erben,
V.
1.
›j. (Benefizient) js. Besitz (Güter, Rechte) nach dessen Tod im Zuge eines Erbgangs erwerben, etw. erben‹; allgemein auch: ›etw. dauerhaft übernehmen, auf sich nehmen, von jm. bekommen‹; speziell: ›etw. gnadenhalber von Gott erhalten, erlangen‹; auch: ›Veranlagungen oder Krankheiten von seinen Vorfahren durch Vererbung übertragen bekommen‹; speziell auch: ›den Familiennamen von den Eltern / Vorfahren übernehmen‹.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
3, 2105
ff.,
Hrg
1, 1370-84
.
Bedeutungsverwandte:
1
 2; vgl.  1,  1,  3,  13,  1, ,  2, .
Syntagmen:
j. (nicht) e
. (absolut);
j. etw
. (Akk.obj. d. S., z. B.
den schaden, das eigen / gut / himmelreich / königreich / land / reich, die erde, ein dritteil, das reich gottes, die falgüter / lehen
)
e
.;
j. etw. mit / von jm., nach erkentnis, nach js. tod, nach schickung des rechts e
.;
gleich e
.
Wortbildungen:
erbler
›Erbpächter‹, ˹
erbnis
,
erbsal
,
erbtum
˺ ›das Erbe, die Hinterlassenschaft‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
stirbt de muͦter ane man, de kint erben ire guͦt.
Luther, WA (
1530
):
Das freilich durch diese deutung der Bapst lengest ist vom erbthum Sanct Peters gefallen.
Ebd. (
1543
):
Wer gleubet und sich teuffen lesst, | [...] | Der nicht mehr koͤnne sterben. | Das Himelreich sol erben.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 21, 10
(
Wittenb.
1545
):
dieser magd Son sol nicht erben
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
wirt nit ein erbe (sein)
; nd. Bibel 1522:
schal nicht eyn erffname werden
]
mit meinem son Jsaac.
Ebd.
Ps. 37, 9
:
Die aber des HERRN harren / werden das Land erben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
518, 363
(
Magdeb.
1608
):
Her Koͤnig das ist schwer / | Das ewr Maystet kein Soͤhn hat mer / | So das Koͤnigreich von vns erben.
Köbler, Ref. Franckenfort
41, 10
(
Mainz
1509
):
declariren das in sonderheit / das gebrüdere [...] in des [...] erbe glych erben sollen.
Beyer, UB Erfurt (
thür.
,
1347
):
sollen die [...] keufer und ire erben von den [...] huben geben ierliche unserm herrn [...] zu eyme rechten erbenusse ye vor die hufe sechs pfennig.
Thür. Chron.
3v, 8
(
Mühlh.
1599
):
Als aber der Koͤnig Ninus starb / erbete sein Sohn Trebetta das Koͤnigreich.
Ebd.
25v, 7
:
[Karl der Große]
Bawete auch viel Jungfrawen Cloͤster / darein die vom Adel jhre Toͤchter schicketen / weil sie die Lehen nicht Erbeten.
Gille u. a., M. Beheim
24, 8
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ich hab den nam
[Michel Beheim]
geerbt von meinen alten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
159, 29
(
Nürnb.
1548
):
die solches thun / werden das reich Gottes nicht erben.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so sol die frow ouch ein dritteil erben.
was ir yedes [eeliche kind] nach sinem tod erben / vnd zuͦ sinem teil emphahen moͤg.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
wie sich dan oftermals begibt das der son des vaters krankheit erbt.
Ebd. (
1531
/
5
):
das die töchter von dem samen veterlichs erben in krankheiten.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Parisz der stätte | Was manlicher tätte | Ain adenliche wunne: | Das arbtte er wol von kunne.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1552
):
Ein ehegemecht erbt die fahlgüeter.
Bobertag, Schwänke (
Augsb.
1548
):
so einem etwas zu handen stosset, das nit zuͦ verachten ist, als ein glück, ein erbsal.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Keiser Otto des ersten Otten sun [...] eribt das reich.
Rintelen, B. Walther
129, 21
(
moobd.
,
1552
/
8
):
solang der Mansstamen wehret, haben die verzignen Töchter [...] nichts zu erben.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
ez erbent ye die nachsten erben.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
ist derselb ain erbler, so hat er sein erblich gerechtigkait dardurch verfellet.
Ebd. (
1565
):
waß schaden dadurch beschäch, den soll er nach erkantnus ërben.
Köbler, Ref. Wormbs
171, 16
;
216, 25
;
Eggers, Psalter
52, 14
;
Köbler, Ref. Nürnberg
192, 15
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Primisser, Suchenwirt ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
423, 7
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Wintterlin, a. a. O. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Vgl. ferner s. v.  2, ,  7, ,  2,  2,  11.
2.
›j. (Benefizient) jn. (den Vererbenden) beerben, eine Hinterlassenschaft von jm. übernehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2.
Syntagmen
mit Akk.obj. d. P., z. B.:
j. seinen vater, einen bruder, den grafen e
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
Mein Bruder sol nach seinem
[meines Vaters]
Tode jhn allein erben.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
do er [graf Fridrich von Toggenburg] abgieng, do arbt in sin wib.
Rintelen, B. Walther
92, 4
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wie die Brüeder oder Schwestern [...] iren verstorbnen Bruedern erben mügen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
64, 62
;
94,19
;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 56
.
Vgl. ferner s. v.
1
 17.
3.
›j. (Vererbender) jm. (dem Benefizienten) etw. (meist: den eigenen Besitz) als Erbe übertragen, vermachen, etw. an jn. vererben‹; ütr. und generalisierend: ›jm. etw. (auch Abstraktes) als Geschenk zuteilwerden lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
 10, (V., unr. abl.) 11; vgl.  8,  1, ,  3,  3.
Syntagmen:
j
. (z. B.
die pfaffen
)
etw
. (Akk.obj.)
e
. ›vererben‹,
j. etw. an / auf jn. e
. (z. B.
untrost an jn., die / eine gerechtigkeit auf jn., die zeidelweide auf die kinder, einen erdbau auf die erben
), [eine Instanz, z. B.
die innung
]
auf den jüngsten son e
. (mit Ellipse des Akk.obj.),
j. jm. etw. e
. (z. B.
den kindern ein gut
).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
DEr tinsman erbet sin ertbuͦwe vffe sinen erben.
Luther, WA (
1529
):
dencken nicht weiter denn [...] wie sie reich werden [...] und den kindern gros gut erben.
Ders. Hl. Schrifft. Röm. Vorr.
2263, 13
(
Wittenb.
1545
):
Darumb muste Christus komen / ein ander Adam / der seine Gerechtigkeit auff vns erbete.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1351
):
Si wel mich zu grunt vurderben, | untrost wel si an mich erben.
Köbler, Ref. Wormbs
360, 10
(
Worms
1499
):
So yemandt [...] Schilt vnd helme [...] malen liesse der nit des herkomens noch võ synen Eltern vff ine geerbt were.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das ers moͤcht seinen Kindern erben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
26, 29
(
thür.
,
1474
):
so hat Herman Keser syne gerechtikeyt der gutter gebracht unde geerbeth uff Nigkeln Keser.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Der vleischower innunge erbit uf den iungisten sun.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Was ein uneelich geporn man auf sein weib und kinder erbet.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 40, 26
(
nobd.
,
1464
):
Alle zeidler erben ir zeidelweide uf ir kinder.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 229, 17
([
Augsb.
]
1548
):
Die groͤste torhait / nach Pfruͤnden streben / so doch die Pfaffen nicht erben koͤnnen ire guͤter.
Grosch u. a., a. a. O.
21, 31
;
56, 35
;
93, 1
;
Ermisch, a. a. O. ; ;
Auer, Stadtr. München ;
Rwb  f.;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 141
.
Vgl. ferner s. v.
2
.
4.
›etw. (die Erbschaft) als Erbschaft an jn. fallen, jm. zukommen, erblich zustehen‹ (von Gütern o. Ä. gesagt); ›jm. aufgrund von Naturgesetzen, aus persönlicher Veranlagung, aufgrund religiöser Vorbestimmung zufallen‹ (z. B. von Krankheiten, dem Zorn Gottes gesagt).
Wortbildungen:
erbend
›übertragbar, ansteckend‹.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hes. 46, 17
(
Wittenb.
1545
):
sein [Fürst] teil sol allein auff seine Söne erben
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
wirt seiner súne
].
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Stirbet eyn man vnd hot her gut vnuorgebin. das selbe gut erbit vf syne kyndir.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Weil wir [menschen] von Adam sindt geborn, | So erbet an vns Gottes zorn.
Sudhoff, Paracelsus (
1528
):
die leme sich erbte
[›übertrug sich‹]
von einer, die incurabilis wer.
Chron. Augsb. Anm. 3 (
schwäb.
, zu
1563
):
daß nit allain sie sonnder auch andere leut nach art diser erbenden
[›ansteckenden‹]
kranckhait leichtlich befleckt [...] werden möchte.
Rintelen, B. Walther
129, 25
(
moobd.
,
1552
/
8
):
die Erbgüeter erben nach Vermüg des Landsprauchs.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
14. Jh.
):
der da stirbet [...], so erbet sein guet auf sein negsten vreunt.
Behrend, Magd. Fragen ;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
236, 20
;
v. Birken. Erzh. Österreich ;