mieten,
V.
1.
›jn. durch Zuwendung von Geld (o. ä.) zur Gewährung eines Vorteils an den Zuwendenden veranlassen, verführen, bewegen, jn. bestechen; etw. (z. B. js.
mut
, das
recht
) durch eine Zuwendung an den darüber Verfügenden korrumpieren, aufweichen, antasten‹;
offen zu 2; vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3, ,  1, (V.) 9,  4,  2.
Wortbildungen:
mietung
1 ›auf Vorteilsgewährung zielendes Geschenk‹.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
5, 21, 14
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Uns tun des rechtes meister schin, | daz recht wil nicht gemietet sin.
Ebd.
13, 16, 3
(Hs. ˹
alem.
,
1. H. 14. Jh.
˺):
Liez sich da mieten zu min mut,
|
son hete ez doch der volge nicht.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
und ließ do die Venediger mieten mit zwein überguldeten silbern fleschen mit Malmoysy.
Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
man red und sag glich, was man meini: | in d’lënge nit b’statt’s, thuott kein guot, | wo man d’herschaft verachten thuopt, | ir mietung, gaben, b’salung, gëllt, | das wol ist kommen aller wëllt, | in unserm land z’ring umb und umb.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Der was ein soͤlicher liebhaber der gerechtikait das er in dem rechten chain person fúr die andern ansach, weder freúntschafft, adel noch myetung der gaben, nwͦr die gerechtikait allain.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ob siben da tzu rate gan, | Die vier miet ich
[
Her Phennikch
]
mit schatzes hort.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
do kam ain herr von den Hewnen, [...], zu dem hertzogen von Bayren Theodone, sprach, ob er in darumb mieten wolt, er wolt im und den seinen ausser väncknüss helfen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1443
):
Die segser süllen gar treuleichen merken und sich darumb nicht mieten lassen.
2.
›jn. gegen ein angemessenes Entgelt zu einer Leistung unterschiedlichster Art und unterschiedlichsten rechtlichen Status anstellen, beauftragen, anwerben‹;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
 7,  18 (vgl.
bestender
),  1; vgl.  5,  3,  10, ,  17.
Syntagmen:
gesinde / arbeiter / furleute / knechte / meide / zauberer, den landvogt / vorsprechen m., jn. um geld m
.;
der gemietete hirte, gemietete leute.
Wortbildungen:
miethaut
›Tierhaut, die ein Gerber für einen Auftraggeber gerbt‹,
mietherre
›Soldherr, Söldnerherr‹,
miethirte
,
mietkanne
›auf Bestellung, gegen Entlohnung gearbeitete Kanne‹,
mietknecht
,
mietlon
2 (dazu bdv.: ),
mietung
2 (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Conducere. Bedingen mieten bestehen.
Luther, WA (
1523
):
was von eynem leyb eygen hie Paulus sagt, das ist auch von allen gemiedten knechten, megden [...] zuhallten.
Ders. Hl. Schrifft.
Mt. 20, 1
(
Wittenb.
1545
):
Das Himelreich ist gleich eim Hausvater / der am morgen ausgieng / Erbeiter zu mieten / in seinen Weinberg.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
mein g. herr muste dagegen fürleüte mitten.
Pfefferl, Weigel. Ges.
19, 9
(
Hamburg
1646
):
Wen ich einen Knecht miete zum Dienste, so weis er noch nicht was er in seinem Ampt thun soll.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1348-1407
):
Van der knecht medunk.
Apherdianus (
Köln
1575
):
Salarium, manupretium, miedlohn / taglohn.
Lau, Qu. Siegburg (
rib.
,
1516
):
Ein roede meitkannen sall gelden 4 wispenninck Colsch.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Er sprach: „singen doch all die Pfaffen,
|
Die du gemiet hast vmb das Gelt“.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Gemytte luthe mogen in keyner sache geczugen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
244, 12
(
thür.
,
1474
):
Eß habin ettliche unnser burgere gesynde gemytet, als knechte unde auch meyde, unde habin dy eyn jar gemytet umbe eyn benanten lon.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
10, 10
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
[
kaufleute
]
mytin ouch czouberer der vische unde mere das die vische nicht wurdin beczoubirt, so mochte nymant do gewatin.
Feudel, Evangelistar
93, 32
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
der ist eyn gemytet hirte, [...], des eygen dy schof nicht ensyn.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
Hat ein man gesinde gemietit, iz si knecht oder mait, di mac he wol zuchtigen.
Bührer, Kl. Renner
307
(
nobd.
, Hs.
um 1480
):
Wann man sie
[
Knecht, meyde
]
mitt, so kunnen sie vil,
|
Darnach kunnen sie nicht drew geczel.
Stamm, Schwarzw. Pred.
2, 12
(
wobd.
,
14. Jh.
):
Der miethirte aber. der niht ain rehter hirte ist.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
also dass ein Eidgnoschaft [...] me dan 33,000 man hat bi froͤmden herren, [...], daruss ira grosse sorg [...] erwuͦchs, dan si erst erkant irer untruͤwen koufluͤten und muͤetherren betrug.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1443
):
die ledrer geben von ainer geworchten hewt 2 den. [...] Item von ainer miethaut 1 den.
Sappler, H. Kaufringer
20, 3
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
Ain böser sitt aufgestanden
|
[...]
|
das man die vorsprechen mieten sol.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
ir lieben voͤgelin, ir habt menigfeltige freüd durch eüwer gedoͤn und suͤsse stymmen: nun will ich eüch mieten mit reicher gab und miete, das ir heinet mit mir fliegent gen Blauckenland an die hab, und mir daselbst dise nacht singent.
Schmitt, Ordo rerum
121, 31
(
oobd.
,
2. Dr. 15. Jh.
):
Vernaculus [...] vermitte knecht [...] ain hausaufczogner chnecht [...] seruus uel ancilla [...] mietknecht [...] vorgeechnecht.
3.
›etw. (unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Status) gegen ein angemessenes Entgelt für eine bestimmte Zeit in Gebrauch nehmen und nutzen‹;
vgl.  4.
Gewisse Beleghäufung für Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
2
; vgl.  18, ,  4,  124,  1, ,  25,  3.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
einen
2
ach / karren / zol, ein gut / haus / pferd / schif, eine bank / kate / vogtei) m
.;
das gemietete gut.
Wortbildungen:
mietacker
›Pachtacker‹,
mieter
,
mietesel
,
mietku
(ca. 1456),
mietros
,
mietung
3 ›Mietung (einer Salzhütte)‹; konversosem: ›Vermietung‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1536
):
quod solus veniet, geriten auff einem mitesel, non habebit bey reuter.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1575
):
das capittel kunt die medong, Deutschs leren und singen im choir van nachparen, nit verpieten.
es
[
haus
]
moist balde vermeit werden, uff das sich derselb meder auch wist zu rusten in zeiten und die gemein kost nit lang gehalten wurde.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
60, 9
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Sich werfin czu samen vil koufmans, di mytin vil schif [...], und wise vischer der perln. Sy mytin ouch czouberer der vische.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1325
):
Ein iklich man, der ein hus gemitet hat uf einen tac unde wirt darinne ist.
Ebd. (
1335
):
Swelch man sich herin halden wil von anderen stetin unde mietit ein hus.
Ebd. (
1335
):
ab he iz
[
pfert
]
gemietet hette, so muz he iz iu ledic machen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
was eyn iglich werg an mietung kothes [...] mag gekost haben.
so das uff die zeit mehr verlust wan gewin was an dem pfanwercke den jenen, die koth und gutt mieten musten.
Köbler, Ref. Nürnberg
315, 11
(
Nürnb.
1484
):
was aber der mieter der das bestanden hat auß aigner seiner verschuldung yemant anders damit vngepuͤrliche͂ schade͂ fuͤgte oder tette. darumb stuͤnde er sein selbs verpflicht.
Ebd.
317, 18
:
was aber schadens auß verschuldu͂g des. der die
[
schaff, lemmer
]
bestande͂ hett oder seiner scheffer [...] beschehē werde den solte der. der die gemiettet. oder bestanden hett außrichten.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Equus conductitius, ein myet roß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Miettrossz (das) Die man vmb ein gewüssen lon außleicht. Vectigales equi.
Dertsch, Urk. Kaufb.
1225
(
schwäb.
,
1479
):
[Acker] so bisher miettacker gewesen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 72, 24
(
schwäb.
,
1650
):
Niemants solle anderst als uf rechter freyer landsstraß müeten
[ohne Obj.]
, bey ernstlicher straf.
Klein, Oswald
41, 50
(
oobd.
,
1428
):
von dann gen Aach miet ich ain karren wilder rür.
Opel, a. a. O. ;
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
287, 3
;
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
708, 35
;
Welti, Pilgerf. v. Walth.
6, 7
;
Vorarlb. Wb.
2, 412
.
4.
›jn. kaufen, dingen‹.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
sy namen die xxx silberin den werde des gemieten
[
Luther
1545, Mt. 27, 9:
der verkauffte
]
den sy hetten gemiet
[
Luther
:
kaufften
]
von den súnen israhel.