erquicken,
erkicken,
V.;
zu
ahd.
irquicken
,
mhd.
erquicken, erkücken
›lebendig machen, beleben‹
(
Dwb, Neub.
8, 2063
;
Mwb
1, 2036
);
große Formenvarianz sowie vereinzelt intrans. Gebrauch; vgl. .
1.
›jn. wiederbeleben, vom Tode erwecken‹; ›ein Tier zum Leben erwecken‹; vereinzelt auch bildlich: ›etw. lebendig darstellen‹; selten refl. sowie intrans.: ›(erneut) lebendig werden, vom Tod auferstehen‹ (jeweils von Jesus Christus);
vgl.  28, ; .
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  5,  6, , .
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
j. e
. (absolut);
jn. / etw. e., Christus sich e., etw
. [wie] (z. B.
mit der stimme, mit gleichnissen
)
e.,
jn. mit zauber, von dem tode, vom grab e
.;
die erquikten menschen
.
Wortbildungen
erquicker
1 ›Lebensspender; Schöpfer (von Gott gesagt)‹ (dazu bdv.:  3; ggs.: ).

Belegblock:

Feudel, Evangelistar
39, 18
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Czu glicher wiz alse der vater irquicket dy toten unde machet sy lebynde, also tut ouch der sun.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 59
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
aller weilwesen, aller zeitwesen und immerwesen ganz mechtiger erquicker, aufhalter und vernichter.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Osee spricht: Nach zweien tagen sucht den herren, | So wirt er eüch seligkeit gewern | Und an dem dritten gar erkücken.
Gille u. a., M. Beheim
235, 30
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Auch wellen sy [checzer] ein solches erschein | mit teufel hafften menschn unrein | und auch mit toten, die sy mein | czu erkuken mit zaber.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Crist selber sich | Vom dot erkucket schnelliclich.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
111
(
Nürnb.
1517
):
Darumb müsen wir diese dingk aus der leer gots schöpfen und, das geschöpft ist, erquicken mit gleichnüssen, ebenbilden, figuren und menschlicher einbildung.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
,ist es nüt der, der die doten lebendig mahte und Lazarum erkikete‘?
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Etlich von wibern
[die zu ertrinken drohten]
herussgezogen und erkuͤkt, liefend wider hinin.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4647
(
schwäb.
,
1455
):
Ich bin der lew, du bist der welff, | Darummb wil ich herquicken dich | Mit miner stymm gar tugentlich.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
er saget, daß sant Bernhardin hätt acht und fünfzig totten erkicket und bei fünfhundert gesechen gemacht.
Völker, Antichrist
327
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
Ich tötte vnd erkúcke, wen ich wil, ich gib guͦt vnd ere allen den, die an mich gelaubend.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
409, 31
;
Völker, a. a. O.
455
;
Niewöhner, Teichner
418, 57
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ; ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
74, 43
;
78, 3
;
2.
›jn. / etw. erfrischen, kräftigen; jm. Erholung verschaffen‹; ›jm. (neue) Kraft, Energie verleihen‹; auch speziell von der psychischen Disposition: ›jn. aufheitern, ermutigen; jm. Trost spenden‹ und ›jn. erfreuen, erheitern‹; seltener intrans. und refl.: ›sich erholen, erfrischen, stärken; (neue) Kraft, Energie gewinnen‹; ›sich freuen‹;
vgl.  28, ; .
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1a,  4, ,  1, ,  13,  1; vgl.
1
.
Gegensätze:
 1,
1
 34.
Syntagmen:
j. e., das herz des menschen
(Subj.)
e
. (absolut);
jn. / sich / etw
. (z. B.
die sele, das erdreich / gemüt / herz, ein blödes gewissen, die kräfte, die betrübten geiste
)
e., das weib
(Subj.)
den man, den leib des mannes e., ein brot den leib, die kraft und macht des leibes Christi
(Subj.)
jn. e., jn. / sich
[wie] (z. B.
genugsam / recht, ein wenig, an der taufe, in freudenschal, mit einem tropfen wassers, mit der geselschaft, mit dem essen
)
e
.;
jn. aus jamer / herzeleid e
.
Wortbildungen
erquicker
2 ›j., der jm. (neue) Kraft gibt, Trost spendet (von Christus gesagt)‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
es seind die aller schoͤnsten und hüpsten hystoryen und sprüch, die billich ain bloͤds gewissen erquicken solten.
Warlich das haist recht erquicken die jhenigen, so im gewissen beschwert sind, wenn sie fuͤlen, das jn jre sünden sind vergeben.
Ebd. (
1538
):
[die Tauffe] sol unser lebenlang unser trost sein, Das wir uns daran erholen und erquicken sollen.
Ders., WA Tr. (
1538
):
darnach [Schiffbruch] da er [S. Paulo] zu den Brüdern kam und von ihnen aufgenommen ward, kam er wieder zu ihm selbs, und ward erquickt und getröstet.
Ders. Hl. Schrifft.
Hes. 2, 2
(
Wittenb.
1545
):
Vnd da er so mit mir redet / ward ich wider erquickt
[
Mentel
1466 /
Froschauer
1531 /
Eck
1537:
der geyst gieng in mich
;
Froschauer
1531:
kam eyn lufft an mich
]
/ vnd trat auff meine füsse.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
311, 1571
(
Magdeb.
1608
):
Wie die Wolcken die Erd erquicken / | Pflegt sie gleich stanck zu Lohn zu schicken.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Jesu dein lieb so werth vnd zart, | Erquickt die Seel nach bester art, | Sie fuͤllet vnd macht doch nit satt, | Der hunger bleibt vnd macht nit mat.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
162, 5
(
Frankf.
1535
):
Sein [steyn Medus] tugent ist widder das alt podagra [...] vnd erquickt die schwachen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
solche gleichnus und fabeln [...] seyn auch nutz [...] einem der mit vielen geschefften, [...], zorn und trauwrigkeit, beladen [...] sein gemüt [...] erquicken und zuͦrecht bringen.
Feudel, Evangelistar
14, 24
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Kumet czu myr alle dy do arbeiten unde dy besweret synt, ich wil uch irquicken.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
eylet zu jhm / denn er ist Ewer Erquicker vnnd Erfrischer / vnnd giebt Labsal vnd Trost.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ob denne
[nach einer mehrjährigen Dürre]
ein suͤs voller regen keme das alles dis ertrich erfúllet und erkicket wúrde.
Goedeke, Fischart Schiff
852
(
Straßb.
1576
):
welchen das glück an tut lachen, | Der kan auch andre lachen machen. | Auch darum erfreut ain das glück, | Das er auch ander leut erquick.
Maaler (
Zürich
1561
):
Jch wird wider Erquicken vnnd fro seyn / wenn ich dich moͤcht gesaͤhen.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
Do [...] schuof der herr mit inen, daz sie ruowen söllten ain wyl, und sich mit dem eßen erkickten.
Klein, Oswald
47, 45
(
oobd.
,
v. 1408
):
zart liebstes weib, | den jamer hie vertreib, | erkück den man in freudenschal.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Dise trostlichen wort von Ruelanden erkückten wider alle erschrockne und pleuge hertz der seinen.
Schottenloher, Flugschrr.
61, 29
(
Landshut
um 1523
):
ich soll in wider mit der geselschafft erkuckhn, das er nit trawrn soll.
Bauer, Imitatio Haller
71, 6
(
tir.
,
1466
):
Vil wort die ersatten die sel nicht, aber das guet leben das erkchükcht das gemuet.
3.
›etw. hervorrufen, entfachen‹; ›etw. begründen, hervorbringen‹; auch refl.;
vgl.  28, ; .
Bedeutungsverwandte:
 81314,  10; vgl.  12,  7,  15.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
226, 136
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wann du | dein czeit volpringest unde | Slaffest pey deinen vatern, sa | erkuk ich ein geslecht das na | dir chumt von deinem stamme da, | des vater wird ich nune.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Als die koln zuͦ der gluͦt vnd die holtzer zuͦ dem feur: also derkúckt der zornig mensch die krieg
[
Luther
1545, Spr. 26, 21:
richt ein zenckischer Man hadder an
].
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Das leben sich ym̄ chind erkückt, | Vnd giuszt Im ein mit worten schnell | Ain lautter claͮre raine sel.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
6, 2
(
moobd.
,
1393
):
daz acht laÿ sach sind, dÿ an ainem menschen ein ware rew erchukent vnd pringent.
Vgl. ferner s. v.  10.