aufbringen
(md. auch
aufbrengen
),
V.,
unr.
1.
›etw. (Materialien) nach oben schaffen, heraufschaffen‹.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Patocka, Salzwesen
1987, 119
(
oobd.
,
1595
):
Auf Pringen die Sulcz Zur Pfan guet.
2.
›etw. (z. B. einen Weg) erhöhen, im Niveau heben; etw. (z. B. einen Turm) aufmauern, aufbauen, hochziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Lippert, UB Lübben
2, 264a, 26
(
osächs.
,
1544
):
haben ein radt [...] den alden vorsuncken steinwegk ufzubrengen und bey ir eigen kost je von 6 ruten 1 fl. zu geben vordinget.
Preuss. Wb. (Z)
1, 225
(a.
1495
).
3.
›jn. zum Aufstehen veranlassen, wecken‹.

Belegblock:

Fischer, Folz. Reimp.
12, 72
(
Nürnb.
um 1485
/
86
):
Nun Abraham, der vater allt, | Liß do erscheynen sein gewallt | Durch den schulklopfer, das er schir | Auffprecht der eltsten juden fier.
4.
›etw. (Getreide, Heu o. ä.) ernten, einfahren‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1, .

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Konventsb.
63, 18
(
preuß.
,
1401
):
11 m. an 5 pfenge den von Aldenmonsterberg das how uff der fleyscherwesen uffczubrengen.
Ebd.
292, 37
(
1412
):
1 m. 8 sc. vor den haber offczubrengen.
Ebd.
7, 25
;
237, 3
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 225
.
5.
›die Ladung (von Schiffen) löschen‹; Spezialisierung: ›(ein erobertes Schiff) „nach einem Hafen bringen [...], damit die Admiralität einen Urteilsspruch über die Rechtmäßigkeit der Wegnahme desselben ergehen lasse oder es für eine rechtmäßige Prise erkläre“‹ (
Kluge, Seemannsspr.
34
; Belege ab der 2. H. 17. Jh.).

Belegblock:

Preuss. Wb. (Z)
1, 225
(a.
1360
;
1410
);
Trübner, Dt. Wb.
1, 139
.
6.
›die Waffen schußbereit machen‹ als Synekdoche zu: ›die Armbrust zum Losschießen spannen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
113, 24
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sobald die schuczenn vberzwerch durchgebrochen hetten, so sollenn sie sich von stunden wider jn die veind wenden vnd sich nit vnderwinden oder verharrenn, bis sie wider vffbringen mochten; dan das wurd zu langsam vnd wurd, ee sie wider vffbrechten, geschehen zu jglichem theyll sig oder flucht.
7.
›(ein Kind) versorgen und großziehen; (ein Tier) ernähren und großziehen (vom Muttertier gesagt); (eine Pflanze) aufziehen‹; ütr.: ›jn. erziehen, ausbilden‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2; ;  24, ; vgl.  1, ; , (zur Ütr.).
Syntagmen:
einen knaben, ein kind a., die jungen
[eines Delphins]
a., einen baum, reben a., gelerte leute a.

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
sol man gelert Luͤt ziehen und sie uffbringen.
8.
›jn. aus seiner Trägheit reissen, aufmuntern, zu etw. ermuntern‹; ütr.: ›jn. sexuell erregen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2; vgl.  1.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Unten und oben ich zu focht, | [...] | Und ruket waz ich ymer mocht, | Ob ich sie mocht auff pringen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein faul vnd traͤg Gmuͤt aufbringen vnd ermunteren.
Dietz, Wb. Luther .
9.
›jn. zu etw. benennen, zu etw. heranziehen (z. B. zur Zeugenaussage)‹.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
268, 27
(
thür.
,
1474
):
knechte, dy er zcum geczuge uffbrenget.
Ebd.
310, 30
:
geczug, den Hans Nebener uffbracht hat zcu bewisunge des kouffis.
10.
›etw. hervorbringen, zustandebringen; etw. (z. B. einen Orden) gründen‹.
Phraseme:
etw. zu reben a.
›den Boden durch Verbesserung zur Anlage eines Weinberges geeignet machen‹.
Bedeutungsverwandte:
 34; vgl.  3,  2.
Wortbildungen
aufbringer
1 (dazu bdv.: ,  1, ).

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
164, 3
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ain pey spil wild han ich gemacht | van einer wurczel ungeslacht, | die erkuket und auf gepracht | hat allen posen samen.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
das der knab der mensch was, der den glauben solt auffpringen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein volck Aufbringen vnnd erbauwen. Cõdere gentem [...]. Einen krieg Aufbringen.
Stiffter vnd aufbringer dines geschlaͤchts vnd adels.
Heidegger. Mythoscopia
36, 25
(
Zürich
1698
):
Wiewol Jtalien unnd Spanien in dem Fleiß allerhand Romans auffzubringen nicht schlaͤfferig geweßt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Es hat auch [...] Montanus [...] ainen besundern orden in der christenhait aufbracht.
11.
›etw. ins Werk setzen, anstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
was bey der kaiserlichen mt. unnd sunst dorinn furzenemen, vffzepringen, zethuͦn unnd zelassen sey.
Ebd. (zu
1550
):
hat er [...] fürbitt bei inen aufbracht, daß der fürst ine wider begnadet hat.
12.
›(Bergwerke) in Betrieb bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9,  10,  9.
Omd., östl. Inseldt.; bergrechtliche Texte.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1466
):
nochdeme [...] vil bergkwergk unnde gruben erregt unnd uffbracht.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1470
):
ercz, das do umb yn derselben gegenheit gefunden uffkomen und uffbracht worde.
Piirainen, Recht Schemnitz
278
.
13.
›etw. (z. B. eine Stadt) emporbringen, zu blühender Entwicklung bringen, etw. fördern‹.
Bedeutungsverwandte:
 7,  5,  46, , ; vgl. (V.).
Syntagmen:
den gemeinen nuz / namen, die freiheit, stat / wüstung, das lob a.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 61, 4
(
Wittenb.
1545
):
Sie werden die alten Wüstung bawen / vnd was vorzeiten zustöret ist / auffbringen / Sie werden die verwüsten Stedte [...] vernewen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 74
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der selbig Antanius hat | erhöhet und auff pracht die stat.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
daß dazemal die zünften aufgericht und durch derselben ordenlichs regiment die stat widerumb aufgebracht und gereichert.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die vnderlaßnen ding widerumb auff die ban od’ Aufbringen / wider in sein art vñ waͤsen bringen / das lange zeyt vnderlassen ist. [...]. Eines geschlaͤchts nammen vnd lob wider Aufbringen.
Trübner, Dt. Wb.
1, 139
.
14.
›etw. vorbringen, darlegen, anführen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1; vgl.  4, .
Syntagmen:
den spruch, die irrung / klage / schuld / ursache
/ (mit verschobenem Obj.)
die schrift a.
Wortbildungen:
aufbringung
1.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
104, 20
(
thür.
,
1474
):
nach inhaldunge der schriffte, dy er iczunt uffbrenget unde vor uch scheydeßrichter legit.
Ebd.
136, 7
:
ane uffbrengunge eynicherleye gezcuges.
Ebd.
164, 32
:
her enkan des met sollichen synen innsagen, in synen schriffte uffbracht unde berurt, darkegen nach darwedder nicht behelffin.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
ob die pfenner mit ihrem an sich gezogenen anhange uffbringen, das sie uff das rathaus zusammen kommen weren.
Luther, WA (
1530
):
wie sie den spruch so ubel auff bringen.
Luther. Hl. Schrifft.
Apg. 25, 7
(
Wittenb.
1545
):
[die Jüden] brachten auff viel vnd schwere Klage wider Paulum / welche sie nicht mochten beweisen.
Grosch u. a., a. a. O.
302, 4
;
Hertel, UB Magdeb. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 225
.
15.
›etw. (meist: finanzielle Mittel, auch: Waren) bereitstellen, aufbringen, herbeischaffen, zusammenbringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 6; vgl.  11.
Wortbildungen:
aufbringung
2.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1595
):
Der bracht da uff, was er uffbrengen mogt, das domcapittel und clerisei worben glichfalls umb gelt, das sie uffbrachten.
Küther, UB Frauensee
387, 37
(
thür.
,
1529
):
hab ich [...] anderthalb hundert gulden an muntz uffbracht in willen die wissen zu loͤssen.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Macc. 3, 31
(
Wittenb.
1545
):
[er] zoch in Persen / das selbige Land zu schetzen vnd Geld auff zubringen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
ain solche große summa burgschaft aufzuͤbringen.
er nam in wenig tagen auf alles, das er aufbringen kundt von waren von kaufleuten und andern, als allerlai parchant, wullin und seidin gewandt.
Zingerle, Inventare (
tir.
, o. J.):
Diß hernach geschriben stuck hat Hans von Waͤhingen von meinem gnaͤdigen hern zu Einsprugk aufpracht.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
328, 36
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 225
;
16.
›etw. (z. B. Vieh, Waren) beschlagnahmen, pfänden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, (V.) 10,  6,  9,  14.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1747
):
All aufgebrachtes viech ist zu den richter im pfandstall zu bringen.
Ebd. (
um 1755
):
der hierwider betroffen wird, hat den aufgebrachten wein [...] zu bezahlen.
Rwb (
14. Jh.
).
17.
›etw. einführen, aufbringen, erfinden, einrichten, in Brauch bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 8, ; vgl.  5, ,  2.
Gegensätze:
(V.) 9.
Syntagmen:
neue funde, den misbrauch, die gewonheit / neuekeit / neuung / schaftrift / sitte, das recht / spielen a.
Wortbildungen:
aufbringung
3.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
288, 15
(
thür.
,
1474
):
solliche nuwekeyt mag her wedder [...] sollich altherkomen, vorwertte gewonheyt nicht uffbrengen.
Ebd.
299, 7
:
[sy] mochten solliche schaefftrifft, dy da vor alders an den enden nicht gewest, deme gemeynen dorffe zcu schaden nicht uffbrengen.
Bell, G. Hager
441, 3, 2
(
nobd.
,
1595
):
Der teüfel Hat gar schentlich | Das spilen auf bracht entlich.
Heydn. maister
20r, 21
(
Augsb.
1490
):
ist Anatharsis von athenis wÿd, in Scÿhia kõmen Vnd sich vnderfangen die sitten vnd recht d’ Athenienser aufzeprĩgen / damit ein guͦten nucz zeschaffen.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Er schraib zum ersten ‘Gruzz und den pëbstleichen segen’ und pracht auf, daz man gen Röm gieng.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Er hat in der kurtzen zeit seins regiments newung aufpracht.
Niewöhner, Teichner
629, 104
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 225
;
Winkler, Flugschr.
1975, 88
.
18.
›jn. gegen jn. aufwiegeln, aufhetzen; jn. zum Zorn reizen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
den man, die brüder a., das [...], die Winden / Teutschen, das land wieder jn. a.

Belegblock:

Reichmann, Dietrich. Schrr.
130, 17
(
Nürnb.
1548
):
es [weib] hat ein kleines / schwaches / weiches hertz / lest sich mit einem wort auffbringen / zũ zorn bewegen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Bessus [...] wolt die Winden und Teutschen wider Alexander aufbringen.
ob si dise land wider die Römer abwerfen und aufbringen möchten.
19.
›jn. zu etw. (oft: zum Kriegsdienst) veranlassen, jn. zu etw. bewegen, jn. zu etw. bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  5,  1.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
es bracht ain kind das ander auff zuͦ geen.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Die chüniginn von Arrogon pracht auf iren man chünig Petern, das er wider Charelotten strait.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Der kryeg [...] pracht auff den graffen von Posing mit soldnern [...] und zugen an den von Gortz.
sein frewndt und ander fursten zu besuechen und die auffbringen, seine feindt auss seinen lannden ze bringen.
20.
›(Kriegsvolk) aufbieten, (ein Heer) aufstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  1; vgl.  6,
1
 14.
Syntagmen:
eidgenossen / fürsten / reisige / feinde / reiter / knechte / ausweibler / leute, einen grafen, die bauerschaft, ein her / volk a.

Belegblock:

Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Er entbotte seinem Sohn auch in Nueuo Reyno, daß er so viel Volcks / als jm muͤglich were / auffzubringen / an solte nemmen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Die andren aber, mit eines halben solds schenke ufgebracht, zugend mit iren hoptluͤten, [...] hinnach.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
mit wüetender ungestüem berüeft er all sein fürsten und pracht auf ain mächtig gross her.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
pracht er etwo vil fursten und annder lewdt mit im auff und pesambt sich in ainer statt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[er] pracht über die massen vil knecht und volk zu roß zu fueß auf.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Macc. 4, 35
;
Spiller, a. a. O. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 225
;
Tarvainen, Wortsch. Unrest.
1966, 106
.
21.
›etw. (z. B. eine Tür) aufmachen, öffnen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
den rodel, die tür / kamer a.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1471
;
1552
).