auftun,
V.,
unr. – Bedeutungsfeld wie folgt gliederbar: 1-3 ‘etw. empor- (1) oder auf etw. anderes draufbewegen’ (2; 3); 4-19 für verschiedene Formen des Öffnens von Bezugsgegenständen, darunter für Konkreta (4-14); 15-18 Ütr. zur Bedeutungsgruppe ‘öffnen’, und zwar 15-16 auf Abstrakta, 17-19 auf konkrete Sachbereiche; 20; 21 isoliert.
1.
›etw. anheben, hoch-, emporheben‹;
sich auftun
›sich aufrichten‹;
jn. auftun
›jn. auf die Beine, in Bewegung bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Gegensätze:
vgl.  1.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
als er das helmlin, von großer hitz wegen luft zu fahen, auffgeton hat.
2.
›sich etw. (z. B. einen Helm) aufsetzen‹.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1530
).
3.
›jm. etw. (meist: sozial Belastendes) antun, zufügen‹;
jm. die wal a.
›jn. vor die Wahl stellen‹ sowie ›jm. die Wahl geben‹; mit positiv zu bewertender Bezugsgröße: ›jm. etw. zubilligen, zukommen lassen‹; Ütr. zu 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10, ,  2.
Syntagmen:
jm. has / not / schande / schmach / unere / freiheit / freude / hofnung / liebe / trost a.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
solte ich meinen gott verleugcknen undt ihm die unehre auffthun undt lehren, das [...] sei alles recht.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
265, 240
(
Nürnb.
1618
):
wie mich dein vatter wider recht | hat getriben von leut und land | und aufgetan groß schmach.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
dem [babst] tetten die Römer vil schmacheit auf.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. II,
1978
(
tir.
,
1551
):
Cristus der mues sein poshaytt noch puessen, | [...] |: Er hatt uns auf than grosse Nott.
4.
›etw. (Verschließendes, mit Verschiebung der Bezugsgröße: das verschlossene Raumgebilde sowie das darin Befindliche) öffnen‹; refl.: ›sich entfalten (von Knospen), auftun, sich öffnen‹; als Synekdoche an erstere Variante anzuschließen: ›etw. öffnen, eröffnen, aufmachen‹ (z. B. eine Werkstatt).
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  1,  1,  1,  1; vgl. ,  1.
Gegensätze:
 3, .
Syntagmen
teils ohne Akk.obj.:
(jm.) a.
;
das fenster / gadem / grab / haus / himmelreich / kloster / schlos / tor, die feste / hand / helle / pforte / schule / türe / wand / stat / werkstat, den brief / himmel / kasten / riegel / sak / schaz / stok / tron a.
;
fenster / himmel / blumen / rosen sich a.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Hes.
25, 9
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
so wil ich uftuen dy achsiln Moab von den stetin.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1271
(
mrhein.
,
um 1335
):
Duͦnt vf, der herre ist kommen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
148, 2
(
rhfrk.
,
um 1435
):
es en sy kein schatz so wol verborgen / er getruwe wol zu stelen / vnd alle sloß vffgedun.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
do die caste wart vp gedain, | id rouchde her vs also sere.
Feudel, Evangelistar
8, 31
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
toten eren schacz uf unde oppherten ym gabe.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1439
):
Iß sal auch keyn kremer, hockener, altgewender [...] uff die vorbenanten tage ir kreme ufftun.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
mir ward ein fenster auffgethan, | mein lieb thet mich ankallen.
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 7, 7
(
Wittenb.
1545
):
suchet / so werdet jr finden / Klopffet an so wird euch auffgethan.
Ebd.
Ps. 145, 16
:
Du thust deine Hand auff / Vnd erfüllest alles was lebet mit wolgefallen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1531
):
das eine wandt zwischen des heiligen Leichnams zeche und Simon Dittrichs fierunge sey aufgethon gewest.
Gille u. a., M. Beheim
111, 247
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das [grab] er [Kristus] niendert auff tete | oder verrutet.
Bell, G. Hager
597, 3, 3
(
nobd.
,
1609
):
Da sprach jr man: | warumb Hast du mir nit auff than?
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
143, 6
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
do wurden die himele ufgetan, do Christus getouffet wart.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
wie minneklichen und lieplichen er dise túre entslússet, dis vetterlich hertze.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1527
):
welcher stock alle jar zu sant Johanstag ufgeton, das gelt harus genomen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
do Ihesus getǒft wart, | Do tett uf der hymel sich.
Steer, Schol. Gnadenl.
3, 98
(
alem.
,
M. 15. Jh.
):
doch mag er dy venster auftün.
Ebd.
140
(
schwäb.
,
1447
):
der sin hand nit wil uff tün gegen dem geber.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5648
(
schwäb.
,
1453
):
die port ward uffgeton | An dem gezelt.
Brandstetter, Wigoleis
222, 2
(
Augsb.
1493
):
in dem wurden die thor der burg entschlossen vnd aufgethan.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
man schol die rôsen prechen, wenn si sich zemâl habent auf getân.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
43, 24
(
tir.
,
1464
):
Tüe mir auf die türen des lebens, wend da tu gehangen pist an dem holcz des chreüczes durch meinen willen.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dubizmay, kurß zu Teutze
13, 15
;
21, 17
;
Hübner, Buch Daniel ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
27, 8
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
80, 17
;
Päpke, a. a. O. ; ;
Steer, a. a. O.
3, 66
;
Schottenloher, Flugschrr.
71, 39
;
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
475
;
Langmantel, Schiltb. Reiseb. ;
Mollay, H. Kottanerin
15, 28
;
Bastian, Runtingerb.
2, 205
;
Bauer, a. a. O.
110, 6
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Hulsius
A iijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
5.
›sich spaltend öffnen, aufreißen; Risse bekommen (von Pfeilern); etw. spaltend aufreißen‹.
Bedeutungsverwandte:
4
 1; vgl.  1.
Wortbildungen:
auftuung
2.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
54, 10
(
Frankf.
1535
):
Adamas ist ein gantz harter stein / wenig dunckeler dann der Cristall / doch schwarz glesten faͤrbig / also hert das er weder mit feur noch mit andern dingen gebrochen werden mag / er würt aber doch weych gemacht vnd uffgethon / besunder mit dem bluͦt eins bocks.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
ich bitten got, das sich das ertrich uftuͤge und dich verslinde.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1493
):
wann es wolt in ier kürchenduren nidergefallen sein [...]; die pfeiler under dem duren detten sich auff.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Die aufftuͦung des stains oder kliebung des flyns, da durch das wasser ensprang, bedew̄ttet eins menschen herczenlich mitleiden.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
106, 19
(
tir.
,
1464
):
da tët sich das ertreich vnder in auf vnd verschlikchet die trei spiler.
6.
›(ein Buch) aufschlagen, öffnen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  13.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
niemant mochte | [...] | Daz buch tuen uf noch gesen.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
Nach dem leith der Churf. zu Meintz der Key. May. das Evangelium buch aufgethan auf die schos.
Luther. Hl. Schrifft.
Offb. 5, 2
(
Wittenb.
1545
):
Wer ist wirdig das Buch auffzuthun / vnd seine siegel zubrechen?
Feudel, Evangelistar
11, 11
;
Dietz, Wb. Luther .
7.
›etw. (ein Getränkefaß) öffnen, anstechen‹, meist mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. (z. B. Wein) anzapfen, ausschenken‹; auch: ›(eine Gaststätte) öffnen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 1 (
mosfrk.
, o. J.):
ensal nieman wein zappen binnen gezirk des gerichts, er si ime vurwech durch den scheffen ufgedain.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Swer wein auftuot, [...] den sol er mit ainem zapfen in dem haus und darauz schenken.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1484
; Hs.
1535
):
ob ainer aufthät, es wer wein pier öll.
Ebd. (
A. 18. Jh.
):
so mag er dasselbig vaß aufn wagen aufthun und außschenken.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
ee dann ainer aufthuet sol er das zapfenrecht geben.
Qu. Brassó
5, 133, 24
(
siebenb.
,
1550
):
Der Rat soll des Farrherrens seinen Wein, den er auf will tuen, koren.
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Birlinger, Spr. Rottweiler Stadtr.
1865, 40
.
8.
›(die Bindung, Verschnürung u. ä.) von etw. (Gebundenem, Gefaltetem) lösen‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. (Gebundenes, Gefaltetes) auflösen, entfalten‹; am ehesten hier anzuschließen: ›etw. chemisch lösen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  6, .
Syntagmen:
das band / banner / garn / gewebe / har / heft, den gurt, die fane a.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin, Kreutterb.
54, 11
(
Frankf.
1535
):
Adamas ist ein gantz harter stein [...] also hert das er weder mit feur noch mit andern dingen gebrochen werden mag / er würt aber doch weych gemacht vnd vffgethon / besunder mit dem bluͦt eins bocks.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
die künigin [...] satzt ain schappel von pluemen auf ir offen und aufgetans har.
9.
›etw. (z. B. einen Weg) öffnen, zugänglich machen; etw. zur Nutzung freigeben‹.
Syntagmen:
den bach / pas / ring / weg / wildban, die matte / strasse / weide / zelge, das holz / land / wasser / wilde obs a.

Belegblock:

Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
sye besliessent den weg zuͦ dem hymmel und tuͦnt in ǒch uf.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein waͤg zur statt Aufgethon / Ein zuͦgãg zur statt gemacht.
Den paß deß meers Aufthuͦn / Frey sicher geleit geben über dz meer zefaren.
10.
›(einen Graben o. ä.) säubern, freischaufeln; (einen Graben) anlegen, aufwerfen; (Land) säubern, urbar machen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1;  6 (zur 2. Variante); vgl.  6,  3.
Syntagmen:
den bach / graben / runs / schifweg, die almende / alp a.
Wortbildungen:
auftuung
3.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Einen graben Aufthuͦn oder aufwerffen / Ein graben machen.
11.
›(den Mund, die Augen, Ohren) öffnen, auftun‹; oft belegte Spezialisierung zu 4; teils als Synekdoche verwendet, dann je nach Obj.: ›etw. sagen‹; ›hinsehen‹.
Erhöhte Dichte der Belege in religiösen Texten.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
die augen, den mund, das maul, die lippen a.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Eyâ, wan waeren der sêle ougen ûfgetân.
Feudel, Evangelistar
37, 32
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Do sprochen sy czu ym: ‘wy synt dir uf getan dyn ougen?’
[hier im Sinne von ›sehend machen‹]. Phrasematisch bei Luther, WA (
1531
):
ich mus [...] den leuthen den mundt auffthun
[›in Erstaunen setzen‹]
und sie alle zu mir fhuren.
Ders. Hl. Schrifft.
Hiob 3, 1
(
Wittenb.
1545
):
that Hiob seinen Mund auff / vnd verflucht seinen tag / vnd sprach.
Ebd.
Ps. 40, 7
:
OPffer vnd Speisopffer gefallen dir nicht / Aber die Ohren hastu mir auffgethan / Du wilt weder Brandopffer noch Sündopffer.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
, Hs.
1359
):
Nu disem tǒben menschen dem stach unser herre sinen vinger in sin ore und sine speichelen tet er uf sine zungen und sprach: ‘Effece’, das sprach: ‘tuͦ dich uf’.
Das uns nu in der worheit unser oren werden uf geton.
Ebd. (
14. Jh.
):
du solt [...] dinen munt niemer ufgetuͦn wanne zuͦ nutze.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 503, 11
(
Hagenau
1534
):
Er leugt wenn er das maul auff thuͦt.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
nü thü man die augen auff und gesech man.
Brandstetter, Wigoleis
208, 5
(
Augsb.
1493
):
Hie kombt dz vngeheür thiere für ein geschloß darinn der künig ist mit aufgetanem maul.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn er [der leo] sein maul auf tuot.
Mollay, H. Kottanerin
31, 12
(
moobd.
,
1439
/
40
):
daz der edel Kung die augen kawm aufgetet.
Wedler, W. Burley. Liber
63v
(
moobd.
,
v. 1452
):
das sich das maul als weit auftet vnd das sich die wanng alsuast anplätenn.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Quint, a. a. O. ;
Feudel, a. a. O.
25, 9
;
Vetter, a. a. O. ; Var.;
Heidegger. Mythoscopia
46, 6
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther ;
12.
›(verendetes oder getötetes Vieh) öffnen (z. B. zur Feststellung der Krankheits- oder Todesursache oder zur gewerblichen Verwertung)‹; wohl auch: ›(Vieh) zerlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  3,  1.
Syntagmen:
den bären, die ku, das vieh a.
;
aufgetaner leib.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1348
/
1407
):
en sall gein man koe slain noch updoin, der martmeister en si dabi.
13.
›etw. (z. B. eine Drüse) chirurgisch öffnen, aufschneiden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Wortbildungen:
auftuung
4.

Belegblock:

Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
233v, 13
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
vnd mon muß dy / bunden wider auf thun.
Ebd.
237v, 6
:
das sy [druß] wolt außge, so / mache sy reyff vnd tu sy auf.
Fischer, Folz. Reimp. 44, v.
1
(
Nürnb.
1482
):
võ [...] platern võ irer auffthüung reyniung vñ besundern heylungen.
Broszinski, Minner. Chir. Parva,
73r, 21
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
das ander, das man es, wenn es zittig wird, ufftüe.
Maaler (
Zürich
1561
):
Aderlaͤsse (die) das Aderlassen / Das aufthuͦn der ader.
Rohland, Schäden
552
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
ein geschwer als ein peste ein schlier oder ein büle schier uff tuͦn.
14.
sein herz auftun
›sich öffnen, sich jm./e. S. gegenüber aufnahmebereit halten‹;
jm. das herz auftun
›jn. bewegen, sich jm./e. S. zu öffnen‹.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
, Hs.
1359
):
Er sol mit aller andacht klopfen vor dem minneklichen uf getanem herzen [...] unsers herren Jhesu Christi.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Vor in allen er do ǎss | Und gab och inan des da was, | Und tet ir herczen uf zehant, | Das er in allen wart bekant.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
sol der mentsche nieman sin hertz uf tuͦn won Got.
15.
›etw. entschlüsseln, erschließen, offenlegen, auslegen, (Geheimnis) lüften; sich erklären‹;
jm. aufgetan sein
›jm. zugänglich sein‹.
Syntagmen:
(jm.) die klage / kunst / rede / schrift / sprache / taugen
(›Geheimnis‹)
a., jm. seinen willen a., den syllogismus a., etw. öffentlich a.
;
sich des glaubens / fürnemens a., sich gegen jn. a.
; subst.:
worte des auftuns bedürfen.
Wortbildungen:
auftuung
5 (dazu bdv.: vgl.  4).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der [Crist] hat die tougen uf getan | Der alden e zu der nuwen.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Notum facere. Offenbarn eroͤffnen verkuͤnden kundt thun zu erkennen thun ansagen zu wissen thun ans liecht bringen an den tag legen außfuͤndig machen entdecken emploͤssen auffwickeln auffthun verkundtschafften vergwissigen verzeigen nachweisen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ob icht grobes darinne [heilig geschrifft] sey, das soll man auff thuͦn.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Ieclicher buche wise | Wurden gar im offenbar | Uf tunde.
Luther. Hl. Schrifft.
Apg. 17, 3
(
Wittenb.
1545
):
[Paulus] redet mit jnen [...] aus der Schrifft / thet sie jnen auff / vnd legets jnen fur / Das Christus muste leiden.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
134
(
Nürnb.
1517
):
es sol ie die red anderst nichts sein dann ein auftuung der warheit.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 152, 28
(
halem.
,
n. 1529
):
Dass man sich uftuͤege, von welchen artiklen man disputieren woͤlle.
Turmair (
Augsb.
1517
):
explicui, explicavi ‘aufthuen, von einander thuen, auseinander legen’.
profiteor professum ‘offentlich aufthuen, eins dings außgeben’.
16.
›etw. (z. B. eine Verhandlung) eröffnen‹; trans.: ›ausbrechen, in Gang kommen (z. B. vom Krieg)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6,  9.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Was der erst Eidgnoss umkommen, und hiemit erst gestilter krieg on absag wider ufgeton.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
das er
[Papst]
sinen hoff noch gericht nit uff tett und hett och kain audientz.
17.
›sich auftun, weiten (vom Gelände)‹.
Syntagmen:
tal sich a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1608
;
1625
).
18.
›sich auflösen, verflüchtigen (von Wolken)‹; mit verschobener Bezugsgröße auch vom Himmel gesagt, dann: ›sich auftun, aufklaren‹.
Syntagmen:
gewölk / himmel sich a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1559
).
19.
›breiter, stärker, mächtiger werden (von Erzlagerstätten, besonders von Gängen); sich aus seinem ursprünglichen Zusammenhang loszulösen anfangen (von Gestein)‹.
Bergbausprachlich belegt.

Belegblock:

Veith, Bwb. .
20.
›sich herausputzen, ausstaffieren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  8.

Belegblock:

Schmitz, Schiltb.
106, 1
(
Frankf.
1597
):
aller Weibern art ist / daß sie nur allein darauff gedencken / wie sie sich rechtschaffen auffmutzen / schmuͤcken Zieren / Malen / auffthun.
21.
›etw. aufheben, abschaffen; etw. beendigen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 4,  1; vgl.  28.
Syntagmen:
den beschlus / segen / send
(›Synode‹),
die fede, das verbot a.

Belegblock:

Koeniger, Sendgerichte (
mosfrk.
,
17. Jh.
):
den seend aufzuthun, soll der seendherr diesen psalmus sprechen.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Relaxirn, Auffloͤsen / als so ein Arrest oder Kummer auffgethan [...] wirdt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1530
):
handt das alt verpott auffthan.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
es war meniglich wissend, das Heliogabalus solch segen wider aufgetan het.