öfnen,
auch
offenen,
V.
1.
›etw. Verschlossenes unterschiedlicher Art (z. B. Räume, als Raum tropisierte Körperteile) öffnen‹; vereinzelt auch (mit Verschiebung der Bezugsgröße): ›etw. Verschließendes öffnen‹; teils ütr. gebraucht;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
1
 13,  1,  1,  3,  4.
Gegensätze:
, .
Syntagmen:
einen beutel / brief / brunnen / weiher, den leib / magen / mund, eine pforte / truhe, ein haus / gefängnis / schlos, das herz, die adern / geschweren ö., jm. die brust / seite ö., die henne die eier ö
. ›aufdecken, zeigen‹,
plage die augen ö., j. etw. am leibe mit gold ö
.;
j. den himmel geöfnet sehen
;
die geöfneten lefzen
; refl.:
die haut, die wunden sich ö
.
Wortbildungen
öfne
›Öffnung‹ (dazu bdv.:  1,  1).

Belegblock:

Wunderlich, Fierrabr.
50, 19
(
Simmern
1533
):
vnd also von schmertzen des gesaltznen wassers / oͤffneten sich Oliuiers wunden.
J. W. von Cube. Hortus
4, 10
(
Mainz
1485
):
[klobelauch] weichet auch geswern vnd offnet sie vñ zucht fast vß den eyter.
Froning, Alsf. Passionssp.
855
(
ohess.
,
1501ff.
):
die sichen werden nu gesunt, | die stummen offen nu iren mondt.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
86, 20
(
Frankf.
1535
):
Was mit goldt geoͤffnet würdt an des menschen leibe / als mit lassen / schrepffen vnd schneiden / das heilt on schaden.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
So wirt dir des himels tor | Geoffent und gegeben | Bi Cristo ewic leben!
Welti, Pilgerf. v. Walth.
33, 20
(
omd.
,
n. 1474
):
das der ritter Lo(n)ginüs vnserm hern Ihesu Cristo syne syten vff stach vnd vffente.
Thür. Chron.
4r, 21
(
Mühlh.
1599
):
Da fielen sie deß Nachts auß dem Pferde / oͤffneten die Thorn.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 57, 2
(
nobd.
,
1464
):
Winterzeyt bedarf man der weyͤr keynen eiszen oder offen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
164
(
Nürnb.
1517
):
ja wol haben sie [ausruefer eigner heilikeit] den himel geöfnet gesehen und darinnen den almechtigen got vatter.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
das im das flesch vnnder der hüt zerbricht oder zerknytschet vnd die hut sich oͤffnet.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
vnd ob er oder die sinen / das huß oder andere schloßkammern vnd behalt nit offnen woͤlten / So moͤgen dieselben geordneten / das vffprechen lassen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Dú offeni
[des Sarges Marias]
dú was obenan | Gegen dem antlút.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
351, 22
(
Genf
1636
):
offnen / Auffthun / Auffsperren / [...] Aperire.
Ruh, Bonaventura
333, 21
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
In der ersten [Senfftmütigkait] wurtz hertz getenet, in der andern wurtz geoffnet, in der dritten wurtz vßgössen.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das /b/ vnd /p/
[werden]
mit den lebtze͂ durch des Athems gewalt aufgerissen, [...], das er jm die backe͂ aufftreybet, wie einem Pfeiffer, vnd laͤßt dann den athem durch geoͤffnete lebtze͂ faren.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Vngluͤck macht witzig / vnd die plag oͤffnet die augen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn die hennen an verporgen steten airnt, sô stênt si auf mit ainem geschrai und öffent iriu air unz man ins nimpt.
sô ist ez guot den verslozzenn leib ze waichen und ze öffenn.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Zuͦ den zeiten sand Ruͦprecht ward widerumb gefunden und geöffent der brun mit dem saltzärtzt.
J. W. von Cube. a. a. O.
6, 23
;
123, 18
;
Wunderlich, a. a. O.
52, 31
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
29, 20
;
Sappler, H. Kaufringer
11, 468
;
Zingerle, Inventare ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 215
.
2.
›(jm.) den Weg zu etw. (meist: zu einer genutzten Fläche) öffnen, freigeben; (jm.) den Zugang zu einem nutzbaren Raum, einem Gewerbe ermöglichen‹; auch: ›empor kommen, sich (in der Folge freien Zugangs) entwickeln‹ (von Städten gesagt); ›sich etw. erschließen‹ (z. B. die Welt);
zu  3.
Syntagmen:
(jm.) den weg
(oft)
/ kirchhof, die strasse / wiese / heide / stat / fischweide, ein feld / gewerbe / gut, das paradies ö
.;
Babylon sich, Augsburg die welt geöfnet haben
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ich offene dir daz paradis | Zu der ewiclichen raste.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
[got] offende vns den wech des himelriches, der vns lange was vorspart.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
er [...] schol uns öfnen dy Snabelbayd und dy stat Steinach zu aller unser notdurft.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
die hetten die versamelten bawrschaft die statt nit öffen, noch sie einlassen wöllen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 85, 32
(
Hagenau
1534
):
Es hat durch yhn [Fucker] Augspurg / [...] / sehr zu genommen / unnd fast die gantze welt geoͤffnet.
Schmidt, Rud. v. Biberach
17, 12
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Die strasse, die der geist gan sol in die gotheit, sint oͮch von got geoffenot.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
43
(
Zürich
1560
):
nun will ich wyter offenbaren | Wie Babylon sich gufnet hatt | nach dem kam Ninus an die statt.
Ruh, Bonaventura
340, 4
(
oschwäb.
,
1. V. 15. Jh.
):
Zem vierden wirt das begerenlich paradiß geoffnet durchs kreütz.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1308
):
und haben in geoffet und offen alle strazze uͦf dem lande und uͦf dem wazzer uͤberal in unserem lande, swa si varent mit [...] aller chaufmanschaft.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1431
):
das dieselben zwo wisen alle jar [...] gemaͤt und geoffent schullen werden, unser viech darauff ze treiben.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
15. Jh.
):
Wir öffen auch meinem herren von Salczburg alle vischwaid von ürsprung des Ziler hinz mitten in das In.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
52, 6
;
Dirr, a. a. O. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
96a
;
Vgl. ferner s. v.  5.
3.
›jm. etw. aus einer ihm verborgenen Welt offenbaren, enthüllen, sinnlich anschaulich machen, über den Glaubensbestand von Vorhersage und Erfüllung / Erscheinung vermitteln‹;
vgl.  2.
Obd.; gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
j. jm. etw. ö
.; oft mit (logischem) Subj. d. P. (
got, vater, Christus, heiliger geist
), Dat.obj. d. P. (
dem sehenden, gerechten, den zauberern, den drei königen
), Akk.obj. d. S. (
die geburt, trinität, warheit, gütigkeit, die gebrechen
)
ö
.

Belegblock:

Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
216, 9
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
da vns’ h’re zv dem ersten an sein’ predige dise gnade / offent vnd also / sprach ir / ezzent denn mein flaisch [...].
Gille u. a., M. Beheim
3, 202
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hie offent got von erst sein trinitot. | Als er ist ewig in den ober lenschen | gatlichen wesen, drey person, ain got.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
12, 58
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Seht, also hat uns got durch seinen propheten geoffent unser geprechen, das wir erkennen, waz wir klagen schullen.
Adrian, Saelden Hort
1714
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
disú kunig drie. | die giengent dar und battent Got | daz er in wurd geoffenot.
Ebd.
10152
:
ze dem dritten mal sus | des tages ge offenot ist Iesus.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
77, 35
(
els.
,
1362
):
Do von so wart ime gev́ffent von gotte das er solte wider kummen in sin bistuͦm vnd do gemartelt solte werden.
Ebd.
135, 8
:
Do wart einem guͦten menschen geúffent daz dis sterben nút uf enhorte, es were denne daz [...].
Ebd.
578, 15
:
Do von bat er got mit ganzem flisze daz er ime uffente was dis bezeichente.
Schmidt, Rud. v. Biberach
133, 24
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Verstentlichvͥ gesicht vnd ofnung beschiht nuͥt mit liplichen dingen noch mit bilden, want me dvͥ warheit wirt geoffnot vnmittellich dien sehenden.
Ebd.
134, 2
:
Daz fleisch vnd daz bluͦt het dir es nuͥt geofnot, want min vatter, der in den himeln ist.
Ebd.
135, 10
:
want die ding werdent geoffenot, die e verborgen wan’.
Völker, Antichrist
576
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
den wirt weg beraittet fúr vnsers herren Ihesu Cristi gerichte, wenne er den gerechten sich wirt offnen vnd in leuchtet mit den ewigen fröden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Am ersten het der heilig geist nur das schlecht, mit der zeit mér geoffent.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
125, 26
(
Venedig
1483
):
das die guͤtigkeit vnd die barmhertzigkeit gots da durch geoffent werd in dem das er vns mit seinem tode von dem ewigen tode erlediget hat.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
12
;
Williams u. a., a. a. O.
99, 24
;
Schmidt, a. a. O.
172, 4
;
Wagner, a. a. O.
12, 58
;
Wyss, Luz. Ostersp.
481
;
2513
.
4.
›etw. beschreiben, darlegen, auslegen, erklären, bekanntgeben; etw. ausplaudern, jn. / etw. verraten; sich als jemand erklären; eine rechtsrelevante Aussage machen, eine Feststellung treffen und verkünden‹; ›jm. etw., das im ütr. Sinne verborgen, nicht bekannt ist und nur die eigene Persönlichkeit angeht, eröffnen, offen darlegen, mitteilen, kundtun, zu verstehen geben; jm. etw. preisgeben; jm. etw. anvertrauen‹; das gesamte Spektrum schriftlicher wie mündlicher, sach-, speziell rechtsbezogener wie auf die eigene Person bezogener Sprechhandlungsverben umfassend; in der Regel neutral gebraucht, vereinzelt negativ konnotiert.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2,  15, (V.) 9,  1,  1, ,  2346,  2,  5,  69, , , .
Gegensätze:
(V., unr. abl.) 25, , .
Syntagmen:
einen brief
›den Inhalt einer Urkunde‹
/ ratschlag / rechtspruch, den lezten willen, die sünde ö
. ›beichten‹,
die finsternis ö
. ›ausleuchten‹,
eine erscheinung / geheimde / kundsame / sache, die warheit, das testament, ein buch
›den Inhalt eines Buches‹
/ urteil, die gesetze ö., der künste list etw. ö., geld
›einen Geldbetrag‹
ö
. ›Auskunft darüber geben‹,
js. gerechtigkeit / herlichkeit ö., etw. mit fürsprechen, an einem brief ö., einen kummer auf jn. ö., die tugend den brunnen der gütigkeit ö., das kapitel ö., wie [...], j. ö., was [...] / das [...], j. auf den eid ö., wofür [...], j. jm. die beichte ö
. ›verraten‹,
ein gebot, eine schrift, einen inhalt, wunderfizlichkeiten ö., j. jm. seine heimlichkeit / meinung / schuld ö., j. dem vater seinen mut, dem könig sein leid, einer partei ein fragstük ö
.; refl.:
j. sich ö., sich des sultans feind
›als Feind des Sultans‹
ö
.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Uf die selben geschiht | Vragete er einen vater gut, | Dem offente er gar sinen mut, | Waz im dort was widervarn.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
so sal er solich gelt, [...], offen und daz zu der ersamen gemeinden zu Mentze handen stellen.
Froning, Alsf. Passionssp.
716
(
ohess.
,
1501ff.
):
den konigk Herodes sollet ir [frauw] bidden | [...] | und sollet em uffin uwer leyt!
Jahr, H. v. Mügeln
474
(
omd.
, Hs.
1463
):
sie [Astronomia] sprach: ,was tat zukünftik ist, | das offent miner künste list‘.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Wie was unse herze niht buͦrnende in uns, dô her kôsete ûf dem wege und uns di scrifte offinte
[
Mentel
1466:
aufftet
; nd. Bibel 1478:
apenbarde
;
Emser
1527 /
Eck
1537:
verkleret
]
?
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Vorchtestu lvite? du salt me vorchten, der alle vinstenisse (der) heimelichen kan offen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
Wie der Richter die vrteyl offen sol.
Reichert, Gesamtausl. Messe
25, 17
(
Nürnb.
um 1480
):
das die tugent der danckberkeyt die sey auffdecken und oeffnen den prunn der goetlichen guetigkeit.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Jch wil jetz [...] dem Bischoff klagen, das ir mir mein Beicht geoffnet haben.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz och wir im únser hertz uf taͤtint und im ofnetint únser schulde in der bihte.
Glatz, Chron. Bickenkl. (
önalem.
,
um 1640
):
Der gleichen [...] erscheinungen hette disse seligeste muetter vil mall, wolte aber solche nit öffenen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Hie offenet keyser Sigmund, was im fürkummen ist in dem geiste zuͦ Presburg uff dem uffarttage.
Lemmer, Brant. Narrensch.
39, 28
(
Basel
1494
):
Eyns richen sach / würt wyt gespreyt | Vnd würt durch vntruw hußgesynd | Geoͤffnet vnd vßbrocht geschwynd.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
vñ ob der gegenteil sondre fragstuck inlegte / die solle͂ der andern parthy nit geoffnet werde͂ / sonder allein durch vns oder die richter beschehen.
UB Zug
636, 31
(
halem.
,
1423
):
Darnach offentent unn sprachent die obgenant gnossen einhelklich bi iren eiden, [...], das sý [...].
darum er wider sinen willen gezwungen were (dann so heimlich moͤcht soͤmlicher ratschlegen ursachen nit geoffnet werden) zuͦ offnen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Ich bin ein söllicher man, das ich kein verretterschen mentschen lieb haben mag; darumm offnen ich mich des soldans fyend und aller siner mithälfern.
wenn ir mir verheyssen wend, das ir mich nŭt offnen wend, so wyll ich üch ein heimlikeyt sagen.
Pfaff, Tristrant (
Augsb.
1498
):
Sy hat es durch grosse liebe gethon, und mir darmit geoͤffnet, das ich ir vor aller welte der aller liebste byn.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Ain recht hat die stat von alter, daz allen laͤwten nicht chunt ist, und darumb habent die gesworen daz selb recht haizzen schreyben und oͤffen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 16. Jh.
):
wär auch daß sich ain feur bei ainem erhueb und das nit beschreien noch öffen wolt.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 128, 6
;
Große, Schwabensp. ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
295
;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Eggers, Psalter
52, 18
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
20, 9/11
;
Bihlmeyer, Seuse ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
UB Zug
6, 4
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3712
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Schib, Urk. Laufenb.
215, 6
;
Wiessner, Wittenw. Ring
1965
;
Bachmann, a. a. O. ;
Mollwo, Rotes Buch Ulm ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
61, 9
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 129, 31
;
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 104, 1
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
93, 7
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Schmitt, Ordo rerum
624, 2
;
Vgl. ferner s. v.  4.
5.
›sich in anschaulicher Weise zeigen, darstellen, manifestieren, zutage treten, sichtbar werden; jn. als (z. B. als den
menschen der sünden
) in Erscheinung treten lassen; jm. etw. anschaulich zeigen, vorführen‹; schwach belegt; Bedeutungsansatz unsicher;
vgl. am ehesten  5.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 2; vgl.  2, .

Belegblock:

Schmidt, Rud. v. Biberach
152, 2
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dvͥ gemenschotvͥ wisheit, dvͥ sich mit gesichtigen dingen offenot, will erzoͮgen, want si ein spise der sel ist.
Völker, Antichrist
1266
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
Spricht sant Paulus: ,Der jungst tag kumt nit, es werde ee geoffnet der mensch der sunden, daz ist der anticriste‘.
Wyss, Luz. Ostersp.
9833
.
6.
›js.
sele
öffnen, auf etw. / jn. hinlenken; etw. (z. B.
demütigkeit
) zur Entfaltung bringen; sich jm. öffnen, anvertrauen; sich dem
geminten
(s. u.:
das geminnende
) so weit annähern, daß sein
gemüte
sich ihm öffnet‹ (so
Schmidt, Rud. v. Biberach
130, 23
).
Im mittleren Frnhd. auslaufend; Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. (V.) 7, (V.) 4.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
12, 6
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz erste ist daz Got di sele offinet, alse he sprichit in Cantica: ,du mir uf, min frundinne, tu mir uf, min tube‘.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
18, 12
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
das liecht der verstandnuß offent die diemutikeit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wan er sich in rechter warheit ungern dar mit bi sinem lebenne keinem menschen wolt offnen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Nu muͦs die tierliche viheliche sele in aller wise dannan, sol die vernúnftige sele in dem menschen geoffent werden.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ain guͦtú jungfrowe sol ôch sich selben ofnen in der bihte, daz si enhain ding lasse ungeoffnet durch scham noch durch vorhte.
Schmidt, Rud. v. Biberach
101, 10
(
whalem.
,
1345
/
60
):
minne ist ein zeichen der gemeinsamunge. Dar umbe, ein frunt ofnot vnd gemeinsamet sinem frúnt sin heimlichi.
Ebd.
130, 23
:
Dar vmbe, so daz geminnende naher ist dem geminnoten, so wirt das gemvͤte gewerlicher, tieffer vnd volkomenlicher im geofnet.