nuz,
der
;
nutze(n)s/nutze
(letzteres schwach belegt), im Dat. und Akk. auch
nutzen
; die Beurteilung und Zuordnung einzelner Schreibungen ist unsicher aufgrund von Apokope und des Standes der Umlautschreibung; s. ;
Pfeifer
2000, 937
.
1.
›Nutzen, Vorteil, Gewinn‹;
nuz
in diesem Sinne kann unter unterschiedlichen Wertaspekten, in materieller, sozialer, psychischer, religiöser Hinsicht von einer Person gegenüber einer anderen, auf unehrliche wie ehrliche Weise, durch gezieltes Handeln und Täuschung erworben werden. Dementsprechend schwankt die Beurteilung in den Belegen zwischen Anerkennung, neutraler Haltung und Kritik, dies letztere dann, wenn der Urteilende sich durch den
eigenen nuz
des anderen übervorteilt fühlt. In der Mehrzahl der Belege dominiert die negative, selbstbezügliche, egoistische Beurteilung des
nutzes,
den andere (im Unterschied zu jm. selbst) erzielt haben; die neutrale Sicht begegnet seltener.
Phraseme:
sonder allen nuz
(formelhaft);
etw. bringt keinen nuz
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  3,  1, , (
das
1,  2,  5, , .
Gegensätze:
(
der
1.
Syntagmen:
den / seinen n. achten / fördern / suchen / schaffen / haben / klagen, js. n. befördern / verhindern / mindern, n. von jm. nemen, sprache n. zeigen, j. den n. lieb haben, etw
. (Subj.)
der welt n. bringen, weinen keinen n. bringen
;
der n. fürgang haben, gros, jm. angelegen sein, (eigener) n. die leute aussaugen
;
seines nutzes nicht ensuchen
;
ane n. reden, sein tun / lassen auf seinen n. richten, wenig auf seinen n. stellen, jm. durch n. dienen, etw. in seinen n. keren / ziehen, got um seinen (eigenen) n. suchen, um nutzes willen etw. (unter)lassen
(z. B.
die warheit
),
von des nutzes wegen opfer nemen, jm. von des nutzes wegen beistehen, sich eines holzes
›Waldes‹
zu seinem nutze gebrauchen, jm. etw. zu seinem n. nemen, jn. zu n. aufhalten, etw. zu seinem n. geniessen, sich selbst zu n. der gewalt brauchen
;
der n. der kirche, des landes, der leute, der bürger
;
der äusserliche / eigene / grosse / scheinbare / vielfältige n
.;
des nutzes ziel
(gen. explicativus);
der bejag, die hofnung des nutzes
.
Wortbildungen:
nuzheit
›Eigennutz‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Nutz nuͤtzigkeit fuͤrstand frummen gedeyhen nuͤtzbarkeit vorteil vorrath.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer seinen nutz vnd vortheil nicht achtet / der hat ein Wurm im Hirn.
Ein Weiser verstaͤndiger Man sol alle sein thun vnd lassen allein auff sein nutz vnnd Wolfahrt richten.
Luther, WA (
1527
):
denn wer den nutz wil haben, der tregt auch billich den schaden.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ein angist uns ouch genant is | in latine: timor utilitatis. | daz sprichet zu dute di notzheit.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 45, 19
(Hs. ˹
md.
auf
nd.
Grundl.,
v. M. 14. Jh.
˺):
Wil aber er [biderbe man] sie betrüben vil | und setzen nach ir nutzes zil, | [...].
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
[Der burger] liez machen stalle, | Daz sin vie mit alle | Da solde bliben nacht und tac | Durch der nutz bejag.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Suochest dû got und suochest dû got umbe dînen eigenen nutz oder umbe dîne eigene sælicheit, in der wârheit, sô ensuochest dû got niht.
Strauch, Par. anime int.
112, 12
(
thür.
,
14. Jh.
):
der also getruwe sî daz he sines nutzis nicht insuche.
Küther, UB Frauensee
202, 35
(
thür.
,
1435
):
des [holczis] sich das closter also underwynden unde zcü syme notcze gebrüchen sal.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
211, 21
(
thür.
,
1474
):
unde daz gelt des abekauffens zu seynem nutz unde henden ym zu schaden unbillichen genomen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
3, 47
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
als vil frumens und nucz pringt dem menschen sein selbs erkantnuß, als vil und mangen schaden und ubel pringt im sein selbs unbekantnuß.
Schorer, Sprach-Verd.
9, 24
(
1643
):
wer [...] aus hoffnung eines Nutzens / vngeachtet der Ehre Gottes [...] wider Gewissen gehet / der hat gewiß kein Heyl.
Goldammer, Paracelsus
2, 281, 26
(
1530
/
5
):
der leiblich arbeiter ist der ehe undterworfen, [...], wann sein geist ist christlich und die ehe auch, und seindt beide arbeiter zu eußerlichem nutz
(im Unterschied zu
arbeiten im wort gottes, im apostelampt
).
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1501
):
wo der nutz grosser ist, dann der schad, das dann der nutz furgang haben [...] solle.
Heydn. maister
7r, 14
(
Augsb.
1490
):
Du solt nit wainen / dann waÿnen kein nucz pringet.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Dir wurt der nutz und mir die mühe, | Dir wurt das flaisch und mir die brüe.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Der schraib sich künig zu Franckreich und hett doch nicht mehr davon, dann sunder allen nutz den künigklichen titel.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
habt îr von uns icht nucz genoͤmen, | es mag euch wol ze reun choͤmen.
Qu. Brassó
5, 461, 21
(
siebenb.
,
1613
):
so sucht der Geczy nit des Bathory Bleiben, sondern seinen eignen Nutz.
v. Ingen, Zesen. Ros.
82, 32
;
Jostes, Eckhart
83, 8/10
;
Ralegh. America iiijr, ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
14, 1
;
16, 36
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
178v, 6/17
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 6, 11
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Wyss, Luz. Ostersp.
92, 2124
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
73, 10
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 253, 25
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
59, 21
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
65, 30
;
Vgl. ferner s. v.
2
, ,
3
 21.
2.
›Wirkung, Funktion e. S.‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Franck, Decl.
341, 13
(
Nürnb.
1531
):
der fuͤrtreffenlich artzt erklert / das der nutz vnd frummen deß weins kan der goͤtter gewalt außoͤrtern.
Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci
122, 14
(
önalem.
,
v. 1478
):
der nucz siner wort erweichete freffeler lùt gemuͤt ze rùwen.
Ebd.
124, 5
:
vnd (die) wissagung des geistes vnd der nucz der zeichen vnd die erofnung, die im von gott wart geton, daz er [...].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der nasen nutz ist auch, daz der mensch den âtem zeuht durch die nasen und daz er dâ mit niest.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›Gemeinwohl, dem Menschen schlechthin, bestimmten Menschengruppen, speziell sozialen Gruppen als Benefizienten zuerkanntes, im jeweiligen Argumentationszusammenhang des Quellentextes unbestrittenes Recht auf Wohlergehen, Ordnung, Förderung; Verpflichtung aller textlich Betroffener zu entsprechenden (dem Gemeinwohl dienlichen) Handlungen‹; dies steht teils unter der Voraussetzung, daß die soziale Realität dem
gemeinen nuz
nicht entspricht; vgl. die Syntagmen. Als Benefizienten erscheinen:
menschen
(s. v.  57),
reich, volk, stat
(
die
) 3,
land
10,
gemein
(
die
) 2; 3,
kloster
1,
convent
1,
arme leute, siechhaus, brüder
2; 3; 4; 5,
1
bürger
2 (meist auf kollektive Größen bezogen).
Rechtstexte, Lehrschriften, auch berichtende Texte.
Phraseme:
der gemeine nuz
›Gemeinwohl‹ (dicht belegt); metonymisch: ›
fiscus, regiment
als das den
gemeinen nuz
repräsentierende Organ sowie dessen Besetzung‹.
Bedeutungsverwandte:
 2345,  78,  1, , , .
Gegensätze:
a; b; c.
Syntagmen:
den gemeinen n. fürdern / pflegen / plündern / verheren,
˹
den gemeinen n. des volkes arbeiten, dem eigenen leben den gemeinen n. fürsetzen, den gemeinen n. mer gelten lassen als das eigene gesuch
˺ (jeweils als Handlungsverpflichtung),
die freunde lieber haben denne den gemeinen n
.;
der gemeine n. im regiment bestehen, schwach werden
;
dem gemeinen n. etw. ersprieslich sein, dem gemeinen n. dienen / fürstehen
;
etw. in des klosters n. tun, nach dem gemeinen n. trachten, etw. zu js. n. stiften, zum n. des menschen gebrauchen
;
der gemeine n. der brüder, des conventes, der stat
;
die erhaltung / liebe / rettung / schirmung / merung / fürderung, die amptleute des gemeinen nutzes
;
dem gemeinen n. unschädlich / unverdrossen
;
das aufsehen auf den gemeinen nuz, die bosheit wieder den gemeinen nuz, dem menschen zu n
.
Wortbildungen:
nüzlich
7.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der gemeine Nutz bestehet im rechtmaͤssigen Regiment der Obrigkeit / vnd im getrewen gehorsamb der Vnterthanen.
J. W. von Cube. Hortus
81, 9
(
Mainz
1485
):
daz nichtes an dem ochsen oder rynt sy eß werde gebrucht zuͦ nutz dem menschen.
Schottenloher, Flugschrr.
30, 6
(
Mainz
1523
):
Der Ritterschafft brüderliche vereynigung, [...] Gott zu lob, unnd dann fogendt merung gemeynes nutz, auch fürderung Fridens und Rechtens uffgericht.
Köbler, Ref. Wormbs
138, 33
(
Worms
1499
):
vnser Stat Amptlüte oder Scheffner des gmeinen nutzs genant fiscus. soͤllen nit schuldig syn Jnuentariu͂ zu machen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
422b, 24
(
Frankf./M.
1649
):
Jch sage aber dz meine Meynung [...] so wohl dem Besagten / alß dem Besager vnd dem gemeinen besten nuͤtzlicher vnd ersprießlicher seye.
Küther, UB Frauensee
119, 1
(
thür.
,
1349
):
so soilde diselbe guilde ewicliche ledig und loͤs gevalle in unse sıͤchhus zu eime gemeinen nutze unsis conventis.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
unde satzte nawe recht unde gesetze[...], unde arbeite den gemeynen nutz des volkes.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. (o. O.
1532
):
Wann nymant gezimpt, den vbellthattern jr bossheit wider gemeinen nutz vnnd fromen Leutten zu nachteill mit vnwarheit bedecken [...].
Ders. u. a., Bamb. Halsger. Corr. (
Bamb.
1507
):
vnnd sich derhalb [...] ein offenntliche todstraff gepuret, die der werntlich richter ans lieb der gerechtigkeit vnnd gemeines nutz willenn furzunemen genaigt.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Lieber vatter, empfaend das guot, das uns got gesant hatt, und tund es in des closters nucz!
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 555, 15
(
Hagenau
1534
):
Darumb ist das ein recht geschaffener weiser man / welcher hier inne ehrlich und wol handelt / und lest ym ehre und gemeynen nutz mer gelten / denn sein eygen gesuch.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
das si [...] zuͦ ufenthalt, schirmung und rettung irs vaterlands und gmeinen nutz etwa stür, brüch und reiscosten anlegen müssen.
diewil alle thier uf erdtrich und der visch im wasser von Gott dem allmechtigen zuͦ nutz und ufenthalt dem mentschen gmein geschaffen sig.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1528
):
werden wir mit der zytt mit den bruͤdern [...] handlen, was billich und zimlich ist zuͦ fürderung gemeines nutzes und erhaltung der armen.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
26, 18
(
Zürich
1521
):
Der nienar vff ein vffsehen hat dann vff gemeinen nutz / facht nit liederlich ein krieg an.
Sappler, H. Kaufringer
31, 18
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
sie sollten raten, das wär mein ler, | der statt gemainclich nütz und er.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
107, 9
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wie vil menschen den nuͤtz der gemain habent furgesatzt iren aigen leben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
2. H. 17. Jh.
):
ain spitall in der ehr der heiligen junkfrauen Maria, zu nuz der durchreisenden gestift, auf daß sie daselbst einkeren.
Thür. Chron.
5v, 26
;
10r, 24
;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Franck, Klagbr.
225, 11
;
Gilman, a. a. O.
1, 86, 10
;
Koller, Reichsreg. Albr. II.,
176, 2
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ;
Haas u. a., a. a. O.
14r, 21
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
53, 59
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Vgl. ferner s. v.  2.
4.
steht formelhaft dicht belegt in der Verbindung
nuz
und
(ge)wer(schaft)
für ›tatsächliche Nutzung, Bewirtschaftung eines immobilen Gutes‹; das Erstglied der Formel meint die Nutzung des Gutes (ohne Betonung des Rechtsstatus); das Zweitglied betrifft die rechtliche Sicherung der Einheit; vgl. dazu Formulierungen im Belegumfeld wie
jar und tag, laut einer freiheit, gerichtes hand
und Nennungen wie
brief, urkunde, grundbuch, recht, erbschaft, erzeugen
.
Gehäuft ˹oobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte˺.
Phraseme:
nuz und (ge)wer(schaft)
.
Syntagmen:
n. und gewer innehaben, herbringen
;
etw
. (Subj.)
in n. und gewer sein, j. etw. in n. und gewer haben
(z. B.
ein gut
)
/ bringen
(z. B.
ein leibgedinge
),
j. e. S
. (Gen.)
(nicht) bei / in n. und gewer sitzen, j. e. S
. (Gen.)
in n. und gewer gewesen sein, j. jn. (des gutes) bei / in n. und gewer setzen, j. etw
. (z. B.
eine hofstat
)
aus seinem n. und gewer in js. n. und gewer aufgeben / einantworten, etw. (das gericht) mit n. und gewer herkommen sein, j. jm. etw. zu n. und gewer geben
;
n. und gewer mit allen eren / wirden
;
der billiche / rechte n. und gewer
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
hat er iz [lipgedinge] in nuͦz vnde in were gebracht, §  vnde is der lien here tot, her muͦz iz selbe sebende irzuͦgen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz guot habe drîe zelgen. Der êrste zelge ist nutz, der ander zelge ist lust, der dritte zelge is zimelicheit.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1558
):
heuser, die wir mit vorwissen unserer oberkait also in gegenwürtigen nutz vor den passauischen vertregen verwendet.
Wutzel, Rechtsqu. Eferding
9, 6
(
moobd.
,
1415
):
wes ain pürger mit pürkchrecht mit gerichts hanndt rechtleich jar vnd tag in stiller nücz vnd geber siczt mit rechter erbschaft oder mit chauf, der schol hinfuer dabei beleiben.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
91, 12
(
moobd.
,
1441
):
wes der egenant abbt und sein goczhaus zu Koͤtweig von alter her nach laut seiner freiheit in nucz und gewer sey gewesen, dacz der abbt dabei beleib.
Hör, Urk. St. Veit
216, 30
(
moobd.
,
1442
):
[Wir haben] die hofstat [...] ingeantwurt vnd auffgeben aus vnser nucz vnd gewer in ir nucz vnd gewerschaft mit allen den ern, wirden, rechten, nuczen vnd gulten.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1468
):
so wirdet auch dieselb Wikchendorfferin der obgenanten stukch und gemech nach lautt desselben übergabbriefs in unserm gruntpuch pillich nucz und gwer pracht.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Ez verantwurt nyemant ain gût mit recht, daz ain ander man in nucz vnd in gwer hat.
Ders. u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
wer seins perkrechts ain jar und ain tag unversprochen pei ainem inner landes wonhaft in nuz und gewer gesessen ist, [...], der ist hinfür gemainklich geruet.
Küther, UB Frauensee
166, 33
;
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
168, 20
;
Herzog, Landsh. UB
512, 17
;
Hör, a. a. O.
76, 35
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  2.
5.
›Ertrag jedweder Art, der aus einer handwerklichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen, bergbaulichen, kaufmännischen Tätigkeit oder aus einer rechtlichen Position heraus erarbeitet, erwirtschaftet, eingenommen, erhoben wird‹; im einzelnen: ›Einnahme‹; ›Einkommen‹; ›Rente‹; ›Miete‹; ›Zins‹; ›Gewinn‹; speziell: ›Jahresertrag aus einer bäuerlichen Tätigkeit‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld, oft in Pertinenzformeln):
1
 2, (
das
), , , ,  3,  2, ,  2,  3, (
die
12,
1
 1, (
das
1,  4 (subst.),  2, (
die
3, ,  3, (
das
6,
1
,  1,  4, , , , , .
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
(den) n. begeren / (ein)nemen / innehaben / schaffen, ein grund n. ertragen
›einbringen‹,
(keinen) n. haben, x nuz
›Jahresertrag‹
innehaben / brauchen, jm. den n. ordnen / verbieten
;
der n
. [woher]
kommen / entspringen, von einem ampte fallen, jm. gehören, etw
. (z. B.
einkommen
)
an den n. wenden, die palme durch den n. schneiden, eine stat in den nutzen unbeschädigt / unversert bleiben, ein stük mit n. innehaben
;
der n. des bergwerkes
;
der gute n
.

Belegblock:

Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
wir [...] sullent [...] inne nemen alle die felle, ungelt, nutze und renten.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
Von welchen [leibeygene Kinder] die Hispanier grossen Nutzen schaffen / denn sie sie in den West-Jndien fuͤr viel Cronen verkauffen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
daz si [balme] cleine si und hoch wechset und daz man si snidet in der rinden durch den nuͦtz, nach huͦndert jaren gibt sie frucht.
Ebd. 8:
die palmen wirt sniten durch sin nutz der frucht, also tut daz gebet: swanne iz undersniten wirt mit den trenen, so stiget iz ie mer und mer zu gote wert.
König-Beyer, Reichenb. Stadtb.
2, 23
(
nböhm.
,
1543
):
bis gedachter Symon Moller seiner gnaden [...] alle des eynkohmens der gmeyne vndt seins wider aus gebens, so er an arm vnd reich notz vndt frohmen gewandt, gnugsame rechschaft thue.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Vil mancher lyhet gelt uff ein huͦsz | vnd nympt van dem die nutz.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
es ist oͮch ein nuwes ufgestanden, das die bischof nement den ersten nutz von jegelicher kirchen, die lidig wirt.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1367
):
so sol graf Ruͦdolf inn sitzen in gewer der vesti ze Arberg, luͥten und guͦtes [...] und sol die nuͥtze alle nemen, korn, hoͤw, stuͥren.
Jörg, Salat. Reformationschr.
653, 6
(
halem.
,
1534
/
5
):
zuͦ Widnow jm Ryntal / hielltend die secter / den herren von Ems jren zeenden gwallticklich vor / und verbutend jnen hie dishalb Ryns / all jr zins / jngan / rennt, nütz und güllten.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1312
):
Wir haben ir oͮch dú vorgeschribenen guͤter ze koͮfenne geben [...] mit allem rehte, ehafti und nutze.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
wo der acker emsklich gebuwen wiert, das ist gemainklich der nutz, wiert oͮch númer bringen abbrúchenlichait.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wer die arbeit schewet / der muß auch deß nutzens manglen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1625
):
so mag er [...] ein reit auffachen und drei nucz inhaben und brauchen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
all zwirchpäch mit allen rechten, nuzen, freihaiten und peen sind des gotshauß im Neunperg nach laut irer brief.
Große, Schwabensp. ;
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
338, 6
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 176, 21
;
300, 5
;
Gille u. a., M. Beheim
328, 598
;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Merz, Urk. Wildegg
54, 39
;
66, 9
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Heydn. maister
20r, 22
;
Bastian u. a., Regensb. UB
37, 8
;
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
166, 23
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
43, 1
;
Vgl. ferner s. v.  4, .
6.
›über Schriftwerke, Künste u. dgl. vermittelte, der Erweiterung und Hebung des Kenntnis- und Einsichtsstandes sowie der Schulung und Entwickung der Handlungsbefähigung e. P. dienende nützliche Lehre‹ (teils entsprechend dem
utile
der Rhetorik).
Seit der 2. H. des 15. Jhs.
Bedeutungsverwandte:
, ,
2
 24.
Syntagmen:
den n. betrachten, die fabeln, ein buch n. schaffen, die schrift n. geben, j. n. aus einer materie schöpfen
;
n
. (Subj.)
aus einer kunst kommen, der n. sein, das [...]
›darin bestehen, daß [...]‹;
des nutzes fassen
;
die väter durch n. beschauen, tabellen zum n. der zeiten verfassen, die wolmeinung zu des nächsten n. gebrauchen, dem leser zu n. etw. verdeutschen
;
der n. des lesers
(gen. objectivus),
der n. der astronomie / prophezei / kunst, der historien
;
der grosse / gute / reiche n
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
89, 2
(
um 1571
, Hs.
1615
):
Vonn dem Nutz vnd wirdigkheit der Astronomey. [...] sy lehret den Menschen grundlich erkhennen vnnd weiset das Rechte Gnoti seauton.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
20, 22
(
Magdeb.
1608
):
es [buch] solt etwas mer nutz schaffen / denn vnser weitberuͤmbter Landsman Eulenspiegel.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Das si di alden veter gut | Beschoueten an ir demut | Durch nutz, durch bezzerunge, | Der tugent merunge.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
29, 35
(
Frankf./M.
1550
):
vnsere Fabeln [...] preisen sein lob vnd ehr / leren tugend vnd gute sitten / vnd bringen grossen nutzen.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
dis ist ein nutz dieser Prophecey des Propheten Esaiæ.
Opitz. Poeterey
9, 26
(
Breslau
1624
):
kuͤnste vnd wissenschafften / von welchen man rechten nutz vnd ehren schoͤpffen kan.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Derowegen ich [...] selbige Tabelln (allen [...] Zeiten / zu nutz; [...]) in dieses Compendium verfasset.
von dem 4ten [Werck], so in gerechneten Tabeln / den nutz und brauch / der allbereit erbawten Kunst / weyset.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Waz aber nucz | Und wider drucz | Von diser kunst bekomen, | Do merket van: [...].
Roloff, Brant. Tsp. Widm.
51
(
Straßb.
1554
):
Dieweil [...] die materi lustig ist zuͦ lesen / und vil nutz drauß kan geschoͤpfft werden.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 48, 65
(
Luzern
1616
):
ein iedes daruß fassen mag | Guͤtts nutzes vnd der leeren vil.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Vorred [...], darin kurz angezaigt der nutz der historien.
Schöpper Vorr. a ;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
21, 15
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 28
;
v. Keller, Amadis ;
Böhme, Morg.R.
17, 16
;
Gille u. a., M. Beheim
96, 41
;
Bauer, Geiler. Pred.
472, 11
.
Vgl. ferner s. v.  3.
7.
›dem Menschen aufgrund eigener Verdienste (z. B. durch Überwindung religiöser Anfechtungen, Abwehr falscher Gedanken, Beten, Messehören, moralgerechte Erziehung der Kinder,
gute werke
) zuteil werdende Läuterung; geistlicher Lohn, ewiges Seelenheil‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1c; 6, , ,  2, (
das
45,  2, (mehrmals), .
Syntagmen:
nütze erzälen, den rechten n. erkennen, die guten werke n. tragen, die anweige / übung n. bringen, das liecht der geistlichen wirdigkeit
(Dat.obj.)
n. bringen, ein buch der sele
(Dat.obj.)
n. tragen, fremde gedänke keinen n. bringen
;
n
. (Subj.)
den menschen kommen
;
got etw. durch unseren n. tun, der geminte etw. mit nützen versünen, j. um n. der sele
[wohin]
kommen, das leiden zum nutze geordent sein, dem gemüte zu n. etw. einsetzen, die keuschheit der kinder den eltern zu n. kommen
;
der n. der abgescheidenheit, der werke, des wortes, leidens Christi, beschauliches lebens, der abgescheidenheit, der n. der sele, des menschen
;
der n. in der gemeine
;
der ewige
(mehrfach)
/ grosse / hohe / rechte n
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
swaz dû mit gote suochest, daz enist niht
[›ein / das Nichts‹],
swaz ez joch sî, ez sî nutz oder lôn oder innerkeit oder swaz ez joch sî, du suochest niht
(›nichts‹; vgl. die Anm. des Hrsg. zur Textstelle).
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Wer nû volkomener abegescheidenheit adel und nutz merken welle, der neme Kristî wort war, diu [...].
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
71, 37
(
omd.
,
1487
):
dye kewscheitt vnd reÿnigkeitt
[der
kinder
]
halden kompt eldern auͥch zcu nuͥtz vnd seligkeitt.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
worinne der Nutz des Leidens CHristi vns zugebracht werde.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie Got [...] geordent het alle liden zuͦ ewigeme nutze eines iegelichen menschen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
86, 26
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Es sint oͮch ander vil nuͥtzzen beschoweliches lebens.
Ebd.
169, 17
:
so muͦs der mensche vswerfen [...] alle die froͤmden vnd vsren [...] gedenke, die enhein nuͥtz noch guͦt bringent.
Sappler, H. Kaufringer
22, 11
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
was im die guoten werk sein | nutz und frum möchten tragen.
Ebd.
26, 39
:
wer rechten nutz des leidens erkannt, | der sollt es geren von gottes hant.
Bauer, Geiler. Pred.
75, 24
(
Augsb.
1508
):
leg es an uͤbung / so wirst du innen daz es dir nutz bringen würt.
Andreae. Ber. Nachtmal
74r, 14
([
Augsb.
]
1557
):
ein anders ist es gesagt / Das flaisch ist kain nutz / vñ ein anders / Das flaisch Christi ist kain nutz.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
183, 15
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Soleich menschen süllen czu erczney [...] merkchen, wye so grossen nucz yn prëchten söleich enczig anweig.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
162
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Gepet wie daz gote genëm sey. Gepet, waz nuczes daz bringet.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
5, 11
;
Reu, Süddt. Kat.
1, 706, 7
;
Strauch, Par. anime int.
65, 2
;
Sermon Thauleri
7vb, 4
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
18, 76
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 40
;
Strauch, Schürebrand ;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O. Vorr.
71
;
Bauer, Imitatio Haller
82, 9
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
1, 14
.
Vgl. ferner s. v.  1.