laster,
das
;
-s/-Ø
.
1.
›fortwährendes Verstoßen gegen Tugend und Moral, laszives Verhalten, schändende moralisch-sittliche Haltung; aus solcher Haltung resultierender einzelner Verstoß insbesondere auf dem Gebiet der Sittlichkeit und religiös begründeten Moral‹; im einzelnen kann
laster
für Vergehen unterschiedlichster Art verwendet werden und wird so oft als übergeordneter Ausdruck für einzelne Laster gebraucht, wie z. B. ,  2,  1, , , , , , ,  2,  2,  1,  2, (
der
3, (
der
1,  1,  1, , ,  1,  2,  1, , , , , , ; Metonymien: ›Anstoß, Ärgernis in Person‹; ›Gruppe liederlicher Menschen‹ (; a. 1646).
Zur Sache:
LThK
6, 805
.
Syntagmen:
(ein / das) l. begehen / bekennen / büssen / dämmen / entschuldigen / fliehen / haben / hassen / lieben / meiden / strafen / treiben / tun / vertreiben / verblümen, jm. das l. ablegen / aufträchen, zumessen; sich nicht gerne blos sehen lassen, ein l. zu gutem keren, etw. ein l. achten; l. von parteien kommen, jm. übel anstehen; sich des l. entladen / schämen, des l. unschuldig (sein); dem l. wiederstehen; im l. leben, in das l. fallen, etw. für ein l. halten / schätzen, jn. zum l. geneigt finden, mit dem l. prangen, mit einem l. behaftet sein, vom l. rein sein, sich vor einem l. hüten; geringes / greuliches / grobes / höchstes / schweres / teuflisches / herschendes / heimliches / offenbares l.; l. des ehebruches / müssigganges, der obrigkeit; kumpan / meister des l., kot / pful / wurzel des l., schar der l.; wegweisung zu dem l.
Wortbildungen:
lasterarznei
,
lasterbärend
,
lasterfar
,
lasterfäule
,
lasterfeige
,
lasterfure
›lasterhaftes Leben‹, ˹
lastergesang
,
lastersang
˺ ›Tragödie‹ (dazu bdv.: , ; vgl.  1, ),
lastergief
(›Teufel‹; zum Grundwort
gief
›Tor‹; ),
lasterlied
›Tragödie‹,
lasterlos
,
lastersam
,
lasterschande
,
lasterschubel
(Grundwort zu
schübel
›Klumpen, Haufen, tölpischer Mensch‹; ),
lasterstük
(dazu bdv.: , ,  2),
lastersucht
,
lastertat
1,
lastervol
,
lasterwerk
(dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
do so der laster gief | Viel in daz abgrunde tief.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
[die] der vil lasterlosen [Maria] | alle schande sprechen | [...] | sie were Josephes kon.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Kein Gebrechen / Suͤnd vnnd Laster laͤst sich gern bloß sehen.
Tugend vnd Laster sind so offt gleich als ein Storck vnd Storckin.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
514, 236
(
Magdeb.
1608
):
Es muß doch hie gelestert sein / | Der sonst von allen lastern rein.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
VITIUM. Vntugend vnfrumbkeit vnerbarkeit laster ¶ suͧnd lasterstuͤck vbelthat boͤßheit missethat vnthat lasterthat vngericht boͤßstuͤck mißhandel vnthädtlin schelmerey.
Reprehensibilis, Sträfflich lastersam straffbar gebresthafft ancclägig tadlich scheltbar tadelhafft tadelbar.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
,
1583
):
Loͤß auff der suͤnden bschwer vnd band, | Vertreib die lasteren zu hand.
Köbler, Ref. Wormbs
41, 12
(
Worms
1499
):
Person die Eebruchs laster vberwonden vñ verdampt sind.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Armut vnd Geitz zwingen die Leut zu Schand vnd Laster.
Ebd. :
Bekehren [...] vor suͤnden sich huͤten / die Laster meiden / widerumb auff die rechte ban kommen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Drey laster ietzt gemein. D. Keysersperg legt diese laster (geitz, schlemmen und hoffart) also auß.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
25, 30
(
Frankf./M.
1626
):
im Fruͤling meiner Jugendt / | Ich stets die Laster liebt / vnd hasste alle Tugendt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Gê nâch mir, Sathanas, wan du bist mir ein lastir
[Luther 1545:
ergerlich
].
Schmitt, Ordo rerum
260, 19
(
omd.
,
1466
):
Tragedia lastergesang [...] lastersang [...] lasterlied.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
9, 3
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Si han eynen kunig, des lastirs unde des roubis eyn kumpan.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
130, 3, 45
(
schles.
,
um 1350
, Hs.
1460
/
70
):
vnd ouch zcuwedirstehen den parteÿen, von den vndir weylen eczliche lastir komen.
Opitz. Poeterey
43, 8
(
Breslau
1624
):
da aller laster schar / | Mord / vnzucht / schwelgerey vnd triegen gantz vnd gar | Den platz / der alten ehr’ vnd tugendt hielten innen.
Gille u. a., M. Beheim
99, 42
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
da pegieng er in dem land | all upikait, laster und schand.
Voc. Teut.-Lat.
s iijr
(
Nürnb.
1482
):
Lastergesanck. tragedia oder furstenlastergesanck.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
v. 1486
):
du falldubel, | Du mürfeltier, du herhur, du lasterschubel, | Du kupplerin.
Franck, Decl.
333, 8
(
Nürnb.
1531
):
vnd zeucht ein yeder sein laster / wie wir dann all thůn / auff das glimfflichest an / vnd seins brůders auff das haͤfftigest.
Ebd.
334, 28
:
des weins hochbegirig / aber das ist warlich vil ein ander geringer laster / dann meines brůders hůrey.
Ebd.
343, 12
:
In der [tasche], die jm [mensch] vornen vnder augen hangt / darin ligen ander leut laster / aber in der die zu ruck hangt vnser laster verborgen.
Sachs (
Nürnb.
1539
):
Daher kumpt suma sumarum | Die tötlich, giftig lastersucht. | [...] | Ich sprach: Viel tausent sind verdorben, | An dieser lastersucht gestorben, | Eins bösen todts.
Das weibspild aber zeuget eben | Den wollust, die ergst laster-seucht.
Ebd. (
1559
):
ir wurd umb ir lasterschandt | Alsbald geweiset auß dem landt.
Ebd. (
1544
):
Faßnacht-spiel mit 5 personen: Die laster-artzney.
Ebd. (
1564
):
Wol dem, der sich förcht allewegen, | Und keiner lasterthat ist pflegen.
daß sein seel | Nit lasterfol fahr ab gehn hell.
Ebd. (
1558
):
Ich reuch und spüer die laster-fewln, | Leck sie mit meiner scharpfen zungen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Facinus, ein that / ein laster werck / übelthat.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
daß eben viel derselben [Theologi] am meisten in vnversöhnlichem Haß vnd Neid, Ehr⸗ vnd Geltgeitz, auch andern Sünden vnd heimlichen Lastern lebten.
Goldammer, Paracelsus
7, 169, 21
(
1530
):
daß in solchem stand wie Adam und Eva also auch wir auf erden dermaßen leben sollen [...]; nicht in hurerei, unlauterkeit, laster und schanden.
Ebd.
2, 134, 20
(
1530
/
5
):
Der obrigkeit laster strafen will, der schaue, daß er großen befelich von gott habe.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Disú werdendú ding wil ich ellú liden und wil sú got fúr min lasterberend súnd opfren.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der nitt won laster füre pfligtt | Und aller tugend sich bewigtt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
21, 13
(
Basel
1494
):
Es stat eym lerer vbel an | [...] | Wann er das laster an jm hat | Das vbel ander lüt an stat.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1543
):
gantz gemain, das soliche gotzlesterung für kain übel noch laster geachtet [...] wird.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
man sol setzen einen vogt oder pfleger, der einen gůten lümden habe, der kein laster an im hab als ebruch, furkoͮff, wůcher.
Lauater. Gespaͤnste
17v, 9
(
Zürich
1578
):
daß man sich vor dem laster der trunckenheit huͤte.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
297
(
Genf
1636
):
Lasterstuͤck / n Vbelthat. [...] Viel [lasterstuͤck] auff jhme haben.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Wann du bist ye ain v̈bel weib! | [...] | Du böse, laster vaige hawt.
Heydn. maister
8r, 21
(
Augsb.
1490
):
die voͤllikeit auß reichtumbe entspringet vnnd auß voͤllikeit das laster kõmet.
Bauer, Geiler. Pred.
323, 4
(
Augsb.
1508
):
Wilt du in tugenden wachßen. so můstu dich ewiklichen zu weer setzen und an den spitze ston wider die laster.
Niewöhner, Teichner
250, 68
(
moobd.
,
1360
/
70
):
ez wirt daz end laster var, | wie gar reich der anfanch waer.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Swer dem purger sein aigen chind auz geit ze chontschaft haimlich oder offenlich, [...] der sol den freunten ablegen daz laster.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
200, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
In aller Chriechen lande | erhal ditz laster
[Raub der Helena]
gross.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
1983
(
oobd.
,
1607
/
11
):
folgen ihme die siben freyen künst nach, die presentirt er und das laster ligt ihm under den füssen zu boden.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
53
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
khain sund noch offenbar laster als Eprechereÿ, Hurereÿ vnnd derglaichen, [...] Ihnen [khinder] nit gestatten.
Rosenthal. Bedencken
36, 12
;
43, 17
;
Perez, Dietzin
1, 323, 14
;
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
11, 9
;
ders., Friederich. Saufft.
24, 15
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
173, 1
;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
942, 7
;
Gille u. a., M. Beheim
245, 36
;
Goedeke u. a., Liederb. ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Bauer, Geiler. Pred.
79, 15
;
92, 23
;
98, 24
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
97, 6
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
38
;
315
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
69, 8
;
Alberus
Q ijv
;
2.
›einzelner Verstoß gegen das Recht, justitiables Vergehen‹; als Spezialisierung anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2.
Wortbildungen:
lasterbännig
›strafbar‹ (16. Jh.),
lastersäule
›Pranger‹,
lastertat
2 (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Große, Schwabensp. 168,a, (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer sinen knecht oder sine Dernen mit Růden Sleit zů tote, vnde stirbet se vnder sinen henden, her ist ir scůldich; leben aber eynen tach oder zwene dar nach oder me, so ist her scůldich des lasters vnde nicht des dodes.
Alberus
Y ijr
(
Frankf.
1540
):
ich hab gewalt das laster zu straffen.
Ebd.
bb iijr
:
Laster / Crimen.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Peinlich Gericht / Wenn man vmb Vbelthat vnd Laster klagt / vnd begert solche mit Leibsstraff [...] zu straffen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Reatus [...] Ein schulde / lasterthat.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sein taat oder laster auff einen anderen wöllen traͤchen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
296
(
Genf
1636
):
einen (lasters) halben beklagen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1587
):
daz der oder dieselbe [...] in der eißersten gefängnus mit wasser und brod oder offenlicher schandstraff an der lastersaul vor der kirchen [...] gebiesset und gestraft werden sollen.
Öst. Wb.
2, 242
.
3.
›ehrverletzende Nachrede, Verleumdung, Schmähung, Beleidigung, Verspottung, Lästerung, die e. P. verbal (seltener: durch eine kränkende Tat) vollzieht oder die ihr widerfährt‹.
Phraseme:
jm. dehein laster noch leid tun / zufügen
.
Bedeutungsverwandte:
2
 1, , ,  2,  1, , .
Syntagmen:
l. leiden, das l. strafen, ein l. von jm. haben, jm. ein l. anlegen / tun; js. oren lasters erfüllen; jm. zu l. kommen, etw. für das l. geben
(als Strafe),
an sein l. denken, jn. mit l. austreiben / hansen / schmähen / verleumden / überziehen, jm. etw. zu l. reden, jm. jn. zum l. aufheben; gottes l.
(Gen.obj.) ›Gotteslästerung‹;
falsches l.
Wortbildungen:
lasterbar
2,
lasterbiet
(›Lästerung‹),
lästeren
›lästernd‹ (a. 1449/60),
lasterhegel
(im Phrasem:
den lasterhegel wetzen
›die Zunge wetzen, lästern‹; Grundwort
hegel
›einfaches Taschenmesser‹ zu
hagen
›den Zaun, Hag flicken‹; ; a. 1657),
lasterhut
›Hut mit Aufschrift, wie ihn an den Pranger gestellte Verbrecher zu tragen hatten‹ (16. Jh.),
lasterlappe
,
lasterrede
,
lasterzunge
.

Belegblock:

Karnein, Salm. u. Morolf
139, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
das ist nit das erste laster, | das du mir bi dinen tagen hast geton.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Der ehren verletzt. Mit allerley lastern vnd schanden verleumbdt.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
170, 24
(
thür.
,
1474
):
daz ir yme von synem vorstorbin vater solliche untad, smeliche, hoenliche unde lasterrede zcu- unde nachgesaget habit.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Meister, diz sprechinde tûstu uns ouch lastir.
Gille u. a., M. Beheim
428, 17
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ir sallend für die pitens pflegn, | die euch seien durch echten | und euch valsch laster ane legn.
Voc. Teut.-Lat.
s iijv
(
Nürnb.
1482
):
Lasterperlicher. honsprecherlicher.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnberg
1631
):
Schaw wie Gott solcher Maͤuler schlag, | Und alle Lasterzungen plag.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
minú goͤtlichen oren wurden spottes und lasters erfúllet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
der hie an [crúce] starp, der wart mit grosser smocheit und lastere hinnan us getriben.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Er wart [...] | [...] | Vil múrdeklich gehanset | Mit spotte, laster, schmachait.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1428
):
Es sol ouch dem froͤmden herren [...] niemand dehein laster noch leit, noch dehein widerdries oder smacheit mit wortten noch wergken erbieten noch tůn.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4422
(
Basel
1519
):
Wenn ein gouch also gucken thůdt, | So gibt man billich solche růt | Vnd strafft gotts laster mit dem blůt.
Leisi, Thurg. UB
8, 625, 8
(
halem.
,
E. 14. Jh.
):
ald ainer dem andern sin elich wip ze laster uf hept, der git och die vor geschriben bůß.
Müller, Stadtr. Ravensb.
58, 18
(
oschwäb.
,
1326-30
):
swa dekain man, [...], von dekaime sinem aitgenoze, [...], dekain dinc redet, daz im ze schaden ald ze laster kunt ald an sin gůt ald an sin ere gan mac.
Leisi, Thurg. UB
6, 463, 17
(
Wien
,
1368
):
der dem andern frevelich oder ernstlich sprichet dise scheltwort: ,Diep, boserwicht, ketzer‘ oder ,morder‘, [...] der sol uns geben fúmf phunt [...] fur sin laster.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 203, 7
([
Augsb.
]
1548
):
Zů Hofe gilt er nicht / wa er nicht laster lappen kan yederman anschlagen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
dieweil er mer dann ainmal mit ungehorsam, rebellion und höchstem laster laesae majestatis behaft gewesen.
Niewöhner, Teichner
250, 43
(
moobd.
,
1360
/
70
):
wen man lobt in valscher weis, | daz wirt her nach ein laster piet.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2665
(
tir.
,
v. 1496
):
Pilate, er den hochwirdigen got | Und schaff, das man es für sech, | Das im kain laster nit mer geschech!
Quint, Md. Karl u. Eleg.
1679
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
429, 5
;
Unger, Richtes Stig ;
Voc. Teut.-Lat.
s iijr
;
Rwb f.; ;
Bogner, Die Bezähmung der Zunge,
1977
.
Vgl. ferner s. v.  1.
4.
›Schmach, Schande, Erniedrigung, moralische Verachtung, die man über ein eigenes beschämenswertes Vergehen oder eine derartige Haltung empfindet oder die jm. durch Übergriffe anderer zugefügt werden‹; als Metonymie: ›auf ehrverletzende Strafe verweisende Wunde‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , .
Gegensätze:
 4,
1
 1.
Syntagmen:
l. haben / nemen, js. l. ausbreiten / ausschreien / rächen, jm. ein l. bekant tun, sich ein l. auflegen; jm. ein l. geschehen, j. / etw. e. S.
(z. B.
dem lande
)
(ein) l. sein, e. S.
(z. B.
der stat
)
l. von etw. kommen; des l. unschuldig sein; jm. zu l. werden, jm. etw. zu l. tun, nach l. werben; ewiges / grosses / schämliches l.; l. der frau / tochter
(jeweils gen. obj.);
rache des l
. (ebenso).
Wortbildungen:
lasterbank
›Strafbank in der Kirche‹,
lasterbar
3,
lasterbecken
›Schallbecken, „auf dem Lärm geschlagen wurde, wenn eine Sünderin vom Pranger heimgeführt wurde‹ (so
Schwäb. Wb., s. u.; a. 1598
),
lasterbuch
,
lasterscham
,
lasterschlag
›ehrverletzender Schlag mit der Schwertscheide oder mit einem Knüppel‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Dan.
9, 16
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
wen durch unsir sunde und durch der bosheit unsir vetir ist Jherusalem und din volk zu lastir wurden allen luten alumme uns.
Thiele, Minner. II,
31, 695
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
daz si sollent der scanden nů | van irme namen schinden, | iren namen laessen vinden | altzyt aen laster schame.
Karnein, Salm. u. Morolf
155, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
mochte ich min frauwe nit betzwingen, | ich hette ein laster an der hant.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
166, 29
(
thür.
,
1474
):
wy daz er yme unde syner tochter habe nachgegangen unde habe [...] dy geswechet [...] unde habe ym daz zcu schanden unde laster getan.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das ein heiden dis verstunt und darzů kam, das wir dem also verre und also ungelich sint, das ist uns laster und grosse schande.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
got losse uns das laster nyme geschehen, das ein wip über uns richse.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Würt eine͂ ein Or ab gehowe͂ [...] das ist ein grose wu͂d dar zů ein glid verlorn vñ ein oͤwig laster wã er mag bedacht werde͂ ym ab geschnite͂ sy diepstals halber.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 71, 16
(
Straßb.
1520
):
Sunder hast [...] die heilige geschrifft vnnd sant Paulus in das halßysen vnd vff den lasterbangk gestellet.
Adrian, Saelden Hort
2933
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
ús drin ain laster ist sin
[des Johannes]
leben.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1438
):
ob ein sun sinen vatter oder můter anspricht vmb lasterbar vnerliche sachen, die dem vatter oder můter an ir ere treffend.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 237, 7
(
halem.
,
n. 1529
):
dass in der wit beruͤempt viend aller Evangelischen, doctor Eck, uf das schmaͤchlichest mit einem lasterbuͤechle angerent.
Dreckmann, H. Mair. Troja
18, 18
(
oschwäb.
,
1393
):
so must ich ymmer schand und laster haben vor aller der wellt.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Das du ir laster nit weit auß braitest. wann es ainer junckfrawen groß und schentlich zeschetzen ist wa sie geswecht wirt.
Heydn. maister
19v, 12
(
Augsb.
1490
):
sprach zů dem selbe͂ Mir ist mein vaterland ein schmach / aber du bist deÿm land ein laster.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1350
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Auch geschicht menschleicher natur ain schemleiches laster wenn si ainem swachen dinge muz czu gepot sten vnd schol daz eren.
Munz, Füetrer. Persibein
108, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
wem zúe velld ist peschehen | paid, laster oder preyse.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1450
):
schlecht er in aber mit palg und mit swert, damit das das swert auß der schait nicht kumbt, das haist ein lasterschlag, so ist er zu wandl 1 ₰.
Ebd. (
M. 15. Jh.
):
slecht ainer ainn mit aimb scheit oder mit aim stekchen, das ist ain lasterslag.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
si wuͤrden mıͤr pruͤder machen an der můter mein; | das muͤset mıͤr ein groß laster sein.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Gille u. a., M. Beheim
110, 177
;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Gereke, Seifrits Alex.
2734
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
5.
›Fehler, Mangel, Makel an einem Gegenstand; Gebrechen an einem Organ‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Wortbildungen:
˹
2
lasterhaftig
,
lästerig
2˺ ›minderwertig, verdorben‹.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
62, 10
(
Frankf.
1535
):
Laster an denen seind hornfarb / weiß vnd was dem glaß gleich ist.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
E. 16. Jh.
):
lästerhafftige und theils eigenutzige patronos und truckhere funden, wellche ihnen hierinen vorschub [...] thun.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
dann mit lestriger artzniung wirt die frucht die empfangen ist, verwúst.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wer si [ain cappar] seudet mit wein, sô ist si guot für des milzes laster.