ere,
die
;
-n/-n
.
-
ere
ist eines der zentralen, die religiösen, rechtlichen, sozial-gesellschaftlichen, speziell die hierarchischen und sittlich-moralischen Vorstellungen und Handlungsimplikationen der Zeit bestimmenden Wörter; es wird deshalb besonders differenziert behandelt und belegt. Die vorgenommenen Bedeutungsansätze heben folgende Verdichtungen des Bedeutungsspektrums besonders hervor: Ansatz 1 auf Gottes
ere
und deren Anerkennung durch den Menschen bezogen; 2 meint die gnädige Wertschätzung des Menschen durch
got
sowie (religiös vermittelt) durch andere Menschen; 3 bezieht sich (positiv oder negativ wertend) auf das gesellschaftliche Ansehen e. P., 4 (als Spezialisierung zu 3) auf die soziale Identität e. P. als Rechtsgut; 5 betont das norm- und standesgerechte Verhalten e. P., innerhalb dessen die
ere
einer Frau (dies in 6) unter sozialen und sittlichen Aspekten; in 7 steht die gesellschaftsstrukturell begründete (nicht persönlich bedingte) Position e. P. im Mittelpunkt der Behandlung; 8 bezieht sich auf die jm. zustehende Respektserweisung einschließlich aller zugehöriger gesellschaftlicher Anerkennungs- und Zuwendungsbräuche, 9 auf die sachverhaltsbezogene Achtung und das entsprechende Achtungsverhalten; in 10 steht
ere
als personenrechtlich relevantes Versprechen im Mittelpunkt; in 11 geht es um das einer herausgehobenen Situation angemessene Verhalten. Alle Bedeutungsansätze können tropisch aufeinander bezogen werden, meist wurden auch ansatzinterne tropische Assoziationen benannt.
1.
›Gottesehre, Gott wesenseigene, nur über ihn aussagbare Herrlichkeit, Erhabenheit, Göttlichkeit, Glorie als nicht verhandelbare Seinsqualität‹ (meist des Vaters, auch des Sohnes); nicht davon trennbar aus der Perspektive des Gläubigen: ›Anerkennung der Herrlichkeit und Göttlichkeit Gottes, seiner Macht, seiner Einzigartigkeit durch den Menschen mit allen daran anschließenden Handlungsaufforderungen‹ (in beiden Nuancen auch bezogen auf die zweite göttliche Person, Jesus Christus); ›Akzeptanz der göttlichen Macht im Glauben‹; daraus resultierend: ›Huldigung, Anbetung, Verherrlichung Gottes, Gottesfurcht‹; speziell: ›ehrendes Andenken, glaubende Erinnerung an die Passion Christi‹; ›Gottesdienst‹ (auch in Form mildtätigen Handelns in der Welt); Verweigerung oder Missbrauch dieser Ehrerbietung wurde als Blasphemie geahndet.
Oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
häufig in den Formeln
ere und lob
;
ere und dienst
;
ere und glori
.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1, (
der
3,  24,  1,  1,  48,  5,
1
 34,  1,
1
 1; vgl.  4,  1,  1,  1.
Gegensätze:
 2, .
Syntagmen:
die e. (gottes / Christi) bekennen / bekränken / beweisen / entfüren / lieben / meinen / meren / predigen / preisen / sehen / singen / suchen / verachten / verkleinen / verkürzen / vermindern, got e. bieten / sagen / tun / geben / nemen, got der sele seine e. offenbaren
;
die e
. (Subj.)
got (allein) angehören, gottes sein, die e. (gottes) abnemen / wachsen, sich aufrichten / meren, jm. lieber sein, dan [...]
;
der e
. (Gen.obj.)
des vaters begeren
;
jm. durch der eren Christi willen vergeben, got in e. blühen / grünen, Christus in die e. gekommen sein
›glorifiziert, vergöttlicht, verklärt worden sein‹,
den pater noster in der e
. ›im gläubigen Angedenken‹
der liebe / marter, des todes Christi sprechen,
etw. in gottes eren tun
,
den herren mit eren anbeten / empfangen, [Christus] mit e. gebenedeiet / erstanden sein, j. pilgersweise um die e. Christi
[wohin]
kommen, got zu eren fasten, jn. abtöten, etw. tun / wirken, etw. zu der ere gottes gebrauchen, Christus etw. zu eren gereichen
;
die ewige / gleiche / götliche / grosse / hohe / väterliche e.
;
der abbruch / könig / krei der e., der könig der eren
;
die e. gottes, des vaters, des heiligen namens, des götlichen wortes
.
Wortbildungen:
˹
erengesang
,
erenlied
1,
erenschal
˺ ›Ehrung durch Gesang‹,
erengrus
,
erenkönig
,
erenschein
›Heiligenschein‹,
erenzier
,
erer
(
der
),
ererzeigung
.

Belegblock:

Luther, WA (
1519
):
das ist gottes ere, das wir in gottes barmhertzickeyt auffs allersterckst vortrawen.
Ebd. (
1520
):
Nach dem glauben mugen wir nichts grossers thun, dan gottis lob, ehre, namen preiszen, predigen, singen.
Ebd. (
1520
):
hymelischer vatter, deyn heyliger namen wirt [...] ßo manichfeltig vorunheyliget, belestert und geschmecht, wirt vielen dingen zu geeyget, da deyn ere nit an ist, [...] gib unß deyn gottlich gnade, das wir uns vor alle dem behuten, das nit zu eer und lob deynes heyligen namens reycht.
am iungsten tag wirt er erscheynen ynn heller offenbarer klarheyt und ehre, das seyne klarheyt unnd ehre wirtt allen creaturn offinbar seyn.
Ebd. (
1538
):
weyl sie Gotteß Ere lestern, strafft sie Gott grewlich.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 104, 31
(
Wittenb.
1545
):
DJE Ehre
[
Froschauer
1531:
herrliche macht
;
Dietenberger
1534:
herligkeytt
;
Eck
1537:
glori
]
des HERRN ist ewig.
Ebd.
Lk. 2, 14
:
Ehre sey
[
Mentel
1466 /
Froschauer
1531:
Gelobt sei
; nd. Bibel 1478:
Glorie
;
Luther
1527/30:
preys
]
Gott in der Höhe / Vnd Friede auff Erden / Vnd den Menschen ein wolgefallen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In dirre kraft ist got alzemâle grüenende und blüejende [...] in aller der êre, daz er in im selber ist.
Gotes ist diu êre.
wan dû ensuochest niht aleine gotes êre, dû suochest dînen eigenen nutz.
daz im gotes êre lieber was an dem volke dan sîn eigen sælicheit.
Jostes, Eckhart
93, 25
(
14. Jh.
):
daz ist di meist ere, di die sele got tuͦt, daz ist, daz si got im selber lazze.
Froning, Alsf. Passionssp.
3804
(
ohess.
,
1501ff.
):
Gebenediget sij mit eren, | der da kommet in dem namen des herren!
Ebd.
7679
:
wye Hiesus unßer lieber her | wer erstanden mit groysßer er!
Köbler, Ref. Franckenfort
67, 14
(
Mainz
1509
):
Wo auch truwen hendere in milden sachen / als in gots ere
[›als Dienst an Gott‹]
in Testamenten gegebe͂ werden.
Strauch, Par. anime int.
39, 17
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz he alle creature geschaffin hait durch daz he der sele geoffinbare sine ere.
Ebd.
134, 10
:
Christus, der volgite sime vadere an der barmherzikeit, und darumme ist he cumen in di ere, und alle di ime alsus volgin, di sullin di ere mit ime besitzin.
Langen, Myst. Leben
179, 23
(
nobd.
,
1463
):
Den dritten pater noster sprich in den eren der vnausprechlichen lieb Iesu Cristi.
Ebd.
183, 14
:
daz er den ersten pater / noster sprech in den eren der angsten / Iesu Cristi fur all angst des krancken menschen, den andern in den eren seiner pitter marter vnd des jemerlichen tods / Cristi.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
ihr kindt straffen, lehrn | Und auffziehen zu Gottes ehrn.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
Die gerechten aber und wârhaftigen anbeter und êrer gottes förchten si nicht.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
verpot in, das si hinfüran [...] kain menschen mêr got zue êren [...] aufopferten.
Hulsius
D ijr
(
Nürnb.
1596
):
rechte Gottes verehrung / religion. [...]. der Gottes ehr liebet / religieux, deuot.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Der Ehrenkoͤnig groß, | Die Natur uͤberwindt.
Ebd. (
Köln
1619
):
Der disen Lob vnd Ehren gesang, | Der Muͦtter Gottes, | Demuͤtig also gestellet hat.
Ebd. (
Nürnb.
1631
):
Mutter ich fall dir heut zu Fuß, | Opffer dir auff den Ehrengruß.
Ebd. (
Köln
1582
):
Es mag [...] | Kein sprach [...] gefunden werden, | Da soͤlches lobgeschrei | [...] | Nicht angehoͤret sei, | Mit hellem ehrenschalle.
[Du] solt mit hohen ehren | Ihn [Herren] niderfallend betten an.
Ebd. (
Köln
1582
):
Der Herr in gantzer ehrenzier | Aus Sion glentzen wirt herfuͤr.
Gots vnsers Herren ehrenschein | Muͤß vber vns mit gnaden sein.
Ihr zung soll vberlaut erklingen | Ein ehrenliedlein ihm [Got] zuͦsingen.
Eichler, Ruusbr. steen
29
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
daz er zvͦ vorderst gottes ere meinen sol in allen sinen werken.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
stot er nit abe und bekent sich nit und git got die ere
[›sich zum christlichen Gott bekennen‹],
so sol man in [...] töten als eynen heyden.
Ruh, Bonaventura
336, 9
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
sol eer erbietten got in eer ertzaigung, in senfftmuͦtigung.
Bauer, Geiler. Pred.
77, 8
(
Augsb.
1508
):
Herr [...] glori und eer deim namen.
Reu, Süddt. Kat.
1, 598, 8
(
Nördlingen
1542
):
Was ist Abgotterey? Antw. Wen man Got sein ehr nimpt vnd legt sie den Creaturen zu.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Fuͤrcht Gott / gib ihm sein ehr / | So leidestu noth nimmernicht.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
26, 66
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
dein götleich schein, | eer und / lob, weishait dein, | mächtikait, güetikait, | [...] | haldet der himmel reich.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1320
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Zwiueltiger raub ist die abgottrey. Der ain ist des der got sein ere enphüret vnd die ainem andern geyt. Der ander ist des der gotleiche ere auf nimpt.
Ebd.
1927
:
Abgottrey ist snöder vnd swächer wenn götleiche ere den vierfuezzigen tyrn vnd vieche erpoten wirdet.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
16
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Aber des vaters vnd des suns vnd des heiligen geists ist ain gothait, geleiche er, mitewikch gewalt.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
150va, 33
(
moobd.
,
n. 1434
):
Vergibst du jn durch der eren vnd | lieb willen vnsers herr Ihesu Christi.
Niewöhner, Teichner
636, 93
(Hs. ˹
moobd.
,
1469
˺):
also solt man auch fengen an | Christi marter und die pegan | mit der [...] | [...] goͤtleicher eer
(›Gottesdienst‹).
Große, Schwabensp. ;
ders. Hl. Schrifft.
Ps. 102, 7
;
138, 5
; Lk.
19, 38
; Gal.
1, 5
; Pet.
1, 5
;
Quint, a. a. O. ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
3, 8
;
Froning, a. a. O.
594
;
1630
;
7070
;
7124
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
60, 8
;
Eggers, Psalter
49, 25
;
Mathesius, Passionale ;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
19b, 9
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
3, 36
;
Gille u. a., M. Beheim
137, 17
;
Anderson u. a., Flugschrr.
24, 9, 5
;
Franck, Klagbr.
232, 17
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
255/6
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
70, 13
;
Eichler, a. a. O.
1242
;
Koller, a. a. O. ;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
50, 12
;
128, 6
;
Kohler, Ickelsamer. Gram. ; ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Rudolf, a. a. O.
151ra, 38
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
1337
;
1500
;
Vgl. ferner s. v.  1,  4,  4,  2, ,  1,  16.
2.
›besondere Wertschätzung, Zuwendung, Anerkennung, Gnade, die Gott einem Menschen (auch durch andere Menschen) zukommen lässt, göttliche Erhöhung des Menschen, Erwählung‹; wohl auch: ›Errettung‹; speziell: ›Heiligkeit, Verehrungswürdigkeit einzelner Personen‹ (besonders von Maria und den Heiligen gesagt); davon nicht trennbar: ›Ehrerbietung, Verehrung, Ehrfurcht, Respekt von Seiten des Menschen gegenüber der Gottesmutter Maria und den Heiligen‹ (in 1 Beleg mit Bezug auch auf die Göttin Juno);
ere des sontags
ütr. auf den Sonntag als Tag des Herrn; in der Wendung
gottes ere
wohl: ›Sterbesakrament‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 1,  4,  1,  1,
1
 3,
1
 1, ; vgl.  2.
Syntagmen:
die e. betrachten / empfangen, [Christus] jm. e. geben, jm. / den heiligen e.
(Subj.)
tun, der mutter gottes e. antun, e. von dem herrn erwerben, Maria sonderliche e. vor den menschen haben
;
die (götliche) e
. (Subj.)
jm. wiederfaren, von jm. fallen, js. e. bei got sein
;
sich js
. [
der heiligen
]
eren freuen
;
in den eren sankt Benedikten / Mariens, der mutter gottes, des heiligen blutes Christi eine kirche bauen, sankt Andreas in grosser e. haben, j. in e. geseligt werden, in gleicher e. vor got sitzen, die heiligen drei könige mit grossen eren um den dom tragen, die jungfrau zu der e. kommen, das [...], dem himlischen her zu eren ein buch zusammenklauben
;
die besserung / erbietung / krone / königin der eren
;
die e. gottes / Marien, der himlischen stat, mutter gottes, der heiligen
;
die ewige / grosse / sonderliche / unnötliche e
.
Wortbildungen:
erenkünne
›von Gott auserwähltes Volk, die Heiligen‹,
erenraub
im Beleg wohl bezogen auf die unsterbliche Seele,
erenschmuk
(bezogen auf Maria),
erenzier
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
das gottis gunst, lob und ehr von yhn falle, dan das sie vordamnet werden.
Ebd. (
1518
):
er [Christus] giebt also schier einem alten ungeschaffen weib kinder und ehre, als in Rachel.
[die hailigen die frummen christen], den wil got das man ere thuͤ.
mit dem guͦt hett man manchen armen jungkfrawen künden außhelffen, das ist nun alles nach bliben mit der unnotlichen ere und dienst der hailigen.
Dann du wirst nit verdampt, wann du gleich der muͦtter gottes nimmer kain ere anthuͦst.
thet jr [Ruth] gott die ere, das er sy in sein geschlecht nam.
Ebd. (
1523
):
wie koͤndt ein groͤsser ere sein, wann das ein weyb da hyn kummen sol, das sy sol ein mutter gottes sein?
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 62, 8
(
Wittenb.
1545
):
Bey Gott ist mein Heil / meine Ehre
[
Froschauer
1531:
all mein waͤsen
;
Eck
1537:
glori
]
/ der Fels meiner stercke.
Chron. Köln (
rib.
,
um 1400
):
do wurden de heilge dri conink um den doim gedragen zo Collen mit grosen eren.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Du hast ihn [Adam] Herr erschaffen, | [...] | Hast ihn gekroͤnt [...] | Mit herrligkeit vnd ehrenzier.
Jhr herrligkeit vnd ehrenschmuck, | Jst suͤnderlich von innen.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
wan er het got getrulichen gedinet vff erden [...]. Darumb gab im got die ewige krone der eren.
Thür. Chron.
13r, 22
(
Mühlh.
1599
):
Anno 48. Haben S. Peters Juͤnger ein Kirche gebawet zu Paris / in S. Marien Ehr.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 34
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
durch die lieb wir von got geseligt werden, hie in genaden und dort in der ewigen ere.
Ebd.
46
:
Wie groß aber sey die ere und die selikeit der himlischen stat.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
alle ander minnerin hein suͤssú wort und bitern lon, ire herzen sint dez todes seginan, [...], ire red gesuͤstú gift, ire kurzwile erenrob.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
19, 32
(
els.
,
1362
):
Do begunde der bischof sant Andres in groͤsser eren haben denne er vor ie hette geton.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
nu sint drie sunderlich ere die si [Maria] hat vor allen mentschen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Si diner almæchtigen kraft, | [...] wúnne | Mit aller eren kúnne | Inhymel und uf erde.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
wurdend 16 gevangen [...] und dem nach morndes durch êren des Sontags [...] vom galgen erret.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
130, 2
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Wie doch daz ist, daz die umbesinten
[sic!]
creaturen niht begriflich sint der ere nah in selber, so ist doch die redelich creature begriflich der ere übermitz sich selber. [...] dar umbe so behöret dekeiner lutern creaturen zuo die anbettunge [...] der erbietung der eren, sunder ouch die übererbietunge.
Ebd.
133, 6
:
daz dü [Maria] vor allen andern ein sünderliche ere einre grözern gnade enphangen habe.
dieselben kirchen hat geweicht sant Narciß [...] in der eer der hailigen zwelf botten.
Ebd. (Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
[sant Simprechtz grab] da stat auch ain stainins pild in seiner er.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
151rb, 30
(
moobd.
,
n. 1434
):
sol der krankch mensch von herczen an rueffen vnd begruͤssen dÿ kuͤnigin der eren.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
136, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ains tags ein hochgetzeite | het sy Juno zue eeren.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das ungelück, das sand Kunigund zuͦstuendt, das ir doch zum letzten gar zuͦ grossen ern kam.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1545
):
Wer aber das [...] ainder den andern schlüeg [...] auf den tod, und kam doch mit dem leben von dan und in ain hauß, damit im die gottes êr widerfüer, [...], so soll und mag in der richter [bestättn].
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
120, 40
(
tir.
,
1464
):
[der pischolf] petrachtet da in ainem grossen geist der süessikchait sein
[des Hl. Hieronymus]
grosse ëre vnd sellikchait.
Ebd.
125, 26
:
Jesum Christum, der dich [heiliger vater Jeronime] erhöcht hat [...] vnd dich geziert hat mit der ewigen chron der ëren.
Dies., Imitatio Haller
67, 24
(
tir.
,
1466
):
das du wirdig werest czue leiden durch Jesum willen, so erwürbest du grosse ere von dem herren.
Rosenthal. Bedencken
19, 4
;
20, 34
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
4b, 1
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Williams u. a., a. a. O.
184, 14
;
705, 19
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
19, 6
;
Roth, a. a. O. ; ; ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
60
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
54, 37
.
3.
›zur sozialen Identität e. P. gehörendes gesellschaftlich aushandelbares und ausgehandeltes Ansehen‹ (allgemein); speziell: ›e. P. zugeschriebene Anerkennung in und vor der Welt als soziales Kapital, als ethische, moralische Qualitätszuschreibung, als positives Image‹; ›jm. von der Gesellschaft aufgrund einer besonderen Leistung (z. B. aufgrund von Heldentum, künstlerischer bzw. schriftstellerischer Tätigkeit) zugesprochene Anerkennung, Ruhm, hohes Prestige‹; ›gute Reputation einer Gemeinschaft, seltener einer Institution‹; tropisch: ›Anerkennungsgrad, -status in der Gesellschaft‹; ›soziales Ansehen, Anerkennung einer Handlung‹; in der Dreierformel
leib
bzw.
leben, gut und ere
Existenz, Besitz und Identität eines Menschen anzeigend. Nicht selten wird
ere
auch negativ als vergängliche Einbildung, als Arroganz, Hybris betrachtet, bei der die eigene soziale Identität und das Streben nach einer gehobenen Stellung in der Welt in Relation zu
ere
als sozialem Wert und zur göttlichen Anerkennung im ewigen Leben gering geachtet bzw. geradezu verachtet wird; dann oft mit näherer Kennzeichnung:
weltliche, zeitliche ere
; offen zu 7.
Phraseme
(oft in Doppel- und Mehrfachformeln):
geld / gewalt / gut / leben / lob / reichtum und ere
;
zeit hat ere; jm. die ere tun
›etw. zugestehen, anerkennen‹; ˹
etw. für ere geben, jm. gut für ere geben, etw. um got oder ere willen fürnemen
˺ ›allein der Anerkennung wegen, ohne materielle Gegenleistung etw. tun‹.
Bedeutungsverwandte:
, (
das
7, ,
1
 7, ,
1
 1, (
der
3,
1
 1,  1, (
der
2,  1, , ; vgl.
1
 8.
Gegensätze:
 1, (
der
5,  1, ,  48, , .
Syntagmen
(in Auswahl):
e. aufen / besitzen / dahinsetzen
›aufs Spiel setzen‹
/ einlegen / eren / erjagen / erwerben / haben / heimbringen / hüten / schützen / suchen / verdienen / verkeren / verlieren / wirken, jm. (die) e. abnemen / abstricken / geben / verleihen / zumessen, etw
. (z. B.
geld
)
e. haben
;
die e
. (Subj.)
ein geschwer / ein kleinod, das beste in der welt, schnöde / unnütze sein, die e. jn. erfreuen / verändern, einen künstler machen, viele leitern haben, jm. beiwonen / geschehen / wiederfaren, von etw. kommen
, [wo]
liegen
;
der ere(n) achten / begeren / nachstreben / vergessen, entsezt / wert / würdig sein, sich der e. bekennen / berauben, sich seiner e. fürchten
›Ehrverlust fürchten‹,
jm. seiner e. helfen / (mis-/ver-)gönnen
;
der hof ane e. sein
,
jm. übel an der e. wenden, etw. auf e. gehen / leihen / setzen, sich auf e. befleissen, etw. durch e. tun, etw. für eine e., in eren halten, j. in eren (ver)bleiben, jn. in e. setzen, j. in den eren sein, mit eren bestehen / bleiben, jn. mit e. krönen / locken, j. nach eren streben, seinen wan nach eren stellen, jn. nach seinen eren heiraten, j. sich um e. verkaufen, zu eren kommen, jm. etw. zu seiner e. achten / tun, starke beine zur e. gehören
;
die e. des menschen, der welt / des reiches / sieges, der Sparten
›Spartaner‹;
die eigene / fremde, eitele / falsche / grosse / höchste / irdische / rechte / schlechte / schwache / weltliche / zergängliche e
.;
der affe / tod, die befleckung der e
.
Wortbildungen:
˹
erbegier
,
erbegierig
,
erdurstig
,
ergierig
˺ ›ehrgeizig‹, ˹
erdurst
,
ergierigkeit
˺ ›Ehrgeiz‹,
erberürig
›ehrenrührig, unanständig‹,
erenarm
,
erengeachtet
›ehrbar, geachtet‹ (dazu bdv.:  2),
erengrab
›Kenotaph‹,
erenhenne
wohl ›Henne, die falschen Ruhm verkündet‹,
erenlied
2 ›Loblied auf e. P.‹,
erenspiel
›als Ruhmesfeier gedachtes Festspiel‹,
erenzug
›Kriegszug, Feldzug, bei dem man einen ehrenvollen Sieg erringt‹,
erhard
im Beleg appellativisch: ›Ehrenmann‹,
erschamig
(2. H. 16. Jh.).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
AMBITIO. Ehrgeitz ehrsucht ehrdurst [...] Encomion. Lob ehr preiß rum hochpreisung.
Ambitiosus. Ehrgeitzig rhuͤmgierig rhuͤmsuchtig ehrduͤrstig.
Mieder, Lehmann. Flor. ff. (
Lübeck
1639
):
Man find viel die der Ehren wenig achten [...]. Wer fragt nach der ehr sie ist ein fahrende Haab [...]? Ehr vberlbbt
[sic!]
offt nicht den dritten Tag. [...] Ehr ist ein Geschwer. [...] Auff Ehr leihet niemand ein Kreutzer. [...] Ehr vnd Hoffart seynd Zwilling.
Ehr macht Kuͤnstler. [...] Geld vnnd Ehr ist Vrsach aller Lehr. [...] Ehr vnd Geld ist das best in der Welt.
der ist Ehren werth der sie verdient / vnd nicht der sie erkaufft.
Als ob es der Ehren grosser nutz vnd vorteyl sey / so einer ein lateinischer Pfaltzgraff ist.
Luther, WA (
1518
):
das niemands imselber soll Ere zuͦmessen.
Ebd. (
1519
):
das uns got hie gesuntheit und langes leben, gutter und ere vorleyhe, [...]. In welchen meer unser wille und ere, dan gottis ere
[dies zu 1]
und wille gesucht wirdt.
Den eußerlichen menschen kan man mit gesetzen [...] tzwingen, widderumb, mit gunst, gelt, ehre und lohn, locken, das er guttis thue [...]. Denn wo nit hymell odder helle were, oder nit schand noch ehre, ßo thette niemant guts. Wenn es ßo groß ehre und preyß were die ehe brechen, als ist die ehe halten, soltistu wol sehen, wie gar mit viel grosser freuden der ehebruch wurd geschehen.
Ebd. (
1544
):
Da ligt dein Ehr, da der Teuffel hingeschissen hat.
Zeit hat ehre.
Geld hat ehre, sprach der frosch und sas auff einem Heller.
Ders., WA Tr. (
1538
):
Das geistliche Recht, [...], ist ein schändlich Buch, das nach Gelde stinkt. Nimm daraus Ehrgierigkeit und Geiz, so wird nichts darinnen bleiben.
Ders., WA Bibel Marg. (
1522
/
46
):
Falsche Lerer suchen nicht wie sie frum werden, sondern das sie nur viel rhum bey andern haben, [...], denn sie sind ehrgirig vnd nicht rechtschaffen.
Ebd., WA Bibel Marg.:
Hoffertig leben, ist ehrgirigkeit, gewalt, lob, vnd oben ausfaren.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
ab der sone me gut vor ere gewan.
Anderson u. a., Flugschrr.
3, 5, 15
(
Wittenb.
1525
):
Hie mus Christus weychen / [...] / vnd yhm [Ciclop] die ehre thun / das er kluͤger sey.
Ebd.
15, 10, 17
([
Worms
1521
]):
das mann [...] ain hoffnunng in yme gehapt / er werd noch groß ere einnlegen.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
24, 5
(
Frankf./O.
1557
):
An ehr / denn dadurch kompt mann zu eim boͤsen namen / und bey allen ehrliebenden menschen in verachtung.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
120, 2399
(
Magdeb.
1608
):
Mir gescheh kein Ehr / | Wo ich nicht auch sein Meister wer.
Ebd.
585, 2516
:
Die kunst hat manchen frommen Herren / | Gebracht vmb Leut / Land / Stand / vnd Ehren.
Schein, NA
6, 10b, 2
(
Wittenb.
1609
):
Ernvehste / Hochgelarte / Ehrngeachte / Hoch vnd Wolweise Herrn [...].
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 25, 3
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
din erenhenne kret, so krotzelt din han.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1336
):
in diser zit stunt Limpurg di stat unde di burger in gar großen eren unde selicheit von luden unde von richtome.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
mit nuwem hasse [...] stoent yrre eyn deme anderen na syme lijue, eren vnd gude.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Gyfft dyr yemant goit off ere, | Dat nym und bedanck dich sere.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
919
(
mrhein.
,
um 1335
):
Der iuden kunig gegruzet si. | Dem wanet swache ere bi.
Dedekind/Scheidt. Grob.
144, 10
(
Worms
1551
):
[Den gesten soltest schencken ein] Nach jedes wirdigkeit vnd ehr.
Knape, Messerschmidt. Bris.
13, 20
(
Frankf./M.
1559
):
[Brissonetus] verhoffte zu Gott [...] vnnd seiner fauste / er wolt ehr einlegen.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Erheben. [...] Adelen / Edel machen / zu grossen Ehren bringen.
Ralegh. America ijr, (
Frankf.
1599
):
ob wol diese frembde Reysen [...] denen / [...] zu Ehren / zur außbreittung jhres Namens [gereichen].
Perez, Dietzin
1, 45, 23
(
Frankf.
1626
):
da ich einem oder dem andern ein haͤrlein seiner Ehren entziehe.
Jahr, H. v. Mügeln
1419
(
omd.
, Hs.
1463
):
die tugent ere wirken kan.
Ebd.
2281
:
untugent ist der eren tot.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
52, 3
(
omd.
,
1487
):
Jch will dir geben ere vnd reichthúmb, als das dÿr nÿmant gleich gewest vnder allen konigen.
Thür. Chron.
5v, 18
(
Mühlh.
1599
):
kamen die Roͤmer in solche hohe Wuͤrde vnd Ehr / das [...].
Ebd.
6r, 2
:
Diese drey Tugende haben Rom in Ehren erhalten.
Ebd.
8r, 28
:
wir wollen [...] vns Maͤnlich wehren vnnd mit Ehren bleiben.
Ebd.
9r, 12
:
sollen Fuͤrsten vnd Herrn obgesetzte Tugenden an sich haben / Wo das nicht ist / ist der Hoff ohne Ehr.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1325
):
Welch man gut umme ere nimit, deme darf nimant antwerten.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
249, 2326
(
Zwickau
um 1540
):
Drumb das ich schuͤtzen wolt des Reiches ehr.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Cenotaphium Ehrengrab.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
210, 14
(
Nürnb.
1548
):
diß ist die rechte quelle da rechte ehre von kommet.
Serranus (
Nürnb.
1552
):
Ehrbegirig. [...] Ambitiosus, Gloriosus.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
):
Als ich mit Triumph vnd mit ehrn | Frölich in die Statt Rom thet kehrn.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
daß er nicht singe nur ein eytele ehre durch sein annemliche stimm zu erjagen.
Schorer, Sprach-Verd.
42, 14
(
1643
):
die jetzige [...] Welt haͤlt es jhr noch vor eine Ehre / solche Woͤrter zu gebrauchen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Die welt vichtet dich an mit geistlicher hochfart, das du wilt [...] gehoͤhet sin und wol gevallen an [...] guͦte und an eren.
Spanier, Murner. Narrenb.
71, 3
(
Straßb.
1512
):
Nero wer sunst ouch erhardt, | Do er ein roͤmscher keiser wardt.
Roloff, Brant. Tsp.
247
(
Straßb.
1554
):
Auffsatz und betriegen hatt yetz ehr.
Wickram
4, 19, 2
(
Straßb.
1556
):
[Guͦten freunden] will sich in keinen weg gezimmen [...] freuntlicher bitt ab zuͤ schlagen [...] yedoch das die selbig nit ehrberuͤrig sey.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Dass die Leut [...] | Mehr sehen auff den Ehren Namen / | Als auff den Gburtstag [...] | [...] Weils jhm geschieht zu sondern Ehren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 91, 7
(
Hagenau
1534
):
Es ist besser arm mit ehren / denn reich mit schanden.
Ebd.
2, 211, 24
([
Augsb.
]
1548
):
Wer seine seele umb ehre will geben | [...] | Was ehren hat doch diß jamerthal.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1487
):
als uͥbel und unfrid uͥnns got wenden well an sel, erre, an lib und an guͦt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eerenlied / Das eeren vnd lobs waͤrt ist.
Morrall, Mandev. Reiseb.
175, 19
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
all irdesch ere gebend sie nit ain här.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
[so ain vorgeer irer erbern zunft] willig und gehorsamlichen wider des bischofs kriegsvolck ausgetzogen ist, und in anderen raisen und ehrenzügen mer.
Brandstetter, Wigoleis
192, 8
(
Augsb.
1493
):
jch kan mir selbs den sige zuo keinen eren noch manlicher getat achten [...]. wann dise grosse ere mir durch mein kraft oder manheyt nit geuallen ist.
Henisch f. (
Augsb.
1616
):
Die ehr ist dir billich geschehen [...]. Falsche ehr belustiget jhn.
Ehrenarm / der nie kein ehr eingelegt hat [...]. Ehrbegir / sihe ehrgeitz. Die ehrbegir wirt am letzten bey den weisen außgezogen.
Vmb ehr willen studiert man meist. [...]. Was hilfft mir ehr / wenn ich kein gelt hab? [...]. Wer ehr vnd ruhm veracht / dem wirt rechte ehr nachlauffen [...]. Wer keiner ehr nachstrebt / Derselb einer Saw gleich lebt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[etlich torott edellewdt] die vergassen der eren, damit ire vorvordern ir guet hetten gewunen.
[Wyenn] ist [...] manigen furstlichen kryeg mit eren und vestikayt bestannden.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
16, 31
(
moobd.
,
1305
):
daz si [witewe] der stat nutzleich heyrat [...] noch iren eren.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
daz niemant zuͦ dem andern swer oder lob, davon iemant schad oder layd geschehen muͤg an leib, an eren oder an guͦt.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das thet keiser Karl allen Tewͦtschen zuͦ ern und genaden.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[hat er] [kaiser Domitianus] ein falsch êren- oder vasnachtspil, wie er die Teutschen überwunden hab, gehalten.
Moscouia
B 3v, 18
(
Wien
1557
):
das ich ritterlichen wider sy streitten / aintweder sterben / oder grosse ehr damit haimbbringen wil.
Bauer, Imitatio Haller
94, 12
(
tir.
,
1466
):
das die czeitleichen gueter vnd alle weltleiche ëre vnd wirdikchait schnöd vnd vnucz sint.
Mieder, a. a. O. ff.;
ders. Hl. Schrifft.
Ps. 8, 6
;
Peil, a. a. O.
567, 1939
;
557, 1594
;
Quint, Eckharts Pred. ; ;
ders., Eckharts Trakt. ; ;
Beckers, Bauernpr.
52, 2
;
62, 13
;
Karnein, Salm. u. Morolf
48, 4
;
Palmer, Tondolus ;
Stoltzius, Chym. Lustg. ;
Neumann, Rothe. Keuschh.
736
;
Mathesius, Passionale ;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
9, 27
;
Gille u. a., M. Beheim
22, 106
;
57a, 28
;
76, 209
;
425, 47
;
Koller, Ref. Siegmunds ; ; ;
Lauchert, Merswin ;
Lemmer, Brant. Narrensch.
59, 2
;
Eichler, Ruusbr. steen
347
;
Roloff, Brant. Tsp.
1451
;
2206
;
2367
;
Schmidt, Rud. v. Biberach
104, 16
;
Warnock, Pred. Paulis
5, 140
;
Bächtold, N. Manuel. Barb.
1841
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1906
;
Sappler, H. Kaufringer
8, 399
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
9, 24
;
29
;
Heydn. maister
10r, 21
;
Bauer, Geiler. Pred.
104, 20
;
467, 21
;
Primisser, Suchenwirt ;
Klein, Oswald
44, 31
;
112, 73
;
115, 52
;
Hulsius
D ijr
;
Henisch ;  f.;
4.
›soziale Identität e. P. bzw. einer Personengruppe als Ort besonderer Verletzbarkeit (durch Beleidigung, Spott oder üble Nachrede), als einklagbares Rechtsgut, als Status der rechtlichen oder moralischen Unbescholtenheit (damit Voraussetzung für die Übernahme eines Amtes, für die Aufnahme in eine Zunft o. Ä.), guter Ruf, Leumund‹; als Spezialisierung zu 3 jeweils verstanden als rechtsrelevanter Wert, wie er vor allem Personen, aber z. B. auch Rechtsorganisationen (wie den Städten) nach bestimmten gesellschaftlichen Normen zugeschrieben wird, nach diesen verhandelt werden kann und von allen Beteiligten als ungeschriebenes Recht anzuerkennen ist; in 1 Beleg bezogen auf die Ehelichkeit und damit den gesellschaftlichen Status eines Kindes.
Besondere Belegdichte für das Alem.; vielfach Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
ere und geburt
;
bei treu und ere
›bei Verlust der rechtlichen und moralischen Unbescholtenheit‹;
unverwarteter eren
›ohne Rücksicht auf Ehrverlust, hinterlistig, unehrenhaft täuschend‹;
jm. an seine ere reden
›jn. kränken, verbal verletzen‹;
jn. an leib, ere und gut strafen
.
Bedeutungsverwandte:
(
das
7,  3, ,  4,  5,  4,  9, ,
1
 3,  1, (guter) (
der
34, (
der
2, (
die
2, ; vgl.
1
 2.
Gegensätze:
,  34,  78, , .
Syntagmen:
(die) e. abschneiden / beschneiden / haben / lassen / verlieren / verwirken,
˹
schuld, worte / sachen
˺ (jeweils Subj.)
js. e. anbelangen / angehen / berüren, j. jm. die / seine e. nemen / schwächen / verletzen / wiedergeben
;
der eren sicher / unverlezt sein, jn. seiner eren achten / entsetzen
;
der e.
(Dat.obj.)
etw
. (Subj.)
geziemen
;
jm. an seine e. gehen / greifen / reden, jn. an seinen eren letzen / schelten / schmähen, jn. an seiner e. angreifen / beschelten / reden / rüren, schädlich sein, sich an e. verrücken, durch e. willen etw. tun, jm. nach seiner e. stehen, über js. e. richten, j. um seine e. kommen, die entschlagnis um e.
›Rehabilitierung eines Ehrverletzten‹
beschehen, j. von seiner e. überwerden, gestossen werden, jm. etw. von seiner e. nemen, etw. wiederum zu eren bringen
;
die e. des gesellen, der stat
;
der abschnit, die entsetzung / errettung / strafe / verletzung / verlust der e
.
Wortbildungen:
erbewarung
›Wiederherstellung des guten Rufes‹,
erenerklärung
›gegenseitige Respektserweisung von Konfliktpartnern zur Wiederherstellung der Ehre des jeweils anderen‹ (a. 1481),
erenfal
›ehrenrühriges Verbrechen‹ (a. 1544),
erengericht
(a. 1615),
erenglimpf
,
erenhandel
(a. 1598),
erenkind
laut
Schwäb. Wb.
(s. u.): ›Mündel‹ (a. 1593),
erenrettung
(a. 1540),
erensache
(a. 1570),
erenschänder
(dazu bdv.: ),
erenschmähe
(a. 1561),
erenschmäher
(a. 1563),
erenschneider
,
erenschuldigung
(a. 1579),
erfrage
›in Konfliktfällen zur Beilegung gestellte Frage nach der Ehrenhaftigkeit einer Person‹ (a. 1576),
erletzig
›rufschädigend‹ (a. 1616),
erverletzer
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Wie leichtlich kan man einem seine Ehr vnd guten Namen abschneiden.
Luther, WA (
1520
):
das wir mussen dennoch einen guten namen und ehre haben, unnd sol sich yderman szo haltenn, das man nichts ubels vonn yhm sagen muge.
Ebd. (
1544
):
Ehre oder gut geruͤcht, der Glaube und das Auge, die drey ding können keinen schertz leiden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Er mache mich zum spost
[sic!]
vnd schimpff, | Moͤg auch meiñ ruͦm vnd ehrenglimpff | Schmehlicher weis iñ staub verdruͤcken.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1538
):
diese [...] puncten sein [...] uf die zent gehorig [...] mordgeschrei, diepstal, [...] bindbar wunden, ehr und glimpf, unrecht maß.
Köbler, Ref. Wormbs
41, 23
(
Worms
1499
):
in sache͂ die den lyp. ere. oder glympf beruren. seind sie [eltern] nit schüldig kuntschafft zu geben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
108, 21
(
omd.
,
1548
):
das einer one grundt seiner ehren entseczt und in ein boß gericht keme.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
11, 33
(
thür.
,
1474
):
darumbe der ander burger yn [...] an synen eren unde lumunde meynte zcu beschelden.
Ebd.
19, 34
:
daselbist yn Barttel Rysener geschuldiget hatt, daz er yn angegriffen hat an ere unde geburt.
Ebd.
160, 5
:
daz der genante Wassenrodt erwysen mochte, [...], daz er eyn solliches durch schutcz ere unde fredes willen synes huses [getan hette].
Ebd.
182, 15
:
wo addir an welchem ende er sich an eren addir an rechte vorrugkt hette.
Ebd.
202, 31
:
Wonner beschuldiget Henntczen Vogel, wye daz er yme nach ere unde lumunde gestanden.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
50, 31
(
nobd.
,
1336
):
[Albreht] ist deu stat ewiclich verpoten, darumb daz er hat geredde wider der stat gesetzte und auf der stat ere.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Die Ehrenschender wöllen wir | Ingleichen straffen nach gebür.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 113, 18
(
Straßb.
1520
):
was ein ieder on alle bewerung wider den andern / vß kotzet / [...] / so wer niemans mer seiner eren sicher.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
Wenn einer einem annderen durch die weybel [...] für gricht taget, von wegen dz im durch denselbenn sin glimpf vnd eer verletzt wordenn [...].
Ebd. :
soll der anntwurtter, schelter oder eeruerletzer mit der vrtheyl gwysenn werdenn, dz [...].
inmassen dz ein gricht oder rath [...] erkennen moͤgnet, dz dise wortt deß anndern eer, lyb vnnd gut betreffennt.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1471
):
wer trostung bricht mit worten, der sol zwivaltig [...] geben, [...] und sol darumb nit umb sin er komen sin zem ersten mal.
were, daß jeman [...] dem andren zuͦ retti, dz sin er beruͤren moͤcht, [...], der sol im sin ere by dem eid widergeben und mit zwivalter buͦsß ablegen ein mal, und an sinen eren nit dester erger sin.
Ders., Wirtsch. Bern (
halem.
,
1493
):
Wellicher dem andern zuͦredt soͤlliche scheltwort, die einem sin seel, ere und guͦten lümbden beruͦren, [...], der selb gibt zuͦ buͦß 5 ℔ und soll dar zuͦ dem, so er zuͦgeredt hat, sin er wider geben.
Ebd. (
1467
):
Weler der meister [...] den andern heimlich oder offenlich an sin er oder an sin gelimpf ret, [...].
Ders., Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1533
):
Wo semlich entschlachnussen umb red und eer am eegricht beschächent, söllend die mit der leystung nach der statt satzung abtragen.
Ders., Recht Laupen (
halem.
,
1562
):
das min gn. herren den selbigen an lyb, eer und guͦt, [...], straffen wurdend.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1614
):
[das du] die nüwlich bestelten mit einer ehrbewahrung und vertröstung erkürtzten rechtens wider die jennigen, so sy [...] schmechlich antasten wurdend.
Ders., Stadtr. Bern (
halem.
,
1637
):
das er denselben zuͦ errettung syner eheren mit der fust angriffen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
er haͤtte gmeinen lantfriden des richs [...], unverwarter êren gebrochen.
Merz, Urk. Lenzb.
101, 22
(
halem.
,
1560
):
das er nuͤt von inen koͤnne [...] sagen dan liebs vnd guͦts vnd den eeren gezimpt.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
weñ die begabt person / den begaber letzte oder schmechte / an sine͂ eren / lyb oder guͦt / mit worten oder wercken.
Glitsch u. a., Hofger. Rottw.
71, 26
(
schwäb.
,
um 1435
):
waͤr er aber in aucht geton umb misstat, die die ere und den lib angieng.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1614
):
welcher den anderen schmecht, schildt, bezichtiget oder haist ainen dieb, schelm, mörder, bößwicht, verräther, brenner oder dergelichen schmachwort, als die leimbden, ehr und gefiehr berieren und schwechen [...], der ist bueßfällig.
Müller, Stadtr. Ravensb.
101, 2
(
oschwäb.
,
1337
):
swer der ist, [...] der des andern kint ainer ê ansprichet [...] und dem kinde alsus an sin ere und an sin guͦt grifet, der man oder duͥ froͤwe muͥge daz kint der ê uͥberkomen [...], so sol [...].
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
236
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Erenschneyder Ein abschneyder der eren wirt ainem raben geleicht.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Ain jsleich mensch, dem man spricht an sein er vor gericht, vnd stet ez vngepûnden vnd an purgel, daz beredet sich mit selbs ayd.
die hanthaft, die im [dewp] auf dem hals leit, benympt im die er.
Ez mag nŷmant den lewten gerichten vber ir er oder vber ir leben, denn der richter.
Brinkmann, a. a. O. ;
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
2, 309, 31
;
Grosch u. a., a. a. O.
19, 30
 f.;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
43
;
Welti, a. a. O. ; ; ; ; ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ; ; ;
ders., Wirtsch. Bern ;
572, 4
;
ders., Statut. Saanen ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ; ; ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ; ;
Glitsch u. a., a. a. O.
43, 2
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5403
;
Rapp, UB Stuttg. ;
Wintterlin, a. a. O. ; ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 123, 36
;
162, 33
;
328, 6
;
712, 4
;
721, 31
;
767, 6
;
813, 43
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ; ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
22, 2
;
5.
›Anstand, Tugendhaftigkeit, einer Norm entsprechendes ehrenhaftes Verhalten, standesgemäße Haltung; Gesinnungsadel, Ritterlichkeit‹.
Oft literarische Texte.
Phraseme:
bei eren
,
in eren
›mit Anstand, Sittsamkeit, ohne Ehrverlust‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  2, ,  8,  12, .
Gegensätze:
 1, .
Wortbildungen:
er|brecher
›gegen die Standessitte Verstoßender‹,
erbruch
(a. 1549) ›Ehebruch‹,
erbruchslaster
(a. 1534),
erengeitig
›in einem positiven Sinne anständig, nach Ehre strebend‹,
erenkämpfe
›nach Standessitte Kämpfender‹,
erentüchtig
1,
erenzüchtig
,
ergebot
›Verpflichtung zu Anstand und Treue‹,
ervergessen
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 232, 37
(
preuß.
,
1440
):
[gelobe wir] des Rogehuwsischen gebietis stete unde veste zcu halden [...] bey gutten truwen unde eren, ane alle argelist.
Luther, WA (
1521
):
Alßo verpeutt Paulus den weybern tzu predigen ynn der gemeyn, da menner sind, wilche tzu reden geschickt sind, das ehre unnd tzucht gehallten werde.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
280, 607
(
Magdeb.
1608
):
Du Ehrvergessen / hast jhn gfressen / | Schaw der Kopff hat auff jhn gesessen.
Karnein, Salm. u. Morolf
42, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
ich han uff minem hoff ertzogen | mit harte großen eren | beide graffen und hertzogen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 33
(
Frankf./M.
1559
):
damit sie jhr Kind in allen ehren vnnd tugenden / zu seinem Goͤttlichen lob vnd preiß / vnderrichten.
Ebd.
3, 34
:
damit wir alle Adeliche ehre / zucht vnd tugent / an jhm erleben sollen.
Henschel u. a., Heidin
522
(
nobd.
,
um 1300
):
Ich wil in an dirre stund bestan | Vnd sold ich liden den tot | Siner vrowen ergebot.
Bell, G. Hager
376, 3, 16
(
nobd.
,
1588
):
pitt euch, ir meister all, in erren, | das wir in frids Einig keit auch | Er halten disen althen prauch.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1483
):
wo auch ein erprecher was, | Der selb im turnier kaum genas.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Daß sich ieder in seinem stand | [...] | An allem ort, schamhafft und züchtig, | Ehrbar, tugendtsam, ehrentüchtig [erzeygt].
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
9
):
Die groß Lieb hats gethan, | Die mich in zucht vnd ehre | Neulich hat gstossen an | Wol zu des Otten Weibe.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
1270
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
[bruͦder] seind all zeit bruͦderlich gfaren | Jn zucht vnd eeren / freüntlicheit.
Wickram
4, 9, 7
(
Straßb.
1556
):
ES habend sich unsere voraͤlteren [...] beflissen / das sie sich inn den Nachbaurschafften fein früntlich zuͤsamen gehalten [...] in zucht und ehren beieinander gesessen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Wenne des wibes wirdekaitt | Von ir mine wirtt beraitt. | Susslichen willen nie gewan | Der erren kempffe, ir dienstman
(auch zu 6 stellbar).
Lemmer, Brant. Narrensch.
76, 56
(
Basel
1494
):
Vß tugent ist all adel gemacht | Wer noch guͦt sytt / ere / tugent kan | Den haltt ich fuͤr eyn edel man.
Ebd.
110a, 204
:
Wo man es aber hat so verguͦt | Das mans als vß dem drinckgschyrr duͦt | Vnd man eyn frisches dar jn nymbt | Als sich by eren des wol zymbt.
Sappler, H. Kaufringer
16, 239
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
[vater und muoter] sölten das kind [...] | ziehen auf eer und frümkait.
Chron. Augsb. 4, 309, Var. z. Z.
17
(
schwäb.
,
1530
):
der edelman wolt den Welser von eeren wegen nit entplessen und ließ im die schauppen an.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
laster und unrecht ist worden ere.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Zu hant der erntzuͤchtig | Gen Wozzen [rait].
Bis erengeitig, rechter milt, | Gen ritter und gen chnechten.
Weber, Füetrer. Poyt.
69, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
das er in lerte maß vnnd zucht | vnnd wie er sollt mit hohen eren allten.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
156
;
Koller, a. a. O. ;
Sappler, a. a. O.
4, 96
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Vgl. ferner s. v. .
6.
›den moralischen Erwartungen der Zeit entsprechende Ehre der Frau; positives gesellschaftliches Bild, soziale Identität und Achtung, guter Ruf, Leumund einer Frau‹; speziell dazu die besonders auf dem Prüfstand stehenden Ehrfaktoren hervorhebend: ›Jungfräulichkeit, Keuschheit‹ (als den sozialen Status einer unverheirateten Frau ausmachende Attribute); ›Ehe, eheliche Treue‹ (bezogen auf Ehefrauen); allgemein: ›Sittsamkeit, Anständigkeit, Tugendhaftigkeit von Frauen‹; die Ehe gilt als herausgehobener Ehrenstatus einer Frau, so dass Ehe und Ehre semantisch ineinandergreifen, wie sich auch in den Phrasemen zeigt.
Phraseme:
jn. zu den eren geben
›eine Frau in den Stand der Ehe geben, verheiraten‹;
j. zu den eren sein
›verheiratet sein‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  4, ,  3, (
die
1,  1,  2, ,  4, .
Syntagmen:
die e. achten / halten / hüten, js. e. lieben / schwächen / zerbrechen, den frauen e. bieten, jm. die e. nemen, j. js. e. versorgen
;
die e.
(Subj.)
jm. beiwonen / forthelfen, ein schaz der jungfrauen sein
;
jn. der e
. (Gen.obj.)
berauben
;
etw
. (Subj.)
js. eren nicht geziemen
;
j. an eren from / unverrükt (sein), j. einer frau an / auf ire e. reden, j. an eren sein, in die e. gehören, die frau in eren gottesfürchtig sein, jn. in eren liebhaben, einer frau etw. mit eren verbürgen, eine frau um ihre e. bringen, die dirne
(Subj.)
jn. um ire e. anklagen, die tochter zu den e. begeren, jm. die tochter zu der e. geben, jn. zu eren bringen, die jungfrauen zu der e. kommen, zu der e. viel gehören
;
die e. der weiber
;
die ungekränkte e
.;
die liebhaberin / wächterin der eren
.
Wortbildungen:
erbieder
›ehrenhaft, sittsam, treu‹,
erebette
›Ehebett‹,
erenfeind
,
erenfrau
,
erenfrom
,
erengemäs
,
erenhasser
wohl hierher als Bezeichnung für einen Mann, der die weibliche Ehre missachtet,
erenkeusch
,
erenmagd
(im Beleg ironisch),
erenspiegel
,
erenstein
,
erensteler
,
erenteuer
,
erentüchtig
2,
erentugendsam
,
erenvol
,
erenwadel
wohl spöttisch für eine tugendstrenge Frau,
erenwirtin
›tugendsame Hausfrau‹ (a. 1443).

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
wie jene gute Dirne sagt: Es gehoͤret viel zu der ehre.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
122, 11
(
rhfrk.
,
um 1435
):
so wolde er [twerg] doch die frouwe vmb yre ere brengen.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
96
(o. O.
1558
):
Für das chor- oder geistlich gericht kamen ein jüngling mit ainer guͦten diernen, die ine umb die ehr anklaget [...].
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
ist auch gebürlich, daß ich Ewer Liebe ehr vnd reputation mehr, denn mein freud vnd wollust liebe.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
Laß mich unbekümmert und nim mir nicht [...] meine ehre!
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
15, 4
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
doch weiß ich, das ich der erenvol und durchschönen von euer swinden ungenade wegen kümerlich enberen muß.
Ebd.
29, 12
:
ein züchtiges, schönes, keusches und an eren unverrucktes weib ist vor aller irdischer augenweide.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
166, 28
(
thür.
,
1474
):
daz er [...] syner tochter habe nachgegangen unde habe dy obirredet unde obirgangen, dy geswechet unde geuneret unde yr ere beroubit.
Fastnachtsp. (
nobd.
v. 1486
):
Du plintenfurer, erensteler, posheitstengel
(allgemeiner auch zu 4 stellbar).
Franck, Klagbr.
228, 21
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
so muͦß man ein vnrechten vatter suchen / der gelt neme [...] die schwangeren zur ee nem / zu eren pringe / vnd zur kirchen fuͤre.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Der ehren-spiegel der zwölf durchleuchtigen frawen deß alten testaments.
Ebd. (
1530
):
Das sein fraw war noch ehren-frumb.
Ebd. (
1540
):
Die junckfrawen sind still und züchtig, | Einzogen, schamhafft, ehrn-tüchtig.
Ebd. (
1544
):
Diese junckfraw zu warnen | Vor den listigen garnen | Des ihren ehren-feind.
Ebd. (
1552
):
Kompt niemandt, so muß die ehrentewr | Umb unschuldt sterben in dem fewer.
Ebd. (
1558
):
Wardt er gleich als ein ehrenhasser | Beschütet mit unreinem wasser.
Ebd. (
1545
):
Ich hab ein fromb, ehr-pyder weib.
Ebd. (
1527
):
Das itzt ihr ehren-keuscher leyb | Sein trewes leben hat geend.
Ebd. (
1553
):
Auff daß sie [tochter] blieb ehren-gemeß.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Jhr Jungfraͤwlein wie Blumen zart, | [...] | Deß Himmels gschmuck vnd Ehrenstein.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
So woͤllen wir dir, [...] | Mein dochter zuͦ der eren geben.
Roloff, Brant. Tsp.
895
(
Straßb.
1554
):
Went ir sein fromm fraw bringen zuͦ schanden | Die gotsfoͤrchtig ist in zucht und ehren.
Ebd.
1936
:
Das der buͦb also redt an mein ehr | So ich doch bin ein biders weib.
Wickram
4, 37, 23
(
Straßb.
1556
):
wann ein waidlicher gsel kem / und iren [unser tochter] zuͦ den ehren begert / wolten wir sie ihm geben.
Goldammer, Paracelsus
4, 246, 22
(
1530
):
gehort sie nit in unkeuscheit, nit in huererei, sunder in ehrn und in die ehe.
Merz, Urk. Bremgarten
414, 3
(
halem.
,
1460
):
Caspar [...], der Vͤlin [...], sin ewirtin ab siner siten vnd vß sinem erebett [...] empfroͤmden [verdinget].
Lemmer, Brant. Narrensch.
33, 51
(
Basel
1494
):
Welch hatt vil ander mann versuͦcht | Die würt so schamper vnd verruͦcht | Das sie keyn scham noch ere me acht.
Lauater. Gespaͤnste
21v, 29
(
Zürich
1578
):
die kupplerin erfuͦr / daß die guͦt eerenfrouw mit keinem guͦt noch gaͤlt zuͦ gwünnen [...].
Sappler, H. Kaufringer
14, 174
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
lauß ich den herren nun herein, | so mag ich nit darwider sein, | ob er im ettwas fürnimpt, | das meinen eren nit gezimpt.
Müller, Stadtr. Ravensb.
112, 15
(
oschwäb.
,
1353
):
daz man ze der wasnaht in kain hofstuben noch in kain gesellschaft [...] gen sol, es sige denn daz man die froͧwa samne ze tanzende und den ere biete als von alter da her dick ist beschehen
(möglicherweise:
zu den eren bieten
›einen Heiratsantrag machen‹).
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Er hat in seinem frawenzimmer ain hipschen eisenhuet oder erenwadel.
Derselbig het ain ehrenmagt, hiess Annale, die war im zu Marggrafen-Baden [...] zugestanden.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 195, 19
([
Augsb.
]
1548
):
Zucht und ehr / ist der groͤste schatz der Junckfrawen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Zucht / ehr / vnd verstand / hilfft den armen fort. Zucht / ehr demut vnd hoͤffligkeit / | Ziert vil mehr / denn ein guldin kleid.
Munz, Füetrer. Persibein
56, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
durch ewr künn wollt ir mein eer versorgen | vnnd mein mägtliche wirde.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
damit wären sie [zwein junckfrawͦen] wol verheirat worden und zuͦ eren kumen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
um 1605
):
Wer frummen frauen redet auf ihr ehr und mag das nicht beweisen, so [...].
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
264, 14
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
eine frume fraw mag mit eren nicht mer berburischen dann 30 den.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
78, 9
(
mslow. inseldt.
,
1605
):
ordnet die Ehrntugentśame frau Margaretha, des Erśamen weiśen herrn Michael Rörichs eheliche Haußfrau [ihre Zeitlichen haab].
Karnein, Salm. u. Morolf
97, 5
;
Jungbluth, a. a. O.
7, 8
;
11
;
11, 10
 f.;
14, 7
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Matthaei, Minner. I, ;
Kurz, a. a. O. ;
Roloff, a. a. O.
1237
;
Wickram
4, 12, 9
;
Lauater. a. a. O.
23r, 21
;
Sappler, a. a. O.
6, 36
;
8, 31
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Bretholz, a. a. O.
251, 7
;
Hulsius
D ijr
;
Vgl. ferner s. v.  8.
7.
›im Ordnungsgefüge einer Gesellschaft eingenommene, herausragende soziale Stellung, (hervorgehobener) gesellschaftlicher Status‹; im Unterschied zu 3 liegt
ere
hier in der gesellschaftlichen Stellung und Funktion, nicht in der Person begründet; in verschiedene Richtungen spezialisiert: ›Vorrang, Vorzug, Vortritt e. P. vor anderen aufgrund der herrschenden Ordnungs- oder Standeshierarchie‹; darunter: ›Handwerker-, Berufsehre‹; ›(ehrenvolles) Amt, zu diesem gehöriges soziales Prestige‹; als Metonymie: ›davon abgeleitete Rechtssituation, mit Stellung bzw. Amt verbundener Rechtsanspruch, Recht, Macht; einzelne Machtbefugnis, Privileg, Vorteil‹; davon nicht trennbar: ›mit der Übernahme eines Amtes bzw. eines Rechtes eingegangene Verpflichtung, Aufgabe, auch bezogen auf einen damit vorausgesetzten Ehrenkodex‹; ›die zu einem Amt oder zu einer sozialen Stellung gehörende Pracht; Majestät‹; ›Titel und Anrede als Ehrenbezeugung gegenüber einem Amt‹.
Phraseme
(Doppelformen):
ere und nuz; ere und recht; ere und stat; ere und treue; ere und würde
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (
das
13,  8, , , (
das
1,
1
 1,  3,
1
 2,  1, (
das
810, , , , ; als Anrede:  3.
Syntagmen:
(die / eine) e. begeren / suchen / haben / bewaren / halten, js. e. antreffen / berüren / fördern / sehen / verkränken, jm. die / eine e. lassen
;
die e.
(Subj.)
jm. lieb sein
;
j. der eren entsezt sein / werden
;
j. bei / in (seiner) e. bleiben, etw. bei eren geloben, für eine e. dank verdienen, in eren sitzen, etw. mit eren fürnemen, etw
. (z. B.
einen hof
)
mit allen seinen eren nutzen, mit jm. nach eren essen und trinken, jm. einen rok nach seinen eren geben, j. von eren geboren [sein], jn. von seinen eren absetzen / scheiden, jm. etw. von e. wegen gebüren, jn. wieder e. angreifen / gefangen nemen, wieder seine e. schelten, etw. wieder e. behalten / behärten / tun, j. zu eren kommen, jn. zu einer e. gebrauchen, jm. zu eren helfen, etw. zu eren verhängen
;
die e. des hauses
;
die eigene / erste / geistliche / hohe / königliche / kaiserliche / priesterliche / ritterliche e
.;
zwei eren
;
ein man von eren
.
Wortbildungen:
erbecher
›Ehrenbecher bzw. -trunk‹,
erenfarbe
›Kleiderfarbe, die die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe anzeigt‹,
erenstelle
,
erenzeichen
›Symbol zur Kennzeichnung von Zugehörigkeit (z. B. ein Feld-, Hoheitszeichen)‹; auch: ›Schutzzeichen eines Handwerkers‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 263, 22
(
preuß.
,
1440
):
das sie dem hern homeister [...] muszen retlich seyn, alse en das von ere und rechtes wegen geboret.
Luther, WA (
1520
):
[das volck] suchen auch nit der seelen heyl, szondern, [...] yhr eygen gewalt, nutz unnd ehre.
wie der Bapst habe das heylige Romische reich [...] an die Deutschenn bracht, fur wilch ehre und wolthat er billich unterthenickeit, danck [...] vordienet.
Ebd. (
1521
):
[Bapst, Bischoff, Cardinal, pfaffen] suchen gewißlich nur ehre und gutt, fressen, sauffen und gutte tage.
Die reychen aber und die satt sind, die umb nutz, ehre odder menschen gunst willen hyntzu gehn, settiget es nicht.
so muͤssen wir unsere prister eren, und in die ere lassen prister zu sein.
Ebd. (
1523
):
Von Adam biß auff Christum hatt alweg der erst geporn sun zwo ere fur den andern, nemlich das priesterthumb und die herschafft. [Die andern kynder] hatten aber der zwo eren keyne.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
72, 852
(
Magdeb.
1608
):
Jch war dein Koch vnd bins nicht mehr / | Die ehr ich nicht wider begehr.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1394
):
[Einer] der zog an sich di zonfte von der gemeine, unde ginge sache an und wolde di [...] beherten wider den rat wider ere.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 11, 31
([
Worms
1521
]):
Eugenio den er im Concilio zuͦ Basel zuͦ allen seinen eeren geholffen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
11, 11
(
Frankf./M.
1568
):
Darumb hat Hans Kuttenberger [...] ein Mann von Ritterlichen Ehren [...] dise Kunst / Schrifften zu trucken / erdacht.
Küther, UB Frauensee
163, 133
(
thür.
,
1371
):
sullen wir unse burgman [...] by allen eren und rechtin lazze blibe.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
v. 1325
):
Daz sullen di boten tun, als in ir truwe unde ir ere lip ist.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
168r, 18
(
Leipzig
1588
):
[wil Gott] die grossen Heubter [...] vnd alle die fuͤr andern in hohen Emptern vnd ehren sitzen / im Zaume halten.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
728
(
schles. inseldt.
,
1481
):
wir bitten ewer lipliche ere vnd trewe, das ir woldet dem czeÿger desses briffes gẅtte [dirczeygen].
Dinklage, Frk. Bauernweist.
34, 39
(
nobd.
,
1469
):
einen rocke sol ein amptman im auch alle jare nach seinen eren geben.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Ehre. Ambt. Die laͤngst verdiente Ehrenstelle / der Hoͤchsten Ehren Thron / Sitz / Stand / Oberstelle / Vortritt / darnach die hohen Geister als ihren Zweck abzielen.
Grundmann u. a., A. v. Roes
203, 18
(
alem.
,
15. Jh.
):
das die Roͤmer als die eltern mit der priesterlichen ere, aber die Francken odder Germany [...] mit dem gewalte [gemaht wúrdent].
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
wan ir einen sehen binden der da nit wol versorgt ist sehend an üwere Eer vnd aller wund ertzet Eer.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1370
):
[Ob] wer der were, wider sin truwe und ere und widerrecht oder unwiderseit deheinen der uͥnsern [...] an sinem libe [angrifen wolte].
wann wir ouch sunder czweifel ewr ere und nutz gern seͣhen.
Ders., Wirtsch. Bern
670, 8
(
halem.
,
1484
):
So ouch ein knecht zuͦ sinem meister kompt, sol er imm geloben getruwen dienst, und des handtwercks und sins meisters nutz und er zuͦ fuͥrdern.
Ders., Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1485
):
und geloben bi unsern wirden und eren, wie dann prelaten und geistlichen personen zuͦstaͧt, die zuͦ halten, [...] und gaͤntzlichen naͧch zuͦ komen.
Ebd. (
1529
):
So by eeren und aͤmptern oder dienst miner herren sind und an offner that des eebruchs erfunden, soͤllent von stund an von iren eeren, aͤmptern und diensten abgesetzt werden.
Ders., Recht Laupen (
halem.
,
1581
):
das sy hinfür von allen faßen wyns, [...], die nit mit unserem eeren zeichen, dem bären, bezeichnet sind, den gewonlichen zol vorderen.
Ders., Zivilr. Bern (
halem.
,
1614
):
das, die harzuͦ bestelt, mit jedes ampts ehrenfarb und schiltlin [versechen werdint].
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 139
(
halem.
,
n. 1529
):
Welcher meineidig wirt, der sol in die kefien gelegt [...], und nimmerme zuͦ keinen êren gebrucht werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Von Eeren waͤgen voranhin gon. [...]. Zuͦ hohen Eeren kommen vnnd gefürderet werden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1378
):
daz die kaiserin zuͦ opfer solt sein gegangen in irem guldin gwand, in ir kron, in ir grösten kaiserlichen er.
Ebd. (
1368
):
wer auch das ain man oder fraw [...] mer vederwat hetten dann zu in und irr huse ere gehortte, [...], die sullen si auch verstiuren.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
wurden gefangen die ersamen Cunrat [...] und Jost [...] wider gott, eer und recht.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
es sol auch ain pischoff haben ain gefancknuß, ob ain priester tet wider die pristerlich ere.
Ebd. (Hs.
um 1474
):
setzt man von yglicher zünfft drey oder vier in den rat, umb der gemein und der stat nutz und ere zü fordernn.
[ir] seind nü vermant [...] bey ewren ritterlichen eren und eyden.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
wie erschrocken und unhilflich der jüngling was. und doch von eren geborn.
Brandstetter, Wigoleis
200, 8
(
Augsb.
1493
):
so jr bedenckend dz eüch nicht gezimmet. soliches in raubß weyß hinweg zefueren. daz hohen preyß vnd alle ritterliche ere so sere verkrencket.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Seiner ehr vnd pflicht vergessen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do verschrayb sich Ewr Kayserliche Wirdigkait unnter Ewrn bryeff undt siegel, [...], uns die regalia unnser eren ze Behaym [zw verleyhen].
was sich also zw sollicher veintschafft durch unns und all unnser undertan [...] mit raub, prannt und todtschleg [...] begibt, woͤllen wir unnser kunigliche ere bewart [haben].
wolten sy irre wortt, trew, ere, bryeff und sigel halden, so [...].
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
162, 9
(
moobd.
,
1343
):
[wir] veraygen vnd geben den gaistlichen mannen [...] einen freyen, ledigen vnd vertigen muͤlslach [...] mit wagrecht vnd pachrecht, vnd mit allen rechten, eren, nuͤtzen, guͤlten vnd gewonheiten.
Hör, Urk. St. Veit
149, 30
(
moobd.
,
1399
):
[haben wir] gesatzt zw rechter phantschaft [...] vnsern sedelhof [...] mit allen den ern, guͤlten, nuͤtzen vnd rechten, die durch recht [darzw gehoͤrnt].
Herzog, Landsh. UB
648, 11
(
moobd.
,
1399
):
[der trewlos ritter] hat sy [stat zuͦ Landeshut] damit [brif] gescholten wider seiner trew, er vnd insigel, die sy von im habent.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
132, 35
(
moobd.
,
1471
):
wan die [ringung in dem bestand] [...] sein kaysserlichen genaden zu er und nutz und webarung der stett bestanden hat.
Rechn. Kronstadt
3, 408, 9
(
siebenb.
,
1547
):
hoc est pro poculis honoris vulgo Eer Becher, fl. 4.
Perez, Dietzin
2, 57, 23
;
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 24
;
Küther, a. a. O.
170, 7
;
Thür. Chron.
10v, 12
;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
11, 33
;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Dinklage, a. a. O.
80, 2
;
Koller, a. a. O. ;
Grundmann u. a., a. a. O.
195, 28
;
203, 6
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
ders., Statut. Saanen ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
512
;
Hör, a. a. O.
130, 6
;
224, 30
;
Grossmann, a. a. O. ; ; ;
Brunner, a. a. O.
9, 27
;
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  7.
8.
›angemessene Respektserweisung, respektvolle, ehrenvolle Behandlung, Anerkennung, Wertschätzung, Hochachtung, die man jm. aufgrund seines gesellschaftlichen Status, moralischer Verpflichtung, besonderer Leistungen, aus Höflichkeit oder aus Gastfreundschaft zuerkennt und entsprechend in Worten und Handlungen zum Ausdruck bringt (z. B. auch durch angemessene Kleidung)‹; in verschiedene Richtungen spezialisiert: ›Gunsterweisung als Zeichen besonderer Wertschätzung bzw. besonderer Verbundenheit z. B. gegenüber der Ehefrau‹; ›verpflichtender Respekt gegenüber den Eltern, wie es im vierten Gebot gefordert wird, auch gegenüber den Älteren‹; dazu jeweils tropisch: ›Unterordnung, Dienstbarkeit‹; ›Gastfreundschaft‹; ›höflicher Ausdruck des Respekts bei Begrüßungen und Abschieden; besondere Respekterweisung gegenüber kürzlich Verstorbenen‹; ›Wohltat, die e. P. einmalig und ohne rechtliche Konsequenzen aufgrund einer Verpflichtung oder Verbundenheit erwiesen wird, Gabe, Geschenk‹; in 1 Beleg: ›zugeschriebene Glaubwürdigkeit‹.
Phraseme:
die lezte ere
;
von eren wegen
›aus Rücksichtnahme‹;
jn. mit eren abscheiden
›jn. ehrenhaft entlassen, ohne Reputationsverlust‹;
jm. zu eren das liedlein singen
›jm. zu Willen sein‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1, , (
der
1,
1
 1,  145,
1
 1,  1,
1
 1, , (
die
2, , .
Gegensätze:
.
Syntagmen:
e. tragen, jm. e. antun / beweisen / (er)bieten
/
erzeigen
(z. B.
den eltern
) /
erweisen
(z. B.
den priestern
) /
geben, jm. die e. tun
(auch: ›jm. zuliebe etw. tun, jm. Freude bereiten, einen Gefallen tun‹)
, e. S
. (z. B.
dem evangelium
)
e. tun
;
e
. (Subj.)
geschehen
;
der eren fro sein
;
etw. / jn
. (z. B.
den vater, die mutter, das alter, priester / weiber
)
in eren haben, jn
. (z. B.
die eltern
) /
etw. in eren halten, etw. mit eren tun, jn. mit e. begraben / fangen, etw. nach eren berichten, jm. zu eren kommen, jm. etw. zu eren beschehen / nennen / tun, zu eren gekleidet gehen
;
die grosse / rechte / ziemliche e
.
Wortbildungen:
erbeweisig
,
erbeweisung
,
erbezeugung
,
erenbieter
,
erenbild
,
erenbrief
,
erendienst
,
erengeleit
,
erenleister
›Erzieher zu ehrenhaftem Verhalten‹, ˹
erengabe
,
erengeschenk
,
erenhun
(a. 1544),
erenkäse
(a. 15. Jh.),
erenmal
(a. 1582),
erenschenke
˺ ›Gastgeschenk; Abgabe zur Anerkennung einer Obrigkeit‹,
erennotdurft
(a. 1593),
erenpflicht
,
erensäule
›Gedächtnissäule‹,
erentag
›Festtag, an dem eine Person geehrt und gefeiert wird‹,
erentbietung
(um 1530), ˹
ergäbig
,
ergäblich
˺ ›großzügig‹,
ergäbigkeit
›Großzügigkeit‹,
ergeld
1 ›finanzielle Gunsterweisung als Anerkennung für geleistete Dienste‹ (a. 1518); 2 ›Morgengabe‹ (a. 1597; dazu bdv.:  1),
ersteuer
(a. 1573),
1
er|tag
›Tag, an dem der Anerkennungsdienst gegenüber einer Obrigkeit geleistet wird‹ (a. 1525).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1587
):
hatten wir erbar frome schulmeister, | Waren der jugend eerleister.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Reuerens. Ehrerbietig ehrbeweisig.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1405
):
[14 ung. golden den schribern], die sie dem procuratori vor erenbriefe schuldig woren.
Luther, WA (
1518
):
Das vierde geboth. Du salt eheren dein vather unnd dein mutter. Die ehre stehet nit in grussen oder neygen allein, sunder yn thun und lassen als was yr wille oder notturfft ist.
Ebd. (
1520
):
das er yhn fur eynen frumen, warhafftigen man achtet, wilchs die groͤßte ehre ist, die ein mensch dem andern thun kan.
Ebd. (
1521
):
ßo wil ich doch itzt [...] dem Euangelio die ehre thun, das ich yhm on allen tzweyffel glauben gebe.
Ebd. (
1545
):
Papisten bleiben papisten, bis man jnen und jrer Babylonischen Braut zu Ehrn das liedlein singen wird.
Ders. Hl. Schrifft.
Röm. 2, 10
(
Wittenb.
1545
):
Preis aber / vnd ehre vnd friede / allen denen / die da gutes thun.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. I,
1, 2236
(
md.
/
obd.
,
1581
):
Wass man den Todtn sol thun fur Ehr.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1374
):
[die fursten] gaben den scheffen große ere unde wisheit, unde also geschiden si von hinnen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Hastu wol lob vnd ehrenpflicht | Aus ihrem mund [muͤtter] dir zuͤgericht.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
75, 17
(
Frankf./M.
1550
):
Wann ihr die eltern halt in ehrn / | [...] wirdt euch Christus geben / | [...] das ewig leben.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Das sie vor solchem grossen Herrn | Gekleydet giengen auch zun ehrn.
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 112
(
Frankf./M.
1559
):
das er zwischen jhnen durch gehn muß / erbieten jhm ehr vnd reuerentz.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
ein alter Ritter [...] sie freundtlich empfieng, [...], denn jhnen alle ehr vnnd gute tractierung, souiel müglich, beschehen solt.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Ein erlaubnuß [...], daß er [Kriegßman] mit ehren abgeschieden oder abgefertigt worden sey.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
31, 19
(
omd.
,
1487
):
Er magk auch [...] seÿn gehorsames weÿpp Jn hertzlicher liebe vnd eren halden.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
schigkten sich dy geistlicheit mit den wertlichen dem gnanten kardinal eir unnd lob zcu erczeyen [...] oͤn zcu entphaende.
Thür. Chron.
3r, 12
(
Mühlh.
1599
):
Dieser Nimis lies ein Ehrin Bild machen / vff seines Vaters Grab [...] das Ehret er / wenn er fuͤr vber gieng / gleich als seinen Vater.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
[Wann] diese [...] Trauer⸗Versam͂lung dem erblaßten Leichnam das lezzte Ehren⸗Geleite ertheilet.
Wiewohl desselben Vortrefflichkeiten und schoͤne meriten [...] und aller ersinnlichen Ehr⸗Bezeigung iederzeit hoͤchst⸗wuͤrdig sind.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
wolte unser herre von Magdeburg an der ehre oder an dem geschencke nicht gnuge haben.
Opitz. Poeterey
36, 21
(
Breslau
1624
):
Wir sollen frembdlingen gar billich ehr’ erzeigen.
v. Ingen, Zesen. Ged.
393, 3
(
Breslau
1641
):
so betraureten sie unsers lieben Opitzens Todt / und theten Ihm den letzten Ehren⸗Dienst [...]. Sie richteten Ihme auch zu ehren eine Gedaͤchtnus⸗ und Ehrenseule auf.
Henschel u. a., Heidin
661
(
nobd.
,
um 1300
):
Irem herren saite sie | Er wolde gerne beliben hie | Der eren waz der kvnic vro | Sinen schafferen gebot er do | Daz si iz berihten nach eren.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
Do haben mich zu gast geladen jn meiner herberg die mahler [...], haben mir groß ehr gethan in ihrer versamlung.
Bell, G. Hager
32, 2, 14
(
nobd.
,
1593
):
das wir das than nicht er er weis, | das es ge scheh zu lob vnd breis | gott alle zeit
(hier wird die Verpflichtung der Freiwilligkeit gegenübergestellt).
Hulsius
D ijr
(
Nürnb.
1596
):
Ehrung / ehrerbietung / ehrebweisung
[sic]
falsche Gottes ehrung / superstition [...] mit Ehrweweisung, auec honneur. [...]. Ehr beweisen mit geberden / [...] mit auffstehen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
569, 3
(
els.
,
1362
):
[der lichome] wart do in sant Germanus kirche mit eren begraben.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
[weil] Sie zu solcher letzten Ehre vnd Vergängnuß sind beruffen vnd eingeladen worden.
Wiessner, Wittenw. Ring
4579
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Die warhait und die eregab, | Frid und minn mit freuntschaft | Gehorsam [gpeut man dir].
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
[sölich lüt] getruwend ouch dz mit got und erren gethan haben.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eim in seiner begrebnuß Eer beweysen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
130
(
Genf
1636
):
Ehrentag / m. Le iour d’honneur.
Morrall, Mandev. Reiseb.
145, 16
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Sie tragend groß ere ains gen dem andern. Kainem ander fremden tuͦnd sie kain ere.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
[man] gab ain eere hertzog Hannsen, ain guldins häftlin, die andere eere man gab graf Oswalden [...] mit ainem guldin ring.
Ebd. (
1530
):
die sind mit gewonlicher reverentz und eeren für den kaiser hinauffgangen und zuͦletzst vor dem kaiser niederkniet.
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 5, 16
([
Augsb.
]
1525
):
die Oberkait / von Gott ist / deßhalb man auch Zynß / Zehend / forcht vnd eer / geben / beweysen / vnd thuͦn soll / wem vn̈ wie sich gebürt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der Weiber / Priester vnd das alter nicht in ehren hat / den schendet Gott.
Ehrenbieter / der einen grust oder einem ehr beweist.
Ehrengab / ein ehrenschencke / ein gastschencke / so man einem guͦten freund gibt jhn zuerfrewen / eigentlich aber einen frembden gast [...]. Ehrgaͤbig (der) ehrlich mit außgeben / kostfrey [...]. Ehrgebigkeit (die) liberalitas, Trew [...]. Ehrgeblich / reichlich / vberfluͤssigklich.
Ehrngeschenck / verehrung.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sol das jungfrewlein [...] mit aller ere und zyer, alls ainer kunigin gepurdt, haimantwurtten.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do er die stat Augspurg erobert, nennt er sie Augusta, dem keiser zu eren.
ders. Hl. Schrifft.
Apg. 28, 10
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
515, 282
;
571, 2058
;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 31
;
Logau. Abdank.
171, 13
;
Anderson u. a., a. a. O.
14, 9, 17
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Wiessner, a. a. O.
4632
;
Wyss, Luz. Ostersp.
4304
;
Sappler, H. Kaufringer
1, 343
;
21, 113
;
31, 12
;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Heydn. maister
8v, 10
;
Klein, Oswald
41, 44
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
247, 3
;
Hulsius
D ijr
;
Vgl. ferner s. v. .
9.
›Sorgfalt, Achtsamkeit, Pflege gegenüber Materiellem, respektvoller Umgang mit e. S. bzw. einem Sachverhalt; guter Zustand e. S.‹.
Vorwiegend obd.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
einen acker / brunnen, das gut
)
in eren haben, etw
. (z. B.
ein haus / schlos, den baum / hausrat / hof, eine kapelle, die stat, das albergement / lehen(gut), den gemeinen nutzen
)
in eren halten, etw
. (z. B.
den hag, eine müle
)
wieder in e. legen
;
etw
. (z. B.
ein bau
)
in eren liegen
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Man haͤlt ein Bawm in Ehren von dem man schutz vnd schatten hat.
Thür. Chron.
9r, 20
(
Mühlh.
1599
):
Wer den gemeinen Nutz in Ehren hielt [...] ward hoch geadelt.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1441
):
clagten sich die usz der vorstat von ir stogkbrunnen wegen, dz si den in iren costen in eren haben muͤstent.
Merz, Urk. Wildegg
67, 11
(
halem.
,
1483
):
ich vnd min erben soͤllen ouch soͤlich slosß vnd huß in guͦtten eren vnd nutzlichem buw halltenn.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1490
):
[das] er daͧmit die obgemelten capellen in buw und er halten
[soll].
Ders., Zivilr. Bern (
halem.
,
1500
):
die will sy das [lenschaft] in guͦten nutz und eren haben und verzinsen mogen.
Ders., Recht Laupen (
halem.
,
1511
):
[als wir dann si uff klag] bescheiden, an den buw der müli daselbs zuͦ fuͤren und soliche müli damit helffen wider in er zuͦ legen.
Welti, Urk. Rheinfelden
755, 12
(
halem.
,
1616
):
Den Acker solle die Empfänger [...] in gueten bauwlichen ehren haben.
Lemmer, Brant. Narrensch.
1, 7
(
Basel
1494
):
Von buͤchern hab ich grossen hort | Verstand doch drynn gar wenig wort | Vnd halt sie dennacht jn den eren.
Maaler (
Zürich
1561
):
Zuͦ einem Bauw sorg haben / das er in guͦten eeren ligge.
Morrall, Mandev. Reiseb.
46, 21
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
von des selben bomes wegen zaichen so hond sich bekert manig juden [...] und hond dem böm in grossen eren und wirdekait, und huͤttet man sin gar wol.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb schol man der stain pild in êren haben.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ; ;
ders., Zivilr. Bern ;
ders., Gebiet Bern ;
Merz, Urk. Lenzb.
118, 49
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Morrall, a. a. O.
45, 14
;
Vgl. ferner s. v.  12,  8, .
10.
in der Formel
ere und eid
ein personenrechtlich bindendes Versprechen, Ehrengelübde; den Akt der Verpflichtung, das Ehrenwort als Verpflichtungsversprechen zum Ausdruck bringend; in 1 Beleg als rhetorische Beteuerungsformel; anschließbar an 4 und 7.
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Wortbildungen:
erflüchtig
›auf der Flucht vor Gläubigern‹,
ertisch
›Schwur- und Richtertisch‹.

Belegblock:

Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
he vnd die andere Scheffene [...] woulden nyet vssgain, da mit sy weder yrs selfs ere vnd eyde ducke daden.
Köbler, Ref. Wormbs
355, 25
(
Worms
1499
):
so sie das nit theten irer eydt vnd eren verlümet syn.
Koller, Ref. Siegmunds (
wobd.
,
um 1520
):
das sy ir ehr und aid übersehent.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2100
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Es wundret mich bey eer vnd eydt | Der grossen, oͤden üppigkeit / | Die doch eim türcken wer zuͦ vil.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1512
):
[der romsch kaißer] ferbott allenthalben by er und ayd, das niema in kain krieg solte ziehen.
Schib, H. Stockar
139, 31
(
halem.
,
1520
/
9
):
sind unser Eydgnosen knecht [...] zu inen geloffen wider unser heren [...] wisen und willen, uber er und ayd, als ungehorsam lütt.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
Appellatz vmb eer vnnd eyd Item was ouch vor dem gricht [...] offenntlich geclagt würt, so einer person sin eer vnnd eyd beruͤrt [...].
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1598
):
Wen die sach eid und ehr antrifft, so soll [...].
Merz, Urk. Wildegg
188, 10
(
halem.
,
1627
):
dann er niemahlen wider eid vnd ehr [...], vil weniger offentliche entschlachnuß gethan.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wurt auch ain baderhüetle davornen über den ehrtisch an drei fäden, gleicher gestalt wie ain wagschüssel, in der stuben ufgehenkt, und welcher zu der stubenthür hinein geet, der muess sein hüetlin zuvoran abziehen [...] und [...] darzu sprechen.
Staub, Qu. Wien
3, 2, 2935
(
moobd.
,
1419
):
[man dint dem brobst] alle jar 15 pfenning [...], das er mit rechter nottaydingen [...] seinem eerfluchtigen gelter Petern [...] mit dem rechten anbehabt und anerlangt hat.
Merz, a. a. O.
44, 16
;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. .
11.
›einer Gelegenheit angemessenes Verhalten, Festlichkeit, Pracht, Feierlichkeit‹.
Wortbildungen:
erenkleid
›prachtvolles, den hohen Status seines Trägers zum Ausdruck bringendes Kleidungsstück‹,
erenmonat
,
erenrok
,
erentanz
(a. 1587),
erenwein
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1400
):
19 scot vor den tisch der eren, den der marschalk von des meisters wegen hilt conversionis Pauli.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
314, 1664
(
Magdeb.
1608
):
Der Vater war auch bald bereit / | Vnd verehrt jhm ein Ehrenkleid
(auch zu 8 stellbar).
Froning, Alsf. Passionssp.
884
(
ohess.
,
1501ff.
):
des wel ich [...] | den selben tagk begehen mit eren!
Hulsius
D ijr
(
Nürnb.
1596
):
Ehrwein / Vin de present.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1576
):
Deßelben glichen umb den eerenwin, so er uf hochziten oder sunderbaren personen uf wortzeichen [ußgibt].
Henisch f. (
Augsb.
1616
):
wenn Braut vnd Breutigam nach der hochzeit jhre ehrenkleider vbers bierfaß breiten [...]. Das ehrenkleid das ziert den Mann [...]. Ehrenmonat / Februarius, Mensis honoris [...]. Ehrenrock (der) als den so man im Rath vnd gericht tregt [...]. Mit einem langen ehrenrock bekleidet.
Munz, Füetrer. Persibein
116, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
dy prautlaufft mit reichen eeren an vingen.