V., unr. abl.
– Schwer gliederbares Bedeutungsfeld; zusammengehörig 1 und 2 aufgrund der Vorstellung, daß etw. auf etw. anderes draufgelegt wird (wörtlich und ütr.); 3-6 zusammenfaßbar unter dem Gesichtspunkt ‘Verzicht leisten’, 7-11 unter dem Gesichtspunkt ‘jm. etw. übergeben’; daran anschließbar 12-14 unter dem Aspekt ‘jm. etw. als Aufgabe übertragen’; 15 isoliert.
6.
›das Vertrauen auf die eigene Person, auf menschliche Kraft aufgeben, ablegen, fahren lassen, auf alle die Hinwendung zu Gott störenden Gegebenheiten verzichten, (der Welt) entsagen‹.
Beleghäufung in mystischen und didaktischen Texten des älteren Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
11,
5,
4.
Belegblock:
Quint, Eckharts Trakt.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
enist im niht genuoc, daz wir ze éinem mâle ûfgeben uns selber und allez, daz wir hân.
Pyritz, Minneburg
1172
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sullen auch die zwey tragen | Die lieb, die wille sie leben, | Oder ein ander uff geben?
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
1359
):
den froͤlichen uf geber den minnet Got.
Gib do dich al zemole uf.
Strauch, Schürebrand
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz sú frilich ufgobent und versmohetent alle ere.
Ein usgenomen volkomen leben [...] lit an eime uffgeben willen in gottes willen.
Rieder, St. Georg. Pred.
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
die uf gent iren aigen willen und ir selben ungewaltig werdent.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
ich gip die welte uff und alles zitlich guͦt.
der gab sein künckreich durch got auff.
Niewöhner, Teichner
564, 2582
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
mag man dwelt auf geben | und mag dannoch drin bestan, | als die czweliff habent getan.
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 19
(
moobd.
,
15. Jh.
):
menschen [...], die do alle ding lassen vnd auf geben durch gotz willen.
Wolf, Norm im sp. Ma.
56, 67
(
oobd.
,
1486
):
das sy vmb got haben auf geben aygen willen.
8.
›(jm.) etw. übertragen, übergeben, abtreten, vermachen, veräußern, überlassen‹, breites rechtliches Differenzierungsspektrum, z. B.: ›etw. verkaufen, veräußern‹, ›(Grundbesitz) auf Zins übergeben‹, ›(Grundbesitz) in Erbleihe geben‹, ›(in Erbleihe stehenden Besitz) an den nächsten Erben weitergeben‹, ›(auf Pacht vergebenen) Besitz zurückgeben, abtreten, falls die Pachtverpflichtung nicht eingehalten werden kann‹, ›etw. rechtsförmlich überschreiben, übertragen‹; die Wendung
güter in js. hand a.
bezieht sich auf die Verfahrensweise der Eigentums- oder Lehensabtretung an einen anderen, „was (entsprechend der notarialischen Fertigung unserer Zeit) in der Form eines gerichtlichen Processes zu geschehen hatte, indem das Gut unter Zeugenschaft aller Anwesenden zunächst in die Hand des Gerichtsvorsitzenden oder des Lehenherrn übergeben wurde, von dem erst der neue Besitzer es empfieng“ (
; dort auch zahlreiche Belege);
Wmd. nur vereinzelt belegt; rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
7,
,
20,
1
1,
,
(je mehrmals); vgl.
3,
2,
.
Syntagmen:
(jm.) das gut
(häufig)
/haus / schlos / holz / erbe, die vogtei / herschaft / pfandschaft / wiese / zeche, den garten / hof
(je mehrmals) /
acker a.
, mit verschobenem Obj.:
jm. die liegenschaft, den kauf a.
;
güter vor dem schultheissen a.
;
(jm.) etw. um dienst / zins a.
;
(jm.) etw. zu eigen a.
;
(jm.) etw. recht / redlich / richtlich / freilich / mutwilliglich / unbezwungenlich / ledig / los / erblich a.
; formelhaft:
(jm.) etw. mit hand und mit halm a.
Belegblock:
Auffgeben [...] Auß seinem gewalt geben. Etwas in eines gewalt setzen. In andere hand geben.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Dô dî vorgesprochnin lant | Colmen, Lubaw, Prûzin genant | von herzogin Cunrâte | nâch vil manchim râte | ûfgegebin wordin | des dûtschin hûsis ordin.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
119, 15
(
thür.
,
1474
):
daz Hanß Krebiß [...] synem elichen wybe im gerichte unde geheyter bang eyne wese [...] erblichin uffgegebin, geeygent unde mechtig uffgelaßin habe.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
(
osächs.
,
1523
/
4
):
Nachdemmal der man seinen freunden sein gewunnen gut vor etzlicher zeit aufgeben hat vor gericht und sich doch des guts und der gabe nicht geeußert und in ire gewere hat gegeben.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
130, 4, 12
(
schles.
,
1367
):
das der hochgebornne Wladislaw [...] sein furstenthum, land, herschafft vnd pfantschaft [...] ouff gelossen, oufgegebin adir vor vns ouff gereicht habe.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
(
schles. inseldt.
,
1464
):
[Hannus Bargmanÿne] hot off gegaben ir faterlich gut irem ee wirte.
der [hoff] eygen gewesen ist und der herschafft [...] auffgegeben und tzinsze der herschafft darauff gesatzt worden sind.
Vetter, Schw. zu Töß
(
halem.
, Hs.
15. Jh.
):
das sy frilich uff gab dem cofentt alles das sy hat.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
(
halem.
,
1445
):
wurde dero deheins also swach, dz es den zins nit getragen moͤge, dz der den herren ir guͦt moͤg uff geben.
daz man inen die guͤter alle, die den herren zinsent oder stúrent, uffgebi.
Hauber, UB Heiligkr.
(
schwäb.
,
1408
):
den selben koͧff des wingarten woͤlten sy inen vertigen und in uffgeben hie vor geriht.
daz der Peter Schuͥrpfer den Hainrici Schriber [...] daz guͤtlin mit aller zuͦgehoͤrd uff gaͤbi vor gericht mit mund und mit hand.
Rintelen, B. Walther
3, 13
(
moobd.
,
1552
/
58
):
Wann ein Prelat [...] einen Grundt oder Guett einem andern umb ein järlichen Zinß oder Dienst erblich aufgibt.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
16. Jh.
):
wann ain aigenmaister ain vailß holz (het), willß aufgeben, so soll er vor anbieten die gemain.
Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1582
):
Wann ain hueben [...] ledig wierd und dieselb sein nachgelaßner erb ime aufzugeben ersuecht.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
1603
):
wellicher in dem markt und auf dem gai des gotzhauß underthonen sein hauß verkauft und ihn 14 thagen nicht aufgibt.
Grosch u. a., a. a. O.
234, 8
;
Staub, Qu. Wien
;
;
3, 2, 2615, 9
;
3, 2, 2898, 9
;