auferstehen,
V.,
unr. – Ausführliche Informationen zur Geschichte und zum agitativen Gebrauch dieses Wortes bei
Winkler, Flugschr.
1975, 175-177
.
1.
›auftreten, in Erscheinung treten‹.

Belegblock:

Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
72, 20
(
tir.
,
1464
):
er ist ëwengeleich dem tauffer Johannes vnd nicht grösser, wend es ist chain grösser auferstanden denn Johannes der tauffer.
2.
›(aus dem Zustand des Todes zu einer neuen Form des Lebens) auferstehen‹, in der Regel von Christus am dritten Tage seines Todes gesagt, sowie im Rahmen der christlichen Heilserwartung von den Toten am Tag des Jüngsten Gerichts, vereinzelt auch von Toten, die wieder zu irdischem Leben erweckt werden. Nach
Dietz, Wb. Luther
, gebraucht Luther das Wort „nur von der resurrectio der todten“; die Auferstehung Christi und die Auferstehung der Toten werden dort aber durchgehend sehr direkt miteinander verbunden (vgl. die Belege!);
zur Auferstehungslehre der christlichen Religionen vgl. die Angaben s. v.  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  6.
Syntagmen:
Christ(us)
(
von dem tode / des fleisches
)
a., menschen
(z. B.
vater / fürst / weib / bruder / jüngling
)
/ geistlicher leib / sele / christenheit a., j. von den sünden / von der erde, mit eigenen leiben / mit dem leichnam, frölich a.
; ˹subst.:
das a. der toten
;
a. geben
;
des fleisches a. beiten
˺.
Wortbildungen:
aufersteher
,
auferstener.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
ist Got Crist irstanden | Uf von des todes banden, | Und wir czwar ouch uf ersten.
Mit einem uf erstende | Der selbe so behende | Hat uns gebn czwei ufersten.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz er [jüngelinc] von dem êwigen worte was ûferstanden.
er muoz vil wîse sîn, der dâ prüeven sol ein wâr ûferstân mit Kristô.
Swaz unser ist, daz sol alzemâle ûferstân.
Luther, WA (
1534
):
wenn ich aufferstehe, so stehet zugleich mein weib auch auff [...]. Item mein [...] landsfuͤrst und desselben vater und aber vater.
Ders. Hl. Schrifft.
Jes. 26, 19
(
Wittenb.
1545
):
Aber deine Todten werden leben / Vnd mit dem Leichnam aufferstehen.
Gille u. a., M. Beheim
260, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
an dem driten tag dar nach | er wider auff erstate
[hier regelmäßiges Prät. auf der Basis von
auferstan
].
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
):
auff dem psalter mit den zehen koren der seyten wegkt auf den aufferstener
[Z-0a:
auffersteer
]
von den vndersten.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Vil greber sich uf tatent, | Die tote lúte hattent, | Und wart vil toten uf erstan.
Gant, sagent es den bruͦdern min | Das ich uf erstanden bin.
Andreae. Ber. Nachtmal
49, 19
([
Augsb.
]
1557
):
Es würdt geseet ain natürlicher Leib / vnd wirt aufferstehen ain Gaystlicher leyb.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
Froning, Alsf. Passionssp.
2252
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 130
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Feudel, Evangelistar
25, 11
;
36, 15
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 267, 13
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
236, 1
;
237, 13
;
Päpke, a. a. O. ;
Bauer, Imitatio Haller
65, 19
;
Dietz, Wb. Luther .
3.
›sich wieder erheben, aufrichten‹; ütr.
Wortbildungen:
auferstehung
2.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Luc. 2, 34
(
Wittenb.
1545
):
Dieser wird gesetzt zu einem Fall vnd Aufferstehen vieler in Jsrael.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 93
(
Nürnb.
1517
):
das er nach dem fal sterker wider aufersteet.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
125, 31
(
tir.
,
1464
):
daz si [sële] durch dein güetiges gepet auf erste von der geschwulst vnd chrankchait der sunden.
4.
›entstehen, erwachsen, sich entwickeln, geschehen, ausbrechen (von natürlichen und sozialen Gewalten)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,
1
 9, , ,  16,  9,  7.
Syntagmen:
arbeit / arges / kummer / jamer / gebrest / verderbung / sterben / schade / kosten / irrung / eintrag / unreinigkeit / zwietracht / mishellung / unfriede / unruhe / stos / span / zwist / krieg / ungunst / unfreundschaft / zweiung / freise / feuer a.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1398
):
As zwist ind zweionge uperstanden was tuschen den aldenschomecheren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
wann in der stat ain feur aufferstend.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
In sollichem willfagen müssen darumb doch die groͤssest unainigkait auff erstat.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wo ir heubter solch frais aufersteen und herschen lassen wöllend.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1478
, Hs.
16. Jh.
):
das dar aus landen und leuten schwaͤrer unratt aufersteen möcht.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 1;
Fuchs, Kart. Aggsbach S. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 228
;
Vorarlb. Wb.
1, 144
;
5.
›entstehen, seinen Anfang nehmen, aufkommen (von Einrichtungen, Bräuchen, Haltungen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  9,  9.
Syntagmen:
ein brauch, eine kirch-, walfart, das reich / weinschenken a.

Belegblock:

Fuchs, Murner. Geuchmat
2393
(
Basel
1519
):
Das von jm [Eneas] keme sicherlich | Vnd vfferstünde das Roͤmisch rich.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
, Hs.
1498
):
Es sol niemand den andern mit dem trinken nöten, als dann ietz nüwlich uferstanden ist, das ainer dem andern zuͦ trinken püt.
Ruh, Bonaventura
344, 32
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
munderhait [...], die da ist vff erstǒn zuͦ dem sang vmb den nuͤtz der guͦttaͤten.
6.
›weiterbestehen, beibehalten werden‹.
Gegensätze:
vgl.  1.

Belegblock:

Koller, Ref. Siegmunds (Hs. N:
um 1474
):
Ein yglich zoll soll von funff jaren zü funff jarenn ersucht werden, ob er uff oder ab ersten moge.
7.
›jm. zuteilwerden, an Ertrag anfallen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3 (allg. Var.).

Belegblock:

Boos, UB Aarau (
halem.
,
1461
):
was denn davon uff erstan mag und das guͦt zinses gelten mag alle jar.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
was nutz mocht dir darvon uff erston.