aussundern,
aussondern,
V.;
letztere Schreibung insgesamt selten, meist md., darunter bei Luther.
1.
›jn./etw. von einer Handlung ausnehmen‹; oft im Part. Perf. (
ausgesundert
1) mit Tendenz zu formelhafter Verwendung:
nicht / nichts / keiner / niemands ausgesundert
›nicht / nichts / niemand ausgenommen‹,
ausgesundert e. P.
›mit Ausnahme von jm.‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7; zum Part.: vgl.  1.
Wortbildungen:
aussunderung
1.

Belegblock:

Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
achczig marg ane undirscheit nicht uszgesundert erbe noch varnde habe.
Gille u. a., M. Beheim
99, 477
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der hern er kainn auss sundert, | er vieng sy alsant.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
els.
,
1521
):
er sünderet kain christenmenschen auß.
Wickram
4, 27, 6
(
Straßb.
1556
):
hat er [...] gar vil seiner gůten freündt und nachbauren darzů berůffen / gar kein außgesündert.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1490
):
usgesündert die anfenger und stifter diser ufrůr und abfals.
2.
›etw. auseinandersetzen, genau überlegen, multiplizieren‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der stat waren zwelf porten, | Der ieslich von claren | Zwelf margariten waren, | Der wirt, ob mans uz gesundert, | Vier und vierzic und hundert.
3.
›jn./etw. aus einer Anzahl von mehreren infolge (meist) positiver oder (seltener) negativer Qualitäten aussondern, auswählen‹; in ersterem Falle: ›jn. herausheben, zu einer besonderen Aufgabe bestimmen, zu etw. erheben‹, dazu als Part. Perf. ( 2): ›besonders geartet (von Sachen); vortrefflich, ausgesucht; geläutert (dies im religiösen Sinne)‹; im zweiten Falle: ›jn. ausschließen, ausscheiden, abweisen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , (V.) 1,  1,  2,  2, (V.) 237,  1,  12,  13; vgl.  1,  4,  3;
1
 11.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
schafe
)
/ jn.
(z. B.
die gotlosen
)
a.
; in 1 Beleg:
jm. a.
;
ausgesunderter mensch / ritter
;
etw.
(z. B.:
die zal
)
ausgesundert sein.
Wortbildungen:
aussunderung
2.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dise zal ist uz gesundert.
Thiele, Minner. II,
2, 3
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
den ich zu drost hett uß erkorn | unnd lieplich uß gesundert.
Ebd.
29, 46
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
vrouwe, dir enderf nit wonderen | das ich dir us sonderen | vůr allen andren wyben.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Außlesen. Außerlesen. Außerwehlen. Außerkuͤrnen. Außsuͤndern. Erkiesen / Außerkiesen.
Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 16, 9
(
Wittenb.
1545
):
Jsts euch zu wenig / das euch der Gott Jsrael ausgesondert hat von der gemeine Jsrael / das jr jm opffern sollet.
Ebd.
Gal. 1, 15
:
DA es aber Gotte wolgefiel / der mich von meiner Mutterleibe hat ausgesondert / vnd beruffen durch seine gnade.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Auff das ich nit werdt außgesundert, | Wil ich gleich ietzt zu ir hingehn.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz man vindet einer hande menschen, usgesúndertú und geleptú menschen, daz die sijen so gar gelútertes und gotfoͤrmiges gemuͤtes.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
[Got] Der dich [Maria] hat us gesunderot | So wunder minneklichen gar.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3985
(
schwäb.
,
1453
):
Min herr wil haben ain gestech | Mitt gůtten rittern ußgesündert.
Goldammer, Paracelsus.
4, 282, 12
(
1530
):
warumb wolten ir euch dann aussundern, zu verkunden das wort gottes an dem ort, do es hingehort?.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
219, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Der hette ritter | vier tausent ausgesundert – | wer si bestuend, der pais den angel pitter.
Helm, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
99, 36
;
453, 281
;
Dietz, Wb. Luther ;
4.
›jn. vermögensrechtlich abfinden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.
Syntagmen:
das kind, die söne a.
;
ausgesunderter bruder
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
ist eyn ansedel, da der vater vf gesetzen was.