gift,
meist sowie
die
;-Ø/–
, auch das
der
;-(e)s/–
.1.
›Gabe, Geschenk jedweder Art und jedweden Zwecks‹; im einzelnen:a) ›aus Freundschaft o. ä. ohne den Blick auf eine Gegenleistung gegebene Zuwendung‹.
Syntagmen:
eine g. tun, bestehen lassen, jm
. (z. B. der frauen
) eine g. bieten
; die g. ab / aufgehaben sein
; der g. verschmähen, nicht verschulden
›keine Gegenleistung erbringen‹; etw. durch g. tun, vor g. gülte kürn
; die reiche g
.b) ›Schenkung, Stiftung, Vermächtnis als sozial- oder rechtsrelevante Handlung‹; sie vollzieht sich je nach Anlaß, Absicht und sozialer bzw. rechtlicher Situation in unterschiedlichen Formen, sie betrifft Geldsummen, wirtschaftliche Einheiten (z. B. Güter), Einkünfte, Rechte, die von einer Person an eine andere (oft: verwandte) Person, ein Kloster o. ä. übertragen werden; ˹als Metonymien: ›die Schenkung als materielle Substanz‹; vereinzelt auch: ›Dokument, Inhalt, Wortlaut des Schenkungsvertrages‹ sowie: ›Übergabe der Schenkungsurkunde‹˺.
Rechts- und Wirtschaftstexte, auch Chroniken.
Syntagmen:
die / eine g. aufrichten / empfangen / bestetigen / geben / haben / halten / verzeichnen, (jm.) eine g. tun, jm. eine g. kennen
›zuerkennen‹, eine g. in js. hand geben
; die g
. (Subj.) bestehen, unverbrüchlich verleiben, etw. ausweisen, jm. folgen, an jn. fallen, jm. nicht schaden, über ein erbe geschehen
; sich der g. verzeihen
; etw. in giften verrichten, etw. mit giften beweren, seine gunst zu einer g. geben
; die g. des briefes / hauses / zeltes, der müle
; die keiserliche / rechte / redliche / testamentarische / unmächtige g
.; in giftes weise
.Wortbildungen:
giftbrief
giften
giftherre
giftung
2
1, 4; 6; 8), giftweise
c) ›e. P. oder einer sozialen oder rechtlichen Handlungseinheit mit der Absicht der Vorteilsgewinnung oder Bestechung gemachtes Geschenk‹; oft in Formeln mit synonymischen oder gegensätzlichen Bestandteilen gebraucht:
gabe
2, liebe, freundschaft, magschaft, sipschaft, gunst
4; 6; 7 einerseits, has
1; 2, neid
andererseits.Älteres und mittleres Frnhd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
gift und / oder gabe
o. ä.Syntagmen:
g. nemen
; jn. ane g. beleihen, sich
[einer Organisation, z. B. der stat / ritterschaft
] durch g. freundlich machen, sich mit giften verkeren lassen, mit giften beleiten, das [...], sonder g. urteil sprechen, etw. durch / um g. lassen, jn. um g. für dem anderen fürdern, j
. (z. B. der richter
) vor g. hüten, jn. zu einer g. dringen
; die unrechte g
.d) ›Gebühr, Abgabe‹.
e) ›Gnadengabe, Gnadengeschenk Gottes an die Menschen‹.
Älteres und mittleres Frnhd.; meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
etw
. (Subj.) eine g. bedeuten
; die g. e. S
. (Gen.) zuversicht sein
; aus g. etw. sagen, der welt mit g. etw. geben
; die g. der minne
(gen. objectivus), ˹des heiligen geistes, gottes
˺ (jeweils mehrfach, gen. subjectivus), des geistlichen samen
; die süsse / volle g
.Belegblock:
Zu a):
Alle giffte und gabe eyns zwischen des anderen freunde als an Ringen, kleinothen, [...], sollen alles ab und auffgehaben sein.
Den Tag wollen wir beschließen | in vertrauter Einigkeit | und bei euren reichen Giften | eine neue Freundschaft stiften.
der kus, den man git zun handen, | den tut man durch eren stifte | durch genaden und durch gifte.
vrunt, dat wer zo vil gegeven, | Der giffte en kund ich niet verschulden.
den armen soltu gutlichen zu sprechen, noch in aller diner gift ensoldu sie niht betruben mit keiner hande bosen worte.
du zaig uns den slangen, | der wart erhangen | für all sunder gift
[›ohne Gegenleistung‹]
an dem krewz altersaine.Zu b):
so ist der vilgenante herre kompthur von stad an in gyffte dis briffes zcu unsirm hern homeister gerethen.
Swellich erbe nicht zuͦ sinen tagen komen ist, deme ne schadet de gift nicht, de man hat getan.
dem kennen wir gebot und verbot, stock und bloich, fund und fank, wiltfank, halsbant, klockenklank, gift und trift, post, galg und rat.
Und werden in disser neuer ordnong die felle erzelt, warin das jus fisci stat hab, als was in testament, codicilln, giften ad pios usus den armen und in die ehre gottes [...] verricht worden.
dy wile das gut vor gerichte nicht vorgeben wirt, unde dy gift iar unde tag beste.
Eß ist beredt unnd vorthedingeth [...], also daz sie oren fryen hoff Rona [...], halb zcwentzigk jar nacheynnander volgende nach gifft dieser tzedeln vorlassen habenn dem ersamen man Apeln Tufel.
vn̄ [dy ersam vrowe] hat sich [...], vngetwungin vn̄ vmbetrogin, [...], vorczegin allir gyft.
wannen ich bei solchem geschefte und giftung [...] geinwertig gewest bin.
donoch schiere kam er gen Rome und bestetegete alle die gift, di sin vater künig Pipin sant Peter het gegeben.
wer es da daz yeman, [...], den selben clostern keinrehande guͦt gebe oder mahte, es were in selegeretes oder in giftes wise, es wer pfenninggelt, korngelt, wingelt.
und [ich] han die obgenant gift beidú des huses und der múli dem obgenanten Niclausen von Holdern ze des spitalz handen uf geben vor gerihte.
Küther, a. a. O.
212, 9
; Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
83, 4
; Leisi, Thurg. UB
8, 545, 6
; Hauber, UB Heiligkr. ;
Shess. Wb.
2, 1358
; ‒
Vgl. ferner s. v. .Zu c):
duͦrch daz sûlen sich de richtere hûten vor vnrechter gift.
ich sorge, sie liessen sich ouch verkeren of umb dreuwunge of mit giften.
der sendscheffenayd: [...], schwere ich, [...] soll recht urtheil sprechen [...] den armen als den reichen und dass sunder gifft oder gaff, hass oder neyd.
und [Ich] will das nit lassen nach umb lieb nach umb leid, nach umb gifft oder gaben, nach umb einige verwandtnuss oder freundschafft.
Hette wir [...] den von Blankenhain [...] zcuͦ cheine gelobede, eyden oder gift gedrungen, des han wir sie ledig geseyt.
das keiner umb gift, gaben oder geschenk willen fur dem andern gefürdert [...] werde.
Zu d):
Zu e):
Die siben herhorn in der schrift | Beduten die sibenvalden gift | Des heiligen geistes.
Diz was ein wunderlich stift | Von unserm herren und ein gift | Des geistlichen samen.
Desin gouben habe wir gestifft | von der gnade und von der gifft | dez heilgen geystes.
Vier edelheit saget uns die schrift | uz voller gift
[hier: ›Gnade‹].
sant Augustinus spricht, ,daz der minne gift ist zvͦversicht zitlicher dingen‘.
2.
steht mit genitivus explicativus für den Inhalt des genitivischen Ausdrucks, z. B. der schrift gift
›die Schrift‹, der sünde gift
›die Sünde‹.Belegblock:
daz er [menschlîch vlîz] rûche pflegin | der pflanzin, dî in nûwir stift | brengen rîchir vruchte gift.
do er [tiefel] des menschen klaid | Mitt siner falschen worten gifft | Im baradÿs des ersten stifft.
wann dw phaffen phenning | nement fuͤr der sunten gift.
das kainer müg genesen, | wer inn der sünde gifft | tödlichen wirt erfunden.
3.
›Vergiftung, Vergabe von Gift‹.Belegblock:
wan es was in den selben ziten, do daz geschell waz von der gift
(Bezug auf die den Juden unterstellte Vergiftung der Brunnen).
uf den driten tag Meien, [...], ist nit on argwon gifts, gehlingen in sinem her gestorben der [...] sighaftist fuͤrst.
4.
›Gift, Tod bringender oder Krankheit hervorrufender Stoff, wie er z. B. in Pflanzen, in der Giftdrüse von Schlangen, in Mineralien vorkommt, jm. / e. S. zum Schaden wirkt oder gezielt zur Schädigung eingesetzt wird‹; vereinzelt auch Tendenz zu ›(giftige) Arznei‹; oft im Orientierungsfeld mit 2, 1
3, 1, , 1 gebraucht.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Syntagmen:
g. anrichten / machen / kaufen / brauchen / eingeben / eingiessen /
[wohin] giessen / herausziehen / meiden / essen / trinken / spüren
, [wo] finden, in jn. giften / stiften, im ring haben, in der frucht finden, aus der blume / rose saugen, vom leibe treiben, von jm. bringen / trüben, jm. g. fürlegen / zustellen
, (von Pfanzen und Substanzen gesagt:) g. in sich haben
; g
. (Subj.) tödlich, die mutter der krankheit sein, jn. kränken, den leib durchhitzen, jm. ein ende geben, im honig oft g. verborgen liegen
; j. jm. eine g. sein, den wein als eine g. fliehen, etw. böser dan g. sein
; g. eine arnei finden, jn. hinrichten, den leib durchdringen
; der g
. (Gen.) entpfinden, teilhaftig sein
; der g
. (Dat.) wiederstehen
; blei nimmer ane g. sein, die ratzen durch g. vertreiben, etw. für
›gegen‹ g. essen, kraft für
›gegen‹ die g. geben, etw. gut für
›gegen‹ die g. sein, mit g. umgehen, den trank, wein, das süsse mit g. vermischen, jn. mit g. töten / beschädigen, vom leben zum tod bringen, das leben mit g. verderben, von g. einen pfeil machen, etw
. (Subj). von einer g. erretten, sich vor g. fürchten, honig der spinne zu g. werden, die spinne etw
. (z. B. die frucht
) zu g. verkeren
; die g. menstrui, des schwanzes
(der Schlange) / pulfers, der schlangen / würme
; die grimmige / kräftige / menstruosische / meuchelmörderische / schädliche starke / teuflische / todbringende / tödliche g
.; salbe für
›gegen‹ die g
.Wortbildungen:
giftarznei
giftbereiter
giftbeschwerer
2
1; 2; 3), giftblater
giften
alten Trachen
)‹, gifter
giftesser
giftfresser
giftgällig
giftgällige
giftkoch
giftmacher
giftnemer
giftpfeil
giftpulfer
giftroche
giftsak
gifttragen
gifttrager
giftwort
Stackmann
), giftwurz
giftzeichen
giftzunge
Belegblock:
die groben sewe und esel, Juristen und Sophisten, [...], die haben aus dieser schonen rosen solche gifft gesogen.
der Enthusiasmus, [...] von dem alten Trachen jnn sie [Adam, seine Kinder] gestifftet und gegifftet.
Tod / Jch wil dir eine Gift sein.
Ich wil E. G. ein Gifft zustellen, [...], Das hat die Krafft an sich, Wann ichs nur an jhre Kleider köndte bringen [...], so müste sie vnd die frucht beiderseits vmbkommen.
Als die Gifftwurtz in unserm Land / | Spannisch Scorzonera genant.
Ebd.
213, 5180
: Mit einem harten spitzen Schnabel / | Mit Hechts zeen / vnd gifftzungen gabel / | Oben fahlschwartz / vnten gehl bleich / | Sahe dem leibhafften Teuffel gleich
[vom
Haselwurm gesagt].
Ebd.
575, 2176
: Daselbst kont man die grossen Ratzen / | Weder durch Gifft / oder durch Katzen / | Vertreiben.
Ebd.
654, 4631
: die aus noth ins Wasser lieffen / | Wordn todt geworffen aus den Schiffen / | Odr mit dem Giffpulver geblendt.
so muß einer der ein verraͤhter / todtschlaͤger / ehebrecher vnd gifftbereiter / so vnredtlich nit sein / weyl [...].
die [maget] gab nach der schrifte | giftwort, ouch sehen uf gahen tot
[Lit. zum Motiv: a. a. O., Bd. 2, zur Textstelle].
Gifftnemer, Venenat‘ [...] qui recipit venenu͂.
so die kinder mit gifft oder in anderwyse sich vnderstunden das leben irer Eltern zuuerderben.
derselbig Rock [...] was der tugennt / wer jne anntruge / dem mocht weder durch Kraut oder sunst Gifft / vergeben werden.
Arsenicum hat vil gifft inn jm.
gifft bereyter [...] die gifft zubereyt / oder verkeufft.
nam sie ir für, iren ehemann mit gifft, daß sie im in die nasen mit eim rhor blasen, tödten wolte.
Jch [Die Erste Materia] bin der Drach / dann von dem Leib | Den toͤdlichn Gifft hinweg ich treib.
der winter sprach, er verzeret und vernutzet alle frücht und vertribe alle gifttragende würme.
Hannibal [...] hatte Gifft in einem Ringe / das sogk er.
sÿ wissen nicht, das offt Jn süssem honige, gar starcke gifft vorborgen leÿtt.
Was diesen schnoͤden leib betrifft / | Wird nichts an jhm als stanck vnd gifft.
die [schlange] sich kan verwandelen in einen engel des liechts und under der besten gestalt die ,ergisten gift‘ eingiesen.
Welche geschwer nachend souil toͤdlichs giffts außgissen / das sich auch ein grawen den anschawendenn zufuͤgen moͤchte.
Der heylig Hieronymus gepeut einer Christlichen jungkfrawen / das der wein jr als ein gifft zu fliehen sey.
Die Sicherheit wider dem Gifft wird gemahlet in Gestalt einer bejahrten Weibesperson.
do komen doͤrt her fúr vier neiss fúnf verruͦchter harscher, [...] und sprachen, der boͤs múnch weri ein gifttrager; wan es was in den selben ziten, do daz geschell waz von der gift.
daz er hat einen grossen buͦchsak. der ist vol dero giftseklin und vil guldinr, die er und der orden von den Juden hein enpfangen, uf daz daz er dis mort volbringe.
Do nam der zoͮberer vnd múschet ein ander trang vil mit kreftiger gift.
Die gifft krenckt weib und man.
sollen sie, die herrn doctores [...] dhainen verdachten personen dhainerlai gift, oppriment oder ander treibende arznei, dardurch jemandts schaden zuͦgefüegt oder die gepürt vertriben werden möcht, geben lassen.
ir das wol erkent, welchs gift die muter sei der krankheit.
merke auf die art der giftzeichen mercurii, nachfolgend die zeichen arsenici.
wie sich erhebt der basiliscus aus dem gift menstrui des weibes, also erhebt sich auch die pestis im menschen von solchem menstruosischen gift.
Vnd stelten do selbest armbrust vnd bleyden. vnd feúrpfeile. vnd geschoß. vnd gifft pfeyle.
als der natürlichen bluͦme͂ geschicht so dar vß ein vff sitzende byn yr hung vß sugt. vnd die spin dz gift.
Ob man in [schlang] woͤrmt ald zartet schon, | Noch mag er nit sin gifften lon.
Jch meyn das drechly vnd das schlenglin, | Das mit dem gifft vermischt den win.
Jn disen monaten sol man nit essen lattich / koͤl vnd papeln / wann sie haben eyter vnd gifft in inen zuͦ diser zcyt.
Pharmacotrophi, Gifft esser.
Wan als die bÿ des bluͦmen frucht | Verkert in hunges suͤsse zucht, | Also verkert och die spinne | Ze gifft das sú findet dar inne.
Der gifter und pestelenzmacher sind vil zuͦ Jenf und do um, werden ouch iro vil tödt.
Gifft (das) [...] Toͤdtlich oder schaͤdlich Gifft. [...]. Gifft von einem treyben. [...]. Giftgaͤllig. Biliosus. Gifftroche / Angelfisch. Pastinaca marina.
gifft Arzney / f. Contre-poison.
welchermassen die kaiserlich Majestat herzog Sigmunden mit gift vom leben zum tod zu bringen sich understanden.
Mit was weissem Brot wilt du das verborgen gifft eingeben. Zu vil getruncken ist ein toͤdlich gifft. [...]. Gifft findt man nicht inn armer Leuth Kuchen. [...]. Kein gifft so toͤdtlich / daß nicht ein Artzney finde [...]. Was kan die Rose darzu / das jr suͤsses Honig der Spinnen zu gifft wirdt? Wilt du gifft meiden / so setze dich zu keiner Schlangen.
Veneficus vorgift mecher [...] eyn vorgifftiger [...] gift macher.
er hett von starcker gift gemacht ain pfeil, | damit schoss er zer versen in behende.
Do sprachen sein ärtzt, sy wolten die gift mit der gotz hilf wol von im pringen.
Auicenna: Nuͤsse gessen mit feygen vnd rauten ist gut fuͤr alle gyfft.
Luther, WA ;
v. Ingen, Zesen Rosenw.
67, 21
; Belkin u. a., a. a. O.
116, 1
; Jahr, H. v. Mügeln
1881
; Thiele, Minner. II,
9, 53
; Rohland, Schäden
418
; Goldammer, Paracelsus
4, 248, 5
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
10, 41
; Piirainen, Stadtr. Sillein
109b, 39
; West, Dasypodius. 1989, S.
310
; Bremer, Voc. opt.
46013
; Schmitt, a. a. O.
364, 13
; 5.
›dem Gift verglichene Bösartigkeit, Boshaftigkeit, üble, Verderben bringende Charakterhaltung und entsprechende Handlung im Umfeld von 3, 2, 1
3, , , 2
, 1; 2, , 1
krieg
1; 2, neid
1, plage, pestilenz
2, , 1; 2, tod
3; 4 (mehrfach)‹; Ütr. zu 4; die Verbreitung von gift
5 wird dem Sünder, dem religiösen Verführer, in einer Vielzahl von Belegen den Vertretern gegnerischer Konfessionen und deren Lehre (von seiten der Protestanten den Katholiken und Wiedertäufern, von katholischer Seite den Protestanten), mehrfach auch Frauen zugeschrieben; am ehesten an diesen Bedeutungsansatz anschließbar die (auch reimbedingte) Verwendung als Verwahrformel: sonder gift
.Gewisse Beleghäufung in Texten der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
g. speien / abwenden / schepfen / predigen / wecken / vertreiben, jm. g. ausreden / schenken, g. im herzen tragen, auf jn. lassen, die ewige g. empfangen / vertreiben
; j
. (z. B. die frau
) eine g. im hause sein, die gespielschaft, falsche lere jm. eine g. sein
; js. g. der welt gram sein
; die sele der g. hol
›frei‹ werden, jn. der g. vol schütten, js. herz vol g. sein
; jm. durch g. den sin verlämen, jn. mit g. beschmeissen / spenen, seine worte mit g. verkaufen, sich mit eigener g. vergiften
; die bedekte / böse / eigene / ewige / innerliche / lautere / scharfe / schändliche / subtile / süsse / tödliche / üble / verborgene g
.; ˹die g. des mordes / neides / zornes, falscher lere, des evangelii Luthers
˺, jeweils genitivus explicativus, des teufels, der verleumdung
; g. im busen
; das herz voller g
.Wortbildungen:
giftblaser
giftbuch
giftfunke
giftküchlein
giftprediger
giftstul
gifttragerin
giftung
Belegblock:
so ist dann das hertz vol gift und gotslesterung.
ich [Luther] habe dieser gifft bücher nicht alle gesehen
(bezogen auf eine Schrift Karlstadts).
da der Mensch [...] sich lesst voll schuͤtten der suͤssen gifft, der falschen Lere.
Nicht, das jch sorge, Keiserliche Maiestat werde solchen gifftblasern folgen und solchen unbillichen Krieg anfahen, Sondern, das jch das meine nicht verseumen und allenthalben auff alle ebentheur mein gewissen entschuͤldigt und unbeschweret erhalten wil.
wie bey und umb euch die Widderteuffer auch gern herein schleichen und die unsern mit jrer gifft beschmeissen wolten.
Das ich die Muͤncherey wol mug nennen [...] ein Hellisch gifft kuͤchlin.
drumb so ist der Bapst ein gifftprediger und sitzt in einem gifftigen stuel.
do predigt er [Bapst] mir mein gifft und todt. Drum wird es ein gifftstuel genant.
sie [falsche Propheten] speyen toͤdtliche Gifft mit jhren Pestilentzischen Zungen.
[der
Adamant]
ist guͦt wider die vnsinnigkeyt / vnd für die vngezempten thier / wider krieg / hader vnd gifft / anlauff der fantasei vnd boͤsen geists. Wizzet daz man in der schrift | Di engel nennet sunder gyft | Gotes sune.
des zornes flamm weckt mordes gift.
ein boshaftig weypp beweist sich frúntlich vnd tregt gifft Jm hertzen vorborgenn.
Bedackte gifft in schoner lere mit auffgeblasenn / [...] worten furgeben.
so ist doch sein Hertz voller Gall vnd Gifft / Denn sie stimmeten in der Religion nicht zusammen.
Neid tobe / [...] / und wuͤte / | Laß deinen Gifft nur auff uns hier.
mit gallen, gifft und arger nar | sy [valendin] ire chinder spennet.
Ebd.
173, 122
: sein hercz ist voller gallen. | Sein czung mit gifftung under mist.
Dar um get hin, enpfacht die ewig gifft!
(›als Lohn, Gabe gedachte Verdammung‹)
. die gift falscher lere, die er lang in dem hertzen getragen [...] hette.
Dem artzat
[V. 50:
Jhesus Christ]
sag wir billich danck | Der unns vertraib die ewig gifft. Alteu junchfraw ist ein gift / Iedem haus.
das der giffttfunck lang jn jnn glegen / lies sich wol sechen by zwej spilen / so jr / Berner / burger machtend vom bapst und priesterschaft / gar hoch damit schmechend alle geystlichkeytt.
das die sel der gift würt hol. | darzuo aller rainigkait vol.
Jnnerlicher gifft ist schaͤdlicher / denn der auswendige an der Haut. [...]. Ein glaubiges Gebet ist ein koͤstlich Rauchwerck / daß alle Teuffel vnd gifft vertreibt. Fried ohn warheit ist nur Gifft. Gifft vnd fewer im͂ Busen tragen bringt rewen.
der ainem weib die haut abfildt, | [...] | noch künd man si nicht machen zam, | ir üble gifft ist aller werlde gram.
Lappenberg, Fleming. Ged. ;
Perez, Dietzin
1, 40, 10
; Dietrich. Summaria
24r, 5
; Goldammer, Paracelsus
3, 282, 6
; Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 31, 2
; Anderson u. a., a. a. O.
23, 4, 12
.