beschehen,
V., unr. abl.
1.
›geschehen, erfolgen, vonstattengehen; vorgenommen, vollzogen werden‹; mit resultativer Komponente: ›zustande kommen, sich ergeben, aus etw. resultieren‹; je nach Geschehen mit starker Betonung des Inhalts des als Subj. stehenden Verbalabstraktums, z. B.: abrede b
. ›getroffen werden‹, kauf b
. ›abgeschlossen werden‹, recht b
. ›ergehen‹, ruf b
. ›ausgehen‹; mit hinzukommender Metonymie des Subjektes: schriften b
. ›Schriften angefertigt werden‹; jeweils von Handlungen, seltener von Zuständen, die als in der Handlungsmöglichkeit des Menschen liegend gesehen werden.Syntagmen:
das anlegen / umfangen, die anvogtung / beschneidung / bezalung / fürsehung / meldung / volziehung, / rechnung / schiedung / urhebung / veräusserung / vergleichung, der heirat / kauf / mord, das werk, die abrede / reise / süne / schlacht / gerechtigkeit / gleichheit b., etw
. (z. B. gnade
) an jm. b., etw. aus / in / von
[›aufgrund von‹] etw. / jm
. [›durch jn.‹] b., b., das [...]
; beschehener kauf / nachtwunsch, beschehene fürbitte / konsekration / krönung / rede / verheissung, beschehenes ansuchen / opfer
.Wortbildungen:
beschehung
Belegblock:
auf beschehen Ansuchen des Keyserlichen Heroldes.
Die meister sprechent, daz man enkein guot werk ein guot werk geheizen mac [...], ez enbeschehe denne in der minne.
daz anelegen enmac niht beschehen dan mit einförmicheit mit Kristô.
Sej domals do der mordt beschehen Zu Sirmitz Gewesen.
,Was hie peschicht | von missetot | das richten wir!‘
Ist er beschlossen von dir, herr got, so beschech dein will!
die gůten werg, die [...] von allen uwern bruͤdern und swestern ie beschohent.
was du gern hast und wilt, das müß fuͤrgon und beschechen.
dessen Erbieten ich zu Dank annam vnnd nach beschehenem Nachtwunsch.
Das beschiecht von Cristus minne nicht.
Dise vrhebunge, [...], beschiht von drin sachen.
da aber ein růff in allem land beschechen wz.
da der heirat nun beschach.
was ander kúnftiger dinge durch Gott zu beschehend und wúrchende, die habent sy alle vorhin so aygentleich geweissagt.
Als zweÿer geschlaͤcht der weÿsen meldunge beschÿhet / ein geschlaͤchtt der welschen / das ander der kriechen.
ist ein gewette beschehen, ob er ein ackerross beim schwanz halten künde.
kain schidung zwischen ir [götlich minn] und got | beschicht nicht von in baiden.
Ebd.
20, 110
: zwai lieplich umbevahen | nahen da beschahen.
Ebd.
62, 6
: lass, frau, genad | an mir beschehen!
das beschicht all ewer manhait gros zw eren, | das ich euch dienstes pin perait.
dise märe | seinr dar kumennden raise, | das durch sein tochter dy peschehen wäre.
auch darumben schriften zu beschehen not wurden.
der solle solhen orth und statt den geordneten waldmaister andeiten, [...], sodan nach beschechung dessen sich in der canzlei anmelden.
So Ein pergmeister [...] Ein pergwerich hin gibt So sall der also besch(e)nn.
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Banz, a. a. O.
820
; Dreckmann, H. Mair. Troja
13, 20
; Reithmeier, B. v. Chiemsee ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
35, 19
; 2.
als part. Adj. im Schlußprotokoll von Urkunden: ›vollzogen, beurkundet‹.Obd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Belegblock:
So geben und beschehen den 5. monathstag Augusti anno 1677.
Weschechen am ertag nach corporis Christi anno domini etc. xxxiiii.
3.
›geschehen, erfolgen, eintreten, sich ereignen‹, jeweils von Vorgängen, die als nicht in der Handlungsmöglichkeit des Menschen liegend gesehen werden.Obd.
Phraseme:
jm. beschieht zu kurz
›j. ist zu spät‹; es beschieht e. S. not
›die Sache macht etw. erforderlich‹; es ist um jn. beschehen
.Syntagmen:
etw
. (z. B. ein abenteuer, das verderben, zeichen / wunder, ein tag
) b., etw. in einem augenblicke b., etw. von etw
. (z. B. von dem unglük
) b.; b., das [...]
.Belegblock:
Es beschach das ein iúngeling wider sinre frúnde wille noch volgende was dem heilgen sant Andres.
Ebd.
43, 8
: Der glich ist nie beschehen vnd sol númer beschehen, das got vnde moͤnsche vereinbert wúrdent, můter vnd maget.
Ebd.
746, 33
: wenne alle ding beschehent von glucke vnd von beschiht. vnd ergot iegelichem menschen als ime beschert ist.
Der tag beschicht, das weiß ich wol.
Ebd.
141
: Der tag ist jeglicher besunder, | Beschechent zeichen vnd wunder.
ertrunkent ouch mit im etwie vil sinr edeln dienere. daz beschach bi Rinouwe.
Sie moͤchten in andern Doͤrffern nit daheimen sein, und moͤcht dir zů kurtz beschehen.
groß verderben an leib, an guet, an vil enden und stetten beschechen ist.
also das er den [ban] furbasz irem amman, als offt des not beschicht, leihen und reichen moge.
Nw höret frömde märe, | was zue ainr zeit peschach.
Gille u. a., M. Beheim
45, 3
; Stammler, a. a. O.
105
; Lauater. Gespaͤnste
20v, 13
; Rohland, Schäden, S.
365
; Vorarlb. Wb.
1, 298
; 4.
›jm. zuteil werden, jm. erwiesen, geschenkt werden‹ (von Bezugsgrößen gesagt, die e. P. als Geschenk zufallen).Vorwiegend obd.
Phraseme:
e. S. stat beschehen
›e. S. stattgegeben werden‹; jm. genug beschehen
›jm. Genüge geschehen‹.Syntagmen:
jm. begabung / freude / gnade / heil / rat / recht, viel eren / gutes b., jm. etw. zu wissen b., der sele ein kus von der gotheit b., jm. eine liebe nacht von einer frauen b
.Belegblock:
Wenne der sêle ein kus beschihet von der gotheit.
wenne durch dich ir [...] ist gnode beschehen.
Da mag dir von mir als vil gütz beschehen.
dem Koch beschicht wol radt biß morgen.
das im hinfür kain liebe nacht | von kainer frauen wolgetän | halt nimmer mer beschëch.
5.
›jm. widerfahren, jn. überkommen, jm. zustoßen, passieren, zugefügt werden‹ (von Bezugsgrößen gesagt, die außerhalb des Einflußbereiches des Einzelnen liegen und diesen überkommen).Obd.
Syntagmen:
e. S.
(z. B. des ungemaches
) b.; jm. etw
. (z. B. gewalt / hindernis / irrung / leid / mangel / ungemach / unrecht
) b., dem gotteshaus, der stat schade b., dem leichnam etw. b., jm. b., zu [...], jm. wirs b., jm. etw. von jm
. (z. B. von dem könig
) / etw
. (z. B. von der welt
) b
.; formelhaft: als oft jm. e. S
. (Gen.) not beschicht
.Belegblock:
das mir nit als den torochten mägten beschech.
Ebd.
1655
: Alles laid und ungemach | Und was mir von der welt ie geschach!
Jch halts mit eüch / vch sy beschehen | Unrecht.
uon wem das bescheͣch, da indrent vngemaches beschige.
Den suppenfressern vnterweilen wehe beschicht / durch absterben jhrer Herren.
wenn die hennen ze vil airnt, sô sterbent si schier. alsô beschiht den läuten, die sich ze vil underwindent leipleicher werk.
Wir suͤllen in auch den egenanten hof mit allem zuͤgehoͤrn versten, [...], als oft in des not beschiht.
das zwerg im von ainr grossen fraise sagt: | wer dar käm, wie dem pẹschech dar pey zw leyden.
so hab ich guet hoffnung, mir beschech nicht übel von dem künig.
betrug, so mir zuegefallen ist und dem heiligen nam gottes beschicht.
Si solt nymer fur das haws geen, daz ıͤr nicht gewalt beschëch.
6.
›jm. ergeht es in bestimmter Weise‹.Syntagmen:
nur in 3. P. Sing. belegt, ohne Subj.Belegblock:
Du solt alle ior eine kercze [...] opheren, so beschith dir wol.
edliu fraw, mir und iu beschäch alz ir sprechend.
wie ainem beschach der sich einer gůttaͤtt v́berhůb.