vereinzelt
aufgeheben
, vorw. wobd./oobd. auch
V.;
regelmäßige und unregelmäßige Flexion in folgender Weise verteilt: Prät. zu
im Gesamtfrnhd. in der überwiegenden Mehrzahl aller diesbezüglich interpretierbaren Fälle unregelmäßig (
aufhub
); Part. Prät. in etwas mehr als der Hälfte der Fälle (vor allem wobd./oobd.) regelmäßig (
aufgehebt
), zum anderen Teil unregelmäßig (
aufgehaben
, vereinzelt
aufgehoben
). Der Infinitiv
aufhaben
führt wobd. und oobd. vereinzelt zu Präsens-, Präterital- und Partizipialformen mit
-a-
; diese können von den Formen von
1
beeinflußt sein (
aufhat
usw.); vgl. auch:
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 346-351
. – Äußerst umfängliches und komplexes Bedeutungsfeld, Vorschläge zur Gliederung auch im
;
. Hier Gliederung nach folgenden Kriterien: 1-5 zusammengehörig auf Grund der Vorstellung des Anhebens, Sich-Erhebens von etw./jm.; daran mit unterschiedlichen Assoziationen anschließbar: 6-12; von 11 an Merkmal des systematischen Einsammelns (
11-
14) und An-sich-Nehmens (
15-
20), teils unter Anwendung von Machtmitteln (
17-
20); 21-27 Vorstellung der Behinderung von jm./etw. und der negativen Affizierung von Personen (für 22 unsichere Interpretation); 28-31 Aufhebung, Beendigung, Vernichtung von etw., 32-33 isoliert.
1.
›etw. an-, emporheben, in die Höhe heben‹; dazu die Spezialisierungen: ›(den Langspieß) aufrichten, aufpflanzen‹; ›„die Rechenpfennige beim Rechnen auf dem Brett“ aufheben‹ (
); ›(im Anschluß an die Konsekration) die konsekrierte Hostie und den Kelch emporheben und ihn der versammelten Gemeinde zeigen‹ (auch subst. belegt; zur Sache:
(
Elevation
);
(
Abendmahlsfeier
);
Ringel, Der Wortsch. der Liturgie.
1987, 148-154
); ›etw. anziehen, emporziehen‹; speziell von den Händen: ›(die Hände) nach oben werfen; (die Hand zur Abstimmung) heben‹; ˹zu dieser Variante phrasematisch:
mit jm. aufheben
›für jn. stimmen‹ (
);
die hand gegen jn. aufheben
›die Hand gegen jn. heben, handgreiflich, tätlich werden‹ (
; a. 1553)˺; von den Fingern / der Hand: ›(die Finger / die Hand zum Schwur) heben, nach oben strecken‹; ˹dazu mit Verschiebung der Bezugsgröße:
einen eid aufheben
˺; ›die Hände zum Gebet erheben‹; von Vögeln: ›sich erheben, in die Lüfte schwingen‹; von Augen (oft), Ohren, Herz als Sitz der Sinnes- und Gemütskräfte, teils als pars pro toto: ›(die Augen) öffnen, aufheben, nach oben richten, (die Ohren) nach oben richten, spitzen, (das Herz, auch: sich) nach oben richten‹; von Personen: ›jn. auf das Pferd heben; jn. emporheben, jn. (z. B. einen Knienden) aufrichten‹ (dies auch ütr., dann offen zu
2); speziell von Christus: ›(Christus) emporgerichtet ans Kreuz schlagen‹;
Bedeutungsverwandte:
,
9; vgl.
1
1,
1,
1,
1,
2,
,
1.
Wortbildungen
4, auch zu einer der Spezialisierungen: ›Präsentation der konsekrierten Hostie und des Kelches, Elevation‹ (dazu bdv.:
).
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 7, 20
(
Wittenb.
1545
):
Mose vnd Aaron thaten wie jnen der HERR geboten hatte / vnd hub den stab auff / vnd schlug ins Wasser / das im strom war.
˹In Sprichwörtern:
Ders., WA
(
um 1535
):
Leffel auffheben schussel zübrechen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
24, 2
(
Basel
1494
):
Der ist eyn narr / der tragen will | Das jm vffheben ist zuͦ vil
˺.
Grifent an, hebent vf den stein zuͦ stunt.
Keil, Peter v. Ulm
132
(
nobd.
,
1453
/
4
):
greiff im mit dem finger gen der ader an den kinpacken vnd heb sie auff.
allen den, die nider [...] knient, so man das heilig sacrament in der kirchen aufhebt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
69, 17
(
Nürnb.
1548
):
So wil ich nun / das die menner betten / an allen orten / Vnd auffheben heylige hende.
Andreae. Ber. Nachtmal
30r, 19
(
Augsb.
1557
):
ob der Priester nach seiner vermainten Consecration [...] den natürlichen leyb Christi [...] welchen er den vmbstehenden zaiget / vñ anzubaͤthen auffhebet.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
14. Jh.
):
solt rehte din bette tragen, also waz dich hie vormoles truͦg, daz soltu nu ufheben.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1858
(
Basel
1519
):
Die schand ir wyber hattendt btracht | Vnd huͦbendt sich vff
[›hoben die Kleider an, entblößten sich‹]
vor der stat | Vnd zeigten, was got geben hat.
Warnock, Pred. Paulis
23, 228
(
önalem.
,
1490
/
4
):
wenn der priester in der mess die hosty uffhept.
Buijssen, Dur. Rat.
166, 22
(
moobd.
,
1384
):
nach der enphahung dez leichnams und pluecz Christi und aufhebung dez chelichs von dem alter.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Karolus [...] hueb das swert auf.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
92, 14
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so man sie dohinden angriff, so kernn sie sich vmb, vnd die hindern spis nydergelossenn, vnd die vordern spis wider vffgehabenn.
Quint, Eckharts Pred.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein îsen, des natur̂e ist, daz ez nidervellet, daz hebet sich ûf wider sîne natûre und henket sich an den agestein.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
dâ von derhebt der schein den irdischen dunst und wirmt in, daz er daz wazzer mit im aufhebt gegen der praiten des mers.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
51, 4
(
noobd.
,
1347
/
50
):
davon hebt die sunne mer duͤnst auf, danne sie verzern muͤg.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 121, 1
(
Wittenb.
1545
):
JCh hebe meine augen auff zu den Bergen / Von welchen mir Hülffe kompt.
Abram sprach zu dem könige von Sodom / Jch hebe meine hende auff zu dem HERRN.
jr solts gleich austeilen / einem wie dem andern / Denn ich hab mein Hand auffgehaben / das Land ewern Vetern vnd euch zum Erbteil zugeben.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
, Hs.
1359
):
do stet ein anders bi in einem bleichen kleide mit uf gehaben henden.
Merk, Stadtr. Neuenb.
(
nalem.
,
A. 17. Jh.
):
Ein jeder [...] muß [...] einen aid leiblich zue gott und seinen heiligen mit ufgehabten fingern [...] schweren.
hat man die finger aufgehebt und geschworen.
hat si vonstundan ire hend gen himel aufgehaben.
wie ain andrer rautgeb auf seinen geschwornen aid und pflicht mitsampt andern rautgeben auffgehebt und über sollich aid, pflichten und auffheben außgetretten und gen Fridberg gegangen ist.
weßwegen Ursach alle haben ihre Haͤnde aufzuheben / und der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit danken.
Rieder, St. Georg. Pred.
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ain lerche. die ensinget niemer uff dem ertrich, si hebet sich ûf von der erde.
Feudel, Evangelistar
34, 18
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
hebit uf uwir ougen unde set ubir alle dy lant.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 99
(
Nürnb.
1517
):
heb auf deine ougen.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
14. Jh.
):
du solt [...] niemer dine ougen noch dine oren ufgeheben zuͦ keinre itelkeit.
Pyritz, Minneburg
3280
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die mynne mir daz hertz uff huͤb, | Daz ez von senender luͤste | Fur schockent in der bruste | Und wagend sam ein aspe.
Päpke, Marienl. Wernher
(
halem.
,
v. 1382
):
Sin hoͮpt, ogen, hercz und munt | Huͦb er
[Jesus]
uf genn im [zuͦ sinem vatter] alle stunt | Ufrecht inschoͤner wise.
Rieder, St. Georg. Pred.
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so man die metti an vahet und der mentsch sin hertz uf hebet zuͦ Gotte.
hat sich ein wenig uf, aber daz beschach mit grosser müe.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
128, 21
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Abrye hebe die konnigynne balde vff wan der konnig hat her nach geschickt viel boßwichte.
Adrian, Saelden Hort
1571
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
du heb es [kind] uf und leg es nider, | dur kúss im aͤllú sinú glider!
Jaksche, Gundacker
(
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
want daz diu barmunge dein | mich ouf gehabt hat.
Gierach, Märterb.
1537
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
nicht mer mag ich mich aufgehaben, | ich müez mich mit wazzer laben.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
pot er sich für den hertzogen auf die knie. Des schambte sich der hertzog, hueb in pald auf.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Das chindt wardt aufgehebt
[›aufgebahrt‹]
und gewaydet und zw Tryennt inn Sannd Petterskirchen getragen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Bautzen
1567
):
Do [...] | Schlug man jhn an das Creutze hinan, | Er war auffghebt mit harten stos.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 78
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
da schrai der juden falscher sin: | ‘heb auf, heb auf und chreuzig in’.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
1494
(
tir.
,
v. 1496
):
Dw solt Jhesum in den luft auf haben | Und an ain hoches krewtz schlachen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 2619
;
Päpke, Marienl. Wernher
;
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
68, 13
;
86, 3
;
95, 30
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
463, 3
;
Helm, H. v. Hesler. Nicod.
;
Goertz, Liturgie.
1977, 137
;
302
;
11.
›(eine finanzielle Auflage, eine Steuer o. ä.) einführen; (eine solche Auflage) einziehen, erheben; etw. einnehmen, ein bestimmtes Einkommen haben‹; subst.: ›Einkommen‹; antosem mit 1 Beleg auch: ›dingpflichtig sein‹ (
; a. 1439);
Bedeutungsverwandte:
24,
1,
1
2; zur Substantivierung:
(
das
); vgl.
,
3,
(V.)
9,
,
1
3,
15,
12,
12;
8 (zur Subst.).
Syntagmen:
das einkommen / gefälle / geld, den zins / zol / zehenten / wein /
[einen bestimmten Betrag, z. B.:]
1000 gulden, die gerechtigkeit / schatzung / steuer a., etw. von jm.
(z. B.
den bürgern
) / einer Bemessungsinstanz (z. B.
einem haus
)
a.
; zur Substantivierung:
das a. reichen
;
fiel aufhebens haben, lützels a. haben
;
a. des bischofs / klosters.
Belegblock:
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
93, 5
(
preuß.
,
1397
):
so hatte der alde kellirmeister ufgehaben von der gersten.
Loesch, Kölner Zunfturk.
(
rib.
,
1412
):
dat man nuͦ zo s. Remeys missen sulgen wechgelt [...] upheiven sall, davan man den weichteren zo desem virdeljairs ir gelt geven sal.
hat mir ein erpar rait befollen, ich sulte das botgelt uffheben van den burgeren.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
Anm. 2 (
mosfrk.
,
1682
):
sollen die scheffen das zinszbuch, damit sie wissen den wein ufzuheben, hinder ihnen behalten.
man sal daz [schaczunge] zu zwein geziten in dem jare ufheben.
Wyss, UB Deutschord. Hessen
(
hess.
,
1362
):
daz ich [...] verkaufft han [...] alles myn deil des zehenden zu Dudenhoben zuͦ uffhebene, zuͦ innemene, zuͦ besiczene unde zu habene zuͦ allem rechte.
Feudel, Evangelistar
19, 26
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
sy han uf gehaben ir lon.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wann der selbige meyster klingis ore [...] hatte alle jar wol dry tusent ungersche gulden vom konige zu ungern uff zu heben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
212, 12
(
thür.
,
1474
):
daz [...] alle ore erben sollicher zcinsße gebrauchen unde auffheben sollen ane geverde.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
114, 14
(
1. H. 15. Jh.
):
soll man im und seinem weib lonen, das sie den hewzehent aufheben.
Merk, Stadtr. Neuenb.
(
nalem.
,
1499
):
sonder si [...] den zoll vorbestimpter massen aufzuheben, einzunemen, gebrauchen und zu geniessen gestatten.
Schade, Sat. u. Pasqu.
(o. O.
1525
):
die [klöster] haben so vil aufhebens, daß man von des wenigsten closters aufheben die armen dürftigen in der selben stat davon enthielt.
das die vier baͤttel oͤrden in teütscher nation jaͤrlich vffheben meer dann zehen hundert tauset guldin.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
(
halem.
,
1483
):
raiscosten [...], so aim herren [...] zuͦ ziten nach gestalt der sachen [...] anzuͦlegen und ufzuͦheben gepürent.
under im hat das bistumb fast abgenomen, und hat kaum 100 pfund pfening auffzuͦheben gehept.
er hett [...] vil stett und schlos und rent und gült versetzt und verpfent, daß er wenig auffzuͦheben hett.
Ganz wenig haben ain auskommen von iren gülden und zinsen und jerlichem einkommen oder aufheben.
Dise lesten muesten bestimbten sold järlich den knechten geben, ir zins und steuer, ander ränt und fänt und aufheben in der knecht- oder raiskammer raichen.
Meisen u. a., J. Eck
6, 9
;
7, 13
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
43, 13, 3
;
105, 10
;
128, 17, 12
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
Anm. 2;