auslesen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (Unreines, Störendes) aus etw. anderem aussondern, herauslesen; etw. tilgen, vernichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
126, 3
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
lesit den raten czu dem ersten uz unde [...] sendet en in daz vuer.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Dann wern die Engel außlesen, | Aus Gotts Reich als Gottloß wesen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
, ˹Hs.
1359
˺):
ich han [...] einen hag dar umbe [...] gemacht [...] und die steine dar us gelesen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
so ir ausleset den milben ir auswurtzelt auch den waitzen.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
67, 13
.
2.
›jn. auswählen, auserwählen; etw. (Wertvolles) herauslesen, etw. auswählend zusammenstellen, etw. erwählen‹; speziell: ›Weinlese halten‹.
Wortbildungen
auslesung
1 (dazu bdv.:  1,  1).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swenne die zu urlogen varn | [...] | So lesen sie uz die besten | Und setzen die notvesten.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
der vînc dô dise sache an | ûzlesinde wol sechzic man, | und mit den hin abe trat | vorholnlîch an eine stat.
Gerhard, Hist. alde e
4036
(
omd.
,
um 1340
):
Nabuchodonosor uzlas | Daniel.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Disú ler ist us gelesen uss den gemeinen brieven.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
296, 29
(
schwäb.
,
1396
):
Keiner darf die neuen Münzen
saigern noch uslesen
[Regestbeleg].
Klein, Oswald
115, 53
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wer mag die bessten aus gelesen.
Winter, Nöst. Weist. Anm. 10 (
moobd.
,
16. Jh.
):
Wer leskornen gett ee wen ieder auslisst.
Hübner, Buch Daniel ;
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 12, 21
;
Rot
308
;
West, Dasypodius.
1989, 269
.
3.
›(z. B. ein Buch, einen Brief) zu Ende lesen, ganz, vollständig lesen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
den brief / psalm, die bibel, das buch / gebet a.
Wortbildungen:
auslesung
2.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
meinet er daz gebet des mundes, daz etteliche lúte gebet heissent, also sú vil selter uzlesent?
Ebd. (˹Hs.
1359
˺):
lesent vaste die buͤcher us, eins nach dem andern.
Hulsius
L iijr
(
Nürnb.
1596
):
gar auß lesen / durchlesen / lire tout [...]. außlesung.
Brandstetter, Wigoleis
226, 40
(
Augsb.
1493
):
das sy den [brieff] vor zaehern kaum außlesen mocht.
Päpke, Marienl. Wernher ;
Heidegger. Mythoscopia
64, 4
;
Dietz, Wb. Luther .
4.
›etw. erkennen, ausfindig machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  1, (V.) 46,  24,
2
 5,  3.

Belegblock:

Jellinek, Friedr. v. Schwaben
1284
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Ich enwaiß nit meins wesen, | Wa ich das tů uß lesen, | In was landen und reichen | Ich den leichtesten brunnen kan erstrichen.