V., unr. abl.
– Bed. 1: ›öffnen‹; daran 2-3 anschließbar unter dem Aspekt, daß ein Bezugsgegenstand offen vorgelegt wird; 4-5 zusammengehörig unter dem Gesichtspunkt der vertikalen Bewegung oder Anbringung von etw.; 6-7 mit der Nuance ‘Öffnung’ an
1, mit der Nuance ‘vertikale Bewegung’ an
4-
5 anschließbar; 8-11: ‘jn./etw. über seinen Stellenwert erhöhen’, insofern verbindbar mit 4-5; 12-14 ohne erkennbare assoziative Beziehung zum sonstigen Bedeutungsfeld.
5.
›etw. aufrecht hinstellen‹; oft fungiert das Aufgestellte als Zeichen, dann: ›(ein Zeichen) aufstellen, sichtbar anbringen‹.
Phraseme:
das hasenbanier aufwerfen
(bei der Flucht steht der Schwanz des Hasen in die Höhe);
den schwanz aufwerfen
›sich aufblasen‹.
Bedeutungsverwandte:
1; vgl.
1.
Syntagmen:
das banier / banner
(oft),
die fane, den sper, liechter a.
;
aufgeworfenes segel.
Belegblock:
sich breit machen prangen auffschwellen schwantz vffwerffen den kam vffrichten.
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 5, 26
(
Wittenb.
1545
):
[der HERR] wird ein Panir auffwerffen ferne vnter den Heiden.
Pyritz, Minneburg
1418
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Sie tuͤ in in gedenken varn | In zubrochem schif uff meres flut | Mitt uff geworfem segel gut.
Wellicher ouch ein marchstein verruckte oder uffwürfe, [...] da sol der [...] das bessren einem vogt mit einem pfund unnd siben schilling Züricher pfening.
Kurz, Murner. Luth. Narr
(
Straßb.
1522
):
Drü fenlin muͦß ich vff werffen.
Wer das [Der warheit baner] vff würfft in sunderheit, | Thuͦt wider eer, sein pflicht vnd eidt.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 189, 21
(
halem.
,
1508
/
16
):
wurfend also das fenli von Zürich uff und zugend durch das Turgoͤw.
ward des reichs banner in dem veld vor Gundelfingen aufgeworfen.
Dort verren hielt floreys mit aufgeworffem sper gegen jm.
Gille u. a., M. Beheim
110, 167
;
6.
›etw. (Erdmaterialien o. ä.) aufwerfen, aufhäufen, (Wasser) aufwühlen, aufpeitschen‹; teils Verschiebung auf das entstehende Materialgebilde, dann: ›etw. (z. B. einen Hügel) aufwerfen, anlegen‹; oft mit Verschiebung auf das Raumgebilde, das durch die Entfernung des Erdmaterials entsteht oder affiziert wird, dann: ›etw. (z. B. einen Graben; effiziertes Obj.) aufwerfen, ausheben; etw. (z. B. wiederum einen Graben; affiziertes Obj.) säubern, freischaufeln‹.
Bedeutungsverwandte:
6,
10; vgl.
1,
10.
Syntagmen:
den brunnen / hügel / graben, die grube / schanze / schütte / materie, das grab / wasser a.
;
aufgeworfener grabe / haufe.
Belegblock:
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
Anm. 1 (
mosfrk.
,
1474
):
sol die gemeind die graben ufheben und aufwirfen zu allen dreien jaren.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
90, 14
(
Frankf.
1535
):
Das lebendig silber wirt also genant / das es außfalt vnnd auffwirfft die materien in die es geworffen wirt.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Makk. 11, 4
(
Wittenb.
1545
):
wie die todten Leichnam hin vnd her zerstrewet lagen / vnd Hügel auffgeworffen waren am wege / darunter man die Erschlagenen mit hauffen begraben hatte.
Loose, Tuchers Haushaltb.
(
nürnb.
,
1515
):
nachdem der graben umb gemellten cholschlag eingerirn, hab ich gedachten Hofman geringß herumb wider aufwerffen angedingt.
ist da ain tor gewesen und an yeglicher seitten ain auffgeworffer grab.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 156, 9
(
schwäb.
,
1527
):
das alle anstosser vor denselben iren gütern söllend gut wörlich graben mit dem ertrich und wasen aufwerfen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne aber si [wind] alsô vallent in daz mer, sô werfent si daz merwazzer auf.
wenn man die [prunnen] vegen wil und si wider auf wirft, sô sterbent oft die êrsten veger.
8.
›jn. zu etw. wählen, jn. (auch: sich) erheben, jn. als etw. einsetzen, in eine bestimmte Position bringen, jn. erhöhen‹, teils neutral, teils mit negativer Nuance in Richtung auf Bruch der verfassungsrechtlichen und sozialen Verhältnisse.
Bedeutungsverwandte:
1,
(V.)
1,
14,
2,
3; vgl.
9,
10,
3,
4.
Syntagmen:
jn. a., sich a., einen got / keiser / könig / fürsten / hauptman / vorsteher, ein haupt a., jn. zum got / obersten, zu einem könig / hochmeister, für einen got / keiser / rector / heiligen a.
;
sich als gelert / heilig a.
;
aufgeworfener keiser / könig / bürgermeister.
Belegblock:
hertzogen Albrechts [...] sohn, welchen sie zum obersten aufworfen.
dat zo der zit do Helius Pertinax doit geslagen was, worden dri keiser upgeworpen.
Opel, Spittendorf
(
osächs.
,
um 1480
):
habt ir [...] pfenner vier vorstehir jerlich uffgewurffen in schyne.
Sie versehen dye seelen, gehen mit predigen und mit beten umb, verschaffen doch auch, das der leib versorget werde, werffenn etlich menner auff, die da die guͤtter außtaylen.
Ders. Hl. Schrifft.
Neh. 9, 17
(
Wittenb.
1545
):
[vnser Veter] wurden halstarrig / vnd wurffen ein Heubt auff / das sie sich wendeten zu jrer dienstbarkeit in jrer vngedult.
Gille u. a., M. Beheim
124b, 215
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz leicht ain kint gebaren wer | [...] | daz man auff wurff und czu kung meht.
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
39, 28
(
obd.
, Hs.
n. 1570
):
also wirt euch auch beschehen / so jr werden aufwerffen / die euch furen.
hat sich ain weber [...] ungehorsamlich aufgeworfen, den haufen des pövels an sich gehenckt.
do wurff wir zwen hauptman unter uns auff.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
die haiden [...] ersluegen alle die kristen, die sich in dem land aufgeworfen hetten.
da in die Ungern wider künig Peter zu einem künig aufgeworfen hetten.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
3, 14
(
mslow. inseldt.
,
1612
):
welchen die Windiśche Nation mit gewalt für ein Rectorem aufgeworffen.
Gille u. a., a. a. O.
453, 1940
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
;