aufrücken,
V.,
meist rückuml.
1.
›etw. (z. B. eine Mauer) höher ziehen, erhöhen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Preuss. Wb. (Z)
1, 251
(a.
1495
).
2.
›jm. etw. aufbauen, errichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  4.

Belegblock:

Struck, Cist. Marienst.
857
(
mosfrk.
,
1429
):
indem sie das Haus gebaut und wiederhergestellt (
uffgerucket
) haben (Regestbeleg).
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
/
80
):
kam kunig Ruprecht gen Nüremberg, da [...] ym von stund an eyn gestul auff dem marckt auff geruckte warde.
3.
›etw. in die Höhe ziehen, aufziehen; jn. (auch: ein neugeborenes Tier) aufrichten, in Bewegung setzen, aufschnellen lassen‹ (letzteres ütr.).
Gegensätze:
vgl.  2 (zur 1. Var.).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
haben sie dieselbe im stich gelassen und sein in die schantz gewichen, haben auch die brücken in der schantz aufgerücket.
Pyritz, Minneburg
1815
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ez tut mich dicke uff rucken, | So swinde zu im drucken, | Daz mir der lip derehtzet.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Der pelichan mit seinem plüt | Die jüngen sein erkückt, | Der leb aüf rückt, | Sein jüngen gancz verdruckt, | Die er mit stim, geschrey aüf zückt.
4.
›jn. in eine höhere soziale Stellung bringen; jn. zu etw. erheben, jn. erhöhen‹.
Md./nobd.
Bedeutungsverwandte:
 2, (s. v.  1),  14, ; vgl.  2,  8.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
want die uch woulden unteren, | die hait hie [god] gedrucket | ind uch upgerucket | weder in uren alden stait.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Erheben. Auffruͤcken / beruͤhmbt machen / Adelen / Edel machen / zu grossen Ehren bringen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sam tustu uf der erden | Nidern machen swer in guf | Lebet, und ouch rucken uf | den armen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
dy taberiten [...], dy hatten eynen koning uff gerucket.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
qwomen zu eyme molner, der etzwas enlichen was marggraven Woldemar, unde ruckten den uff unde machten on zu eyme fursten.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Spötlich wart sich vor dir gepuckt, | Warst dar nach frefflich auff geruckt, | Furs follck gefurt.
5.
›etw. (in seinem Ansehen) fördern, emporbringen, erhöhen; etw. hoch ansehen, schätzen‹.
Md.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 35.

Belegblock:

Altmann, Wind. Denkw. (
wmd.
,
um 1440
):
das man daz recht wider ufrucke.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
dat buschdom van Coellen, dat sere versetzt ind hoichlich mit schulden durch sin vurfaren besweirt was, hait hei getruwelich widderumb upgeruckt.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Obs
[Fabeln dichten]
wol zum ersten wirdt geschmeht | [...] | So wirdts zu letst doch auffgeruckt, | Vnd thuts zu ehren hoch erheben.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Enden muz sich die unvlat, | Alle bosheit wirt verdruct, | Vurende zwar uf geruct | Ewige gerechtikeit.
6.
›etw. gründen, einrichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
288, 25
(
thür.
,
1474
):
Deshalbin sy eyn nuwe schefferye alda nicht uffgerugken mogen.
7.
›jm. etw. vorwerfen; jm. etw. vorhalten‹.
Beleghäufung im Md. und Nobd.
Bedeutungsverwandte:
 25,  2,  5, ,
1
 13, , , , (s. v.  2); vgl.  3,  9.
Syntagmen:
jm. böses, das gebrechen / wort, die ehefraue / ere / gotheit / missetat / predigt / unlust / unwissenheit a.
Wortbildungen
aufrückung
2 (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Kuͤnd jhr uns unser ehefrawen auffruͤcken, die wir doch fuͤr Gott mit gutem gewissen und fuͤr der welt nicht als unser huren, sondern als unser ehefrawen bekennen.
Ebd. (
1530
):
Ich habe offt gedacht, ich wollte unserm herre Gott auffrucken so viel predigt und schreiben.
Ebd. (
1536
):
haben im seine Gottheit auffgeruckt und gehalten pro Teuffelkeit.
Ebd. (
1558
):
DAsselbe wort mus man Gott auch auffrucken und sagen.
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 20, 15
(
Wittenb.
1545
):
[Narr] gibt wenig / vnd rücket einem viel auff / vnd schreiets aus / als ein Weinrüffer.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
163r, 36
(
Leipzig
1588
):
das offters der vberwinder dem vberwundenen nicht viel auffzuruͤcken noch fuͤrzuwerffen hat.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Ruck sein missethat | Niemand auff, wer sich bessert hat.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1648
):
allermassen niemand das wolgefallen kan / was er nicht verstehet / und ihm gleichsam seine Unwissenheit aufruͤcket.
Goedeke, Fischart. Landlust
176
(
Straßb.
1579
):
Wer will dann nun bei gdachten stucken | Dem winter sein unlust aufrucken.
Luther, WA f.;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Haltaus
64
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 251
;
Lindmeyr, Wortsch. NT. ;
Schütt, A. Petris Bibelgl.
1908, 19
.
8.
phras.
ane aufrücken
›ohne Verzögerung, sofort, auf der Stelle‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1; (s. v.  18), (s. v.  4), (s. v.  1), , (s. v.  1), , (s. v.
3
 5), (s. v.
3
 11), (s. v.  6).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
on saumnuß on außred on eintrag on uffhalten stehends fusses on vffruͤcken on hinlegen on verzug.
9.
›jn. verschleppen‹.

Belegblock:

Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
311, 1
(
moobd.
,
um 1385
):
do si dy prediger der warhait, daz ist den roͤmischen pischof Liberium [...] und den erczpischof Lucifeͣr von Sardini und den Euseby von Verczell aufgerukcht haben.