ausschlagen,
ausschlahen,
V., unr. abl.
(letzteres im Inf. und im Präs. bis ins 16. Jh. mit größerer Häufigkeit als ersteres; im Sing. Prät. nahezu durchgehend
-g
; im Pl. Prät. und im Part. Perf. durchgehend
-g-
). – Sehr komplexes, schwer gliederbares Bedeutungsfeld: 1-19 zusammengehörig unter dem Aspekt ‚schlagen, eine schlagende Bewegung vollziehen‘, davon 1-4 für zerstörerisches Schlagen, 5-19 für kontrolliertes, konstruktives Schlagen; 20-32 Übertragungen, davon 20-22 auf soziale Handlungen (o. ä.), die mittels Schlagen vollzogen werden, 23-27 auf natürliche Entwicklungen / Vorgänge, 28-32 auf soziale und geistige / psychische Handlungen; 33-36 nicht sicher einzuordnen.
1.
›etw. mit zerstörerischer Absicht oder Wirkung aus seinem natürlichen Zusammenhang herausschlagen‹; bei Getreide auch (refl.): ›infolge von Überreife aus der Ähre ausfallen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1;
2
(zur 2. Var.).
Syntagmen:
(jm.) einen zan, ein auge a., das fenster / getreide, den boden
, [verschoben:]
das fas a.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1349
):
dem slug he ein auge uß.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
men sloich si [die wine] alle us ind verbrante de vas.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 21, 27
(
Wittenb.
1545
):
wenn er [jemand] seinem Knecht oder Magd ein Zan ausschlegt / sol er sie frey los lassen vmb den zan.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
[sú] liessent sich kerkeren, die brüste abesniden, die zene uzslohen, an hespele spannen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
hieltestu denn nit entsampt zeschlahen die eusseren ding der erde. vnd hast ausgeschlagen die vngengen von ir.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1560
):
daß es in der stat umb etlich tausent gulden an fenstergläsern, so die hagelstain ausgeschlagen, schaden gethon.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 51, 36
(
schwäb.
,
1639
):
Welcher dem andern einen finger oder ohr abhauwet oder abbeist oder ein aug außschlecht.
Turmair (
Augsb.
1517
):
quae maturuere, granum protinus dimittunt ‚schlecht sich aus, reist aus, fellt aus‘.
2.
›etw. durch Schlagen zerstören, verwüsten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10,  3.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
in den vil | Prûzin wârin in dem zil, | dî der cristnen schif ûzslân | woldin.
Dâ slûg ûz dîselbe dît | zwei dorfir.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
67, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
so kumen si czu samene und slon das schif us, in der wys mak yn keyn schif entsigiln.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das zeit kumbt so du ausschlechst vnd entpindest sein joch von deinen halsadern.
3.
›etw. (z. B. Weinstöcke) schlagend zerstören, herausschlagen, vernichten; (eine Fläche) roden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7;  1.

Belegblock:

Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
kam der kúng und der herzog [...] und branten und wůsten, [...], und slůgen vil reben us.
Es erfrurent ouch des selben winters so vil reben, das man si us der erden slůg.
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
360, 19
(
moobd.
,
1435
):
Bestimmungen über
ausschlachen vnd rewͤten
eines Besitzes [Regestbeleg].
4.
›aufhören zu morden, Menschen zu erschlagen‹.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hes. 9, 8
(
Wittenb.
1545
):
[sechs Menner] schlugen in der Stad. Vnd da sie ausgeschlagen hatten / war ich noch vbrig.
5.
›etw. (z. B. Kraut) durch Abschlagen ernten‹; als Synekdoche: ›(den Krautzehnt) abliefern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11,  2,  5.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1477
/
94
; Hs.
16. Jh.
):
schuldig sein das kraut und krautzehend außzuschlagen.
6.
›etw. durch gekonntes Schlagen so bearbeiten, daß sein Inhalt herausfällt, herausquillt oder daß ein Inhalt effiziert wird‹; je nach Bezugsbereich: ›etw. dreschen‹; ›(Öl) schlagen‹; ›(Feuer) schlagen‹.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
wirt gantz als eyn gewant | Das uz geslagen hat di hant.
Luther. Hl. Schrifft.
Rut 2, 17
(
Wittenb.
1545
):
las sie [Ruth] auff dem felde bis zu abend / vnd schlugs aus was sie auffgelesen hatte / vnd es war bey eim Epha gersten.
Ebd.
Jes. 28, 27
:
man dresschet die Wicken nicht mit egen / [...] / Sondern die wicken schlegt man aus mit eim stabe / vnd den kümel mit eim stecken.
Pyritz, Minneburg
5192
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Doch wil ich von dem snabel sagen: | Do het man fur wol uz geslagen.
Sachs (
Nürnb.
1536
):
Da werden knecht und die roßbuben | Mit uns mancherley spiel anfahen, | Des stocks spielen und öl außschlahen.
7.
›etw. bergmännisch abbauen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.
Syntagmen:
ein lehen a.

Belegblock:

Rwb (a.
1553
).
8.
›etw. (eine Fläche, einen Durchgang) durch Entfernen der Einfriedung, Absperrung zugänglich machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  4.
Syntagmen:
die gasse / zelge, den berg / einschlag, das gut a.
Wortbildungen:
ausschlagung
1.

Belegblock:

Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
die selben güter sol sin gnad wider usschlachen und die von Roschach trib und trät daruf haben.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1697
):
sol ein jeder peürtman, der allmendtblätzen hat, den besten zu behalten erwehlen und namsen und die anderen zwen [...] außschlagen.
Ebd. (
1529
):
das sy gmeinlich mit einandern eynung uß und inslachens der zelgen und guͤttern, ouch des holtzes halb [...] uffsetzen mogend.
9.
›(nach außen vorstehende Teile eines Gegenstandes) ab-, herunterschlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14,  1,  7.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
aus den stucken blei soll der wagmeister zimliche hagken ausschlahen.
Patocka, Salzwesen.
1987, 225
(
oobd.
,
1595
):
Auf die Asn Päm Sÿ
[Pfannkehrer]
geen mit gfer, / Wann Sÿ die Spreiczn außschlagen.
Wutke, a. a. O. .
10.
›einen Schlag mit einem Werkzeug ausführen, um ein Zeichen auf einer Unterlage anzubringen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße auf die Unterlage: z. B. ›(Holz) mit einer Marke versehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.
Wortbildungen
ausgeschlagener streich
›Schlag, der eine Erkennungsmarke bewirkt‹ (dazu ggs.: ).

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a.
1552
);
Schweiz. Id. (a.
1417
).
11.
›etw. durch probeartiges Schlagen abklopfen, prüfen‹.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Seiten ausschlahẽ ob sy nit falsch seygind. Prœtentare chordas.
12.
›etw. (Metalle) durch Schlagen, Hämmern so bearbeiten, daß es scharf wird oder eine besondere künstlerische Form erhält‹; auch: ›(Münzen) prägen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
silber / gold, ein blech / blat a., die münze a.
;
ausgeschlagener buckel.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1486
):
as derselve broder dat [silver] nae gwoinheit des amptz beweirt, in sime gadom uisgeslagen have, dat dan gieme zo doin en geburt.
Hulsius
P jv
(
Nürnb.
1596
):
außgeschlagen gold.
Rechn. Kronstadt
3, 481, 17
(
siebenb.
,
1555
):
ut securis attenuaretur vulgo ausz zu schlahen.
13.
›etw. (Wasser, mit verschobener Bezugsgröße: Bäche) mittels einer Sperrvorrichtung im Bach ableiten‹; hier anschließbar mit anderem Bezugsbereich: ›(einen Streich) aus der Richtung lenken, ablenken, parieren‹ sowie (intrans.) ›vom Wege abweichen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  1,  4,  7,  2.
Syntagmen:
das wasser, die bach, den streich a.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Ein streich Außschlahen vnd abwenden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
daß wir die ordnung zerbrochen haben und in zeyten ußgeslagen seien.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1537
):
Wer das wasser in der Prein ausslecht oder auslaitt am sambztag.
14.
subst.: ›zu bestimmten Zeiten erfolgendes Läuten bzw. Glockenschlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
am montag fru, 15 die mensis May, ein halb stund nach dem ausschlagen hat man gemayn geleut.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1522
):
den 11. decembris umb das ausschlahen ist frau Anna [...] hie das erst mall eingezogen.
Ebd. (
1525
):
Der geistlichen ausschus ging [...] in das capitlhaus im thumb, hielten rath piß auffs ausschlagen.
Baumann, a. a. O. .
15.
den tact ausschlagen
›den Takt schlagen‹.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a.
1597
).
16.
›(Waren) ausladen, lagern‹; mit verschobener Bezugsgröße: ›etw. (z. B. ein Faß) ausleeren (um den Inhalt zu verkaufen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2.
Syntagmen:
ölie / salz / wein / gut, ein fas a.

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
um 1400
):
wer dehein oͤly durch vͥnser stat fuͤret [...] vnd da nider slachet, oder an der Matten vsslachet.
17.
›etw. mit einer Masse auskleiden und dadurch abdichten‹.

Belegblock:

Patocka, Salzwesen.
1987, 124
(
oobd.
,
1582
/
85
):
dieselb wöhrscheiben mit wohl faisten Leten außgeschlagen
[...]
2 Cräncz (...) mit wohl Saur faisten Leten außgeschlagen.
18.
›etw. durch öffentlichen Aushang, Anschlag bekannt machen‹.
Bedeutungsverwandte:
 5; vgl.  3,  7,  2,  2, (V.) 1.
Syntagmen:
ein mandat offenlich a.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Kuͤndtlich vnd klar dargethan. Kundtbar worden. Außgeschlagen / Oder / Außkommen.
19.
›jm. bei einer Versteigerung den Zuschlag geben‹.
Syntagmen:
jm. ein stük a.

Belegblock:

Rwb (a.
1587
).
20.
›jn. auspeitschen (eine Form der Strafe)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1,  3.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1497
):
da ist Leb Spieß, jud von Kitzing, mit gerten außgeslagen worden.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4167
(
Basel
1519
):
Wer synen zinß richt also fyn, | Das er kein zyl ir über dridt, | Das man den selben vßschlah nit.
Rechn. Kronstadt
2, 89, 31
(
siebenb.
,
1528
):
als ym di fraü aüs hat geschlon di das heftlen gestolen hat den czyganen czu lönn asp. 8.
21.
›jn. verjagen, vertreiben; jn. hinausprügeln; jn. aus einem Rechtsbezirk verweisen, verbannen; jn. aus dem Hause weisen, verstoßen; jn. militärisch vertreiben‹; auch: ›jn. von einem bestimmten sozialen Platz (z. B. einem Handwerk) verdrängen‹.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
eine jungfrau
, oft: Gruppen, z. B.:
die juden / kaufleute, die pfafheit
)
a., jn. aus der stat, aus dem hause, von des glaubens, von der missetat wegen, als einen hund a.
;
ausgeschlagene bürger.

Belegblock:

Ulner (
Frankf.
1577
):
Außstossen. Vertreiben / verjagen / verweisen / außtreiben / außwerffen / außjagen / außschlagen.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Do karte Judas zu Masphat, | die slug er uz, gewan die stat.
Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
18, 6
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
sine stengelyn werden mit senzen vorhouwen und was do blibet, daz wirt abgesnetin. si werden uzgeslan und werden gelasen gliche den vogiln der berge.
Kehrein, Kath. Gesangb. (o. O.
n. 1586
):
Sie
[Christi Eltern]
kamen vor eines wirten hauß, | Sie hatten kein gelt man schlug sie auß.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
welhez die koufliute dâ wâren [...], die unser herre ûzsluoc und ûztreip.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
schirment vaste al umb úch mit dem swerte des heilgen Gottes wortes, und vallent ir wol us und werdent ussgeslagen, hebent aber wider an.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Alsust schlach got aus ein igklichen man der do nit derfúllt ditz wort von seim haus vnd von seinen arbeitern. Der werde alsust ausgeschlagen.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
also kriegte der obgenant von Habspurg und die usgeslagnen von Zúrich lang mit dem burgermeister.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 121, 13
(
halem.
,
1508
/
16
):
die ir üch [...] gegen einander verbunden hand von frowen wegen, sie sigend usgeschlagen oder nach us sollind getrieben werden zů schmach und schand der pfaffheit.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
das nymant den andern außslach von allen hantwercken und gen zusammen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Der wirt freilich [...] nit uß geslossen oder uß getriben. sunder uß geslagen. als man den hunden tůt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1582
):
wan man den selben ankem, so soll man si ausschlachen und weren.
Bernoulli, Basler Chron. ;
Voc. Teut.-Lat.
c iiijr
;
Trübner, Dt. Wb.
1, 196
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 327
;
22.
›(Vieh) zur Weide treiben, austreiben‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›(die Weide) zum Austrieb freigeben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
,  8,
1
 3.
Syntagmen:
fachtextlich oft ohne Obj.;
vieh, das ros, den farren / stier / widder, die geis a., vieh auf / in die weide a., vieh ungehütet / unbehirtet a.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
63, 9
(
rhfrk.
,
1628
):
Wann ein aicheläckerich ist, so ist das aichelleßen verbotten [...], wie dann auch deßwegen, ehe man außschlägt, haußsuch getan.
Müller, Stadtr. Ravensb.
290, 15
(
oschwäb.
,
1544
):
nachdem ain erbare gemaind zu Zusstorf bisher ain ordnung irer trib und trät ald ausschlahens halben [...] gehäpt.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 523, 7
(
schwäb.
,
1599
):
wellicher vich oder roß [...] für den gemainen hirten außschlüge.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 16. Jh.
):
das der pott das viech an ainem andern art ausschlueg.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1508
):
so sol im der ander den frid ongeverlich besteen lassen [...] und die eetz nicht ausslahen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Winter, a. a. O. ;
Vorarlb. Wb.
1, 193
;
23.
›ausschlagen (von Bäumen)‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›treiben, sprießen (von Knospen o. ä.)‹; ütr.: ›sich entwickeln, entstehen (von Gedanken)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9,  3,  3, ,
1
 1.
Syntagmen
der baum / baumknopf, die blust / frucht, blätter a.
; ütr.:
gedanke a.
Wortbildungen
ausschlagung
2 (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Schmitz, Schiltb.
75, 19
(
Frankf.
1597
):
sonder alzeit wie ein alter Weydenbaum / so er abgestuͤmmelt wirdt / außgschlagen.
Luther. Hl. Schrifft.
Hld. 7, 12
(
Wittenb.
1545
):
las vns auffs Feld hin aus gehen [...] / Das wir sehen / ob der Weinstock blühet vnd augen gewonnen habe / Ob die Granatepffelbewm ausgeschlagen sind.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
217, 1684
(
osächs.
,
1607
):
dass nicht in(n) Eurem Mu(e)th | Solch gedancken aus(s)schlagen Thu(e)t.
Dietz, Wb. Luther ;
Trübner, Dt. Wb.
1, 196
;
24.
›arten, ausschlagen, geraten, einschlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  2.

Belegblock:

Goedeke, Fischart. Flöh Haz
708
(
Straßb.
1594
):
Jr müter dörft nun nieman klagen, | Das so übel die kind ausschlagen.
Trübner, Dt. Wb.
1, 196
.
25.
›einen Hautausschlag bekommen (von Personen); mit einem Ausschlag behaftet sein (von der Haut)‹.
Syntagmen:
j. fast a., haut a., j. den ganzen leib ausgeschlagen sein; vom baden a.
;
ausgeschlagene leute
; mit Verschiebung der Bezugsgröße:
gift am leibe a.

Belegblock:

Bächtold, N. Manuel. Krankh.
220, 28
(o. O.
1528
):
sie fůr kretzig dar und rüdig wider dannen; sie ist vast wüest usgeschlagen, aber nüt geheilet.
26.
›mit Druck / Macht aus etw. herausschlagen, hervorbrechen‹; ˹bei Verschiebung auf den umschließenden Behälter: ›spritzen (von der Pfanne)‹˺; ›hervor-, heraustreten (von Feuchtigkeit)‹.
Syntagmen:
der dunst, die flamme, das feuer a.
, (verschoben:)
die pfanne a.

Belegblock:

Stedtfeld, Roger-Glosse
125
(
omd.
, Hs.
15. Jh.
):
dÿ phanne slet icht uß.
Rohland, Schäden
556
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
[die fuchtikeit] schluͤg aber zů mal vast uß, das im noch böser wer.
cPfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. 113, 14 (oobd., 1349/50):
diu [rinde] den dunst haltet und besleuzt, daz er niht auz geslahen müg.
27.
›einen bestimmten Verlauf, Ausgang nehmen; (jm.) zu etw. (z. B. zur Ehre) gereichen‹.
Phraseme:
wol / übel ausschlagen, in luft ausschlagen
›erfolglos sein‹,
ler ausschlagen
›ungestraft bleiben‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2, , ; vgl.  13,  8, .
Gegensätze:
 1, (s. v.  2), , .
Syntagmen:
etw. einen anderen weg a.
;
etw. (jm.) zu ere / lob / schaden / verderbnis a., etw. im besten, zu guten
(!)
a.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Foeliciter credere. fur sich gehen fuͤrgang haben wollgerathen gluͤcken gelingen wolgehen wol auß schlahen.
Male succedere. Mißlingen mißgehen mißgerathen verungeluͤcken mißgeluͤcken vbel außschlahen.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1526
):
Wie es ußschlach, waist gott woll.
Es was in allen stetten die grosst rusting, [...], kund niema wissen, wie oder wo es uße wůrde schlachen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die sach were feindtlich Außgeschlagen / Es were ein feyndschafft darauß entstanden.
Es wirdt übel Außschlahen / Es wirdt ein groß vnglück darauß entspringen. [...]. Es wirt jnen nit also laͤr Außschlahen / Es wirt jnen nit geschenckt.
Bachmann, Haimonsk. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 327/8
;
28.
›etw. nach Prüfung durch einen Willensentscheid ablehnen, sich e. S. widersetzen, etw. ausschlagen; jn. ablehnen‹.
Gegensätze:
 113.
Syntagmen:
den frieden / freien willen / wein, das geschwäz / kreuz / recht / warnen / wort gottes, die bitte / freundschaft / hilfe a., geld a., jn.
(z. B.
den richter
)
a.
Wortbildungen:
ausschlagung
3.

Belegblock:

v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Wolgut, antwort Amadis, ich wil diß nicht außschlagen, dieweil ich dasselb
[Pferd]
sowol bedürfftig bin.
Luther, WA (
1528
):
das yhn die Juͤden fuͤr Messiam [...] wolten halten, welche er ausschluge, und hetts doch wol muͤgen annemen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
/
1518
):
daz ich die widerwurtig israhel hett gelassen vnd ir hett gegeben ein bůchlein der widerung
[Z-Oa:
ausschlachung
].
Maaler (
Zürich
1561
):
Außschlahen / Verachtlich verwerffen / vnd nichts darauff haben. [...]. Einsi bitt Außschlahen oder abschlahen [...]. Ein richter Außschlahen vnd verwerffen / den nit annemmen.
Angebottne Hilff außschlahẽ / verwerffen / nit woͤllen brauchen oder annemmen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
sye niessent kirchengůt, si slahent nüt usz, dadurch ir adel vor got als verlorn ist.
Ebd. (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
Wer aber reht uszsluͤge und abseyt und angryff, der sol umb all sin reht kummen sin.
Rot
345
(
Augsb.
1571
):
Recusiern, Versagen / widersprechen / abschlahen / außschlahen / nit annemen.
Goldammer, Paracelsus.
7, 170, 16
(
1530
):
daß wir auf erden den freien willen nit gebrauchen sollen, sonder den ausschlagen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1545
):
wer daß ausschlieg, der wer umb das wandl.
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 327/8
;
Voc. Teut.-Lat.
a iiijr
;
Giustiniani, Adam v. Rottw.
243
.
29.
›jn. von der Aussage des Satzes ausnehmen, eine Ausnahme machen‹.
Phraseme
(in Verwahrformel):
niemand ausgeschlagen
(dazu bdv.: vgl.  2).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7.

Belegblock:

Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 327/8
(a.
1529
).
30.
›sich etw. aus dem Kopf schlagen, etw. unbeachtet lassen, sich nicht damit beschäftigen‹.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Der hell soltu nit schlagen auß, | Merck, mit steter betrachtung dein.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
schlag auß den unfal | Und laß uns hienein auff den sal, | Man hat blassen zu dem nachtmal.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außschlahen / Auß dem hertzen schlahẽ.
˹Hierher (?): Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
es kem von dem teuffel, es wer ain ding, das nicht sein miest, und wan es ain mentsch ankem, so solt im ains ausschlagen.
˺
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
der sein fleischlich gedanck vnd erst angehebt anfechtung [...] awsmm syn slecht.
31.
›etw. (Unangenehmes, als verführerisch Eingeschätztes) durch Anstrengung aller Kräfte unterdrücken, überwinden, ablegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  9,  5, , ,  19.
Syntagmen:
die anfechtung / schändlichkeit / furcht / sorge, den kummer / wollust / wiedermut / zweifel a.

Belegblock:

Langen, Myst. Leben
178, 9
(
nobd.
,
1463
):
sol man [...] sy ermanen, daz sye [...] starck sein in dem gelauben vnd all anfechtum [...] gancz außschlahen.
Sachs (
Nürnb.
1545
):
fraw, seyt getröst! | Euch nicht in solchem unmut röst! | Schlachts auß und euch in freuden übet!.
Dietrich. Summaria
22r, 1
(
Nürnb.
1578
):
Es muß auch außgeharret / vber dem wort gelitten / vnnd alle andere zeitliche sorge außgeschlagen sein.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
die [gewonheit] sol der mensche vertriben mit den minneklichen bilden unsers herren Jhesu Christi und sol recht einen val mit dem anderen us slahen.
Ruh, Bonaventura
356, 25
(
orhein.
,
um 1480
):
daz du [...] alle schentlicheit von dir mit höchstem fliss vßslaest.
Maaler (
Zürich
1561
):
Alle forcht Außschlahen vnnd hindan setzen. [...]. Traurigkeit oder vnmůt Außschlahen oder vertreyben.
Sappler, H. Kaufringer
25, 250
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
von dem lust leiplicher begir; | den schlechst du auß dann ferr von dir.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
72, 19
(
tir.
,
1464
):
darum so soltu gewisleichen aus schlagen alle farcht.
32.
›über etw. anderes hinausgehen, etw. überragen‹.
Syntagmen:
sacrament weit über
(elliptisch)
a.

Belegblock:

Dietz, Wb. Luther .
33.
›üble Bemerkungen über jn. machen, ausfällig werden‹.
Syntagmen:
reden / scheltworte a.
;
gegen einer person a.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a.
1619
;
1635
);
Schweiz. Id. (a.
1561-1623
).
34.
›etw. unter die Leute bringen, ausplaudern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 11.
Syntagmen:
ein urteil a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1500
).
35.
›anschlagen, bellen (von Hunden)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
hunde a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1658
).
36.
›(die Zunge) herausstrecken‹; von der Waagenzunge: ›ausschlagen‹.

Belegblock:

Fischer, Folz. Reimp.
29, 203
(
Nürnb.
um 1488
):
der yn pracht den zweyen pey | Stellt sich, sam es im ser leyt sey | Und schlecht die zung hinter im auß.
Dietz, Wb. Luther ;
Birlinger, Spr. Rottweiler Stadtr.
1865, 40
.
37.
bedeutungsverwandt zu  5.
38.
bedeutungsverwandt zu .