1
beschweren,
V.;
vereinzelt mit Rückuml.;
zu
mhd.
beswæren
›drücken‹
().
1.
›jn. / etw. mit einer konkreten Last beschweren, jn. / etw. konkret mit etw. belasten, abdecken‹; spezialisiert und subst. auch: ›Schwangerschaftsgravamina‹; vereinzelt: ›belastend auf etw. ruhen, liegen‹; mehrfach bildlich; als part. Adj.
beschwert
1 ›belastet‹; daraus abgeleitet auch:
körperlich schwach, krank
.
Bedeutungsverwandte:
 3, .

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
7274
(
Magdeb.
1608
):
Des Tods kont er
[eine Maus]
sich nicht erwehren / | Die nassen Haar jhn gar beschweren.
Feudel, Evangelistar
115, 24
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
we uch wysen der e, dy do besweren dy lute mit den burden dy sy nicht mugen getragen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
der drite lach begraben, der vierde was beswert mit eime steine.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Er / nimpt auff seinen Hals / tregt / wird belestiget vnd beschweret mit vnserm elend.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
27, 25
(
osächs.
,
1570
/
7
):
diselbige decke mit steinen beschwören, das sie sehr niderdrücke.
Logau. Abdank.
172, 20
(
Liegnitz
1651
):
SChawt diesen schlechten Stein / | Ein Demant soltt es sein / | Denn das / was er beschwert | Ist weit ein mehres wehrt.
Hajek, Gůte spise
34
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
schuͤt ez
[eine Speise]
in ein tůch vnd beswer ez mit steinen.
Wickram
4, 18, 4
(
Straßb.
1556
):
ward im Sophia / sein liebste gemahel / mit toͤdtlicher kranckheit beschwert.
Gille u. a., M. Beheim
121b, 291
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das sy in trug an als peswern | und an all schmerczen waz gebern.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
můst man die bruggen beswaren mit trotboͤimen und standen vol wassers.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Mit erden beschweren / verschuͤtten.
Peil, a. a. O.
168, 3826
;
Ruh, Bonaventura
350, 21
;
Weber, Füetrer. Poyt.
47, 5
;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›etw. (Konkretes) schwerer machen‹; ütr.: ›etw. (Zustände, Handlungen) steigern, verschärfen‹.
Wortbildungen:
beschwer
1 ›Erschwernis, Verschärfung‹.

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
704
(
pfälz.
,
1436
):
wie sie [wücherer] zu hilffe kommen vnd nicht beswerent armut vnd notdurfftikeit armer ellender lüte.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
So soͤlt die straff durch schlayffen oder zangenreyssen beschwert vnd also zu toͤdlicher straff gefuͤrt werden.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
123
(
Nürnb.
1517
):
Das gesetz ist schwer, dann es [...] benimbt die freiheit, beschwert die bürd.
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 33
(
Basel
1494
):
vogelboltz | Sint stumpf / mit bly beswert / nit lücht.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2656
(
schwäb.
,
1453
):
Es wer der urtail ain beschwer, | Die man uff in erlüttert hat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn der pfâw (daz ist der pischof) hôch auf klimmet, daz ist, wenn er sein strâfen beswært, daz ist ain zaichen künftiges regens.
Beckers, Bauernpr.
60, 14
;
Kohler, a. a. O. ;
Franck, Klagbr.
231, 22
Ruh, Bonaventura
357, 1
;
3.
›jn. (auch: sich) / etw. religiös, psychisch, emotional (o. ä.) belasten, beladen, beschweren, bedrücken‹; Ütr. zu 1; offen zu 4.
Syntagmen:
den leib, das gewissen / haupt / herz, die sele / sanwitzigkeit b., traum / alter jn. b., etw. mit etw. b., jn. mit etw
. (z. B.
mit jamer / schuld / plage / krankheit
)
b
.;
von dem alter / armut / siechtum, mit dem schlafe beschwert (sein); sich beschwert machen
›sich um etw. kümmern‹;
beschwertes gewissen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Wenn du aber opffern wilt, ßo hastu von not eyn beschweret gewissen.
Ebd. (
1544
):
[Zoͤlner] kan fur Gott nichts anders bringen denn eitel suͤnde und schande, Damit ist er also beschweret und gedrucket, das [...].
Ders. Hl. Schrifft.
Lk. 21, 34
(
Wittenb.
1545
):
ABer huͤtet euch / Das ewre Hertzen nicht beschweret werden mit fressen vnd saufen.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Uwer hercze nicht beswert | Mit trunkenheit, mit vraze.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
swem er hî dî slege spart, | der wirt mit jâmir dort beswârt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
125, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
han ich ye widder üch gedan / das myn sele besweren mag / das verzijhent mir.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Der Pfaff macht sich nich mehr beschwert.
Perez, Dietzin
1, 316, 15
(
Frankf.
1626
):
die Trunckenheit [...] beschwehrt das haupt.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5609
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
dar van sin hertze worde vorseret | unnd sin sanwitzickeid besweret.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Pêtrus und di mit ime wâren, di wâren beswêrit mit slâfe.
Gille u. a., M. Beheim
46, 37
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
chument hie | czu mir all die | arbaiten unde | Pesweret sin.
Ebd.
121a, 291
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das sy in trug an als peswern | und an all schmerczen waz gebern.
Ebd.
273, 41
:
Darumb uns gat mit manch veltiger blag peswert.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
176, 27
(
Nürnb.
1548
):
das er [...] sein gewissen / gelts vnd guts [...] halben / beschweren solt.
Ebd.
178, 25
:
das man frembdes gutes halb / welches mit vnrecht [...] zu vns kommen sich nicht beschwere / Sonder dasselb [...] seinem rechten Herren wider zustelle.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
er hette ain bösses wib, | Dü im vil dik sinen lib | Beschwartte mit ir uppekaitt.
Sappler, H. Kaufringer
25, 74
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
die [suocht] ser beschwärt menschlichen leib: | das ist die unrain außsetzigkait.
Bauer, Geiler. Pred.
318, 3
(
Augsb.
1508
):
da ain mensch lust hatt und nit beschwaͤrt ist / der bedarff kainen trost.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne der hirz enpfinde, daz er beswært ist von siehtum oder von alter, sô zeuht er mit seinen naslöchern slangen auz den hölrn und izzet die.
diu taub wirt gar beswært, wenn si ir air gepirt.
Bauer, Imitatio Haller
92, 18
(
tir.
,
1466
):
Der mensch ist sellig, der allem dem wider stet, das da vermailigen mag vnd peschweren sein gewissen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
6606
;
Reu, Süddt. Kat.
1, 241, 38
;
Froning, Alsf. Passionssp.
4300
;
Hübner, Buch Daniel ;
Neumann, a. a. O.
3391
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
718
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Goldammer, Paracelsus
3, 280, 24
;
Wickram
4, 18, 4
;
Pfeiffer, a. a. O. ; ; ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
82, 4
;
dies., Imitatio Haller
65, 10
;
94, 13
;
4.
›jn. betrüben, bekümmern‹;
sich beschweren
›sich ärgern‹.
Gehäuft Verstexte des älteren und mittleren Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 2.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
17, 71
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
ich glob das mich ir hin fart | gekúmert und beschwert hab.
Ebd.
31, 25
(
md.
/
rhein.
,
1. V. 15.  Jh.
):
des waert besweret mer der moet.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sin laid er haimlichen trůg | Und enwolt mit kainen mæren | Marien nút beswæren.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4319
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wie das din hertz so gar beschwaͤrt | Do man in vergrůb in die erd!
Niewöhner, Teichner
564, 1916
(Hs. ˹
moobd.
,
um 1400
˺):
mich tut beswarn | noch ein ding und macht mich wild.
Klein, Oswald
43, 54
(
oobd.
,
um 1408
?):
Jedoch beswärt es mich ain klains, | ich tröst mich sicherlichen ains.
Gereke, Seifrits Alex.
1517
(
oobd.
, Hs.
1466
):
der chunig sich beswert | disser ding und wart erfert.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
und ließ den hertzogen ungekronnt. Des gedaucht sy der hertzog hoch beswert.
Die frumen prelaten und lanndtlewdt warn mit der potschafft vast beswartt.
Froning, Alsf. Passionssp.
5124
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
126, 35
;
414, 11
;
Gereke, a. a. O.
5382
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 557
.
5.
›jn. mit etw. beaufragen‹.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1516
):
die dreizehen, so [...] zu geschwornen schopfen erkiest werden, sein damit beschwert, das allwegen etlich auß inen [...] den peinlichen fragen entgegen und der übeltheter urgicht bezeugen.
6.
›jn. / eine Wirtschaftseinheit mit Steuern, Abgaben, Diensten belasten, jn. / etw. steuerlich oder hinsichtlich einer sonstigen Leistung veranlagen; etw. (z. B. ein Gut) durch eine Hypothek belasten‹; als part. Adj.
beschwert
2 ›mit Abgaben belastet‹.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die armen leute / bürger / frommen / untertanen / weisen / witwen
)
/ etw
. (z. B.
das armut / volk / kloster / haus / pfand, die stat
)
b., jn. / etw. mit etw
. (z. B.
mit schulden / ungelt, mit dem zins, mit anlagen / auflegungen / aufsätzen / diensten / fronen / kosten / steuern, mit
[einem Betrag])
b., jn. / etw. an etw
. (z. B.
an gülten
)
b., jn. hart / ser b
.;
beschwert sein
›stark belastet, hoch veranlagt sein‹; terminologisiert:
der beschwerende titel
›Hypothek‹;
der beschwerte artikel
›Steuerauflage‹.

Belegblock:

Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
290, 25
(
preuß.
,
1411-23
):
umme der armen lewte willen, das sie nicht mit dem czinsse so gros besweret wurden.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 757, 38
(
preuß.
,
1524
):
het er sich [...] zu meim gestn. hern hoemeister s.f.g. vorfugt, dieselbn beswertn artikel [...] angetragen.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 6, 5
(
Wittenb.
1545
):
auch hab ich gehoͤret die wehklage der kinder Israel, welche die Egypter mit frönen beschweren.
Ebd.
Neh. 5, 15
:
die vorigen landpfleger hatten das volck beschweret.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1468
):
dat die verdiende meisteren [...] geinen swaren noitbuwe doin noch dat huis mit einicherleie renten besweren en sullen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1593
):
Die Crutzbrodere [...] hatten etliche jar ubel haus gehalten, zu vil vertain, besweirt, scholt gemacht.
Köbler, Ref. Wormbs
86, 11
(
Worms
1499
):
vber soliches hat. N. die kü verkaufft das huß beschwert rc. den zynß nit bezalt.
Ders., Ref. Franckenfort
46, 8
(
Mainz
1509
):
wo man vnd weib in der ehe ligende gütter [...] vß einem tittel Lucratiuo oder oneroso / das ist durch einen gewinnenden / oder beschwerenden tittel vß aller hantiru͂g [...] setzen vnd ordenen wir dz solchs beyder elüten gemein sein sol.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
274, 12
(
pfälz.
,
1557
):
mit hand gebender trauwenn dasz diesz under pfander frey ledigen seyenn und die auch hinforder nit weytters beschwerten oder verpfendenn.
Küther, UB Frauensee
386, 42
(
thür.
,
1528
):
die leuthe auff denn hoefenn mit steurenn oder annlagenn, froenenn unnd annderen dinstenn zu beschwerenn.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
64, 10
(
omd.
,
1514
/
8
):
dise bergkwergk wolln mit dem [quatembergelt] und andern nicht beswert sein, wan dy metall seint tzu geringe.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
37, 38
(
schles.
,
1378
):
domete die vorbenanten gut’ ewiglichin in keyneweis mochtin gehindert adir beswert werdin.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
37, 30
(
nobd.
,
1488
):
vermeinth aber ein wirth, das er beschwerdt sein und der schatzung nit kenne zukummen.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
darob man muß | Die land hart beschweren und schetzen | Mit gar unbillichen auffsetzen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
A. 14. Jh.
):
geloben wir vͥch, dz ir von dem selben huse von vns noch von vͥnsern nachkomen niemer werdent bekuͥmert noch beswert.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
sy sollend ouch die hüser mit keinen nüwen dienstbarkeiten [...] beschwern.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
257, 30
(
Zürich
1521
):
du müst mindren din gemeinen schatz / berouben din volck / beschwaͤren die from͂en.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
Die von Keßwila sind mit dem beschwert, das si usserthalb irem gricht ain schriber haben müssen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
1615
):
Welcher dem anderen einich ligend gůt, [...] für fry, ledig eygen verkaufft [...], das aber zůvor anderen versetzt oder sonst beschwaͤrdt were oder doch die beschwaͤrden, so daruff stündend nit all, sonder nur etlich anzeigt.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1587
):
kein underthan für sich selbst gleichfalls von seinem lehen, [...], nichts überall zu verkaufen, viel weniger die versetzen, verschreiben, vergonen, verganten, noch in einem andern weg beschweren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
Alsdann wurden wenig von den erbern geschlechten hie wonhaft bleiben, sich dermassen trucken und beschweren lassen, weil sie es wol anderswo frei und überhebt sein mögen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
der herzog haust übel, sein ambtleut, richter und schergen beswerten die armen leut, warn geltnarren.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1588
):
das durch die unsers des stifts Salzburg vorberuert leut mit der scharwerch wider inhalt diss vertrags nit beschwärt sollen werden.
Wilkes u. a. Urk. Diersfordt
457
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
15, 2
;
Küther, a. a. O.
150, 18
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 246, 1
;
272, 34
;
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ; ;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Köbler, Stattr. Fryburg ; ; ;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
61
;
65
;
66
;
Dietz, Wb. Luther ;
7.
›jn. / eine Instanz religiös, politisch, rechtlich, wirtschaftlich bedrängen, nötigen, unrecht behandeln, in seinem / ihrem sozialen Handlungsraum beeinträchtigen‹; auf die gesamte Skala von der privaten Belästigung, einzelnem Betrug, bis zur politisch-militärischen Nötigung bezogen; in 1 Beleg vom Lauf des Himmels gesagt:
ane alles beschweren
›ohne jede Beeinträchtigung‹; vereinzelt von Tieren: ›(Tiere) vertreiben‹; als part. Adj.
beschwert
3 ›von etw. belastet, in etw. verstrickt‹.
Gegensätze:
 4.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die feinde / guten leute, den abt / babst / bürgermeister / nachbarn
)
/
(eine Instanz, z. B.
die kirche, den konvent / rat
)
b., jn. / etw. ane schuld, mit unrecht, wieder rechtes b
.
Wortbildungen:
1
beschwerer
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Er [Bapst] beschweert selbs die welt mit unseglichen gesetzen.
Ebd. (
1524
):
das man Gott zu ehren [...] koͤnne ein Koͤnigreich [...] in die schantze schlagen und verlassen und dagegen zu den armen bedrengten beschwerten verfolgten und geplagten Kindern von Jsrael sich halten.
Ebd. (
1544
):
da wir unter des Bapsts gefengnis steckten, beschweret mit den Luͤgenpredigen des Ablas, fegfeurs und aller Moͤnchen treume.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
richtet de richtere, alse recht ist vnde hir vore bescreu̇en ist, so werde ich vient irer viende vnde alle der, de se beswerent.
Köbler, Ref. Wormbs
31, 9
(
Worms
1499
):
dan der also beschwert oder beleidigt were auch erstattung thun.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Die [richtere] da wellen besweren | Gute lute ane schult.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
ist daruber euer einiger von den leinwebern von Casper Germerßlenen oder von den schöpfen mit gewalt ader mit unrecht beschwert oder rechtes begeret.
Sachs (
Nürnb.
1523
/
4
):
Wer sein die grossen dieb? | [...] | Er sprach: Die land und leut beschwern, | Als rauber, landzwinger, finantzer.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
die heilge kirche und cristenheit von dinen [bobest] boͤsen nuwen fünden ist vil geswechet und beswert.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4411
(
schwäb.
,
1453
):
In zirkelmaͮs der hymmel get | Und das gestirn oͮn als beschwärn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
welche ergetzung der geschlechten undertenigkait und wolhaltens [...], den beschwerten geschlechten ir alte, lobliche freihait [...] wider bringen wirdet.
Ebd. (zu
1558
):
werden uns und die gemaind zum Creutz als mitglider des hailigen reichs auch bei solchem religionsfriden erhalten und darwider nit beschweren lassen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1333
):
daz si den vorgenanten apt und den convent [...] mit dheinerley sache irren, hindern noch beswaͤren.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
63, 31
(
1438
/
9
):
das die [...] burger gemeniclich der stat Weczslar, [...] von yenen landen offt und dicke in iren fryheiten, rechten, briffen, privilegien und gnaden vorunrecht, gedruckt und beswert werden.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Nemroth [...] wart ain starcher jëger, daz ist ain grosser beswėrer der lëwte wider got.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
wann er [babst Adrianus] vast beswärt wer und [...] die kirchen nicht beschirmen möcht wider den edelman Desiderium.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
München
1586
):
Solt niemand toͤdten noch beschwaͤrn, | Mit Dieberey nit gewinnen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
wolt aber ainer ab ainem zuelehen vieh zue dem andern treiben [...] und seinen nachtbarn also damit beschwären.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1617
):
do es aber nit recht gefast wäre und der dem es zugehört beschwärt zu sein vermaint.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Dienes, E. Gros. Witwenb.
48, 2
;
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
77, 3
;
Dirr, a. a. O. ; ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  4.
8.
›jn. mit den üblichen Rechtsmitteln oder unter Ausnutzung der eigenen Macht hart angehen‹; im einzelnen: ›jn. foltern‹; ›jn. bestrafen‹;
jn. fänglich, mit fängnis b
. ›jn. ins Gefängnis werfen, einkerkern‹; als präd. Adj. rechtssprachlich:
beschwerter teil
›Prozeßbeteiligter, zu dessen Ungunsten ein Urteil gefällt wird‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.
Vorwiegend Rechtstexte.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
154, 15
(
thür.
,
1474
):
so haben sie den gemelten Claus Kirsten durch solliche erkenthniße unde besßerung gantz ym rechten besweret.
Skála, Egerer Urgichtenb.
47, 17
(
nwböhm.
,
1563
):
Er habe sonst nichtes gethan / vmb gottes willen gebethen man wolle In Als ein Armen Sunder bedancken vnd weitter nit beschweren.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
damit sie nymannt on redlich vorgeende anczeigung der missetat mit peinlicher frag beswern vnd vnrecht thun.
Rintelen, B. Walther
9, 20
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Ein yeder Grundtherr hat alle Speen und Irrungen, [...], selbst zu richten und darinnen zu erkennen; doch mit Vorbehalt dem beschwerten Thail die Appellation für der Röm. Kü. Mt. etc. N. O. Regierung.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
):
und der richter denselben wider pilligkait mit venknus dem wandl oder in ander wege beswären wolt.
Moscouia
C 1v, 42
(
Wien
1557
):
Ich [Großfuͤrst] hab in Gott vnd wider dich gesuͤndet / das ich dich also faͤngkhlichen beschwaͤrt.
9.
›etw. (z. B. eine Stadt) durch Überschwemmung gefährden; etw. (Land) überfluten‹.
Wortbildungen:
beschwer
2,
1
beschwerung
3.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Der den erdbodem hast gestelt, | Des wassers bschwer gelindert hast.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1477
):
zu bevestung [...] derselben stat Nuemburg, die durch strengen fluß des Reins ser beschwert werde.
Ebd. :
solch beschwerung und schaden, so der obgemelten stat durch den gewaltigen fluß des Reins beschicht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne sich daz mer aufzeuht auf daz lant und daz ûfer oder daz gestat beswært mit seinen ünden.
10.
›sich über etw. beklagen, beschweren; Einwände gegen etw. haben, Widerspruch äußern‹.
Phraseme:
sich nicht beschweren, zu [...]
›sich nicht enthalten, nicht unterlassen, zu [...]‹.
Syntagmen:
sich heftig b., sich e. S
. (z. B.
des urteils, der verfolgung
)
b., sich b., das [...], sich ab e. S
. (z. B.
der lebenskürze
),
über etw. / jn
. (z. B.
über den richter
)
b., sich wieder etw. beschwert machen
;
ein beschweren ab jm. haben
.
Wortbildungen:
beschwerlich
4.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
Daruff sich Doctor Tilemannus über den Rath beschwerlich gemacht.
Luther, WA (
1525
):
Zum Keyser ward erkoren Jch | Des meyn alter beschweret sich
[Friedrich dem Weisen in den Mund gelegt].
Ebd. (
1544
):
Darumb sol sichs niemant beschwern, sonder Got noch dafür dancken, das [...].
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 7, 39
(
Wittenb.
1545
):
BEschwere dich nicht, die Krancken zu besuchen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
529, 714
(
Magdeb.
1608
):
Wolt deß jemand beschweren sich / | So richtn sie einen Aufflauff an.
Ebd.
574, 2140
:
Fuͤrst Quadart der Ehren werd / | Macht sich dawider erst beschwert.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1588
):
Die von Wesel haben sich bedacht und dess besweirt und gesagt, sie vernemen da Hispanier.
Kollnig, Weist. Schriesh.
139, 18
(
rhfrk.
,
1525
):
welcher sich eines urtels beschwert.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
7, 13
(
Zwickau
um 1540
):
Darumb wolt das zu lesen euch nicht bschwern.
Ebd.
11, 20
:
hab ich mich bald dasselbig [Buͤchlein] inn deudsche reym zu brengen nicht beschweren woͤllen lassenn.
Opitz. Poeterey
11, 23
(
Breslau
1624
):
wie sich denn Politianus in einer epistel hefftig daruͤber beschwaͤret.
Schorer, Sprachposaun
71, 1
(o. O.
1648
):
die [...] gantze Welt [...] beschweret sich zum hoͤchsten uͤber solche Fantastische Rechtschmidung.
Heidegger. Mythoscopia
63, 8
(
Zürich
1698
):
wie unrecht thut man dann / wer ab der Lebenskuͤrtze sich beschwehret?
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1547
):
ob sie über den gewösten richter nit beschweren oder clag hetten.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
127, 7
(
mslow. inseldt.
,
1569
):
Dieweil śich die Vnter NachParśchafft, [...] beśchweret haben, das Jnen das Waśśer, [...], grośśen śchaden than hat.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Peil, a. a. O.
51, 247
;
Dietrich. Summaria
22v, 41
;
Barack, Zim. Chron. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 558
;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  6,  6.
11.
bedeutungsverwandt zu  2.