aufgehalten
(letzteres vereinzelt für Bed. 2, 11, 22, 25, häufiger für 26 belegt),
V., unr. abl.
– Besonders komplexes und schwer gliederbares Bedeutungsfeld; eng zusammengehörig 1-2 unter dem Aspekt ‘etw. nach oben halten’; bei 3 ist die Raumvorstellung ‘offen’ assoziierbar; 4-13 verbindbar unter dem Aspekt der Unterstützung, Förderung einer Handlung oder Person, der positiven Affizierung; 15-26 demgegenüber gekennzeichnet durch hemmenden Eingriff eines Handelnden auf eine Handlung, ein Geschehen, eine Sache oder eine Person, negative Affizierung; 27 und 28 isoliert.
6.
›jn./etw. erhalten, jn./etw. am Leben, in seiner spezifischen Existenz erhalten‹;
Bedeutungsverwandte:
2;
3;
4;
5,
1; vgl.
7.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
die leute, die keiserliche majestät
) /
etw.
(z. B.
die creatur, das leben, die welt, die christenheit
)
a.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Pabeste, dar zu bischove, | Priestere, prelate, | Die mit gutem rate | Die cristenheit uf halden, | Vor unrechten gewalden.
Quint, Eckharts Pred.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Das êwige wort [...], in dem alliu dinc lebent und daz alliu dinc ûfheltet.
Kurz, Waldis. Esopus
(
Frankf.
1557
):
ich wohn doben, im Waldt, | Hab mein narung vnd auffenthalt, | Das ich das Goldt bey koͤrnlin klein | Wesch auß dem Sandt vnd mach es rein, | Dem Goldtschmidt sie darnach verkauff: | Dadurch halt ich das leben auff.
Gille u. a., M. Beheim
131, 127
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
auch alle creature | Sa sicherlich werden petirmpt, | peschüczet, verhut und geschirmpt | [...] | Auch auff werden gehalten.
der dir genediglich allczeit | auff helt daz leben deine.
wann in dein hant wirt underkert | auf haltens und enthebens.
euer kayserlich maiestatt, die gott der herre in säliger regierung glucklich [...] uffczehallten unnd ze fristen geruchen wolle.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
rüef ainen hailigen an, der dich auf halt in deinen leiden.
nenten nach ir den poden, das underst in der welt, das vich und leut aufhelt, das ‘ertreich’.
Dietz, Wb. Luther,
130-131
;
9.
›jn. (gegen die Ordnung oder herrschende politische Verhältnisse) beherbergen, jm. Unterschlupf, Zuflucht gewähren‹; ˹in 1 Beleg: ˹(js. Vieh) auf die eigene Weide nehmen˺; ›(Vieh) überwintern‹.
Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte, Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
1 (oft),
2; vgl.
1,
6.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
den abflüchtigen / feind / räuber / wiedersacher, eine ehefraue, das gesindel
;
die ledigen gesellen / menscher, unverdingte / fremde leute, loses gesinde
)
a., das vieh a., jn. eine zeit a., jn. der billigkeit zuwieder a.
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 711, 19
(
preuß.
,
1446
):
so sulle derselbir in keynen unsirs ordens hwsen [...] geheget adir uffgehalten werden.
darom [dat] si der stat Collen ir viant uphielten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Die [diebisch rott] baten den Mordaxen, phleger des geschloss, sy ain zeit aufzuhallden, das sy von dem kayser ires solldes enntricht wurden.
Roth, E. v. Wildenberg
(
moobd.
,
v. 1493
):
do beschrei in hertzog Ludbig [...] fur einen rawͦber und sprach, er hielt die auf, die in und sein land und lewͦt täglich rawͦbten.
Winter, Nöst. Weist.
(
moobd.
,
17. Jh.
):
soll auch niemand aufhalten seiner freünt viech.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
n. 1623
):
sollen auch alle grichtsleit diejenigen ledigen mans- oder weibspersohnen, so wol arbaiten mögen, ohne verwilligung der obrigkait nit aufhalten vil weniger beherbergen.
die schwangere ledige menscher, [...], ohne bewilligung der obrigkeit nit aufhalten oder außkindlpötten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
, Hs.
1681
):
würt und gastgeben, dass die [...] kein unnuzes gesintl, wetter bei dem tag oder nacht, nit aufhalten.
Mell u. a., Steir. Taid.
;
25.
›sich e. S., die einen überkommt, erwehren, enthalten; sich e. S. (z. B. einer Pflicht) entziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1,
11,
25.
Syntagmen:
sich der bürgschaft a., sich (der) antwort a.
›sich der Rechenschaft (vor Gericht) entziehen‹.
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
123, 16
(
omd.
,
1548
):
Ursachen, damit sich einer des neunthen aufhalten magk.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
1, 60, 18
(
thür.
,
1474
):
also Nigkel Schuchmann ettliche schutczrede vor sich nymmet, darmete er sich vormeynt der antwert uffzcuhalden etc., irkennen wir, daz er sich darmete der antwert nicht erweren magk.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
39, 11
(
tir.
,
1466
):
Wie mag sich der diener Kchristi aufhalten vor den czähern, der das capittel lesen ist?
Grosch u. a., a. a. O.
292, 16
;
325, 5
;