abstossen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (z. B. Pfähle) in etw. (z. B. den Boden) hineinschlagen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Konventsb.
287, 13
(
preuß.
,
1412
):
10 m [...] vor dy pfele von czwen jochern von der alden brocke in der grunt abeczustosen.
2.
›jn. hinabstoßen, hinabstürzen‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  6.

Belegblock:

Lemmer, Brant. Narrensch.
92, 103
(
Basel
1494
):
die schaͤntlich hochfart | Die hat an jr natur | vnd art | Das sie den hoͤchsten Engel stieß | Vom hymel ab.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
er stosset ab die gewaltigen und erhoͤbt die kleinen
(Ütr., offen zu 12).
3.
›etw. abladen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 1.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
sie wolten die wein nit verkaufen und stießen all ab in den stadel.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 810, 10
(
schwäb.
,
1610
):
kain faß wein ohne dem hierzu verordneten abzustoßen, einzuelegen und ußzuschenken.
Trübner, Dt. Wb.
1, 38
.
4.
›ein Schiff o. ä. vom Ufer abstoßen, ablegen‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
1542
):
Charon izt abstößt, wil farn.
Trübner, Dt. Wb.
1, 38
;
Dietz, Wb. Luther .
5.
›zurück-, abprallen (von Sachen); reflektiert werden (von Spiegelbildern o. ä.)‹.
Bedeutungsverwandte:
zur ersten Variante: vgl.  8, zur zweiten Variante: vgl.  13.
Syntagmen:
Refl.

Belegblock:

Tittmann, Schausp. 16. Jh. Rebhun. Sus.
64, 325
(
Zwickau
1536
):
Sein haus, auf eim felsen hart verwart, | ist gwaltig unterfaßet; | waßer, wind kans nicht bewegn, | noch regn, | on schad sichs alls abstoßet.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Optica [...] lernt, wie alle ding in das gesicht fallen, in spiegel und dergleichen sich abstossen und abstellen.
6.
›etw. (z. B. Rohre) durchschlagen, kappen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
moobd.
,
17.
/
18. Jh.
):
eß sollen auch die wasserlaiten [...] ordenlichen gefiert und von ainem tail dem andern zu nachteil, schaden und gefahr nit abgestossen [...] werden.
Schöpf
716
.
7.
›jm. etw. (ein Körperglied) abschlagen, abstoßen; e. S. abstoßen, mit einem Stoß entfernen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Notzůgere: de beyn vnde arme vnde danne den hals sol man mit delen abe stozen
(als Strafe).
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
daß es [feur] ainem ainen schenckel abgestoßen und sonst ir drei hart beschediget und bis auf den todt gestoßen hat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
es entgieng im das veßlein und stieß im die pain ab.
Maaler (
Zürich
1561
):
Abstossen. Decutere, Detrudere. Die rebaugen Abstossen. Detergere gemmas.
Große, a. a. O. ;
Winkler, Flugschrr.
1975, 82
.
8.
in der Wendung
die hörner a.
›vernünftiger, gemäßigter werden‹.

Belegblock:

Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 157, 25
(
Hagenau
1534
):
die newlich in eyn Regiment kommen | die meynen | es soll alles nach yhren koͤpffen hynauß gehen [...] aber wenn sie es eyn weil treiben | so stossen sie die hoͤrner ab | und werden gelinder.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
wie ein hirß, der im sprung ist und ist am hoffertigsten [...] und im selbigen in das garn falt, also werden ir
[Ärzte]
mit euern hörnern, die euch noch nicht abgestoßen seind, einfallen in die pfüzen.
9.
in der Wendung
jm. das herz a.
›jn. töten, umbringen‹; anzuschließen an 7. Zur Bedeutungsentwicklung vgl.
Fuchs
(s. u.) 313; .

Belegblock:

Schmitz, Schiltb.
104, 13
(
Frankf.
1597
):
Ja / sagt sie / wans nicht war ist / so stosse mir dieser Trunck das Hertz ab.
Fuchs, Murner. Geuchmat
45, 1
(
Basel
1519
):
bett gott, wer sy jm nit gynn / das es jm syn hertz abstoß.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
an dem cristag schwůrn die pfaffen funf tiuffel von ir und die andern tiuffel stiezzen ir das hertz ab.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Si trinken des menschenpluts zu vil, werden darin ertrinken, wirdt in das herz abstossen.
10.
›jn. (Tiere, Kinder) entwöhnen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl. (V.) 6.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Abstossen / Von der milch nemen. Ablactare.
11.
›jn. zurückweisen, von etw. abstoßen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9.

Belegblock:

Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 271, 19
(
Hagenau
1534
):
Diß ist die eüsserste not / da hyn wir fliehen / wenn wir ab gestossen werden / und moͤgen nicht erlangen das wir gern woͤlten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Abgestossen. Repulsus. Vom gemeinwaͤrch Abgestossen werden.
12.
›jn. von einem Amt absetzen, aus seiner Stellung verstoßen‹; Ütr. zu 2.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1.
Gegensätze:
 18.
Syntagmen:
den babst / keiser / könig / herzog / ratsherren / rat a.; jn. vom amte a.
(mehrmals).

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
dat der keiser Constantinus vurß have regiert mit sinre moder 5 jair. dairnae hait in die moder afgestoissen, gevangen ind laissen die ougen uisstechen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
der [herzoge] do von dem [...] keyser Lothario abegestossen [...] was.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 312, 25
(
halem.
,
1508
/
16
):
an diser gemeind wurdend die ret alle abgestossen.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1525
):
So denne sol ein lechenman, diewyl er sin lechengůt in gůttem buw und eren haltet, von sinem lehensherren nit abgestossen waͤrden.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
wen er [herzog Růprecht] erwelt was ze einem roͤmpschen kúnge, wie wol der alte kúng nochten laͤpt [...] und ward abgestoßen darumb, das er dem rich nit wolte helfen.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Makk. 4, 26
;
Dierauer, a. a. O. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Dietz, Wb. Luther .
13.
›jm. etw. mit Gewalt nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  1,  1,  4; vgl. (V.) 11.

Belegblock:

Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Abdringen. Abgeweltigen / Abstossen / Abtreiben / Abjagen / Abstuͤrmen.
14.
›etw. abstoßen, abhobeln, Unebenheiten beseitigen‹.

Belegblock:

Leitzmann, Fischartiana.
1924, 42
.