greifen,
V., unr. abl.
1.
›etw. mit der Hand (auch mit einer Zange) fassen, packen, durch das Zusammenziehen der Finger nach einer Sache greifen, um sie zu packen, zu nehmen oder sich daran festzuhalten‹; im einzelnen hier anschließbar: ›die Hand nach etw. ausstrecken‹; ›etw. annehmen, empfangen‹; ›etw. suchen‹; ›etw. pflücken (vom Hopfen)‹; ›etw. auffinden, entdecken‹; auch ütr. auf abstrakte Bezugsgrößen.
Phraseme:
etw. mit den händen greifen
›etw. klar erkennen‹;
an das stabel greifen
›beim Schwören den Gerichststab anfassen, etw. geloben‹,
zu seinem rechte greifen
›schwören‹;
jm. auf die haube / haut greifen
›jm. ans Leder gehen‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der nachm Stein greifft / kan wol darvor ein Dreck ergreiffen.
Luther, WA (
1522
):
Jsts aber nit clar gnug mit den henden zu greiffen und wider gott und sein Euangelium, das sie aus dem Euangelio haben ein opffer gemacht?
Und Keiserliche Maiestet jtzt mit der hand darnach greiff und wolt sie [antwort] an nemen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
5698
(
Magdeb.
1608
):
Daß es mit seinen Haͤnden auch | Den Koͤnig griff an seinen Bauch | Vnd endlich gar saß oben auff.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Man sal em gryfen vndir dy vchsen. vnde vyndet man do cleynes hor. das ist der andir getzug. Man sal em gryfen tzwyschen dy beyne.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
grift man aber důvͦe oder roub bi ieneme, ob den sal man richten.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ez kumet von gîticheit der sêle, daz si vil wil begrîfen und hân, und grîfet an die zît und die lîplicheit [...] und verliuset dâ mite daz selbe.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
12267
(
rib.
,
1444
):
Ind myt dynre tzangen sij stois ind graff | [...] | Dat yre ingedoeme ind hertze | Us gee.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
169, 31
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da greyff der konnig zü stünt noch syme swert aber fant sin nit.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
v. 1325
):
Mac he is in nicht bezugen, so muz he zu sime rechte grifen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
117, 2
(
nobd.
,
1427-1503
):
so der gemein knecht kumpt und greyft ein pfandt.
Gille u. a., M. Beheim
90, 37
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Nach ainr vedern sy greiffen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Diese vertraͤulichkeit / wolte den Buͤrgern gar nicht gefallen: darum griffen sie zu den waffen.
also hatten die Moͤnche gekriegt / wie die Maͤuse und Froͤsche / bis ihnen der Adler auf die hauben gegriffen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
wenne der vigent den menschen an kumet [...], so losse der mensche alle ding und griffe an den enker und werfe den al ze mole in den grunt.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
sobald man darnach grieffe, ward es ein schatten vnd verlohre sich vnder den händen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
es sten auff die ungelerten und greiffen den himel und dye gelerten und geistlichen geen in dye helle.
Dreckmann, H. Mair. Troja
25, 8
(
oschwäb.
,
1393
):
darus wuchsend ze stund vil gewapeter ritter, die griffend ze stund zu den swerten.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
[etliche Türcken vnd Moren] vberfielen vns vnversehens / schlůgen vnnd griffen nach vns.
so leget der Mor erst einen für sich herumb auff das angesicht / greiffet vnd rencket jhm abermals alle glider.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer eines Bawren begert zu geniessen / der muß jm auff die haut greiffen vnd schiessen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Si graif mit weissen vingern dar | Und nam die wurtzen.
Klein, Oswald
33, 18
(
oobd.
,
1417
/
8
):
Wenn ich mein hort an seinem ort nicht vind all dort, | wie offt ich nach im greiffe.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1511
):
[new holden] di sollen dem [...] hoffrichter an das stabel greifen und sweren dem herrn [...] hold zu sein.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
Soldaten / die lieber greiffen nach der Decken als nach dem Degen / seynd nichts nutz.
Piirainen, Stadtr. Sillein
102v, 32
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Wer dy wuͤrczel in dem hofe hot der greyf dem czavn so er nehest mak vnd neme den hopphen.
Große, Schwabensp. ;
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. ;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
306
;
Lauchert, Merswin ;
Primisser, a. a. O. ;
Piirainen, a. a. O.
62r, 35
;
Vgl. ferner s. v. , , (Adj.) 1.
2.
›jn. (auch: eine Stadt) angreifen, Hand an jn. legen‹; speziell: ›etw. mit dem Maul schnappen, beißen (von Tieren)‹.
Wortbildungen:
greifhund
.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
149, 3271
(
Magdeb.
1608
):
Die Hund furn auff den Petz verwegen | Griffen jhm tapffer nach der kehlen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
daz der herren von Bairn volk ettlich dez reichs stet angriffen haben, e daz man zu in griffen hat.
Gille u. a., M. Beheim
56a, 43
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
In czornes grim | der lew zu im | greiffen pegunde.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Greiffhund / harpalus, canis rapax.
Gille u. a., a. a. O.
65, 19
;
3.
›mit der Hand (auch: einer Zange) in etw., das als Hohlraum, gewölbt, umschlossen oder unter einer Oberfläche verborgen gedacht wird, hineingreifen, hineinlangen, mit der Hand in etw. eintauchen, oft um etw. herauszuholen‹; hier anschließbar: ›mit der Hand in eine Masse hineinlangen, um etw. herauszuholen‹; auch auf abstrakte Bezugsgrößen ütr.; anschließbar an 1.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
man sol in dre kore geben: wazzer orteyle oder in eynen wallnidegen ketzel tů griffene wante zů deme elenbogen.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1521
):
[Ruffinus] greiff mit vleis aus andacht in die Wunden Francisci.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
521, 443
(
Magdeb.
1608
):
[das Laton] die Hand bewegt / | Als wolt sie greiffen in den Graben / | Vnd jhr Hertz mit dem Wasser laben.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
158, 12
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da greyff Warakir jn sinen budele / vnd gab syme kinde eyme gelt.
Keil, Peter v. Ulm
132
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Greiff im mit einem finger in den mund vast hin hinder vnd truk mit dem daumen nyder.
Langen, Myst. Leben
220, 15
(
nobd.
,
1463
):
dann allein got der greiff zwischen der gothait vnd der gotlichen natur in sein ewiges wesen vnd machte die sele von nichte.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
so soltu habe͂ ein kugel zangen vnd solt im dan [...] da mit in die wunden griffen.
Wyss, Luz. Ostersp.
107, 74
(
Luzern
1545
):
Thomas, kom heb din finger har, | gryff in min hánnd.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da hett er gevarlich in die guldin und das klain gelt griffen.
Klein, Oswald
117, 44
(
oobd.
,
n. 1438
):
der zwelft von sauffen wirt so vol, | das er es oben greiffet in des goders hol.
Munz, Füetrer. Persibein
228, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
[Der ritter] graiff im [wurmm] fraidikleiche | tewf in sein halls.
Große, a. a. O. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
7802
;
Feudel, Evangelistar
55, 20
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Vgl. ferner s. v. , .
4.
›in etw. eingreifen, dazwischengehen, einer Sache Einhalt gebieten‹.
Phraseme:
jm. ins spiel, in die würfel greifen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
das er [Gott] jnen ins spiel greiffe, das sie muͤssen entweder auffhoͤren oder darob zu grund gehen.
Ebd. (
1535
):
das er sie wil jnn jren besten gedancken [...] verstoͤren und mitten im werck jnen jnn die wuͤrffel greiffen und mit jnen das oberst zu unterst keren.
Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
do was der Romsch konig gar zornig und schrei lute [...]. also griffent der konig von Denemarg und Placentinus der cardinal [...] darunder und stilten das.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1527
):
hat ain rath ernstlichen angefangen zů der widertaufer sach zů greifen, wann die seckt wollt zů lang weren.
5.
›die Hand auf etw. legen (konkret)‹.

Belegblock:

Wyss, Luz. Ostersp. n.
734
(
Luzern
1583
):
Abraham zucktt das schwertt mitt der einen hand vnd mitt der andern gryfft er dem knaben vffs houpt, vnd im zucken redt Er.
6.
›auf js. Hab und Gut, Recht oder Ehre zugreifen (auch auf die Dienstleute eines anderen Dienstherren); js. Recht antasten, sich an js. Gut vergreifen, ungerechtfertigte Besitzansprüche auf eines anderen Eigentum stellen; sich in js. Angelegenheiten einmischen‹; vielfach spezialisiert: ›jm. etw. wegnehmen, stehlen‹; ›jn. betrügen, übervorteilen‹; ›jm. etw. pfänden, etw. beschlagnahmen‹ (besonders hiermit offen zu 7); auch: ›gegen das Gesetz (z. B. das Gesetz Moses) verstoßen‹.
Phraseme:
zu weit greifen
;
in die freiheit greifen
›js. Rechte antasten‹;
jm.
(auch: einer Instanz)
in den bart greifen
›jm. unerschrocken widersprechen, sich jm. widersetzen‹ (weitere Phraseme mit
bart
s. v.  2);
für die mannen greifen
›sich in Männersachen einmischen‹.
Wortbildungen:
greifer
1 ›Dieb, Betrüger‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Freyheit ist so lieb / als ein Aug / man greifft einem ins Aug / wann man in die Freyheit greifft.
Luther, WA (
1544
):
Heisst das nicht beide auffruͤrisch dem gantzen Volck in das Regiment und die Kron gegrieffen, und dazu wider die Goͤttliche Maiestet gelestert?
Ebd. (
1544
):
Das sind zwey grosse sunde, dick, fett, starck, die er thut, und greifft in den Mosen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Thess. 4, 6
(
Wittenb.
1545
):
das niemand zu weit greiffe
[
Mentel
:
vbergee
;
Froschauer
1530:
übergange
]
noch verforteile seinen Bruder im Handel.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9476
(
rib.
,
1444
):
Vil grijffer ind aftrecker synt nu bij den heren.
Rosenthal. Bedencken
41, 30
(
Köln
1653
):
wann sie vom Koͤnig abfielen / oder jhm nach der Cron griffen.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1371
):
so sollent myne vurgeschreben testimentir griffen unde tasten an alle dy guyt, dy ich laßen nach myme tode.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1605
):
Der Jüden Schar mit hauffen, | Kam grimmig anher lauffen, | [...] | Zu greiffen dich bedacht.
Küther, UB Frauensee
333, 10
(
thür.
,
1519
):
Ob sie aber [...] daran soimig wurden, [...] so erleuben inen die verkeuffer sie und ir erben darumb [...] zu fordren mitt ader an gericht zu pfenden zu den obgedachten guthern semptlich und sunderlich auch zu all der verkeuffer leiender und farender habe zu griffe.
Köbler, Ref. Nürnberg
210, 9
(
Nürnb.
1484
):
so mag die fraw mit entrichtung sollicher zuschetze in Jrer beder versampte habe greiffen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
54, 21
(
nobd.
,
1503-1536
):
ob sy alle bed soumig word und so lesig und daß lehen nit entpfengen, so sol der schulteß zu dem lehen greif an alle einred.
Ebd.
71, 35
(
um 1450
):
tät aber die thumbrobstej des nicht, so wäre unserer herschaft die thumbrobstej darumb zu pfenden und zu iren gütern zu greifen.
Spanier, Murner. Narrenb.
19, 42
(
Straßb.
1512
):
Wa findt man yetz ein solchen man, | Der mit ernst doͤrfft widerstan? | Dem bischoff in den barte gryffen?
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
die bischoͤff griffent oͮch fast in das weltlich reht.
Ebd. (Hs.
um 1474
):
Hantwerck sein darumb erdacht, daz yederman sein teglich prot damit gewynnen sol und dyenen, und soll nyeman dem andernn greiffen in sein hantwerck.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einem in sein ampt Greyffen / Fürkomme͂ zethun das ein anderer thůn solt. Præoccupare partes alterius. Etwas nach Greyffen / vnderstõ zenem͂en.
Anderson u. a., Flugschrr.
25, 2, 24
([
Augsb.
1522
]):
wañ die baͤpst habñ got dem herren in sein gewalt griffen / [...]. sy wellen got jn seyn aigen ampt greiffen.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
30, 36
(
moobd.
,
1554
):
so mügen die zechmaister [...] mit gerichts hilf vnnd handen in desselben guet greiffen vnnd [...] darauß beczallen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1625
):
solle kain lantrichter mit frävel auf daß aigen und deß gotthauß grünt greüfen noch ichtes zu schaffen haben.
Ebd. (
1540
):
Wan die frauen mitainander kriegen und fur die mannen greifen, so soll si die herschaft nemben, darumb straffen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
, Hs.
16. Jh.
):
es soll ainer uber deß andern willen in sein rechten oder erlaubten reutern nit greifen oder arbaiten.
Darnach haben sie di freihait das niemand in ier gricht greifen sol.
Ebd. (
ca. 1565-1581
):
so soll der richter auf desselben guet nit greifen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1568
):
es sollen die mülner ir gebüerende maut [...] von dem getraid nemen und weiter in daßelb nit greifen.
Küther, a. a. O.
309, 38
;
Dinklage, a. a. O.
104, 25
;
Bell, G. Hager
18, 2, 14
;
Bischoff u. a., a. a. O. ; ; ; ;
Mell u. a., a. a. O. ;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 198
.
Vgl. ferner s. v. ,  11,  1,  1.
7.
›jn. rechtlich belangen, rechtlich gegen jn. vorgehen; jn. bestrafen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9,  34.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Wir wisen vur ein recht, daz daz gerichte zu Limpurg unser herren ist ober hals unde heubt; doch daz di herren an keinen burger von Limpurg nit grifen noch tasten sollent in einiche wis, di scheffen enhaben dan zuvor darober gewiset.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
58, 34
(
omd.
,
1450
):
Welcher das uberkommen wurde, das er eyn sulchs ane laube eynes bergkmeisters gethan hette, dem magk unser houbtmann zcu leibe und gut grifen.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
7, 42
(
moobd.
,
1415
):
so schol vnser richter an geschray seiner veint nach im nicht greiffen vnd schol auch sein leib vnd guet damit gefreyet sein.
8.
›jn. (auch Tiere) konkret greifen, ergreifen, einfangen, js. habhaft werden‹; rechtsspezifisch: ›jn. verfolgen, strafrechtlich durch Anklageerhebung belangen; jn. (z. B. einen Verbrecher) festnehmen, gefangen nehmen; jn. auf frischer Tat ertappen, jn. eines Unrechts überführen‹; auch ütr., dann z. B.: ›jn. packen, in seinen Bann schlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  6, (V.) 1, ,  12, 3, ,  5.
Wortbildungen:
greifer
2 ›Person, die die Wahrheit ans Licht bringt‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
offen důbe ist, dat eyn diep cůmt des nachtes oder tages in eyn hůs [...] vnde stilt da, swaz da ist, vnde her wert gegreffen bi deme gůte, e daz her daz verberghe, daz heyzet offene důpheit.
Luther, WA (
1531
):
und niemand greiff jn [Jhesum], denn seine stunde war noch nicht komen.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
dat he gegriffen vnd darna mit der Scheffene vrdeile vurs. syn heuft afgeslagen wart.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
[sy] treckden da sy den greuen wisten, | den sy wainden gryffen myt listen.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
Wer binden wil, ehe er gegreifft, | Wirt gern mit eignem schmaltz betreufft.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Fahen. Greiffen / eynziehen / in hafft legen / binden / gefaͤnglich annem͂en / Fessel anlegen / ins Gefaͤngniß lege͂ / in die Eisen schlagen / in Thurn werffen / in Stock setzen / stoͤcken / anschmiden / an Ketten schliessen / in der Custodien verwaren.
Thür. Chron.
20v, 9
(
Mühlh.
1599
):
[Cleodonius] war ein Christ / ließ den Wenden den Christlichen Glauben Predigen / vnd wurden vom Wenden Koͤnige 334. gegrieffen / vnd die Zungen abgeschnitten.
Skála, Egerer Urgichtenb.
237, 6
(
nwböhm.
,
1578
):
Er Adler soll sich fursehen, man Werde nach Im grieffen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
98, 22
(
nobd.
,
15. Jh.
):
so solt sie einen knecht zu ir nemen und so fern fischen und griffen und so vil, das sie ires gelusts wol gebuset.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Wölln wir sie [Feinde] greiffn, fangen vnd tödtn.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
wer der were, so [...] vnzucht, schamperkeit oder vnbillickeit volbrechte [...], zů dem oder den [...] wir griffen vnd ab im oder inen richten lassen wellen mit dem swert.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dardurch wir abermals bewegt sind, zů den selben zegrifen, si vaͤngklich anzenemen und gon Thun zefuͤeren.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1600
):
so bald nun sölche accusation beschechen, wirt uff die verklagte person gegriffen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
294
(
Basel
1519
):
Die rechten geuch, das weiß ich wol, | Nur in der nacht man griffen sol; Denn wo man griff in hellem tag, | So moͤcht von grifferen kummen klag.
Bauer, Geiler. Pred.
471, 17
(
Augsb.
1508
):
Das es gar vast sorglich ist / wenn du redest / das dich der boͤß gaist nit greif in deinen worten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
erlaupt mir, so will ich nach in greifen und sie in fanknus pringen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ain ieder richter als verr das lantgericht wert der mag wol greifen umb ainen schedlichen man.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
Wie weit ein jeder richter zu Weitz in dem burkfrit zu greifen hat, so in ainer die maut verfiert [...] oder ander unzuchtn getriben worden, wie weit er inen mag nachkumen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
22, 9
(
mslow. inseldt.
,
1498
):
Iśt die śach der frauen Margaretha Treütlerin in dieśer wais vor vnś khomen, wie das śie iśt gegrieffen worden in dieśer śach, das śie Leütth auf ihr ehr geredt hat.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 458, 7
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
212, 4
;
Spechtler u. a., Frnhd. Rechtstexte
1, 44, 16
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Voc. Teut.-Lat.
m vijv
;
bb iiijv
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 197
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 70
.
Vgl. ferner s. v.  1,  2,  5.
9.
›sich einer Sache zuwenden, etw. in Angriff nehmen, mit etw. beginnen, etw. unternehmen‹; im einzelnen: ›sich an etw. orientieren‹; ›sich zu etw. entschließen‹; ›etw. verwenden‹; ›etw. zeitlich Unterbrochenes wieder aufnehmen‹.
Phraseme:
sich selbst bei der nase greifen
›sich um die eigenen Angelegenheiten kümmern‹;
in seinen busen greifen
›sich auf sich selbst besinnen‹;
hinter sich greifen
›sich an etw. (z. B. an eine gerichtlich höhere Instanz) wenden, um zu seinem Recht zu gelangen‹;
zu den tödlichen zügen greifen
›sein Leben aushauchen‹ (dazu bdv.: ).
Syntagmen:
an etw.
(z. B.
an die weisheit
)
, zu tugenden, zum besten g.
; häufig in Funktionsverbgefügen:
an die fart, zur busse / tat / wer, zu einer wal greifen
; mit nicht deverbativem Substantiv:
zu der ritterschaft, zur (heiligen) ehe, zu ehelichem leben greifen
›heiraten‹;
zu sinne greifen
›(wieder) zur Vernunft kommen‹;
zu der nächte greifen
›zu Abend essen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Nu sul wir keren dannen | Und grifen an Johannen.
Daz wir al unzucht lazen | Unde zu tugenden grifen.
Wolde wir Got haben holden, | So grife wir zu dem besten, | Uns gelunge zu dem lesten.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
biß das rumorisch Volck wieder zu sinnen greiffe.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Nubere. Mannen heyraten zur ehe greiffen.
Luther, WA (
1544
):
Greiff dich doch selbs bey der Nasen oder suche in deinem Bosem, ob du nicht so wol bist ein Mensch [...] als ein ander.
greiff ynn deinen bosem oder auff den kopff, da hastu augen und nasen, feine starcke arm, gesunde bein, Darnach sihe dich auch ynn der welt umb.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
562, 1760
(
Magdeb.
1608
):
Jch halt den fuͤr ein tapffern Mann / | Der [...] | [...] ein vnverzagtn Muth hat / | Wenn man nun greiffen sol zur that.
Ebd.
638, 4127
:
Vnd griffen also beyde Heer / | Mit grossem getuͤmmel zur wehr.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Wir grifen an die wisheit.
Hie mite schieden sie sich | [...] | Die vrowe greif an die vart.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Durch daz grifent si den engen weg von deme unse herre sprichit [....].
Neumann, Rothe. Keuschh.
1663
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
den luten ist wol leuben gegeben | das sy griffen zu dem elichen leben.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Nu, wi lazen dise rede beliben und grifen wider an die erste.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
der [allmechtige] kan alle irrige hertzen wol rechtfertigen, auch die verkarten, unmilden, so sie sich erkennen und zu synne greiffen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
101, 7
(
nobd.
,
1477
):
so solle und mag ein keller, [...] hinder sich greifen und ersuchen umb hulfe.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
177, 18
(
Nürnb.
1548
):
er koͤnne allweg wol vmbkeren / vnd zur Busse greyffen.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich (Hs.
A. 15. Jh.
):
Der heiden Merzian | wolte mit sinen helden do zu tische gan | und grifen zu der nehte.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
582, 11
(
els.
,
1362
):
Do von twungent in sine frunt das er zů der e solte griffen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Nun griffen wir ze der ritterschaft!.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
darumb sol sich der annemer gar eigentlich bedencken / ee er zů diser wal griffet.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1549
):
die 5 gewölten sich in die Ratstuben verfügen und daselbst noch 2 aus den übrigen 26 [...] zu inen wölen, sie auch alsbald erfordern, mit und neben inen zur wal zu greifen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Greiff inn deinen eignen busen / kenne dich selbs / nosce te ipsum.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
viel er von seinem ross und hueb an zu den tötlichen zügen zu greifen und verschied.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
hat ein löbl. magistrat und ganze burgerschaft zu einer neuen richterwahl grüffen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
93, 34
(
tir.
,
1464
):
da sprungen si als pald auf [...] vnd griffen zu der wër vnd wolten si tötten.
Piirainen, Stadtr. Sillein
61v, 13
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
NV greife wir an daz reiche vnd sagen wy lange daz reiche stvnd czu babilonie.
Reissenberger, Väterb. ; ;
Wyss, Limb. Chron. ;
Küther, UB Frauensee
365, 19
;
Weise. Jugend-Lust ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Lemmer, Brant. Narrensch. 52, V.
2
;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2509
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 198
.
Vgl. ferner s. v.  2,  3.
10.
›um sich langen, greifen (konkret)‹; ütr.: ›politisch, militärisch ausgreifen, sich gewaltsam räumlich ausdehnen‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
682, 5524
(
Magdeb.
1608
):
[die Krebse]
mercken was sie wollen / | Das jhr Hend ergreiffen sollen. | [...] | Vnd greiffn vnerschrockn vmb sich | Das sie fuͤrcht aller Menschen Hand.
Roloff, Brant. Tsp.
2530
(
Straßb.
1554
):
O wir went redlich umb uns greiffen | Damit fahen an Bosaunen und Pfeiffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die hand sich nun gestärkt und gemert von tag ze tag und sind gewesen aller welt feind und hand überall umb sich griffen und genommen eßend ding.
Moscouia
B 2r, 11
(
Wien
1557
):
So hat der Tartarisch Khuͤnig [...] vber den Nieper gegriffen / daselbsten weit vnd prait alles verhoͤrt / vnd zway Schloß erpaut.
11.
›sich gegenseitig unter die Arme greifen, zusammenhalten‹.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
so sullen die pharmenig des gotzhauss [...] leut und auch des pharrer leut ab Sand Veitzperg all zu einander greifen [...] und an einander helfen bei leib und gut.
12.
›tasten; etw. mit der Hand und den Fingern ertasten, etw. sinnlich, d. h. mit dem Tastsinn wahrnehmen, erkennen, fühlen; sich anfühlen, ertasten lassen‹.
Bedeutungsverwandte:
, , (V.) 1,  1.
Wortbildungen:
greifhaft
›faßbar, körperlich‹;
greifung
(dazu bdv.:  1,  1).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen der engel ist ungriflich, | Der mensche tut wol grifen sich.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
74, 10
(
Hamburg
/
Magdeb.
um 1571
, Hs. 
1615
):
aber ein ding mag ich nicht fülen noch greifen, es beriere den meinen leib, darumb ist der Tactus oder füllen ausgetheilet durch den ganzen leib in alle glider.
Luther, WA (
1527
):
Also auch Christus: ob er gleich allenthalben da ist, lesst er sich nicht so greiffen und tappen.
Ebd. (
1529
):
Dieser ungewisheit halben mus [...] Gott sich heraus an tag geben und sich selber abecirkeln in eim eusserlichen wort und zeichen, das man jn hoͤren, sehen, greiffen, fassen und erkennen moͤge
(auch zu 14 stellbar).
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
74, 4
(
Frankf.
1535
):
Armenus ist bleych weißfar [...] vnnd ist sanfft zu greiffen. Der da sanfft am greiffen ist / ist heysser complexion.
Feudel, Evangelistar
90, 6
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Sed myne hende unde myne fuͤze, daz ich iz byn. grifet unde sed, wen der geist nicht hat fleisch noch beyn.
Ebd.
92, 26
:
ich [Thomas] ense an synen henden dy wunden unde ich engrife sy mit der hant unde laze myne hende in syne syten, so ingeloube ich iz nicht.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4746
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ess sal sich in allen dingen massen | unnd mit nichte sin vorlassen | mit sehen, horen, richen, smecken, griffen.
Franck, Decl.
353, 41
(
Nürnb.
1531
):
Derhalb sey der eben so wol incontinens / der seinem geruch / geschmack / gehoͤr vnd gesicht volge [...] / als der mit greüffen vnd tasten sich vergreyff.
Voc. Teut.-Lat.
b iiijv
(
Nürnb.
1482
):
fulen greiffen tasten.
Hulsius
G iiijv
(
Nürnb.
1596
):
Greiffung / attouchement.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
33, 11
(
els.
,
1362
):
wenne er [Thomas] die vrstende vnsers herren zwifeltig het beweret, mit der gesiht, vnd mit dem griffende.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Landstricher und stirnenstöffel | Sind tag und nacht vol: | Das tuond si armen lüten abstraiffen | Mit hinken, biegen und graiffen, | Das sie vor den lüten tuond.
Goldammer, Paracelsus
2, 85, 6
(
1530
/
5
):
wie den wind niemandts sihet und niemandts greift, darumb kan ihm niemandts nichts tun.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so gangen wir als die blinden schlichen, und greifen umb úns und wissen nit wa ald wie.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Den puls greiffen / arteriam explorare.
Niewöhner, Teichner
336, 83
(
moobd.
,
1360
/
70
):
der teuffel ist nicht greiffhaft | und hat doch von got dw chraft | daz er nympt den leib an sich | als ein vogel und ein vich.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
505
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
was die aussern sinn begreiffent, als sehen, hoͤren, kosten, smekchen vnd mit anruͤrung, das greiffen haist.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
55, 35
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die schon der sichtigen ding, die pegyrd der hoͤrunden ding, die gevalnuͤss der smechunden ding [...] vnd die lindichait der greiffunden ding.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 8, 6
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Klein, Oswald
4, 26
;
39, 51
;
Schmitt, Ordo rerum
336, 3
;
Vgl. ferner s. v.  17.
13.
›jn. / etw. berühren, mit den Händen abtasten; jn. in einem erotischen Sinne berühren, begrapschen; jn. liebkosen, streicheln‹.
Bedeutungsverwandte:
 4,  2,  6, , .
Wortbildungen:
greiferin
›Frau, die jn. liebkost, streichelt‹.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Verzeihet mirs, guter Freund, das ich euch angreiffe. (Greiffet ihm an das Auge, besihet ihn).
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
63, 3
(
omd.
,
1487
):
Szo einer in sollichem vnzcuchtigen greiffen küssen [...] mit seinem ehlichen weibe. lust gedechte zcu haben.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2424
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wanne ir [kusche maget] das griffen behaget | [...] | gar selden si in kuscheit bested.
Ebd.
4705
:
di si alles wollen begriffen | [...] | unnd dicke sint gar unfossen | mit griffen unnd helsen und auch kossen.
Stieler (
Nürnb.
1691
):
Greiferinn / die / fœmina palpans.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
148, 14
(
els.
,
1362
):
Der iude greif sant Basilien an sinen puls.
Sappler, H. Kaufringer
11, 259
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er graif si an gar lieplich | und legt das weib under sich.
Ebd.
11, 363
:
greifent auf ewr hapt zehant, | so wirt ewch das wol bekant. | [...] | da graif er auf das haupt vorn. | er vand ain platen weit geschorn.
Klein, Oswald
63, 37
(
oobd.
,
1416
):
doch möcht ich es gefügen bas, | das ich die lidmass griff und säch, | käm si mir dan in solh genäch, | das ich die manhait retten solt, | ich fluh ir nicht.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
168, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Jocundill all zue vare | der maget dicke graiff.
14.
›etw. kognitiv erfassen, wahrnehmen, begreifen, erkennen, verstehen, eine Schlußfolgerung ziehen‹; Ütr. zu 12.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Intelligere. Verstehen greiffen fassen begreiffen vernemen vermercken ersehen außsinnen.
Luther, WA (
1531
):
Daraus man greiffen mus, das sie aus dem Ewigen leben ein lauter gehey und gespoͤtte haben.
Das ist Eine, und eine seer gute und feiste luͤgen, die man greiffen mus.
der du auch jnn der unsern werck anders sihest und greiffest denn du redest.
Ebd. (
1532
):
Gott ist die Liebe, das es ein jglicher sehen und greiffen mus, wenn er nur die augen auffthut.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Wan er mac luterlicher lesen | Unde tiefer grifen an den grunt, | Daz im Got billich machet kunt.
Sermon Thauleri
4va, 16
(
Leipzig
1498
):
Jch wil euch dyße rede beweren mit naturlicher rede. das yr es selber greuffen moget.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
74v, 23
(
Leipzig
1588
):
Ey wie muͤssen doch die Leute / so gar stock vnd Staarblind sein / an Leib vnd Seele / die nicht sehen noch erkennen wollen / ja billich greiffen solten / das [...].
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
sich, so maht du grifen, daz ich minen vrúnden daz aller minneklichest tůn.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 15, 11
([
Eilenb.
]
1524
):
das ist ein mechtiger grober tuͤlpischer yrthum / das man yn auch moͤchte greyffen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
166
(
Basel
1519
):
Jch gryff yetz, wo es vßhin god.
Sappler, H. Kaufringer
1, 7
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der menschlich sin mag greifen nicht | das wunder, das von got beschicht.
Andreae. Ber. Nachtmal
63r, 13
([
Augsb.
]
1557
):
damit die glaͤubigen sehen vnnd greiffen / wie jnen diser Artickel von der Him͂elfart Christi so gar die gegenwaͤrtigkait des leibs Christi nicht neme.
Bauer, Geiler. Pred.
473, 17
(
Augsb.
1508
):
du bist es nit schuldig als gruntlich zuwißsen / als du ain ding waist / dass du gesehen oder greiffen magst
(auch zu 12 stellbar).
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Wer auch solches nit greift auß den alten und izigen geschichten, muß im nichts zu herzen lassen gên, muß im nichts war nemen.
Ebd. (
1522
/
33
):
,vil gesatz vil ungehorsam, vil ordnung vil unordnung.‘ Das greift man, das es also ist.
Vgl. ferner s. v.  6,  2.
15.
›(eine Zahl) beim schriftlichen Rechnen aufnehmen, (auf eine bestimmte Rechenposition) zugreifen‹.

Belegblock:

Ries, Rechenb.
A5r, 12
(
Erfurt
1522
):
Duplirn. [...] also leg auff die zal / welche duplirt sol werden / schreyb z fur dich / greiff zu oberst da die pfennig ligen vnd wiß das eyn itzliche linihen / die mit dem finger berurt wirtt / nicht mher dan eyns bedeut.
Ebd.
20
:
greyff auff die neheste linihen daruber sprich halb z: macht das leg: darnach greyff herab auff die neheste linihen.
Ries, Rechenb.
A6v, 21
.
16.
›in etw. verankert sein, auf etw. ruhen‹.

Belegblock:

Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
2162
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein [...] globus [...] auf einem hohen fuß mit 4 lewentapen, die cuglen greiffen unden uff der basin.
17.
phras., mehrfach 3 zuzuordnen:
jm. / e. S.
(z. B.
dem gesez
)
in das maul greifen
›jm. den Mund verbieten, jm. ins Handwerk pfuschen, jn. lächerlich machen; etw. über den Haufen werfen, etw. verwerfen; sich mit jm. anlegen‹;
jm. ins herz greifen
›jn. rühren, zum Nachdenken bringen‹;
jm. ins auge, in den augapfel greifen
›jn. an seiner empfindlichsten, liebsten Stelle angreifen, verletzen‹,
jm. in die schwarte, wolle, an das mäntelein greifen
›jm. zu nahe treten, jn. (auch: sich) ärgern, sich mit jm. anlegen‹;
jm. an den bart greifen
›jn. als gutmütigen Alten behandeln‹;
nach dem schatten greifen
.

Belegblock:

das heyst denn gott ynn das maul greyffen und yhm eynen stroern bart flechten und gleych fur eynen gauch odder huͤltzern putzen achten.
das sie hie mit Gott jns maul greiffen und die ehe verbieten, so Gott geschaffen hat.
Ebd. (
1530
):
der Teufel sagt nicht zu yhr: Eva, friss den apffel, sondern greiff yhr yns hertz und macht dasselbig auffs erst wancken.
Ebd. (
1532
):
So sol man Christo jns maul greiffen, sein wort meistern und daraus machen was uns gefellet.
Ebd. (
1531
):
als solt ehr sagen: ihr seidts nicht werth, das ihr lehret, ihr seid nicht wirdig [...], ihr seidt eittel buben, verfhuret das volck, und das heist in die Schwardtten und in die wollen greiffen.
Ebd. (
1538
/
40
):
Das ihr dem Bapst in die wolle greifft, doran thut ihr recht, und wen ihr ihnen gleich gahr zurisset, so schadets nicht.
Ebd. (
1540
):
So wird ein mal Turck komen und dich lernen ins kalt wasser greiffen und sawer apffel beissen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
swer dirre einen anerüeret, der grîfet mir in mîn ouge.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
166, 9
(
Nürnb.
1584
):
Derhalb greyffet Simeon bald mit disem name͂ / dem gesetz Mosi [...] / vnnd anderen Gottesdienst inn das maul / vnnd will yederman dafür warnen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
86, 17
(
Basel
1494
):
Dar vmb / das jm gott ettwan spart | Meynt er jm griffen an den bart.
Wickram
4, 10, 21
(
Straßb.
1556
):
Desshalben [...] hab ich mich zů forderst entschuldigen woͤllen / wo dir villeicht allemal dises buͤchlin an das maͤntelin würde greiffen.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 13, 18
([
Augsb.
]
1523
):
du můst wider die grosse berg streittñ / dz ist du můst de͂ grossen hannsen jns maul greiffen inen ir Diebrey sage͂.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Nach dem schatten greiffen.
Vgl. ferner s. v.
2
 2.