gebären,
2
geberen,
V., unr. abl.
(vereinzelt auch regelmäßig); vgl.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 331
;
451
;
483
.
1.
›(jn). gebären, (Kinder) zeugen, zur Welt bringen‹; auch bezogen auf die Geburt Christi;
zu I, 1.
Syntagmen:
zu etw. geboren sein
›für etw. bestimmt sein‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz ein maget uns art zubrach | Und ungerurt kint gebar.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
denn sie koͤnnen alle mit einander nicht ein kleines Kindlein geberen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
131, 2719
(
Magdeb.
1608
):
Als sein Weib fruͤer Sommers zeit / | Eine junge Tochter gebar.
Luther, WA (
1535
):
jr ist weh und mus geberen | Ein schoͤnes kind, den edlen Son.
Ebd. (
1538
):
die mutter Maria tregt, gebirt, seuget und neeret nicht den menschen allein oder fleisch und blut, Denn das were die person getrennet, Sondern sie tregt und neeret einen son, der da ist Gottes son, Darumb heisst sie recht nicht allein des menschen, sondern auch Gottes mutter.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
da von suͤngen de engele op der crippe, do godes soͤne geboren ward.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
du salt mit sweren | alle dine kint geberen.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen K
404, 4
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
wie wiltu danne glouben, daz ein meit | mich selben noch gebirt.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dar zo hait uch myn hertze erkoren, | want ir sijt conyngis kint geboren.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1610
):
Gegruͤst bistu Maria, | [...] Dein Leib der soll geberen, | Ein kleines Kindelein.
Dubizmay, kurß zu Teutze
70, 19
(
hess.
,
1463
):
In dem schein der | heyligen vor dem morgen | sterne han ich dich geboren.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
58, 14
(
Frankf.
1535
):
Disen steyn gelegt in wasser drei tag / diß wasser trinck ein fraw die ein kind sol geberen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
52, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Wolher / wer hat ein boͤsen Zan / | Denselben ich aufbrechen kan /| On wehtagn / wie man gbiert die Kinder.
Gerhard, Hist. alde e
206
(
omd.
,
um 1340
):
Zu sinem wibe stunt sin sin, | Er bekante si virwar. | Enoch, den sun, si im gebar.
Feudel, Evangelistar
2, 28
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
du [Maria] salt intphan unde geberen eynen sun.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab eyn kint noch des vater tode worde geborn, das dy muter spricht mit andern erbarn frawen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Als wærlîche der vater in sîner einvaltigen natûre gebirt sînen sun natiurliche.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
in smerzen saltu deyne kynder geberen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Wan si gebiret einen sun, und du salt sînen namen heizen Jhêsum.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 15, 26
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
wie got in mich sin kint gebar, | daz ich gebar fürbaz al dar.
Pyritz, Minneburg
3150
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Was Mynne da irret, daz uber want | Sie und gebar auch allzuhant | In der burg ein edel kint.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
als er fünf jar künig was, da gebar er Carolum, der darnach römischer konig ward.
Gille u. a., M. Beheim
82, 78
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das ist die pererinne, | die hat gepert oder fruht praht.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
47, 24
(
Nürnb.
,
1446
):
so wil ich, das die iüngern witwen schülen wyder man nemen, kynder brengen vnd geperen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
die úberste geburt daz ist das der himelsche vatter gebirt seinen eingebornen sun.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Allexanders sun den Roxami gebar noch Allexanders tode.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Und ist ein Kindlein worden klein | Geborn von einer Jungfrau rein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
Anno 1550. jar seind in Augspurg kinder geporn und getaufft worden 1205, doch mitsampt denen der weiber, die 2 kinder geboren haben.
Adrian, Saelden Hort
1264
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
da Joseph sich da nider lie | mit der zartun frowen sin, | dú da gebar ir kindelin.
Stammler, Berner Weltger.
869
(
ohalem.
,
1465
):
Der tag sol ǒch verfluͦcht sin, | Do mich gebar die muͦter min.
Lemmer, Brant. Narrensch.
9, 29
(
Basel
1494
):
Wer einen wysen suͦn gebert | Der sytt / vernunfft vnd wyßheit lert | Der soll des billich danken got.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 9
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Loblich ward du pei den sachen, | da got alle ding wolt machen | durch den sun, den du geperd.
Klein, Oswald
13, 17
(
oobd.
,
1416
?):
Wer kan die magt volzieren | nach adeleicher art? | auf erd kein lieber dieren | zwar nie geboren wart.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1051
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz si ainen sun gepern, wann si gepern offt wenn si daz nicht wellen vnd gepern vnderweilen nicht so si daz gern sähen vnd wenn si gern ainen sun gepern so wirdet es ain tochter.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Sein fraw gepar im zwen sün Albertum und Ockatium.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
und saiten mir von einem chind, | das solt ein raine maid gepern.
Bauer, Imitatio Haller
59, 6
(
tir.
,
1466
):
Du solt hie nicht suechen die rue, wand du pist geporen worden czue der arbait.
Piirainen, Stadtr. Sillein
38b, 33
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dy ander vreud ist als ich yn gebar.
Mollay, Ofner Stadtr.
8, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wan das geschiecht, das ein kunigin swangerr wirt oderr ein kindt geperdt, [...] so sol man dÿ poten erberlich enphahen.
Schmitt, Ordo rerum
692, 20
;
Voc. Teut.-Lat.
k iijv
;
Voc. inc. teut.
h viijr
;
Hulsius
F iijr
;
Ágel, Valenzlexikon.
1988, 188
;
Schmid, R. Cysat
6, 35
;
Weber, Oswald. ;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 64
;
Ranke, Umgangsspr.
1951, 182
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 31
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Bad. Wb.
2, 310
;
Öst. Wb.
2, 1073
;
Vorarlb. Wb.
1, 1071
.
2.
›etw. (Blüten, Früchte, Tiere) hervorbringen‹;
zu I, 2.
Syntagmen:
eier g
. ›Eier legen‹.

Belegblock:

Neumann, Rothe. Keuschh.
3200
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne glich alss ein acker ungeeret | distilen unnd dorne geberet.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
60, 30
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
abir das tyr wirt nymmer gevangin das di perln brengit unde gebert.
Gille u. a., M. Beheim
251, 48
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die erd sol sein, das sy geper | grun kraut, das samen pringe.
Adrian, Saelden Hort
6917
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
der bom enthaltet kume | rain, swas er joch gebirt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sô diu kräuter geporn sint, dô ziehent si auch ir narung auz den vier elementen.
ez ist nihts seltsamer ze sehen under swangern tieren dann ain perinne, diu geberend ist.
diu taub wirt gar beswært, wenn si ir air gepirt, und ist daz si sich vertregt in dem gepern, so wirt si pitterlich versêrt.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
v. 1510
):
wer geperunt paum abschlecht, als oft ain stam als oft wandl 5 lib. ₰.
3.
›etw. (oft: psychische Zustände, wirtschaftliche Nachteile) hervorbringen, bewirken, verursachen, mit sich bringen‹;
zu I, 3.
Syntagmen:
andacht / dankbarkeit / einfalt / erkentnis / feindschaft / geduld / gerechtigkeit / gnade / hitze / irrung / lob / nachteil / reue / schaden / trost / tugend / ungerechtigkeit g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Got unser trechten | Den menschlichen geslechten | So volle gnade dan gebirt | Daz nimmer zwivel me enwirt.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
viel Ordnungen gebären viel Vngehorsam vñ Beschwerden der Obrigkeit.
Laufs, Reichskammergo.
102, 23
(
Mainz
1555
):
nachdem die anschlegsachen nit alleyn im rath, sonder auch im gericht nit kleyne verhinderung und uffzug geberen.
Perez, Dietzin
1, 209, 20
(
Frankf.
1626
):
Zogen mich derowegen also bald widerumb vff zu dantzen / welches mir bey den andern nit ein geringe Mißgunst gebar.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Er ist der di werlt gebar | Und der alle ding von nicht | Gemachet hat zu ichte.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
140, 7
(
omd.
,
1529
/
30
):
welchs nit alleyne uns an unser gesundheit schaden gepirt.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Allez, daz got ist an gewalt und an wârheit und an wîsheit, daz gebirt er alzemâle in di sêle.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
doch daz gebern der güete und geborn-werden in dem guoten ist al ein wesen, ein leben.
Jostes, Eckhart
31, 12
(
14. Jh.
):
Dar um hat got di sel geschaffen, daz er sein einborn sun in si geber an underlaz.
Strauch, Par. anime int.
6, 6
(
thür.
,
14. Jh.
):
hi lerit brudir Helwic von Germar lector wilche wis di sele daz ewige wort uz ir spreche und gebere.
Böhme, Morg.R.
146, 4
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
daß sie die finster hitze gebaͤhren / und in sich entzünden.
Logau. Abdank.
167, 16
(
Liegnitz
1651
):
Ubermut / gebiret Hoffart.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
5, 2
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wie die erkentnuße sein selbs bringe die bekantnuße gots und herwider wie die erkantnuße gots geper die volkomen erkenntnuße sein selbs.
Gille u. a., M. Beheim
80, 74
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann sy geberen in diemut, | gedult und ander tugent gut.
Stackmann u. a., Frauenlob 4, 4 W,
3
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
und swaz die vier element gebern, | daz bir ich ouch.
Sachs (
Nürnb.
1567
):
Wer für ein schuldiger bürg wird, | Demselben es schaden gebirt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
hie wurt geborn die wore minne in irme rehten arte und adel.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 13, 18
([
Augsb.
]
1524
):
aber den weg / gebirt es nur feyndtschaft zuͦ dem woret gottes.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
da ist dú goͤtlich nature in dem vater sprechent und geberend daz wort her us na persoͤnlichkeit.
Schmidt, Rud. v. Biberach
25, 15
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Also geberent si die sele geistlich.
Heidegger. Mythoscopia
70, 7
(
Zürich
1698
):
Historienlesen gebieret schoͤne Wissenschafft.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Sonder festiklich ist zegelawben vnd entlich dafür zehalten. Got geper vnnd hab jnwendig vil groessere frucht, dann er auzwendig erzaig.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Maria di vil rain magt | hat gepert der werlt trost, | von dem wir all werden erlost.
4.
intr., meist mit Angabe der Herkunft: ›aus etw. hervorgehen, entstehen, erwachsen, von etw. abstammen‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Gotes trut sun eingeborn, | Der von der maget uz erkorn | In der menschheit hi gebar.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
We synt ghij unde van wat geslechte synt gy gheboren?
Gerhard, Hist. alde e
422
(
omd.
,
um 1340
):
Van Noe, der io recht tet, | Gebar Sem, Kam und Japhet.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
300, 15
(
thür.
,
1474
):
solliche geczugin endorffin nicht in der sachen von rittersart geborn sin.
Gille u. a., M. Beheim
24, 5
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ich wart auch offt gefragt, warumb ich hies Peham | und doch geporen wor von teütscher zungen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
85, 22
(
Nürnb.
um 1480
):
Ich gelaub [...] in einen unsernn herrnn Ihesum Cristum, den eingeborn Sun Gotes, der vor aller welt gebornn ist auß dem Vater.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
197
(
Nürnb.
1517
):
Der war christen, aus got geborn, kumet vom himel.
Dreckmann, H. Mair. Troja
10, 4
(
oschwäb.
,
1393
):
der grosz Allexander, der auch von dem selben gesleht geborn ward.
Bäumker, Geistl. Liederb. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der heilig geist das würcken wirt, | got mensch aus dir geparen wirt.
Weber, Füetrer. Poyt.
1
, Überschr. (
moobd.
,
1478
/
84
):
Hie vaht an die Ritterlich abentewr vnd schön history von dem Ritter Poytislier aus Inndia geboren.