enden,
V.;
gelegentlich refl. ohne semantische Distiniktivität; mehrfach Präteritalformen mit unregelmäßigem Rückumlaut;
vgl.
Mhd.
Gr.
1998, §  264.
1.
›enden, aufhören‹ (von räumlich bzw. geographisch begrenzten bzw. entsprechend gedachten Verläufen); auch: ›sich (bis zu einem Endpunkt) erstrecken, an eine Grenze stoßen‹; ›wo einmünden‹; in mystischen Kontexten häufig Vermischungen von bildlichem und ütr. Gebrauch;
dann auch offen zu 2; zu  1.
Bedeutungsverwandte:
 6; vgl.  26, ,  1,  4.
Gegensätze:
 13.
Wortbildungen
endung
1 ›Grenze, Grenzland, -gebiet‹ (dazu bdv.:  2,  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Ein kleiner Berg dazumahl war, | Hat nun die Welt begriffen gar. | Jr Rinckmaur und Grentze wendet, | Da die weite Welt sich endet.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dâ diu verstantnisse und diu begerunge endet, dâ ist ez vinster, dâ liuhtet got.
Thür. Chron.
7r, 14
(
Mühlh.
1599
):
Das letzte Obergebaͤw / auff hundert vnd Acht vnd zwantzig Seulen / damit endet sich diß Gebaͤw.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Longitudo [...] ist ein bogen in der Ecliptica angefangen [...] und geendet in einem punckt.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1512
):
Von dem wirbell der stirn tzewch ein gestrackte linj heraws an dÿ [...] linj p. Dorawff ent dÿ nasen.
Ebd. (
um 1507
):
awf der selben linj hebt der hals an vnd ent sich daz letzt der awgprawn.
Vom b pis zum hals tzewcht sich vom kin gesengt dy endung gar liblich.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er gab im acharonn vnd all ir endung
[Var. 1475
2
-1518:
alle ire ende
; nd. Bibel 1478:
all dat lant dar vm trent
, 1522:
myt alle synen enden
;
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
mit jrer landtschaft
;
Luther
1545, 1. Makk. 10, 89:
das dazu gehört
]
in ein besiczung.
Goldammer, Paracelsus
5, 177, 26
(
1530
):
und als das mer die gantz erden umbgreift, umbfaßt, daß die erden nit kann enden oder grunden, allein das mer endet.
Lemmer, Brant. Narrensch.
66, 40
(
Basel
1494
):
Ptolomeus rechnet vß mit gradt | Was leng vnd breyt das ertrich hatt / | Die leng zücht er von oryent | Vnd endt die selb jnn occident.
Ruh, Bonaventura
327, 34
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
diser weg hebt sich an am stüpffel der gewissen vnd endet sich in enpfinden gaistlich froyd.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz sint die âdern, die sich zuo dem aftern endent an dem menschen.
M. Cunitia. a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  13.
2.
›aufhören, vergehen, ausgehen, zu Ende gehen‹ (von Zeitabschnitten und zeitlich befristeten Handlungen, Vorgängen, Ereignissen); von rechtlich definierten Bezugsgrößen, z. B. Verträgen, Abkommen, Ämtern: ›auslaufen, aufhören zu gelten‹;
zu  6.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 21, ; vgl.  19,  1,  13, ,
1
 10.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
der ban / befel / gebrauch / monat / mut / reichstag / streit / tag / turnei / unfriede / zorn, die aufrur / bestätigung / freundschaft / schlacht / treuhänderschaft / vormundschaft, das jar / leben / regiment / reich / spiel / vicariat
) (
sich
)
e
.
Wortbildungen:
endung
2 ›Ende, Abschluss‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Unser regiment ist bestimpt uff eyn ander wesen, das heyst ßunde, wo die wenden und anfahen, do endet und hebet sich unser regiment.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
642, 4256
(
Magdeb.
1608
):
Vnd [Milchramlecker] gab sein leben auff im fall / | Lag im staub mit wehrlosen Henden / | So must der grosse Muth sich enden.
Köbler, Ref. Wormbs
176, 29
(
Worms
1499
):
Durch das die Muͦter sich wider vermahelt zu der andern Ee. endt sich ir vormunderschafft.
Ders., Ref. Franckenfort
66, 5
(
Mainz
1509
):
Dwyl nun nach ordenūg der recht die Truwenhenderschafft [...] zu zwoͤlf vnd viertzehen Jaren sich endet.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Also hat sich [...] der streit geendet.
Froning, Alsf. Passionssp.
3119
(
ohess.
,
1501ff.
):
er must sterben von mynen henden, | ehe das solde enden.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Samnet der von norden me | Volkis danne da vor e, | Unde kumet wider dar | In der zit so sich die jar | Endent.
Er wirt in sime spote | So lange untz sich der zorn | Endet uf daz volk irkorn.
Thür. Chron.
16v, 1
(
Mühlh.
1599
):
da endete sich der Gothen Reich.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 9, 17
(
Leipzig
1520
):
Dasselbig Vicariat sey aber geendet.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
So sich der welt endung beschein.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Wo an dem pfenning mangel ist, | Endt sich die freundschafft kurtzer frist.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Wenn sich der Tag geendet nur, | Solt jhr jhn eylend einlassen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
2, 25
(
els.
,
1362
):
Die iúngeste woch des aduentes wurt selten geendet, zuͦ vrkúnde das die zit noch dem iúngesten gerihte nút endes het.
Ebd.
820, 19
:
sin leben endete in deme siechtagen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
es sol, ob got wil, enden aller unfrid.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Es sol ouch der herr der zuͦm gepruch hinlyhet / die hab nit ervordern / dan̄ so der gepruch geendet.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1530
):
und mainung seie, daß khain stattgesandter verruͦckhen solle bis zuͦ endung des reichstags.
Weber, Füetrer. Poyt.
209, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Alls der turnay sich enndet | [...].
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Glatz, Chron. Bickenkl. ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
75, 25
;
Sappler, H. Kaufringer
19, 127
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
64
;
Vgl. ferner s. v.  2.
3.
›enden, schließen‹ (von sprachlichen Bezugsgrößen und ihren zeichenhaften bzw. materiellen Repräsentationen, z. B. von Wort, Text, Kapitel, Buch, die jeweils sowohl als Raumorte wie als Zeitmarken gedacht werden können);
vgl.  46.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  13.
Wortbildungen:
endung
3 ›Endung (von Wörtern, Silben, Reimen)‹.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ditz capitel ist geant.
Nu ist Danyel geant, | Als man en beschriben vant | Hebreyscher zungen wort.
Opitz. Poeterey
25, 19
(
Breslau
1624
):
duͤrffen wir nach art der Lateiner vnd Griechen jhre casus nicht in acht nemen / sondern sollen sie [...] auff vnsere endung bringen.
Ebd.
31
:
Doch koͤnnen wir anfanges [...] lateinische endungen noch gebrauchen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Du pist das puch der newen e, | Dar durch das allt sich ent.
Bell, G. Hager
44, 3, 20
(
nobd.
,
1593
):
also sich der text enden was.
So end sich die historia.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
die endug vn termination diser woͤrter.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Auff ein aw vnd gaw enden sich vil namen der oͤrter / Staͤtt vnd Doͤrffer / so an den thaͤlen vnd waͤssern ligen / als Burgaw / Creichgaw.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
125, 88
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Also endet sich hie ditz puͤchlein.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
17, 9
;
16
;
Sappler, H. Kaufringer
11, 560
;
12, 328
;
Buijssen, Dur. Rat.
6, 29
.
Vgl. ferner s. v. .
4.
›auf etw. hinauslaufen (z. B. auf ein Ziel, einen Zweck); in etw. einmünden; auf etw. hinzielen; aus etw. resultieren‹; auch: ›etw. bedeuten‹;
vgl.  7.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 1,  12,  6,  3.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
8, 8, 22
([
Nürnb.
]
1524
):
das gesetz endt sich da hyn / das die menschen willig vnd frey werden zum gutten.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
353, 16
(
els.
,
1362
):
vnd stelletent in [Seuerinus] uf fúr daz folk daz er solte offenlich us sprechen wie sine botschaft geendet were.
Lemmer, Brant. Narrensch.
50, 32
(
Basel
1494
):
Der gantzen welt wollustikeyt | Endt sich zuͦ letst / mitt bitterkeyt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
54, 22
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dvͥ speculatiun, dvͥ ze eim teil entspringet von vernunft vnd ze eim teil von verstentnissi, dvͥ wirt verwandelt vnd endet in beschoͮd.
Roloff, Brant. Tsp.
609
;
2185
.
5.
›ein schlechtes Ende nehmen‹ (von Personen);
zu  8.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Lemmer, Brant. Narrensch.
84, 2
(
Basel
1494
):
Vil griffen den pfluͦg an gar resch | Vnd enden übel doch zuͦ lest.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Wissest daz dich hie mit craft | Haltett maniger mit ritterschaft, | Die dir ze jungest alle | Endentt mit dem valle.
6.
›etw. (z. B. einen zeitlich befristeten Vorgang, Zustand, eine Handlung) beenden, abschließen, zu Ende bringen; mit etw. aufhören‹; speziell mit Bezug auf die typologische Deutung des Alten Testaments: ›die Geltung e. S. außer Kraft setzen‹; ütr. auf materielle Bezugsgrößen (z. B. Geld): ›etw. aufbrauchen‹;
zu  6.
Phraseme:
das leben enden
›sterben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  15,  3,  11,  19,  6.
Wortbildungen:
ender
 ›j., der etw. restlos aufbraucht‹,
endigen
›die Geltung e. S. aufheben‹,
endung
4 ›Beendigung‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1540
):
So hab ichs angefangen, so ende ichs auch.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1362
):
Unde findestu daz beschreben, wi he sin leben endete.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
da der Herr die Figuren des Alten Testaments geendigt vnd vffgehebt / vnd eyn newes Sacrament [...] eingesetzt hat.
Froning, Alsf. Passionssp.
6048
(
ohess.
,
1501ff.
):
Nimmant triddet vor die thore, | Der disse noit wolle anden.
Perez, Dietzin
1, 206, 15
(
Frankf.
1626
):
Vnd wie mein Vetter diese seine Rede kaum geendet / so schuͤttelt vn̄ ließ sich mein Esel hoͤren.
Bell, G. Hager
519, 3, 1
(
nobd.
,
1608
):
Als er sein gebet Enten was, | stund er auf vnd dett sagen | [...].
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Das wöll gott allen christen geben | Nach endung alles ungemachs | Deß jammerthals, das wünscht Hans Sachs.
Unornlig gunder und verschwender, | Biß er deß geldes war ein ender.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
187, 4
(
els.
,
1362
):
Wenne also die schette fúrtriben wurt so der sunnenschin komet, also wurt die alte e geendet so die núwe zuͦ komet.
Wickram
4, 27, 13
(
Straßb.
1556
):
Als sie nuͦn das morgenmal / und auch den nachtimbis mit grossem kosten geendet hetten [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Enden / Außmachen / Zum end fuͤren.
Dreckmann, H. Mair. Troja
20, 9
(
oschwäb.
,
1393
):
daz du doch dein leben zu dem lesten mustist enden mit grozzer schand und laster.
Brandstetter, Wigoleis
234, 7
(
Augsb.
1493
):
also ward der abschid mit traurikeyt [...] geendet.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Ralegh. America ;
Köbler, Stattr. Fryburg T3, 5;
Dirr, Münchner Stadtr. ; .
Vgl. ferner s. v. .
7.
›etw. ausführen, in die Tat umsetzen, für etw. sorgen, etw. bewirken‹; juristisch auch: ›etw. vollstrecken‹;
zu  7.
Wortbildungen:
endung
5 ›Resultat, Ergebnis‹.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1014
(
mrhein.
,
um 1335
):
Mohte ich nuͦ einen boden han, | den wolde ich schiere senden, | daz er mir solte enden
[›dafür sorgen‹]
, | daz min herre in keine not | viele dorch des mannes dot.
Froning, Alsf. Passionssp.
2672
(
ohess.
,
1501ff.
):
Man buwet an diesem [tempel] 46 jare, | und du [Jesus] meynnest, dyn redde solle wesßen ware | und wollest das enden yn dryen tagen?
Neumann, Rothe. Keuschh.
657
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di gotliche liebe, di das ante | das ir hertze unnd ire sele brante.
Bührer, Kl. Renner
241
(
nobd.
, Hs.
um 1480
):
Vil manheit haben sie geant, | Darvmb sie frum sein genant.
Sachs (
Nürnb.
1549
):
Nun geh nur hin, ich wil mit dir, | Das wir den rahtschlag enden schier.
Ebd. (
1554
):
Ich bitt euch, gebt doch einen rhat, | Wir wir durch ein listige that | Mein mann möchten närren und blenden, | Unser bulschafft wie vor zu enden
(›unsere Affäre fortzuführen‹).
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein Gruß ward dir
[Maria]
gesendet, | Vom Allerhoͤchsten GOtt, | Durch Gabriel geendet.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
des kerte der kunig wider und der bischof von Kolle, one endunge.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
er ist hinweg ŭber mer ŭwer
[Karls des Großen]
gebot enden.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1533
):
die selben aber bishar söllich befelch nit geendet, sunder darin irem guͦten beduncken nach gehandelt onangesehen des ratschlags.
Hör, Urk. St. Veit
190, 3
(
moobd.
,
1418
):
Darvnder wir vnz zw sampt vnsern sigeln verpinten mit vnsern trewn, allez daz staͤt haben vnd auch ze enten, daz oben an dem prief verschriben ist.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 20, 3
;
Opel, Spittendorf ;
Hoffmeister,
Kuffstein. Gef. B 3v, 19
;
Hör, a. a. O.
169, 4
;
8.
›etw. (vor)bestimmen, (in seiner Art, Seinsweise) festlegen‹; auch: ›jn. für etw. bestimmen, vorsehen‹;
vgl.  7.
Theologische Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.
Wortbildungen:
endbrief
›Schuldschein‹,
endung
6 ›Bestimmung, Weisung‹.

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Frankf.
1555
):
Der gab im auch das Gelt [...], und von dem Uͤberlast, als er den Endbrieff herfuͤrzog, ward er geledigt.
Strauch, Par. anime int.
128, 31
(
thür.
,
14. Jh.
):
der gotliche vride durchverit und ordenit und endit alle dinc, und intede der vride, so zufluzzin alle dinc und inhettin keine ordenunge.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
64, 15
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Wan alse den andern formen von der gotlichen wisheit geendet ist ein eigen mazze also ist ouch der gnade geendet ein eigen maz.
Ebd.
306, 19
:
zuo der warheit des dinges nach der ordenunge zuo dem verstan (behöret) die endunge St. Augustinus [...]: „die warheit ist die höchste glicheit, die dez beginnes, die da ane alle unglicheit ist.“
Spechtler, Mönch v. Salzb.
48, 21
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sein engel tet er
[der herr]
senden: | die zwelfpoten zu werlde enden, | den er sich so drat | nach seiner urstend lebentigen pot.