V.,
unr.; im Prät. begegnen:
begund(-)
(häufig; Gesamtzeit und -raum), daneben seltener
begunt(-)
und
begunst(-)
; speziell im Sing. Prät.:
began
(häufig; Gesamtzeit und -raum), daneben Zufallsformen wie
begente
, schweiz.
bunt
; im Pl. auch
begunnen
. Das Part. Prät. hat
begunnen
(mehrfach), seltener
begunt, begunst
. Statt des
-u-
des Part. Prät. steht md. auch
-o-
. Zur Einordnung von
beginnen
in die Sprachgeschichte seit dem Mittelhochdeutschen und dem Versuch einer geschichtlichen und sprachgeographischen Deutung des Belegmaterials vgl.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 361-363
sowie
.
1.
›mit etw. (einer Tätigkeit, die in der Zeiterstreckung gedacht wird) beginnen, anfangen; sich von einem bestimmten Punkt oder Zeitraum an in der Zeit erstrecken, beginnen, anfangen‹; offen zu
3;
6;
7.
Bedeutungsverwandte:
1,
1,
1,
9,
1,
1.
Syntagmen:
das predigen / spiel b
., (mit Ellipse eines Handlungsverbs oder Verbalabstraktums:)
einen graben, den turm, das evangelium b
.;
der arbeit / fart / lere, des sturmes / streites / werkes b
.;
das alter b. von […]
;
j. b
. [+ Inf. ohne
zu
; z. B.:]
lesen / müden / schwitzen / sich verwundern / zweifeln, j. b
. [+ Inf. mit
zu
; z. B.:]
zu bauen / predigen / reichsen / schlafen, es / etw. b
. [+ Inf. ohne
zu
; z. B.:]
abenden / tagen / dunkeln / grünen / regnen / wehen / nahen / alt werden / sich aufbäumen, es / etw. b
. [+ Inf. mit
zu
; z. B.:]
zu scheinen / tagen / aufsteigen / sich übeln / kranken
;
begonnene klage
. Die Verteilung von
beginnen
+ Inf. mit bzw. ohne
zu
läßt sich wie folgt angeben (dies gilt auch für Bed. 7): mit
zu
: Gesamtraum; ohne
zu
: vorwiegend obd.
Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc
257, 14
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
by den [muyren] bedutet syn dry undirscheit der, dy da kumen in den geloubin. dy erstin heysin dy beginner, beczeychint by der uzsirstin phorten.
Leman, Kulm. Recht
(
Thorn
1584
):
ab man yn des grusset noch myttetage. is were denne ee begunst.
Dat derde alder begynt van der gebort Abrahams.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
765
(
Köln
1476
):
Vur dye Rinportz wurden van stunt | Ind Oeuerportz zween grauen begunt | Myt vyssgeworpen wellen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
(
hess.
,
14. Jh.
):
die wochenersen die sal nemen ein mixtum, e sie lesen beginne.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
202, 17
(
thür.
,
1474
):
trettin sy danne des gerichtis abe unde volenden der begonnen addir angefangen clage nach rechte.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Dy vitezthum begunsten vaste uff zu stygen unnd ye lenger ye mechtiger.
das volk […] hat der arbeit begunnen unde horet nicht uf bys das is seynen willen volbrenget.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. V. Mk. Bl.
(
osächs.
,
1343
):
Wan her di beginnunge des êwangêlischen beginnes ist lêrinde in einer stimme einer prophêtischen ûrûfunge.
Abir der tac hatte sich begůnt zu neigene.
Jahr, H. v. Mügeln
2487
(
omd.
, Hs.
1463
):
was in dem zeichen man begint, | es selden ende gut gewint.
wenn solcher beschleffer hernach […] den rewel begonst zu fulen.
nnd begunten wieder aufzubauen / was der Krieg […] nidergerissen.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Sú sint alle erfúllet mit dem heiligen geiste und begundent zů sprechende die grossen ding Gottes.
dem werdent die oͮgen blůtfar vnd beginnent im sweren.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
489, 3
(
els.
,
1362
):
daz er ginge vnd follendete das bredigen das er begunnen hette.
Matheus [was] ein mensche, wenne er sin ewangelium beginnet von der menscheit gottes.
Wie sant Jaͤtzer bunt an siner wuͤrdigen vaͤter heilikeit zwiflen.
Koppitz, Trojanerkr.
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Untz das es begunde tagen.
Begunnen / (wol begunnen) ist halb gewunnen. […]. Die Menschen begunten sich zu mehren […]. Wann die Kinder beginnen groß zu werden / so wirt vie
(!)
Mutter alt. […]. Vesint / ehe jhr begint […]. Die vil beginnen / enden wenig.
Munz, Füetrer. Persibein
254, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
pis an der krefft yeder múeden pegunnde.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
457, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
das ungewitter | sy davon traib, so ser begund es rengen.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
;
Welti, Pilgerf. v. Walth.
39, 13
;
Grosch u. a., a. a. O.
300, 36
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
;
Williams u. a., a. a. O.
179, 5
;
280, 20
;
434, 10
;
Plant u. a., Main. Naturl.
296ra, 27
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
94, 9
;
325, 28
;
Klein, Oswald
25, 2
;
44, 66
;
105, 90
;
Munz, a. a. O.
176, 6
;
264, 1
;
‒
Vgl. ferner s. v.
,
,
,
4,
2,
3,
2,
2,
19,
1.
3.
›etw. tun, unternehmen, anstellen, ins Werk setzen, ausüben; etw. (negativ Bewertetes) begehen, etw. betreiben‹; im einzelnen z. B.: ›(einen Tanz) aufführen; (Klage) erheben‹.
Bedeutungsverwandte:
4,
6,
7,
1,
,
2
1,
15,
1,
1,
(V.)
1.
Syntagmen:
den abendtanz, das spiel, sünde / totschlag b., etw. gegen jn. b., etw. mit jm. / etw
. (z. B.
holz
)
b
.;
des dorfes b
. (hier Ellipse eines Verbs oder Verbalabstraktums),
der klage, eines dinges, eines anderen
(›etw. anderes‹)
b., e. S
. (Gen.)
mit jm. b
.
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
des wart sô dicke | von in in der zît begont.
Große, Schwabensp.
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
So her der clage beginnet, oder der eynen kemplichen an sprichet.
SWa man eynes nůwen dorfes beginnet med nůweme bůwe.
Auspicari. Anfahen anheben beginnen angehen bestehen ¶ anspinnen antrifflen auffwickeln.
Leman, Kulm. Recht
(
Thorn
1584
):
an eyme orteyl tzu vorsuchen wy her der clage begynnen sulle.
o himmlisch Beginnen, | o Himmel auf Erden, | magst du mir nicht werden?
Froning, Alsf. Passionssp.
2340
(
ohess.
,
1501ff.
):
wollen mer nyt eyns andern begynne, | ßo ist unße gesecz vornichtiget.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
23, 18
(
omd.
,
1487
):
zcúúormeÿden tottslagk, sÿ an ÿren weÿbern begÿnnen mochten.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
in hasse unnd nyd sy das also begunsten, als danne hir enpobet geschreben steet.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
10, 20
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di […] kundin allirleyge seytin spil, di ouch nicht andirs begundin czu allir czit.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 43
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
und du doch […] auch todsund frevelich begynnen und getan hast.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
459, 16
(
els.
,
1362
):
waz er gester in der stat hette gehoͤret von deme keiser waz er wider sú wolte beginnen.
Wer vil begint / lebt nit ohn suͤnd.
Primisser, Suchenwirt
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Di vragten, wes der herre da | Wolt mit dem holtz beginnen.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 32
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
wes Jesus began | do weins zeran.
Kummer, Erlauer Sp.
(
m/soobd.
,
1400
/
40
):
der schuͤlmaister ist ein graͤuleich man, | er lernt mich des ich nie wegan; | chuͤm ich in das schůlhaus, | ich chum nimmer wider maid herauz.
Gille u. a., M. Beheim
62, 21
;
Dirr, Münchner Stadtr.
;
;
Weber, Füetrer. Poyt.
320, 5
;
6.
dient in einer Anzahl von Belegen in Verbindung mit folgendem imperfektiven Verb (im Inf. mit oder ohne
zu
) sowie mit einer Zeitangabe (Adv., adverbialer Bestimmung, Konjunktion) dem Ausdruck der Punktualität der Handlung oder des Vorganges. Die Übersetzung ins Nhd. kann mittels Präfixen (z. B.
beginnen schauen
›erblicken‹), Adverbien wie ›augenblicklich‹ oder Konjunktionen wie ›sobald‹ erfolgen; offen zu
7.
Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
3814
(
ohess.
,
1501ff.
):
Du ich begunde schauwen | die palmen under ene strauwen.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Sam. 11, 9
(
Wittenb.
1545
):
wenn die Sonne beginnet heis zu scheinen.
bieß zu dem moment / in dem die lichte scheibe hinter der finstern beginnet wiederumb hervor zukommen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
562, 23
(
els.
,
1362
):
Zů der selben stunden steckete er sinen stab in die erde; der begunde grunen vnd bluͤgen.
Dornach legt er aber die hende auf sein augen vnd er begunde zegesechen.
Koppitz, Trojanerkr.
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Erst begunde vigend vigend sechen.
Munz, Füetrer. Persibein
77, 5
.
7.
in einer Vielzahl von Belegen in Verbindung mit folgendem imperfektiven oder perfektiven Verb (im Infinitiv mit oder ohne
zu
) ohne lexikalische Bedeutung; bei der Übersetzung ist nur der Inhalt des Verbs zu beachten; intensivierende Funktion (vgl.
, § 329.3) ist nicht erkennbar.
Syntagmen:
j. b
. [+ Inf. ohne
zu
; z. B.:]
blicken / gahen / klagen / lachen / schweigen / weinen / sprechen, j. b
. [+ Inf. mit
zu
; z. B.:]
zu bitten / loben / nahen / sprechen / tun, es / etw. b
. [+ Inf. ohne
zu
; z. B.:]
ablassen / krachen / meiden, jn. erbarmen, etw. b
. [+ Inf. mit
zu
; z. B.:]
zu mishagen
.
Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8979
(
rib.
,
1444
):
Traicheit mir weder stoint | Ind began mir dreuwen zer stunt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
121, 15
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als die konnigynne den twerg gehort / da begonde ir von grosseme zorn alles ir blüt zü grysselen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
(
hess.
,
14. Jh.
):
waz wir begynnen gudes zu dune, bydet in mit stedeme gebede.
Froning, Alsf. Passionssp.
1716
(
ohess.
,
1501ff.
):
alles, des hie begynnet zu thun, | das brenget hie mit geuckeln zu!
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 187, 10
(
hess.
,
1538
):
darauf begente er sich ganz unschickerlich kalt und faullecht zu entschuldigen.
Jahr, H. v. Mügeln
1517
(
omd.
, Hs.
1463
):
Theologia da began | Gerechtikeit zu fragen an, | waruf ir grunt gebuwet wer.
etliche mẽschẽ vnd’ disen dy […] vil newer weiß beginẽ an zu fahẽ nu diß nu dz.
Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Leipzig
1537
):
Seiner […] kunst, | Die sich erzeygen da begunst.
wenn uns die leute nimer begunden zu loben […], wurde ein jglicher bald die hand zu ruck ziehen.
Gille u. a., M. Beheim
77, 84
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Zum driten er machen pegann | den menschen weib aus einem man.
Primisser, Suchenwirt
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Daz har begund nicht meiden | Ez gab durch di seiden schein.
Mollay, H. Kottanerin
17, 33
(
moobd.
,
1439
/
40
):
yͤder man sach im nach, vnd begunnen sein lachen.
Bäumker, Geistl. Liederb.
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Vor grossen forchten sye [hierten] pegunden schweigen.
Munz, Füetrer. Persibein
285, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Sein sper tewf in den rachen | er do dem valannd stach, | das es pegunnd erkrachen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
345, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ir jämerliches wüeffen | gar all der dieth erparmen ser begund.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[Er] begund den babst zu bitten, in der ersten gottlichen ee […] ledig zu lassen.
Weber, Füetrer. Poyt.
45, 4
;
261, 4
;
Fichtner, a. a. O.
12, 3
;
148, 5
;
352, 5
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 19
.
‒
Vgl. ferner s. v.
2,
1
1,
,
1,
,
13.