ersättigen,
ersatten,
V.
1.
›jn. satt machen, js. Grundbedürfnisse (meist: Hunger, Durst; auch: das Schlafbedürfnis) stillen‹; auch: ›jm. Nahrung, Erholung bieten‹; refl.: ›seinen Hunger stillen‹; ›sich (von etw.) ernähren‹; ›sich an etw. (Essen, Trinken) gütlich tun, reichlich von etw. (Essen, Trinken) nehmen‹; Syntagmen:
jn
. (z. B. die hungrigen
) e., sich e., jn
. [wie] (z. B. fein / mildiglich, am leib
) e
.; j. (nicht) ersättigt sein / werden
; jn. / sich e. S
. (z. B. des schlafens
) e
.; sich an einem lam, mit / von dem wein, mit dem trank, der speise, mit gutem, dem obst, den früchten, zur notdurft e
.Wortbildungen
ersattung
ersättigung
) ›Sättigung (mit Speise und Trank)‹.Belegblock:
Nun magk unser sele in keynem wertlichen, vorgencklichen guth genugksam speysz und ersettigung finden.
Ebd. 9:
Sall aber die szele, dye do ein geist ist, ernerth und ersettiget werden, so musz sie auch geistlicher speysze genyessen.
Wir ersaͤttigten vns manchmal mit den Fruͤchten vnd dem Obs deß Landts.
die jungen kynder, die alle sich mit disem wein also ersettigt und gefullt hetten.
Der hunger ihn noch grimmig kehrt, | Das er sein eygen fleisch auch fraß | Und dennoch nicht ersettigt was.
noch in etlicher eren zuͦ der sattheit
[Var. 1475
ersattung2
–1490: ;
ersettigungFroschauer
1531 / Eck
1537: ;
notdurfftLuther
1545, Kol. 2, 23: ]
des bauches vnd zuͦ dem fleische des fleisches. was ists, daß einer frißt und trinkt, daran sonst drei oder vier sich zur notturft ersettigen ließen?
Die ersatung der irdeschen spys ist mit urdrutz, unwillen und verdrossenhait.
Der herr ist etwen schlaffen, als ob er ersat sei von dem wein.
Ebd.
52, 11
: tu pist ein speis, ersatt mich.
Ebd.
121, 39
: alle die, die da dürsten ist nach dem wasser, die wërden getrënkchet vnd ersattet mildikleichen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
151
; Schweiz. Id. f.;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 84
; Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 229
.‒
Vgl. ferner s. v. .2.
›jn. / etw. mit etw. ausstatten‹; häufig ütr.; im Einzelnen: ›jn. zufriedenstellen‹; ›jn. beschenken‹; speziell: ›js. Leid lindern‹; ›jn. entschädigen; jm. etw. erstatten‹; bei Sachobjekten auch: ›etw. erfüllen, mit etw. überziehen‹; refl.: ›sich zufriedengeben, etw. genügen lassen‹; im Part. Prät. mit Tendenz zur Lexikalisierung: ›zufrieden‹; ütr. zu 1.Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
nach ersättigter strafe
›nach ausgestandener Strafe‹; seine augen ab jm. nicht ersättigen mögen
›sich an jm. nicht sattsehen können‹.Bedeutungsverwandte:
(V.) 1; 4, 4, 2, 2, 1; 2; vgl. 1, (V.) 3, , 13; zum part. Adj.: , (Adj.) 1; 6, , .Syntagmen:
jn
. (z. B. die engel
) e., sich e., etw
. (z. B. den geist, die sele, das gemüt / herz
) e., jn. / sich e. S
. (z. B. der zal, des geldes
) e., jn. mit lesen, sich an dem gewin e
.; j. ersättigt sein / werden
; jn. ersättigt loben
.Belegblock:
wenn das erdreich eitel korn und das wasser eitel wein und die berge eitel gold weren, kuͤndten sie doch nicht einen geitzigen menschen ersettigen.
[sie] liebt jn so hertzlich, daß sie jre Augen ab jm nit ersettigen mögen.
Darumb wolt got, das dise stat | wider wurt irer zal ersat.
alle creatur den geist nit ersetigen mögen.
Wann wirst du doch erfrewen mich, | Daß ich ersaͤttigt lobe dich.
sollen wir yllen zuͦ dem, der vns ladet, in dem der selen riliche ersattung ist vnd aller höster fryd.
Ebd.
37
: ,Komen zuͦ mir‘, sprichet er, ,ir alle, die do arbeiten vnd úber laden sint, vnd ich wird úch er settigen‘.
dz die zimmerlüt [...] sich [...] deß versprochnen gelts benüegen vnnd ersettigen lassenn sollennt.
Der nachte schatten | Tuͦtt nun ersatten | Mit dunckelplaw das firmament.
Jacob Herbrot, dessen aufrurisch gemuͤt nit ersettigt worden an dem, daß [...].
Gieng im daran icht ab, daz sol im ener ersatten und geben.
Die selbig lieb die nimet chain tröstung von der vnmügleichhait noch chain ercznei oder ersattung von der peschwërnus.
Ebd.
49, 13
: Du pist das prot der engel, mit deinem gesicht pistu ersatten vnd erbirdigen die engel.
Vil wort die ersatten die sel nicht, aber das guet leben das erkchükcht das gemuet.
Bauer, Geiler. Pred.
103, 9
; Moscouia
B 4r, 27
; Schweiz. Id. f.;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 285
.‒
Vgl. ferner s. v. .3.
›jn. befriedigen; js. Verlangen stillen‹; auf Sexuelles, Machthunger u. dgl. bezogen und häufig negativ konnotiert; Spezialisierung zu 2.Obd.
Belegblock:
an chung reich und an landen ach | dich nieman kan ersaten.
so got auch denen feind ist, die sein geschepf [...] mißbrauchen, domit iren lust verfueren, damit ire geile ersettigen.
Also hatt er geflissen | Sich von iugent all sein tag, | Buͦlens in nichtz ersatten mag, | Vnd wirt des nym̄er satt.