ersättigen,
ersatten,
V.
1.
›jn. satt machen, js. Grundbedürfnisse (meist: Hunger, Durst; auch: das Schlafbedürfnis) stillen‹; auch: ›jm. Nahrung, Erholung bieten‹; refl.: ›seinen Hunger stillen‹; ›sich (von etw.) ernähren‹; ›sich an etw. (Essen, Trinken) gütlich tun, reichlich von etw. (Essen, Trinken) nehmen‹;
in Texten religiösen Inhalts meist bildlich, dann offen zu 2; zu  2.
Bedeutungsverwandte:
 2, ,  1; vgl.  2,  1,  2, ,  3, (V.) 2.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die hungrigen
)
e., sich e., jn
. [wie] (z. B.
fein / mildiglich, am leib
)
e
.;
j. (nicht) ersättigt sein / werden
;
jn. / sich e. S
. (z. B.
des schlafens
)
e
.;
sich an einem lam, mit / von dem wein, mit dem trank, der speise, mit gutem, dem obst, den früchten, zur notdurft e
.
Wortbildungen
ersattung
1 (auch:
ersättigung
) ›Sättigung (mit Speise und Trank)‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
Nun magk unser sele in keynem wertlichen, vorgencklichen guth genugksam speysz und ersettigung finden.
Ebd. 9:
Sall aber die szele, dye do ein geist ist, ernerth und ersettiget werden, so musz sie auch geistlicher speysze genyessen.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Wir ersaͤttigten vns manchmal mit den Fruͤchten vnd dem Obs deß Landts.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
die jungen kynder, die alle sich mit disem wein also ersettigt und gefullt hetten.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Der hunger ihn noch grimmig kehrt, | Das er sein eygen fleisch auch fraß | Und dennoch nicht ersettigt was.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
noch in etlicher eren zuͦ der sattheit
[Var. 1475
2
–1490:
ersattung
;
Froschauer
1531 /
Eck
1537:
ersettigung
;
Luther
1545, Kol. 2, 23:
notdurfft
]
des bauches vnd zuͦ dem fleische des fleisches.
Goldammer, Paracelsus
2, 424, 31
(
1532
/
4
):
was ists, daß einer frißt und trinkt, daran sonst drei oder vier sich zur notturft ersettigen ließen?
Warnock, Pred. Paulis
11, 289
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Die ersatung der irdeschen spys ist mit urdrutz, unwillen und verdrossenhait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
20, 6
(
tir.
,
1464
):
Der herr ist etwen schlaffen, als ob er ersat sei von dem wein.
Ebd.
52, 11
:
tu pist ein speis, ersatt mich.
Ebd.
121, 39
:
alle die, die da dürsten ist nach dem wasser, die wërden getrënkchet vnd ersattet mildikleichen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
151
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 84
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 229
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›jn. / etw. mit etw. ausstatten‹; häufig ütr.; im Einzelnen: ›jn. zufriedenstellen‹; ›jn. beschenken‹; speziell: ›js. Leid lindern‹; ›jn. entschädigen; jm. etw. erstatten‹; bei Sachobjekten auch: ›etw. erfüllen, mit etw. überziehen‹; refl.: ›sich zufriedengeben, etw. genügen lassen‹; im Part. Prät. mit Tendenz zur Lexikalisierung: ›zufrieden‹; ütr. zu 1.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
nach ersättigter strafe
›nach ausgestandener Strafe‹;
seine augen ab jm. nicht ersättigen mögen
›sich an jm. nicht sattsehen können‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 14,  4,  2,  2,  12; vgl.  1, (V.) 3, ,  13; zum part. Adj.: , (Adj.) 16, , .
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die engel
)
e., sich e., etw
. (z. B.
den geist, die sele, das gemüt / herz
)
e., jn. / sich e. S
. (z. B.
der zal, des geldes
)
e., jn. mit lesen, sich an dem gewin e
.;
j. ersättigt sein / werden
;
jn. ersättigt loben
.
Wortbildungen
ersattung
2 ›Erfüllung; Heilung‹ (dazu bdv.:  4, ).

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
wenn das erdreich eitel korn und das wasser eitel wein und die berge eitel gold weren, kuͤndten sie doch nicht einen geitzigen menschen ersettigen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
[sie] liebt jn so hertzlich, daß sie jre Augen ab jm nit ersettigen mögen.
Gille u. a., M. Beheim
72, 22
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Darumb wolt got, das dise stat | wider wurt irer zal ersat.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
150
(
Nürnb.
1517
):
alle creatur den geist nit ersetigen mögen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Wann wirst du doch erfrewen mich, | Daß ich ersaͤttigt lobe dich.
Ruh, Bonaventura
350, 34
(
orhein.
,
um 1480
):
sollen wir yllen zuͦ dem, der vns ladet, in dem der selen riliche ersattung ist vnd aller höster fryd.
Ebd.
37
:
,Komen zuͦ mir‘, sprichet er, ,ir alle, die do arbeiten vnd úber laden sint, vnd ich wird úch er settigen‘.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
dz die zimmerlüt [...] sich [...] deß versprochnen gelts benüegen vnnd ersettigen lassenn sollennt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Der nachte schatten | Tuͦtt nun ersatten | Mit dunckelplaw das firmament.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Jacob Herbrot, dessen aufrurisch gemuͤt nit ersettigt worden an dem, daß [...].
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Gieng im daran icht ab, daz sol im ener ersatten und geben.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
35, 8
(
tir.
,
1464
):
Die selbig lieb die nimet chain tröstung von der vnmügleichhait noch chain ercznei oder ersattung von der peschwërnus.
Ebd.
49, 13
:
Du pist das prot der engel, mit deinem gesicht pistu ersatten vnd erbirdigen die engel.
Dies., Imitatio Haller
71, 5
(
tir.
,
1466
):
Vil wort die ersatten die sel nicht, aber das guet leben das erkchükcht das gemuet.
Bauer, Geiler. Pred.
103, 9
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Moscouia
B 4r, 27
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 285
.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›jn. befriedigen; js. Verlangen stillen‹; auf Sexuelles, Machthunger u. dgl. bezogen und häufig negativ konnotiert; Spezialisierung zu 2.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.
Wortbildungen
ersattung
3 ›Befriedigung‹ (dazu bdv.: ,
das
, 1).

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
238, 156
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
an chung reich und an landen ach | dich nieman kan ersaten.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Als denn wirt sie mir wol von dir, | Zu ersettigen mein begir.
Goldammer, Paracelsus
4, 247, 14
(
1530
):
so got auch denen feind ist, die sein geschepf [...] mißbrauchen, domit iren lust verfueren, damit ire geile ersettigen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Also hatt er geflissen | Sich von iugent all sein tag, | Buͦlens in nichtz ersatten mag, | Vnd wirt des nym̄er satt.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
das sy der lieb ir begird ein wenig destbas moͤchten ersatten, wie wol kein ersattunge noch benuͤgen do sein mocht.
Vgl. ferner s. v.  2, (V.) 5, (
das
6.