handhaben,
V.
1.
›jn. festnehmen, durch Festnahme zur Rechenschaft ziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  23; vgl.  1.
Gegensätze:
vgl.  5,  6,  16,  9.
Wortbildungen:
handhaber
1 (15. Jh.),
handhäblich
1 ›durch Festnahme‹ (15. Jh.),
handhabung
1.

Belegblock:

Köbler, Ref. Nürnberg
81, 14
(
Nürnb.
1484
):
So aber der gast eynnich sicherheit noch Burgschafft nit thun wolt [...]. so soll der zu fronuest gehanndthabt werden.
Müller, Lands. St. Gallen
7, 11
(
halem.
,
1468
):
ob gest in den gerichten freflotint ist mins gnedigen herren mainung und satzung, das man die hanthaben, ayd oder trostung von in nemen sol.
Ebd.
25, 17
(
1525
):
welcher [...] ainen [...], der also friden breche, nit zuͦ im griff und hulf handthaben, derselbig sol [...] gestraft werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen Handhaben unnd erwütschen / Gewaltige hand an einem legen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1694
):
zu recht erkent, daß man demselben [landsidl] alsobalden solle nachstellen und ihne zur gebürlichen handhabung bringen; mechte man ihne aber nit betretten und handhaben, so solle die obrigkeit all seine haab und güeter beschreiben.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
UB Zug
2487, 7, 29
;
2.
›etw. tun, ausführen, vollziehen‹; je nach Obj. z. B.: ›(Gerechtigkeit) üben‹; ›(ein Testament) vollstrecken‹; ›(eine Feier) begehen‹; offen zu 3.
Syntagmen:
gerechtigkeit, den abschied / lezten willen, die deklaration / jarzeit, das mandat / testament h.; des weinschenkens h.; etw. fest / stäte / ungnädig h.
Wortbildungen:
handhabe
4 ›Aus-, Durchführung‹,
handhaber
2 ›Vollzieher, Ausführender‹ (dazu bdv.:  1, ), ütr. für die vier Jahreszeiten gebraucht,
handhabordnung
›Ausführungsbestimmung‹.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1371
):
daz sẏ dit testamentum unde dise besatzunge sollent getruwelichen vollen furen unde hanthaben.
Laufs, Reichskammergo.
270, 29
(
Mainz
1555
):
vermög der handthab- und executionordnung.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
33, 2
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Der lenze, der sumer, der herbest und der winter, die vier erquicker und hanthaber des jares.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
do wolden die regierer und handthaber dieses spils niemande hören.
Franck, Decl.
334, 23
(
Nürnb.
1531
):
der letst wil des verschiden sol handthabt vnd vnuerruckt gehalten werden.
Schorer, Sprachposaun
70, 18
(o. O.
1648
):
wird die Sache dergestalt gehandhabet / gerollet und geschoren / daß es GOtt im Himmel verdriessen mag.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 1, 20
(
halem.
,
n. 1529
):
und hieltend hieruf streng an, noch ungnaͤdiger ze hanthaben, und ze volfieren ir ungnaͤdig Wurmsisch mandat.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
so hat alsdann der richter auf des andern thails anrüefen und begern macht, sein abschied alsbald handzehaben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1635
):
gebetten zu ihrer bössern handhab und versicherung solch ihren brief und freiheit [...] zu erneuern.
Ebd. (
m/soobd.
,
um 1600
):
so sezen [...] wir das in dem Millstetterischen markt die fünf tafern [...] noch des weinschenkens darbei gehanthabt [...] solte werden.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
1, 20
;
Ruh, Bonaventura
360, 10
;
14
;
Müller, Lands. St. Gallen
12, 14
;
3.
›etw. bewirtschaften‹; auch: ›etw. tragen, übernehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  20,  8, (V.) 17,  4,  16,  2,  3,  7.
Wortbildungen:
handhab
,
handhäblich
2 jeweils ›bewirtschaftbar‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
rhfrk.
,
1523
):
Franz
Ja. der maß beruͤmen sie sich, sie hanthabben dir das dein. [...]
Peter
Sie hanthaben dem teufel des sein.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1611
):
soll derselb das erb [...] bawen, handhaben und genießen.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
32, 20
(
pfälz.
,
1558
):
sonder [die underpfänder] alle zeit bäulich und handhäblich halten.
Thiel, Urk. Weltenb.
237, 2
(
moobd.
,
1448
):
Die [...] Güter wollen sie [...] dem Kloster hannthab vnd richtig machen und entledigen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
sy enthabent
[Var. 1483ff.:
hanthaben
;
Eck
1537:
enthalte͂
;
Luther
1545:
tragen
]
mitt dir die búrde des volcks vnd du wirst nit allein beswert.
Welti, Urk. Rheinfelden
605, 8
(
halem.
,
1539
):
so bemelt hus in hußheblicher besitzung vnd handshaben
[auch als Subst.
handshabe
auffaßbar]
ist.
4.
›etw. / jn. beschirmen, schützen, fördern, unterstützen; etw. (z. B. das Gesetz) ein- und damit aufrechterhalten; etw. durch Vollzug von Schutz in seiner Existenz erhalten, sichern‹; hier anschließbar: ›etw. behaupten, aufrechterhalten; auf etw. bestehen‹.
Gehäuft berichtende Texte und Wirtschaftstexte.
Gegensätze:
,  2, .
Syntagmen:
etw.
(z. B.
den brauch / frieden / glauben / gemeinen nuz, die gerechtigkeit / gewonheit / kirche / ordnung / satzung / sicherheit, das gebot / gesez / gericht / kloster / gotteshaus
; Konkretes:
den zaun
)
h., jn.
(z. B.
den bischof / keiser
)
h., got jn. h., den brauch bei dem herkommen, die herlichkeit bei den freiheiten, etw. bei dem erzbistum h., jn. zu des vaterlandes nuz, in den rechten / briefen, in den gewonheiten h., jn. für jn.
(z. B.
für den babst
)
h., sich bei der freiheit h.
›behaupten‹;
jm.
(z. B.
dem bergmeister
)
in etw. h.; etw. grosmütig / handfest / standhaft / tapfer / treulich h.
Wortbildungen:
handhabe
5 (a. 1599).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
das ich weltliche ordenliche oͤberkeit yhrs ampts, friden und gerechtigkit zu handhaben unterricht und vermanet habe?
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Tueri. Beschuͤtzen beschirmen erhalten befreyen behaupte befriden handhaben behuͤten bewarn.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 16. Jh.
):
da was ein bischof zu Spire, [...], und den half herzoge Rupracht [...] hanthaben, want he sin schriber was gewest.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
sal der rad [...] dieselben burger und zonfte gemeinlichen hanthaben schuern und schirmen bi iren rechten und briefen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
wo jr wolt handthaben, vnnd sagen, daß ich euch zuuiel vnnd vnbillich gethan, [...], so wil ich [...].
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sie musssen note liden, unnd doch er kenne, das sie got hanthaben wil.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
kirchen, cloͤster und ander gotzhüser die ein roͤmisch künig hanthaben und beschirmen solte.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1513
):
darby woͤlten die Eidgenossen den keyser handthaben.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
ein wise kunst ist es, wise satzungen machen, und demnach ein fuͤrwise macht und noch wisere kunst, die selbigen rechter wis und mass erhalten und handhaben.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ob einer sach handhaben / vnd darob beharren. Asseuerare de re aliqua.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
47
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Es sollen auch Herr Cammergraff [...] einem pergkmaister in dem allen handhaben.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
66, 9
;
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Küther, UB Frauensee
223, 3
;
350, 14
;
Thiele, a. a. O. ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ; ;
V. Anshelm. a. a. O.
5, 227, 24
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
40, 9
;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Schwäb. Wb. . – Vgl. ferner s. v
ätzen
1.
5.
›jn. zu etw. anhalten, zwingen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,  1, , (V.),  4.

Belegblock:

Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
welcher seinen traiddienst järlich nit völlig abdient, der soll [...] zu bezallung des ausstendigen diensts mit ernst handgehabt werden.
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 47, 12
(
moobd.
,
1524
):
vnd söllen nichts weniger die verbrecher gehanndhabt werden, den [...] abtrag zuthun.