gnade,
die
;
, auch
-n/-n,
auch
(Pluralform semantisch bedingt nicht in 1 belegt);
die Bedeutungen 1-4 beziehen sich ausschließlich auf Gott als gnadenverleihendes Prinzip, Bed. 5 auf Maria als diejenige Person, die von Gott in besonderer Weise ausgezeichnet worden ist und die durch ihre Gottesnähe selbst als Gnadenträgerin angesehen werden kann. Das Wirken der Gnade im Menschen ist in den Bed. 6 und 7 zu finden; 8 bis 20 gehören dem säkularisierten Bereich an, der in vielem parallel zum religiösen steht. So ist das Prinzip des unverdienten Schenkens und das sich darin ausdrückende Wohlwollen einer übergeordneten Person gegenüber einer tiefer stehenden bedeutungskonstitutiv. Dieses Hierarchieverhältnis spiegelt sich u. a. auch in den Formeln wider.
– 1; 2; 4; 5 gehäuft in Texten religiösen und didaktischen Inhalts belegt, ab 7 eher weltbezogene Texte, und zwar: 7 und 15 gehäuft Chroniken, 9-13 Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
1.
absolut: ›unverdiente, unerwartete, rettende, helfende Zuwendung des liebenden Gottes zum Menschen, welche die Gottesnähe und damit die Versöhnung des Menschen mit Gott zum Ziele hat‹. Sie ist Haltung und Handlung Gottes in einem; Haltung deswegen, weil sich in ihr die ›Liebe und Güte Gottes‹ manifestieren, und Handlung, weil sie Ausdruck der ›Sündenvergebung und Rechtfertigung‹ ist. Der dem Gericht verfallene Mensch wird also durch den unverdienten Akt der Versöhnung aus der Unfreiheit und Gottesferne erlöst. Die Gnade Gottes ist in Christi Heilstat Ereignis geworden. Christus hat das verwerfende Urteil durchbrochen und dem Menschen aufs neue Gottes Gegenwart geschenkt; mehrfach metonymisch: ›Botschaft von der Gnade Gottes‹; ›Gnadenstand‹; offen zu 2; 3.
Zur Sache:
Rgg
2
, 1637ff.;
Lex. d. Mal.
4, 1519
ff.
Phraseme:
zeit der gnaden
a) ›Zeit zwischen der Erlösungstat Christi und dem Jüngsten Gericht, Bewährungsfrist, Zeit, in der noch Erlösung möglich ist‹; b) ›bestimmte Zeitspanne im Kirchenjahr, die besonders heilswirksam ist, z. B. Karwoche, Osterzeit‹;
in gottes gnaden sein / wandeln
›von Gott geliebt werden (Gotteskindschaft), nicht Sünder sein / mit der Hilfe und Liebe Gottes leben (gerechtfertigt sein)‹;
zu gnaden kommen, wieder aufgenommen werden
›in Gottes Barmherzigkeit (wieder) aufgenommen werden, Gotteskindschaft antreten‹.
Gegensätze:
, ; vgl. .
Syntagmen:
die g. anrufen / begeren / behalten / empfangen / erneuern / erlangen / messen / suchen / verlieren / volbringen / zerstören, jm. die g. erwerben / geben / reichen / tun / verleihen, g. von jm. fordern, bei jm. finden, die g. in etw.
(z. B.
in den mund
)
giessen, in händen haben, jm. g. tun / wiederfaren lassen; die g.
(Subj.)
ausspringen / fliessen / walten / wirken, jn. empfangen / tragen, jn. / etw.
(z. B.
die sele
)
mit jm.
(z. B.
mit got
)
eneinigen, jn. gottes kint machen, etw.
(z. B.
die sünde
)
vergeben, etw.
(z. B.
frieden / trost
)
schaffen, über jn. regieren, g. etw.
(z. B.
das bild der warheit / gleichnis / insiegel der gerechtigkeit, der schein gottes, die teilhaftigkeit götlicher natur
)
sein; vol gnade sein, der g. bedürfen, beraubt / unwert sein; der g. unterworfen sein, der g. leben; auf gottes g. trotzen, aus g. etw.
(z. B.
das menschliche geschlecht
)
erlösen, jn. / etw. erschaffen, gegen got in g. stehen, jn. in seiner g. erhalten, um g. bitten, durch die g. an etw.
(z. B.
an den herzen
)
klopfen, etw. von gnaden sein / haben
›etw. unverdient, allein aus Gottes Barmherzigkeit und Güte heraus sein / haben‹,
mit g. bei jm. walten, jn. mit der g. erleuchten / stärken, mit der g. begabet sein, zu der g. gehören; die gnade Christi / gottes, des wortes; die erste / volkommene / götliche / hohe / lautere / lichtreiche / überfliessende / übernatürliche / verborgene g.; der brunne / einflus / grad / ursprung, die abgründigkeit / wirkung, das almosen / eingiessen / leben / liecht / reich der g
.
Wortbildungen:
gnadanbietung
,
gnadenangesicht
,
gnadenarm
›fern von Gott und seiner Gnade‹,
gnadenbild
1 ›heilswirkendes Konzept von der Liebe Gottes‹; 2 ›wundertätiges Heiligenbild, besonders Marienbild‹ (zur Sache:
Rgg
2, 1645
),
gnadenblat
›heilsbringender Deckel der Bundeslade‹ (vgl.  1),
gnadenblik
›heilswirksames Schauen der göttlichen Gnade und Liebe‹,
gnadenbuch
›das Neue Testament‹ (A. 16. Jh.),
gnadenbund
›Bund der Liebe zwischen Gott und dem Menschen‹,
gnadendeckel
›Christus als Schutzschild vor dem direkten Anblick Gottes‹,
gnadendurstig
›begierig nach der Gnade Gottes‹ (dazu bdv.: ),
gnadenvater
,
gnadenflügel
›schützender Flügel Gottes (nach Ps. 16, 8)‹,
gnadenvolk
›Personen, die aus der Gnade Gottes und nicht aus Werkgerechtigkeit gerechtfertigt werden wollen‹ (a. 1527),
gnadengebot
,
gnadenglanz
›Durchdringung des Menschen durch göttlichen Glanz der Gnade‹,
gnadengrosche
1,
gnadengus
,
gnadenhalben
›um der Barmherzigkeit Gottes willen‹, ˹
gnadenhaus
,
gnadentafel
(dazu bdv.:  1)˺,
gnadenhimmel
,
gnadenkalb
(für Christus),
gnadenlere
›das Evangelium von Christus‹ (16. Jh.),
gnadenopfer
›Opfergabe zur Versöhnung mit Gott‹,
gnadenpfand
›Christus als Unterpfand für das Einlösen des göttlichen Gnadenversprechens‹,
gnadenpreisung
›Lobpreis auf die göttliche Gnade‹ (a. 1528),
gnadenrecht
›Recht auf die verheißene Vergebung und Gnade‹,
gnadenrok
tropisch für Christus,
gnadenschein
,
gnadenschos
(a. 1651),
gnadenschrein
,
gnadensole
Bild für die göttliche Hilfe auf dem Weg zum ewigen Leben,
gnadensonne
,
gnadenspruch
›Verheißung auf Gnade‹ (16. Jh.),
gnadenstand
›Zustand der Gotteskindschaft, der Auserwähltheit durch Gott, der durch das Freisein von Sünde gekennzeichnet ist‹,
gnadenstern
Bezeichnung für Christus (a. 1665),
gnadenstos
›Anstoß zur Hinwendung des Menschen zur göttlichen Gnade‹,
gnadenstral
,
gnadentau
,
gnadentür
,
gnadenweise
›gnadenvoll‹ (a. 1533),
gnadenwesen
›Zustand der Gotteskindschaft‹,
gnadenzeit
(wie
zeit der gnaden
a; vgl. das Phrasem),
gnadgierig
(a. 1521),
gnadgierigkeit
(a. 1522),
gnadkalt
›von Gnade entblößt‹ (a. 16. Jh.),
gnadsam
›gnadenvoll‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Vor iren schepfer sie quamen, | Der disen scharen gnade tet.
So daz wir von dem valle | Zuen gnaden wider alle | [...] sin komen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wenn GOtt erzuͤrnt ist vber die Menschen / so ist doch die Genad allzete groͤsser.
Pfefferl, Weigel. Ges.
26, 6
(
Hamburg
1646
):
die Wassertauffe ist ein gnadenbundt, eine vbung vnd einfuhrung des eüßern Menschen, zu Christo.
Ebd.
29, 32
:
durch Moysen ist das gesez geben, die gnade aber durch Christum worden.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
umb so viel mehr lasz blicken | dein gnadenangesicht.
Luther, WA (
1522
):
Widerumb keyn groͤsser gnade, denn wo er seyn Euangelium sendet, denn da muß frucht unnd gnade mit folgen, wie woll es nit alle, ia gar wenig, auffnehmen.
Unßer rum ist das tzeugniß unßers gewissens, das wyr ynn dißer welt gewandellt haben ynn eynfelltickeyt des hertzen unnd gottlicher lautterkeyt, und nicht ynn fleyschlicher weyß, ßondern yn gottis gnaden, furnemlich aber bey euch. Hie antwortt sichs selbs, weyl er selb hyntzu setzt: ynn gottis gnadenn; denn wyr sollen uns freylich rumen, pochen und trotzen auff gottis gnadenn, da steht auff der rhum unßers gewissen.
Ebd. (
1522
):
Darumb uns die gschrifft zweyerley bild fürhelt. Ein bild der forcht, das ist ein überschwengklich bild des strengen zorns gottes [...]. Dar gegen ist vns gesetzt das gnaden bild, uff das der glaub das selb ansehe und schoͤpffe ym freündtliche, troͤstliche zůversicht zů gott.
In Euangelio est mera gnadanbietung, ergo non est sacramentum venenum, sed remedium gratiae, liberatio malae conscientiae adest.
Euangelium praedicatur in universo mundo i. e. der reich gnaden schrein aperitur.
Gnade vergibt die suͤnde, schaffet dem gewissen trost und friede und setzet den Menschen in das Reich goͤttlicher barmhertzigkeit, Wie es denn heisst ein Reich der Gnaden, Psal.cxvj.: ,Sein Gnade und Wahrheit waltet und regieret uber uns in ewigkeit.‘
Die Gnade, so Magdalena hat, ist eben die selbige, so Marie [...]. Aber da ist ein unterscheid, wenn er beginnet die, so in gleicher Gnade sind, in sonderheit mit namen zu ruffen, wie der Hirte jglichs Schaff besonders zeichet oder nennet.
Ebd. (
1522
):
das er [Gott] yhn [Adam] widder zu gnaden nimpt, [...] vnd gabe yhm eine gnedige absolution und bracht yhn widder ynn den gnaden stand.
Ebd. (
1528
):
Denn die person, Gott und mensch, ist schon zu trennet [...]: Am creutz odder jnn der mutter schos sihet man nichts denn einen menschen, an dem kein zorn noch schrecken ist [...]. Wenn du aber solchen blick faren lessest und hinauff kletterst jnn die Maiestet, so mustu anlauffen, erschrecken [...], weil du dich selber ausser dem gnadenblick ruͤckest [...]. Denn ausser Christo kan die natur kein gnade noch liebe jnn Gott sehen noch erlangen, wie denn auch ausser jhm nichts denn eitel zorn und verdamnis ist.
Es heist ein gnaden himel et remissio peccatorum.
Ebd. (
1536
):
ut glorientur sub alis Christi, ut simus sub gluckhenne. [...] Ibi fleuget er unserm herr Gott unter sein gnadenfluͤgel.
Ebd. (
1537
):
Das sol wehren bis an den Juͤngsten tag, da der glaube und solcher Gnaden deckel wird auffhoͤren, das wir werden den Vater on alle mittel und deckel anschawen.
Ebd. f. (
1540
):
Da haben wir recht uber sat et nunquam facimus. Postea das gnadenrecht. 10 praecepta et deinde, ut cum mundo zufaren und halten ir recht mit ir [...]. Da hastu glauben, Gnadenrecht, politiam, oeconomiam, zu thun gnug.
Ebd. (
1544
):
Das also unser Herr Christus allein der gnaden rock sey, der unns angezogen wirdt, auff das Got unser Vatter, uns nicht für sünder ansehen, Sonder als gerechte [...] sünder annemen [...] moͤge.
Ebd. (
1544
):
wenn nur wir fromme kinder bleyben unnd von sollichem gnaden Vatter nicht wegk lauffen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Wittenb.
1524
/
5
):
O Christ, du bist der höchste trost, | So ganz menschlichs geschlecht erlost, | Allein auß gnad und gütigkeit.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
gnâde eneiniget niht die sêle mit gote, si ist ein volbringen; daz ist ir werk, daz si die sêle wider ze gote bringet.
Vil mê sol ez von gnâden sîn. Got sol ein regel und ein fundament sîn dîner minne.
[sol der mensche] biten umbe daz almuosen der gnâde unsers herren, wan diu gnâde machet sie gotes kint.
allez, daz ich bin, daz bin ich von der gnâde gotes.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ich sol gedulticlîche bîten, sunderlîche, als sîn gâbe von gnâden ist und unverdienet.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
die zwene cherubin, | di uf deme genadenhuse ho | stunden.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Nu wiltu geistliche leben | [...] | Und kumen uf der genaden grat.
ich danke minem Gote, | Von des genaden gebote.
Bi willen ein mensch in sunden groz, | Dem Got git einen gnadenstoz, | Daz er zů gnaden keret.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
4, 6
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
ei schepfer, min genâde, | Erbarme dich durch dinen bitterlichen tôt.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
148, 19
(
wmd.
,
1634
):
O starck, vnd reicher Gnadenguß, So gleich all schaden heylet!
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Im neuwen Testament aber sein alle vorbildt durch Christum vffgehebt / durch welchen die gnad vnd warheit worden ist.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1610
):
Durch sein mechtiges Wort alleine, | Weisen wir Brot vnd Weine, | Zu eim gnaden Opffer rein.
Ebd. (
Köln
1582
):
Heb auff vns Herr durch guͤte dein | Deins antlitzs liecht vnd gnadenschein.
Ebd. (
1582
):
Ein gnadenglantz vnd frewdenliecht | Den auffrechtfrommen anher bricht, | Im tunckeln schwerer finsternis: | Got voller gnad, allmechtig.
Rosenthal. Bedencken
30, 26
(
Köln
1653
):
Daß aber die gute Werck der lieben Kinder Gottes in jhrem vbernatuͤrlichem Gnadenwesen sehr [...] Verdienstlich seyen zur erlangung Ewiger Seeligkeit.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
865
(
mrhein.
,
um 1335
):
Kein sunder dar an virzwiueln sal, | got ist grozer gnaden vol.
Ebd.
983
:
Do was er lihte der gnaden vnwert.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
751
(
pfälz.
,
1436
):
Darümb erkenne sich selbs ein yglich mensch hie ,jn dieser zyt der gnaden‘, das ,es gemacht ist worden von erden vnd wieder wirt zu erden‘ [...]. Hie ,jn dieser zyt der gnaden‘ v̈be er sich selbs jn warer rüwe.
Dubizmay, kurß zu Teutze
80, 8
(
hess.
,
1463
):
Die gnade ist gegossen in deynnen münt | Dar vmb hat dich got gesegent ewiglich.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 26
(
Frankf./M.
1626
):
durch deine hohe Gnad / | [...] | Drinn jede fromme Seel hat allzeit Heyl gefunden.
Jahr, H. v. Mügeln
127, 1940
(
omd.
, Hs.
1463
):
welch mensche zu mir liben sin | treit, das enmak verderben nicht: | im ist genade vorgeticht.
Strauch, Par. anime int.
24, 12
(
thür.
,
14. Jh.
):
gnade ist ouch ein engil Godis geheizin, wan si alleine ist von Gode. alleine di heiligin uns gnade mugin irwerbin, si inmac doch niman dan Got selbir gegebin. gnade ist ouch ein glichnisse Godis. si ist ein schin Godis der da irluchtit daz antlitze der sele, alse Got geginwertic ist, und bereidit di sele daz si Got inphahin mac, wan daz allir erste werc daz Got wirkit, alse he cumit zu der sele, daz ist gnade. gnade ist ouch Gode also foreinit daz si nummir ist one Got noch Got one gnade.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
Noe vant gnade bey gote, wen her was eyn gerechter man unde gotforchtigk.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Er [Gott] fordert sie [die jungen Kinder] [...] aus seinem Weinberge ab / auf daß sie nicht so viel von des TagesLast und Hizze tragen / und den Gnaden⸗Groschen desto eher empfangen moͦgen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
71, 22
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der bischof und sine geselleschaft di wurdin gesterkit mit der genade Jhesu Cristi.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Darnach ist die Genade weit vnd breit zu den [...] den Heyden kommen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Als vns die Schlang verfuͤret hat, | Namstu vns wider auff zu gnadt.
Ebd. (
Nürnb.
1631
):
O edler Leib vnd Gnadenpfand, | O Himmlisch Brod, vnd Proviant, | Welchs vnser Seelen gibt fuͤrwar, | Das geistlich Leben jmmerdar.
Ein Fuͤrhang in dem Tempel hieng, | Dahinder nur ein Priester [Jesus] gieng. | Derselbig damals rieß entzwey, | Und ward die Gnadenthuͤr vns frey.
Halt deinen Wandel rein, | Thu guts in dieser Gnadenzeit, | So lohnt dir Gott in Ewigkeit.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
18, 81
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
die weil noch ist die czeit der genaden und der parmherczikeit und die czeit und die stat der puße und der vergebung.
Gille u. a., M. Beheim
3, 334
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Nu warn vergangen siben tag also, | damit was uns der schepher hie peczaichen | die ymer wornden ru in himel do, | die wir in den gnaden der siben czeit | mit im pesiczen sullen ewigcleichen.
Ebd.
69, 185
:
Du ausgeber der heilkait gar. | ursach aller seld, gnadsamar | ablas der sunden alle.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Dort weist er sie [sunder] grauslich von ym, | Das sie zu gnad nymer werden genomen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
32
(
Nürnb.
1517
):
Darumb vermag die sünd weniger schaden dann die gnad nutz sein.
Ebd.
36
:
Das ist die gnad, die angenem macht: nit den menschen got, als es vil auslegen – wann dasselbig hat die erwelung gewürket –, sunder die got einig wolgefellig und angenem macht dem menschen durch die lieb.
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 6, 29
([
Nürnb.
]
1524
):
verfolgen die werckheyligen / die sich jrer heyligkait vnd haltunge des gesetzs troͤsten / die frum͂en glaubigen die sich nichts dann der gnaden gottes troͤsten.
Ebd.
8, 10, 4
:
dadurch [Christliche freyhait] wir von gesetzen / sünden vñ allen verbündtnussen vnserer gewissen entladen werden / vñ nuͤr allain gottes gnaden oder willen vnterworffen.
Dietrich. Summaria
21v, 12
(
Nürnb.
1578
):
Denn wer da will Gottes kind sein / der muß den willen des Vatters im Himel thun / das ist / an Christum glauben / [...] / Ausser disem soll die Juden nichts fuͤrdern zum Reich vnd gnade Gottes.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1369
):
ir lieben bruͤdere, ir súllent demuͤtecliche und getultecliche [...] beitende und wartende sin der hohen liehtrichen úbernatúrlichen gnoden gottes.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das sú
[Menschen]
also eins sint mit uns
[Gott, Christus],
doch nút von naturen, mer von genaden noch unbegriffenlicher wisen.
[der heilige geist] úberlúhtet daz natúrliche lieht und gússet darin úbernatúrliche tugende, also geloͮbe, hoffenunge, goͤtteliche minne und sine genade.
der name Johannes spricht als vil als ,in dem gnade ist‘.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 72
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
har vmbe git er sine gnade in zwein wisen: die fúrloͮffende gnade vnd die gnade, do men inne verdienet ewig leben. Die fúrgande gnade, die hant alle menschen gemeine, heiden vnd iuden, die gůten vnd die boͤsen.
Ebd.
1598
:
har vmb sint die sv́nder [...] in dem vinsternisse, wan in der gnaden gottes gebristet.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er macht ein betstatt
[Var. 1. H. 15. Jh.:
gnadentafel
;
Luther
1545:
Gnaden stuel
;
Eck
1537:
gnadendach
]
das do ist ein tafel von dem reinsten gold.
Roloff, Brant. Tsp.
413
(
Straßb.
1554
):
Mit trüwen will ich ewer pflegen | Biß Gott gibt frid und seinen segen | Und mit seiner gnaden uns erschein.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
solches thun die Teuffel, (ob sie schon aller genaden beraubte Engel sind,) gar nicht.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
So ich mich selben als gnadenarm vant und ich von mime grossen gebresten nút getorste hin fúr komen zů dem tisch, da liep von liebe sunder mittel gespiset wirt.
Adrian, Saelden Hort
3962
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
uf dine vart ain gnaden sol | Got mir und in berait.
Ebd.
4377
:
mit dirr red ús, herre, twing, | daz állú súntlichú ding | [...] in uns ersterben | und wir mit ir erwerben | dich gnadenkalb.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
18, 81
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
schullen wir uns, hinfur die weil noch ist die czeit der genaden und der parmherczikeit und die czeit und die stat der puße und der vergebung, widerkeren.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 52
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Gnǎd ist ain bild der warheit vnd ain jnsigel der gerechtikait.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4232
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wem din gnad ÿe hilffe gab, | Dem ward sin schuld gewaͤschen ab.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
50, 3
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Ez ist zemerken, ob der sun gotis an sich nam die menschlichen naturen übermitz mittel der gnade. Ez ist zesagen, daz in Christo zesetzen ist gnade der einung unde gnade der habunge.
Ebd.
250, 3
:
so heizet etwen die gnade gottis die ewig liebi selber, nach dem unde si ouch ein gnade heiset der fürsihtikeit, alse vil alse got von gnaden, unde niht von verdiente, fürbe[re]itet hat oder fürerwellet hat.
Sappler, H. Kaufringer
2, 231
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
lieber vater mein, | tuo mir dein genade bekant! | ich pin bisher ain jud genant; | [...] | cristenglauben will ich han
(auch zu 2 stellbar).
Bauer, Geiler. Pred.
101, 1
(
Augsb.
1508
):
vergebens und umbsunst / redt die zung des predigers / wa got durch sin genad nit klopft / an den hertzen der menschen.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 12, 20
([
Augsb.
]
1523
):
allen gnaddurstigen die do cristu͂ bekennen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Weiber list / Gottes gnad / vnd der Bauren schalckheit hat nimmer kein end. GOttes gnad uͤberwigt weit aller Welt suͤnde. Wer zu GOtt kommen will / der darff nichts / denn nur sein gnad. [...] Das Gesetz darumb gegeben ist / Das man gnad such bey JEsu Christ. [...] Wo kein gnad ist / da ist alles beten vergebens.
Klein, Oswald
1, 10
(
oobd.
,
1421
):
Des bin ich kranck | an meiner sel, zwar ich verklag mein sterben | und bitt dich, junckfrau Sant Kathrein, | tü mir genad erwerben.
Ebd.
8, 39
(
1423
?):
mensch, die genad von got volgt all dem dinste dein, | dannocht well wir in denklich nicht erkennen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
die gnad Gottes und gottliche gericht ist dem mennschen unmuglich zu wissen.
Niewöhner, Teichner
280, 210
(
1360
/
70
):
lieber herr, dein parmchait | ist uͤber allew werch prait | [...] | da von pringt mich nieman der van. | ich wil genadenhalben stan.
Buijssen, Dur. Rat.
32, 8
(
moobd.
,
1384
):
[Wir] werden aber darumb nicht gesprengt daz wir anders getauft werden, sunder darumb daz wir anrůffen die gnad des gottleichen namen mit ainer gedechtnůzz der tauff.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
189
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz auch wir icht mit den törachten iunchfrawen an die tür chlocken vnd verslagen werden mit dem strengen worte yeczund in der czeit der genaden vnsers hailer, aber dann czu der leczten czeit vnsers ängstleichen richter.
Ebd.
1370
:
Wann als chain hoffenung ist daz die toten naturleich wider czu leben chomen, also ist von den chain hoffenung das si czu dem leben der genaden chömen.
Höver, Bonaventura. Itin. B
167
(
moobd.
,
1450
/
1460
):
Da auff der arch sind zwen kerubin der glori, die das gnaden plat auff der arch vͦberschatten.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Dann erste gnad, natur vnd wesen hat Got freywilligklich vmbsonst geben dem menschen.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
alldieweilen ich den H. Soldaten Georgium seines Namens gemaͤß einer Gnaden⸗Sonne͂ verglichen.
Mit solchen Gnaden⸗Strahlen ist auch bescheint worden Joannes.
Rechn. Kronstadt
2, 162, 14
(
siebenb.
,
1528
):
ich hab entfangen czu mitfast in der genoden von her peter das im gegen ist vorden czu kyrgen.
Ebd.
2, 166, 22
:
czu der genaden czu halb fasten 7 phunt vax.
Ebd.
2, 168, 6
:
in der genaden czu sent iohanes tag vnd czu des heylygen creutz tag han genon di nonen von der grebe iokopen 18 phunt vax.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
Große, Schwabensp. ;
ders., Eckharts Trakt. ; ;
Jostes, Eckhart
111, 23
;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
262
;
442
;
497
;
Froning, Alsf. Passionssp.
7945
;
Feudel, Evangelistar
2, 2
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 65
;
Strauch, Par. anime int.
11, 38
;
69, 21
;
Logau. Gott
157, 11
;
Gille u. a., a. a. O.
69, 29
;
71, 170
;
86, 78
;
Langen, Myst. Leben
168, 14
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
50
;
109
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
76, 7
;
78, 2
;
114, 21
;
138, 40
;
178, 2
;
261, 34
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
328, 25
;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
26, 4
;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 624
;
738
;
894
;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ; ;
Adrian, a. a. O.
5565
;
Koller, Ref. Siegmunds ; ; ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
51, 63, 7
;
115, 11
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Warnock, Pred. Paulis
1, 106
;
18, 13
f.;
Wyss, Luz. Ostersp.
82
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
49
; Jesus
70
;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Bauer, Imitatio Haller
54, 16
;
56, 1
;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.  2, , (V.) 13,  2,  2,  3, (
das
1,  1,  3, , , (Adj.) 11,  5,  2,
2
 16, ,  1,  2,
1
 5.
2.
›sich am Menschen vollziehender Wille, gnädiges Wirken Gottes‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Fur dyr [Gott] niemant sich rhumen kan, | des mus dich furchten yderman | Und deyner gnaden leben.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der gnâde werk ist, daz si die sêle snel machet und gevüege ze allen götlîchen werken, wan diu gnâde vliuzet ûz dem götlîchen brunnen und ist ein glîchnisse gotes [...] und machet die sêle gote glîch.
Jostes, Eckhart
5, 22
(
14. Jh.
):
Waz ist gnad? gnad wurchet ein in dem bodem der sel; da nie geburt in gedacht ward, da wurket gnad in und wurkt alz verre in, daz di drei ein wesen sein. Got und gnad sint alzo glich, wo got furget, do treit er die gnad auf dem nikken.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
60, 23
(
omd.
,
1487
):
Wen der mensch wÿe obingesagt Jn der gnade gottes ist Wer aber der mensch nicht Jn der gnade gottes vnd vorbrecht gleich woll dÿe ehlichen wergk Jn der Júngst irzcaltten vierleÿ weÿße eÿne. Als danne vordÿnt er nicht da mitt. Den wo vordinst sein sall, múß dÿ gnade gottes wurcken.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 120
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Nv ist die gnade gottes, die vs gotte flúßet, ein innewendig triben oder iagen des heiligen geistes, der vnsern geist tribet von innen vnd in enzv́ndet in allen túgenden. Dise gnade flúßet von innen, nút von vssen.
Ebd.
2, 1811
:
Wan die gnade gottes haltet sich zů gotte als der schin zvͦ der sunnen, vnd sv́ ist mittel vnd weg, die vns do leitet\.
Ebd.
2, 1816
:
Noch denne behalte wir ewikliche gelicheit in liehte der gnaden oder der glorien, do wir vns selben wirgliche in minnent vnd in túgenden besitzent vnd einikeit mit gotte v́ber vnser wirken in blosheit vnsers geistes in goͤttelichem liehte, do wir got ob allen túgenden in rasten besitzent.
Ruh, Bonaventura
358, 10
(
orhein.
,
um 1480
):
daz du alle tugenden vnd geistlichen goben, die die götliche gnode gnödeclichen in dir oder durch dich wurcken ist, [...] dich flissest vor yederman zů verbergen.
Koller, Ref. Siegmunds V (
Augsb.
,
1440
):
Almechtiger got, gib hilff, das wir zu recht komen, das unser vernünfft und dein gotliche gnade nit ain schaiden hab und so gar von dir entpfremt werden.
Jostes, a. a. O.
96, 25
.
3.
im Unterschied zu 1 und 2 eher für: ›einzelne (individuell) zuerkannte Gnadengabe als Resultat der Liebe Gottes; besondere Gunsterweisung, Hilfe, Beistand und Unterstützung Gottes in einer bestimmten Situation‹.
Bedeutungsverwandte:
 12,
1
 1,  1,  1, , (
der
13; vgl.  1.
Wortbildungen:
gnadenbach
,
gnadenbrunne
,
gnadenfas
1 ›Gefäß, aus dem – bildlich – die göttliche Gnade auf den Menschen ausgegossen wird‹; 2 ›Person, die durch besondere Gnadengaben, z. B. Frömmigkeit, von Gott ausgezeichnet ist‹,
gnadenflus
,
gnadengeist
›Heiliger Geist als kraftspendende Gabe Gottes‹,
gnadenkind
›Mensch, dem Gott seine besondere Zuneigung zu erkennen gibt‹,
gnadenlon
,
gnadenmittel
›Sakrament wie z. B. die Taufe, das dem Einzelnen zur Erlangung göttlicher Gnade dient‹,
gnadenschaft
›Opfergabe‹,
gnadentisch
,
gnadentrank
,
gnadenwein
,
gnadenwind
,
gnadenzeichen
›Taufsakrament‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Da ist wol sein ruffen und Gebet erhoͤret, aber doch die schwacheit nicht von jm genomen, und gleichwol der Gnaden Geist in jm, der in solchem kampff jn troͤstet.
Ebd. (
1544
):
Der glaub [...] ist ein gabe Gottes, die der heylig Geyst durch das Euangelion in uns schaffet. Wo solcher gnaden Geyst ist, da volget auch der bette geyst.
Ebd. (
1544
):
Weyl nun die Kirch den befelh hat, vergebung der sünden auff dise weyse auß zu teylen, soll niemands solche gnadenmittel verachten.
Ebd. (
1545
):
das wir solches gnadenzeichen nicht gering achten noch uns [...] davon abhalten sollen, Sintemal, wo das wasser der selbigen tauff ist, da selb ist das blut unsers Herrn Christi.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
535, 911
(
Magdeb.
1608
):
Nun bin ich doch von hertzen fro / | Das mir Gott aus besonder gnad / | So stathlich Hoͤrner geben hatt.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen M
421, 4
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
Durch diner wunden willen vünf genâden mich gewer: daz êrste ist wâriu riuwe.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Er
[ein Heiliger]
was gar ein genaden vaz.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
war umbe denne got niht ennæme die liute, die er kennet, daz sie ûz der gnâde des toufes sölten vallen, daz sie stürben in ir kintheit.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Jesu du suͤsser Gnadenbrun, | Deß ewigen Lebens klare Sonn.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
166, 28
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Jhesus wolle üch die gnade züfügen / das ir mit üwerm vader gesünet werdent.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
359
(
mrhein.
,
um 1335
):
Do von wart mir gnade schin, | daz ich gesehen den claren dag.
Boon, St. Prätorius
89, 5
(o. O.
1593
):
Wenn er [Gott] seine gegenwertigkeit ein mal recht beweisen / vnd sich gegen einem seinem luͤstlin / das ist / seinem Gnadenkinde / gantz lieblich vnd freundlich erzeigen wil.
Köbler, Ref. Wormbs
200, 29
(
Worms
1499
):
vnd [yeder] begert souil meer gnaden vnd belonung von got.
Dubizmay, kurß zu Teutze
94, 7
(
hess.
,
1463
):
Begabe mich inn denn genadenn deiner parmherczikeit das Ich mich Bereitenn mug zu dem warenn himelprot.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
102, 30
(
Frankf./M.
1550
):
Ein groß genad han sie von Gott / | Das man sie leret sein gebott / | Sein liebes Euangelium.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Nacher hat mir Gott souiel gnad vnnd barmhertzigkeit erzeigt, daß der Herr Amadis [...] errettet.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
5, 14
(
Frankf./M.
1563
):
wenn wir die zeiten recht ansehen [...] so werden wir befinden / daß wir der Gaben und gnaden zehen haben / deren sie nicht eine gehabt.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 14
(
Frankf./M.
1568
):
daß er [mensch] kan / vermittelst Goͤttlicher gnad vnd huͤlff / so vnterschiedlich reden.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
wir haben vollencumen getrůwe prelaten, von der halben wir alle unser notdurft und alle genade haben, des got sie bendiet.
Sermon Thauleri
9rb, 16
(
Leipzig
1498
):
das sein die edeln gnade͂ gotes in deiner sele.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
also ist ihme von dem Hoͤchsten GOtt zum schoͤnen Gnaden⸗Lohne eine dreifache Krohne beigeleget worden.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
7a, 6
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Dise gab bringet drei genade vor andern gnaden der erst ist daz si vns rainet vor svnden.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
211
(
Nürnb.
1517
):
Dise gnad
[Pfingstwunder]
weret als lang, bis ein iedes land sunder lerer hete in seinem gezüng.
Franck, Klagbr.
231, 11
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
auß des Babsts ablas / den sy jn zuaigen vnd außteylen (als haben sy die schatzkamer aller gnad allein inhendig).
Reichmann, Dietrich. Schrr.
138, 40
(
Nürnb.
1548
):
Denn erstlich ist es ein grosse gnad / das Gott durch beywonung Mannes vnnd Weybs Kindlein bescheret.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
[HErr] Vertreib des Hertzens Finsternuß, | Erfuͤll die Welt mit Gnadenfluß.
O suͤsser Jesu guter Hirt, | [...] | Du woͤllest durch dein reichen Brunn, | Durch dein so koͤstlich Gnadenfaß, | Mich sauber machen wie die Sonn.
Du [Maria] wolgestirntes Himmeldach, | Von dir fleust der Gnadenbach.
O Himmel thu dich auff geschwind, | Gib disem schifflein Gnadenwind.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
etliche lúte engnuͤget nút an der mirren die in Got git, sú wellent ir ouch me uf sich laden und machent boͤse houbet [...] und wurt wenig genaden darus.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1401
/
2
):
dieselbe verdienliche gnode, die er disem selben menschen anderwerbe gab, das war ein soliche grosse unmessige bekorunge in gar vil maniger hande.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 410, 2
(
Hagenau
1534
):
Gott gebe seine gnad darzů.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Owe aber du
[Ewige Weisheit]
, du schonheit mit grundloser lútzelikeit, gnad mit gestalt, wort mit wise.
Adrian, Saelden Hort
3569
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
er [Got] lat úch och geniessen | der grundlosen gůeti sin | und raiset uch ain brosemli | hin von den genaden tischen.
Ebd.
5569
:
da man us schenket und git | daz edelst getraͤgde, | e lút, witwen, maͤgde, | swel gnaden wines presten hant.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1061
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Cristus sprach: | Diß gnadentrank hab von mir ze stúr, | So machtu geliden das minnefúr. | Sy spricht: | Din minnefúr mich krenket, |Wan mich din gnadentrank trenket.
Menge, Laufenb. Reg.
536
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Gott der gnaden brunne.
Lemmer, Brant. Narrensch.
45, 23
(
Basel
1494
):
Alls důt wer meynt das gottes stym | In ziehen soll mit gwalt zů jm | Im geben gnad / vnd goben vil.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Gnad oder gaab die ienem von Gott verlihen ist. Dos.
Morrall, Mandev. Reiseb.
176, 29
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz sie kain richtung nit begeretend wann allain das in got gaͤbe die gnäd das in irem land wuͤsche da mit sie iren lib moͤchtend erneren.
Bauer, Geiler. Pred.
102, 2
(
Augsb.
1508
):
die schouwenden menschen / bringen uns mit irem gebeet / gaistlich gaben und gnaden von got.
Sappler, H. Kaufringer
17, 279
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
es [beten] pringt im auch genaden mer, | dann das er sich oun widerker | zwainzigstund gaiselt und slüeg.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
30, 6
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
den tot er stört mit seines todes art | und slows auf uns der helle port | mit seines todes genadenschaft.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Doch tett Got genad, das sy das klosster nicht gewungn.
Niewöhner, Teichner
565, 141
(
moobd.
n. 1400
):
got hat mir die gnad gegeben, | wer mir peichtet alz sein leben, | der wirt ein gesunter man.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ff. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er het die genad, wann er an die haiden wolt ziehen [...], so was im alls volk als willig, als ob sy zu hochzeitlichen freuden solten, wann alls volck erkannt, das got in allen streiten mit im was mit sundern genaden.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do der keiser erbacht, da danckt er got und sand Benedicten seiner gnaden, und er tet auch grosse opfer mit inniger andacht.
Leman, Kulm. Recht ;
Peil, a. a. O.
581, 2386
;
Knape, Messerschmidt. Bris.
22, 60
;
Perez, Dietzin
1, 41, 28
;
Logau. Abdank.
170, 8
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
6b, 31
;
11b, 26
;
Reichmann, a. a. O.
78, 2
;
261, 34
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 354
;
2, 894
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Spechtler, a. a. O.
2, 74
;
Klein, Oswald
11, 101
.
Vgl. ferner s. v.
2
, ,  2, (Adj.) 3.
4.
›Sündenvergebung durch Gott‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  2,  2.
Wortbildungen:
gnadregen
›Versöhnungsstrom durch das vergossene Blut Christi‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1538
):
Tod, sund, leben und auch gnad, | alls ynn henden er (Jhesus) hatt, | Er kan erretten | alle die zu yhm tretten.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2960
(
Köln
1476
):
Dar vmb layst vns vort myt allen | Gaede zu genaede vallen
(›demütig auf die Knie fallen, um bei Gott die Sündenvergebung zu erwirken‹),
| Vnssz boese sunden zo layssen.
Gille u. a., M. Beheim
234, 124
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
von den czehern ge aus das mer, | das er [Jesu] gnad und ablas peger | umb die ubel.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
brengt mir die absolucion und gnad, | aber welcher wurt mich absolviren?
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Aus den suessen wunden dein | jst plutes vil geflossen, | [...] | gelindet ist des richters wüt | mit gnadregen begossen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
249, 4
(
Nürnb.
1548
):
begeren genad / das ist / [...] / sie begeren / das Got solche suͤnd zudecken / [...] woͤlle.
Stammler, Berner Weltger.
508
(
ohalem.
,
1465
):
so bittent die verdampnoten vnsren herren vnd fordrent gnad von jm.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
409, 3
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz werke der gotlichen liebi in uns, daz da abgenomen wirt übermitz die sünde, daz ist die gnade.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
Ir patriarch und pischolff geben nicht antlaß den kirchen; sie sprechen gnad und antlaß sey pei dem almächtigen Gott.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Die Sacrament geben gnad dermass daz jhener, der ain Sacrament in guotem glaub empfaecht, gerecht wirdet souil daz jm Got durch das sacrament sein genad reicht, die er jm sonst durch plossen glawb nit raicht, wol ist der glawb ain hilf, daz Got durch sein sacrament gnad verleicht vnd den menschen gerecht macht.
5.
in Verbindung mit Maria und den auf Maria bezogenen Attributen: ›Gunst, helfende Unterstützung, Fürbitte für den Sünder‹; in besonderer Weise phrasematisch:
vol der gnaden, gnaden vol / reich
(letztere Wendungen mit offenem Übergang zum Kompositum). Dies kennzeichnet die Mutter Gottes als e. P., die durch besondere Huld von Gott ausgezeichnet ist und sowohl als Trägerin der Gnadengabe Christi wie auch als Heils- und Gnadenvermittlerin für den Menschen eine besondere Funktion als Fürbitterin einnimmt.
Wortbildungen:
gnadenbäre
›gnadenvoll, die Gnade tragend‹.

Belegblock:

Jostes, Eckhart
36, 17
(
14. Jh.
):
swen ich unser frauwen gruzze mit dem Ave Maria und ich sprich „vol aller gnaden“, so gedench ich: waz hilft mich, daz di iungfrau vil hat.
Feudel, Evangelistar
2, 25
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
der engil gynk hyn unde sprach czu ir: ,gegruzit sistu vol genaden, got ist myt dir, gebenedyet bistu vor allen wiben‘.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
Gegruͤsset seyst du Junckfraw zart, | Du bist voll Gotts genaden, | Der Herr mit dir o edle art.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Sie [Maria] ist nach Gott das peste gut, | [...] Ir gnad uns nymer mer abste.
Thiele, Minner. II,
13, 436
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Zu denn wol unns auch helffenn | die konigin gnadenn vol!
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ach, ein můter aller gnaden, mir ist aber als neiswie als weder min sel noch kein endrú súndigú sel bedurfe keines urlobes noch enkeins mitlers gegen dir; du bist doch daz mittellos mittel aller súnder.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Umb das dú gnaden bære [Maria] | Da ir gespile wære.
Der warhait sú verjachent, | Do sú das kint [Jesus] gesachent, | [...] | Und emphiengent wirdeklichen | Die můtter gnade richen.
Sant Johannes der toͮffer sprach, | Do er Mariam komen sach: | ,Nu sechent andie gnaden rich‘.
Warnock, Pred. Paulis
28, 24
(
önalem.
,
1490
/
4
):
wil ich úch ain exempel sagen von Maria, der můter aller gnaden.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
104
(
schwäb.
,
1455
):
In diner [Maria] genauden owen | Bricht man der selden krencz.
Ebd.
1138
:
Mit diner gnaud professen | Kumm mir zuo troust und stür.
Ebd.
1148
:
Mary, din gnaud mir send | Und bitt für mich din kint!
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
4, 17
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Mit also lobleichen worten | Marien selden ich durchpolt, | Das ich hofft der gnaden solt.
Dubizmay, kurß zu Teutze
5, 2
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. ;
Wyss, Luz. Ostersp.
2733
;
Niewöhner, a. a. O.
464, 462
.
6.
›Begabung, auszeichnende Eigenschaft, besondere Fähigkeit einer Person zu etw., Kompetenz zu etw.‹; anschließbar an 2 und 3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1553
):
Er [...] hat die meisten gnaden an sich, dan er war andoinlich, wolberedt, meissich, narhaftich, leibzellich.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
bitet unsern herren Jesum Christum daz er mir vorlie etteswas von sinen genaden eůch zů sagene des er gelobet.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
daß sie der Todt hingerafft / und ihrer wenig das von Gott ihnen vertraute Pfundt fruchtbarlich angewendet / hiermit der empfangenen Gnaden / ihrem Schoͤpffer zu ehren.
Roloff, Brant. Tsp. Widmung
1119
(
Straßb.
1554
):
Herr Gott was würt auff dieser erden | Auß disem jungen kind doch werden / | Dem du gibst solche gnad on zal | Das er ist weiser dann wir all.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die Gnad / so ein mensch hat das was er redt oder thůt / ist es lieblich vnd angenaͦm.
Toͤlppisch / [...] / Vngeschickt / Der niener zů kein gnad hat.
Heydn. maister
20v, 10
(
Augsb.
1490
):
dann er mit genad der maͤssikeit vñ enthaltung von bösem begabt ist gewesen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
sprach er, die gnad müßt es von im [Satan] haben, so es erwachsen und gleich vil leut mit gewalt [...] umb das ir bringen wurd.
Wolf, Norm im sp. Ma.
43, 40
(
schwäb.
,
15.
/
16. Jh.
):
Die brüder, den der herre gnade hatt gebenn zů arbeiten, die sollent getrewlichen [...] arbeitten.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Gott erhalte euch noch ferner darbey / vnd gebe euch die Gnad / daß jhr Gott gebet was Gottes ist.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Gots gnad ist zwifaltig, da durch der vorgenant heylig pischoff so vil gůts getun moͤcht, und die mitwúrckend gnad, dadurch er das volbracht.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 6, 25
.
7.
›Ablaß, Nachlaß oder Erlaß der Sündenschuld und Sündenstrafen durch die Kirche auf Grund der Erfüllung vorgeschriebener, darunter vor allem finanzieller Voraussetzungen‹; als Metonymie: ›Kasten, in den das Ablaßgeld eingezahlt wird‹.
Phraseme:
in die gnade beichten
›zur Erlangung des Ablasses beichten‹.
Bedeutungsverwandte:
 6.
Wortbildungen:
gnadbulle
,
gnadenbrief
1 ›Ablaßbrief, Urkunde über die Ausstellung eines Ablasses‹.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
do satzte der babist [...], das man das leiden Cristi [...] begehin sulde alsso weit alsso dutzsche landt und behemer landt weren an dem freitage achtintage noch ostirn, unde do sulde besundirn gnade unde ablas zu gefallen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
1480 jar ward des gleichen genad gegeben als oben stet gen unser lieben frawen kirchen.
Franck, Klagbr.
222, 4
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Es sind Bischoff / Abt / Prior / Dechant / [...] Verkuͤnder der indulgentz gnad vnd ablaß / das ist rechter warer poppen außrieffer.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
es lebete wenig ieman untz an hundert jor, derumb solte men das jubaljor und die große gnode zů kurzeln ziten machen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1521
):
im 1510 jor [...] ist Remist gnod gesin zü sant Joder. Und het die selby Remist gnod gewert nit me den 5 wugen, und ist in den stog gefallen 400 gulden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Wie ain prediger minch ain römische gnad herbracht. [...] ain romische gnad her von Rom, daß man die leut möcht absolvieren von pein und schuld.
und wer in die gnad beucht, der můst so vil in die gnad geben, als vil ainer mit seinem hausgesind im haus verzert.
wa beleibt jetz der bapst mit dem gnadengelt, das er und ander bäpst gesamlet haben in teutschen landen [...], das gefallen ist in die gnaden, und sie uns ablasbrieff darumb geben haben.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Verzeichnuß vnd Erzehlung der Gnaden vnd Ablaß / welche etliche Cardinaͤl [...] aus Paͤbstlicher Heiligkeit Gewalt denen ertheilet / so nach Rew / Leid vnd Beicht ihrer Suͤnden / die Kirchen zum heiligen Creutz in Augspurg besuchen.
Philippus Ertzbischoff zu Coͤllen [...] erthailte in erstgenantem Jahr sovil Indulgentz vnd Ablaß Henricus Bischoff zu Augspurg [...]: Bestaͤtigte auch insonders solche mit einem Instrument oder Gnadenbrieff / welcher neben andern noch heutiges Tags in vnserm Gottshaus [...] zusehen [ist].
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[Die] drit bulla hyelt inne die genad und antlas allen, die an die keczer zugen.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
mag der berewt vnd gepeicht mensch (wie dann in Papstlichen gnadbullen gemainklich gesetzt ist) [...] erlangen ablassung der pen.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1490
):
ain weiss mesgwantt mit iren zuegehorungen vnd ettlich gnadbrief, auch der cappellen zu Rotenbůrg zuegehorendt.
8.
nach dem lat. Phrasem
gratias agere
:
gnade machen / sagen / senden / tun
›Dank sagen‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
530
(
mrhein.
,
um 1335
):
ich [Iesus] sagen dir, vatter, gnaden vil, | daz dů mich horest alle zil.
Ebd.
1209
:
Gnade, lieber herre min, | des wil ich vmer din diner sin.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Ich bin von sime gebete gnesn, sage im groze gnade.
Voc. Teut.-Lat.
l vr
(
Nürnb.
1482
):
Gnadesagen od’ dãcksagen. gratiari.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er nam die vij brot vnd die visch vnd macht genad
[
Beheim
1343:
gnâde tůnde
;
Luther
1545:
dancket
]
er brachs vnd gabs sein iungern.
Adrian, Saelden Hort
2849
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
[daz kint] hies och daz junkfrowelin | si sament wilkomen sin. | dez ward im gnad und dank geseit.
Dreckmann, H. Mair. Troja
25, 13
(
oschwäb.
,
1393
):
den nam er [Jason] bi den hornen, und stach in ze tod, und zoch im ab sein guldin gewand, und sagt do gnad und dank den göttern.
Heydn. maister
40r, 1
(
Augsb.
1490
):
Den gůten solt du wol thůn / dann dir anhanget schuldige genad vnd widergeltu͂ge.
Munz, Füetrer. Persibein
302, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
si sagt im gnad, vmb das er het | ir vater lannd vnd er allsuss pehallten. | Hin rait er mit der maget | in ires vater lanndt, | der im vil gnad des saget.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 443, 14
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
6, 30
;
Niewöhner, Teichner
309, 6
;
9.
säkularisiert: ›Wohlwollen, Freundlichkeit, Gunst, Achtung von Menschen gegenüber Menschen; Zugeneigtheit einer zumeist höhergestellten bzw. höherbewerteten Person zu einer anderen‹; als Metonymie generell für die daraus resultierende, aber nicht beanspruchbare, sondern freiwillig vollzogene Gunsterweisung; im einzelnen: ›gnädige Gesinnung und Unterstützung (auch das Schicksal, dann im Sinne von ,Glück‘)‹; ›fürsorgliche Treue‹; ›Schutz und Schirm eines Lehensherrn gegenüber seinem Lehensmann‹.
Phraseme:
von gnaden wegen
›aus freien Stücken, unverpflichtet, aus einem besonderen Wohlwollen heraus‹;
etw. von gnade haben
›etw. kostenlos haben‹;
sich in js. gnade geben
›sich in js. Gewalt begeben‹;
zu gnaden kommen
›in die Huld eines Höherstehenden (wieder) aufgenommen werden‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,
1
 2,  1, ,  14,  6, .
Gegensätze:
 24.
Wortbildungen:
gnadenwille
›Wohlwollen‹ (a. 1529).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
HerrenDienst vnd Gnad erben nicht.
Das ist ein Lobwuͤrdige Gnad / welche ohne Mittel eines Nutzen vnd Vortheils allein aus Sanfftmuth erwaͤchst.
Luther, WA (
1529
):
Doch habe ich bey meinen lieben deudschen die gnade
[›Glück‹],
das sie mir widder gleuben noch zu hoͤren.
Ebd. (
1535
):
Inen kuͤndte kein solch gnad
[›Glück‹]
widerfaren mit jren mennern.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
127, 24
(
preuß.
,
1437
/
8
):
die gemeyne hot eynen haken oberig zcu hulfe von gnade, das steet zcur herschaft.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
129, 4
(
1438
/
9
):
Wir [...] embieten allen [...] juden [...], die mit diesem brieve ermant werden unser gnad.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
sculden sij syne [des keysers] hulde vnd gnade werdervmb hauen, Sij moysten eme darvmb genen vnd schenken XII gulden.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
daß ihm viel andere Kriegs-Verstaͤndige in den Regiments-Geschaͤfften und des Koͤnigs Gnade vorgezogen werden wuͤrden.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
13, 21
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Soliche guttet, die ir [Tot] erzeigt an den leuten; soliche genade, so die leute von euch enphahen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
59, 2
(
thür.
,
1474
):
nachdeme dye guter yn von synem vater anerstorbin sint unde yn nicht von gnaden angekomen sint.
Thür. Chron.
11v, 25
(
Mühlh.
1599
):
ward Pompeij Volck geschlagen / daß er kaum Entran / vnnd flohe auff gnade zu Ptolomeo / der ließ jhm den Kopff Abschlahen.
Anderson u. a., Flugschrr.
13, 13, 2
(
Leipzig
1522
):
Solange euch die heilig christlich kirch widerumb yn ir christlich pristerthumb / vnnd tzu genaden an nympt.
Hoffmeister,
Kuffstein. Gef. A 2v, 14
(
Leipzig
1625
):
Derowegen [...] Jch diß Buͤchlein / mit hoͤchster Reverentz zu dero Fuͤssen gelegt haben wil / Solches in Gnaden von mir anzunemen bittend.
Opitz. Poeterey
55, 29
(
Breslau
1624
):
so wil ich doch lieber Virgilii sichere vnnd geheime einsamkeit / in welcher es jhm weder an gnade bey dem Keyser Augusto / noch an kundschafft bey dem Roͤmischen volcke gemangelt hat.
Henschel u. a., Heidin
635
(
nobd.
,
um 1300
):
Ich wil mich in din gnade geben | Dv hast behalten mir daz leben.
Gille u. a., M. Beheim
277, 35
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
mein lieber freunt, hilff mir umb gnat | und huld den kaiser piten.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
wöllt uns wider in ewer gnad und straf aufnemen [...], so wöllen wir auch unser leyb und gut bey euch lassen.
v. Birken. Erzh. Österreich a, (
Nürnb.
1668
):
Diesem [...] sagte er / bin ich / zu dankbarer Erkaͤntniß ihrer Verdienste / viel Gnaden schuldig / welche ich ihnen um soviel billicher bezahlen werde / weil mich GOtt faͤhig gemacht / Gnaden zuertheilen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1349
):
aber wir dar umbe ze gnâden kâmen an die burgere der gemeinde der stat ze Berne
(›sich mit jemandem einigen‹).
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1397
/
98
):
so haben wir, die obgenanten grafen, angesechen und betrachtet getruͥwe dienste, gůtten willen [...], so die vorgenanten uͥnser lieben getruͥwen die lantluͥtte [...] uͥns [...] erzoͤyget hant [...], harumbe wir si begeren in sunder liebuͥ, genade und gůter gunst ze haltenne.
Ders., Stadtr. Bern (
halem.
,
1407
):
von sunder gnad wegen, so [...] unser herrschaft zů den [...] von Berne hat, so erlouben und geben wir hin [...] alle die rechtung, so die selb unser herschaft hat.
Ders., Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1566
):
Sy wöllend ouch den jhenigen [...] in gnaden gägen inen handlen, das sy irer mhüey söllen ergetzt werden.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1415
):
dz wir mit uͥnser selbs person [...] uns [...] in sin kuͥnglich gnad gegeben und gesatzt haben.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
wie grauff fridrich [...] von rechten gnaden wegen und besundren liebe gunnen het dz sy mit den sinen ein ewig lantrecht machen möchtend.
dz der obgenant vnsser her von togenburg [...] sy [...] von sundren gnaden wegen, so er zu jnnen [...] hette begnadet vnd begabet, vnd jnnen die gnad
[Bed. 10]
gethan hett, [...] das [...].
Dreckmann, H. Mair. Troja
17, 4
(
oschwäb.
,
1393
):
darumb gib ich mich gentzlich in iur gnad.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
247, 33
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz der ritter hat gnade dez küniges, daz ist, der künig hat in begnat.
Sappler, H. Kaufringer
4, 420
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ewr guot sol darzuo zolfrei sein. | das hapt von den genaden mein.
Brandstetter, Wigoleis
196, 21
(
Augsb.
1493
):
Wigoleis bin ich getaufft. vnd auff genade bin jch in dieses land kommend hoffend die zuo vinden. [...] Herumb ist mein begeren [...] mich zuo einem diener in eüer küngkliche genade vnd in eüer werde messeney zuo empfahen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß [...] ire söne [...] bei kaiser, [...] und herren an höfen dienen, gnad und kundschaft erwerben lassen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Das geschlos was die zeit von ainem ledigen Schenncken [...], das im der kayser von gnaden wegn gab und nicht ererbt hatt.
Hör, Urk. St. Veit
91, 21
(
moobd.
,
1368
):
gebieten wir allen vnsern amptleuten [...] by vnsern genaden vnd hulden, daz si von vnsern wegen nicht gestatten, daz [...].
UB ob der Enns
10, 2, 4
(
moobd.
,
1381
):
der wir von im underweiset sein, zu unserm capplan und in mitsampt seinen gotzhaus und allen seinen leuten [...] in unser besunder gnad und scherm genomen haben und geben im auch mit diesem brief alle die recht genad
[Bed. 10]
und freyhait.
Ebd.
243, 20
(
1384
):
daz wir den hof ze Oberhofen inne haben [...] daselbs von genaden vnd nicht von recht.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
27, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Wen mein [Pallas] gnad berüeret, | der wirt mit kunst und weishait so erfolt.
Ebd.
33, 4
:
so soltu mir [Jupiter] des trawen, | das du vil gnaden alltzeit pey mir vindest.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
das der künig disen fürsten [...] genedigklich in sein genad entpfieng.
wann der künig im vil sunder genaden tet.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do viel ir der keiser zůfüssen und bat sie, [...] das sie in zůgenaden lies kumen. do sprach sie: „lieber herr, ir habt mein huld“.
Rintelen, B. Walther
183, 11
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wann der Landsfürst yemandts ein Lehen durch Genaden willen verleicht.
Rechn. Kronstadt
2, 84, 28
(
siebenb.
,
1528
):
stat vnd Lant hat Entpfangen auss genaden künigliger meiestat [...] flor. 500.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 117, 7
;
Froning, Alsf. Passionssp.
995
;
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
Aiiijv, 23
;
Koller, Ref. Siegmunds ; ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern f.;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
313, 22
;
Grossmann, a. a. O. ;
Roth, E. v. Wildenberg ; ; ; ; ; ;
Vgl. ferner s. v.  6.
10.
›Gabe, die eine höhergestellte Person aufgrund einer wohlwollenden Gesinnung an einen in der Hierarchie Niedrigeren verteilt‹; speziell: ›Vergünstigung; Recht, Privileg, Erlaubnis‹.
Phraseme:
ane gnaden
›ohne Erlaubnis, Zustimmung, Berechtigung‹;
jm. gnade tun
›jm. zu seinem Recht verhelfen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , ,  3,  1, , , (
das
6.
Wortbildungen
gnadenbrief
2 ›Urkunde als Bestätigung für die Vergabe eines Rechts‹ (dazu bdv.: );
gnadengift
(a. 1598), ˹
gnadengrosche
2,
gnadenpfennig
(a. 1613)˺ (dazu bdv.:  2),
gnadengut
›Fallgut, verliehenes Gut, auf das kein Rechtsanspruch besteht und das somit jederzeit an den Lehensherren zurückfallen kann‹,
gnadenholz
(a. 1625),
gnadenhufe
(a. 1422),
gnadenkamer
›Privilegienkanzlei (?)‹ (a. 1441),
gnadenkorn
(a. 1420),
gnadenlehen
(wie
gnadengut
),
gnadenpfründe
(a. 1643),
gnadenschule
›kostenlose Schule‹ (a. 1641),
gnadensiegel
›königliches Siegel zur Abzeichnung von Privilegien‹ (dazu bdv.: ),
gnadensilber
›Freisilber, möglicherweise die Rendite in ungeprägtem Silber der an Bergwerken beteiligten Kaufleute‹,
gnadenteilig
,
gnadentochter
›lehensberechtigte Tochter‹ (a. 1546),
gnadenverschreibung
(a. 1590/1),
gnadenwasser
›verliehenes Recht an einem Wasser‹ (a. 1643).

Belegblock:

Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1471
):
wir begifftigen und befrien das obingeschriben hospital mit den obgerurten gnaden und freyheiten.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swaz gnaden vnde rechtes de Ioden hant, daz irwarp in Iosaphůs.
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 140, 34
(
md.
,
um 1415
):
Eyn iclich salczwayn, der durch dy stat get, der gebit vyr pfhennynge: [...] Gen abir czwey pfhert yn dem wayne, do gehorit genade
(›besondere Erlaubnis‹)
czu.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
9, 31
(
1438
/
9
):
Wer auch aber ymands, in welchem wesen der were, briff ader recht weder die obgenant freihung und gnad von uns erwurbe.
Ebd.
217, 21
:
ettlich ander gnadbrief mit seinem maiestat und kuniglichen insigel versigelt.
Kollnig, Weist. Schriesh.
38, 16
(
rhfrk.
,
1449
):
Wir weisen auch, das die von Nuwenheim kein recht in der alman han, dan so ligent ußwendig der strossen, anders dan von gnaden.
Köbler, Ref. Wormbs
255, 27
(
Worms
1499
):
diss ist ein gnad des Rechtes heist beneficium diui Adriani.
Froning, Alsf. Passionssp.
958
(
ohess.
,
1501ff.
):
Herre myn, zu uwern gnaden
[›mit eurer Zustimmung‹]
| ßo wel ich mich vor beraden | myt myner mutter.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
143, 54
(
omd.
,
1554
/
1633
):
unbilligen abgangk und sonderlich des gnadengroschens befunden. [...] weil der gnadengroschen eine gemeine hülfe dieß bergkwergks wieder ist.
Küther, UB Frauensee
121, 1
(
thür.
,
1350
):
habin dy˚ egenennten vrouwen den egenennten luten dy gnade geton, daz sy˚ daz vorgenannt gut mogen wedirkoufen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
wir besorgten, unser freyheit und privilegia wurden damit geschwechet [...], wenn wir hofften, seine furstliche gnade wurde des in ware kunde kommen, das uns solche gnadelehn von alder so geschehen were.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 174, 2
(
nobd.
,
1464
):
Es haben auch der herrschaft lewt gewonheyt von gnaden, das sie vihe tryben in der herrschaft holze.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
[baupst Martinus] tett gnad und lech pfruͤnden.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1283
):
so han wir nah ir bete diese genade und dise recht und dise vriheit gesezzet.
haben wir dartzu auch uͤnser guͤnst und willen gegeben ze gleicher weis, als unser vorvordern und die brief die sy darumb und auch all ander brief, recht, gnad, freyhait und gute gewonhait, die sy von unsern egenanten vordern gehebt habent bestett.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1382
):
[Wir bekennen] das wir [...] der stat zu Berne [...] genade und freyheyt getan und geben haben.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1451
):
Doch so wellen wir und ist hierin unser mainung, das diß vorgeschriben unser gnǎd und fryhait allein den gotzhuslüten ze nuttz komm.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
nam Astolffo sin harnisch und [...] schied uß dem schloß heimlich on gnaden.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 176, 28
(
Luzern
1596
/
7
):
vnd der könig gwan sy lieb v̈ber andre wyber vnd hatt gnad vor im vor allen. Er satzt ir die königkliche Cron vffs houpt.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
188, 18
(
schwäb.
,
1356
):
als lange uns daz gevellet und wir die genad nicht widerruffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1461
):
dann uns unser herr der römisch kaiser in disen leufen kaines seiner gnadensigill oder secret zůgeschickt oder bevolhen hat; solten wir dann ain sollich sigel oder secret selber haben, so wären wir ain felscher.
Müller, Welthandelsbr.
277, 6
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
man zalt außerhalb der meß zoll von yeder cargo specerei [...]. Aber in allem ist gnad und fortl.
Müller, Handel Paumgartner
46, 28
(
schwäb.
,
1543
):
er an allen liegenden und farenden gütern, bergwerken, auch freien und gnadensilbern [...] gar nichts erben solle.
Ebd.
107, 12
ff. (
Innsbruck
1548
):
Hörwarten haben 1547 in schwerem wechsel zu Schwaz gemacht 950 mk. silber, daraus die Hälfte = 475 mk. gnadsilber, bringt die gnad zu gelt 364 fl. 10 kr.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1552
):
die gnaden- und drittailigen güeter volgen den ehegemechten, und nit den kindern.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
alsdann wurde Jr kay. mt. sich gegen inen und gemainer stat Augspurg mit gnaden beweisen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
waz euch dunket gǔt, | Daz man der Minn genade tůt?
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das sy solhes anschlags nit vermochten, und die lanndtlewt von Kernndten patten den kayser umb ain gnad in dem anschlag.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
sy hetten angefangen ain gotzhaws zu pawen, darzue begerten sy genaden und heyltumb.
Rintelen, B. Walther
185, 13
(
moobd.
,
1552
/
8
):
innhalt des Gnadenbrieffs, von irer Kayserlichen Maiestät darüber geferttigt.
Ebd.
186, 8
:
haben darumb als Regierender Ertzhertzog zuo Österreich, Landsfürst [...] inen [...] obberürt unsers lieben Annherrn Gnad des ersten Viertentails erklärt.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
44, 13, 1
;
Müller, a. a. O.
259, 12
;
265, 7
;
Rennefahrt, Recht Laupen ; ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Hör, Urk. St. Veit
97, 3
;
140, 27
;
173, 7
;
109, 16
;
115, 38
;
UB ob der Enns
10, 2, 5
;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Spiller, a. a. O. ;
Moscouia
C 4r, 40
;
Öst. Wb.
3, 943
;
Vgl. ferner s. v. ,  13,  5.
11.
weltlich allg.: ›Erbarmen (gegenüber Leid und Not), Schonung (gegenüber dem im Kampf Unterlegenen); Sanftmut‹; speziell: ›Nachlaß der Abgaben für in Not geratene Untertanen‹.
Phraseme:
auf gnade
1 ›erlaßbar‹;
sich jm. in gnade und ungnade ergeben
›sich dem Sieger im Zweikampf ergeben‹.
Wortbildungen
gnaddürftig
(dazu bdv.: ),
gnadsteuer
›aus Erbarmen gegenüber armen Leuten reduzierte Steuer‹.

Belegblock:

Harms u. a., Alberus. Fabeln
82, 10
(
Frankf./M.
1550
):
Wann ich [der Hundt] wurd alt / vnd nicht mehr kuͤndt / | Das ich als dann gnad bey dir fuͤndt.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
ergaben sie sich alle inn fünff Tagen hernach in deß Königs Gnad vnnd vngnade, deren zum theils gehencket, die anderen aber frey gelassen wurden.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Welch hof abir under eime halben pfunde cinset, der muz volliz geschoz geben alse wol, als ab he vri were, man wolle im denne gnade tun.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 234, 15
(
nobd.
,
1464
):
Fritz Seyler von seyner hwͤbe [...] ½somerin habern auf gnade.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Wir haben mit inen gehandelt, gescharmutzelt und geschossen, das sie sich haben in gnad ergeben.
Franck, Klagbr.
221, 12
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
diser arm vnselig hauff / [...] vor allen ellend vnd arbeitselig leut / billich von menigklich zu erbarmen / gnadtoͤrfftig vnd hilffwirdig / Die allein vom almusen leben.
Heydn. maister
13v
, 19f. (
Augsb.
1490
):
damit hat er gnade vñ gütikeit sein feinde͂ bewisen.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Ich main euch zu beswern nicht, | [...] | Ob ir ez gerücht | Und genad an mich sücht.
Hör, Urk. St. Veit
66, 32
(
moobd.
,
1348
):
Ez wer denn als vil, daz ein geprest in dem lant wurt, daz mein vargenanter herr andern seinen hindersetzen genad tæt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1377
):
kinder, die ir hab nicht gearbaiten chünnen noh mügen, die sullen genadstewer geben.
Weber, Füetrer. Poyt.
88, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
mit seinem schwert macht er [Poytislier] in lebens an. | Der riß am re hie lag mit wunnden tieffen, | [...] | vmb gnad gen Lorandin si alle rieffen.
Qu. Brassó
4, 29, 34
(
siebenb.
,
1603
/
20
):
Wie sie nun die Festung innen hatten, liess Herr Michael allen Leuten drinnen Gnade thun und keinen töten.
Klein, Oswald
18, 79
.
12.
nach einer strafbaren Handlung im rechtlichen Sinne: ›Erbarmen, Milde bei der Festlegung einer Strafe für einen Straftäter nach dem Prinzip der Billigkeit (im Gegensatz zum strengen Recht) bzw. Milde nach ergangenem Urteilsspruch‹; tropisch für die konkrete Wirkung: ›Verzeihung; Begnadigung, vollständiger Straferlaß; Milderung beim Strafmaß‹; auch ›Nachlaß oder Verringerung einer zu entrichtenden Geldbuße‹.
Zur Sache: , 1521f.
Phraseme:
gegen jn. gnade tun
›jm. die Strafe erlassen‹;
auf gnade
2,
nach gnaden
1 ›mit der Möglichkeit / Hoffnung auf Straferlaß‹; 2 ›auf gütliche Weise‹;
ane sonder gnade
›ohne Möglichkeit des Straferlasses‹;
jn. gnaden bitten
›jn. um Verzeihung bitten‹;
jn. zu gnaden kommen lassen
›jm. verzeihen‹.
Wortbildungen:
gnadbeweisung
,
gnadbitten
(a. 1598),
gnadenbefel
›in Notzeiten erteilte Anweisung zur Milde bei der Schuldentilgung u. ä.‹ (a. 1635),
gnadwürdig
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Es ist besser zu viel Gnad als zu viel Straff, deñ Gnad kan man wenigern / Straff kan man nicht wieder zuruͤck bringen.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
v. 1455
):
wer dit vurß. zinsgelt [...] zu wrefelmoit behielt, soll er den andern tag noch also vil geben und so vort dobbelt, bis er des hern gnad darvan erlangt hait.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1511
):
wer dem hove ungehoirsam is, 7 ½schillink vur der boess, up gnade. were aver iemantz wraevelich [...], denselven sal man boesen vur die ungehoirsamheit vur 5 mr., sonder gnade.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1456
):
so sol der scholtes den schleger grifen und das recht daruber sprechen lassen [...] doch ist genade guet bei dem rechten.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
72, 9
(
rhfrk.
,
um 1435
):
es ist uwer sone konnig Ludewig / der wil zü uch mit syme volck / vnd wil uch gnade bidden.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Sie sal auch reine sin und cusche, barmherzig und sal ummer die gnade setzen uber daz recht.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab sich eyn man umme ungerichte deme rate gibit in gnade.
Alle vryheit unde gerichte, dy der obirste herre [...] hat, [...] al sulche macht, vryheit unde rechtikeit sal der man, der das in lediglichen weren hat, ouch uff deme gute haben, recht unde gnade zcu thun.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
61, 13
(
omd.
,
1464
):
darumb zcu strafen, nachdem die bergmeister die sach angebracht haben [...], doch mit genaden.
Küther, UB Frauensee
271, 32
(
thür.
,
1494
):
soln sie [...] ir sache von beyder parthe vor eynen hern von Hersfelt tragen und daselbst seyner gnade scheidt anzunemen.
Henschel u. a., Heidin
923
(
nobd.
,
um 1300
):
Gern ich nach gnaden strebe | Genade ist bezzer denne reht.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
46, 34
(
nobd.
,
1335
):
so sol man in in dem turn lazzen ligen biz an der burger gnade vom rat.
Ebd.
88, 30
(
1348
):
Amboz meister ist di stat 1 jar auf gnade verboten darumb, daz er von den Juden ubel geredt hat.
Ebd.
107, 14
(
1383
):
Pertel fleischakker iuravit 3 jar von der stat und 5 meyl hindan on genade.
Ebd.
120, 12
(
1392
):
die gnad sol an den burgern sten, ob er sich redlichen helt. [...] daz sie sich uff gnad stellen solten und daz in an dem leyb niht werden solt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
daz sie in sunderheit die atzung nemen von den gefangen, doch nach gnaden.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
ich batt nur vmb Genadt, | Das er mich nicht richt mit dem Radt.
Kehrein, Lieder 14./15. Jh. (
14. Jh.
):
Gratia Genad zeucht fur recht.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do er ouch sach, daz er im nüt widerstoen mohte, do schihte er andere herren an den kunig, daz sü im mit bete genode erwürbent. die entschuldegent in.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1462
):
Die mechtigisten in Ach můstent barhoupt, barfůsz und nackendig [...] und ein seyl am hals tragen, und dem hertzogen zu fůsz fallen uff gnod.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1349
):
were aber, [...] daz unser deheiner sines eidez vergessi [...], dez lip und gůt sol ane alle genâd den vorgenanten burgern von Berne gefallen sin.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
wele denne zů vͥns dar kemen, die sich verschult hetten, äne alleine vmbe totslege [...], den muͥgen wir wol gnade tůn.
wer der ist, der win tuͥrer schenket [...], der statt geben [...] sol x ℔ stebler vnd darzů an all gnad ein gantz jar an win schenken sin vnd darnach vf vnser herren gnad.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1471
):
uͥbersicht er denne den eid, so ist er umb lib und gůtt an der herrschaft gnad nach dem lantrechten.
Ebd. (
1571
):
und so gar lychtlich und schlächtlich über die strafwürdigen sachen (insonders das malefiz belangend) varen oder sich darinn einicher gnadbewysung, als obstat, wider unser der oberkeit ansechen [...] anmassen.
Sexauer, Schrr. in Kart.
237, 4
(
Basel
,
um 1510
):
sol er sin schuld bekennen vnd von dem der sin versúmnúß gelitten hat venie oder gnad begeren.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einer můtwillige͂ thaat sol mã kein Gnad beweysen. [...]. Gnadwirdig / Wol waͤrt dem man verzeyhe / Wol zů übersehen.
Chron. Augsb. , (
schwäb.
, zu
1384
):
můsten hundert der besten [...] nider knieen in daz kaut und bauten genaden.
Ebd. (
1523
/
7
):
sie soll auff den 20. tag feberer bis mittag aus der statt Augspurg und ir leben lang nit mer darein aus gnaden.
Sappler, H. Kaufringer
3, 16
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
so kompt es dann villeicht darzuo, | das man im die gnade tuo, | das er dann darumb ze buoß | ain vaisten ochsen geben muoß.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
das wur [...] das ertzketzernest Mulhausen [...] erobret und in unser gnad, ungnad empfangen.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Er was so wol besinnet, | Durch got, durch recht er stæte riet, | Daz man iz nach der genaden schiet.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
darnach ergaben sy sich mitsambt dem kloster in sein genadt und ritterliche vanncknus.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Sie paten in genaden, ob sy sich ainichen weis an im entert hetten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
wer aber das übertrethen wurt, der wehr der herrschaft verfallen aller seiner gerechtigkeit auf genat.
Behrend, a. a. O. ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
85, 22
;
212, 3
;
213, 4
;
Gille u. a., M. Beheim
76, 255
;
Bell, G. Hager
377, 1, 24
;
Welti, Stadtr. Bern ; ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
ders., Statut. Saanen ; ;
ders., Gebiet Bern ;
Barack, Zim. Chron. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Roth, E. v. Wildenberg ; ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
16, 30
;
34, 8
;
Rwb , 974ff;
Bauer, Das Gnadenbitten [...].
1996
;
Schmidt-Wiegand, Dt. Rechtsregeln.
1996, 138
.
Vgl. ferner s. v.  4,  2, (
das
6.
13.
›Belieben, Willkür, Gutwilligkeit, Ermessen, Billigkeit‹; im Recht: ›nach Gutdünken und eigenem Ermessen auferlegte Strafe‹; am ehesten hier anschließbar: ›Gewalt, Herrschaft‹.
Phraseme:
nach gnaden
›wie es jm. beliebt‹;
auf gnade
3 ›auf Gedeih und Verderb, in Abhängigkeit von jm.; ohne rechtlichen Anspruch auf etw., ohne rechtsfähige Absprache und somit der Willkür des Anderen ausgeliefert‹ (vgl. dazu:
Schmidt-Wiegand, Dt. Rechtsregeln.
1996, 148
).
Wortbildungen:
gnadzeit
›nach Ermessen festgesetzte Dauer der Strafzeit‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
531, 770
(
Magdeb.
1608
):
Das der Schwecher mus haben schad / | Odr dem Starcken dienen auff gnad.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
dovon mogen dy rotmanne besserunge nemen noch yren gnoden. vnd noch yren willen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
290, 17
(
rhfrk.
,
1369
):
ir ernbede ist [...] sehtzig malter kornes minre oder me, darnach die iare danne sint und mins herren gnade ist.
Ermisch, Freib. Stadtr. Z (
osächs.
,
um 1355-79
):
Wer ouch tůch mit ungerechter varbe verbit, [...], der sal iz der stat nach der buͮrgere genaden bessern.
Ebd. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
wirt he verwunden mit dem richter unde mit eime geswornen manne, man slet im abe di hant zu rechte oder he muz dingen an des munzmeistirs genade.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
53, 21, 6
(
schles.
,
1327
):
Der gast, der ein Cromer ist, der shal gebin in dem jarmarkte [...] ein scoth [...]; der halbe Crom halb also vil, der minnir lÿt nach gnadin.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
das erste geborne kint noch sines vatters tode besitzet das künigrich und wiset die andern kinde us mit herzogentůme oder mit groveschaft, also denne an sinen gnoden ist.
Donoch fůr er den Ryn abe und belag Kölle, und ving den bischof und betwang sü und alles lant do umb, das sü muͤstent an sine gnode kumen.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Do antwort er
[Jan Hus],
er hielte kain bann und wölt messe haben, als dick er sin gnad hett.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1390
):
veriehent wir, das wir unser beider lip und gůt [...] an [...] unsers genedigen herren, [...] gnad ergeben mit craft ditz briefs, da mit ze tůnd und ze schaffen, wz ir gnad si.
UB Zug
1285, 9
(
halem.
,
1480
):
[er soll dem Kloster]
ouch je in dem herbst birren, oͤppfel und nuß geben, als sin gnad ist.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
So daz er umb die schulde | Auf genad tzu puezze ste, | Und nicht mer fuͤr vrowen ge.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sol der kunig von Franckreich dem Romischen kunig ain gantzeß jar versollden funfftzigtawsent man oder im das gelt dafur geben; stet zu seinen gnaden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1434
):
in welhem der ambten der wirt stirbt, so ist das pest rind nach dem pesten unser; oder was wir dafur nemen wellen das stet hinz unsern gnaden.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1462
, Hs. 
1644
):
sollen auch die zwen [...] dan gestrafft [...] werden an dem guet oder auch an dem leib mit einzelegn auf genadzeit in den thurn oder in den castn.
Piirainen, Stadtr. Sillein
100r, 13
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Von dem chnecht der auf gnade dynt DEr auf gnade dynst chnecht ist der muͤz der erben gnade leben.
Rennefahrt, Stadtr. Bern .
14.
im Minnedienst: ›Erhörung, zurückgegebene Zuneigung, Liebe‹.

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
121, 11
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Ffrouwe sprach der getwerg kerent uwer gnade zu mir / dan wirt myr uwer liebe nit schin / so muß ich darvmb sterben.
Stackmann u. a., Frauenlob
14, 25, 15
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
swaz man ie enpfant an wibe | lobes, des muz man gunnen wol ir libe. | durch daz wil ich ir genaden immer me wol warten.
Weber, Füetrer. Poyt.
335, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Wol mich der stunnd, das mir ewr rainer leib | genad vnd hulld nach schullden hat versprochen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
169, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ob ich nicht gnade zue eüch möcht erwerben, | nach ew͂er süessen minne | muest mir der leib sunst senendt gar verderben!
Klein, Oswald
119, 41
;
Munz, Füetrer. Persibein
93, 5
.
15.
›Ruhe; Frieden (im Gegensatz zu Tumult und Aufruhr)‹.
Phraseme:
die sonne geht / weicht, neigt sich zu gnaden
›die Sonne geht unter‹;
etw. zu gnaden gehen lassen
›etw. beenden‹.

Belegblock:

Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
als Balaam, der enwolde sich den juden niht gelichen und wolde doch mit in genaden vinden.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
Es was vor zeiten ein schentlich [...] ding, so man saget, die sonnen gieng unter, wie es dann noch bei dem gemeinen pöfel und sonderlichen bei den geistlichen weibern für unglückhaftig geacht wirt; dann si sprechen, so die sonn untergêt, si gêe zu rue oder rast oder zu gnaden.
Goedeke, Fischart Schiff
1140
(
Straßb.
,
1576
):
Derhalben will ich auch mein schreiben | Zu gnaden lassen gahn und bleiben.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1515
):
do die sunn schier zu gnaͧden wolt gaͧn.
Adomatis u. a., J. Murer. Ufferst.
1583
(
Basel
1567
):
Dann schon die Son zů gnaden gadt | der abend stern am Himmel stadt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Umb sovil dann die sonne nach mittemtag widerumb zu gnaden weicht, umb sovil rucken sie [heffen] widerumb herfür.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[frau Sonn] gieng zu rest und genaden, wie dan noch etwo das narrat gemain volk maint.
das wär als ein herold [...] außschreien und außrüefen frid und gnad.
Bachmann u. a., Volksb. ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 69
.
16.
aus der Bitte um Hilfe und Gunst entstandene ehrenerweisende Anrede mit Tendenz zur Höflichkeitsfloskel (teilweise als Einleitung einer Rede), vom Sprecher oft untertänig bittend, manchmal dankend geäußert; sowohl Gebrauch als Ehrentitel für eine Person (›Euer Gnaden‹), deren Macht als von Gottes Gnaden herrührend angenommen wird, wie appellativische Verwendung für die angesprochene Person.
Wortbildungen:
gnadendiener
›Speichellecker‹,
gnadeherre
,
gnadfrau
,
gnadjunker
zumeist abwertend für einen unnützen, ausschließlich seinen Stand herauskehrenden Adligen bzw. Junker.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Also haben sie uns diesen text meysterlich verkert und yhre lugen damit wollen stercken, noch sollen wir sie gnad juncker heyssen.
wo sie den Keiser personlich jnn Deudsch land brechten, wuͤrde jederman erschrecken und zu jn sagen: Gnade herrn, was wollet jr haben?
Ebd. (
1535
):
und wir solten sie noch dazu nicht fur feinde halten, sondern Gnade Herr heissen.
Ebd. (
1545
):
auff das ein Concilium nichts anders sey, denn ein Jaherr, der im Rat oben an [...] sitze, und zuhoͤre, was die gnadejuncker uber dem hohen tische gebieten.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
174, 4004
(
Magdeb.
1608
):
Sonderlich die vom Diener orden | Zu gar schleunig gnad Junckherr worden.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 67, 13
(
preuß.
,
1448
):
also denne ewire gnode in der obirschrifft disser abeschrifft lesende wol wirt.
Kollnig, Weist. Schriesh.
12, 41
(
rhfrk.
,
1467
):
das unser gnediger her, der pfalzgrave, oder die amptlute von siner gnaden wegen sich des wol underziehen und annemen moge.
Karnein, Salm. u. Morolf
100, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
gnade, ein edel kunigin, | du solt gedencken dar an [...].
Froning, Alsf. Passionssp.
992
(
ohess.
,
1501ff.
):
Gnade, lieber herre mynn! | magk es myt uwernn hulden gesynn.
Ebd.
7752
:
Gnade, her, zu disßer frist! | went du myne gesuntmecher byst.
Knape, Messerschmidt. Bris.
13, 18
(
Frankf./M.
1559
):
Brissonetus [...] bathe seinen Herren / er solte jhn auß seiner gnaden Ruͤstkammer versehen lassen / nach seinem gefallen / vnd wie es seinen Gnaden gefellig.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Vierzend capitel diz ist. | Gnade, herre Jhesu Crist.
Gille u. a., M. Beheim
22, 3
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dem durchleuchtigen hach geporn fursten und hern, hern Albrecht, dem jungen, phalczgraff pey Reine, herczog in Baiern, seinen genadn und ern Ich etwas willen hie czu tichten.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Straßb.
1545
):
ob doch das geistlich recht [...] zůlaßt, daß sie weder predigen noch ander sorg und arbeit tragen dörfen und nur gnadherr sein.
Adrian, Saelden Hort
4090
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
gnad, frow, ich bin der | dem dus hast wol erbotten.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
genade iemer mer! | So ist min bitterlicher ser | One alle misse wende.
Bächtold, N. Manuel. Barb.
139, 133
(
Zürich
1526
):
Da bistu ein gnadfrow on arbeit und not, | Und gewünnend dir ander arm puren din brot.
Sappler, H. Kaufringer
3, 362
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
herr, nun merkent mich! | vor ewrn genaden ich das sprich.
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 7, 19
([
Augsb.
]
1525
):
Ewer Churfürstlich / Fürstlich gnaden / Herrligkait / gunst vnd freündtschafft / sey gnedig jren vnderthonen.
Ebd.
28, 3, 10
([
Augsb.
]
1524
):
Gnad weyser herr ich waiß wol / ir [...].
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
daß Eur kün. mt., chur⸗ und f. gnaden, gnaden und gunsten frei sehen und spüren mögen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
do sie [jungen herren] kaum user der schalen geschlossen, sein sie gleich gnad herren und gross Federhannsen.
Rot
287
(
Augsb.
1571
):
Adulator, zuschmeichler / liebkoser / ohrnplaser / federklauber / hellstreicher / suppenfresser / Gnaden diener.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sein kayserliche gnad noch zwe pietten, den frid in dem scheyn ze verfesten.
Mollay, H. Kottanerin
26, 28
(
moobd.
,
1439
/
40
):
meiner fraun gnad, die was ausserthalb der tuͤr.
Kollnig, a. a. O.
45, 24
;
116, 27
;
224, 19
;
Knape, a. a. O.
41, 6
;
Küther, UB Frauensee
396, 34
;
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
297
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
52, 9
;
60, 42
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Wackernell, H. v. Montfort ;
Bächtold, N. Manuel. Barb.,
163, 831
;
Roth, E. v. Wildenberg ; ;
Klein, Oswald
43, 4
;
Grossmann, a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
12, 19
;
12, 24
;
Vgl. ferner s. v.  5, ,  5, , .
17.
als Teil einer Begrüßungs- und Segensformel; anschließbar an 16.

Belegblock:

Stambaugh, Milichius. Zaubert. V,
4, 5
(
Frankf./M.
1563
):
GOTtes gnad und Barmhertzigkeyt / durch Jhesum Christum unsern Heyland. Hochwirdiger Fuͤrst [...].
Anderson u. a., Flugschrr.
22, 2, 4
([
Erfurt
]
1525
):
GOttes gnad vñ frid yñ Christo vnserm Herrn / Ernuester Juncker.
Franck, Decl.
331, 5
(
Nürnb.
1531
):
GOttes genad vnd freundtliche trew zů vor. Lieber vetter [...].
Anderson u. a., Flugschrr.
9, 2, 1
([
Straßb.
]
1524
):
Dem Christlichen leser. Gnad vnd frid von Gott.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 2, 3
([
Augsb.
]
1523
):
Genad vñ frid võ got vnserm herren in Cristo Jhesu.
18.
als Demuts- bzw. Legitimationsformel:
von gottes gnaden
.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
7487
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ich thun kunt alle man gemeyn, | armen, richen, grosßen [...] | wie here kommen ist eyn meister von gotcz gnaden!
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
ab der selbe syn recht wedir gewynnen moge, wenne derselbe von den gnoden gotis des heiligen stules czu Rome ledigunge irworben hat.
Küther, UB Frauensee
120, 4
(
thür.
,
1350
):
Wir Johan apth von Gotis gnadin des stiftes zu Hersfelde bekennen [...].
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
308, 8
(
thür.
,
1474
):
Wir Wilhelm, von gots gnaden herczogk zcu Sachßen, lantgraffe [...] bekennen [...].
Anderson u. a., Flugschrr.
22, 6, 33
([
Erfurt
]
1525
):
auch der yetzige oͤberkeit widerumb aus gnaden Gottes ist eingesetzt.
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Hör, Urk. St. Veit
69, 40
;
87, 26
;
100, 30
;
102, 17
;
118, 1
.
19.
›Andacht in der Oktave des Fronleichnamsfestes‹; ütr.: ›die gesamte Festzeit‹.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a. 
1490
).
20.
›Grazie, Anmut‹.

Belegblock:

Schmidt, Hist. Wb. Elsaß (
um 1500
).