miete,
die
;
-Ø/-n
.
1.
›jm. gegebene bzw. (konversosem:) von jm. entgegengenommene Geld- oder Naturalleistung, die in der Absicht der Bestechung, der Vorteilsgewährung oder der Erzielung von Zuneigung gewährt und in diesem Sinne durch eine für den Gebenden vorteilhafte Maßnahme, Entscheidung, Behandlung honoriert werden kann‹; die semantische Amplitude der Belege, die unter diesem Ansatz zusammengefaßt sind, reicht von ›Bestechungsgeschenk‹ bis zur nicht berechnenden freundschaftlichen Zuwendung (s. dazu 2); zum Orientierungsfeld, das die persönliche oder soziale Beziehung zwischen einem Geber und einem Nehmer beeinflussen kann, gehören  1, , ,  1, (
das
23, (
der
1, , .
Bedeutungsverwandte:
 2,  123, (
das
12,  123, (
die
1, ,  4,
2
,  3, ; vgl. .
Syntagmen:
m. abstellen / (nicht) ansehen / ausreuten / begeren / fordern / heischen / gebieten / nemen
(z. B.
von becken / pfaffen
gesagt)
/ schicken, jm
. (z. B.
dem richter
)
m. bringen / loben
;
m
. (Subj.)
schweigen, klaffen machen, nicht helfen, das reich kränken, gewalt in der bulschaft haben, lautere augen machen
(ironisch);
sich der m. enthalten / müssigen
;
sich an m. keren, durch m. hoch aufsteigen, durch m. (nicht) kiesen / wanken, etw. durch m. zulassen, jn. durch m. behausen, jm. durch m. zu leid werden, sich durch m. in etw. abwenden lassen, durch m. seine sache dahin bringen, das [...], js. (gottes) namen in m. verunreinigen
;
mit m. etw. erdenken, sich mit m. verlaufen
›verirren‹,
jn. (die amptleute) mit m. loben, mit m. recht überschenken
›aufheben‹ (ütr.),
jn. mit m. in zwietracht bringen, etw. um m. (nicht) sagen / offenbaren, jn
. (die
Juden
)
um m. in seinem gebiet halten, jn. um m. willen ausstossen, jm. von m. überhelfen, von m. ein urteil fällen / geben, etw. von m. willen verhalten, von m. wegen etw. erkaufen, sich vor m. hüten
;
m. eines gutes
;
die böse / grosse / schwache / verargte m.
;
unangesehen miete
(formelhaft);
gabe der m
. (gen. explicativus);
gesaz wieder m.
Wortbildungen:
mietegerend
,
mietgabe
,
mietgebung
(dazu bdv.:  1),
mietlon
1 ›als Bestechung aufgefaßter Lohn‹ (a. 1500),
mietnemer
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
e dat de vorsten keysen, so scolen se sweren ob den hilligen, dat se duͦrch lip noch duͦrch leit noch duͦrch mite des guͦtes, daz in gegeben | oder geheyzen si, nicht keysen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 7, 11
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
nieman darf des denken,
|
daz er mit siner miete din recht müge überschenken.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
si
[
Maria
]
ist an uns sundirn stete,
|
si enwenkit nicht durch mete.
Köbler, Ref. Franckenfort
27, 5
(
Mainz
1509
):
Forma des eydts. Ich. M. schwere das ich in diser sachen niemandt zu lieb oder zu leid / noch vmb miedt oder gab / oder von forcht wegen / [...] / sunder allein die warheit [...] sagen / offenbare͂ / vñ mit nichts verschwyge͂ woͤl.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Mieth. Gab. Schenck. Mietgab. Bestechung.
Eggers, Psalter
26, 6
(
thür.
,
1378
):
vñ gab sinen scacz nicht zcu wuchere vn̄ nye genam cheyne mite
[Luther 1545, Ps. 15, 5:
Geschencke
]
ober di vnschuldigen.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
8a, 9
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Dev ãder minne haizzet vnd ist ain miet gerndev minne dirre minn avgen stende nevr zv dem lon.
Gille u. a., M. Beheim
234, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ich main der snoden juden diet,
|
die ir umb pose gab und miet
|
enthaltt in euerem gepiett,
|
den ir gebent mer freyung
|
Und gwalt denn ir den cristen gebt.
Köbler, Ref. Nürnberg
132, 20
(
Nürnb.
1484
):
vnd das nit zeuerhallteñ. weder võ frewntschaft. lieb. oder neids. vorcht. gab. od’ myet. noch keinerlay ander bewegung wille͂.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Miet, gæb und grosse schenki
|
Tuot das rich ser und übel krenken.
Mit miet und gar grossen gaben
|
Muos man die amptlüt all laben.
Lemmer, Brant. Narrensch.
46, 59
(
Basel
1494
):
Do mā hant schmyerung gern vff nymt
|
Vnd dar durch duͦt vil das nit zymbt
|
Myet / früntschafft / all worheyt vmb kert.
Spanier, Murner. Narrenb.
27, 48
(
Straßb.
1512
):
Sy kynnendt yetz ein fundt erdencken,
|
Mit gaben, mietten, grossen schencken
|
Thuͦmherren pfruͤndt eim kindt erwerben.
Ebd.
82, 98
:
Ein frummer roͤmer sol sich schemen,
|
Gaben / mieten, gelt zuͦ nemen!
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
do si
[
stat Bern
]
von [...] dem grafen von Saffoy, um ira verdienst nit muͤt, sunder friheit hiesch und erlangt.
Ebd.
5, 155, 32
:
so lostind wir nit deren hern dieneren, die uns under der gstalt des glowens mit muͤten und gaben understond in zwîtracht zebringen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Largitio, Reyliche schenkung / gunst zuͦ erlangen / miet gæbung.
Maaler (
Zürich
1561
):
Gesatz wider Miett vnd gaaben oder pension nem͂en.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Man chert sich nit an myeten,
|
Man richt dem h
e
ren, als dem knecht,
|
Darfür hilfft chaines pitten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1534
):
hat er gesagt, er wolle hinweckreiten, er woll dannest nit darbei sein [...], wann er hat miet und gab von pfaffen eingenomen.
Ebd. (
1513
/
4
):
da brach auf ir grosse puͤberei, daß sie sich solcher gebraucht hett mit kuplen, mit kindt zuͦ verteidigen, mit schanck, miet und gab einnemen und mit gelt ausleihen.
wie diser Jacob Herbrott der ölter durch miet und gab also hoch aufgestigen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Merck wie gab und miet gewalt hond und fürgang in der buͦlschafft.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wê der verfluochten hirten, si sint mietnemer.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ze hof durch chainer miete gab
|
Wolt er dem rat nich prechen ab.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Ez mag nyemant zewg sein, der tail an dem gût hat, da er zewg vmb sein sol, vnd die mit emphangen habent, oder dem man myet gelobt hat.
Klein, Oswald
112, 80
(
oobd.
,
1438
):
durch recht verloufft sich mange diet
|
mit urtail, rëten, gab und miet.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
da man in nötiget umb ander übeltat, widerredt, sprach, das er es dem hertzog zu laid geredt hiet durch miet, die im hertzog Welf von Swaben darumb geben het.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
nymbt ainer die gab in sein hende so er guote werch thuot vmb zeitlichen nutz. Dauon got spricht. Jr vnrainigt meinen nom in ewren myetten.
Kollnig, Weist. Schriesh.
230, 33
;
Laufs, Reichskammergo.
162, 12
;
278, 36
;
v. Groote, Muskatblut ;
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Barack, a. a. O. ;
V. Anshelm. a. a. O.
5, 247, 17
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
UB Zug
2487, 8, 4
;
Kottinger, Ruffs Etter Heini ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
674, 13
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
257, 27
;
Österley, Steinhöwels Äsop ;
Primisser, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Bauer, Imitatio Haller
99, 16
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›Geschenk, wie es bei freundschaftlichen Begegnungen üblich ist‹; auch: ›Kosten‹.
Bedeutungsverwandte:
, , (
der
), (
die
1, ,  1, ,  2,  3.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1563
):
Ir [fraw] arme freund kan er nicht ab-
|
Kommen teglich an miet und gab.
Roloff, Brant. Tsp. Widmung
54
(
Straßb.
1554
):
ir mein günstiger Herr / des freüntlicher will und gunst mir lieber ist / weder vil ander miet und gaben.
Klein, Oswald
41, 43
(
oobd.
,
1428
):
sölcher miett
|
und eer ward nie den freunden mein erwachet.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
377, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Hector im gab zue miett ein schönes schwerte;
|
Ayax der pat in aines frids.
3.
›Bezahlung, Lohn für geleistete Dienste unterschiedlichster Art (z. B. für das Überbringen einer Botschaft, für eine erbrachte Arbeit, für ein Verbrechen, für einen Mord, eine Schandtat, die Ausführung eines Racheaktes)‹.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Henschel u. a., Heidin
1291
(
nobd.
,
um 1300
):
Er
[
bote
]
sprach dv
[
grave
]
w’der kriste | Ein miete soltu mir geben.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
95, 26
(
nobd.
,
1409
):
wer es aber, das er icht mite dovon
[
begraben
]
neme, die sal er einem voyt zu Hoenburg das dritteil geben.
Schib, H. Stockar
156, 33
(
halem.
,
1520
/
9
):
[
ich
]
bin zu vyl ergüdyg gesin mit schenkan, mit drinkgelt gein, mit miett und gaben den antwars lüttan.
Sappler, H. Kaufringer
20, 14
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
nun vindt man oft ain tummen man.
|
der sich nimpt ze reden an
|
das wort und will ain vorsprech sein
|
und nimpt die miet darumb ein.
|
der doch nicht vil reden kan.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ir widerlegt mit reicher myett,
|
Was ich eüch ye gedienen kund.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Es hett ain pawr feintschafft wider ain andern pawrn, der gab myett aim poͤsen waller, [...], ain michel gellt, das er im sein haws verprennen solt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne die ir miet und ir gâb enpfangen habent, kümpt ain wolf under diu schâf, sô vliehent si.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der schanden miet sam um ein pon
|
Enphieng er nie sam um ein har.
Er hat den solt mortleicher miet
|
Mit grozzem jamer funden.
Weber, Füetrer. Poyt.
22, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ER iach: „Isst das du richest
|
mich an dem vaigen man
|
vnnd sein gewallt im prichest,
|
gar all sein hab solltu zu miete han“.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
354, 5
;
4.
›für die zeitweilige Überlassung einer Fahrhabe (z. B. von Arbeitstieren, Schiffen) oder eines liegenden Gutes zu zahlender Betrag (meist in Geld)‹; als Metonymie: ›das entsprechende Rechtsverhältnis‹.
Gehäuft nrddt. / md.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
(
die
1, , .
Wortbildungen:
mietman
(Pl.
mietleute
) ›Pächter, Bewirtschafter eines Gutes‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
310, 13
(
preuß.
,
1434
):
Bachmann 25 m. czum kumfftigen jare get die miete us.
Ebd.
507, 19
:
12 kue, 1 ochse. iezlich weynman hat eine ku czu mitte.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 272, 37
(
preuß.
,
1416
):
[alle czinse] sal man mit nuwem gelde beczalen, und derglich hausczinse adir mitte.
Ebd.
307, 32
(
1417
):
alle miten sullen gescheen mit neuwen gelde.
Ebd.
5, 561, 16
(
preuß.
,
1514
):
denselben tag sall ain iglicher amptman in eigener personn alda erscheynen geschickt, eynen idern burger, handtwercker, budner ader mittleutte, die do auff zinsze sietzen, [...] mit seinem namen auffzeichnen, vleiszigklichen anhoren, wie reich und hoch sich ein ider selbst schatzt.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
287, 3
(
preuß.
,
1412
):
18 m. Niclos Rudolff vom Elbing czu myte von czwen schiffen. dy man von im gemytet hat.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Hab nur drinn [im Hauß] gwohnt diß jar zur mith.
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
222, 30
(
omd.
,
1456
):
Hat Peter Crussche alz eyn mytman in Peter Metczners erbe gesessen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
74, 12
(
thür.
,
1474
):
unde her yr auch dy mythe selbist bestalt hat
(›sie außerhalb des Hauses eingemietet hat‹).
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1485
):
die solgud in unser stad zcum Saltze haben unnde das zcu huwre unde miethe usthun.
Lippert, UB Lübben
2, 205b, 27
(
osächs.
,
1523
):
7 ‰ ar. g. vom pferde ghen Franckfort zur mite gegeben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
181, 7
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Und hat ein jeder gewercke macht, in den kauf oder mite zue treten vor einen frembden.
Müller, Stadtr. Ravensb.
196, 2
(
oschwäb.
,
1387
):
was von vele ist, daz mag man wol umb zins und umb miet lihen.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 50, 43
(
oobd.
,
1496
):
mer haben wir sie begabt vnd gefreyt [...], an allen vnser mytten, zollen vnd vngelt gantz frey.