laster,
das
;-s/-Ø
.1.
›fortwährendes Verstoßen gegen Tugend und Moral, laszives Verhalten, schändende moralisch-sittliche Haltung; aus solcher Haltung resultierender einzelner Verstoß insbesondere auf dem Gebiet der Sittlichkeit und religiös begründeten Moral‹; im einzelnen kann laster
für Vergehen unterschiedlichster Art verwendet werden, vgl. dazu die bedeutungsverwandten Wörter, die Syntagmen und die Belege; Metonymien: ›Anstoß, Ärgernis in Person‹; ›Gruppe liederlicher Menschen‹ (; a. 1646).Zur Sache:
LThK
.6, 805
Bedeutungsverwandte:
1, , (der
) 2, , 1; 2, , , , , (das
) 1, , , , , , , ; oft als übergeordneter Ausdruck für einzelne Laster gebraucht, z. B. , 2, , 1, , , , , , , 2, 2, 1, 2, (der
) 3, (der
) 1, 1, , , , 1, , , , , , , , .Syntagmen:
(ein / das) l. begehen / bekennen / büssen / dämmen / entschuldigen / fliehen / haben / hassen / lieben / meiden / strafen / treiben / tun / vertreiben / verblümen, jm. das l. ablegen / aufträchen, zumessen; sich nicht gerne blos sehen lassen, ein l. zu gutem keren, etw. ein l. achten; l. von parteien kommen, jm. übel anstehen; sich des l. entladen / schämen, des l. unschuldig (sein); dem l. wiederstehen; im l. leben, in das l. fallen, etw. für ein l. halten / schätzen, jn. zum l. geneigt finden, mit dem l. prangen, mit einem l. behaftet sein, vom l. rein sein, sich vor einem l. hüten; geringes / greuliches / grobes / höchstes / schweres / teuflisches / herschendes / heimliches / offenbares l.; l. des ehebruches / müssigganges, der obrigkeit; kumpan / meister des l., kot / pful / wurzel des l., schar der l.; wegweisung zu dem l.
Wortbildungen:
lasterarznei
lasterbärend
lasterfar
lasterfäule
lasterfeige
lasterfure
lastergesang
lastersang
lastergief
gief
›Tor‹; ), lasterlied
lasterlos
lastersam
lasterschande
lasterschubel
schübel
›Klumpen, Haufen, tölpischer Mensch‹; ), lasterstük
lastersucht
lastertat
lastervol
lasterwerk
Belegblock:
do so der laster gief | Viel in daz abgrunde tief.
[die] der vil lasterlosen [Maria] | alle schande sprechen | [...] | sie were Josephes kon.
Kein Gebrechen / Suͤnd vnnd Laster laͤst sich gern bloß sehen.
Es muß doch hie gelestert sein / | Der sonst von allen lastern rein.
VITIUM. Vntugend vnfrumbkeit vnerbarkeit laster ¶ suͧnd lasterstuͤck vbelthat boͤßheit missethat vnthat lasterthat vngericht boͤßstuͤck mißhandel vnthädtlin schelmerey.
Reprehensibilis, Sträfflich lastersam straffbar gebresthafft ancclägig tadlich scheltbar tadelhafft tadelbar.
Loͤß auff der suͤnden bschwer vnd band, | Vertreib die lasteren zu hand.
Person die Eebruchs laster vberwonden vñ verdampt sind.
Bekehren [...] vor suͤnden sich huͤten / die Laster meiden / widerumb auff die rechte ban kommen.
Drey laster ietzt gemein. D. Keysersperg legt diese laster (geitz, schlemmen und hoffart) also auß.
im Fruͤling meiner Jugendt / | Ich stets die Laster liebt / vnd hasste alle Tugendt.
Gê nâch mir, Sathanas, wan du bist mir ein lastir
[Luther 1545:
ergerlich].
Tragedia lastergesang [...] lastersang [...] lasterlied.
Si han eynen kunig, des lastirs unde des roubis eyn kumpan.
vnd ouch zcuwedirstehen den parteÿen, von den vndir weylen eczliche lastir komen.
da aller laster schar / | Mord / vnzucht / schwelgerey vnd triegen gantz vnd gar | Den platz / der alten ehr’ vnd tugendt hielten innen.
da pegieng er in dem land | all upikait, laster und schand.
Lastergesanck. tragedia oder furstenlastergesanck.
du falldubel, | Du mürfeltier, du herhur, du lasterschubel, | Du kupplerin.
vnd zeucht ein yeder sein laster / wie wir dann all thůn / auff das glimfflichest an / vnd seins brůders auff das haͤfftigest.
Ebd.
334, 28
: des weins hochbegirig / aber das ist warlich vil ein ander geringer laster / dann meines brůders hůrey.
Ebd.
343, 12
: In der [tasche], die jm [mensch] vornen vnder augen hangt / darin ligen ander leut laster / aber in der die zu ruck hangt vnser laster verborgen.
Daher kumpt suma sumarum | Die tötlich, giftig lastersucht. | [...] | Ich sprach: Viel tausent sind verdorben, | An dieser lastersucht gestorben, | Eins bösen todts.
Das weibspild aber zeuget eben | Den wollust, die ergst laster-seucht.
ir wurd umb ir lasterschandt | Alsbald geweiset auß dem landt.
Wol dem, der sich förcht allewegen, | Und keiner lasterthat ist pflegen.
daß sein seel | Nit lasterfol fahr ab gehn hell.
Ich reuch und spüer die laster-fewln, | Leck sie mit meiner scharpfen zungen.
Facinus, ein that / ein laster werck / übelthat.
daß eben viel derselben [Theologi] am meisten in vnversöhnlichem Haß vnd Neid, Ehr⸗ vnd Geltgeitz, auch andern Sünden vnd heimlichen Lastern lebten.
daß in solchem stand wie Adam und Eva also auch wir auf erden dermaßen leben sollen [...]; nicht in hurerei, unlauterkeit, laster und schanden.
Der obrigkeit laster strafen will, der schaue, daß er großen befelich von gott habe.
Disú werdendú ding wil ich ellú liden und wil sú got fúr min lasterberend súnd opfren.
Der nitt won laster füre pfligtt | Und aller tugend sich bewigtt.
Es stat eym lerer vbel an | [...] | Wann er das laster an jm hat | Das vbel ander lüt an stat.
gantz gemain, das soliche gotzlesterung für kain übel noch laster geachtet [...] wird.
man sol setzen einen vogt oder pfleger, der einen gůten lümden habe, der kein laster an im hab als ebruch, furkoͮff, wůcher.
daß man sich vor dem laster der trunckenheit huͤte.
Lasterstuͤck / n Vbelthat. [...] Viel [lasterstuͤck] auff jhme haben.
Wann du bist ye ain v̈bel weib! | [...] | Du böse, laster vaige hawt.
die voͤllikeit auß reichtumbe entspringet vnnd auß voͤllikeit das laster kõmet.
Wilt du in tugenden wachßen. so můstu dich ewiklichen zu weer setzen und an den spitze ston wider die laster.
ez wirt daz end laster var, | wie gar reich der anfanch waer.
Swer dem purger sein aigen chind auz geit ze chontschaft haimlich oder offenlich, [...] der sol den freunten ablegen daz laster.
In aller Chriechen lande | erhal ditz laster
[Raub der Helena]
gross. folgen ihme die siben freyen künst nach, die presentirt er und das laster ligt ihm under den füssen zu boden.
khain sund noch offenbar laster als Eprechereÿ, Hurereÿ vnnd derglaichen, [...] Ihnen [khinder] nit gestatten.
Perez, Dietzin
1, 323, 14
; Stambaugh, Milichius. Zaubert.
11, 9
; ders., Friederich. Saufft.
24, 15
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
173, 1
; Luther, WA ;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
942, 7
; Gille u. a., M. Beheim
245, 36
; v. Birken. Erzh. Österreich ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
97, 6
; Harms u. a., Alberus. Fabeln
69, 8
; Alberus
Q iiv
; Schwartzenbach
E iiv
; 2.
›einzelner Verstoß gegen das Recht, justitiables Vergehen‹; als Spezialisierung anschließbar an 1.Wortbildungen:
lasterbännig
lastersäule
lastertat
Belegblock:
Swer sinen knecht oder sine Dernen mit Růden Sleit zů tote, vnde stirbet se vnder sinen henden, her ist ir scůldich; leben aber eynen tach oder zwene dar nach oder me, so ist her scůldich des lasters vnde nicht des dodes.
ich hab gewalt das laster zu straffen.
Ebd.
bb iijr
: Laster / Crimen.
Peinlich Gericht / Wenn man vmb Vbelthat vnd Laster klagt / vnd begert solche mit Leibsstraff [...] zu straffen.
Reatus [...] Ein schulde / lasterthat.
einen (lasters) halben beklagen.
daz der oder dieselbe [...] in der eißersten gefängnus mit wasser und brod oder offenlicher schandstraff an der lastersaul vor der kirchen [...] gebiesset und gestraft werden sollen.
3.
›ehrverletzende Nachrede, Verleumdung, Schmähung, Beleidigung, Verspottung, Lästerung, die e. P. verbal (seltener: durch eine kränkende Tat) vollzieht oder die ihr widerfährt‹.Phraseme:
jm. dehein laster noch leid tun / zufügen
.Syntagmen:
l. leiden, das l. strafen, ein l. von jm. haben, jm. ein l. anlegen / tun; js. oren lasters erfüllen; jm. zu l. kommen, etw. für das l. geben
(als Strafe), an sein l. denken, jn. mit l. austreiben / hansen / schmähen / verleumden / überziehen, jm. etw. zu l. reden, jm. jn. zum l. aufheben; gottes l.
(Gen.obj.) ›Gotteslästerung‹; falsches l.
Wortbildungen:
lasterbar
lasterbiet
lästeren
lasterhegel
den lasterhegel wetzen
›die Zunge wetzen, lästern‹; Grundwort hegel
›einfaches Taschenmesser‹ zu hagen
›den Zaun, Hag flicken‹; ; a. 1657), lasterhut
lasterlappe
lasterrede
lasterzunge
Belegblock:
das ist nit das erste laster, | das du mir bi dinen tagen hast geton.
Der ehren verletzt. Mit allerley lastern vnd schanden verleumbdt.
daz ir yme von synem vorstorbin vater solliche untad, smeliche, hoenliche unde lasterrede zcu- unde nachgesaget habit.
Meister, diz sprechinde tûstu uns ouch lastir.
Ir sallend für die pitens pflegn, | die euch seien durch echten | und euch valsch laster ane legn.
Lasterperlicher. honsprecherlicher.
Schaw wie Gott solcher Maͤuler schlag, | Und alle Lasterzungen plag.
minú goͤtlichen oren wurden spottes und lasters erfúllet.
der hie an [crúce] starp, der wart mit grosser smocheit und lastere hinnan us getriben.
Er wart [...] | [...] | Vil múrdeklich gehanset | Mit spotte, laster, schmachait.
Es sol ouch dem froͤmden herren [...] niemand dehein laster noch leit, noch dehein widerdries oder smacheit mit wortten noch wergken erbieten noch tůn.
Wenn ein gouch also gucken thůdt, | So gibt man billich solche růt | Vnd strafft gotts laster mit dem blůt.
ald ainer dem andern sin elich wip ze laster uf hept, der git och die vor geschriben bůß.
swa dekain man, [...], von dekaime sinem aitgenoze, [...], dekain dinc redet, daz im ze schaden ald ze laster kunt ald an sin gůt ald an sin ere gan mac.
der dem andern frevelich oder ernstlich sprichet dise scheltwort: ,Diep, boserwicht, ketzer‘ oder ,morder‘, [...] der sol uns geben fúmf phunt [...] fur sin laster.
Zů Hofe gilt er nicht / wa er nicht laster lappen kan yederman anschlagen.
dieweil er mer dann ainmal mit ungehorsam, rebellion und höchstem laster laesae majestatis behaft gewesen.
wen man lobt in valscher weis, | daz wirt her nach ein laster piet.
Pilate, er den hochwirdigen got | Und schaff, das man es für sech, | Das im kain laster nit mer geschech!
Quint, Md. Karl u. Eleg.
1679
; Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
429, 5
; Voc. Teut.-Lat.
s iijr
; Bogner, Die Bezähmung der Zunge,
1977
.4.
›Schmach, Schande, Erniedrigung, moralische Verachtung, die man über ein eigenes beschämenswertes Vergehen oder eine derartige Haltung empfindet oder die jm. durch Übergriffe anderer zugefügt werden‹; als Metonymie: ›auf ehrverletzende Strafe verweisende Wunde‹.Syntagmen:
l. haben / nemen, js. l. ausbreiten / ausschreien / rächen, jm. ein l. bekant tun, sich ein l. auflegen; jm. ein l. geschehen, j. / etw. e. S.
(z. B. dem lande
) (ein) l. sein, e. S.
(z. B. der stat
) l. von etw. kommen; des l. unschuldig sein; jm. zu l. werden, jm. etw. zu l. tun, nach l. werben; ewiges / grosses / schämliches l.; l. der frau / tochter
(jeweils gen. obj.); rache des l
. (ebenso).Wortbildungen:
lasterbank
lasterbar
lasterbecken
Schwäb. Wb., s. u.; a. 1598
), lasterbuch
lasterscham
lasterschlag
Belegblock:
wen durch unsir sunde und durch der bosheit unsir vetir ist Jherusalem und din volk zu lastir wurden allen luten alumme uns.
daz si sollent der scanden nů | van irme namen schinden, | iren namen laessen vinden | altzyt aen laster schame.
mochte ich min frauwe nit betzwingen, | ich hette ein laster an der hant.
wy daz er yme unde syner tochter habe nachgegangen unde habe [...] dy geswechet [...] unde habe ym daz zcu schanden unde laster getan.
das ein heiden dis verstunt und darzů kam, das wir dem also verre und also ungelich sint, das ist uns laster und grosse schande.
got losse uns das laster nyme geschehen, das ein wip über uns richse.
Würt eine͂ ein Or ab gehowe͂ [...] das ist ein grose wu͂d dar zů ein glid verlorn vñ ein oͤwig laster wã er mag bedacht werde͂ ym ab geschnite͂ sy diepstals halber.
Sunder hast [...] die heilige geschrifft vnnd sant Paulus in das halßysen vnd vff den lasterbangk gestellet.
ús drin ain laster ist sin
[des Johannes]
leben. ob ein sun sinen vatter oder můter anspricht vmb lasterbar vnerliche sachen, die dem vatter oder můter an ir ere treffend.
dass in der wit beruͤempt viend aller Evangelischen, doctor Eck, uf das schmaͤchlichest mit einem lasterbuͤechle angerent.
so must ich ymmer schand und laster haben vor aller der wellt.
Das du ir laster nit weit auß braitest. wann es ainer junckfrawen groß und schentlich zeschetzen ist wa sie geswecht wirt.
sprach zů dem selbe͂ Mir ist mein vaterland ein schmach / aber du bist deÿm land ein laster.
Auch geschicht menschleicher natur ain schemleiches laster wenn si ainem swachen dinge muz czu gepot sten vnd schol daz eren.
wem zúe velld ist peschehen | paid, laster oder preyse.
schlecht er in aber mit palg und mit swert, damit das das swert auß der schait nicht kumbt, das haist ein lasterschlag, so ist er zu wandl 1 ₰.
slecht ainer ainn mit aimb scheit oder mit aim stekchen, das ist ain lasterslag.
5.
›Fehler, Mangel, Makel an einem Gegenstand; Gebrechen an einem Organ‹.Bedeutungsverwandte:
.Wortbildungen:
˹2
lasterhaftig
lästerig
Belegblock:
Laster an denen seind hornfarb / weiß vnd was dem glaß gleich ist.
lästerhafftige und theils eigenutzige patronos und truckhere funden, wellche ihnen hierinen vorschub [...] thun.
dann mit lestriger artzniung wirt die frucht die empfangen ist, verwúst.