er-,
Präfix;
durch Unbetontheit in verbalen Derivaten vokalisch abgeschwächte Variante des (Nominal)präfixes
ur-
(vgl.
Duden
7, 2014, 255
;
885
); dient zur Ableitung untrennbarer, meist deverbaler Präfixverben (vgl.
Dwb, Neub.
8, 1571
), teils sind Bildungen auch auf ein Basisadjektiv (z. B.
ermüden, ersauern
) oder seltener ein Basissubstantiv (z. B.
ergäuchen, ernarren
) beziehbar. – Der semantische Beitrag des Präfixes wird in schematisch abstrahierender Form beschrieben, die durch das Wortbildungselement erzeugte Modifikation variiert in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Basis. Das Präfix kennzeichnet die Lokalisierung bzw. Direktivität einer Verbalhandlung (1), wirkt häufig transponierend in Bildungen, die im weitesten Sinne eine Zustandsveränderung ausdrücken (2), signalisiert vielfach das Einsetzen (3) oder den Abschluss einer Handlung (4) sowie das Erreichen eines Ziels (5); weiterhin charakterisiert
er-
Handlungen des Herauslösens bzw. Hervorbringens (6) und markiert Bildungen, die den Aspekt des Wiederholens oder Ersetzens (7) beinhalten. Bei einer Reihe von Bildungen besteht im Sinne einer Intensivierung nahezu Bedeutungsübereinstimmung mit dem entsprechenden Basisverb (8), wobei das präfigierte Verb oftmals nur Teile des semantischen Spektrums übernimmt (z. B.
träumen
vs.
erträumen
), sodass keine vollständige funktionale Äquivalenz zwischen Simplex und Präfixbildung besteht; dies kann sowohl mit einer veränderten Aspektualität (d. h. allgemein durch Herbeiführung von Telizität bzw. Perfektivität durch das Präfix) als auch mit einer syntaktischen Modifikation des Basisverbs einhergehen (z. B. reflexiver Gebrauch von
erkosen
gegenüber intrans. Gebrauch von
kosen
), hier kann Funktionsüberschneidung mit 3 bestehen. Verben, die sich auf dem Wege der Idiomatisierung befinden bzw. als idiomatisiert beurteilt werden können (z. B.
erfaren
(V.) 5; 8,
erholen
4,
erlauben
(V.) 1,
erörtern
), sind vielfach ebenfalls einer Präfixfunktion zugeordnet, sofern diese (noch) erkennbar ist (vgl. auch
Mhd. Gr. III, §  V
48
). Höher frequente sowie semantisch komplexe
er-
Verben werden in separaten Artikeln dargestellt.
1.
kennzeichnet eine Lokalisierung bzw. die Direktivität der im Basislexem spezifizierten Verbalhandlung, z. B. ›umher‹; ›heran‹; ›(her)auf, (her)aus‹ sowie ›von ... nach, auf ... hin / zu‹; auch ütr. auf zeitliche Ab- bzw. Verläufe; mit dem Aspekt des Erreichens bzw. Ergreifens e. P. / e. S. teils in Nähe zu 5 (z. B. , ; vgl. ferner ).
Wortbildungen:
erdeihen
›(jm.) gelingen, geraten; zu etw. (z. B.
heil
) gereichen; sich zielgerichtet entwickeln‹,
erfassen
1 ›nach etw. greifen, etw. ergreifen‹ (bildlich vom Wort Gottes); 2 ›etw. (das man erfahren hat) behalten‹,
erfliessen
1 ›entspringen, hervorgehen‹,
ergrapen
›etw. / jn. ergreifen, schnappen‹ (dazu bdv.:  1),
erklimmen
›auf etw. klettern, etw. erklettern‹,
erlupfen
›etw. / jn. in die Höhe heben, anheben‹,
erquellen
›(aus jm.) hervorquellen, herausfließen‹,
erreichen
5 ›zu etw. führen, jm. zu etw. gereichen‹,
erreiten
›jn. reitend einholen, erreichen‹ (dazu phras.:
jn. auf einem faulen pferd erreiten
›jn. bei einem Fehltritt, bei einer Lüge erwischen‹),
errennen
›jn. / etw. rennend, durch schnelle Fortbewegung erreichen, einholen‹,
errinnen
1 ›aufgehen, keimen‹ (von Samen, Pflanzen),
erschnellen
›jn. / etw. durch schnelle Bewegung einholen, erreichen, fangen‹,
erschwimmen
›etw. schwimmend erreichen, bis zu einem Ort schwimmen‹,
erstreben
›etw. erreichen, erlangen‹,
erwaten
›etw. watend erreichen, bis zu einem Ort waten‹,
erwintern
›etw. über den Winter erhalten‹ (vom Vieh).

Belegblock:

Zu
erdeihen
:

Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
ir welt mir ewr wesen, herkumen und art sagen; das mag euch wol zu hail erdeihen.

Zu
erfassen
1:

Anderson u. a., Flugschrr.
14, 5, 27
(
Straßb.
1524
):
welcher on irrung vñ am sichersten / glauben / leben / vnnd sterben will / der herfaß das wort Gottes / vnd hang vnd bleib daran.

Zu
erfassen
2:

Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
diewil aller grund an den kuntschafften / vnd aber me͂schlich gedechtnuß nit allweg geschickt ist vil zuͦ erfassen / beducht vns billich sin den gang des rechte͂s nit zuͦ schmelere͂
(dass die
parthien
Abschriften der
kuntschafften
bekommen).

Zu
erfliessen
1:

zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
243
(
Nürnb.
1517
):
Dero ergernus hat Christus gelert nit zu achten sein, als die auß verblendung der abgesunderten erfliesen.

Zu
ergrapen
:

v. d. Broek, Suevus. Spieg.
72r, 26
(
Leipzig
1588
):
wie sind doch zu vnsern zeiten [...] leider gar viel Leite / die nicht allein kein schew haben / frembd Gut anzuruͤhren / Sondern was sie nur ergrappen oder ergreiffen koͤnnen / getrost abwuͤrgen.

Zu
erklimmen
:

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
72, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
[Schyron] lert sy [knaben] paide lauffen, schiessen, ringen | und hohe pirg erclimmen.

Zu
erlupfen
:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Es was ein Wuͦcherer gestorben, der was also schwer, das in nieman erluͦpffen mocht.

Zu
erquellen
:

Luther, WA (
1524
/
7
):
Daruͤmb duͤnckts die Welt uberaus nerrisch sein, das aus dem verdameten und erhencketen Menschen Christo solte der h. Geist komen und lebendig wasser erquellen, welches erquicke und selig mache.

Zu
erreichen
5:

Küther, UB Frauensee
394, 11
(
thür.
,
1530
):
mocht sich dasselbig dorff nicht mher erhalten, wilichs dan dem closter [...] als zu großem nachteil erreichen mucht.

Zu
erreiten
:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dieterich von Staffel ward des andern
[mit dem er
uneins und zweiträchtig
war]
inne und erreit in draußen bei der capellen.
Sachs (
Nürnb.
1552
):
Solt er [ehmann] mich aber nach den zeitten | Auff einem faulen pferdt erreitten, | So trawet er mir nimmermehr.

Zu
errennen
:

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der graf maint, er wär der herzog, eilt im nach, errent in, stach in under den gaul und erstach in.

Zu
errinnen
1:

Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel,
342, 1277
(
Zürich
1548
):
Die rettich und der rosmarin | Und kürps ouch sind noch nit errunnen.

Zu
erschnellen
:

Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
492
(
tir.
,
1486
):
Fliecht ab ze grundt der helle, | Das er uns nicht erschnelle.

Zu
erschwimmen / erwaten
:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1470
?, Hs.
18. Jh.
):
was ihr viech erschwimen und erwatten mag, das soll niemant wern, in was werden das sei um sie gelegen.

Zu
erstreben
:

Niewöhner, Teichner
302, 41
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
herr, helft mir daz guͦt derstreben! | ich wil ewchs geleich halbs geben.

Zu
erwintern
:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
A. 17. Jh.
):
solle sich niemants unterstehen [...] über sein aigen viech so er erwintern mag, ainich anders klaaviech seinem nachbern oder andern aufzukern.
2.
kennzeichnet eine Zustandsveränderung bzw. das Überführen einer Bezugsgröße in einen Zielzustand, der jeweils durch die zugrunde liegende Wortbildungsbasis spezifiziert wird: ›in einen bestimmten Zustand gelangen, bestimmte Eigenschaften annehmen‹; ›jn. / etw. in einen Zustand versetzen‹; die Bildungen sind oftmals sowohl auf ein Adj. als auch auf ein dem Präfixverb (teilweise) bedeutungsgleiches Simplexverb beziehbar (z. B. ; vgl. (Adj.) 12; ), gelegentlich ist ein Basissubstantiv anzunehmen (z. B. , , ).
Wortbildungen:
erarmen
›arm werden, in Armut geraten‹,
erärmen
›jn. arm machen‹,
erblöden
›jn. / etw. schwach, kraftlos machen‹,
erbosen
›wütend, böse werden‹ (dazu bdv.: ),
erdunkeln
1 ›dunkel werden‹; 2 ›erblinden‹ (von den Augen),
ergäuchen
›sich närrisch verhalten‹ (vgl.  2),
ergeisten
›jn. mit Geist erfüllen‹,
ergrössern
›etw. vergrößern‹,
erhasen
›erschrecken, Furcht empfinden‹ (dazu bdv.: , V., unr. abl., 1),
erjungen
›(wieder) jung werden, sich verjüngen‹,
erklugen
1 ›klug werden; jn. klug, wissend machen‹,
erklupfen
›erschrecken‹ (vgl.  1),
erkranken
›schwach, kraftlos werden‹ (dazu bdv.:
1
 3),
erkünen
›Mut fassen; sich etwas trauen‹,
erleiben
›eine körperliche (menschliche) Gestalt annehmen, zu Fleisch werden‹ (von Gott),
erlieben
›sich etw. angenehm machen‹ (refl.),
erlinden
›etw. weich machen‹,
erlusten
›jn. erfreuen; jm. Freude, Vergnügen bereiten‹ (dazu bdv.:  1),
ermeren
›etw. vergrößern, erweitern‹,
ermüden
›müde werden; an Intensität nachlassen; jn. müde machen‹ (dazu bdv.:
1
 1),
ernarren
›zum Narren werden; närrisch sein‹ (vgl. ,
der
, 1),
ernassen
›nass werden‹,
eröden
›etw. (ein Land, Gebiet) öde machen, verheeren‹,
ersauern
›sauer werden‹ (ütr.),
erscheiten
›etw. zu Scheiten hacken‹,
erstaben
›starr, steif werden‹ (vgl.  4),
erstarken
›(nach einer Krankheit) zu Kräften kommen; stark bzw. stärker werden‹,
ersteinen
1 ›zu Stein werden, erstarren‹ (bildlich),
erwintert
(part. Adj.) ›abgearbeitet, abgehärmt‹ (vom Menschen),
erwittern
›sich erholen, erfreuen‹ (dazu bdv.: ),
erwüten
›wild, wütend werden / sein; sich wütend gebärden‹.

Belegblock:

Zu
erarmen
:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
[von eim Glerten Gsellen] Der thet nach Kuͤnsten fleissig stellen, | [...] | Das er verzert sein gut vnd hab, | Biß er zu letsten gar erarmbt.

Zu
erärmen
:

Maaler (
Zürich
1561
):
Eraͤrmen / Zuͦ armuͦt bringen / Arm mache͂.

Zu
erblöden
:

v. Ingen, Zesen. Ros.
94, 20
(
Hamb.
1646
):
Du machst / daß sich durch halb zerbrochne reden / | das herze baͤsser oͤfnen kan / | und manchen frischen muht vielmehr erbloͤden / | als ein beredter Redners⸗man.

Zu
erbosen
:

Luther, WA (
1540
):
Jch wil dir ein schlappen geben, das sol ein schlappen heissen, zornig werden, erbosen, ergrimmen wunderlich, und thut im wehe der mercklich schaden.

Zu
erdunkeln
1:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
zehant nach dem durechten der tag der sunn derdunckelt
[nd. Bibel 1478:
wert de sunne duster
;
Lang
1521:
wirt dy sun vorfinstert
;
Luther
1545, Mt. 24, 29:
werden Sonn und Mond den schein verlieren
].

Zu
erdunkeln
2:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
ysaac der der altent vnd sein augen der tunckelten
[
Eck
1537:
warden verdunckelt
;
Luther
1545, 1. Mose 27, 1:
tunckel worden zu sehen
]
.
vnd er mocht nit gesechen.

Zu
ergäuchen
:

Maaler (
Zürich
1561
):
Sich Ergoͤuchen / Den narren treyben.

Zu
ergeisten
:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
[gote] in irgeiste | mit sô genâdenrîchir vlût, | daz er manchin cristenmût | dô neigte sundir eise | ûf dî gotisreise.

Zu
ergrössern
:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Niemand kan seinen Leib erlaͤngern / vnnd niemand seinen Verstand ergroͤssern.

Zu
erhasen
:

Maaler (
Zürich
1561
):
Ab einem gfaar Erhasen oder erschraͤcken / Sich foͤrchten in gefaar zegeben.

Zu
erjungen
:

Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ich schmiltz in mynne gluͦt, | Als der venix in dem feẅr, | Dann das ich mich Neẅr | Nicht kan also eriungen.

Zu
erklugen
1:

Niewöhner, Teichner
135, 2
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
Ich ward gevragt, wie sich daz vuegt | daz dw herren sind derchluegt.
Ebd.
564, 507
(
n. 1400
):
also hiet auch got den man | wol in aim wort derchlueget | daz im hiet chain tur gefuͤget, | daz er tawsent mawrn dikch | hiet durch varen in aim plikch.

Zu
erklupfen
:

Volz, Prophet Daniel Z
2, 3
(
Zürich
1529
):
Mir hat ein troum getroumet / ab dem mir min gmuͤt erklupfft ist.

Zu
erkranken
:

Luther, WA (
1518
):
gottes gebot mǔß freywillig erfullet werd. Vnnd das ist. der natur nit muglich. darumb ißt sie vnder dem gesetz erkranckt vnnd erligen.

Zu
erkünen
:

v. Ingen, Zesen. Ged.
392, 17
(
Breslau
1641
):
Endlich erkuͤhnten wir uns beyde miteinander hinzugehen.

Zu
erleiben
:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
157, 27
(
Magdeb.
1615
):
Gott will sich selber sehen / vnd erkennen durch sich selber / gleich wie er sich auch selber erleibet durch sich selber / nemblich in mit vnd durch die vernuͤnfftige Creatur seinen Sohn.

Zu
erlieben
:

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Grave Thomas konte im das ölle und den kees
[als Speisen]
nit erlieben.

Zu
erlinden
:

Menge, Laufenb. Reg.
5620
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Obe aber das gesware | Nit dauon [teyge] erlindet wäre | Camillen bluͦmen machtu nen.

Zu
erlusten
:

Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
er [jüngling] ward hoch erfreẅt und erlẅst in dem englischen gesanck und psalm lesen.

Zu
ermeren
:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Durch daz sollen wir in dissen dagen [vaste] zu unseme gewonlicheme dineste etwaz irmeren an sunderlichem gebede.

Zu
ermüden
:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
134, 4
(
Frankf.
1535
):
er [Exebenos] last sie [der vnkeuscheit wollust] nit erligen oder ermuͤden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ermuͤden. Lassare. Muͤd machen.

Zu
ernarren
:

Lemmer, Brant. Narrensch.
38, 54
(
Basel
1494
):
Der ist nit gsunt / sunder gantz bloͤd / | [...] | In staͤtter kranckheyt er verhartt | In vnsünn blintheyt gantz ernarrt.

Zu
ernassen
:

Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
so wir das how megen, hǎtzs der regen begriffen; ob daz gar ernasset, so ist underwillen unnútz zuͦ bewegen.

Zu
eröden
:

Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
so hat [...] Nebucadnezar, der babylonisch kaiser und Hercules alle künigreich in Syrien [...] auch ander mêr in Asien gewunnen und abtan [...], die land erödet und das volk wegk gefüert.

Zu
ersauern
:

Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
set hin, ıͤr roczigen paurn, | das euch das maul muͤß ersaurn!

Zu
erscheiten
:

Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Die taflen und bulder
[aus der
pfarrkirchen
]
haben sy auf dem kirchhof erscheittet und armen leyten geben zu verbrennen.

Zu
erstaben
:

Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
alliu ires lîbes lider | von jâmer dicke erstabten.

Zu
erstarken
:

Dietrich. Summaria
18v, 14
(
Nürnb.
1578
):
Sie [Juͤnger] sind zu solchem fasten vil zu schwach / Jch muß jhr ein zeitlang schonen / vnnd sie erstarcken lassen.
Niewöhner, Teichner
583, 43
(Hs.
önalem.
,
um 1433
):
also ist die welt erstarket | in ir boͤshait und ir narkait.

Zu
ersteinen
1:

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
513, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Pirus’ hertz was erstainet – | die edeln künigin schlueg er zue tod.

Zu
erwintert
:

Niewöhner, Teichner
714, 63
(Hs.
oschwäb.
,
1472
):
also ist der mensch eralltet | und auch erwynttert und verlan.

Zu
erwittern
:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
O du so reht lútzeliger spiegel aller gnaden, in dem die himelschen geiste ir oͮgen ermeient und erwitterent.

Zu
erwüten
:

Niewöhner, Teichner
468, 7
(Hs.
moobd.
,
1370
/
80
):
der ain phaͤrd dez uͤber strait | daz ez nicht derwuͤtet sich, | ez wurd nymmer ain zams vich, | würf man nicht den pritel
[›Zügel‹]
dran.
3.
signalisiert das Einsetzen einer Handlung, eines Vorgangs, der durch das Basislexem spezifiziert wird: ›beginnen zu [...]‹; teils ist Überschneidung mit 8 annehmbar.
Wortbildungen:
erbrimmen
›grollen, in Zorn geraten‹,
erflammen
›entflammen, in Brand geraten; etw. in Brand setzen‹ (ausschließlich bildlich),
ergräuen
›traurig werden; in Furcht geraten‹,
erlachen
›zu lachen beginnen‹,
erschreien
›(laut, plötzlich) aufschreien‹,
erschwären
›beginnen zu eitern; sich entzünden‹,
erseufzen
›aufseufzen‹,
ertönen
›erschallen, erklingen‹.

Belegblock:

Zu
erbrimmen
:

Luther, WA (
1532
):
Also erbrimmet Christus auch Johann. am 11. Capi., da Lazarus tod war.

Zu
erflammen
:

Sachs (
Nürnb.
1553
):
Mein hertz in seiner lieb erflampt; | Ich glaub, daß er mich zaubert hab.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Damit
[mit seinen Aussagen zu Religion und kirchlichen Einrichtungen wie
kloͤster, stifft
]
das hertz er [der luther] in erflampt.

Zu
ergräuen
:

Thiele, Minner. II,
21, 10
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wenn ich gedenck da wider | das end der werden fröwen, | so moͤcht min hertz ergroͤwen.

Zu
erlachen
:

Pyritz, Minneburg
5037
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Auch wiße, hertze, sunder wan | Daz mich din leit so noch get an, | Daz ich selten reht derlache.

Zu
erschreien
:

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
6, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Dy fraw erschray mit gelfe | von schrick unmassen ser.

Zu
erschwären
:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Daz
[
grúlich krezze
›schreckliche Kratzwunden‹]
erswar denn in dem fleisch an den armen ald umb daz herz.

Zu
erseufzen
:

Brandstetter, Wigoleis
233, 20
(
Augsb.
1493
):
der bot erseüffczet vnd ward seer zaeheren.

Zu
ertönen
:

Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Damit namm yetlicher sin horn, und bliessend so lut, das das schlos darab ertondt.
4.
signalisiert die vollständige Durchführung bzw. den Abschluss einer Verbalhandlung, die durch die zugrunde liegende (in der Regel verbale) Wortbildungsbasis spezifiziert wird: ›vollständig, gänzlich [...]; zu Ende [...]‹; eine Reihe von Bildungen beinhaltet den Aspekt des Zerstörens, Vernichtens bzw. Tötens.
Wortbildungen:
erdarben
›durch Mangel, Entbehrung zugrunde gehen‹,
erderren
›etw. austrocknen, abtöten‹,
erdringen
1 ›jn. im Gedränge erdrücken, töten‹,
erdürsten
›verdursten‹,
erfliessen
2 ›etw. überfließen, tränken‹,
erknütschen
›etw. zerquetschen, zerschlagen, (vollständig) zerstören‹ (dazu bdv.: , V., 3),
erleren
›etw. gänzlich leer machen‹,
erreissen
›etw. / jn. zerreißen, in Stücke reißen; etw. zerstören‹,
errinnen
2 ›leerlaufen‹ (vom Ausbluten des Körpers); ütr.: ›jm. ausgehen‹ (von Garn),
erschimmeln
›verschimmeln, durch Schimmeln unbrauchbar, zerstört werden‹ (dazu bdv.:  1, ),
erschmelzen
(V.) ›etw. (durch Wärmeeinwirkung) flüssig machen, einschmelzen‹,
erschmelzen
(V., unr. abl.) ›sich (vollständig) verflüssigen (durch Wärmeeinwirkung)‹,
ersiegen
1 ›versiegen, austrocknen; aufhören zu fließen‹; 2 ›vollkommen auslaufen‹ (vom Ausbluten des Körpers),
erstänken
›jn. in Gestank hüllen, etw. mit Gestank erfüllen‹; auch: ›jn. durch Gestank töten‹ (dazu bdv.:  1,  1),
erstossen
›etw. zerstoßen, zerschlagen‹, speziell auch: ›jn. erschlagen‹,
ertreten
›jn. zu Tode treten‹,
erzwingen
3 ›jn. (im Beleg: Tiere) bezwingen, überwinden‹.

Belegblock:

Zu
erdarben
:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz ist der usser mensch des geminten zarten Salomonis, der da an dem krútze erdarbet und erdorret, daz er einem menschen unglich wart.

Zu
erderren
:

Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Des gierigen menschens awg ist vnersetlich, im tail der poszhait wirt er nit erfüllt alslang bis er verzert vnd erderret sein sel.

Zu
erdringen
1:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
ward ain sollich gedreng, das zweihundert und sechtzigk mentschen ertrungen wurden ze tod.

Zu
erdürsten
:

Sachs (
Nürnb.
1556
):
Geht, fraw, und bringet mir ein bier; | Wann ich bin ie erdürstet schier.

Zu
erfliessen
2:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Daz ertriche ist vil durre, | Wan ez wirt niht begozzen | Mit regen noch irvlozzen | Der im brehte die genuht.

Zu
erknütschen
:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1529
):
darum
[weil alle Arbeiter beim Essen waren]
ist kain mensch beschediget worden
[durch die einstürzende Stadtmauer]
, aber alle karren, kippel und anders erknist und erschlagen.

Zu
erleren
:

Bauer, Geiler. Pred.
320, 7
(
Augsb.
1508
):
Es sey dann das dein hertz vorhin erlaͤrt sey von zergenglichem trost. suns mag dir der goͤtlich trost gantz nitt werden.

Zu
erreissen
:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
man zoch si [cristen] bey den fuͤssen durch die gassen für die wilden pern und lewen, die errissen si und vil ander marter.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
[Die von Esslingen] liessen erst vor purificationis Marie ire kirchen plindren und erreyssen.

Zu
errinnen
2:

Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1449
):
Ain ersamer rathe inen auf ir ersuchen vergönt, wem garn errinnt, der mag es kaufen.
Gierach, Märterb.
1019
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
er
[der Märtyrer]
was nün des plutes errunnen.

Zu
erschimmeln
:

Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1590
):
daß er [inhaber diser herrschaft Sölk] dißes reformierte urbar vleißig und wolverwarlich aufhebe und behalte, damit es nicht ermoder, erschimbl, erfaule oder sonst schadhaft und verlezt.

Zu
erschmelzen
(V.):

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
die
[Heiligenfiguren
von silber gemacht
]
lies er [bischoff von Saltzpurg] [...] erschmeltzen und macht gelt daraus.

Zu
erschmelzen
(V., unr. abl.):

Franck, Klagbr.
233, 10
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
wo Christus auffgeet / verschwindt vnd verfelt der Antichrist do selbs vnd erschmiltz wie wax an der sonnen.

Zu
ersiegen
a):

Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
E. 15. Jh.
):
Und ersigtend die brunnen, das grosser mangel an wasser was in der statt Basel.

Zu
ersiegen
b):

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
132, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Wenn er ist pluets ersigen, | mit meiner ertzney kumm ich dartzue: | ein new͂es pluet ich im wider machen.

Zu
erstänken
:

Luther, WA (
1538
):
Sonst [...] wuͤrd er [Teuffel] uns bald mit seinem messer erwuͤrgen und mit seinem mist erstencken und erstecken.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Da ich mit ir dort ümb her fur, | Da puckt ich mich, das mir ain schaiß enpfur. | Damit ich sie so ser erstenkt.

Zu
erstossen
:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
die Sabini [...] erstießen sie [die verrätherin] mit ihren schildten.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Es ward ach das rad aufgericht, damit man im seine gluder erstossen hett.

Zu
ertreten
:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
der künig von Unger kam auch umb, es ertratt in sein aigner gaul.

Zu
erzwingen
3:

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
72, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Er lert sy payde lauffen, schiessen, ringen | [...] | dartzue die pern starck mit chraft ertwingen.
5.
kennzeichnet das Erreichen eines Ziels durch die im Basisverb ausgedrückte Handlung, resultativ und vielfach mit dem Aspekt des subjektzentrierten Ansichbringens einer Bezugsgröße.
Wortbildungen:
erbetteln
›etw. durch Betteln erwerben, in seinen Besitz bringen‹,
erbulen
›jn. (durch Umwerben) als Liebhaber(in) gewinnen‹,
erdringen
2 ›etw. mit Gewalt durchsetzen‹ (dazu bdv.:  1),
erhandeln
›durch Handeln erwerben‹,
erkargen
›etw. durch Sparsamkeit, Geiz erwerben, zusammenbringen‹,
erringen
›etw. (durch Anstrengung, durch ein bestimmtes Verhalten) erlangen, erwerben‹,
erschaben
›etw. (gierig) an sich bringen, zusammenraffen‹ (dazu bdv.:  1),
erschwärmen
›sich etw. ausdenken, einfallen lassen‹,
erspüren
›jn. / etw. (ein Tier) aufspüren; etw. herausfinden, feststellen‹,
ertauschen
›etw. durch Tausch in seinen Besitz bringen‹,
erwuchern
›etw. mit Wucher erlangen‹.

Belegblock:

Zu
erbetteln
:

Williams u. a., Els. Leg. Aurea
734, 9
(
els.
,
1362
):
Do truͦg ein blinde einen lamen uf sime halse vnd wisete der lamme den blinden die strossen. Also erbettelten sú gros guͦt.

Zu
erbulen
:

Fischer, Folz. Reimp.
3, 13
(
Nürnb.
1480
):
Der [studenten] yder im allspald gedacht, | Wie er die wirtin möchte erpuln, | Sein hercz in lieb mit ir erkuln.

Zu
erdringen
2:

Luther, WA Br. (
1536
):
Denn der leidige teuffel gibt vns ynn den kirchen sachen viel zu schaffen vnd wolt gern wider zum Bapstum oder ein new bapstum erzwingen vnd erdringen.

Zu
erhandeln
:

Grothausmann, Stadtb. Karpfen
111, 1
(
mslow. inseldt.
,
1617
):
[
Andreas Nußdorffer
hat]
dz hauß aufn ring gelegen Kaufflichen Per florin 600 hungrisch . Von ihme erhandelt vnd an śich bracht.

Zu
erkargen
:

Sachs (
Nürnb.
1563
):
Bald grub er ein, und in dem grund | Den dreymeßigen hafen fund | Mit dem erkargten geldt.

Zu
erringen
:

Munz, Füetrer. Persibein
268, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Do der sig was errungen, | do húeb sich frewd vnd schal.

Zu
erschaben
:

Franck, Klagbr.
222, 38
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Was sollen wir hie anzeigen das sie
[die Geistlichen]
von den todten erschaben vnd erkratzen.

Zu
erschwärmen
:

Luther, WA (
1527
):
keine not noch nuͤtz erzeiget ist, das sie [die wort ym abendmal] drynnen sein muͤsten, Wo aber etwa eine erzeigt wuͤrde, kan man leichtlich etwas erschwermen, das da widder zu antworten sey.

Zu
erspüren
:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
es soltte bey ihnen [Personen des Radts] kein mangel erspurt und befunden werden, ihrem [gemeine] begehren nachzugehen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
166, 17
(
els.
,
1362
):
Do erspúrte er einen hircz, dem folgete er noch durch den walt.

Zu
ertauschen
:

Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1555
):
welcher ein zinsbar gut [...] es sei mit heiraten, ererbte, erkaufte oder erdauschte [...], so sollen [...].

Zu
erwuchern
:

Luther, WA (
1538
):
wen du stirbest, so fherestu zum teuffel und lest solch erwuchert guth andern, die es dir keinen danck wissen.
6.
signalisiert ein Entfernen e. S. durch eine im Basislexem ausgedrückte Verbalhandlung bzw. das Entfernen, Herauslösen eines auf ein Basissubstantiv beziehbaren Objektes sowie das Aussondern, Herausheben e. P. (z. B. aus einer Gruppe): ›aus-, heraus-‹; kennzeichnet ferner das Hervorbringen bzw. Herausformen eines affizierten oder effizierten Objektes (aus einer Grundlage) durch eine Verbalhandlung: ›aus etw. heraus, hervor [...]‹; häufig ütr. im Zusammenhang mit dem unwillkürlichen oder bewusst schöpferischen Hervorbringen mentaler Bezugsgrößen (z. B. Gedanken, Ideen, Erinnerungen sowie Werke, Texte, Gedichte usw.).
Wortbildungen:
erbeinen
›Knochen (aus dem Fleisch) entfernen, herauslösen‹,
ergeistern
›jn. töten‹ (eventuell zu  2; dazu bdv.: ,  1),
erhölen
›aushöhlen‹,
erhüllen
›etw. enthüllen, aufdecken‹,
erkirnen
›etw. vollständig ergründen, darlegen‹ (ütr.; vgl. ),
erkräutern
›etw. von Unkraut befreien‹ (ütr.),
ersanden
›etw. von Sand befreien, reinigen‹,
ersaugen
›(jn. / etw.) aussaugen‹; vgl. ferner z. B.  1,  56,  123,  3,  10,  1,  13, ,  4,  5.

Belegblock:

Zu
erbeinen
:

Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
wann du das durstig tier toͤttest, so er bain das wol
(vor der
saltzung
).

Zu
ergeistern
:

Dasypodius (
Straßb.
1536
):
entSeelen / ergeistere͂ / toͤdte͂.

Zu
erhölen
:

Ott-Voigtländer, Rezeptar
211r, 22
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim ains grossen raͤtichs / wurcz vnd erhol die als ain búchs.

Zu
erhüllen
:

Klein, Oswald
117, 24
(
oobd.
,
n. 1438
):
der vierd bewaint sein grosse sündt, | durch michel reu sein herz andächtiklich erzündt | tämischer grund, du niemand kan erhüllen.

Zu
erkirnen
:

Bauer, Geiler. Pred.
324, 5
(
Augsb.
1508
):
wer sine [Santt Bernhardus] wort erkirnen woͤlt / der moͤcht von ainem oder zwayen ain ganntze predig thuͦn.

Zu
erkräutern
:

Nyholm, Füetrer. Gralepen
1753, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ew̌r tugent gar erkrew̌ttert ist scharffer distel plos, | und alls das gollt gelew̌ttert wierdt in dem few̌r.

Zu
ersanden
:

Maaler (
Zürich
1561
):
Ersanden / Vom sand seüberen / Das sand daruon thuͦn.

Zu
ersaugen
:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
mit welichen yetzte erzelten burden, zwangksailen mir biß uff den aller hindersten grad ersucht, ersogen und ausgemergelt worden sein.
7.
kennzeichnet die Wiederholung bzw. erneute Ausführung einer durch das Basisverb spezifizierten Handlung: ›erneut, wieder [...]‹; speziell auch bei Verbalhandlungen des Ersetzens; kennzeichnet ferner Verbalhandlungen, die als unmittelbare Antwort, Erwiderung auf eine vorausgehende Handlung erfolgen: ›entgegen, wider [...]‹.
Wortbildungen:
erwiedern
1 ›etw. wiederholen, erneut tun‹; 2 ›(jm.) etw. ersetzen; sich revanchieren‹; vgl. ferner z. B.
ergetzen
1,
erholen
3; 6,
ermanen
3,
erneuen
3; 4; 5,
erschiessen
4,
ersetzen
2,
erstatten
1.

Belegblock:

Zu
erwiedern
1:
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
149
(
Genf
1636
):
Erwideren / wider auffs new anfangen.
v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
170, 9
(
Augsb.
1476
):
so sag vñ bekeñ bei deiner guͦten trew nach de͂ vñ du schetzest wie oft du die súnde erwid’t habest
. – Zu
erwiedern
2:
Küther
, UB Frauensee 189, 36 (thür., 1404):
were, daz man den zcins vorhilde [...], so solde [...] dyͤ kostirn [...] dißen brieff eyme gebe, der ir den zcinß dez vertil korns erwidirte.
Schorer, Sprach-Verd.
9, 5
(
1643
):
Ein anderer / dem sein Freund in einer vorgewesenen Noth treuen Dienst gethan / sprach / daß er solches auff begebende Occasion mit Leib / Gut vnd Blut erwidern wolte.
8.
dient zur Intensivierung der im Basisverb ausgedrückten Handlung; teils (partielle) Bedeutungsübereinstimmung mit dem entsprechenden unpräfigierten Verb, dabei kann syntaktische und / oder aspektuelle Modifikation auftreten.
Wortbildungen:
eräfern
1 ›etw. wiederholen, erneut vorbringen‹; 2 ›etw. (Land u. dgl.) bearbeiten, (gewinnbringend) nutzen‹,
erbringen
›etw. hervorbringen, erzeugen‹,
erdolen
›etw. erdulden; etw. erleiden‹,
erfristen
›jn. erfrischen, erquicken‹,
erklecken
›ausreichen, genügen‹ (dazu bdv.:
1
 6),
erklugen
2 ›sich etw. klug, raffiniert ausdenken‹ (abwertend gebraucht),
erküren
›jn. erwählen, durch Wahl (für ein Amt) bestimmen‹ (vgl.  12),
erlaben
›jn. / sich erfrischen, erquicken, mit etw. versorgen‹ (zu
1
),
ermangeln
›jm. fehlen‹,
erörtern
›etw. (in allen Einzelheiten) untersuchen, betrachten, analysieren‹,
ersammeln
›etw. sammeln, zusammenbringen‹,
erschnaufen
›(intensiv) durchatmen, Atem holen‹,
erspiegeln
›etw. / sich (wo) spiegeln, wiedererkennen‹,
ersteinen
2 ›jn. steinigen‹,
erträumen
›sich etw. (als unsinnig, töricht Beurteiltes) ausdenken; an etw. Irrationales glauben‹,
erzücken
›etw. ergreifen, hervorziehen‹.

Belegblock:

Zu
eräfern
1:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Als [...] der pfarherr zugegen und die klag von den bauwren eräffert, ward im von der oberkeit, sich zu verantworten gebotten.

Zu
eräfern
2:

Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1528
):
So aber dieselben [vervaren und geschediget] guͤter oder etliche under inen widerumb eräffret und in alte er gebracht werdend, sol es [...].

Zu
erbringen
:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Gleich wie ein Fruchtbar Regen, | Jst der Maͤrtyrer Blut, | Viel frucht durch GOttes Segen, | Reichlich erbringen thut.

Zu
erdolen
:

Sachs (
Nürnb.
1566
):
Solch scharpffe pfeil und sprazelt koln | Müssen mit gedult sie [die frommen gottseligen] erdoln.
Ebd. (
1563
):
Das könig Gram rechen wolt, | Darob er gar den tod erdolt | Von seinem eiden, der on scham | Dardurch auch Dennmarck uberkam.

Zu
erfristen
:

Luther, WA (
1521
):
Jr alle, die da arbaitet und beschwert seind, kummet (spricht Christus) ich wil euch erlaben und erfristen.

Zu
erklecken
:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
dieweil die vilfeltigen steuren und ungelt so unwillig gegeben wurden und nicht erklecken noch raichen wollten, hat ain erber rat aus not gelt auf sich nemen [...] miessen.

Zu
erklugen
2:

Luther, WA (
1520
):
Nw hat der geytz weytter sich erkluget, unnd schafft, das auch heraussen viel den namen haben bepstlich gesinds.

Zu
erküren
:

Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
In der zeit erchurten Rogerium seine frewnde, also daz Innocencius muͦst entweihen.

Zu
erlaben
:

Knape, Messerschmidt. Bris.
14, 39
(
Frankf./M.
1559
):
also hub man jhn
[den Verletzten]
auff / band jhm den Helm ab / erlabt jn / vnd halff jhm auff das Pferd.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Vich und leut erlaben | Sich nach der ünrü.

Zu
ermangeln
:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1636
):
Uns freudenvollen Gästen | ermangelt keine Lust.

Zu
erörtern
:

Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
461, 17
(
Bremen
1647
):
[die
Obrigkeiten
benötigen]
fleiß vnd gewissenhaffte sorgfalt diese sachen [Hexerey] recht zu eroͤrtern vnd zu richten.

Zu
ersammeln
:

Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
[Garibaldus] ersamlet ain gross her in Ytalia.

Zu
erschnaufen
:

Maaler (
Zürich
1561
):
Erschnauffen / Den athem erholen.

Zu
erspiegeln
:

Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
den [erst mentsch] toͤdet er [der vogel mit dez mentschen antlútz] und flúget denn úber ain wasser und erspiegelet sin antlútz dar inne.

Zu
ersteinen
2:

Gerhardt, Meister v. Prag
49, 10
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
Do [...] erslugen vnd toͤtten sie vnd ersteinten ettlichen.

Zu
erträumen
:

Luther, WA (
1521
):
Was, meynstu, solten solch leutt von dir, Bock Emser, halten, der du eyttell lugen unnd das aller ungeschickist Affenspiell fur tregist, auß deynem eygen kopff ertrewmet?

Zu
erzücken
:

Wunderlich, Fierrabr.
38, 4
(
Simmern
1533
):
Oliuier als eyn wuͤtender mensch / lieff den Heyden mit erzucktem schwerdt an.