4
geweren,
V.;
zu
mhd.
wërn
›geben, gewähren‹
(), nhd.
währen
III
›erfüllen, leisten, bezahlen‹
(); im wird
4
geweren
mit
3
geweren
als etymologisch identisch angesehen (mit weiterer Literatur).
1.
›schenken, geben (absolut); js. Bitte, Wunsch erfüllen, einem Wunsch nachkommen; jm. etw. gestatten‹; damit (im Sinne einer Synekdoche): ›jn. erhören, jn. mit etw. beschenken, begaben‹; jeweils nach vorher geäußerter oder vorausgesetzter Bitte.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  1, .
Syntagmen:
j
. (z. B.
got
)
g
. (absolut);
etw
. (z. B.
den lon
)
g., der stat den reichen herbst g., jm. etw
. (z. B.
den lon, eine bitte
)
g., jn. g
. ›jm. ein gnädiges Ohr verleihen‹,
jn. an jm. g
. ›bei jm. für jn. bitten‹,
jn
. (z. B.
die Juden
)
etw
. (z. B.
die bitte
)
g
. (doppelter Akk.),
jn. g., das [...]
, sehr oft mit Akk. d. P. und Gen. d. S.:
jn. e. S
. (z. B.
des betes / friedes / trostes / willen, der begierde / bitte / ere / hilfe / rede
)
g
.; oft passivisch:
j. e. S
. (z. B.
der bitte
)
gewert werden / sein
; Kasus unklar in:
jn. treue g
.
Wortbildungen:
4
gewerde
›Geschenk, Gabe‹.

Belegblock:

Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1466
(
Eisleben
1565
):
Hertzliebes Kind ich [Maria] bitte dich [Christum] / | Das du wollest geweren mich / | An dieser armen Suͤnderin / | Die da leyt in engstlicher pein.
Jan.-Off.
17, 17, 18
(
rib.
,
14. Jh.
):
Ouermitz die gewerde der barmherzicheit vns gotz, in wilchem [...].
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1200
(
mrhein.
,
um 1335
):
Pylate, herre, ich biden dich, | dorch dine zuͦth gewere mich, | daz ich Iesum begrabe.
Froning, Alsf. Passionssp.
2082
(
ohess.
,
1501ff.
):
der do trostet alle die, | dye syner wollen gern: | die mag hie alle wol gewernn !
Goedeke u. a., Liederb. (
Mainz
1513
):
mein treu ich doch an dir nit brich, | tust du mich nun geweren.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
bier schencken, gewant snyden etc., ab dy stat unde gemeynde ym das geweren mochte.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
313, 15
(
thür.
,
1474
):
daz er deme genanten Hanßin Mollere in der anwisunge solde geredt habin, daz er yn wolt gewern, daz ym dy alterlute sollich gelt, [...], zcu zcinße addir nicht solten stehen laßin.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Du hast die Apostel gelert, | Vnd sie des ewign trosts gewert.
Gajek, Köler. Maÿen-Lust
67, 21
(
Breslau
1642
):
Da sie [Mayen⸗Lust] den reichen Herbst mit Jahren durch Verstand | Wol außgezeitet wird gewehren Stadt vnd Land.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
503
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
daz du [Herre] alle di wollest gewern, | di gnoden piten.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Urlap nam der Krieche und wolte scheiden dan. | vil kume man in gewerte, den tugenthaften man.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
550
(
schwäb.
,
1455
):
Den schöpffer bit für mich ! | Er tuot geweren dich.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
750
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Also ob er [mensch] des toͮffes gert | Und nieman hat der in gewert.
Ironisch: ˹ Ebd.
877
:
Do ward er
[
sun
, Verlorener Sohn]
hungers wol gewert, | Das er der klÿen do begert
Wyss, Luz. Ostersp.
7334
(
Luzern
1545
):
gand hin vnnd sumend vch lenger nit, | das ich die Juden gwär ir bitt !
Maaler (
Zürich
1561
):
Einsi wunsch gnuͦg thuͦn oder Gewaͤren / Thuͦn was einer wünscht oder begaͤrt. [...]. Gewaͤrend vns diser bitt / Vergunnend vns das / Bewilligend vñ lassend vns dz guͤtigklich nach. [...]. Das du begaͤrt hast / deß hab ich dich Gewaͤrt.
Unger, Richtes Stig (
1474
):
Will dich denn der richter gewerenn, so frag: wie hoch du in zurecht porgen darffts?
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
des betes wolt man si nit gewern.
Ebd. (
1437
/
42
):
die herren da hetten kein erbärm | und wölten keim sin baͤt gewärn.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Er [Gott] versagt nichts, er ist so gut, | Nach ewerm verdienen er gweren thut.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 115
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Prich gutes zoren, fraw, und sprich: | ,sich, ich han schon gesauget dich, | mein / kind, du musst geweren mich.
Klein, Oswald
39, 36
(
oobd.
,
1426
?):
ich kenn die sünd von sodoman, | verdienten lon nit halb gewër.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
ich bitt eur gnaden [...], ir bellet mich ainer bett gebern.
Piirainen, Stadtr. Sillein
37a, 14
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Ich bitte dich herre durch deynen iemerleichen schrey daz du meynen schrey erhorest vnd mich gewerest.
Ebd.
39a, 17
:
wer dicz gebet sprichet dem wil meyn chint vnd ich fvͤmfzehen lon geweren Amen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
Froning, a. a. O.
3042
;
Valli, Baldemann
471
;
Goedeke u. a., a. a. O. ;
Neumann, Rothe. Keuschh.
756
;
Henschel u. a., Heidin
567
;
838
;
Asmussen, a. a. O.
1130
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
261, 24
;
Menge, Laufenb. Reg.
1154
;
Sappler, H. Kaufringer
1, 34
;
24, 56
;
Bastian u. a., Regensb. UB
244, 33
;
Klein, a. a. O.
12, 10
;
106, 36
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Mollay, H. Kottanerin
20, 1
;
21, 15
;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›jm. etw. in einem bestimmten Zustand hinterlassen, wieder übergeben‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1479
):
so hat globt der gnante Jorge Cluger, im die
[Bergteile]
wedir czuantworten und geweren bauhaftig.
Ebd. (
1640
):
dass er [...] die wasserkunst [...] baustendig erhalte und bei seinem abzuge dieselbte wiederumb baustendig sambt allen und ieden [...] gewehre.
3.
›seinen Leistungsverpflichtungen nachkommen; (dadurch:) jn. hinsichtlich seiner Forderungen zufrieden stellen, jm. sein Recht zukommen lassen, das ihm Zustehende entrichten‹; ütr.: ›jm. eine Tracht verabreichen‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 17,  123,  1, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
den zins, die pen, das bergrecht
)
g., jn
. (z. B.
den bergmeister / gelter
)
/ etw
. (z. B.
die welt
)
g., jn. mit etw
. (z. B.
mit korn / wein / pfennigen
)
g., jn. e. S
. (z. B.
der pfennige
)
g., sich mit 1 gulden g. lassen
.;
jm. g., jm. aus den trebern g
.; ütr.:
jn. mit streichen g
.;
der stat mit geweren
(subst.)
unfreundlich tun
.
Wortbildungen:
gewerig
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Konventsb.
134, 3
(
preuß.
,
1404
):
Habir gesacczt yo uff die hube 6 scheffel im 1400 und dritten yare, den die lute geweren mussen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vnde geweret in [den paffe] der leye mit pfennigen oder mit pfanden vor gerichte, der paffe muͦtz ime recht beyten sam vor werlichem gerichte.
vnde Cuͦmt her vore, So sol her im sin guͦt wette, vnde der richter sol im gebeiten, daz her im gewere.
Mitzschke, UB Bürgel (
thür.
,
1451
):
Wer es auch sache, das wir, unser erbin und erbnemen unser kouffere die mergenanten zinse nicht geweren mochten.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
verlore der wirt ime das pfand, er muß es gelden oder muß es gewern.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
23, 8
(
els.
,
1362
):
do gewerten sú voͤllekliche mit irme korne die diener des keysers.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1403
):
so sol im denn nach den drig tagen sin ampt verboten sin als lang, unz er die vorgen. pen gewer und bezale.
UB ob der Enns
10, 606, 21
(
moobd.
,
1390
):
das die selben eriben derselben siben hundert pfunt pfenning verrichtt vnd gewert werden, domit ze schikchen vnd ze tun, was si wellent.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
997
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Da mitt zwen ander júngling guͦt | Er schinend gar in zornes muͦt, | die inn mit straichen wol gewert | Liessend fúr tod uff der erd.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 332, 12
(
halem.
,
1508
/
16
):
und das si [landlútte] in
[den
edlen
]
pflichtig werind, nit bezalen oder inen gewerig sin wölttind.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
er hab der stat untreulich getan und unfreuntlich mit geweren und hab der stat ir guet gestollen.
Bastian u. a., Regensb. UB
424, 34
(
oobd.
,
1375
):
dez ich verricht und gewert pin worden gar und gantz [...] mit der beschayden, daz [...].
Staub, Qu. Wien (
moobd.
,
1381
):
so sol er denne von dem egenanten haus seins gelts 10 phunt gewert werden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
so muessen sich die herrn mit ainem gulden 10 schilling pfenning geweren lassen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1580
):
wer von ainem weingarten das perkrecht dient, soll seinem herrn den verlaß geben und nicht auß den trebern gewern.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
ez gwert wol ain jeder man auf sand Görgen tag mit gueten wein sein perkrecht.
Ez mag chain erb chain gût besiezen von seinen vodern, [...], ez werdent die gelter ee gewert.
Große, a. a. O. ; ;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
56, 25
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Wild.
241, 358
;
Dertsch, Urk. Kaufb.
119, 22
.
4.
›etw. anerkennen (z. B. eine Zielmarke)‹.

Belegblock:

Wickram
4, 41, 23
(
Straßb.
1556
):
so dorfft sich auch der andren keiner mehr understohn / das ziel zuͤ geweren.