behaben,
V.;
infolge der etymologischen Verwandtschaft mit
beheben
(dazu: , 284) von diesem semantisch nur partiell trennbar, demzufolge in den großen Wörterbüchern (z. B. ; ) mit
beheben
zusammen behandelt.
Für die Berechtigung dieser Entscheidung spricht auch die schwache Flexion von
beheben
im Obd. (dazu genauer:
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 346-351
). Die damit gegebene Möglichkeit,
behaben
und
beheben
unter 1 Stichwort zu behandeln, wurde deshalb verworfen, weil trotz der weitgehenden Parallelität beider Bedeutungsfelder auch Differenzen begegnen (die allerdings corpusbedingt sein können). Im einzelnen wurde wie folgt verfahren: Belege mit
-a-
im Inf. und im Präs. sowie mit
-t(e)
im Prät. und Part. Perf. (unabhängig davon, ob der Wurzelvokal mit
-a-
oder
-e-
geschrieben ist) wurden zu gestellt; Belege mit
-e-
im Inf. und im Präs. sowie mit unregelmäßiger (starker) Flexion im Prät. und im Part. Perf. stehen unter (V.). Die Verhältnisse verkomplizieren sich noch dadurch, daß
(-)heben
obd. semantische Berührungen mit
(-)halten
aufweist. – Die Gliederung des Bedeutungsfeldes ist wie diejenige von
beheben
an die Gliederung von
behalten
angelehnt.
– In den meisten Bedeutungen obd. oder vorwiegend obd.
1.
›jn. / etw. (sehr unterschiedliche Bezugsgrößen) in seiner Existenz oder in einem positiv gesehenen, aber gefährdeten Zustand halten, erhalten‹; je nach Bezugsgröße auch: ›etw. / jn. (in einer Haltung) stärken, kräftigen‹; ›jn. erretten, erlösen (im Sinne des christlichen Erlösungsgedankens)‹; ›etw. (z. B. eine Brücke) reparieren, in gutem Zustand halten‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  3.
Syntagmen:
jn. b., jn. bei leben b., die stat bei freiheiten / frieden / gnaden / rechten b., die brücke / habe / minne, das herze, den glauben / orden / graben b., etw. ritterlich b
.

Belegblock:

Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
177, 21
(
nobd.
,
1396
):
daz er uns und unser stat bei allen freiheiten und rehten […] behalten und behaben sol.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
8va, 4
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Es ist niht als gvt zv gewinnen gotes minne gewinnen minne behaben verlorn minn wider zv gewinnen.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
min hercze wuͤrde frisch behapt, | daz sus vor leyd verswindet.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
wir sullen unsern orden | gar ritterlich behaben.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
und die statt Zúrich […] bi friden und bi gnaden gern behebt hettent.
Kottinger, Ruffs Etter Heini V. (
ohalem.
,
1538
):
die edlen, die der grëchtickeit thuond bystan, | und den christenglouben hëlffen behan.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
hetten sie gewißt, das es ain graf wär gewesen, so wolten sie in wol bei leben behabt haben.
Werbow, M. v. Amberg. Gew.
235
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
die orden, behaben und stercken den menschen in der liebe gotes.
Niewöhner, Teichner
354, 27
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
und muezzen dw hincz himel chomen | dw er da behaben chant.
2.
›etw. innehaben, besitzen (meist von Konkreta, auch von Abstracta)‹.
Bedeutungsverwandte:
 9,  1; vgl. (V.) 2.
Syntagmen:
den heiligen geist, das gut / haus / königreich / lob, die fischweide / freude b
.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Daz selb kurz vroͤdli […] gat in zů mit arbeiten, und behabent es mit grozen angsten.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Darnach santen […] ettleich lantherren ze Ungern nach chünig Karulo pacis, der das chünigreich ze Pülen behabt het.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
hat er daz gůt in seiner hůt gehabt.
Henschel u. a., Heidin
133
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
86, 18
;
3.
›etw. in seinem Besitz Befindliches (Konkreta, ein Gut, ein Recht) behalten, nicht hergeben, gegen drohenden Verlust halten‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 7.
Gegensätze:
 1, , .
Syntagmen:
den gürtel, die burg / kerze, das gericht / gut / haus / pfand b
.

Belegblock:

Williams u. a., Els. Leg. Aurea
192, 5
(
els.
,
1362
):
Do antwurte die frowe, sú wolte die kercze behaben, wenne sú do von gůte andaht hette.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1303
):
so sol der schulthaiz […] das geriht halten und behaben disú jar.
Leisi, Thurg. UB
7, 751, 21
(
halem.
,
1390
):
daz mag er ym selber behaben und sol ainem […] kilchherren darvon nútz geben.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
A. 15. Jh.
):
do wart betedinget, daz die von Basel die burg Ystein behaben soltent; wan si die burg in dem kriege gewůnen hattent.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
Waͤr pfannd gyt, das einer nit bhan mag. Welcher einem pfannd git, dz er nit mag behalten, sonnders ime durch annder abzogenn würt.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
13, 26
(
Venedig
1483
):
hat aͤin man aͤin ding lieber dan das ander: also solt man aͤins mangeln man woͤlt ee das aͤin behaben vnd das ander lassen.
Brandstetter, Wigoleis
191, 6
(
Augsb.
1493
):
begeret jr sein [gürtel] dann eygen so behabt den vmb meinen willen.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
möchten si das haus mit nichte behaben, so solten si doch ir leben fristen.
UB Zug
555, 3
;
Leisi, a. a. O.
6, 676, 16
;
8, 301, 14
;
v. Maren, a. a. O.
102, 24
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
4.
›jm. etw. vorenthalten, (das Eigentum eines anderen) widerrechtlich zurückhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 8.
Syntagmen:
(jm.) den lon, das gut / pfand / recht b
.

Belegblock:

Große, Schwabensp.  (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
als her mir myn gůt behabet hat, daz sol her mir wedder antworten.
5.
›etw. (z. B. einen Wagen, ein Tier) physisch festhalten; etw. festhalten, um es zu beschlagnahmen, etw. beschlagnahmen; etw. (z. B. Vieh) einziehen‹.
Syntagmen:
js. leib, den wagen / hasen, das ros / gut / schif b
.

Belegblock:

Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
44, 9
(
nobd.
,
1354
):
und dorumb er recht an dich gefadet hat, daz er dem pfert nachkumen und behaben wolt.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1348
):
des lip und gůt sullen wir bi unseren eiden behaben und beheften uffen recht.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1409
):
was semlichs viches in den obgenanten kreissen […] staͧt […] sechs wuchen und dry tag, […] als recht ist, das sol und mag ein herschaft […] fúr das ir behaben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
es sind drei wägen mit wein gen Gundelfingen komen, […] die haben sie da behapt und die roß darbei.
6.
›etw. verteidigen, (oft: militärisch) halten, behaupten‹; auch auf Qualitäten wie
ere
bezogen.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 9.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
den stat / turn, die ere / feste / stat, das erbe / gut / land / leben / reich b., etw. mit müe / wer, bei eren / würden b
.
Wortbildungen:
behabung
1.

Belegblock:

Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 466, 18
(
halem.
,
1508
/
16
):
als er sach, das er si [vesti] nit behaben mocht, gab er si denen von Bern uf.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1598
):
haben das erfunden, das das in chainen wegen baz gesein mag und dißen stat bei eren und wirden behaben mügen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der helt mit ritterleicher wer | Behabt alda di selben stat.
Gierach, Märterb.
6353
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
der chaiser sorgen began, | wie er sein er behaben mochte.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
daz si dest freyleicher die land mochten behaben.
Turmair (
Nürnb.
1522
):
Henrich XI., herzog in Bairn und Saxen, […] hat allain Braunschweie pehebt.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
Ist grosser krieg […] erwachsen zwischen den Teutschen und Franzosen, piß doch denselbigen tail die Teutschen mit grosser müe behabt haben.
Dierauer, Chron. Zürich ;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
7.
›sich / jm. etw. vorbehalten, als Recht ausbedingen; jm. etw. für später aufsparen, aufheben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 10.
Syntagmen:
jm. ein recht b., sich die herschaft / rechtsame b., jm. einen hohen fal b
.

Belegblock:

Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1397
/
1398
):
Wir, die obgenanten grafen, behaben och uͥns selben, […] vorbehept alle ander vol herschaft und rechtsami.
Wedler, W. Burley. Liber
144r
(
moobd.
,
v.  1452
):
Das gelück behabt offt ein hohen val den, die sy begabet hat mit grossen gaben.
8.
vereinzelt allgemein: ›etw. behaupten‹; meist speziell: ›etw. rechtsförmlich (auch durch einen Eid) beweisen‹; dazu mit verschobener Bezugsgröße: ›etw. (z. B. die Anklage) belegen, rechtsrelevant begründen‹; resultativ: ›etw. durch rechtsförmlich erbrachten Beweis behaupten, sichern, erstreiten, im Besitz halten; den Behaltenseid leisten‹.
Vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Gegensätze:
(V.) 2, .
Syntagmen:
etw. billich / recht / redlich b., vieh, den bau / kauf / lon / zins, das eigen / gut / leibgedinge / recht, die morgengabe
, ˹(verschoben:)
die (an)klage / ansprache / schuld
˺
b
.;
b., das […], etw. vor (offenem) gericht, vor offenem rat, vor dem richter b., etw. in der schranne b., etw. mit (ge)zeugen, mit recht, mit dem rechten, mit teidingen, mit seinen zweien fingern, mit seiner einigen hand, mit (seinem) eide b., etw. bei seinem eide b., etw. zu got, zu / auf den heiligen b., etw.
[+ Mengenangabe]
auf ein pfand b
.;
behabt haben
›als bewiesen gelten, rechtsgültig sein‹;
behabtes urteil
.
Wortbildungen:
behabung
2 ›rechtsgültiger Beweis‹; dazu metonymisch: ›gerichtlich anerkannte Schuldforderung‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp.  (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Erbet eigen behabet ein man baz vor gerichte denne gecoůftiz eigen.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Firmare. Befästigen stercken bekreftigen bestetigen steiffen behaben.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Mag denne der man myt scheppen bryven adir selb sebinde vnuorsprochener lute erbsessener vnd altsessener lute behaben. adir welde sweren vf den hylgen. daz dy wassir troufen […] von aldirs syn gewest.
ist vyhe dorundir. vnd behabit is ymant myt rechte.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
mag er denne behaben mit siner ainigen hant, das er getan hab ie mit dem pfand, als die rihter ertailt haben.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Luog nun das du tügest recht sagen, | So macht ain ding wol mit sweren behaben.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
14.
/
A. 15. Jh.
):
so mag der, der die schulder vordert, die selben schult mit sinem eid […] behaben.
UB Zug
477, 8
(
halem.
,
um 1410
):
Daz will er behan ze Gott unn ze den helgen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
461, 5
(
halem.
,
1534
/
5
):
mit grossem berůmen / wie sy obgelegen und dis und ens erhallten und bhan.
Müller, Stadtr. Ravensb.
158, 25
(
oschwäb.
,
1361
/
5
):
wem ein varend pfande ingeantwurt wirt, […] der mag uf das selb pfande behaben so vil und ez wert ist.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
22, 32
(
moobd.
,
1305
):
daz er daz behab mit sinem aide.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
swer daz also erzeugt, der hat die ansprach behabt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
12
):
Swaz under dem insigel verschriben wirt […], daz daz staet beleibe und chraft habe und behabet habe mit vollem rehte.
Herzog, Landsh. UB
396, 18
(
moobd.
,
1369
):
daz svͤllen die Lauͤttenbechen vnd ir erben allez behabt haben vnd wir verloren.
Staub, Qu. Wien (
moobd.
,
1375
):
das er für dasselb phunt gelts vor offem gericht behabt hat.
Ebd.
2, 2398, 4
(
1403
):
Dorothe Hannsen […] hat geben nucz und gewer von der uberteurung und behabung.
Wedler, W. Burley. Liber
45rv
(
moobd.
,
v.  1452
):
„so du das erst recht gewyngnest, wellest mich bezallen. Behabstu es nicht, so pistu mirs aber schuld, wann ich habs behabt.“ Da sprach Ewcalus: „Lernnmaister, zu baiden tailen, ichs behab oder nicht, daz ich dir nichts geb. Behab ich es, so ist es mir geuallen mit recht, behab ich nicht, so ist mir nicht genueg von dir beschechen, wann ich hab gedingt, ich sol das erst recht behallten.“
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
15. Jh.
,
1300
/
50
):
der sol sagen bei seinen trewen und aid, daz er das paw hab inne gehabt, und wann si das also getan haben, so haben si ïr paw behabt.
Piirainen, Stadtr. Sillein 92 r,
22
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von gelde behaben. Nv hoͤrt ein iclich man mak seyn gelde behalden vmb rechten cavfschacz auf den heiligē selb dritte.
Große, a. a. O. ;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 172, 26
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Roder, a. a. O. ;
Boos, UB Aarau ;
Welti, a. a. O. ; ;
Leisi, Thurg. UB
7, 26, 16
;
598, 35
;
785, 34
;
8, 41, 22
;
62, 16
;
473, 5
;
Dirr, a. a. O. ;
McClean, Havich
668
;
Staub, a. a. O.
3, 2, 2137, 8
;
2916, 18
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 2106, 15
;
2868, 20
; ; ; ; ;
Bischoff, Steir. Landr. ;
Rössler, Stadtr. Brünn ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Vgl. ferner s. v.  9.
9.
›(seinen Vermögensbestand) zum Zwecke steuerlicher Veranlagung angeben, eine Steuererklärung vorlegen‹.

Belegblock:

Schib, H. Stockar
92, 18
(
halem.
,
1520
/
9
):
In dem jar hett mian müsen beheben, und hain ich behebt 13 h[undert] gl.
Ebd.
157, 1
:
Uff das jar behiebt und verstürt 14 h[undert] guldin.
Ebd.
140, 30
.
10.
›etw. bestimmen, festsetzen, regeln‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1.

Belegblock:

Chron. baier. Städte.
469, 11
(
moobd.
,
1397
):
Da ward behabt, daz man aber zu im solt geen und sprechen als vor.
Ebd.
21
u. ö.:
„lat euch erzelen wie ich reden soll alz es behabt ist.“ Do ich kam an daz wort: „herr also wo es sich mit recht erfind, da sprach der Ulrich Tichtl, also wär es nit behabt, daz solt man nit reden; wir sprachen: „es wär also behabt.“
11.
›etw. erhalten; etw. erwerben, erlangen, erringen; etw. erobern, erbeuten‹ (von unterschiedlichen, abstrakten und konkreten Bezugsgrößen und unterschiedlichen Weisen des Erhaltens, Erwerbens gesagt); im einzelnen z. B. auch: ›etw. ersteigern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  34; (V.) 12.
Syntagmen:
holz, den garten / hort / namen / raub, das haus / los / reich, die ere / ewige freude / gabe / galene / herschaft b
.;
auf der gant b
. ›bei einer gerichtlichen Auktion zugesprochen erhalten‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
daruf worfen sie zuhant | ir los wer iz behete | und wer iz an sich tete.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
238, 46
(
nobd.
,
1405
/
7
):
dez er gut urk[unde] habe und auch einen raube zu Rotenburg auf in behabt und erlanget.
Bobertag, Schwänke (o. O.
1555
):
die kauffleüt […] bezalten dem wirdt die treüschen gleich, als hetten si die läberle behebt.
Chron. Augsb.  (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
ich han […] mein haus […] auf der gant behept umb 2 farden und 4 rohen tuech.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
43, 38
(
moobd.
,
1393
):
Huͤtt dich vör ern vnd herschafft, dÿ du an svnd nicht behaben noch ausgerichten macht.
Bernoulli Basler Chron. (
alem.
,
1456
):
und habend etlich von den selben galenen behebet.
Sappler, H. Kaufringer
24, 25
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
die [schelk] habent nu den namen gemait | hie behabt aun widerstreit; | sie haissent läufig und gescheit.
Klein, Oswald
112, 132
(
oobd.
,
1431
/
2
):
der ainen part redt er das wort, | der ander tail behabt den hort.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
darumb er beschedigt das reych, und das er daz behaben möcht, darumb zestört er dy kirchen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
66, 39
(
tir.
,
1464
):
ich wolt gëren wissen, ob die sëlen der selligen mügen wëllen oder pegeren mügen, das si nicht pehaben oder pesiczen mügen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
75, 29
;
Niewöhner, Teichner
103, 62
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bauer, Haller. a. a. O.
59, 27
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 478
.
12.
›(den Sieg) davontragen, (das Feld) behaupten, die Oberhand behalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 13.
Syntagmen
(ansatzweise bis weitgehend phrasematisch):
den sieg
(mehrfach)
/ streit, das feld
(mehrfach),
die ban / walstat b
.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
wie er einen sig wider Guntherum het behebt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
ich wil mit werde | Behaben velde und ban.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
nit zepluͤnderen, biss das veld wirt behaͤpt.
Dreckmann, H. Mair. Troja
30, 10
(
oschwäb.
,
1393
):
daz wir den sig behaben.
13.
›in einem Rechtsverfahren obsiegen, einen Prozeß gewinnen, Recht erhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 14.
Gegensätze:
.
Wortbildungen:
behabende
(
der
),
behabte
(
der
, subst. part. Adj.) ›Prozeßsieger‹.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
hat her dy [getzugen]. das se gelyche sagen. so hat her behabit.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
chümpt der antwurter denn nicht, so sol der chlager behabt haben.
welhem daran pruch geschaech, der geit dem richter ain pfunt pfenning, und dem, der da behabt hat, ii lib. dn.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
v. 1430
):
Ob ain gast ainem gesessnen da mit recht zuespricht und behabt der gast, so ist der gesessene zu wandel 12 ₰.
Ebd. (
1441
):
wan das ist das ain burger behabt mit dem recht in der schrann, so soll im der richter ain behabbrief darumben geben.
Siegel, u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
welcher daß also mit recht verleurt, der ist dem behabten umb seine schäden und zu wandl verfallen 5 ℔.
Winter, a. a. O. ;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Wmu
1, 158-160
;
14.
›jn. (eines Vergehens) überführen, jm. (ein Vergehen) nachweisen; jn. rechtlich belangen‹.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Die suster die mit meren schuldin behabet wirt, die sal man scheiden beide von deme dische und von dem core.
15.
›sich über etw. beklagen‹.

Belegblock:

Kottinger, Ruffs Etter Heini (
ohalem.
,
1538
):
wo böse laster in eim land | nit werdend g’strafft, nend überhand. | des sich ein eidgnoss wirt behan | fest übel, und’s üch zeigen an.
16.
›jn. festhalten, zum Bleiben bringen; jn. behalten; jn. fesseln; jn. verhaften, in Gewahrsam nehmen, (Vieh) bei der Weide unter Kontrolle halten‹; ütr.: ›jn. in seinen Bann schlagen (vom Teufel in bezug auf den Menschen)‹.
Bedeutungsverwandte:
 6; vgl. (V.) 17.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
den fremden / könig / witman, die tochter
)
b., jn. weislich b., das vieh b
.
Wortbildungen:
behabung
3 (a. 1376; 1416).

Belegblock:

Karnein, Salm. u. Morolf
150, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
wie woltest du in [kunig Salmon] denne behaben? | uns entran Morolff.
UB Zug
152, 1
(
halem.
,
1376
):
die
ze Basel behebt waren von des ufloufs wêgen, der ze Vasenacht geschach.
Leisi, Thurg. UB
8, 505, 27
(
halem.
,
um 1400
):
das man den froͤmden behab, untz das er das recht vertroͤst.
Sappler, H. Kaufringer
8, 198
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
nun wil ich ew ze diser frist | die rechten ursach wissen lan, | darumb ich ew behept han.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
loblich er ouch erschain | den drien frowen gemain; | die wolten in gern behapt han.
Niewöhner, Teichner
168, 46
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
da von behabt ers mit dem phant | samfter denn mit chaim ding | daz er phaffen weget ring.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
42, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ich will in [Paris] mir behaben, | seit er ward mein; er muess meins hofes walden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
Ob ainer ain viech austreibt und ist nicht zuegewent oder beleibt nicht gern bei dem viech und der herter mag es nicht behaben.
17.
›jn. als etw. (z. B. als Bürger) annehmen, aufnehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9.
Syntagmen:
jn. zu knecht / bürger b
.

Belegblock:

Rwb (a. 
1282
;
1368
).
18.
›etw. bei, in sich behalten, nicht herauslassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 19.

Belegblock:

Eis, Wahrsagetexte
53, 8
(
nobd.
,
1463
):
Behabtt er den dranck, so genyst er; behabt er jn aber nicht, so stirbt er.
Ott-Voigtländer Rezeptar
207r, 13
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
dem der mag bekeret ist vnd das essen behaben nit mag.
Ebd.
209r, 6
:
Der das harn nit behaben mag, der nem lỵlien wurczen.
19.
›sich etw. merken, etw. im Gedächtnis behalten; etw. im Herzen bewahren, verinnerlichen; etw. für sich behalten, verschweigen; etw. (ein Urteil) festhalten‹.
Gehäuft in Texten religiösen und didaktischen Inhalts.
Phraseme:
das dritte / dreissigste nicht behaben
›nichts behalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 21.
Syntagmen:
das wort b., etw. in dem herzen, in den sinnen b
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
diz wort an uch behabet | Und habet vaste daz er habet.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Werde ir da […] ein enphinden ewiger selikeit, daz hab ir, behabe es ir selben, wan der vroͤmde enphindet sin nút.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
A. 15. Jh.
):
wo in der gebreste ruͤre in allen sinen sinnen und sinnelichen dingen, domitte er verunkúschet wurt, ouch mit minnen der creaturen, sú sint welicher kunne sú sint, und in dem hertzen mit willen gehabet tag und nacht.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Und solt ims vier stund sagen, | So möcht ers dest bas behaben.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1346
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Du macht doch das drisgost nit behaben, | Du hörest es denn andrest sagen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1484
):
das seint auch zwei wändl, das ain das in der wirt aus liess ôn urlaub, das ander das es behabt ist.
Strauch, Schürebrand ;
Banz, a. a. O.
345
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
20.
›etw. (z. B. Recht) einhalten, genau beachten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 23,  28.
Wortbildungen:
behabung
4.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 112, 14
(
preuß.
,
1446
):
das genumpte teil […] sal in der […] stad Thorn frey fredelich in allerley bohonunge
[Schreibung für
behanung
=
behabung
?]
dy czeit ober desz fredes vorhandelunge sein.
Rwb (a. 
1324
);
Schwäb. Wb. (a. 
1445
).
21.
›etw. räumlich beinhalten, umfassen; etw. (z. B. mit den Fingern) umspannen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 24.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
nobd.
1524
):
Cisternen, die kein waßer bhaben.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
12
):
sol auch ein igleich chaufman […] daz selbe fůder mezzen. Und swaz daz behabt, darnach sol er diu andern gelten.
Jaeschke, Anna v. Diesb. Arzneib.
1978, 6, 23
(
halem.
,
1658
):
so vil du mit drien fingren b’han magst.
22.
›wo bleiben; wo stecken bleiben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. am ehesten (V.) 25.

Belegblock:

Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1470
):
ob nit die selben, so an die Sanen stiessin, da fuͥrhin behan soͤltten.
23.
›jn. zurückhalten, jn. von etw. abhalten; sich e. S. enthalten, sich zurückhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 30.

Belegblock:

Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
ich kume dicke zv der kirchen, so behabent mich die bruder durch die minne.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
der hertzog Anses behat inn und sagt zuo im.
Ruolland mocht sich nŭt mer der red behan und sprach zuo im.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Der wolt auch springen ab dem tůren. Doch ward er von dem volkch dort oben behabet.
wann ain grosse schar ewrs volkches streicht hin zu dem hauffen Charelottes. Des Princz der chünig ser erschrakcht und ruft an sein volkch pitterleich, die er mit dhainerlay mocht behaben.
Bachmann u. a., Volksb. ;
24.
›etw. in etw. behalten‹.

Belegblock:

Jaeschke, Anna v. Diesb. Arzneib.
1978, 51, 8
(
halem.
,
1658
):
laß es ein wenig kalten, daz du den finger mögest darin behan.
25.
›etw. (eine gewünschte Handlung) erreichen, bewirken‹.

Belegblock:

Gierach, Märterb.
18787
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
do Egidius daz ersach, | den jamer der da geschach, | er behabt mit seiner pet | daz ez Got wider tet | und verlie seinenn czornn.