glanz,
der
;
-es
, auch
(Ekthlipsis)/
glänze
(vereinzelt, bei
Luther
häufiger; s.
Dietz, Wb. Luther
).
– 2, 3 und 4 als Ütr. zu 1 auffaßbar.
1.
›Glanz, Licht, Helligkeit, das Glänzen, Strahlen, Leuchten; einzelner Strahl, wie er von einer Lichtquelle (oft der Sonne), als Widerschein von Gegenständen ausgeht oder als unverursacht existent angesehen wird‹; Ütr.: ›einer Lichterscheinung verglichenes Phänomen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, (
der
1,  1, (
das
16, (
der
4,  2,  5; vgl. (
der/das
),  1,  1,
2
, .
Syntagmen:
einen g. gewinnen / geben, kupfer g. machen, die sonne jm. g. gönnen, e. S. einen g. von sich geben
;
der g. vom himmel scheinen, aus dem herzen erscheinen, dem auge zu stark, eine finsternis sein, gegen jn. brehen, durch das glas gehen, nicht materie sein
;
durch den g. e. S. die welt entdecken
;
der g
. ˹
der sonne, des liechtes
, jeweils mehrfach˺,
des himmels / feuers / smaragdes / steines, der stralen, aus dem regenbogen, um das haupt, von dem liechte, vom golde, glänze von der sonne
;
der adelliche / ausbrehende / ewige / geringe / grosse / helle / lautere / rechte / scheinende / silberne g
.;
die klarheit des glanzes
;
schuppen mit g
.
Wortbildungen:
glanzächtig
,
glanzblume
,
glanzet
,
glanzheit
1 (dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Splendor. Scheyn glantz glitz glast strohl clarheit.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
93
(
pfälz.
,
1436
):
das die sele siecht jn sehenlicher vorbildunge zu glicher wise als das liplich aüge jm glantz des liechtes.
Schmitt, Ordo rerum
465, 25
(
rhfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Fuluedo glanczheit [...] glanczunge [...] glenczi [...] glancczekeyt [...] glanczikait.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
52, 17
(
Frankf.
1535
):
Man mag jn [Smaragd] auch poliren [...] so gewinnt er seinen lautern glantz.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 7
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Unser sengse geet für sich: weiß, swarz, rot [...] und allerlei glanz blumen
[Var:
glanzblumen
]
[...] hauet si für sich nider.
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A vr, 14
(
Leipzig
1625
):
sahe ich einen Adler / dessen Schnabel vnd Fluͤgel sehr hellen Glantz von sich gaben.
Ebd.
A vijr, 14
:
ein so heller Glantz / so auß des Angefochtenen Hertzen erscheinet.
Opitz. Poeterey
32, 33
(
Breslau
1624
):
Wann Titan morgen wird sein helles liecht auffstecken / | Vnd durch der stralen glantz die grosse welt entdecken.
Stackmann u. a., Frauenlob
4, 6, 2
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Die forme, die der spiegel nimt, die ist nicht ganz | noch der glanz uz dem regenbogen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
dis golt das wir bi diser minne nemen, das ist so gepaliert und glisset, das man es vor siner klarheit kume mag an gesehen. Der glantz ist den oͮgen ze stark.
als der glantz und die sunne in irem rade ist dem kranken oͮgen ein vinsternisse.
Wyss, Luz. Ostersp.
10293
(
Luzern
1545
):
wir hants nit gsen alein, | wie ein glantz vom himell scheyn | mit erschüttung dess ertrichs herab.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
das golt, in dem der adler gefigurirt ist, tut uns die claren, götliche schone und kosperlichkait, des scheinenden ewigen glantz clarhait und aller kosperlicher lauterkait
[ohne zweiten Prädikatsteil].
Maaler (
Zürich
1561
):
Glantzaͤchtig. Radiosus.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
206
(
schwäb.
,
1453
):
Dar in [gezelt] so lucht der sunnen glancz, | Als ob es alles fürin wer.
Henisch (
Augsb.
1616
):
dieweil er schupen hat mit silberem / glantz ein Meerfisch.
Dem glantz soll man nit trauen
(auch zu 5 stellbar).
Munz, Füetrer. Persibein
15, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Zue mittem annger sehen | thetten si ainen stain, | des glanntz gen in gunnd prehen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
657
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 schwartz gelacte glantzete indianische lehre schaiden.
Froning, Alsf. Passionssp.
234
;
6336
;
Belkin u. a., a. a. O.
52, 21
;
Gille u. a., M. Beheim
111, 241
;
Schmitt, a. a. O.
10, 29
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›herausragende, vollendete Schönheit, Qualität, Vollkommenheit sehr unterschiedlicher konkreter und abstrakter Bezugsgegenstände‹; speziell: ›Klarheit, Helle der Erkenntnistätigkeit‹; mit letzterer Nuance offen zu 3.
Gehäuft poetische Texte, teils religiösen oder didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
e. S
. (z. B.
der poesie
)
einen g. geben
;
der g. (der rede) etw. besser machen
;
der tag mit g. weichen
;
der g. der blumen
(mehrfach),
der schöne / jungfrauschaft / welt / verständnis / warheit, der gewelbe
;
der anscheinende / liechte / ungeschminkte g
.
Wortbildungen:
glanzheit
2 (bezogen auf
adelar
1).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
daß keine böse Sache | der angeschminkte Glanz der Reden besser mache!
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 7
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
allerlei glanz blumen und gras hauet sie
[
sengse
›Sense‹]
für sich nider, ir glanz, ir tugent, ir kraft nicht geachtet.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 14, 13
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
min cleider bliben ganz | an allen bruch, an allen wanc, an allen schranz, | vin unde luter, schöne ob aller schöne glanz.
Opitz. Poeterey
29, 30
(
Breslau
1624
):
Dann sie [epitheta] den Poetischen sachen einen solchen glantz geben / das [...].
Ebd.
53, 26
:
das sie [gemuͤter] [...] vnserer Muttersprache die hand bietten / vnd jhrer Poesie den glantz / welchen sie lengest hette kriegen sollen / geben werden.
Pyritz, Minneburg
5292
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Do ich dez werden adelarn | Glantzheit sach so hoch uff varen | In eren.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
666
(
schwäb.
,
1455
):
So wäh ist ir [gewelbe] gelancz | Mit mancher hand gezier.
Ruh, Bonaventura
329, 16
(
oschwäb.
,
2. H. 15. Jh.
):
im weg der erleüchtung da ist zemergken, wie der glantz der verstantnüß durch betrachtung ist wider zepiegen.
Ebd.
339, 13
:
sich an den glantz der warhait durch ain schawend aug.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der glantz / so von der Weisheit gehet / verlöschet nicht.
Klein, Oswald
37, 42
(
oobd.
,
1417
?):
emphangen | sind die liechten glënze
[der
blümlin
],
| Von manger varbe.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
166, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Do nun der tag mit glantze | wolt weichen hin.
Pyritz, a. a. O.
5284
;
Stackmann u. a., a. a. O.
14, 25, 2
;
Gille u. a., M. Beheim
341, 25
;
Ruh, a. a. O.
324, 22
;
337, 4
;
338, 6
;
Klein, a. a. O.
42, 49
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›Gott (oft), einer gottnahen Person (
Maria
; selten) oder Gottes Seins- und Wirkungsraum (oft) zugeschriebene, überirdische, auch dem Menschen in mystischer Spekulation / Vision (
beschäude
2) oder im Glauben (
glaube
1; 4) zuteil werdende Lichtexistenz, Lichthaftigkeit einschließlich der damit verbundenen Herrlichkeit, Majestät u. ä.‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, mehrfach der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 45, (
das
4,  1, (
der
8, , ; vgl.  4.
Syntagmen:
den g. anschauen / (an)sehen / auskünden / ausscheinen
›austrahlen‹,
Christus einen g. von sich geben
;
der g. brehen / glästen, jm. etw
. (z. B. Erkenntnis)
zeigen, (des höchsten) g. jn. umschatten
;
js. [Marias] glanzes geniessen
;
etw
. [falsche Frömmigkeit]
gegen dem g. verspottet werden
›Gegenstand des Spottes werden‹,
jn
. (z. B.
den son
)
in g. sehen, etw. (der tron) mit dem g. umleuchtet sein, von dem g. erhitzen
›durchstrahlt, erwärmt werden‹,
etw
. (z. B.
die beschäude
)
zu dem (obersten) g. gerichtet sein
;
der g. gottes
(vielfach),
der herren, der eren, des evangelii / liechtes, der beschäude / glori / gnade / herlichkeit / majestät, der g. von herlichkeit
;
der apostolische / einfaltige / götliche
(vielfach)
/ grosse / himlische
(mehrmals)
/ lautere / oberste / schöne / (über)sonliche
›die Sonne übertreffende‹
g
.
Wortbildungen:
glanz
(Adj.) 3 ›im Lichtbereich Gottes‹,
glanzenreich
,
glanzreich
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
also spiegelt sich Christus und gibt eynen glantz von sich yns hertz.
Ders. Hl. Schrifft.
Hes. 10, 4
(
Wittenb.
1545
):
vnd der Vorhof [ward] vol glantzes
[
Cranc
M. 14. Jh.:
schine
]
von der Herrligkeit des HERRN.
Ebd.
Hab. 4, 4
:
SEin
[des
Herren
]
glantz
[
Mentel
1466ff. /
Wormser Proph.
/
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
schein
]
war wie liecht / Glentzen giengen von seinen Henden.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Da wirt iz glenzzer danne glanz, | Wand iclicher irwelten cranz | Zucht sich uber sunnen spranz | Wol in der saldenbernden schanz.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
als wir mit entblœztem antlütze aneschouwen den glanz und die klârheit gotes.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 20
(
Frankf./M.
1626
):
Du [Jesu] glantz der herrligkeit in deines Vatters wesen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
O Herr durch deines liechtes glantz, | Zu dem glauben versamlet hast, | Das volgk.
Ebd. (
Köln
1669
):
Schein ins hertze, edle Kertze, | Deines glantz geniessen wir
[Bezug auf Maria].
Böhme, Morg.R.
13, 3
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Die innige allwuͤrckende Weisheit GOttes / die da ist das hauchen der Goͤttlichen Krafft und der glantz des ewigen Liechts.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
aͤllú dú minne [...], dú ist aͤllú in Got und mit Got. nu merkent wie daz si: allez daz si sehent, und allez daz si erkennent, daz zaiget in allez der hymelsche glantz.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Er tet núwen ein steren in den glanzenrichen widerglast, in dem er gewan sin selbs und aller dingen ein vergessen.
daz lit an dem inschlag, da er [geist] uss sin selbsheit in daz froͤmd sinsheit vergangen und verlorn ist, na stillheit der verklerten glanzenrichen dúnsterheit in der blossen einvaltigen einigkeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
In disem flissigen suͦchende so get ir [sele] uf ein sterne, daz ist ein schin und ein glantz goͤtlicher gnoden.
Schmidt, Rud. v. Biberach
60, 6
(
whalem.
,
1345
/
60
):
vnzent daz si [contemplierer] ze ivngest guͤtend werden von der menigvaltiger gab vnd in flus des liechtes vnd gesezzet werden in dem einvaltigen glantz.
Ebd. 8:
daz der comtemplierer mvͦs gemechlich vnd staffelich zuͦ nemende vf gan an dem glantzrichem liechte der spiegellichen beschoͮde.
Ebd.
119, 21
:
Disvͥ engelschvͥ beschoͮde, dvͥ gericht ist zvͦ dem lutersten vnd aller obersten glantze, [...], erluͥchtende si mit der wunneklicher warheit.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 83, 53
(
Luzern
1616
):
Im grossem glantz vnd Mayestatt | den Sun die Muͦtter gsehen hatt.
Höver, Bonaventura. Itin. A
360
(
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ain bild, ain vnsichhpere gleichnüsz gots vnd ain glancz der eren vnd ain figur der substancz.
Quint, a. a. O. ;
Rosenthal. Bedencken
10, 29
;
23, 29
;
Jostes, Eckhart
7, 18
;
22, 29
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
29
;
Franck, Klagbr.
232, 15
;
Rieder, a. a. O. ;
Martin, H. v. Sachsenh. Temp.
302
;
Schmidt, a. a. O.
55, 23
;
56, 25
;
64, 1
;
Wyss, a. a. O.
2692
;
Heidegger. Mythoscopia
44, 22
.
Vgl. ferner s. v.
1
 1.
4.
›glänzende Gestalt, Schönheit (mit Bezug auf die Minnedame, auf Maria, auf Venus, auch auf Petrus)‹.
Wortbildungen:
glänzet
.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
182, 6
(
Magdeb.
1615
):
Als da S. Petrus heilig vnd glaͤntzet ist / Judas aber ein Boͤßwicht / vnd rothen Bart hat.
Valli, Baldemann
79
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Mit schin uz schine brechte | Gein mir eyn fraw
e
ummozen glantz
[Bezug auf
Maria
].
Thiele, Minner. II,
19, 22
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
sie [fröw] ward och fúr die schoͤnst gezelt | by ainem schönen tantz. | do sach man menig fröwen glantz | geruͤstet all zuͦ dem tantz.
Ebd.
2, 30, 135
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ir scoinde der stirnen glans ercleerde
[Bezug auf
Venuͤs
].
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
5.
›blendender, täuschender Anschein, Glanz, äußere Qualität, die nicht hält, was der Schein, das Aussehen versprechen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  3.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
12, 34
(
Köln
1653
):
Er hat jhnen die Kirch gezeigt / welche nit nur auß einem domaligen fuͤrvbergehen / dem glantz / sonder auß Goͤttlicher versprechung [...] sichtbar sein muß.
Perez, Dietzin
2, 189, 25
(
Frankf.
1627
):
Ein schoͤner Glantz
[der
Frombkeit
]
von aussen / aber huͤte dich vor dem / so darinnen verborgen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Aussen der glantz / Jnnen S. Veits tantz / wirt von armer leut hoffart geredt.
Klein, Oswald
3, 50
(
oobd.
,
1422
?):
Dorumb so rat ich jung und alt, | fliecht böser weibe glanz!
6.
ein minderwertiges Mineral, möglicherweise ›Bleiglanz‹.
Wortbildungen:
glanzerde
,
glanzerz
,
glanzerzerde
.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 24
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wie sie [...] tiefe funtgruben in die erden durchgraben, der erden adern durchhauen, durch glanzerze
[Var.:
glanzerde, glanzerzerde
]
suchen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1650
):
alle wilde arme kupferkies oder erz, es sei glanz kobold oder eisenschiffig erz, die sunst wenig silber halt und im gemeinen schmelzen nicht vermag herausgebracht zu werden
[ohne Präd.]:
auch solt du wissen, dass man mag zusammen nemen allerlei kies und erz kobold kupferkies glanz eisenschiffig und dergleichen, was sunst wenig silber helt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Glantz / Bleyertz / blaichweiß.