erwerben,
V.; unr. abl.
1.
›etw. durch aktives Handeln (z. B. durch Arbeit, Anstrengung, Kampf) erlangen, gewinnen, verdienen‹; ›sich etw. (z. B. den Lebensunterhalt, Besitz) erarbeiten; etw. (rechtmäßig, z. B. durch Kauf, Tausch) in seinen Besitz bringen‹ (von materiellen und immateriellen Bezugsgrößen, wie z. B. 1, 2; 3 bzw. 3; 4; 5; 6; 7, 1
1; 2, ); vereinzelt von Personen: ›jn. für sich gewinnen‹; in religiösen Zusammenhängen überwiegend auf den Opfertod Christi im Sinne einer die Last der Erbsünde ausgleichenden Wiedergutmachungsleistung als Voraussetzung für die erneuerte Teilhabe des Menschen an der göttlichen Gnade bezogen: ›jm. etw. (z. B. das ewige leben, die vergebung der sünden
u. dgl.) verschaffen‹; selten von negativ bewerteten Bezugsgrößen, dann teils mit Tendenz zu: ›sich etw. einhandeln‹; Syntagmen:
etw
. (z. B. den schaden / sieg / vorteil / weingarten, die narung / schande, das brot / geld / grosfürstentum / gut / recht / ros, etwas heiltum, ein haus, das ewige leben, abenteuer
[Pl.], viel
), lob und ere in e. S. e., jn
. (z. B. anhang
›Anhängerschaft‹, eine magd, eine frau
) e
., etw
. [wie] (z. B. in js. dienst, durch arbeiten, mit schweis / preis, mit der arbeit / sünde, mit ritterlicher tat
) e., jm. das Wendland e., j
. (Subj.) sich ewige pein e., sankt Michael
(Subj.) jm. den sieg von got e., der schöpfer das fleisch durch das fleisch e., Christus
(Subj.) das ewige leben, jm. den geist / schaz / sieg, die vergebung der sünden (mit seinem blut), grosse schätze mit seinem tod (und leiden) e., j. e., das [...]
; j. miteinander des erbes / gutes e
.; j. durch das heilige blut, mit dem blut gottes erworben sein
.Belegblock:
NJeman ime selben eyn ander recht irwerben mach, wan also im angeboren ist.
Das Euangelion aber ist eyn rede und vorkundiung [...] des ewigen lebens durch vorgebung der sunde, die uns Christus erworben hat.
Alle welt hat ihre kynder darzu auffgezogen, das sie geystlich solten werden [...] und [...] ane sorge ym sause lebten und eynen gutten mut hetten von dem gute, das arme leut mit yhrem schweys erwerben.
gleich wie Christus nicht durch werck zuvor verdient odder durch seyn mensch werden erworben hatt, das er Gott ist, Sondern hatt dasselbig von der gepurt on alle werck.
Die erwerbunge [der vergebunge der suͤnden] ist eyn mal geschehen am creutze, Aber die austeylunge ist offt geschehen.
Warlich was du erlangest von deinen Eltern, das hast du nicht erworben noch verdienet, sondern Gott hat dirs gegeben durch die Eltern.
Ein Hausvater bedarff nicht allein, das er gut und gelt erwerbe, sondern wenn er die Kunst weis, so mus er auch lernen, daß ers verware.
Was hat uns Christus erworben? Die Erloͤsung.
mit der sunde hatte ich erworben | daz wir ewiclichen worn gestorben.
Er gibt und hilfft erwerben nahrung, | Allein bitt ihn umb seinen segen.
habin sye
[Ehepaar]
auch met eynander mer erbeß unde gutes erworben, erarbeyt unde geczuget. ob ym [mensch] nutzer sey. das er eynn mit wircken hie mit habe da mit er erwerbe vnd vordine das diße geburt yn ym geschee.
wie wir vns diese grosse Schaͤtze / so vns der HERR Christus mit seinem leiden vnd Todt erarnet vnd erworben [...] sollen vnd koͤnnen zu Gerechtigkeit / Seligkeit vnd zum ewigen Leben / appliciren.
Manche wolten gerne arbeiten / das Brod zu erwerben / sind aber vom Hunger so math [...] / das sie kaum die Hende auffheben koͤnnen.
Der selig Schoͤpffer aller ding, | Zoch an eins knechtes leib gering, | Das er das fleisch durchs fleisch erwuͤrb, | Vnd sein geschoͤff nicht alls vertuͤrb.
[Sanct Michael] Also
[durch den Sieg über den Drachen]
erwuͤrb vns sig von Gott, | Das vns der Feind nit bring in spot. vnser glaub ist der sieg / der die welt vberwunden hat. Den sieg hat vns Christus vnser seligmacher erworben mit seinem todt.
Die Hochzeit ist vergebung der suͤnden / vnnd das ewige leben / durch Christum den Son Gottes [...] erworben.
Sú [sant Paula] floch ere, vnd erwarp do mitte die ewige ere.
Herr was muͦß ich thuͦn das ich dz ewig leben erwerb?
Ir Heldt sagen Hercules hie frey | Was ewer wesen und leben sey | Wo mit ir das erworben hant | Das ir die nün theüren sint genant.
wil er
[
minner ›Liebhaber‹]
die frawen lieb han, | er sol erwerben iren man. Ich loff ze füss mit swerer büss, bis das mir starb | mein vatter zwar, wol vierzen jar, nie ross erwarb, | wann aines roupt.
möcht er richten baid partei | und tët sein güten vleiss da bei, | darinn erwurb er lob und eer | von got und von der welde ger.
Wie dick wir sy an reitten, | so erwerb wir nicht wann schaden.
Lorandin dise märe | zw hannd den fürsten sagt, | wie man mit mannger schwäre | erwerben müestt zu Babilon ain magdt.
fraw, ich wil ye hie ersterben, | oder an dem serpannde | mit sige da den preyse gar erwerben.
sie [fursten, die da irdisch guͦt versmächten] wärn aus irn landen getzogen durch gotz willen, und das sie etwas hältumb möchten erberben.
Hertzog Andre [...] erwarb das großfuͤrstenthumb / das der Demetrj verfangen hette / den verjagt Andre mithilff der Tartern.
2.
›etw. (von jm., unter bestimmten Bedingungen, aufgrund einer bestimmten Handlungsweise) erhalten, empfangen, gewährt bekommen‹; vereinzelt von personalen Bezugsgrößen: ›jn. zur Verfügung gestellt bekommen‹; speziell von Christus: ›js. teilhaftig werden‹; insbesondere in religiösem Kontext stehen oft zwei Handlungsträger in einem Verhältnis von Agens und Benefizient (im Dat.), dann: ›veranlassen, bewirken, dass jm. etw. zuteilwird; jm. etw. verschaffen; jm. zu etw. verhelfen‹; anschließbar an 1; Gehäuft Texte religiösen Inhalts.
Syntagmen:
etw
. (z. B. den segen / urlaub, die gnade / gunst / hilfe / huld, das ewige leben, freiheiten
) e., von jm. e., etw
. [wie] (z. B. durch die gerechtigkeit, mit dem gebet, mit blutigen trähen
) e., jn
. (z. B. Christum, soldaten von jm
.) e., j. jm. etw
. (z. B. den ablas der sünden, die gnade / kraft / macht / sälde, die gabe des heiligen geistes
) e., j
. (z. B. die reine magd, die engel / patriarchen / propheten, alle heiligen / kreaturen
) jm. etw. e., der mensch von got ein gutes ende, die sele den schein des paradieses, das gebet
(Subj.) von got gnade e., der son gottes den armen sündern gnade e
.; j. nicht der gnade e
.; jm. e., das [...]
.Belegblock:
Darumb merckt nun wol, das zuͦm ewigen leben zuͦ erwerben nur ain ding not sey, das ist der glaub.
Diu heilige kristenheit bitet sie [muoter Kristî] umbe gnâde, und die mac si erwerben, und daz ist billich.
Daz kreftigeste gebet und vil nâch daz almehtigeste, alliu dinc ze erwerbenne [...], daz ist, daz dâ gât ûz einem ledigen gemüete.
wer hot mer das erworben, | das mer widder ist worden myn vornunfft?
nach dem er dem Koͤniglichen Statthalter [...] seinen Anschlag sampt dem vberschwenglichen Reichthumb der Landtschafft Guianæ hatte offenbaret / erwarb er von jm noch 50. Soldaten.
dadurch [wetrachtung des leidens Iesu Cristi] / der mensch erwerb von got / ein gut end zw sein leczten zeiten.
O heiliges Creutze vnsers HErrn, | [...] | Laß vns in keiner noht verderben, | Sondern laß vns deine Huld erwerben.
was der mensche nu versumet, das enwurt ime niemer me: alle heilgen und alle creaturen enmoͤhtent mit bluͦtigen trehen ime nút ein einig hor breit me erwerben.
Alle vnser gerechtigkeit ist Gott ein grawell. Darumb moͤgen wir durch sy weder gnad erwerben noch vns dar zuͦ schicken.
Vil sindt yetz ful / vnd langest dott | Hetten sie vor gesuͦchet gott | Syn gnad erworben / hülff / vnd gunst | Ee dann sie suͦchten artzet kunst.
so geloben wir [...] der stat von Arow [...] laszen ze beliben by allen iren fryheiten, gnaden, handvestinen [...] und guͦten alten gewonheiten, die sy von keyssern, kúnigen [...] erworben, gehebt, genossen und redlichen herbracht hant.
bit sy [patriarchen und propheten] / das sy dir erwerben die drit gab des hailigen gaists / die ist Erkantnus.
Hail und seld hast uns erworben | als wir solten sein gestorben | von dem / allerersten weib.
Ebd.
16, 65
: wann der leib alhie ersterbe, | das die sele dort erwerbe | des paradises klaren schein.
[ich] bitt dich, junckfrau Sant Kathrein, | tü mir genad erwerben | dort zu Marie kindelein.
ich wil dir gnad zw meinr frawen erwerben.
Ebd.
452, 7
: ob deiner sechse wären hie; | dy all möchten der magdt nicht gnad erwerben!
[hertzog Heinrich] suͦcht genad bei konig Konradus, aber er erbarb der nicht.
Das gepët [...] macht den menschen rëden mit got vnd erbürbet von got gnaden, wenn das gepët andechtig ist.
Ebd.
113, 45
: Tu solt auf hören vnd solt nimmer nider chnien für die pildnus vnd für das gemël des heiligen Jeronimi, so erwürbstu als pald alles, das tu pegëren pist.
Ebd.
126, 5
: Ich pin hungrig, erbürb mir mit deinem güetigen gepët, das ich gespeiset werd vnd ersatt werd mit dem lebentigen prot.
Fürwar der mensch ist weis, der die irdischen ding scheczen ist als den mist, darumb das er Kchristum müg erwerben.
Luther, WA ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
2, 3
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
156, 33
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
920
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
125, 32
; 3.
›etw. (Gewünschtes) erreichen, erwirken‹; ›etw. (bei jm.) durchsetzen‹; ›jn. von etw. überzeugen‹; häufig von rechtsrelevanten bzw. institutionalisierten Sachverhalten (z. B. von Rechten, Privilegien, Urteilen); Gehäuft Rechtstexte und Chroniken.
Belegblock:
sy [scheppen] musen antwerten ab sy beclaget werden. ab der cleger das myt rechten orteylen irwyrbet.
die von Solethorn an vnserm aller heiligisten vatere deme babiste erworbin hetten, das syne heylickeit ettlichen bisschoffe beüolen hette, die [...] heyligin merterer zcu erheben.
Da erwurben die kuͦffer [...] an her Burckharten Munchen von Lantzkron [...], das er innen vergunnen wolt in
[den gehängten
kuͦfferknecht]
herab zuͦ schniden lossen. under dem [Phocas] wart erworben, daz sant Peters stuͦl zuͦ Rome ein houbet were aller der cristenheit.
[Gregorius] was ein siecher cardinale und erwarp kume, daz in der bobest zuͦ Avion lies.
So iemannts den anndern in gefenngnus oder verwarung ze legen pittet, erschaffet vnnd erwirbt, wenn [...].
4.
›etw. / jn. hervorbringen‹.Belegblock:
ain jetzs gewächs nach seiner zeit, als im die frist | ist auf gesatzt von got, sein frucht zu erwerben.
was sie [die Francken] do kind erworben mit den gallischen, die wurden darnach genannt Frantzosen.
er het sein weib ANASTASIA / dabey er denselben Sun erworben / im verdacht des Ehebruchs.