behaltung,
5.
›Erhaltung von (seltener:) jm. / (häufiger:) etw. (abstrakter und konkreter Bezugsgrößen) in seiner Existenz oder in einem positiv gesehenen Zustand, Schutz (z. B. der Stadt), Bewahrung von jm. / etw., Behütung e. P. / e. S.‹;
Syntagmen:
b. jn. behalten
(figura etymologica);
b. der ansbäume / pfeiler, b. des vaterlandes, getreides / weines / friedes / ordens / stats / wesens, der erde / gnade / huld / natur / stat.
Belegblock:
Strauch, Par. anime int.
65, 10
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz ist gewis daz alle creature fon naturen Got libir han dan sich selber, darumme wan he ir inthalt und die behaldunge ires wesines ist.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 4
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
die erde und alle ir behaltung ist auf unstetigkeit gebauet.
Gille u. a., M. Beheim
20, 82
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dein weishait, durch dy du uns erlost, | dein phaltung, die uns hat pehalten dort. | schepher, erloser, phalter sunder quele, | du uns pehalt.
Merk, Stadtr. Neuenb.
(
nalem.
,
1496
):
so si bisher fur die wassernot zu behaltung der statt angelegt haben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
Daz hirn ist in dem menschen neur durch ain behaltung der nâtûr, reht als deu kelten in dem kelr ist durch die behaltung des weins.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
zw behaltung des genanten fryds […], so sol zwischen payden taylen nicht annders verstanden werden, das […].
6.
›Errettung, Erlösung (e. P. / der Seele) auf Grund der Vergebung der Sünden‹; metonymisch: ›Vergebung (der Sünde, der Schuld)‹;
Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
2,
(
das
)
4,
2; zur Metonymie:
.
Belegblock:
Jostes, Eckhart
93, 14
(
14. Jh.
):
Niht enwil ich sprechen, daz dizz wesen der sele also zu niht werd, alz ez waz, ee ez geschaffen wůrd, mer dis vernihtigung di sol man verstan noch der behaltůng und der besitzung.
Rieder, St. Georg. Pred.
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
gedenk an din erloͤsung und an din behaltung.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
416, 17
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Wan (sit) der mensche, der in gnade ist, erfüllet den willen gottis, nu ist daz zimlich, […], daz got erfülle dez menschen willen in behaltunge dez andern.
Andreae. Ber. Nachtmal
77v, 19
([
Augsb.
]
1557
):
der gantz Christus selber / der vns nicht allain nutz ist / am creütz / zur behaltung vnser schuld.
Drescher, Hartlieb. Caes.
(
moobd.
,
1456
/
67
):
Da verstůnd die tochter das seins hayls und behaltung kain trost wäre.
7.
›Aufbewahrung von etw. (eines Depositums)‹; metonymisch: ›zur Aufbewahrung dienender Ort, verschlossener Raum‹;
Bedeutungsverwandte
(zur Metonymie):
.
Belegblock:
Kohler u. a., Bamb. Halsger. Corr.,
(
nobd.
,
16. Jh.
):
vleis vff eroberung vnnd behalttung gemeltter gestolner habe gelegt.
diser brief soll auch alle jar (bei) dem neu erwelten burgermaister […] behaltunsweis hinderlegt werden.
8.
›weiterer Besitz, Behaltung von etw.‹;
Syntagmen:
b. des gebäudes / gutes
;
eigentümliche b
.
Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
79, 13
(
thür.
,
1474
):
ap dy frouwe met yrem manne daz gud vorerbeth hette, unde were doch der erbe gestorbin, so hulffe yr daz zcu behaldunge des gutis nichtis nicht.
9.
›Vorbehalt, durch Vorbehalt gesichertes Recht‹;
Belegblock:
Hilliger, Urb. St. Pantaleon
(
rib.
,
1426
):
wanne die laeten tho Borren off tho Braicht yre beraet halden, dan suychen dat sy yn den yrsten geyn orde over engeyn, sullen sy bynnen 14 dagen yre beraet van sich geven up eyne pene yre behaldynge tho verlyesen.
Rudolph, Qu. Trier
(
mosfrk.
,
1364
):
Daz wir alle privilegia und brieve und auch alle gesetze, ubungen, behaltungen und gewonheit, die van uns […] verluwen weren eynicherhande luden, steden […] abnemen, widerrufen.
10.
›Bestätigung, Bekräftigung von etw.‹;
Belegblock:
Köbler, Ref. Wormbs
123, 13
(
Worms
1499
):
Soͤlicher vsszug […] kompt aber dem antworter oder vßzicher zugůt in behaltung der vrteil.
11.
›gerichtlicher Beweis mit sechs Eidhelfern‹;
Belegblock:
Leman, Kulm. Recht
(
Thorn
1584
):
Wyrt eyne sune getedynget vndir luten vnd wil man dy brechen. Yener dem man sy brechen wil behelt syne sune wol myt sechs mannen tzu ym selbir. […]. Vnde das en heysse wir keyn obir tzugen vf ymande. sundir eyne behaldunge syner sune.
12.
›Wohnung, Aufenthaltsort‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.
7.
Belegblock:
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
(o. O.
1532
):
so aber ein diep […] jemannds bey tag oder nacht jnn sein behusunge oder behalltung pricht oder steigt.
13.
›Befolgung, Einhaltung (in allen Belegen: eines religiösen Gebotes)‹;
Belegblock:
Steer, Schol. Gnadenl.
6, 81
(
moobd.
,
15. Jh.
):
das gesaczt gepewt alle gestalt der last, vnd also lieb allain ist volendung vnd behalttunge aller gesaczt vnd tugent.
Warnock, Pred. Paulis
8, 339
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Die gerechtikait der glichsner bestát in den grechten und gůtten werchen, […], in kestgung des flaischs, aber nit in behaltung der gesetzt gotz.
Dirr, Münchner Stadtr.
(
moobd.
,
1328
):
daz ir euch uͤbet […] an der voriht uͤnsers herren, an behaltung di zehent pot uͤnsers herren.
Niewöhner, Teichner
592, 123
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
der sich aller niderst hat | mit der spiß und mit der wat | durch die behaltung der gebott, | der ist aller nechst by got.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
105, 31
;
Bauer, Zist.-Pred. Haller
91, 200
;
14.
›äußerliche Gebärde, nach außen Erkennbares‹.
Belegblock:
Feudel, Evangelistar
119, 22
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
daz riche kumet nicht mit behaldunge.