ausschiessen,
V., unr. abl.
1.
›aus etw. herausschießen, herausfahren, -strömen, -schnellen‹; trans.: ›etw. (z. B. einen Pfeil) abschießen; jm. etw. (z. B. die Augen) ausschießen; jm. (durch den Leib) hindurchschießen‹; ütr.: ›(eine Lüge) herausschleudern; (eine Krankheit) verbreiten‹; an die erstgenannte Variante als Ütr. auf einen anderen Konkretbereich anschließbar das im
Preuss. Wb. (Z)
1, 326
belegte: ›(Ballast) abwerfen‹ sowie: ›(die Ladung) löschen‹ ().
Syntagmen:
den pfeil, die lügen / pestilenz, fiber, die franzosen a., jm. die augen a., jn. durch den leib a.
; (Subj.:)
blut / flamme / degen / messer / schwert / were a.
;
ausschiessender feuerstral.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hes. 5, 16
(
Wittenb.
1545
):
wenn ich böse Pfeil des Hungers vnter sie schiessen werde / die da schedlich sein sollen / vnd ich sie ausschiessen werde / euch zu verderben.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
69v, 33
(
Leipzig
1588
):
Wie er auffs Ross gestiegen / ist jhm sein Schwerdt ausgeschossen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Seht wie sein Euglein fließen, | Vnd pfeil der Lieb ausschießen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
jegelicher loͮwenkopf hat drige füren flammen zů dem munde usschiessen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1562
):
hat der eine den Jörg Suiter durch den leib ausgeschossen.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 232
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 326
;
2.
›aufhören zu schießen‹.
Bedeutungsverwandte:
 7.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1659
).
3.
›hervor-, aufsprießen, treiben, ausschlagen (von Pflanzen und Pflanzentrieben)‹; auch trans.: ›etw. hervortreiben‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1,  23.

Belegblock:

Pyritz, Minneburg
4273
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz der vernunft sumerlaten | In mir cluglich so uz schießen, | Daz ich den sin mug uz gießen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außschiessen / Aufwachsen / Schoß überkommen vnnd gewünnen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ain mônet vor weihnähten, sô tuo diu pant ab, sô schiezent schœn rôsen auz.
der weinreb hât die art, daz er ain seit an dem ast an ainem knoden daz weinplat auzscheuzt und ander seit die weinper.
4.
›jn. (oder mehrere) aus einer größeren Anzahl zu etw. (z. B. zu einer ehrenden Aufgabe oder einer Pflicht wie dem Militärdienst) bestimmen, auswählen, wählen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  1,  234, ; vgl.
1
 11,  2,  9,  4,  3, ,  3,  1.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
den alpmeister / baumeister / gesellen / knecht / kürherren / schüler
)
a.
;
ausgeschossener antworter / befelshaber / bote / bürger / knecht
; oft Substantivierung des Part. Perf., z. B.
ausgeschossener der stat.
Wortbildungen:
ausschiessung.

Belegblock:

Meisen u. a., J. Eck
15, 2
(
Leipzig
1520
):
da hat yetlich nation außgeschossen und erwerlt die geschicktisten, die sie gehabt hat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1516
):
Von außschießung der kuer- oder waalherrn eins rats das viert capitel.
Ebd. :
diese außgeschossene und erkieste funf mender werden genannt kuer- oder waalherrn.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
710
(
Zürich
1560
):
Ich wil mich selber ouch ußschüssen | kein arbeit mich nit sol verdrüssen.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
755, 12
(
halem.
,
1616
):
Adrian Knächt und Johannes Frysching, beyd venner und des kleynen rhats, - - - und Růdolff Gering, eynunger, als ußgeschoßne und verordnete.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1363
):
daz man unser dehainen [...] besunder usschiezzen und darumb bekuͤmmern wolt.
Ebd. (zu
1552
):
so soll [man] hinfüran zuͤ der ratswahl [...] alle jar 17 mann [...] ausschießen, fürwerfen und benennen.
Ebd. (
1544
/
5
):
in wölichem zug alle zünften [...] den vierten tail irer zunft durch das los ausgeschossen haben.
Ebd. (
1540
):
Nach solcher underred und beratschlagung wurden die erbern 6 ausgeschossenen von der gmain widerumb mit disem vorerzelten befelch für rat geschickt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Alle jar [...] schoß man gemainlich auß iedem gericht und dorf auß den hundertesten man.
5.
refl.: ›sich ausschließen, aussondern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,  3.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dî arge dît nâch wunschis lôz | ir blût sam wazzir dâ vorgôz, | daz iz daz lant al um bevlôz | unde nîman sich ûzschôz.
6.
›etw. (z. B. schlechte Ware, Münzen) ausscheiden, aussondern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2.

Belegblock:

Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
67, 13
(
halem.
,
1334
/
5
):
das nieman dis núwen pfenninge brenne noch enweg sende ze brennenne, noch usschiesse, noch uslese.
7.
›über eine bestimmte Baulinie hinausragen, vorspringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.

Belegblock:

Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
gegen der statmeur hinumb voren pei dreien schuen, die hinder außschiessen, als es ietzunt gepawet ist.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
uff dem ärgger was ain michler ußgeschoßner ärger.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Erckerle / ein fúrgeschossen gebew das außgeschossen ist obenthalb.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1378
):
alle geng, die man vor den huͥsern uzzgeschossen und gemachet hat, dannan tůn und abbrechen sol.
Ebd. (o. J.):
der [ussschutz] ieglicher ainen schůch herfuͥr ussschiesse.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
,
v. 1536
):
das sein kayss. mt. [...] in den ausgeschossen ergker [...] gangen.
Ebd. (Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
ain stuben mit ainem ausgeschossen kreutzfenster.
8.
›etw. (z. B. einen Kanal mit Steinen) einfassen, auskleiden‹.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1595
).
9.
›eine gelöste Substanz durch Abkühlen ihrer gesättigten Lösung zur Kristallisierung bringen‹.

Belegblock:

Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 177
(a.
1676
).