erhalten,
V., unr. abl.
– Eng vernetztes Bedeutungsfeld (vgl. auch das Simplex
halten
), dessen als ,eigentlich‘ charakterisierbare Verwendungsweisen im Sinne von ›festhalten, stützen‹ (1-2; 4) in unterschiedliche Richtungen übertragen erscheinen: 1 fokussiert primär den Aspekt der Existenzsicherung und Lebenserhaltung von Personen; 2 nimmt Formen seelisch-moralischer, Sicherheit und Geborgenheit vermittelnder Unterstützung von Personen in den Blick; im religiösen Bereich (vor allem in Bezug auf das Handeln Gottes) wirkt die semantische Überlagerung dieser Aspekte in besonderer Weise bedeutungskonstituierend; 3 sowie 5-8 erfassen Verwendungen, die in je spezifischer Weise Handlungen der Sicherung, Erhaltung, Verteidigung oder Durchsetzung von (vom Sprecher) als wertvoll erachteten Bezugsgrößen unterschiedlicher Art zum Ausdruck bringen; 9 erscheint isoliert.
1.
›für jn. sorgen, jn. am Leben erhalten‹; im Einzelnen: ›jn. / etw. / sich ernähren, versorgen, unterhalten‹; ›jn. / sich (vor Gefahr, Schicksalsschlägen, auch: Glaubenszweifeln) bewahren, beschützen‹; dies im Sinne des christlichen Erlösungsgedankens auf Gottes Gnadenhandeln bezogen: ›jn. (bzw. js. Seele) vor dem ewigen Tod bewahren‹;
vgl.  5,  1822.
Nicht vor dem 16. Jh. bezeugt.
Phraseme:
ein maul erhalten
›jn. durchfüttern‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  12,  12,  2, , , , ; vgl.  1, (V.) 15,  2.
Syntagmen:
got, die arbeit / beichte / kraft / obrigkeit / schule jn. e., jn
. (z. B
den gerechten / menschen, die armen leute
)
e
.,
etw
. (z. B.
den storch, die meise, das kind, die hüner / jungen
›Nachwuchs‹
/ pferde
)
e
.,
jn
[wie] (z. B.
gnädiglich / wol, in gutem
)
e
.,
jn. bei dem leben, bei gesundem wesen, in dem schif, mit den almosen, vor js. grim, vor dem gespenst des teufels, zur herlichkeit e
.; refl.:
das volk sich vom seidenspinnen, der könig sich vor der welt e
.
Wortbildungen
erhalter
1 ›Bewahrer und Garant von Rechten‹ (dazu bdv.:  1); 2 ›Gott als Bewahrer der Schöpfung‹ (dazu bdv.:  1),
erhaltung
1 ›Unterhalt, Versorgung‹ (dazu bdv.: ; vgl.  2).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Es gehórt viel darzu / ein Jahrlang ein Maul zu erhalten.
Luther, WA (
1522
):
ich were langst vom teüffel erwürgt, wenn mich nit die beichte erhalten hett.
Ebd. (
1544
):
und itzt gesehen, wie sie Gott wunderbarlich im roten Meer erhalten und von den feinden erloͤset.
Ebd. (
1537
):
Das Er Schepffer, erhalter und Erneerer sey aller Creaturn.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Erhielt er [gott] nicht auch Mosen so | Vorm grimm deß königs Pharao?
Ebd. (
1602
):
Vor alten jaren ward am Hessischen hoff ein armer mensch [...] erhalten.
Goedeke, Fischart, Amadis
8
(
Frankf.
1572
):
Da sei er [könig Mithridate] gflogen in ein wald, | Das er sich vor der welt erhalt, | Hab Schutz gesucht bein wilden tieren.
Perez, Dietzin
1, 41, 12
(
Frankf.
1626
):
durch seine Guͤte aber erhelt vnd beschuͤtzt er [der Adler] den Storck.
Böhme, Morg.R.
13, 29
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
So nun an dem grossen und schrecklichen Juͤngsten Gerichtstage [...] kaum der Gerechte wird erhalten werden / wie will denn der gotlose suͤnder bestehen.
Bell, G. Hager
191, 2, 8
(
nobd.
,
1597
):
So stürczet gott | zu grund Sodoma vnd gamora [...] | [...] | vnd er hult lot vnd seine zwu döchter dar beÿ.
Franck, Decl.
332, 15
(
Nürnb.
1531
):
Gott kan die seinen woll erhalten mitten in der theuͤren vnd boͤsen zeyt.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
272, 12
(
Nürnb.
1548
):
Leiden wir mit Christo / so werden wir [...] zur herrligkeyt erhalten werden.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
[Daß] man hinlegen kan den streit, | Bey leben erhalten vil Leut, | [...].
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 9, 21
(
Straßb.
1524
):
Jst Christus vnser erloͤsung vom tod [...] so mag auch er vnß allein fürohyn vor des teüfels gespaͤnst erhalte͂.
Maaler (
Zürich
1561
):
Schirmherr unnd erhalter der freyheit. Libertatis præses custos.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 4, 35
(
schwäb.
,
1562
):
Würd nun [...] das ersamblet allmusen so gering sein, das die arme leüt nit damit erhalten werden mechten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
/
4
):
[Über die Versorgung von Kranken während einer Epidemie:]
da kamen noch vier personen, die erhuelten wir wie die ersten.
Rot
340
(
Augsb.
1571
):
erhaltung / vnderhaltung / versehung mit speiß.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
auff dem gebirge Libani, vnzelich vil Volck zuͦ finden / das sich allein vom Seydinspinnen vnnd würcken erhaltet.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn ;
Küther, UB Frauensee
311, 14
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
165r, 18
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
443, 4355
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Goldammer, Paracelsus
2, 58, 20
;
130, 6
;
132, 15
;
Vgl. ferner s. v.  5, .
2.
›jn. / etw. (dauerhaft, zuverlässig) stützen, tragen, nicht loslassen‹; in religiösen Kontexten häufig bildlich im Übergang zur Ütr.: ›jn. erbauen, (im Glauben) stark, sicher machen‹; ›jn. aufgehoben sein lassen‹; ›jn. moralisch aufrichten‹; ›jn. an e. S. (z. B. am Glauben, an den Geboten) festhalten lassen‹;
zu  5,  1.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
jn. unter js. schuz und schirm erhalten
.
Bedeutungsverwandte:
 18,  2,
1
 1.
Syntagmen:
das wort gottes
(Subj.)
e
. (absolut);
got / Christus jn. e
.,
etw
. (Subj., z. B.
der trost, die hofnung, das wort
)
jn. e
.,
jn. bei dem wort, dem liecht des wortes, durch den glauben, im bekentnis / gebot / wort, im rechten glauben, in eren e
.,
das wort jn. im tod e
.,
der bapst das geistliche regiment e
.,
got das schif wieder wind und wogen e
.
Wortbildungen:
erhalter
3 ›Gott als Tröster und Erbauer der Seelen‹.

Belegblock:

Boon, St. Prätorius
40, 28
(
Ülzen
1579
):
Der liebe Gott / der das Liecht seines Worts den fernen Landen als Norwegen [...] gegeben / der wolle sie ja gnediglich darbey erhalten.
Ebd.
53, 5
:
da fasset er [Gott] ein armes Schifflein mit seiner hand / vnd erhelt es wider den Wind vnd Wogen.
Luther, WA (
1522
):
Dyse hoffnung erhelt uns und lest uns nicht yhn verzcweyflung fallenn.
das wort gottes ist ein grundt der do ewiglich erhelt und tregt.
Ebd. (
1524
/
7
):
Damit fuͤrwar uns ein troͤstlich exempel fur die augen gestellet, das Gott uns erhalten und erquicken wolle.
Ebd. (
1528
/
44
):
das [wort] erhelt mich ym tode und macht, das kein tod, keine sunde, keine helle, kein Teuffel da ist.
Ebd. (
1528
/
9
):
Mit welchem allem Mose also das volck im wort Gottes und im ersten Gebot erhalten wil, das sie Gotte anhangen in allen stuͤcken.
Ebd. (
1530
):
die Gottlosen [...] hangen jtzt am Keiser, das sie zeitlich erhalten werden
[hier: ›von der weltlichen Macht profitieren können‹]
, Weil sie aber das Wort verachten, gehen sie druͤber zu boden und sind ewig verloren.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
1, 2
(
Frankf./M.
1568
):
Jch [der Bapst] erhalte in meiner Hend / | Auff Erd das Geistlich Regiment.
Froning, Alsf. Passionssp.
3952
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ich mus mich schemen der schanden | und byn starck zu mynen handen | und mocht der baner erhalten nicht!
Thür. Chron.
6r, 2
(
Mühlh.
1599
):
Diese drey Tugendē haben Rom in Ehren erhalten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
229, 11
(
Nürnb.
1548
):
dz du auch fuͤr dich [...] bittest / das got dich [...] im bekētniß vnd rechtem glauben erhalten woͤlle.
Goldammer, Paracelsus
2, 53, 7
(
1531
/
4
):
Darumben seindt vier gaben auf erden, als eine der feldpau, ein andere die handwerk, die dritte der freien künst, die viert der obrigkeit. die alle erhalten sich gegen einander, und ein ieder teil nutzet und erhelt die andern.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Gott [...] der vns alle gnedigklich vnder seinem schutz vnd schirm erhalten.
Moscouia
D 2v, 24
(
Wien
1557
):
du bist der Khünig der welt vnd erhalter vnnser seelen.
3.
›sich (aufrecht) halten, stehen bleiben‹; ›sich wo aufhalten, verweilen‹; ütr.: ›in einem (für den Sprecher) positiven / gewünschten Zustand bleiben‹ (von Personen); ›dauerhaft bestehen‹ (von Zuständen);
vgl.  8,  5.
Bedeutungsverwandte:
1
 1; vgl. ,  18,  2,
1
 5,
2
 1.

Belegblock:

Knape, Messerschmidt. Bris.
35, 32
(
Frankf./M.
1559
):
ein [...] erschroͤcklicher wurm [...] welcher [...] sich in dem wasser Nilo vnd auff dē land darum̄her erhelt.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Wie er
[der Gefangene]
sich nun 7. Monat allda hatte erhalten / vnnd nun anfienge deß Landts Sprache zu verstehen [...].
Küther, UB Frauensee
416, 37
(
thür.
,
1540
):
unnd als sich dan auch noch etzliche mehr nachpurliche irrunge zwuschenn uns [...] erhalten, so sollen wir weythern vleis haben, uns derselbigen [...] freuntlich zu vergleichen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
201, 4
(
Nürnb.
1548
):
ein bawfelliges hauß / das nicht allein kaum sich tragen vnnd erhalten kan.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
285, 14
(
Nürnb.
1618
):
als sie hört, das er ist gfangen | [...] | sie auch nicht mer erhalten kan; | sie wil morgen wider heimb farn.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Also trachtens darzwischen nach Ehr vñ Guͦt [...] oder aber [...] von den Vnderthonen [...] souil zubekommen / das sie sich bey jrem stand vnd grossen ansehen moͤgen erhalten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1600
):
[Das genehmigte Schlagen von Holz soll stattfinden]
so balt man sich daran [im walt] erhalden kan.
4.
›jn. / etw. aufhalten, festhalten‹; auch: ›jn. festnehmen‹; ›jn. zurückhalten, von etw. abhalten‹; ›jn. in einem Zustand erhalten, stärken‹; refl.: ›sich von etw. zurückhalten, sich e. S. enthalten, etw. unterlassen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  2,  8,  23, (V.) 2030,  1,  3.
Wortbildungen:
erhältnis
›Eindämmung; Deich‹ (dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
/
9
):
es drehe wie es will, sie läßt sich nichts erhalten, | reist ihren Buhlen nach.
Ebd. (
1634
):
Der Schnee verschwindet, | und das Erd- und Wasserband, | weil es kein Erhältnis findet, | das verlässet See und Land.
Luther, WA (
1522
):
Sollichs hertz mit tugenden begnadet kan nymmer ruͦen noch sich erhalten, sonder geüst sich widerumb auß zuͦ dem nutz und wolthuͦn seinem bruͦder.
es kan sich niemand endlich erhalten, das er nicht rede von dem, das sein hertz dichtet.
Wo er als denn [nach der hochzeit] entlieffe odder mit recht nicht kuͤnd erhalten werden, So mocht sie als denn sich frey sprechen lassen.
Gott lesset zu zeiten den boͤsen Engeln gewalt uber uns, auff das er uns in der Demut erhalte.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
die kindere entlieffen mit gewalt oren eldern [...] unnd [die muttere] konden der kindere nicht er halde.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Ich kans nit erhalten
[hier: ›verschweigen‹]
, muß ain meldung thön.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
durch das [...] ist die gemeind [...] erhalten worden, daß sie sich solchem verderblichen unfall
[einem geplanten Aufstand]
entzogen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1615
):
darneben soll der [...] mit wasser und brodt andern zu ainem ebenbilt gefänglich erhalten werden.
v. Ingen, Zesen. Ros.
98, 23
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Moscouia
C 1v, 39
.
5.
›etw. sorgfältig behandeln, pflegen‹; ›etw. vor Verlust, Niedergang bewahren, schützen‹; im Einzelnen: ›Geld, Wertgegenstände (über längere Zeit) verwahren‹; ›Gebäude in gutem Zustand erhalten‹; ›verderbliche Lebensmittel haltbar machen‹; ›Feuer nicht ausgehen lassen‹; ütr.: ›den Fortbestand einer positiv bewerteten Institution (z. B. einer Sprach-, Glaubensgemeinschaft, eines Adelsgeschlechts) gewährleisten, fördern‹; ›das Andauern eines positiv bewerteten Zustands, Vorgangs, die Fortsetzung der Ausübung einer gewünschten Handlung sichern, vorantreiben‹; dies in der Regel repräsentiert durch (vom Sprecher) positiv bewertete abstrakte Bezugsgrößen verschiedener Art, z. B. Frieden, Ordnung, Herrschaft, Freundschaft u. Ä. (als Ziel des
erhaltens
);
partiell offen zu 2; vgl.  5,  34.
Phraseme:
etw. mit gewalt erhalten
›etw. um jeden Preis aufrechterhalten, schützen‹.
Bedeutungsverwandte:
, , ,  4; vgl. (V.) 6,  8.
Gegensätze:
 28, .
Syntagmen:
(jm. / sich) etw
. (z. B.
den armenkasten / namen / (priester)stand, die freundschaft / gedächtnis / gesundheit / kirche, das feuer / geschlecht / reich, das nachtmal des herren, die freiheiten / privilegien
)
e
.,
die sprache lauter / rein, das bergwerk bauständig e
.,
etw
. [wo, wie] (z. B.
den frieden im land, die barschaft in der speisekamer, die einigkeit im haus, die liebe mit reden, die ere mit dem blut, fleisch mit salz, das haus durch verstand, das gemüt mit lernen, die behausung / stallung, das schlos in gutem bau, das werk wieder des teufels wiederstand, die regimenter wieder den teufel
)
e
.,
etw
. [+ erweiterter Infinitiv]
e
.
Wortbildungen:
erhalter
4 ›Gott, der allgegenwärtige Beweger aller Dinge‹,
erhaltung
2 ›Instandhaltung‹; ütr.: ›Aufrechterhaltung; Schutz‹ (dazu bdv.: vgl.  2; zur Ütr.:
aufhaltung
2).

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Und wider des Teufels und seiner Schupen widerstand dein werck hinaus fuͤren und erhalten.
dazu jm
[dem Frieden]
nach jage und gleich verfolge mit gutem starcken leiden, damit wir jn mit gewalt moͤgen erhalten.
Ebd. (
1532
):
er hat den gantzen Priesterstand dazu gestifftet und erhalten.
Ebd. (
1535
/
6
):
mus er auch eine macht haben, dadurch er [...] sein Reich fortbringe und erhalte.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
123, 2472
(
Magdeb.
1608
):
So setzt er sich manlich zur wehr / | Erhelt mit seinem blut sein ehr.
Köbler, Ref. Wormbs
318, 7
(
Worms
1499
):
etliche Mann [...] ne͂men arme Jungkfrauen oder frauwen zu der Ee vff das sie [...] ir geschlecht namen standt [...] erhalten moͤgen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Mein Herr ein speise Kammer hat, | Drinn er all barschafft pflegt zerhalten.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
erhaltung vnd erfahrung der puren vnd Natürlichen art vnd wort einer sprach.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
15, 27
(
Frankf./M.
1563
):
daß sie [die gewechß der erden] zur Artzney unnd erhaltung des Lebens uns dienen sollen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
ohne sonderliche gaben gottes und hohe tugenden können die regiment wider den teuffel nicht erhalten werden.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
hierdurch [ich] die Gedaͤchtnuͤs meiner Erschaffung erhalten moͤchte.
GOTT der einige Schoͤpffer und Erhalter deß beweglichen Gestirnes.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
132, 20
(
Nürnb.
1548
):
damit dienest Got / vnd erheltest dir frid vnd eynigkeyt in deinem hauß.
Ebd.
232, 12
:
[ich] will mein kirch erhalten / vnd meine feynd zu boden schlagen.
Schorer, Sprach-Verd.
2, 1
(
1643
):
Ein jedes Land befleissigt sich seine Sprach rein vnd lauter zu erhalten.
Ebd.
10, 3
:
Eines jeden Freundschafft zu erhalten ist vnmuͤglich.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1609
):
Darauß müeßen [...] sechzehen ampeln mit öll nacht und tag zu brinnen erhalten [...] werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1531
):
haben die von Ulm ain disputacion ausberueft, [...] von wegen des nachtmal des herren, ob es zuͦ erhalten oder nit sei.
Ebd. (zu
1548
):
sollen aber sonst gemainer stat privilegia, freihaiten und alt herkomen kains wegs aufgehebt oder geschmellert, sonder [...] gentzlich erhalten werden.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1590
):
damit er angeregtes schloß [...] in gueten weßentlichen pau erhalt und nicht in abschlaipf und verödung kumben laße.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
5, 7
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
Zue erhaltung des Hauśes Altśoll. Järliche Zinśung hundert florin.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
175r, 24
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
8, 4
;
Logau. Gott
157, 20
;
Schorer, Sprachposaun
53, 11
;
Weber, Füetrer. Poyt.
158, 6
;
Vgl. ferner s. v. (V.) 8,  2, .
6.
›etw. gegen Widerstände unterschiedlicher Art verteidigen‹; speziell: ›einen Ort (militärisch) verteidigen, halten‹; überwiegend ütr.: ›eine Sache von ideellem Wert, von existentieller Bedeutung für den Sprecher (z. B. einen Rechtsanspruch, eine Meinung, einen Glaubenssatz, das Evangelium) verteidigen, durch / mit etw. (z. B. durch / mit einem Eid, mit Bibelstellen) bekräftigen, beweisen‹;
vgl.  5,  9.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1,  1,
1
 4, .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
die lere / meinung / predigt / rede / stat, das evangelium, die artikel
)
e
.,
etw
. [wie] (z. B.
leicht, ane zweifelliches vertrösten, auf maulmächtigen mund, auf tote hand, aus dem grund der schrift, aus den werken des gesetzes, bei / mit js. eid., bei den heiligen, mit biblischen / gegründeten / gleichlautenden / götlichen / heiligen / ungefälschten schriften
)
e
.,
etw
. [bei wem, wo] (z. B.
bei der prieserschaft, in einem buch, vor der gemeinde
)
e
.,
etw. e., das [...] / wie [...]
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
[
Melchior Mirisch
und andere Prediger
des Evangelii
]
erbieten sich, diese nachgeschriebene Artickel vor einer gantzen gemein mit gegrundeter schrift zu erhalten wieder alle Papisten.
Luther, WA (
1544
):
es ist nicht mit gedancken zu begreiffen, wie es muͤglich sey, das Euangelium zu erhalten [...], weil die welt also tobet.
Ebd. (
1515
/
6
):
das wir deste stercker verwaret und geruͤstet weren, diesen Artickel zu erhalten, weil er hie so krefftig, gewaltig und helle gegruͤndet ist.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Sie haben mir meine messen und fegfeuwr gar abgepredigt, und habs nicht mögen [...] erhalten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
141, 41
(
thür.
,
1474
):
daz
[einen Erbanspruch]
Nigkel Hering erczugen unde erhalden kan.
Ebd.
193, 21
:
unde tharn dy meister des hantwergks daz irhalten met sybin unbeschulden meystern met yn, so bliebet eß billichin darby.
Ebd.
325, 10
:
unde endarff des
[den Nachweis eines Anspruchs]
also [...] uff mulmechtigen munt addir uff tode hant nicht zcubrengen nach erhalden.
Thür. Chron.
7v, 7
(
Mühlh.
1599
):
da sie [...] die Stadt nicht erhalten moͤchten / Zuͤndeten sie die Stadt an.
Ebd.
21v, 29
:
Die drinnen / erhielten sich vnd die Stadt
[gegen einen Angriff]
biß an dritten Tag.
Dietrich. Summaria
18v, 37
(
Nürnb.
1578
):
sie woͤllen damit erhalten / wie das heilthumb krefftig sey / sintemal hie durch den rock des Herren Christi / dem krancken Weib geholffen wird.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
258, 67
(
Nürnb.
1618
):
Ja, du schelm, du hast irs zugricht, | wil ich bei meinem eid erhalten!
Goedeke, Fischart Schiff/Kehrab
302
(
Straßb.
1576
):
Oder schiltst nerrisch du all alten? | So seh, wie solches magst erhalten, | Dahaim bei deiner priesterschaft.
Meisen u. a., J. Eck
22, 9
(
Ingolst.
1526
):
Ewer predicanten werdent ihr falsch ketzerisch leer nimmermer mit der heiligen Gschrifft erhalten.
Ebd.
29, 1
:
bruder Anthonius [hatt] sich so offt erbotten [...], sein predig uß grundt der heyligen Gschrifft zuͦ erhalten und anzuͦzeigen.
Ebd.
45, 5
:
wie ich in einem buͤch von der meß mit vill andern gleichlautenden gschrifften erhalten hab.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
in disen sachen, [...] die so leicht mit der schrift zu verwerfen als zu erhalten sein.
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 6, 4
;
12, 2, 9
;
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 9, 8
;
Opel, Spittendorf ;
Bachmann, Haimonsk. ;
7.
›etw. erreichen, bekommen, gewinnen‹; mit Objektsatz auch: ›erreichen, bewirken, dass etw. Gewünschtes geschieht‹;
vgl.  5,  3.
Phraseme:
den samen erhalten
›schwanger werden‹.
Bedeutungsverwandte:
 8,  1213, (V.) 12,  23,  1, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den sieg, erkentnis, eine schlacht / wal, das gut / treffen
)
e
.,
etw. bei jm. e
.,
etw. durch recht e
.,
e., das [...]
.
Wortbildungen
erhaltung
3 ›das Erreichen von etw.‹ (dazu bdv.:  2, , ).

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Ros.
74, 33
(
Hamb.
1646
):
wan du es gleich erhieltest / daß ich sie anreden moͤchte / so wuͤrd’ ich doch durch meine reden nichts erhalten.
Luther, WA (
1544
):
Welcher mus alhie im kampff und streit stehen, das er solch erkentnis erhalte und darin zu neme.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 19, 32
(
Wittenb.
1545
):
las vns vnserm Vater wein zu trincken geben / vnd bey jm schlaffen / das wir Samen von vnserm Vater erhalten
[
Mentel
1466:
behalten
; Var. Hs. P, 14. Jh.:
behaben
].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
82, 1231
(
Magdeb.
1608
):
Wenn du wolst bey Circe erhalten / | Das sie vns geb vnser gestalten. | Ewig wir dir danckbar sein wolten.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
16, 18
(
Frankf./M.
1626
):
vnd [vnser Poet] beschleust mit der eroberung der gedachten Statt vnd erhaltenen Feldtschlacht gegen die Egyptische Heersmacht.
Thür. Chron.
21v, 19
(
Mühlh.
1599
):
wo sie jhn huͤlffen den Sieg erhalten [...] so solte Seheydingen Ewiglich jhr sein.
Schade, Sat. u. Pasqu.
118, 15
(
Nürnb.
1610
/
8
):
So wolte er [der Senat] haben die wahl | Vnd hats auch erhalten dißmahl.
Goldammer, Paracelsus
2, 51, 9
(
1531
/
4
):
iedoch mag er [der satan] nichts erhalten, so wir anderst gehn [...] im weg und willen gottes.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
so haben wir [...] bei den erbarn zünften erhalten und erlangt, daß [...].
Rot
317
(
Augsb.
1571
):
Impetration, Erlangung / erwerbung / erhaltung.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
21, 11
(
mslow. inseldt.
,
1568
):
śo hat der Jünger Brueder [...] wollen durch recht śeines Bruedern tail
[eines Weinbergs]
erhalten.
Boon, St. Prätorius
99, 2
;
Dünnhaupt, a. a. O.
11, 9
;
24
;
14, 17
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
248, 34
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
8.
›etw. durchführen, vonstattengehen lassen‹;
vgl.  5,  11.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10,  7,  4,  3.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
do bracht ein from stat Bern durch gschrift [...] an beden kuͤngen und iren anwaͤlten zuͦ wegen, dass ir beder zuͤg
[der Zug zweier Heere durch das Land]
on sunderlichen schaden wurdend erhalten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
455, 5
(
halem.
,
1534
/
5
):
alls die ergangen / jre x schlußreden erhallten (alls sy fürgabend) sturmtends die maͤß.
9.
›etw. enthalten‹;
vgl.  8, zu  7.
Bedeutungsverwandte:
 19,  1.

Belegblock:

Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Was in sich beschleust vnd erhelt | Das Werck vnd Gmaͤcht der grossen Welt: | Solches begreifft auch kraͤfftiglich | Der Mensch / die kleine Welt in sich.