V.;
infolge der etymologischen Verwandtschaft mit
beheben
(dazu:
,
284) von diesem semantisch nur partiell trennbar, demzufolge in den großen Wörterbüchern (z. B.
;
) mit
beheben
zusammen behandelt.
Für die Berechtigung dieser Entscheidung spricht auch die schwache Flexion von
beheben
im Obd. (dazu genauer:
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 346-351
). Die damit gegebene Möglichkeit,
behaben
und
beheben
unter
1 Stichwort zu behandeln, wurde deshalb verworfen, weil trotz der weitgehenden Parallelität beider Bedeutungsfelder auch Differenzen begegnen (die allerdings corpusbedingt sein können). Im einzelnen wurde wie folgt verfahren: Belege mit
-a-
im Inf. und im Präs. sowie mit
-t(e)
im Prät. und Part. Perf. (unabhängig davon, ob der Wurzelvokal mit
-a-
oder
-e-
geschrieben ist) wurden zu
gestellt; Belege mit
-e-
im Inf. und im Präs. sowie mit unregelmäßiger (starker) Flexion im Prät. und im Part. Perf. stehen unter
(V.). Die Verhältnisse verkomplizieren sich noch dadurch, daß
(-)heben
obd. semantische Berührungen mit
(-)halten
aufweist. – Die Gliederung des Bedeutungsfeldes ist wie diejenige von
beheben
an die Gliederung von
behalten
angelehnt.
– In den meisten Bedeutungen obd. oder vorwiegend obd.
8.
vereinzelt allgemein: ›etw. behaupten‹; meist speziell: ›etw. rechtsförmlich (auch durch einen Eid) beweisen‹; dazu mit verschobener Bezugsgröße: ›etw. (z. B. die Anklage) belegen, rechtsrelevant begründen‹; resultativ: ›etw. durch rechtsförmlich erbrachten Beweis behaupten, sichern, erstreiten, im Besitz halten; den Behaltenseid leisten‹.
Vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
2,
,
7,
(V.)
11,
2,
1,
2,
1
1,
6,
4,
4,
4;
,
4,
1
5.
Syntagmen:
etw. billich / recht / redlich b., vieh, den bau / kauf / lon / zins, das eigen / gut / leibgedinge / recht, die morgengabe
, ˹(verschoben:)
die (an)klage / ansprache / schuld
˺
b
.;
b., das […], etw. vor (offenem) gericht, vor offenem rat, vor dem richter b., etw. in der schranne b., etw. mit (ge)zeugen, mit recht, mit dem rechten, mit teidingen, mit seinen zweien fingern, mit seiner einigen hand, mit (seinem) eide b., etw. bei seinem eide b., etw. zu got, zu / auf den heiligen b., etw.
[+ Mengenangabe]
auf ein pfand b
.;
behabt haben
›als bewiesen gelten, rechtsgültig sein‹;
behabtes urteil
.
Wortbildungen:
2 ›rechtsgültiger Beweis‹; dazu metonymisch: ›gerichtlich anerkannte Schuldforderung‹.
Belegblock:
Große, Schwabensp.
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Erbet eigen behabet ein man baz vor gerichte denne gecoůftiz eigen.
Firmare. Befästigen stercken bekreftigen bestetigen steiffen behaben.
Leman, Kulm. Recht
(
Thorn
1584
):
Mag denne der man myt scheppen bryven adir selb sebinde vnuorsprochener lute erbsessener vnd altsessener lute behaben. adir welde sweren vf den hylgen. daz dy wassir troufen […] von aldirs syn gewest.
ist vyhe dorundir. vnd behabit is ymant myt rechte.
Roder, Stadtr. Villingen
(
önalem.
,
1371
):
mag er denne behaben mit siner ainigen hant, das er getan hab ie mit dem pfand, als die rihter ertailt haben.
Barack, Teufels Netz
(
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Luog nun das du tügest recht sagen, | So macht ain ding wol mit sweren behaben.
Welti, Stadtr. Bern
(
halem.
,
14.
/
A. 15. Jh.
):
so mag der, der die schulder vordert, die selben schult mit sinem eid […] behaben.
UB Zug 477, 8
(
halem.
,
um 1410
):
Daz will er behan ze Gott unn ze den helgen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
461, 5
(
halem.
,
1534
/
5
):
mit grossem berůmen / wie sy obgelegen und dis und ens erhallten und bhan.
Müller, Stadtr. Ravensb.
158, 25
(
oschwäb.
,
1361
/
5
):
wem ein varend pfande ingeantwurt wirt, […] der mag uf das selb pfande behaben so vil und ez wert ist.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
22, 32
(
moobd.
,
1305
):
daz er daz behab mit sinem aide.
Auer, Stadtr. München
(
moobd.
,
1347
):
swer daz also erzeugt, der hat die ansprach behabt.
Dirr, Münchner Stadtr.
(
moobd.
,
um 1310
/
12
):
Swaz under dem insigel verschriben wirt […], daz daz staet beleibe und chraft habe und behabet habe mit vollem rehte.
Herzog, Landsh. UB
396, 18
(
moobd.
,
1369
):
daz svͤllen die Lauͤttenbechen vnd ir erben allez behabt haben vnd wir verloren.
Staub, Qu. Wien
(
moobd.
,
1375
):
das er für dasselb phunt gelts vor offem gericht behabt hat.
Dorothe Hannsen […] hat geben nucz und gewer von der uberteurung und behabung.
Wedler, W. Burley. Liber
45rv
(
moobd.
,
v. 1452
):
„so du das erst recht gewyngnest, wellest mich bezallen. Behabstu es nicht, so pistu mirs aber schuld, wann ich habs behabt.“ Da sprach Ewcalus: „Lernnmaister, zu baiden tailen, ichs behab oder nicht, daz ich dir nichts geb. Behab ich es, so ist es mir geuallen mit recht, behab ich nicht, so ist mir nicht genueg von dir beschechen, wann ich hab gedingt, ich sol das erst recht behallten.“
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
, Hs.
15. Jh.
,
1300
/
50
):
der sol sagen bei seinen trewen und aid, daz er das paw hab inne gehabt, und wann si das also getan haben, so haben si ïr paw behabt.
Piirainen, Stadtr. Sillein 92 r,
22
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von gelde behaben. Nv hoͤrt ein iclich man mak seyn gelde behalden vmb rechten cavfschacz auf den heiligē selb dritte.
Leisi, Thurg. UB
7, 26, 16
;
598, 35
;
785, 34
;
8, 41, 22
;
62, 16
;
473, 5
;
Staub, a. a. O.
3, 2, 2137, 8
;
2916, 18
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 2106, 15
;
2868, 20
;
;
;
;
;