erfüllen,
ervollen,
V.;
Fortsetzung von
ahd.
irfullen
(
-jan
-Verb) /
mhd.
ervüllen
›etw. füllen; etw. ausführen‹
(;
Mwb
1, 2147
ff.) und
ahd.
irvollôn
(
-ôn
-Verb) /
mhd.
ervollen
›etw. erfüllen, leisten; etw. voll machen; voll werden‹
(;
Mwb
1, 2140
ff.).
– Beide Formen sind morphologisch und semantisch kaum distinktiv; in 6 ist ausschließlich
ervollen
belegt (vielleicht unter Einfluss von
erfolgen
2?).
1.
›etw. ausfüllen, mit etw. reichlich versehen, ausstatten‹; im Einzelnen:
a) ›etw. (ein Gefäß, einen Raum bzw. etw. als Raum Vorgestelltes) innen voll machen, (mit etw.) ausfüllen, anfüllen‹; auch: ›etw. mit etw. äußerlich bedecken, überziehen‹; speziell: ›einen Ort mit einer Nachricht überschütten‹; vereinzelt auch intransitiv (vgl. ); vgl.  2.
Phraseme:
seinen bauch erfüllen
›seinen Bauch vollstopfen‹;
jm. die augen erfüllen
›jn. täuschen‹;
jm. / etw. das maul nicht erfüllen mögen
›js. Unersättlichkeit nicht befriedigen können (bildlich: jm. / etw. das Maul nicht voll genug machen können)‹.
Bedeutungsverwandte:
, (V.) 5, , .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den beutel des betlers, die erde / stat, das gebirge / land
)
e., etw. mit etw. e
. (z. B.
einen brunnen mit hoden, den mund mit fluchen / schelten, die arche auswendig mit gold, die gasse mit tumult, die welt mit salz, js. angesicht mit schmach, alles mit heulen / weinen, js. haus mit dem zehenten, js. wege mit stricken, alle winkel mit beschwerlichkeit / gefärlichkeit
),
den graben von dem ablauf des wassers e., das blat zu vol e
.
Wortbildungen
erfült
1 (im Beleg:
ervollet
): ›voll; fest, fleischig‹.
b) tropisch: ›jn. / etw. (mit einem Affekt oder einer anderen abstrakten Bezugsgröße) beleben, beseelen, (in seinem Innersten) durchströmen‹ (häufig von Gott, der göttlichen Gnade u. dgl. gesagt); vgl.  2.
Gehäuft Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  12,  2,  3.
Gegensätze:
 15.
Syntagmen:
got
(Subj.)
jn. / etw
. (z. B.
alles, alle creaturen / dinge
)
e., etw
. (Subj., z. B.
der verstand
)
jn. e., j. / etw
. (Subj.)
etw
. (z. B.
die frau alle winkel, der geist die erde, der punkt alle dinge, die minne das herz, die gnade gottes die welt, die stimmen das erdreich / himmelreich
)
e., jn. mit etw
. (z. B.
jn. mit erkentnis, die frau mit der gnade, jn. in seinem verstand mit liecht
)
e., etw. mit etw
. (z. B.
die erde mit tugend / ere, alles mit wolgefallen, die herzen mit hurerei / morden / rauben, alle örter mit liecht
)
e
.;
j. der weisheit
(Gen.)
erfült sein / werden
;
j. mit angst / bosheit / sünde / traurigkeit / volkommenheit, dem heiligen geist, das fleisch
(Subj.)
mit unkeuschheit, js. herz / sele, kräfte / sinne / winkel mit der gegenwärtigkeit Christi erfült sein / werden, etw
. (Subj.)
mit etw. auswendig / innewendig erfült sein / werden
; subst.:
jn. mit dem erfüllen irre machen
.
Wortbildungen
erfüllung
1a) ›Überfülle (z. B. des Herzens)‹; 1b) ›Beseelung‹ (dazu bdv.:  12, ).

Belegblock:

Zu a):

Köbler, Ref. Wormbs
315, 7
(
Worms
1499
):
vff das sie [das frawlich geschlecht] kinder gewinnen die stat erfüllen vnd enthalten.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
auß allen gärten [...] nimbstu den zehenden, der dir nicht gebühret, und erfüllest darmit dein hauß.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 9, 1
; (
Wittenb.
1545
):
Seid fruchtbar vnd mehret euch / vnd erfüllet die Erde.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
11, 21
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
das [...] gut salcz, das vurt man in di provincien [...], und ist alsotan salcz das is alle di werlt irvullite.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
73r, 38
(
Leipzig
1588
):
Das fast alle Winckel mit Beschwerligkeit vnd Gefehrligkeit / von boͤsen Leuten erfuͤllet sein.
Ebd.
182r, 21
:
Einer der seinen Mund alle Stunden mit schelten vnd fluchen erfuͤllet / der wird selten ein gut Vater vnser fuͤr dich beten.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
der grabe wart derfúlt von dem ablauf des wassers
[
Luther
1545, 1. Kön. 18, 35:
ward auch vol wassers
].
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Dann da kame ich in eine Gasse, [...], welche allenthalben mit tumult, mit zancken vnd beissen, [...], mit schlagen vnd balgen erfüllet.
Lauater. Gespaͤnste
33v, 9
(
Zürich
1578
):
Bald hatt das guͦt toͤchterlin die gantz statt erfüllet / wie im vnsere liebe frauw erschine͂.
Steer, Schol. Gnadenl.
4, 34
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
Herr erfill ir angesicht mit schmauch.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
[diu pest schickung des flaischs] brüeft man dar an, daz diu glider mæzik sint und zimleichen dervollet.
wahsent [vil erdischer dünst] immer mêr zuo, unz daz si ain ganz gepirg derfüllent.
Klein, Oswald
117, 21
(
oobd.
,
n. 1438
):
der dritte frässig als ain gaul, | das im niemand durch speise weder frisch noch faul | sein weites maul die zeit nicht mag erfüllen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
181, 23
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
all vnser weg vnd steg vmlegt sind von den pösen geysten vnd sind all erfült mit vnsëgleichen strikchen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[er] wolt inen [huerenpfaffen] allen die hoden ausschneiden und nit aufhören, bis er ainen ganzen brun damit (got zu lob und êr) erfüllet.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
23, 27
(
tir.
,
1464
):
die da verschlinten vil lustiger vnd köstleicher speis, das si ire peüch erfüllen.
Vgl. ferner s. v. ,  3.

Zu b):

Luther, WA (
1516
):
got muͦß das als ervollen.
Ebd. (
1523
):
das er alle creatur erfullet, da er ist uberal gegenwertig und sind alle ding seyn vol.
Ebd. /35 (
1544
):
,Das jr erfuͤllet werdet [...] mit erkentnis seines willens‘ etc. [...]. Es heisst aber erfuͤllet werden, das ist, nicht allein mit den ohren ergreiffen und fassen solch erkentnis, sondern auch darin reich und jmer voͤller und voͤller werden.
Ebd. (
1527
):
Er [Gott] ist so klug, das er dich so yrre machet ynn dem erfuͤllen, das du nicht wissen kanst, woran du seyest.
Ders., WA Tr. (
1531
):
Kann er [Teufel] doch die Herzen mit Morden, Hurerei, Rauben und allen bösen Lüsten und Wollüsten erfüllen und einnehmen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sant Augustînus sprichet: „giuz ûz, daz dû ervüllet werdest [...]“.
Feudel, Evangelistar
17, 27
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
uz der irvullunge des hercen redit der munt.
Strauch, Par. anime int.
29, 22
(
thür.
,
14. Jh.
):
Got ist ein cirkil, des punct alle dinc irfullit und des cirkil nirgin inist.
Ebd.
107, 2
:
unsir frauwin di was also irfullit mit der gnade.
Goldammer, Paracelsus
6, 187, 9
(
1530
):
kein winkel in deim haus wird sein, dein frau wird ihn erfullen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
9, 14
(
tir.
,
1464
):
wend er ist erfült gewesen der weisshait als ein fliessender pach.
Dies., Zist.-Pred. Haller
61, 26
(
tir.
,
1466
):
got ist kchömen czue dem menschen mit der hilff, mit der erleuchtung vnd mit der erfüllung.
Froning, Alsf. Passionssp.
7969
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3969
;
Sermon Thauleri
14va, 32
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
9
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
152, 13
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
53, 40
;
dies., Imitatio Haller
50, 20
;
Vgl. ferner s. v. (
die
2,
2
,  4, (Adj.) 2, (V.) 1.
2.
›etw. (Fehlendes, Zerstörtes) ersetzen, ergänzen, ausbessern; (eine Lücke) auffüllen; (einen Mangel) ausgleichen‹; häufig speziell: ›(jn.) bezahlen‹;
zu  7.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den januar, die stelle, das dachwerk / gebrechen, x pfund
)
e., etw
. [wie] (z. B.
wieder, aus anderen sprachen, mit x
[einer Zahl]
/ woltat, nach dem recht, nach der notdurft
)
e
.
Wortbildungen:
ervolnis
›Ersatz‹ (dazu bdv.: vgl.
2
 6).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 162, 15
(
preuß.
,
1450
):
ist denne in sulchen artickeln adir antwurten eyngerley gebrechen, den wil der herre homeister [...] gerne wandeln und dirfollen.
Luther, WA (
1518
):
Er wirt ain richter sein in der haydenschafft, er wirt erfüllen was zerfallen ist.
Ebd. (
1536
):
Las mir meine Braut zu frieden, Ist etwas an jr gebrechlich, das wil ich erfuͤllen, ist sie nicht schoͤn und rein gnug, so kan ich sie schoͤn und rein machen.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
1430, do hadde man einen forchlichen mei, [...] ervroir win ind korn [...]. doch ervulte it got ind gaf ons einen goiden somer.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
weil in derselben [signatur] keine minuten sind / erfuͤll ich dero stelle mit 0.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
wann wo sie [teutsch zung] mangel het gehabt an worten, were sie gepeßert und erfült auß andern sprachen.
Leisi, Thurg. UB
5, 580, 1
(
halem.
,
1357
):
so soͤlin wir im [...] so vil guͦtz [...] nach der pfrúnde notdúrft ervollen und ufrihten und widerlegen.
UB Zug
1979, 21
(
halem.
,
1511
):
das sin gnaͮdt das dachwerch uff dem corr hab lasen erfullenn.
Plant u. a., Main. Naturl. 302vc,
15
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
gebrast im eines tages den nam er [Julius] dem februario vn̄ ervollete den ianuarium.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1377
):
[si] sullen [...] nach der stat recht [...] ervollen, swaz si versezzen habent.
Herzog, Landsh. UB
585, 7
(
moobd.
,
1392
):
zu solicher obgenanter erstattung vnd eruollnuͤzz [...] sullen wir hertzog Fridrich geben drey vnsers rats.
Kurz, Waldis. Esopus ;
Leisi, Thurg. UB
8, 282, 11
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Vgl. ferner s. v.  6,  4.
3.
›(ein Bedürfnis, häufig: eine religiöse Sehnsucht) stillen, befriedigen‹; auch: ›jn. zufriedenstellen‹; als Ütr. mit hinzukommender Spezialisierung anschließbar an 1b);
vgl.  5.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 123,  123, , ,  2,  13; vgl. .
Syntagmen:
jn. / etw
. (z. B.
die begierde / wollust
)
e., etw
. (Subj.)
etw
. (z. B.
das essen die hungrige sele
)
e., got den madensak e., etw. an jm. e
.;
j. / etw
. (Subj.) [wie] (z. B.
mit der tröstung, mit brot, nach seines herzen gier, von js. zier
)
erfült sein / werden, gut / leicht zu erfüllen sein, js. wille
(Subj.)
an jm. erfült sein / werden
.
Wortbildungen:
˹
erfülle
1,
erfüllung
3˺ ›Befriedigung, Stillung‹ (dazu bdv.: vgl.
2
),
erfült
2 ›befriedigt, gesättigt
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
denn diß kostlich hern essen fordert, settiget und erfult eyn hungrige und lere sele.
Ebd. (
1537
):
Heuserfresser, die der Widwen Heuser fressen, das sie niemands kan erfullen noch settigen.
Ders., WA Tr. (
1530
):
er [Gott] will nicht haben, daß wir sagen könnten [...], er [...] konnte unsern armen Madensack nicht ernähren und erfüllen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wer kan den Geitzigen erfuͤllen | Oder jm den Geit hunger stillen?
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
als wenig ein kleines troͤphli erschússet in der hohen tiefi des meres, als wenig erschusse an der erfúllunge diner begirde alles, daz dú welt geleisten mag.
was, min geminter, was, ein erfúlli aller miner begirde, was sol ich, [...], ze dir sprechen [...]?
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Ervollet ist mines herczen gir.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
52, 12
(
tir.
,
1464
):
erfüll mich, wend tu pist das hailwertig trankh.
Dies., Imitatio Haller
88, 9
(
tir.
,
1466
):
Sy sint aus wendig arm gebesen, aber sy sint inwendig erfült gewesen mit der götleichen trostung.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Lauchert, Merswin ;
Sappler, H. Kaufringer
14, 335
;
Klein, Oswald
58, 43
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
24, 24
;
Voc. Teut.-Lat.
g vijv
;
Vgl. ferner s. v. , (Adj.) 1,  8,  4.
4.
›etw. verwirklichen, vollziehen, leisten‹; auch: ›etw. (Versprochenes, eine Prophezeiung, Verheißung) einlösen, wahrmachen‹; ›(ein Gebot) einhalten, ausführen; (einer Sache, Forderung) nachkommen, Genüge tun‹;
offen zu 5; vgl.  2.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; im Oobd. auch berichtende Texte.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den ausgang
›Tod‹
/ lust / preis, js. willen, die fastnacht / prophezei / reitung / schrift / siebenzeit
›die sieben Gebetszeiten‹,
das ampt / beger / ding / gelübde / gesez / sprichwort / wort, die gebote / manungen / opfer
)
e., etw
. [wie] (z. B.
leiblich, mit den werken
)
e
.;
etw
. (Subj., z. B.
js. wille / wolgefallen, die gerechtigkeit / prophezeiung / verheissung / weissage, js. freude, empfangung des sacraments
)
erfült sein / werden, etw
. (Subj.) [wo] (z. B.
an jm., im tempel, in der erde
)
erfült sein / werden
.
Wortbildungen
erfüller
›Ausführender‹ (dazu bdv.:  2),
erfüllerin
›Ausführende‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Ich musz das sprichwort erfullenn ,Was die welt zuschaffenn hat, da musz ein munch bey sein, und solt man yhn datzu malen‘.
Ebd. /25 (
1518
):
wye woll wir das minste im gesetze nicht erfollen, so troste wir uns doch des, das es Christus hat, der auch allein das gesetze erfullet hat.
Ebd. (
1525
):
denn ich thue Gott ein gros opffer, wenn ich von Christo predige, [...] und erfuͤlle alle die opffer [...] und toͤdte den alten Menschen und bekere sie, das sie newe Menschen werden.
Nu die ersten gepot werden nicht erfuͤllet mit wercken, sondern durch den geist Gottes ym hertzen.
das der glaube und die person der thetter und der erfuller bleybe des gesetzs.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar umbe sagete ich ze Parîs, daz an dem gerehten menschen ervüllet ist, swaz diu heilige schrift und die prophêten [...] ie gesageten.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
vil libes kint [...] erfullis schir, | wez myn hercze begert von dir.
Pyritz, Minneburg
901
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Du bist ein derfullerinne | Der gebot uz tugende synne.
Gille u. a., M. Beheim
37, 22
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das nu werd hie | erfult all die | gerechtikeite.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ich kum sy [die ee oder die weyssagen] nit zuͦ entpinden: wann zuͦ derfullen
[
Luther
1545, Mt. 5, 17:
erfüllen
].
Alsust schlach got aus ein igklichen man der do nit derfúllt
[
Luther
1545, Neh. 5, 13:
handhabet
]
ditz wort.
Goldammer, Paracelsus
6, 192, 4
(
1530
):
wie dann der brauch ist mit den jungen [...] sie mussen den lust vatter und mutter erfullen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Was sy mit den warten predign, sullen sy mit den werckhen erfullen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Do ward aber gemacht ain reiche hochzeit und ward ervollt die prophetzey des knechts, als er das vor gesprochen het.
Munz, Füetrer. Persibein
226, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
o ritter kúen, durch all dein manlich ere | ervoll den ritterleichen preis.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
91, 22
(
tir.
,
1466
):
Das mein freud in euch seÿ vnd das eur freud erfült werd.
ders., WA Tr. ;
ders. Hl. Schrifft.
Jer. 28, 9
;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
512
;
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 4, 23
;
26, 3, 32
;
Mathesius, Passionale ;
Gille u. a., a. a. O.
111, 178
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
191
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
163, 29
;
Dietrich. Summaria
27r, 14
;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Koller, Ref. Siegmunds ;.
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
124, 16
;
231, 31
;
Bauer, Geiler. Pred.
78, 29
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
59, 30
;
Vgl. ferner s. v.  1, (
das
1, ,  3,  4,  6.
5.
›etw. (der Zeit Unterliegendes) fertigstellen, vollenden, beenden‹; auch: ›etw. vollzählig, vollständig machen‹; speziell auf eine Zeitspanne bezogen: ›verstreichen, zu einem Abschluss kommen‹; ›zur Reife gelangen‹;
vgl.  25.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Gegensätze:
1
 7, .
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
das weizenkorn
)
e
. (absolut);
j. etw
. (z. B.
den lauf des lebens, die rede
)
e., die zeit
(Subj.)
sich e
.;
etw
. (Subj., z. B.
die predigt / zeit, die zal der beirichter, das werk, x jare, die tage der aufnemung, des amptes
)
erfült sein / werden
;
die erfülte norm
.
Wortbildungen
erfülle
2 (im Beleg:
erfölle
) ›die Gesamtheit, das volle Maß (e. S.)‹,
erfüllichheit
›Vollendung‹,
erfült
3 ›vollständig, vollkommen‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA /19 (
1528
/
9
):
Es ist alles erfuͤllet und vollendet und darff niemand disputiren, als sey noch etwas dahinden zuerfuͤllen
[dies zu 4]
und zu volbringen.
Ebd. (
1538
):
In dieser kleinen und kurtzen Zeit ist diess hehrlich werck unserer Seligkeit und die teuere predigt des neuen Testaments erfullet und ausgerichtet worden.
Ders. Hl. Schrifft.
Jes. 65, 20
(
Wittenb.
1545
):
Es sollen nicht mehr da sein Kinder / die jre tage nicht erreichen / oder Alten / die jre jar nicht erfüllen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Elizabêten zît ist ervüllet, und si gebar einen sun.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
421, 30
(
els.
,
1362
):
Do súben ior erfúllet worent do erbarmete sich der abbet vber Theodorum.
Illing, Albert. Sup. miss.
478
(
els.
,
n. 1380
):
Dirre gewalt ist eime verl(i)hen, daz ist dem bobeste, daz men erkenne, daz die erfoͤlle dez gewaltes eime befolhen ist.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Als sich dú zit ervolte | Das Maria geběren solte.
Do er sin rede gar ervolt, | Ihesus sprach: ,[...]‘.
Anderson u. a., Flugschrr.
10, 2, 24
(
Zürich
1524
):
deñ so dz weitzenkoͤrnlin efulet / so bringt es erst vil frucht.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Erfuͤllt vnd vollkom̄en.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
5, 2
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Ave, grüest pist, magtleich forme, | der gothait erfolte norme.
Niewöhner, Teichner
332, 20
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
in sechs tagen schueff sein list | allez daz er [got] schaffen wolt. | do ers allez sampt dervolt, | do liez ers in dem model stan.
Buijssen, Dur. Rat.
71, 4
(
moobd.
,
1384
):
darumb und daz die dervollichait der zeit und daz lamp der senftmuttichait Christus chomen ist.
Vgl. ferner s. v. (
das
1,  8,  1, .
6.
›etw. gerichtlich zugesprochen erhalten‹;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
 5; vgl.  2,  2.
Wortbildungen
erfüllung
5 (im Beleg:
ervollung
) ›Verhandlung; Zusprechung‹ (dazu bdv.:
1
 5,  2).

Belegblock:

Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
64, 13
(
nobd.
,
1371
):
daz er sein klag und dew vorgenanten zweytausent march silbers uf den egenanten Petern von Erenuels erlanget und ervollet het.
Ebd.
318, 42
(
1427
):
ob yemand griffe zu solichen unter uns [...], auf die er mit recht ervollt und erlangt hett.
Bastian u. a., Regensb. UB
450, 38
(
oobd.
,
1377
):
daz iren leiben und guͦten dieselb klage, ervollung und ehte fuͤrbas mere ewiclichen zuͦ keynem schaden kuͦmen suͦlle in dehein weise.
Pfeiffer, a. a. O.
227, 31
;
Rwb  f.