V.;
auffallend komplexes und schwer gliederbares Bedeutungsfeld.
5.
›jn. (auch: sich) / etw. anziehen, jm. etw. (Kleider, auch Amtstracht) anziehen, anlegen‹; auch von der Rüstung gesagt, dann: ›jn. (auch: sich) rüsten, wappnen‹; phrasematisch:
den orden anlegen
›in einen Orden eintreten‹; Ra.:
der faulkeit einen mantel anlegen
›die Faulheit vertuschen‹;
den alten pelz wiederum anlegen
›in seine alte Gewohnheit zurückfallen‹ (
).
Bedeutungsverwandte:
1,
1,
1; vgl.
4.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
den rok, das kleid, die albe, den schmuk, harnisch, panzer, die wappen
)
a.
;
jn. a., das volk a.
;
jm. etw.
(z. B.
den gürtel / kittel, das kleid / gewand
)
a.
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft
Matth. 27, 28
(
Wittenb.
1545
):
legten jm [Jhesum] einen Purpur mantel an / nd flochten eine dörnen Krone / vnd satzten sie auff sein Heubt.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
1101
(
osächs.
,
1607
):
Wann Ich anleg mein Jägerkleidt | Vnnd henng mein Hörnlein vmb den Hal(l)s(s), | Nem meinen Spiess, so hab Ich alls(s).
Gille u. a., M. Beheim
318, 7
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Er [esl] vand ains leben haut. | [...] | die haut er ane laite.
˹Ütr.:
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 45
(
Nürnb.
1517
):
legt an Christum in der neuikeit des lebens, zeucht Adam auß
˺.
Päpke, Marienl. Wernher
(
halem.
,
v. 1382
):
Do in [rok] das kint an leite, | Ze dem ersten sich mit klaite.
Sú laitent ir [Maria] an das gewant | Das ir von hymel was gesant.
sind des hertzogen leut da all in irem harnasch verwapnet und wol angelegt gewesen.
Da bin ich [...] hie in das closter komen und (habe) den orden angelegt.
da ist der legat Thomas hingangen zuͦ dem altar und hat sich angelegt, das ampt zuͦ singen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
(
schwäb.
,
v. 1542
):
Da leget sich der hauptman an, under den weylen schlug man die sturm.
Roth, E. v. Wildenberg
(
moobd.
,
v. 1493
):
[er] legt sich heimlich an und lies im satelen bei acht pferdten.
Die andern [...] wolten aber nun andern leuten das ir abgeilen und ir faulkait also ein mantl anlegen.
Vleissig hat er die leut gehört alzeit, auch wen man in angelegt hat.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
;
Gille u. a., a. a. O.
74, 121
;
104, 891
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
1652
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 182, 11
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
84, 20
;
10.
›jm. etw. (negativ Bewertetes) zufügen, antun, auferlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
,
,
2,
,
,
1.
Syntagmen:
jm.
(Dat.!)
etw.
(z. B.
frevel / gewalt / hochmut / leid / not / pein
)
a.
;
jn.
(Akk.!)
etw.
(z. B.
bosheit / gewalt / krankheit / lästerung / mutwillen / schmach / drüsen und beulen
, dies letztere als Fluch)
a.
;
angelegte(s) laster / unere.
Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
4253
(
ohess.
,
1501 ff.
):
mer woln der anlegen groiß swere.
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Uns entpfa der engel diet | Ewiclich zu beschirme | Vor allem ungehirme | Tuvelicher irrikeit | Tegelichen an geleit.
Bis her haben sie fur Ketzer alle die verfolget und alle plage angelegt, so beider gestalt genossen haben.
die Lesterung vnnd Schmachwort / die sie den gecreutzigten HERREN Christum anlegen wuͤrden.
ich darffs vor meim weyb nit than, | Sie legt mich drüß und peulen ahn
[ral.].
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
1359
):
die lage und daz nohe warnemen die der vigent dem menschen anleit.
Völker, Antichrist
673
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
vnser herre verhänget im [anticriste] des gewaltes vnd der not, die er die welt an lett durch der lút grosse sunde.
waren irer zwenn, hetten ain gewaltiget und (im) hochmuͦtt angelegt.
Guth, Gr. Alex.
(Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Die du mein muter angeleit | Host.
Gierach, Märterb.
10756
(Hs. ˹
moobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
man leit in an manig swer, | so daz er kam genaz.
McClean, Havich
1276
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
er wer gar ein gewaltiger man. | Got het in geleget an | ein wunderleich kranchait.
Gille u. a., M. Beheim
428, 17
;
22.
›etw. (negativ Beurteiltes) planen, verabreden, (einen Plan) aushecken‹; subst.: ›Anschlag‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
21.
Syntagmen:
a., zu [...], a., das [...], untereinander a., wie [...]
;
etw. mit jm. a., eine gewonheit a.
;
ein a.
(subst.)
tun
;
angelegte sache.
Wortbildungen:
1 (z. B.
des mordes
; dazu bdv.: vgl.
).
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
daz er mit den Prûzin an | heimelîchin leggete | und sî darzû beweggete.
Helm, Maccabäer
(
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Dise zwene die legten an, | daz sie den keiser ie irslan | alda wolden.
Altmann, Wind. Denkw.
(
wmd.
,
um 1440
):
man sprach [...], das es herzog Ludewig hette mit den Hußen angeleit.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
1265
(
osächs.
,
1607
):
wann ich nur durch die wache wer, | Ich weiss nicht, wie ichs soll anfahn. | Wie? wan(n) ichs mit eim leget a(h)n, | Schenckt I(h)m zu Lohn Etlich Ducaten.
do leukentent sü mit iren eiden, daz sü wider in nie kein anlegen hetten geton mit den andern groven.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4219
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
das mancher sprach, | Es wer ein angelegte sach, | Das man sye hoͤrtigklichen toͤdt | Vnd lang in feüres brunste noͤt.
legt die frau mit der magt an, daß sie im solt zilen auff die nacht an ir beth.
Österley, Steinhöwels Äsop
(
Ulm
1474
/
82
):
Die wyl aber der kouffman und Xanthus under ainander anlegten, wie sie minder geltes sagen wölten, wann der koff wäre, darumb daz sie minder zol geben.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
;
Päpke, Marienl. Wernher
;
24.
›etw. (eine finanzielle Verpflichtung, auch eine Strafe) festsetzen, festlegen, erheben; etw. umlegen, durch eine Umlage erheben; jn. (hinsichtlich einer finanziellen Leistung) veranlagen‹; vereinzelt: ›jm. (eine Verpflichtung) auferlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
3,
6,
22.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
steuer / strafe / geld / gemeinen pfennig / schatzung / kosten / zubusse / beschwerde
)
a., jn.
(auch Instanzen und Betriebe, z. B.
das reich / die stat / das gut
)
a.
Belegblock:
Rueff, Rhein. Ostersp. Frag.
38
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
du soldest sie leren die falschen duck, | damit brechtestu sie zu uneren: | lege en an daz sie von gode keren | und sich halden in der wernde sußikeit.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
155, 6
(
omd.
,
1554
):
Zuebuessen werden nicht höher dan zue bloßer notturft der zechen angeleget.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
124, 25
(
nobd.
,
1391
):
daz man das bezalen solle [...] zu Bamberg, jeder herre und stat sein anczal, alz man daz angelegt hat.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
(
Bamb.
1507
):
Soͤlche kostung sol man durch soͤlch vnser halssgericht also anlegen, das ein hof zwir als vil als ein seldengut geben sol.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
(
halem.
,
1483
):
raiscosten oder derglich beschwerd, so aim herren und der landtschaft [...] anzuͦlegen und ufzuͦheben gepürent.
des sind anleger gewesen als von rauts wegen her Ulrich Röchlinger.
da hat in [Hans Schneyd] das pfarrvolck daselben zuͦ ainem prediger auffgenomen und ain jar 50 fl geben, und haben solichs gelt von haus zuͦ haus under dem pfarrvolck angelegt und gesamlet.
daß die röm. kais. und kön. may[estäten], unser allergnedigiste herren [...] wider den erbfeind christenlichs namens und glaubens, den Türcken, ainen gemainen pfenning durch das gantz reich anzulegen bewilligt [...] haben.
Boos, UB Aarau
(
halem.
,
15.
/
16. Jh.
):
Die stúrer soͤllend schweren da sitzen, ratten und anlegen, ouch ansaͤchen uffgang, abgang, gwerb, richtum, armuͦt.
Auer, Stadtr. München
(
moobd.
,
1343
):
[zwen erberg man] sullen iedenman anlegen nach iren treun.
ist diser zeit ein steuer zue Rom angelegt worden.
Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1672
):
30 kr. straf hiemit dictiert und würklich angelëget wirdet.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
17. Jh.
):
wie die weichsteur nicht nach geleichen dingen angelegt sei.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
245, 1
;
Roder, Stadtr. Villingen
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
;
;
Mell u. a., Steir. Taid.
;