aufhalten,
aufgehalten
(letzteres vereinzelt für Bed. 2, 11, 22, 25, häufiger für 26 belegt),
V., unr. abl.
– Besonders komplexes und schwer gliederbares Bedeutungsfeld; eng zusammengehörig 1-2 unter dem Aspekt ‘etw. nach oben halten’; bei 3 ist die Raumvorstellung ‘offen’ assoziierbar; 4-13 verbindbar unter dem Aspekt der Unterstützung, Förderung einer Handlung oder Person, der positiven Affizierung; 15-26 demgegenüber gekennzeichnet durch hemmenden Eingriff eines Handelnden auf eine Handlung, ein Geschehen, eine Sache oder eine Person, negative Affizierung; 27 und 28 isoliert.
1.
›etw. nach oben halten, richten, strecken, in die Höhe heben; (einen Säugling) hoch, aufrecht halten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, , .

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Alß er nu erstlich seine Handt uffhielt, haben die andern alle dergleichen ihre feuste auffgerichtet.
˹Ütr.: Koller, Ref. Siegmunds (
um 1474
):
was gegen got woll zu versorgen wer, das lest man fallen, was zeytlich ist, das helt man auff
˺.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1549
):
ein [...] man, so mytt der rechtenn handt das wappenn auffgehalttenn.
Mollay, H. Kottanerin
22, 21
(
moobd.
,
1439
/
40
):
[ain Behemischer herr] hielt dẏ zwen vinger an der rechten hant auf.
Ebd.
27, 26
:
da im der Ercz Bischoue dẏ heilig kron auf sein haubt saczt vnd im die hielt, daz er das haubt als kreftikleichen auf hielt.
Ebd.
28, 28
:
da was sein gnad
[ein Säugling]
ploͤd von dem lanngen auf halden.
2.
›etw. tragen, halten, stützen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6602
(
rib.
,
1444
):
Dat eyn mois des anders walden, | Want dat eyn van dẽ anderen wirt upgehalden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Der hals ist ain säul, diu daz haupt aufhelt und veraint das haupt mit dem leib.
recht als die pfœl in ainer klänten want den laim aufhaltent.
des cypressen holz ist gar guot zuo palken in kirchen [...] und ist gar vest, alsô daz ez grôz und swœr pürd mag auf gehalten und getragen.
3.
›etw. (z. B. eine Straße) offen halten, freimachen; etw. (z. B. einen Sack) aufhalten‹.
Phraseme:
das maul a.
›Maulaffen feilhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 1 (
mfrk.
,
1474
):
die zwei jare sol der hofman sambt den umbliegenden die graben ufhalten.
˹Als Sprichwort: Thiele, Luthers Sprichw. :
wenn man einem das fercklein beut, so soll er den sack auffhalten
[›die Gelegenheit entschlossen ergreifen‹]˺.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1493
):
die dannenthin neben dem Roͤmischen kung harin gangen und die strassen uffhalten und wyteren.
4.
›etw. aufbewahren, verwahren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  15.
Wortbildungen:
aufhalter
1.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
wie das jenig alles [...] pillich denselben aus christenlicher, bruderlicher liebe und dem zusagen und annemung der bruderschaft verwart und uffgehalten werden soll, bey dem bleybt es auch pillich.
Mell u. a., Steir. Taid (
m/soobd.
,
1638
):
In diser weinzüerlei [...] haben zu lösenzeit die lösmaister [...] ir unterkomen und werden darin alle sachen zu dem lösen aufgehalten.
5.
›etw. in Stand halten, unterhalten; etw. so versorgen, daß es seinen Wert behält; etw. in Betrieb halten; etw. (z. B. ein Handwerk) betreiben; etw. bewirtschaften‹.
Bedeutungsverwandte:
 15, .
Syntagmen:
das erbe / haus / (-)reich / schlos, den hof / stollen, die stat / brücke a.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 411, 28
(
preuß.
,
1442
):
das her seyne slosser und hwszer von den czynsern, die her noch zcur czeit hette, nicht uffhalden kunde.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 143, 3
(
rib.
,
1397
):
sowilch meister dit ampt vurs. upheldt ind sich daan genert.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
er underwant sich des künkreichs Sicilia nach seines vatern tod, das aufhielt im seins vater natürlicher bruder Manfredus 13 jar.
Toeppen, a. a. O.
2, 666, 14
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 233
;
6.
›jn./etw. erhalten, jn./etw. am Leben, in seiner spezifischen Existenz erhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
 2345,  1; vgl.  7.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
die leute, die keiserliche majestät
) /
etw.
(z. B.
die creatur, das leben, die welt, die christenheit
)
a.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Pabeste, dar zu bischove, | Priestere, prelate, | Die mit gutem rate | Die cristenheit uf halden, | Vor unrechten gewalden.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Das êwige wort [...], in dem alliu dinc lebent und daz alliu dinc ûfheltet.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
ich wohn doben, im Waldt, | Hab mein narung vnd auffenthalt, | Das ich das Goldt bey koͤrnlin klein | Wesch auß dem Sandt vnd mach es rein, | Dem Goldtschmidt sie darnach verkauff: | Dadurch halt ich das leben auff.
Gille u. a., M. Beheim
131, 127
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
auch alle creature | Sa sicherlich werden petirmpt, | peschüczet, verhut und geschirmpt | [...] | Auch auff werden gehalten.
Ebd.
132, 90
:
der dir genediglich allczeit | auff helt daz leben deine.
Ebd.
159, 143
:
wann in dein hant wirt underkert | auf haltens und enthebens.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1478
):
euer kayserlich maiestatt, die gott der herre in säliger regierung glucklich [...] uffczehallten unnd ze fristen geruchen wolle.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
rüef ainen hailigen an, der dich auf halt in deinen leiden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
nenten nach ir den poden, das underst in der welt, das vich und leut aufhelt, das ‘ertreich’.
Helm, a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther,
130-131
;
7.
›jm. Nahrung geben, für js. Lebensunterhalt aufkommen; jn. erquicken‹.
Bedeutungsverwandte:
 23,  2; vgl.  5,  1.
Syntagmen:
jn. mit narung / speise, mit der notdurft a.
;
jn.
eine Zeitlang (z. B.
acht tage
)
a.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
also tuͦt unser herre; also er siht das den menschen die bekorunge [...] zuͦ swere wurt, so haltet er sú ein wenig uf.
Jaspers, St. v. Landskron
63r, 27
(
Augsb.
1484
):
ist er auch schuldig allen denen fürzesehen vnd auch die auffzehalten mit der leiplichen notturfft.
Turmair (
Augsb.
1517
):
altum, alo, alui ‘erneren, aufhalten’.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
96, 27
(
tir.
,
1464
):
wie in der heilig Jeronimus zu hilf vnd zu trost was chömen vnd si aufgehalten vnd genërt hiet die ganczen acht tag.
8.
›jn. finanzieren, die Kosten für jn. tragen, jn. anstellen; etw. (z. B. Schulen) finanziell tragen, unterhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
490, 14
(
preuß.
,
1415
):
was mich das huws czur Peen gekost hat, uffczuhalden mit aller notdorfft und czugehorunge.
Enders, Eberlin ([
Eilenb.
]
1524
):
P. ist der zu Munchen vom Hertzogen zu beyern auffgehalten wirt, das er sol wider den Luther schreiben?
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1535
):
wann es was des keisers stathalter hie auf, der die pfaffen aufhelt.
Ebd. (zu
1560
):
hat man den kriegsleuten, so die hieigen der stat hauptleut bisher aufgehalten und wartgeld geben haben, geurlaubt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die [clöster] haben vor zeiten die püecher geschriebn, die schuel aufgehalten.
9.
›jn. (gegen die Ordnung oder herrschende politische Verhältnisse) beherbergen, jm. Unterschlupf, Zuflucht gewähren‹; ˹in 1 Beleg: ˹(js. Vieh) auf die eigene Weide nehmen˺; ›(Vieh) überwintern‹.
Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte, Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
 1 (oft),  2; vgl.  1,  6.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
den abflüchtigen / feind / räuber / wiedersacher, eine ehefraue, das gesindel
;
die ledigen gesellen / menscher, unverdingte / fremde leute, loses gesinde
)
a., das vieh a., jn. eine zeit a., jn. der billigkeit zuwieder a.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 711, 19
(
preuß.
,
1446
):
so sulle derselbir in keynen unsirs ordens hwsen [...] geheget adir uffgehalten werden.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
darom [dat] si der stat Collen ir viant uphielten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Die [diebisch rott] baten den Mordaxen, phleger des geschloss, sy ain zeit aufzuhallden, das sy von dem kayser ires solldes enntricht wurden.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do beschrei in hertzog Ludbig [...] fur einen rawͦber und sprach, er hielt die auf, die in und sein land und lewͦt täglich rawͦbten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
soll auch niemand aufhalten seiner freünt viech.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
n. 1623
):
sollen auch alle grichtsleit diejenigen ledigen mans- oder weibspersohnen, so wol arbaiten mögen, ohne verwilligung der obrigkait nit aufhalten vil weniger beherbergen.
Ebd. (Hs.
18. Jh.
):
die schwangere ledige menscher, [...], ohne bewilligung der obrigkeit nit aufhalten oder außkindlpötten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
, Hs.
1681
):
würt und gastgeben, dass die [...] kein unnuzes gesintl, wetter bei dem tag oder nacht, nit aufhalten.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Siegel u. a., a. a. O. ; ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Winter, a. a. O. ; ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 233
;
10.
›sich wo aufhalten, verweilen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft
1. Macc. 2, 31
(
Wittenb.
1545
):
das etliche sich wider des Königs Gebot setzten / vnd sich aus den Stedten gethan hetten / sich heimlich in der wüste zuuerstecken vnd auff zuhalten.
Skála, Egerer Urgichtenb.
53, 13
(
nwböhm.
,
1569
):
do sej Er sontags Zu Im khomben (vnd) sich bej Ime vfgehalten.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Mit diesen und dergleichen betrachtungen hatte ich mich der zeit nicht wenig auffgehalten.
andere ziehen nur durch ohne ferneres auffhalten nach art vnnd manier der Gäste.
Memminger Chron. V (
Ulm
1660
):
Jch bin versichert / ob woln mein hochgeehrter Herr sich in dieser Zeit ausser seinẽ Vatterland vm̃ besserer seiner Gelegenheit willen auffhaͤlt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
der het noch kain stät land, hielt sich bei herzog Presla auf.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
86, 5
(
mslow. inseldt.
,
1615
):
ihre Zwen Söhne [...], śo ihr Zeit auśśer diśes landt sich aufhalten.
Skála, a. a. O.
194, 4, 5
;
Trübner, Dt. Wb.
1, 145
.
11.
›sich behaupten, sich (vor allem: militärisch) halten; sich retten, sich vor etw. schützen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  9.
Syntagmen:
sich der Türken, des unrechts / vornemens, der gewalt a., sich mit gewalt a.

Belegblock:

Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
solde ouch nuss
[›Neuß‹]
gar sere genotiget habe, das sie sich sin kume uff gehalden hatten.
Sachs, (
Nürnb.
1558
):
Gendolet hat den könig gfangen | [...] | Und wil auch ewer hauß ietzt stürmen | Und ewch da nemen mit gewalt. | Secht zu, wie ir euch des auffhalt.
Sachs (
1563
):
[die feind] waren auff Sabinum eylen | Mit werffen und schiesen mit pfeylen. | Doch ir sich lang auffhalten kund.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
da ir euch gleich durch allerlai pracktik und neutralitet aufzehalten vermaint, daß doch eben daraus eur endtlicher undergang zuͤ gewarten.
Haltaus
58/59
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 233
.
12.
›etw. dulden, ertragen, aushalten‹.
Bedeutungsverwandte:
1
(V., unr. abl.) 2; vgl.  9,  2.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
19, 1
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Gespötte und übelhandelung müßen dicke aufhalten durch warheit willen die leute.
Voc. Teut.-Lat.
b viiijv
(
Nürnb.
1482
):
Auffhalten oder leyden. subtinere.
Preuss. Wb. (Z)
1, 233
.
13.
›sich auf etw. verlassen‹.
Syntagmen:
sich der gewalt / macht a.

Belegblock:

Preuss. Wb. (Z)
1, 234
(a.
1510
).
14.
›etw. beschlagnahmen, pfänden‹; mit Obj. d. P.: ›pfändungsrechtlich gegen jn. vorgehen‹, in letzterer Variante nicht in allen Belegen von 22 abgrenzbar.
Bedeutungsverwandte:
 1,  8,  2,  12; vgl.  2,  1,  16,  20.
Syntagmen:
die habe, den hengst, den bürger, das gut a.; etw. mit gericht a.
Wortbildungen
aufhaltung
6 (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
124, 20
(
nobd.
,
um 1446
):
nymant dem andern sein hab dorinnen verbiten nach aufhalten sol mit gericht.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
hat er dan Walter seinen hengst (vor das gewete gekommert unde ufgehalden mit gerichte und hat den hengst) zu porgen poten zu geben.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
wobd.
,
1602
):
beider angehörigen undertanen koünftig ervolgenden nachteiligen abforderen oder aufhaltens willen.
Bastian u. a., Regensb UB
298, 11
(
oobd.
,
1366
):
Wir wellen auch, daz niemant dhain ir guͤt von gruntruͤr wegen icht nem noch aufhalt in dhainer weis. Ez sol auch niemant ainen burger fuͤr den andern von irer stat pfenden noch aufhalden umb gelt.
Ebd.
278, 3
;
370, 36
;
Haltaus
59
;
Schmitt, Urkundenspr.
1936, 160
.
15.
›etw. widerrechtlich nehmen, rauben‹.
Wortbildungen:
aufhaltung
7.

Belegblock:

Schultheiss, Achtb. Nürnb.
151, 13
(
nobd.
,
1367
):
daß in diesem Jahr Graf Leupolt [...] und etliche seine Helfer [...] etliche Kaufmannsgueter aufgehalten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
ob der kawfflewdt ainer [...] enttrunig [...] wuerdt, so sol man nicht ainen fur den andern auffhaltung thwen.
16.
›etw. (z. B. die Straße) sperren‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  3.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1550
/
1
):
sein der Magdburger knechte [...] die Elb aufgeffaren [...] und denen, so zu Krackaw lagen, den paß aufgehalten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1490
/
1500
):
sie hielten die straß auf, das niemant gewandlen mocht.
17.
›etw. (z. B. Abgaben) zurückbehalten, nicht leisten; jm. etw. vorenthalten; etw. unwirksam machen‹.
Syntagmen:
den gulden / zins, das geld / gut / recht / ros / testament, die freiheit a.
Wortbildungen:
aufhaltung
8.

Belegblock:

Mon. Boica, NF.
2, 1, 172, 5
(
nobd.
,
1464
):
das [...] der fischgulte nye kein geben worden ist und allzeyt aufgehalten worden ist.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Nun diser wirt der hett dem alten | Centelon sein zinst auffgehalten, | Etlich jar lang ihm nichtsen gab.
18.
›etw. verzögern, aufhalten, hinziehen‹.
Phraseme:
ane aufhalten
›unverzüglich‹.
Wortbildungen
aufhaltung
9 ›Verzögerung‹ (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
on saumnuß on außred on eintrag on vffhalten stehends fusses.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Den kauf hat er mir aufgezogen ein halb jare [...], das ich seins aufhaltens darzu schaden nemen umb VII ß.gr.
Laufs, Reichskammergo.
243, 23
(
Mainz
1555
):
Von terminen in außzügen, so die hauptsach aufhalten und nicht gar abschneiden.
19.
›etw. verhindern; jn. an etw. hindern; (eine Gemütsregung) unterdrücken‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  17,  13, (s. v.  11),  3,
1
 3, , (mehrmals), , ; ; vgl.  5.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
um 1400
):
[der herzoge von Brabant] wolden striden. doch so wart it upgehalden.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Auffhalten. Ein ding zuruͤck ziehen. [...]. Einhalten. Auffziehen. Auffschieben. Auffschlahen. Ein geschefft verhindern. Verrucken. Verhalten. Verbieten. Saumen. Wehren.
Schmitz, Schiltb.
139, 25
(
Frankf.
1597
):
daß sie ann solchem jhrem fuͤrhaben moͤchten auffgehalten / verhindert / verlacht vnnd außgeatzelt werden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
benimet dir dar zuͦ die begerunge und den trost den du nach Gotte und nach diser geburt soltest haben: daz halt dis lústlin uf.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die schlacht Aufhalten oder verhinderẽ.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
damit die euangelisch predigt aufgehalten worden sein solt.
20.
›jn. aufhalten, jn. für eine Weile in der Ausübung seines Vorhabens beeinträchtigen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  21.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
14. Jh.
):
Vergebet mir ez, daz ich iuch alsô dâ mite ûfgehalten habe.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
14, 9
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen eyn markt sucher do wandirt, der wirt uf gehaldin von dem erstin der ym begeynt.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 24, 56
(
Wittenb.
1545
):
Haltet mich nicht auff [...] Lasst mich / das ich zu meinem Herrn ziehe.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
solst du eine Koͤnigliche Person mit verdrießlichen Worten aufhalten?
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen flugs Abfertigen vnnd nit lang aufhalten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1397
):
schickten si zuͦ in ettwie vil erber von der gemaind, daz si daz folk gestilten und uffhielten, daz sich kain mord in der stat erhuͤb.
v. Tscharner, a. a. O.
31, 13
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 233-234
;
21.
›jn. anhalten, festhalten, jm. Einhalt gebieten, jn. an der Ausübung seines Tuns hindern; etw. (z. B. ein Schiff) aufhalten, an der Weiterfahrt hindern; etw. (z. B. ein Schwert) ungebraucht lassen; e. S. an ihrem Lauf hindern‹.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Spr. 27, 16
(
Wittenb.
1545
):
Wer sie [zenckisch Weib] auff helt / der helt den Wind / Vnd wil das Ole mit der hand fassen.
Ebd.
Jer. 48, 10
:
Verflucht sey / der des HERRN werck lessig thut / verflucht sey / der sein Schwert auffhelt / das nicht blut vergiesse.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1561
):
seind aber an den Clausen aufgehalten und widerumben haimzeziechen abgetädingt worden.
Bastian u. a., Regensb. UB
384, 24
(
oobd.
,
1371
):
di neulich ufgehalden wurden mit irer chaufmanschaft und bereitschaft in der herschaft dez von Osterrich, und di hiezzen denselben Heinrich ufhalden und sein kaufmanschaft in meinem hause do niderlegen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
man soldt das lanndtvolckh im lanndt an allen endten mustern [...], damit man der veindt im lanndt auffhyelt.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
52, 30
(
moobd.
,
1390
):
daz ir unser burger [...] allenthalben lazzet wandln und arbaiten und si weder in stetten noch auf dem lande nyndert aufhaltet noch verpietet umb dhainerlay sachen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
110, 26
(
tir.
,
1464
):
das si den chauffman v̈beral sölten pesëczen vnd sölten in auf halten, pis das er das swërt durch in stëch.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 107, 24
(
m/soobd.
,
1469
):
an welhen enden yemand lewt ziehen siecht ze rossen oder ze fuessen, an dem ichts ze erkchennen wœr, das die da aufgehalden werden.
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 233-234
.
22.
›jn. gefangen nehmen; jn. festnehmen, verhaften (oft in Verbindung mit Schuldforderungen)‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,  7, ; vgl.  9,  2,  2,  1,  26.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
den holden / schuldigen / zinsman / könig
)
a.
;
jn. mit dem richter a., jn. ane klage a., jn. um schuld / vor die schuld a.
Wortbildungen
aufhaltung
10 (dazu Synt.:
jn. mit pfändung und a. angreifen
).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 592, 26
(
preuß.
,
1443
):
Claus Jerre burger zcu Danczik begerte uff den konyngk zcu Gotlant nach beweisung seyner brieffe uffczuhalden.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Wy man nymandes mag an gerichte uff gehalden umb schult.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
197, 3
(
thür.
,
1474
):
dy ön habin hulffen fangen unde uffhalden.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, o. J.):
das sy da nymand mag ufgehalden noch ir gut vorsprechen.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
93, 38
(
nobd.
,
1381
):
Wer aber, daz man sie in derselben zeyt begriff, so solt man sie aufhalten untz an den rat.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
wobd.
,
1496
):
das si [...] alle die, so solichen zoll wüssentlich verfuren, mit irn liben und gütern, wo si die betreten, angrifen und ufhalten sollen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
v. 1489
; Hs.
1. H. 16. Jh.
):
das niemant verbieten noch aufhalten soll ân ze redt setzen ires ambtmans.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
219, 14
(
moobd.
,
1538
):
ob man ihme [schuldner], dieweil er vor seiner fürgesezten obrigkhait nit beclagt worden, müge aufhalten.
Leman, Kulm. Recht ;
3, 71
;
Unger, Richtes Stig ;
Rintelen, B. Walther
17, 19
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Brunner, a. a. O.
219, 17
;
Voc. Teut.-Lat.
b viijr
;
Haltaus
58/59
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 233
;
23.
›jm. jn. (Gesinde) abwerben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  4, ,  2,  2,  1,  1,  4 (
machen
),  3 (
machen
),  1,  7.
Syntagmen:
das gesinde a.

Belegblock:

Rwb (
15. Jh.
).
24.
›etw. (z. B. einen Stich, Schlag) auffangen, abhalten, abwehren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.

Belegblock:

Schmitz, Schiltb.
181, 5
(
Frankf.
1597
):
[er] beschawet seine Hosen zusehen was es doch wehre / daß jm den Stich auffgehalten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Er hat jm die hãd erwütscht vñ den streich Aufgehalten.
Mollay, H. Kottanerin
30, 35
(
moobd.
,
1439
/
40
):
wir frawn vnd Junkchfrawn sassen zering vmb das edel geslëcht, ob ẏemant in den wagen schusz, daz wir dy schüsz aufhielten.
25.
›sich e. S., die einen überkommt, erwehren, enthalten; sich e. S. (z. B. einer Pflicht) entziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  11,  25.
Syntagmen:
sich der bürgschaft a., sich (der) antwort a.
›sich der Rechenschaft (vor Gericht) entziehen‹.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
123, 16
(
omd.
,
1548
):
Ursachen, damit sich einer des neunthen aufhalten magk.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
1, 60, 18
(
thür.
,
1474
):
also Nigkel Schuchmann ettliche schutczrede vor sich nymmet, darmete er sich vormeynt der antwert uffzcuhalden etc., irkennen wir, daz er sich darmete der antwert nicht erweren magk.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
39, 11
(
tir.
,
1466
):
Wie mag sich der diener Kchristi aufhalten vor den czähern, der das capittel lesen ist?
Grosch u. a., a. a. O.
292, 16
;
325, 5
;
26.
›sich gegen etw. verteidigen, sich gegen etw. (eine Anschuldigung o. ä.) wehren, sich mit etw. gegen etw. (eine Vorhaltung) herausreden‹.
Omd., Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
 6, (V.) 1,  1, ; vgl.  3,  24.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 177, 7
(
preuß.
,
1453
):
das sich die undertan nit mugen rechen oder gwalts auffhalten wider irn herrn.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
61, 29
(
thür.
,
1474
):
dy [...] mogen sich darmete nicht uffgehalden, daz yn umbewust sy daz [...].
Ebd.
181, 34
:
Hentcze Hofeman mag sich met den kuntschafften [...] nach met synen andern geseczen, dy er in langen wortten gesaczt unde vorbracht hat, nicht uffgehalden, behelffen, nach der vorbussunge nicht geschutczen nach enthalden.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
152, 40
(
schles.
,
1464
):
So kan sich [...] der borge, mit sulchen jnsagen, [...] kegin de jnstellunge nicht uffgehalden noch behelffen.
Grosch u. a., a. a. O.
126, 28
;
329, 20
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 233-234
.
27.
›etw. (z. B. einen Zins) einnehmen, einziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11.

Belegblock:

Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Den zins sall aufhalden die muter ir zu nutze und zu fromen, als das hauptgelt pliebe steen iren kinderen.
28.
›etw. beinhalten, darstellen, ausmachen‹.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
19, 10
(
14. Jh.
):
Wan waz die gotheit aufheltet, daz heldet auch di menscheit mit ir uf, di ditz wort an sich genumen hat.