlen nu fúrbaz also leben, daz úns nieman got mug uf gehaben.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1444
):
huͦbent die hoͧptlút das folch uf, untz das ir der merteil zuͦ einander kam.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Er mocht wol ryttend on uffhebung, wann er was Rengnolden bŭrgen einer.
Adomatis u. a., J. Murer. Hest.
152
(o. O.
1567
):
Du hast nüt uff der Oberkeit | Es muͦß dir trüwlich werden leyd.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1624
):
ân genuegsam ursach soll der richter niemants lassen aufhëben, wo es aber den richter selbs angieng, so soll ain unverdächtlicher richter verordent werden und alsdann mit urtail erkennen lassen, ober der ursach genuegsam sein, ainem richter zu widern und aufzehëben.
22.
die braut aufheben
›die Braut (am Morgen des Hochzeitstages) abholen‹; dies war möglicherweise mit bestimmten symbolischen Handlungen verbunden.

Belegblock:

Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
14. Jh.
):
die da selbs essen wellent, die muͥgen wol an dem morgen als diu brut uff gehebt wirt, zuͦ ir gan in daz hus.
23.
›sich e. S. (z. B. des Weines) enthalten, auf etw. verzichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3,  25.

Belegblock:

Gierach, Märterb.
4567
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
sy mocht sich nicht sunder wann | auf gehabenn des wainenn.
Ebd.
7889
.
24.
›sich e. S. erwehren, Widerstand gegen etw. leisten‹.
Bedeutungsverwandte:
 9,  1; vgl.  4,  26,  2.
Wortbildungen
aufhebung
11 (dazu bdv.:  1, , ).

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
daz dorzü der krieg furbaz mer wirt uff uns ligen, dann uff vil andern steten, und daz wir uns dez allez on ewer hilfe solten uffhaben.
Rot
332
(
Augsb.
1571
):
Obiection / Verweysung / auffhebung / widerred / eintrag.
25.
›jm. etw. vorwerfen, zum Vorwurf machen, vorhalten; jm. etw. nachtragen, jm. etw. übelnehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 7,  2, , , , (s. v.  2); vgl.  5.
Syntagmen:
jm. a., das [...], jm. etw.
(z. B.
das laster / leben, den brief, die lere / marter / schande / undankbarkeit, das weib
)
a.
;
jm. etw. zu einer schmach a.
;
jm. etw. unbillich, in argem a.
Wortbildungen:
aufheber
5,
aufhebung
12 (dazu bdv.: ,  7,  3,  1).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 723, 9
(
preuß.
,
1446
):
mochte uns hernochmols werden uffgehaben, das wir widdir ere und redlichkeit hetten gethan.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
128, 15, 27
(
schles.
,
1361
):
daz man jn das nymm, vfgehebin noch v’wyssen sal mit worten noch mit werken.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
583
(
schles. inseldt.
,
1477
):
irkeÿn man wirt das ÿm off heben.
Spanier, Murner. Narrenb.
81, 39
(
Straßb.
1512
):
So er [gott] nit nach dym willen thuͦt, | Dann fluͦchstu synem fleisch vnd bluͦt | Vnd hebst im vff syn marter, wunden.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
woͤlt ir ye nit daruon lon, | Vnd hebt mir vff mein schlechte leren.
Adrian, Saelden Hort
7737
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
so daz dir nit verwissen | nieman mag noch uf geheben | sam bis her min ódes leben.
Enders, Eberlin (o. O.
1523
):
Jre predig wurden auch vil mer frucht bringen, so man ynen nicht auffhuͤbe yre weyber.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, o. J.):
wolt irs in argem nimmer aufheben.
Ebd. (
v. 1536
):
damit kainer den andern mig auffheben, er sei des henckers knecht gewessen.
Rot
332
(
Augsb.
1571
):
Obiurgation, Scheltung / handlung / wort / straff / auffhebung / fürrupffung.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
er hub im des nimmer auf weder mit worten noch mit werchen.
Bäumker, Geistl. Liederb. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das hub jm auch der schacher auff, | Der zw der lincken seyten was.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Das wollten die von dem mynnern Adl nit nachgeben und hueben in auf und hiessen sy die grossen Hannsen.
Toeppen, a. a. O.
2, 721, 23
;
Karnein, Salm. u. Morolf
89, 5
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 35, 23
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Meisen u. a., J. Eck
8, 6
;
Barack, Zim. Chron. ;
Maaler /v;
Rot
332
;
Dietz, Wb. Luther ;
Scherzius
66
;
Trübner, Dt. Wb.
1, 146
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 235
;
26.
›jn. verhaften, festnehmen; jn. gefangen nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 7,  3, (V.) 7, ; vgl.  7,  22.
Wortbildungen:
aufhebung
13.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1534
):
[ein alte kuplerein] sagt, | Bey den herren wer ich verklagt, | Man würd mich noch auffheben hewt.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1305
):
den mag unser schltheitze
[sic!]
und ieliche, der ze unser stat hoͤrt, uf han und dem gerichte antwrten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1438
):
den sol der vogt vffheben, sicherlich gehalten vntz daz er guͦt buͥrgschafft gebe.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
so sol man in auffheben und in den kerker werffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
45
):
die wurden aber von Otto von Schweyningen gefangen und auffgehept und gen Wöltenburg [...] gefiert.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
hat er etlich seiner freundt [...] beschaiden, in [...] mit ainer mumerei bei seinem gemahel im bet aufzuheben
[hier: ›überraschen, überfallen‹].
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
swer seinen gelter iaget in aines andern manns haus, und in aufhaben wil auf daz recht umb sein gelt.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do wurden vil mächtiger Römer von den tischn aufgehebt und fur den keiser gefuͦrt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1289
):
so habet in der landrichter auf mit recht.
Wackernell, Adt. Passionssp. H. I,
903
(
tir.
,
1514
):
Das man Jhesum fur Pilatum fuern soll! | Dem well wir so vill anzaign wol geben, | Das er im muess auf hebn.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Welti, Stadtr. Bern ; ; ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
27.
nur als Subst. belegt: ›Streit, Schlägerei; militärische Auseinandersetzung, Krieg, Feldzug‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  1.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1537
):
der macht ain aufheben mit ainem kesselschmidt gsellen [...] und schluͦg ine hart.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Das viert aufheben der Baiern mit den Römern.
Ebd. (
1522
/
33
):
hetten die Baiern etlich anstös und aufheben mit den fränkischen künigen.
28.
›etw. abschaffen, abstellen, aufheben; etw. für nichtig, unwirksam erklären; jm. etw. (ein Recht o. ä.) entziehen‹.
Gegensätze:
 1,  5.
Syntagmen:
den artikel / bestand / brief / frieden / handel / kauf / gebrauch / misbrauch / misverstand / schwur / streit / tag / tod / vertrag / zins, das gebot / gedächtnis / gesez / handwerk / herkommen / mandat / priestertum / privilegium / recht / siegel / übel / ungeld / urteil / testament, die acht / freiheit / gerichtsübung / gewalt / gnade
(›Ablaß‹)
/ jurisdiction / leibeigenschaft / oberkeit / schmach / schuld / strafe a.
Wortbildungen
aufhebung
14 (dazu bdv.: ,  1).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Cor. 15, 26
(
Wittenb.
1545
):
Der letzte Feind / der auffgehaben wird / ist der Tod.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
der [brief] hatt innen gehalten, das die artickel uffgehept wern.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1642
):
Endlich sollen alle [...] müßverständ [...] hiermit abgetan und ufgehept sein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
sollen aber sonst gemainer stat privilegia, freihaiten und alt herkomen kains wegs aufgehebt oder geschmellert, sonder [...] gentzlich erhalten werden.
Steer, Schol. Gnadenl.
6, 14
(
moobd.
,
15. Jh.
):
Zum ersten ze ab tilgen vnd auf heben alle v̈bel vnd schuld.
Auer, Stadtr. München [Anh. 2, 13, 16] (
moobd.
,
1489
):
Wurde aber ain werckman oder maister anders pauen, dann ime von den paumaistern erlaubt, dem soll das handtwerch aufgehebt [...] werden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
so aber der ursprung abgetan, wirt auch mit aufgehebt alles, was darauß zu fliessen pflegt.
waren alle ämpter abtan, aller ander gewalt aufgehebt.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
53, 45
(
moobd.
,
1597
):
solle mir vnnd meinen erben dasselb sigl zuegestelt, volgend cassiert, abgethon vnd aufgehebt werden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
so sol im der probst das tafernrecht aufheben.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ;
Ders. u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Buijssen, Dur. Rat.
133, 30
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Rintelen, B. Walther
22, 21
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Maaler /v;
Ulner ; ;
Rot
284
;
285
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 235
;
Vorarlb. Wb.
1, 147
;
29.
›etw., das sich in der Zeit erstreckt, beenden, mit etw. (z. B. der Arbeit) aufhören; etw. behindern‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›(die Tafel o. ä.) aufheben‹; ›den Betrieb (z. B. Mühle o. ä.) einstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  15,  6,  1, , (V.) 14,  8,  3, ,  8,  17,  5,  23,  9; ; zur letzten Var.:  2.
Wortbildungen:
aufhebung
15.

Belegblock:

Schmitz, Schiltb.
134, 11
(
Frankf.
1597
):
gaben jhms derowegen gewunnen / vnd huben Tisch auff. Nach auffgehabener Tafeln / fragten sie den Keyser / ob er nit woͤlte floͤtzlen.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Zu Constantinopel wurde wegen Auffhebung der Belaͤgerung vor Canischa grosse Freude bezeuget.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1461
):
das alle krieg [...] auf sant Thomas des hailigen zwelfbottentag schierst künftig mit der sonnen aufgang hingelegt, aufgehaben und abgethaun sein söllen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
7, 23
(
tir.
,
1464
):
er hat aufgehëbt die streit der këczer, er hat zerprochen iren pogen.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 131
(
Wien
1573
):
soman anfacht zu puchen / so sollen die Arbaitter zu morgens vmb fuͤnf vr anfaren / vnnd zu abent vor siben vr nit aufheben.
Adrian, Saelden Hort
7157
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 235
;
30.
›etw. (unterschiedliche Bezugsgegenstände) beseitigen, zerstören, abbrechen; (Tiere) vertreiben, vernichten, ausrotten‹.
Wortbildungen:
aufhebung
16.

Belegblock:

Pfeiffer, Nic. Jerosch. Chron., S.
240
:
bî der burc Golûbin (si) wol vumf dorfir ûfhûbin mit luitin und mit habe und vûrtin si hin abe.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 56, 23
(
nobd.
,
1464
):
in der lach in Roren geschicht aufhebung der fisch.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
die, die prücklein vor iren heusern haben über den Vischpach, sullen die selber aufheben und abtragen lassen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
212
(
Nürnb.
1517
):
Das drit zeichen des christenmenschen, als Marcus schreibt, ist: die schlangen aufheben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1477
/
94
˹Hs.
16. Jh.
˺):
Wer der ist der ein rain aufhebt in einem weingarten.
Ebd. (
1717
):
keiner solle vor seinen weingarten weiter früth aufhäben alß auf acht schrüet.
Preuss. Wb. (Z)
1, 235
.
31.
›etw. gegeneinander verrechnen; etw. von etw. anderem abziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  3,
2
 3,  23.
Wortbildungen:
aufhebung
17.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1526
):
die vordrungen und zuspruch, so yeder tail zu dem andern zu haben vermaint hat, [...] uffgehaben und verglichen sein.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1420
):
wenn man innemmen vnd ausgeben gen einander aufhebpt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1598
):
wierdet aber von der ganzen straff etwaß davon durch den rath verzört, ist von der ganzen straff aufzuheben.
Dietz, Wb. Luther ;
32.
›etw. zu tun beginnen, anheben, etw. ausführen; etw. wieder aufgreifen, vorbringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  1;  2;  4,
1
 3.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
So listig warn dieselben Buben, | Das sie auch gegen vns auffhuben | So manchen grewl.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
56, 22
(
thür.
,
1474
):
dy kinder, dy nu mundig sint geworden, mogen dy sache unde schult nu anderweyt nicht uffgehebin.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
also hub der priester auff und sagt in, wie er gelesen het.
Kurz, a. a. O. ;
33.
›jm. schmeicheln; jm. seine Aufmerksamkeit schenken‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Adulari Schmeicheln liebkosen ohrenkützeln zu duͤtteln schmieren augendienen liebtraben kuͤntzlen ohrenkrawen federklauben streicheln zärtlen lieblen heyen täntzlen auffheben heucheln gleißnen.
Rot
287
(
Augsb.
1571
):
Aduertirn, Auffheben / auffmercken / zukeren / achtung vnnd auffmerckung haben / acht tragen.