erobern,
V.;
auch mit Umlaut.
– Belege seit dem 16. Jh.
1.
›einen Ort, ein Gebiet militärisch, gewaltsam einnehmen‹; ›mit militärischen Mitteln die Herrschaft über einen Ort, ein Gebiet übernehmen‹; von Personen auch: ›jn. gefangen nehmen, in seine Gewalt bringen‹;
vgl.  45.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  2,  19, ,  2,  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1545
):
Er [Keyser] kam bis jn klein Armeniam, und gieng jm alles so gluͤcklich fort, eroͤbert alles, was er nur fuͤr nam.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 8, 26
([
Worms
1521
]):
[Henorius] sich mit grosser macht / vñ vnaussprechlichen kostñ das hailig landt von den vnglaubigen wyder zuͦ erobern erhaben.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
Das sie [Sabinen] aber dieselbe [die stadt Rom] [...] mit gewalt nicht möchten erobern, kehreten sie sich zu den listen.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
11, 24
(
Frankf./M.
1626
):
nach vielen vnterschiedenen erhaltenen Schlachten / Treffen vnd Stuͤrmen / eroberten sie endlich mit stuͤrmender vnd gewaltsamer Hand / dieselbe grosse Statt.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Nach disen hernach gemelten
[namentlich genannten Personen]
soll man trachten, sie zu erobern, in gefengknuss zu pringen und weyter mit inen nach gestalt irer verwurkung zu handeln.
Moscouia
C 1r, 18
(
Wien
1557
):
Der Groͤßfuͤrst BASILIVS [...] hat das Land BVLGERN [...] erobert / vnd eingenum͂en.
Ralegh. America ;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
177v, 43
;
Qu. Brassó
5, 380, 7
;
2.
›jn. (im Kampf) besiegen, überwinden, bezwingen‹; ›jn. unterwerfen‹; vereinzelt: ›etw. (z. B. einen unklaren oder kritischen Zustand) überwinden‹; auch: ›eine (kriegerische) Auseinandersetzung gewinnen, für sich entscheiden‹; dann in Verbindungen wie
den sieg, die schlacht erobern
;
vgl.  48.
Oft berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2,  16, ; vgl. ,  3.
Wortbildungen:
eroberung
2 ›Sieg‹ (dazu bdv.: vgl. ,  7,  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
da Abraham von der Schlacht komen, die er an den funff Koͤnigen erobert hatte, da trug dieser MelchiZedek brot und wein erfuͤr.
Ebd. (
1538
):
Der Teuffel ist gebunden, der sieg eroͤbert, Die sund uberwunden.
Ebd. (
1538
):
wen der Turcke alle konige und Reiche erorbertte, dennoch muste man sagen, das der Turcke auch undter Christo sej.
Wunderlich, Fierrabr.
41, 19
(
Simmern
1533
):
Edler Oliuier / wollent jr mich lassen / jr habt micht erobert / ich [Fierrabras] hab mich euch ergeben.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 354, 19
(
halem.
,
1508
/
16
):
Nach dem dise not erobret und der sig behalten ward, was aller menklicher übel an dem hobtman.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Do Rengnold gsach, daz einer den andren nŭt errobern mocht, do sprach er zuo Ruolland: [...].
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
257, 26
(
Zürich
1521
):
Gar selten mag ein syg vnd überwintnuß erobret werden on bluͦtuergiessen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
nach eroberung diser schlacht ist der kaiser [...] von allem volck begrießt und ausgerueffet worden.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Varus Quintili [...] ist gewesen ein landvogt oder hawͦbtman der Römer uber die eroberten Dewͦtschen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
da Cyrus sach, das alles sein tuen, kriegen, müe und arbait umbsunst was, mocht den Arpaxat nit erobern er näm im dan vor sein hilf und trost, so er imer von den Teutschen het.
3.
›etw. erwerben, gewinnen, in seinen Besitz bringen‹; auch: ›etw. (durch eigene Aktivität) erreichen, erarbeiten, erkämpfen, erstreiten‹; ›etw. erhalten, bekommen‹.
Phraseme:
kinder erobern
›(mit jm.) Kinder zeugen, bekommen‹; vgl.  45.
Bedeutungsverwandte:
 34,  111, ; vgl.  11,  19.
Wortbildungen:
eroberung
3 ›Erlangung, Beschaffung‹ (dazu bdv.: vgl.  2).

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Der Bapst kund seine tyranney mit lieb unnd gunst nicht auffrichten noch erhalten [...]: szo kund er sie auch nicht mit dem schwerd erobern.
Ebd. (
1528
):
Des will ich mich ynn Gott rhuͤmen, das ich ynn diesem buͤchlin so viel erobert habe, das kein tropus koͤnne sein ym abendmal, Sondern die wort zuverstehen sind, wie sie lauten: ,Das ist mein leib, das ist mein blut‘.
Darumb fechten wir nicht widder sie [Rotten, Schwermer und ketzer], das wir jn leib, gut [...] wolten nemen [...], sondern das wir unser lere und glauben [...] behalten und sie dazu dem Teuffel abschlahen [...] und ewigs leben erobern.
Köbler, Ref. Wormbs
220, 8
(
Worms
1499
):
Was aber zwey elich gemechte durch ir beider geschicklicheit flysse vnd arbeit miteinander erobert vnd gewonnen hetten es sy ligends oder farends.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. Corr. (
Bamb.
1507
):
das er dovon [...] den dinernn des gerichts vmb jr muhe vnnd vleis vff eroberung vnnd behalttung gemeltter gestolner habe gelegt, drey gulden gebe.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein vrteil oder raͤchtsspruch von einem radt Eroberen vnnd erlangen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
[Jacob Herbrot] ist ain zeit lang alhie ain kürschner gewesen und hernach ain schlechter kaufmann und wucherer worden, daß er 400 fl erobert und schlechtlich gewunnen.
Rintelen, B. Walther
41, 10
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Was aber die Güetter belangt, die er [Verkauffer] [...] nicht ererbt, sonder von neuem erkaufft, verdient oder sonst erobert die [...].
Ebd.
66, 2
:
Wan der Verstorben zuvor auch ein Weib gehabt und Kinder, die Söne oder Erbtöchter
[aus der früheren Ehe]
seindt, bey ir erobert [...], das alßdan der Wittfrauen der Drittail [...] varunder Haab zuestehen [...] solle.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
47, 25
(
mslow. inseldt.
,
1534
):
Die güetter śo gedachter Balthaśśar Gaśtl in śeinem leben erobert vnnd nach śeinem todt gelaśśen.
Köbler, Ref. Franckenfort
47, 2
;
Welti, Urk. Rheinfelden
315, 9
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
4.
›etw. rechtlich erstreiten, gewinnen‹; speziell auch: ›js. Schuldnerstatus, Zahlungsunfähigkeit nachweisen‹;
vgl.  45.

Belegblock:

Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
wenn ainer von schulden so wit erobert, das er vähig
[›zur Verhaftung bestimmt‹]
worden, das ain vogt denn [...].
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
So aber ein innderer sin sach gegen einem vssern, er sye cleger oder anntwurtter, rechtlich erobert, so soll der vsser im ouch allen tag ein mal [...] für sin tagwenn vnnd versumnus ze bezalen [...] schuldig sin.