stärken,
V.
1.
›jn., js. Körper, Glieder, körperliche Funktionen kräftigen, stärken; sich verstärken (z. B. von der
sucht
)‹; vereinzelt: ›etw. (z. B. einen Strick) verstärken‹;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  2.
Syntagmen:
den kranken / schwachen s., die adern / augen / glieder / kräfte / nieren / wunden, den leib / körper / magen, das herz / hirn / gesicht
›Sehkraft‹
/ gehör, die gesundheit, der frauen mutter s
.;
sich mit speise s
.
Wortbildungen:
stärkerin
1,
stärkung
1 (dazu bdv.:  2, , ).

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11780
(
rib.
,
1444
):
Altzijt strickt ind alwege proeft / Jd [dier] syne netze ind stricke zu stercken.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
,Frauwe‘, sprach ich, ,des sollent ir sin | Eine artzerynne und eine sterckerynne
[Fassung
Meijboom
, Pilgerf. träum. Mönch 4876:
troisterinne
];
| Dan ich bin so mu̇de werlich | Das ich die wappen sicherlich | Zu male nit gedragen mȯchte‘.
J. W. von Cube. Hortus
100, 5
(
Mainz
1485
):
ir [frucht] natuer ist stercken vñ krefftigen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
12, 6
(
Frankf./M.
1568
):
zu stercken den krancken schwachn | Kan ich mancherley Labung machn.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
166, 14
(
Frankf.
1535
):
Er stercket sein scharpff gesicht / aber über alle ding so blendet vnnd duncklet er das gesicht.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Artzney. Medizin / recept / trunck / labung / sterckung / erquicku͂g / linderung.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
18b, 6
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
leiplichev speis stercket den leip vnd geit im kraft.
Gille u. a., M. Beheim
80, 206
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die sucht wirt sich sterken | Und einczig haimlich meren.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
demnach es [Bad] so herrliche würckung hat / inn sterckung der [...] erlambten glider.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz himeltrôr sterkt auch der frawen muoter und hilft der fruht in dem leib.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
72, 2
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
alant wasser hat die tugend, wer es trinckt, so sterckt es das hirn vnd al gelider.
J. W. von Cube. a. a. O.
77, 34
;
Belkin u. a., a. a. O.
86, 8
;
126, 7
;
144, 5
;
Rohland, Schäden
533
;
Keil, Peter v. Ulm, S. 
468
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Sudhoff, Paracelsus ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 270
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  1, .
2.
›(seine Anhängerschaft, Truppen o. ä.) verstärken, quantitativ vermehren; (ein Gericht) dichter besetzen‹; auch: ›sich bereichern, gesundstoßen‹; ›jn. unterstützen, jm. Hilfe leisten, jn. mit etw. (z. B. mit Waffen) ausrüsten‹;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
den dieb / feind, die macht / wache, das geleit / gericht
(mit zusätzlichen Mitgliedern),
die christen s., sich s
. ›die eigenen Truppen o. ä. vermehren‹,
sich mit dem gesinde, mit getreide, mit js. hülfe s., jn. mit waffen s
.;
j
. (Subj., z. B.
der richter
)
s
. ›sich gesundstoßen, bereichern‹.
Wortbildungen:
stärkern
1 (a. 1352ff.),
stärkung
2.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer debe vnde Rouͦbere huͦset oder Se sterket.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Richteren ind landis heren, | die alle vnreicht sulden keren, | die sijt men stercken ind meren.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
wie er das merckt, | Baldt sich mit seinem Gsinde sterckt, | Ergriff jn.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
das ine herre Pote von Eilenperg in seinem geleite nicht gefangen hat, so hat er sein gleit damit gesterkt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
do chomen die feint wider gegen der stat und hetten sich gar seer gesterckt.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
als er vernommen / wie uͤbel der Bischoff in dem seinigen gehauset / staͤrkte er sich mit huͤlf seiner Bundsverwandten.
Lemmer, Brant. Narrensch.
99, 133
(
Basel
1494
):
Eyn yedes ding me sterckung hatt | Wann es bynander gsamlet stat.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1513
):
ob villicht notdurfft erheyschen wurdi, das gericht zuͦ Capelln ze stercken.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
oder ain wirt sein hauer nicht sterken sol mit kainer weer oder waffen.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2241
;
Ralegh. America ijv, ;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Thür. Chron.
21v, 1
;
14
;
v. Birken. a. a. O. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Zatočil, Cato
5, 436, 8
;
Tpma
11, 108
ff.
Vgl. ferner s. v.  2, .
3.
›jn. in einer (meist positiv bewerteten) Haltung oder die Haltung selbst (z. B. den Glauben), etw. (z. B. das Recht) stärken, stützen; jn. aufrichten, er-, aufmuntern, trösten‹; auch: ›jn. auf-, anstacheln‹; ›etw. beweisen, bewahrheiten‹;
zu  4.
Gegensätze:
 3.
Syntagmen:
jn., das volk, die bauern / jünger s., etw
. (z. B.
den glauben / frieden / verstand, das gemüt / herz / laster / recht, die gewonheit / vernunft / sele
)
s
.,
jm. den mut s
.,
etw. mit reden, im eifer s
.,
jn. mit der gnade, in der anweige / bosheit / tugend, in seinem mutwillen, in sälden, in / zu guten werken, mit worten, wieder den feind s
.
Wortbildungen:
stärkung
3.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer weicht der staͤrckt seinen verfolger.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
75, 17
(
Hamburg
1646
):
Wan dir ja irgend auß der erfahrung was bewust ist / daß meine hofnung staͤrken und unterbauen kan / so wollestu mir es ja nicht verschweigen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
dat her dat recht sterke / vnde daz vnrecht krenke.
Thiele, Minner. II,
30, 166
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
dese punt wil ich mit reten stercken, | die ich horde manigen meister leren.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
das wir dadurch in vnserer wahren vnd Christlichen Religion vnd Glauben befestiget / gestercket / vorgewissert vnd bekrefftiget werden.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
2, 53
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer aber sweigt, des selben vernunft und verstantnuße wirt mer inwendig gegrundt und gesterckt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
257, 24
(
halem.
,
1534
/
5
):
das die puren gen Constentz an die predyen lüffend / allda gestercktt und ufgwisen wurdend.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der Gottloß wirdt inn seinem mutwillen hefftig gesterckt.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
215, 37
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Etwan phligt got den menschen in der anweig sterkchen.
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 61
(
moobd.
,
15. Jh.
):
Die gnad sterkt wider all veint.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der von Gennt verratter sterckten das volck inn der maynung, das der kunig also im harnasch belib.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
11, 7
(
tir.
,
1464
):
er gab tugent vnd stërkhung dem volk gottes als die pusaun, die da laut ist erhëlen.
Alberus, Barf., Vorr. Alb. ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
272a, 39
;
102, 21
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
71, 22
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
7a, 9
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Warnock, Pred. Paulis
17, 144
;
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
3r, 40
;
Thiele, Minner. II,
13, 28
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
19, 14
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Gereke, Seifrits Alex.
4595
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1173
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Bauer, Imitatio Haller
62, 1
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 116
;
Voc. Teut.-Lat.
ff ijr
;
Vgl. ferner s. v.  1,  5,  3.
4.
›etw. (z. B. eine Aussage vor Gericht) mit eigenem Eid oder durch Zeugenaussage bestätigen, bekräftigen‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
 7,  8,  2,
1
 5.
Wortbildungen:
stärkern
2 (a. 1512ff.; dazu bdv.: vgl.  1,  2),
stärkerung
(a. 1564f.),
stärkung
4.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Firmare. Befaͤstigen stercken bekrefftigen bestetigen steiffen behaben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
134, 25
(
thür.
,
1474
):
daz eyn iglicher met synes selbist hannt solliche ussage addir bekennteniß desselbigen met gezcugkeniß der geczungen stergken worden.
Ebd.
266, 17
:
her hette auch macht gehabit, eynen gerichtesbriff zcu stergkunge synes rechten zcu nemene.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
sich auch erpoten, dieselbige ire aussage mit iren eiden [...] zu sterken.
Grosch u. a., a. a. O.
276, 21
;
5.
›etw. fest, unbeweglich machen‹; je nach Bezugsgröße speziell: ›(Wäsche) stärken, durch Behandlung mit Stärkemehl steifen‹; in der Fechtkunst: ›einen Angriff so vortragen, daß man im engen Kontakt der Waffen bleibt‹ (genaue Sache unklar); ›(den Anker) befestigen‹.
Bedeutungsverwandte:
, .
Wortbildungen:
stärkerin
3 ›Wäschefrau‹ (a. 1398),
stärkung
5 ›Verdichtung, Versteifung’ (dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1400
):
das alde corporale zu waschen unde zu stercken.
Rot
304
(
Augsb.
1571
):
Densieren. Dickmachen / stercken. | Densation. Dickmachung / Sterckung.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk. D
52r
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wenn er [verkerer] dir anbindt, so sterck mitt der langen schniden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
60, 33
(
tir.
,
1464
):
vnser ersamer vater der [...] hat nu gesterkhet den ankhel an dem gestatt der rast.
Wierschin, a. a. O.
125, 24
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 122
.
6.
s.  6.