geruf,
gerüfe,
jeweils auch mit Umlautschreibung;
das
;
-s/–
.
1.
›lautes Rufen, Schreien‹; ütr.: ›Schrei (der Sünde)‹; ›Ruf (der Seele)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Mit grozem gerufe | Berumete er sich unde sprach.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
110, 19
(
els.
,
1362
):
daz geruͤffe der súnden ist so stark daz es úberwunden het min gebet.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 8
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
In mitten in der naht, [...], so wurt ein geistlich geruͤffe gemaht in der selen: „Sehent, der brútegoͮm kummet“.
2.
›ordnungsgefährdendes unruhiges Treiben, unruheähnlicher Zustand; Getümmel, Wirbel; Ärger‹.
Bedeutungsverwandte:
,  3,  4, ,  1,  3; vgl.  2.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
ist ein schus vom Zolle herüber, wie die aus derselbigen schantz etliche mal nach dem getummel und geruff der knechte abschossen, an dasselbe fenster geradten.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Sonus. [...]. gepröschel gethemmer getuͤmmel geruͤmmel geträppel rhuͦmor gemurmel geschrey geruͤff.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Da wart von eime juden ein klein steinichen geworfen uf di monstrancien. Das sagen di cristen. Da wart ein gerufe unde ein geschrei ober di juden.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
vlenspiegel sagt dz ist ein todter wolff machen ir daruß so ein gerieff, wz seint ir für ein bloͤdman.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1482
/
4
):
sollen
die Metzger unser gemeind mit fleisch versechen und darinn kein gevaͤrd bruchen, daͧmit mangel und geruͤff gemitten und wir mit inen zuͦ ruͦwen beliben.
3.
›aufgrund eines Vergehens (Raub, Verletzung, Notzucht o. ä.) vom Geschädigten erhobenes, nach bestimmten Rechtsregeln (darunter Ergreifen bei
handhaftiger tat
; s. ) vollzogenes, lautes Beschreien des Verdächtigen / Täters, Zetergeschrei mit der Folge einer gerichtlichen Untersuchung‹.
Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
 8; vgl.  3,  2, .

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Von wegeloge vnd nottzoge. Beschuldiget man eynen man vmme wegeloge adir nottzoge yn slechtir clage, so entgeit her myt synes selbis hant. Beschuldeget man abir yn myt getzugen ane gerufte adir tzetir geschrey. so entget her ys selb dritte. bewyset man abir dy wegeloge vnd nottzoge alse recht ist. vnd beschuldeget man yn myt gerufte, so entgeit her is selb sehende.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
damit from͂ lüt / die nit gern armen lüten ein geruͤff machen / irer schulde͂ so sy hernach komen / etwe nit bezalt moͤgen werden.
Piirainen, Stadtr. Sillein
73b, 37
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
AB sich zwen wunden geleich vnder ein ander der eine get czu dem richter in sein haus vnd claget der ander chvm in dy vir penche vnd clag mit geruͤffe den schepfen vnd den dinch leuͤten vnd beweise sein wunden.
Mollay, Ofner Stadtr.
285, 3
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Eß ist das sich eyn fraw der claget zu hanth, daß man ir gewalt an iren eren gethan hät vnnd vor chuͤmmet daß mit geruͤffe, Von des geschrees wegen schol sich al ire saͤch clagen vnnd daß gericht gesche.
Leman, Kulm. Recht, a. a. O. ; .
4.
›Gerücht, mündliche Verbreitung einer Nachricht; Leumund, Ruf‹ (ütr. auch auf den Wolf bezogen).
Bedeutungsverwandte:
 13, (
der
4, (
der
4; vgl.  5.

Belegblock:

Wunderlich, Fierrabr.
121, 30
(
Simmern
1533
):
das geruͤff oder geschrey / das die Burgk Mantribel gewonnen were / erschall mer dann fuͤnff meilen ferr.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Bekant ane gerufe | Wart under en die sachen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Der ein Wolff sprach zuͦ seinem Gesellen: ,Wan wir die Laͤmer also
[wie das
Schaff
]
leckten, so wuͤrden die Buren uͤber vnß schreien.‘ Der ander sprach: ,Es ist umb des Geruͤffs willen. Wir haben sie also gewent, das sie unß uͤbel truͤwen‘.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .