aufschliessen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (Verschließendes, mit Verschiebung der Bezugsgröße: verschlossenes Raumgebilde, das darin Befindliche) öffnen, aufschließen‹; vereinzelt: ›etw. offenhalten (z. B. eine Gaststätte)‹; auf Körperteile bezogen, teils ütr.: ›(die Augen, Ohren, den Mund, das Herz) öffnen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  1; vgl.  12,  1.
Gegensätze:
 3, .
Syntagmen:
teils ohne Obj.;
den bund, das band / ingesiegel / tor
(jeweils Verschließendes)
a., den sal / schrein, das haus / paradies / reich, die kebse
(›Reliquienbehälter‹, )
/ kiste / burg
(jeweils verschlossenes Raumgebilde)
a., den hort / schaz
(jeweils im Raum Befindliches)
a., den keller
(›Gaststätte‹)
a.
, von Körperteilen:
den mund, das auge / herze / or a.
Wortbildungen:
aufschliesser
,
aufschliessung
1,
aufschlus
1 (dazu bdv.:  4, subst.).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
als in siner vornumfte | Daz lamb sin ingesigel iz vumfte | Gesloz uf minen ougen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan bekantnisse hât den slüzzel und sliuzet ûf und dringet [...] durch.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
slois der keiser vp den sal.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Jhr Schaͤtz sie all auffschliessen, | Schencken dem Kindlein Gold, | Koͤstlich Weyrauch vnd Myrrhen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sluz uf der barmunge schrin | Mit gebetis vlizekeit.
Ey, richter, ir habit mal | Gewunnen mancherhande | Uf sliezende die bande | Der ungerechten durch gut.
Pyritz, Minneburg
2024
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Min zucker sußer mynnen lebs, | Sluß uff diner gnaden kebs!
Ebd.
3783
:
Wisheit slos in uff die tor.
Gille u. a., M. Beheim
152, 61
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die [weishait] hie tut sunder spriessen | Der stumen mund auf sliessen.
Bell, G. Hager
205, 2, 26
(
nobd.
,
1598
):
Du solst be reite / weite | Dem hercz gen im auff schlüesen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
in der nuwen e wart daz rich Gottes ufgeslossen.
Ebd. (Hs.
1359
):
Er sol [...] klopfen vor dem minneklichen uf getanem herzen und uf geslossener siten unsers herren Jhesu Christi.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz du dinú vetterlichú oren ze minem ruͤfenne [...] uf schliezest.
Warnock, Pred. Paulis
27, 181
(
önalem.
,
1490
/
04
):
Die ander frucht ist janue celi apercio, die uffschliessung der thür des himels.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der Auffschlussz / Das aufthuͦn.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
darzuͦ sie / die [Haͤuser] auffzuschliessen / hultzine Schluͤssel haben.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 74
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sleus auf der genaden chisten, | so erschrekt uns niemants dro.
Ebd.
3, 23
:
frau, sleus auf der sälden hort | hie der christenlichen schar.
Klein, Oswald
53, 5
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Sleuss auff dein vil liechte öglin klar!
Ebd.
15, 26
:
bis ir rotter mund | auff sleust den punt verwunt.
Wackernell, Adt. Passionssp. H. I,
694
(
tir.
,
1514
):
Du wirst des todes ain gebaltiger überwinder, | Ein aufschliesser der himl kinder.
Froning, Alsf. Passionssp.
2996
;
Luther. Hl. Schrifft.
Ri. 3, 25
;
Kehrein, a. a. O. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2946
;
Sappler, H. Kaufringer
5, 634
;
16, 98
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
47, 31
;
Voc. Teut.-Lat.
b viijr
;
2.
›(jm.) etw. (Geheimnisvolles, Unbegriffenes) erschließen, eröffnen; etw. entschlüsseln, erläutern, deuten‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  15,
1
 1, ,  11.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
274, 17
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dis beispel sleuss ich auffe.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
beger ich, daz du mir den hord dins lidens genzlich uf schliessest.
Karnein, de amore dt.
166, 381
(
moobd.
,
v. 1440
):
so beger ich ew ain ander ding zw sagen vnd aufzusliessen, daz ich in meinem hertzen trag.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
4, 19
(
tir.
,
1464
):
Er hat aufgeschlossen die verpargenhait der heiligen geschrifft.
Voc. Teut.-Lat.
b viijr
;
Trübner, Dt. Wb.
1, 150
.
3.
›etw. aufschlüsseln, umlegen, verteilen‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
den zol, das umgeld a.

Belegblock:

Rwb (a.
1497
;
1608
).
4.
›(Metalle mit bestimmten Hilfsmitteln, z. B. Säuren) auflösen, solvieren‹; die Auflösung unlöslicher Substanzen konnte auch erfolgen, indem man diese durch Schmelzen in lösliche Verbindungen überführt hat; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 2.

Belegblock:

Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 183
.