auslegen,
V.,
im Prät. und Part. II vereinzelt kontrahiert:
ausleite, ausgeleit.
1.
›etw. zur Ansicht, Prüfung hinlegen, ausbreiten; etw. zur Benutzung bereitlegen‹; speziell: ›Waren zum Verkauf auslegen, anbieten‹.
Bedeutungsverwandte:
(zur Spezialisierung); vgl.  1,  12,  1, ,  1,  3.
Syntagmen:
einen kaufmanschaz, wein, güter a.
;
kaufleute
(Subj.)
a.
;
etw. feil a.
;
(etw.) auf dem markt, zum feilen kauf a.
; fachtextlich oft ohne Obj. gebraucht.

Belegblock:

Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
2. H. 16. Jh.
):
das derselb [wein] gerecht und unverdorben [...] ausgelegt werde.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1547
):
wo ainer nur durchfuhr und nit außlögt, so soll der richter von demselben die maut zu nemben [...] haben.
2.
›etw. bezahlen, Geld ausgeben; (jm.) Geld auslegen, borgen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl. ,  16,  10,  2,  1.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 411, 22
(
preuß.
,
1442
):
wie das seyne vorfarer [...] gros gelt in vergangen czeiten vor sie awsgeleget hetten.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
in dit huys, Geyn gelt sult yr hie leggen uyss.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 59, 26
(
Hagenau
1534
):
es lernet es die erfarung / daß / wer erst für ander außlegt / langsam odder nymmer bezalet wirt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
er habe dan sein ordenliches kaufrecht außglegt.
3.
›jm. etw. anrechnen, jm. etw. gutschreiben‹.
Syntagmen:
jm. an einer reitung etw. a.

Belegblock:

Rwb (a.
1530
).
4.
›(Land durch Entfernung der Zäune) öffnen, für den allgemeinen Nutzen zur Verfügung stellen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1664
);
Rwb (a.
1487 f.
).
5.
›ein Kind aussetzen‹.
Bedeutungsverwandte:
 7.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das sy auslegten ir kind das sy icht wurden geleblicht.
do er wart ausgelegt die tochter pharaons nam in.
6.
›in See stechen, mit dem Schiff ausfahren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6,  1d.

Belegblock:

Preuss. Wb. (Z)
1, 313
(a.
1398 ff.
).
7.
›etw. austreiben, vertreiben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  10.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
Si lass und kald, ut se werme bey dem himelischen feur, quod corpus et sanguis, et sic per hitz wermen, quae leg keld, faulheit aus.
8.
›etw. ausmessen, bemessen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der maz mit um und umme | Die richte zu der crumme | Die stat eins mazes uz geleit, | Daz drithalb hundert passe treit.
9.
›etw. beschließen, festsetzen; einen Termin anberaumen; eine Abmachung treffen‹.
Nrddt. / preuß. / omd.
Bedeutungsverwandte:
 7,  2,  2,
1
 1; vgl.  8,  11.
Syntagmen:
a., das [...]
;
ein ding / eine reise a.
;
ausgelegte (-)stat.

Belegblock:

Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
mit ein ander sie uzleiten, | daz man solde [...] | [...] buwen in Judea | die vesten.
Sie leiten uz beide also, | daz uf dem Capitolio | [...] | da welden sie mit verretnis | en toten.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
der zů vz gelegeteme degedinc nicht ne Cůmt zů rechter zit.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
wenne eyn richter czu usz gelegeter dingstat kumpt.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
do forchte her eynen nawen krigk [...] unde legete mit dem ritter Yringe uss unde geloubitte om vil guttis.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
So legit her des schulteyssen dyng vs von deme nesten tage obir vyrtzehen nacht.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ; ;
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
86, 8
;
Leman, a. a. O. ;
Rot
303
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 313
;
10.
›jn. zu etw. auswählen, bestimmen; jn. als Kandidaten aufstellen; jn. zum Waffendienst bestimmen und ausrüsten‹.
Bedeutungsverwandte:
 17, (V.) 2,  1,  2; vgl.  10,  3,  4,  1.

Belegblock:

Ulner (
Frankf.
1577
):
Ernennen / bestimmen / benamen / namhafftig machen / außsetzen / außlegen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Man wolt uff einmal ein Bischoff erwoͤlen. Und da die Herren zůsamenkamen, da legt man zwen Herren uß.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
, zu
1448
):
ouch die stett knecht uszleyten.
Ebd. (zu
1514
/
15
):
Des wurden die Eidgnossen innen, leyten daruff knecht usz.
11.
›jm. etw. erklären, dartun; (jm.) etw. (z. B. einen Text, ein Zeichen, eine Handlung) auslegen, erläutern, deuten, interpretieren‹; vereinzelt abwertend: ›an etw. herumdeuteln‹; mit Betonung des kognitiven Aspektes: ›etw. erfassen, ergründen‹; in der Wendung
jm. etw. übel / zum unguten a.
›jm. etw. übelnehmen‹; in den Wendungen
eine frage a. / etw. mit frage a.
›eine Frage aufwerfen‹.
Syntagmen:
den autor / psalm / text / traum / wiz, die schrift
(mehrmals)
/ bedeutnis / beischaft / bosheit / figur / geburt / komödie / lerung / minne / prophetei, das buch / gaukelspiel / beispiel / gezeugnis / werk / wort a.
;
der evangelist / meister / die Zwinglischen, der talmud / feiertag, das wort
(jeweils Subj.)
etw. a.
;
jm. etw. zur schande, zum guten / besten / bösen a.
;
etw. recht / arg / lez / schlecht / geistlich / ketzerlich, taugenlicher weise a., etw. nach anleitung a., etw. im evangelium a.
; auch subst. (dazu bdv.: ):
im a. irren
;
der lerer
(gen. subj.)
a.
Wortbildungen:
auslege
›Auslegung, Deutung‹.

Belegblock:

Ettmüller, Heinr. v. Meißen
405, 7
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
Moises der sach die goteheit | in aller ir gezierde beide an werken unde an wât; | er wart bescheiden, alse er ûz geleit | mit sîner vrâge hât.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
166
(
rib.
,
1444
):
lerungen, | De sij usslachten mit yren tzungen.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
675
(
pfälz.
,
1436
):
wie das wercke glücksam sin sölle, legent vß die nachgenden wort.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
vnusprechelich wort dy kein mensch vslegen mag.
Froning, Alsf. Passionssp.
5250
(
ohess.
,
1501 ff.
):
wer dyr myn nam ye ußgeleyt, | so mechstu dich nyt alßo breyt!.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Die Vorsorge vor krancke Personen darff nicht also ausgeleget werden.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
14vb, 17
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
wer was sein gepurt gesagen oder ausgelegen.
Pyritz, Minneburg
2103
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
meister, du hast | Din witze groß mir uz geleit.
Gille u. a., M. Beheim
96, 52
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
den grunt nach dem puchstaben | Den sagen sy den leuten recht | und kunnen daz auss legen slecht.
Ebd.
140, 125
:
darüber sprichet dy aussleg | und tut uns offenberne.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
des lont uwer klaffen und uwer uzlegen und uwer disputieren hievon sin.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
sass Ihesus das kint enmitten | Mit antwurt und mit fragen, | [...] | Und gab den besten underschait, | Was fragen da wart us gelait.
Warnock, Pred. Paulis V,
28
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Dise fygur ist ain andechtiger doctor gaischlich uslegen und betütten uff den krieg.
Lemmer, Brant. Narrensch.
103, 69
(
Basel
1494
):
Gar wenig worheyt man yetz hoͤrt | Die heilig gschrifft würt vast verkoͤrt | Vnd ander vil yetz vß geleitt.
Andreae. Ber. Nachtmal
38v, 6
([
Augsb.
]
1557
):
Die Zwinglischen aber / haben die wort Christi (Das ist mein Leib) außgelegt.
Rot
347
(
Augsb.
1571
):
Ein Raͤterische oder verborgne red außlegen / Ein gesang / so vil verborgens in jm / in die gmein art setzen.
Gereke, Seifrits Alex.
1739
(
oobd.
, Hs.
1466
):
er sagt dem sternseher | was im des nachts getrawmbt wẽr. | der maister legt in [trawmb] im aus.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
souil sy heylige schrift [...] felschen oder sonst aebich auslegen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Ders., Maccabäer ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
42, 13
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
103, 34
;
215, 18
;
Mathesius, Passionale ;
Pyritz, a. a. O.
637
;
Gille u. a., a. a. O.
22, 102
;
22, 123
;
82, 110
;
124b, 2
;
245, 27
;
231, 63
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Unger, Richtes Stig ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Andreae. Ber. Nachtmal
71, 19
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Gereke, Seifrits Alex.
206
;
6348
;
Voc. inc. teut.
b vijr
;
b viijr
;
Rot
289
;
303
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 313
.
12.
›einen Text in eine andere Sprache übersetzen, übertragen‹; Spezialisierung zu 11.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Nürnb.
1483
):
die funff púcher moysi die ich getulmetzscht
[K-Oa:
oder außgelegt
]
habe von hebreisch in lateinische sprach.
[wir] haben es [bůch] ausgelegt von kriechisch in latein.
Rot
314
(
Augsb.
1571
):
Glossirn. Anders Teutschen / außlegen / vertolmetschen.
Ebd.
320
:
vertolmetschen von einer sprach in die ander / verkeren vnnd außlegen.
13.
›etw. erklären, proklamieren, verkünden; deutlich werden‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 4,  1.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
435, 39
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dein wirdikait | würd mynder dann ain wibel | durch schriben ader auss gelait.
Ebd.
451, 228
:
die aller minsten pein, [...] | [...] | wurt numer auss gelait | von allen zungen uber al.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
77, 23
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz der mensch mit menschleichem rat vnd weisung nur aus den, die ietzunt geoffenpart sint vnd ausgelegt [...] das er daz derfuͤnd, daz im daz nützist war.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
15. Jh.
):
als män sew [der stat recht] sol auslegen in allen pantäidingen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
7, 30
(
tir.
,
1464
):
das er auf löset die vërpargenhait der geschrifft [...] vnd das er erleüchtet die vinsternus vnd auslëget die czweiflung vnd das er verschmëhet [...] die falschait.
Schmid, R. Cysat
6, 94
.